Wo sind die wahren Schätze???

  • Hallo Leute!!


    Theophilus hat mich indirekt auf die Idee für diesen Thread gebracht.


    Denn ich hab mal wieder eine kleine Theorie, die da lautet:


    Die wahren Meisterwerken eines großen Komponisten, sind die eher unbekannten Werke!! :jubel: :jubel: :jubel:


    Ich versuche mal, diese Theorie zu begründen. Die meisten Menschen kennen Mozart. Die meisten von ihnen kennen die Jupitersymphonie, Die kleine Nachtmusik, Die Zauberflöte, das Rondo alla Turca, und noch die späteren Opern.
    Aber wenn man sich intensiver mit Mozart beschäftigt, wird schnell merken, dass die wahren Schätze die der breiten Masse unbekannten Werke sind: z.B. La finta semplice KV51, Die Divertimenti 136-138, Symphonie nr. 29 KV201 u.a.
    Natürlich ist das auch bei vielen anderen Komponisten so.
    Rossinis Barbier von Sevilla ist gut, aber gegen La Cenerentola, Signor Bruschino und Semiramide kommt er nicht an.
    ich könnte noch viele andere Beispiele nennen, aber will euch jetz einmal zu Wort kommen lassen.


    Bin gespannt auf eure Antworten.


    Mfg Joschi

  • Hallo


    Ich glaube nicht, dass sich diese Theorie generell aufrecht erhalten lässt, zu sagen, dass die wahren Meisterwerke eines Komponisten die unbekannten Werke sind. Ich denke, dass sich sicherlich in einem umfangreichen Oeuvre eines Komponisten wie Beethoven etliche Stücke finden, die nicht zu den "Hits" gehören, aber trotzdem Meisterwerke sind.
    Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass Beethoven als der größte Komponist aller Zeiten angesehen würde, wenn er nicht unter anderem Fidelio, die 3.,5., und neunte Sinfonie und einige ganz wesentliche kammermusikalische Stücke geschrieben hätte.
    Diese Stücke setzen sich im Prinzip auch nach einem gewissen, ich sag mal "Erfolgsdarwinismus" durch, sozusagen "survival for the best". Natürlich kann dabei mal ein Meisterwerk durch das Raster der Aufmerksamkeit fallen, aber im Endeffekt sind die bekanntesten Werke meistens auch die besten.


    Insgesamt halte ich die Frage nach den "wahren Schätzen" eines Komponisten für sehr schwer zu beantworten, weil ja Geschmäcker grundverschieden sein können.
    Wenn jemand beispielsweise Die Feen für Wagners größte Oper halten will, kann man ihm das ja auch nicht wirklich widerlegen.


    Gruß, flo

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

  • Naja bei Beethoven trifft die Theorie nicht ganz zu.


    Aber man sollte die Komponisten nicht auf die bekanntesten Werke beschränken. Bei Mozart kann ich nur sagen, auch die bekannteren sind absolute Meisterwerke. :jubel: :jubel:


    Mfg Joschi

  • Du hast vollkommen recht, man sollte die Komponisten nicht auf ihre Meisterwerke beschränken. Aber auf der anderen Seite sollte man die Meisterwerke auch als solche betrachten und nicht zu Gunsten von irgendwelchen Gelegenheits- oder unbekannteren Werken der Komponisten vernachlässigen.


    Übrigens denke ich persönlich, dass selbst das "schlechteste" Werk Beethovens noch ein hervorragendes Werk ist, es gibt nichts richtig schlechtes von ihm. Auch wenn manchmal die Schönheit von Beethovens Spätwerk in Frage gezogen wird, der geniale Geist, der dahinter steht, ist wohl über jeden Zweifel erhaben.


    Gruß, flo

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

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  • Die "große Fuge", die Bagatellen für Klavier op. 126 und die letzten Streichquartette.


    zum Verständnis: Nicht ich stelle die Schönheit dieser Musik in Frage, ich habe nur in verschiedenen Klassikmagazinen derartige Kommentare gelesen


    Gruß

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

  • Hallo


    wie ich in meinem anderen Thread (Verdi's vergessene Juwelen - über die frühen Opern von Verdi) schon geschrieben habe, welches aber ein Schattendasein fristet, kann ich Basilio zum grössten Teil nur beipflichten.


    Aber es gibt auch etliche Komponisten, von denen wirklich nur die bekannten Werke auch uneingeschränkt hörenswert sind. Oftmals, wenn ich unbekanntes durchforste, muss ich im Nachhinein zugeben, dass man klar hört, warum diese Werke nie gross rausgekommen sind. Beispiele dazu kennt sicher jeder selber.


    Gruss
    Christoph

    Über Geschmack kann man - aber muss man nicht streiten!

  • Salut,


    also ich finde schon, dass Don Basilio in gewissem Sinne Recht hat, was Mozart betrifft [andere Komponisten kann und will ich nicht be- bzw. verurteilen]. Mozart hat sehr viele Auftragswerke geschrieben, die dem "gusto" des Auftraggebers resp. dessen Publikum zu gefallen hatten [dies war bei anderen Komponisten bestimmt eben so]. Der private Mozart ist jedoch ein ganz anderer. Ich will damit nicht sagen, dass diese nun zu "Auftragswerken" degradierten Kompositionen keine Miesterwerke an sich sind, aber besonders finde ich z.B. das Rondo a-moll KV 511 vom 11. März 1787, für das es weder einen Anlass noch irgend einen Anhaltspunkt gibt. Mozart hat es rein für sich komponiert, wie auch das Adagio in h-moll KV 540. Diese Stücke sind für mich die besonders wertvollen Meisterwerke, weil sie direkt von der Seele durch die Hände aufs Papier geflossen sind...


    Manchmal ist es auch einfach so, lieber Basilio, daß man so eine Art "Helfersyndrom" entwickelt und bewußt die weniger beliebten Werke genau deswegen meint lieben zu müssen... [womit ich Dir ja Recht gebe - ich tue es selbst].


    Cordialement,
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Die wahren Meisterwerken eines großen Komponisten, sind die eher unbekannten Werke!!


    Ich halte nichts von einer Schubladeneinteilung in Meisterwerk und Nicht-Meisterwerk. Und zwar weil jeder etwas andere Favoriten hat. Bestes Beispiel bei dir, Joschi, die Carmen. Alle Welt jubelt das Stück in den Himmel, du findest es bis auf einzelne Teile langweilig.


    Das Argument, dass viele Menschen das als solches empfinden, oder dass sich Werke über Generationen hinweg gehalten haben, bzw. nach eine Phase des Vergessens wiederentdeckt und seit dem als Meisterwerk erkannt wurden, spielt für mich selbst nur eine untergeordnete Rolle. Ich kann mich an der gesammelte Erfahrung der Vergangenheit nur messen, ob ich zur selben Einschätzung komme oder nicht. Aber dem blind vertrauen, das kann ich nicht.


    Und noch eins, um ein Werk überhaupt als Meisterwerk bezeichnen zu können, muß man nicht nur das Werk selbst kennen, sondern auch die Werke, von denen es sich angeblich qualitativ abhebt. Ich kann schließlich auch nicht behaupten, ein Pils schmecke besser als ein Weizen, wenn ich Weizen noch nie probiert habe.


    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -