Unterschätzte Genies

  • Hallo,
    überschätzte komponisten gibt es meiner meinung nach einige; was ist aber mit den vielen, vielen unterschätzten genies und meistern? wen zählt ihr dazu?
    ich z.b. frank bridge, einen der bedeutendsten (englischen) komponisten des 20.jhds.
    unvergleichlich z.b. seine werke: enter spring, oration (für cello u. orch.), phantasm (klavier u. orch), a willow grows aslant a brook, rebus, summer, the sea (alle f. orch.). auch die kammermusik ist größtenteils grandios. die lieder dafür weniger. alles in allem ein komponist, den man entdecken MUSS! als einstieg sind die chandos-aufnahmen von hickox zu empfehlen, obwohl es bessere einzelausgaben gibt (handley für the sea z.b.)

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo Klingsor!


    Ich zähle dazu Paisiello (der erste Barbier von Sevilla, Don Chischiotte(Wow!!)), Joseph Martin Kraus (seine Sinfonia da Chiesa ist einfach grandios)
    Johann Gottlieb Naumann (klavierkonzerte) u.a., aber mehr fallen mir auf die Schnelle nicht ein!!


    Mfg Joschi


    PS: Johann Christian Bach, Reinhard Keiser, Johann Joseph Fux auch noch, aber ich werd vielleicht eigene Threads starten, weiss ich aber noch nicht

  • hallo, du scheinst also ein fan des 18.jhds. zu sein ....ja, da gibt es tatsächlich einige.
    keiser zähle ich auf jeden fall dazu. aber auch vranitzky, ich hatte eine außerordentlich inspirierte symphonie im radio gehört (wohl eine der chandos-barmert-aufnahmen). weißt du näheres?

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo,


    Mit dem Wort "Genie" wird derzeit, wie ich finde, ein wenig inflationär umgegangen, ebendo wie mit "Experten". So ist heutzutage fast jeder der eine CD richtig in den Player einlegen kann oder den Einschltknopf beim Computer betätigen kann ein Experte oder ein "Profi"


    Aber natürlich gibt es Komponistgen, die derzeit verkannt werden, oder genauer gesagt, sie entsprechen nicht dem derzeitigen Zeitgeschmack.
    Zu Lebeiten waren sie oft höher eingeschätzt, als die heute als "Genie" gefeierten.


    Solch einer war beispielsweise Salieri. Er brauchte nicht, wie immer behauptet wurde, auf Mozart "neidisch" sein, denn er war mindestens ebenso berühmt, wenn nicht gar berühmter.


    Persönlich finde ich auch Ferdinand Ries unterschätzt. Er schrieb Sinfonien, die von allem was je geschrieben wurde, jenen von Ludwig von Beethoven am ähnlichsten sind. Es wird hier nicht der Anspruch erhoben sie wären gleichwertig, lediglich es gäbe eine relativ hohe oberflächliche Ähnlichkeit, etwas, das Ludwig van Beethoven selbst bestätigte.


    Ich suche gar nicht nach "Genialem", aber es liegen etliche Werke einst hochangsehener Komponisten brach, die wirklich hörenswert wären.
    Spontan fallen mir die Namen Kozeluch, Rosetti, Vanhal, Vranicky, Hummel, Czerny,Heller, Raff und Rubinstein ein. Mit den andern verschone ich Euch (noch!!), das werden sowieso extra Threads im Laufe der Zeit. Eine wunderschöne Seite - "Vergessene Komponisten" - von Kai Czepicka- hat vor einigen Monaten ihren Betrieb eingestellt. Kai meinte, er würde versuchen, sie zu gegebener Zeit wiederzubeleben, aber derzeit schaut es in dieser Hinsicht eher düster aus.


    Bin gespannt, welche Komponisten IHR für unterschätzt haltet.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo


    Wahrscheinlich eine überraschende Antwort, aber: Für mich wird Anton Dvorak noch weitgehend unterschätzt bzw. übergangen.
    Damit meine ich, dass sich die hierzulande bekannten Kompositionen Dvoraks im wesentlichen auf die letzten 3 Symphonien, die slawischen Tänze, das Cellokonzert, evtl. noch das letzte Streichquartett und das Dumky-Trio beschränken.


    Seine Opern, seine Klaviermusik, etliche Kammermusikwerke oder auch die symphonischen Dichtungen verdienen meiner Meinung nach wesentlich mehr Beachtung.


    Okay, Dvorak ist immerhin noch ein Begriff, im Gegensatz zu manch anderem Komponist, der möglicherweise zu Unrecht vergessen wurde. Sein Schicksal teilt er meines Erachtens beispielsweise mit Berlioz (nach der Symphonie Fantastique wird das Repertoire auch dünn) und Bizet (Carmen und dann?)


    Aus aktuellem Anlass möchte ich auch noch eine Lanze für Hummel brechen, der ein paar geniale Klavierwerke als musikalischen Brückenschlag zwischen Mozart und Chopin hinterlassen hat, die heute leider vergessen sind.


    Gruß, flo

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

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  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Solch einer war beispielsweise Salieri. Er brauchte nicht, wie immer behauptet wurde, auf Mozart "neidisch" sein, denn er war mindestens ebenso berühmt, wenn nicht gar berühmter.


    Das ist allerdings nur ein mögliches Motiv für Neid!!!!


    Vielleicht unterschätzt man auch Frescobaldi!
    Habe ehrlich gesagt noch keins seiner Werke gehört!

  • Nun was Komponisten aus dem Barock anbelangt so werden ja immer noch nur die drei Großen als Genies akzeptiert:


    Bach - Händel - Vivaldi


    Fortgeschrittenen zählen eventuell auch noch Purcell, Corelli und Monteverdi dazu das wars dann wohl.


    90% aller großen Komponisten dieser Zeit werden mit übelster Geringschätzung betrachtete, sei es wegen ihrer Position in einer Hofkapelle (Gebrauchsmusik) oder wegen ihrem auschweifenden Leben, oder wegen der Epoche im allgemeinen.


    Die Liste wäre unglaublich lang alle großen Meister dieser Zeit aufzuzählen die nicht beachtet werden, bzw. nur als Fußnoten der Musikgeschichte angesehen werden.
    Deshalb versuche ich ja auf diesem Forum diese großen Künstler populärer zu machen, ob mir das gelingt weiß ich nicht.


    Aber daß viele Musikhörer so große Kopmonisten wie Jean Baptiste Lully, Girolamo Frescobaldi, Alessandro Scarlatti, Francois Couperin, Agostino Steffani, John Blow, Juan Hidalgo, Antoni Bertali, Johann Heinrich Schmelzer, Heinrich Ignaz FRanz von Biber, Jean Philippe Rameau, Pietro Antoni Cesti, Antonio Caldara usw.
    nur vom Hörensagen kennen macht mich nur noch traurig


    ;(;(;(;(

  • Hallo klingsor,


    ich halte Robert Schumann für das meistunterschätzte Genie.


    Diese Aussage wird wohl bei vielen auf Unverständnis stoßen, ist doch Schumann gleichzeitig ein sehr beliebter Komponist. Aber ich denke, man kann beliebt sein auch ohne daß die Genialität überhaupt im Ansatz erkannt wird. Wer kennt schon die Klaviersonaten, das Klavierquintett, die Streichquartette? Nun, wir sind hier in einem Spezialistenforum, da ist die Frage vielleicht etwas deplaziert. Aber ich glaube, daß 95 Prozent der Klassikfans Schumanns genialste Werke nicht kennen bzw. nicht so würdigen, wie sie es verdient hätten.


    So, jetzt wird der Widerspruch auf mich niederprasseln... :D



    Gruß
    Heinz

  • Salut,


    die Frage nach dem „Genie“ ist ja hier im Forum bereits vielfach diskutiert worden; letztlich bleibt es doch wohl auch eine subjektive Einstufung einer Person, die durch ein gewisses hohes Aufkommen an Duplizität dann doch „objektiv“ wird. Zu den ganz großen Genies – außer den namhaft bekannten – zähle ich persönlich natürlich Franz Xaver Süßmayr: Seine Requiem-Ergänzung [...-vervollständigung, wie auch immer] hat sich als einzige über mehr als 200 Jahre gehalten und alle anderen Versuche ausgestochen! Und das ist schon genial... Und nicht nur das: Süßmayr hat auch selbst sehr wertvolle Werke komponiert; schließlich war er Schüler Mozarts und – nach dessen Tod – Salieris: Das hat deutliche Spuren in seinen Werken hinterlassen. Ich hatte bereits einen Süßmayr-Thread gestartet, dort ist auch ein vollständiges Klangbeispiel der Ouverture zu seiner Oper „Der Spiegel von Arkadien“ [der Zauberflöte zweiter Theil] hinterlegt.


    „Uterschätzte Genies“ kann es in meinem Denken eigentlich nicht geben: Denn nur Genies, die als solche erkannt und berühmt geworden sind, sind auch solche. Nun mag es sein, dass sich der Zeitgeist ändert und ggfs. die Auffassung dessen, was genau ein Genie ausmacht. So werden heute viele Genies „gefunden“ – letztlich handelt es sich jedoch „nur“ um das Ausgraben von Zeitgenossen der heute als Genies bekannten Komponisten. Dazu zählen natürlich Pavel Vranicky [Paul Wranitzki], Leopold Kozeluch, Jan Dismas Zelenka, [Vorname??] Cimarosa, Johann Christian Bach, François Dévienne, Joseph Martin Kraus [Sinfonie funêbre, Opern], Martín y Soler, Juan Crisóstomo de Arriaga, Antonio Rosetti [Franz Anton Rö(s)sler] und... und... und... also sind doch alle Komponisten „Genies“... ?


    „Moderne Genies“ – das ist wieder ein ganz anderes Thema und kann mit den „klassischen“ nicht so ganz verglichen werden, weil die Grundlage eine andere ist. Karl-Heinz Stockhausen z.B. gilt als Genie und er hat auch alle Anwandlungen, die man einem solchen Genie zuspricht – außer der einen, dass zumindest ich mit seiner Musik nichts anfangen kann [und das auch nicht vorhabe]. Eine seiner Töchter erzählte z.B. neulich, dass ihre Mutter malte, während er „schuf“. Keiner der beiden Elternteile hatte je Zeit für das Kind... so war auch ihr Interesse an den Künsten der Eltern entsprechend gering. Zu gering – so dass K.-H. Stockhausen diese Tochter aus seinem Leben verbannte: er strich komplett aus allen zu veröffentlichen Texte die Existenz dieser Tochter heraus... ist das nun genial?


    Hingegen werden viele berühmte Komponisten selten bis gar nicht als "Genies" betitelt... Gustav Mahler, Ludwig van Beethoven, Franz Schubert, Georg Friedrich Händel...


    Warum ist nun ausgerechnet ein Mozart ein Genie, ein Händel jedoch nicht...?


    Genie ist, wenn man’s nicht merkt...


    Cordialement,
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Also ich möcht da sowohl dem Lullisten als auch Heinz widersprechen.


    Es ist ja, obwohl es nicht so scheint, in keiner Weise so, daß das Kennen der Namen, aber Negieren der Werke im Konzertbetrieb ein Phänomen der Borockmusik ist.


    Heute werden ja sowohl Haydn (=verzopft) , Mozart (=süsslich, nicht dramatisch) aus auch Schubert (= weniger radikal als Beeethoven), auch wnn es noch kaum jemand auszusprechen wagt, zusehends aus dem öffentlichen Musikbewusstsein verdrängt.


    Schumann beliebt ? Kann ich mir ehrlich gesagt nichtt vorstellen.
    Es umweht ihn ein Hauch von "altväterlich", seine Lieder erreichen nicht jenen Beliebtheitsgrad jener von Schubert, (wobei sich deren Beliebtheit eigentlich auf 2 Zyklen und einige Einzellieder beschränkt)


    Ich würde sagen, die derzeitge Mainstream- Musikszene ist derzeit auf


    Bach-Bruckner-Brahms-Mahler-Bartok-Strawinsky-Schostakowitsch


    fixiert. Die Moderne erleidet ein ähnliche Schicksal, wie die "alte Musik" - lediglich mit dem Unterschied, daß hier der Widerwille, diese Musik zu hören noch ausgeprägter ist.


    Ich weiß, daß auch diese Aussagen provokant sind, aber sie sind nur gering übertrieben.


    Ich hab mir lange die Frage gestellt, warum die Threads über Haydn-Sinfonien hier, in einem Klassikforum auf so wenig Resonanz stossen (ich meinehier relativ zu seiner eigentlichen Bedeutung)


    Schließlich wurd mir klar, daß es daran lieg, daß etliche die besprochenen Sinfonien gar nicht besitzen, bzw nicht einmal kennen !!


    Das ist fürwahr keine Schande, betrachtet man einmal das Angebot auf diesem Sektor. Die meisten geplanten Gesamtaufnahmen wurden eingestellt, bzw gestrichen. Die sogenannten Majors haben von den 104 (105, wenn man die Sinfonia Concertante dazurechnet) nur einen Bruchteil im Programm.


    Das war jetzt bitte kein Gejammere, sondern lediglich eine Bestandaufnahme.


    Auf der anderen Seite wird weniger bekannten Komponisten mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als noch vor einigen Jahren.
    So war in meiner frühesten Jugend, Vivaldi , sieht man von den "Jahreszeiten" mal ab kaim wesentlich bekannter als Lully oder Salieri es heute sind....Daß er auch Opern geschrieben hat - wer weiß das heute schon ?


    Freundliche Grüße


    aus Wien


    Alfred


    D

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Zitat

    Ulli schrieb


    Karl-Heinz Stockhausen z.B. gilt als Genie


    Ich glaube, das kann man so nicht sagen.


    Stockhausen hält sich selbst für ein Genie - aber was beweist das, außer daß er über ein gesundes (?) Selbstbewußtsein verfügt :P

  • hallo, heinz, das ist zwar nur rein subkektiv: aber ich halte schumann für einen der allerallergrößten komponisten, ein musikalisches urgestein und 'riesen'genie. und ich finde, es gibt kaum etwas überflüssiges, was er geschrieben hat, wenn natürlich auch nicht alles die gleiche höhe haben kann.


    daüber hinaus halte ich auch mendelssohn für erheblich unterschätzt.


    insgesamt bezog sich aber der threat auf komponisten, die wirklich kaum jemand kennt und das ist bezogen auf schumann zum glück nicht der fall.

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

    Einmal editiert, zuletzt von klingsor ()

  • Salut,


    @Alfred: Ich denke, das "Problem" der Haydn-Sinfonien ist einfach ihr Anzahl. Wer kennt schon alle 104 oder mehr Sinfonien namentlich [sofern vorhanden] oder wer kann sie vorsummen? Das ist einfach überwältigend viel... ich würde mich glücklich schätzen, eine brillante Gesamtausgabe der Sinfonien in meinem CD-Schrank zu haben, dann hätte ich alle Hände und Ohren voll zu tun...


    Ähnliche Problematik ergibt sich auch mit Haydns [83 - ist hier nicht das Thema] Streichquartetten.


    Es gibt aber dennoch solche Projekte, die von Erfolg gekrönt waren und sind: Walter Lessing vom damaligen SWF2 hatte beispielsweise in einem Zyklus allwöchentlich zwei Sinfonien Haydn's auf atemberaubende Weise vorgestellt; immer mit ausführlichem textlichem Hintergrund - leider ist es mir damals nicht gelungen, jede dieser Sendungen zu hören.


    Russell Davies projektiert gerade den "Haydn-Spaß" in Stuttgart: alle Sinfonien - jedoch ist der zeitliche Rahmen etwas überdimensional [ich weiß es nicht genau, aber pro Saison zwei Sinfonien oder so ähnlich].


    Die Haydn-Sinfonien sind jede einzeln betrachtet ein Geniestreich für sich: Keine ist wie die andere, abgesehen von dem Faktum der langsamen Einleitung, welches später als unverkennbares Merkmal obligatorisch wurde.


    [Ich hätte das jetzt besser in den Haydn-Thread schreiben sollen :rolleyes: ]


    Heinz: Mag sein, aber die Tochter berichtete, dass auch andere [also seine "Jünger"] ihn als Genie bezeichnen. Ob sein Selbstbewusstsein so gesund ist, kann ich aufgrund der geschilderten Tatsachen nicht gerade bestätigen. Jedenfalls hat er ausreichend davon... aber das allein macht noch keine Genie aus, oder?


    Wie wär's mal mit einem Thread Überschätzte Genies ?


    Cordialement,
    Ulli

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  • „Unterschätzte Genies“ kann es in meinem Denken eigentlich nicht geben: Denn nur Genies, die als solche erkannt und berühmt geworden sind, sind auch solche."


    hallo,ulli, das sehe ich nicht so. was hat denn genie-sein mit bekannt-sein zu tun? möchte nicht wissen, wie viele verkannte großartige komponisten es gegeben hat und wie vuiele kompositionsschätze verloren gegangen oder nie aufgeführt worden sind.

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

    2 Mal editiert, zuletzt von klingsor ()

  • Zitat

    Original von klingsor


    hallo,ulli, das sehe ich nicht so. was hat denn genie-sein mit bekannt-sein zu tun? möchte nicht wissen, wie viele verkannte großartige komponisten es gegeben hat und wie vuiele kompositionsschätze verloren gegangen oder nie aufgeführt worden sind.


    Salut, klingsor,


    ich habe befürchtet, dass diese Frage kommt und stehe nun wirklich da, wie ein Ochs vor dem Berg... aber ich schäme mich deswegen nicht: Ich kann die Aussage nur sehr schwer umschreiben. Ich versuche es dennoch:


    Wie ich bereits weiter oben berichtete, ist die Bezeichnung "Genie" meiner Ansicht nach eine menschliche "Erfindung", also eine subjektive Einstufung [denn letztlich - ich schrieb dies auch bereits im Bewusstsein um meine von Dir kritisierte Aussage - ist doch jeder Komponist eine Genie]. Diese kann erst dann geschehen, wenn das "Genie" entdeckt wird. Insofern deckt sich meine Aussage mit der Deinen. Es besteht kein Zweifel daran, dass noch viele "geniale" Musik in irgendwelchen Archiven schlummert und darauf wartet, endlich entdeckt zu werden. Ich denke ein "Genie" macht aus, dass es zu Lebzeiten entdeckt und als solches anerkannt wird. Das erst macht die ganze Sache interessant...


    Cordialement,
    Ulli


    Kleiner Tip [anklicken]

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  • Also das ist völlig unrichtig.


    Als der Erfinder der Lokalanästesie sein Präparat erklären wollte, wurde er verlacht.


    Soviel zum Thema "verkanntes Genie"


    Gruß aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Also das ist völlig unrichtig.


    Auf was bezogen?


    Grüße,
    Ulli

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  • hallo, ulli,


    ja, die sprache ist der sprache feind .... man müßte immer erst alles genau definieren, bevor man diskutiert. dennoch kann ich deine ansicht nicht teilen, daß ein genie zu lebzeiten erkannt werden muß, um ein genie zu sein. das hieße z.b. das mozart oder schubert kein genies gewesen seien, da sie zur damaligen zeit nur von recht wenigen als solche erkannt wurden.


    ich wollte mit meinem geniebegriff nur jemanden bezeichnen, dem ich eine großartige schöpferische, über das normalmenschliche komponistenmaß herausragende - oder, um es pathetisch zu sagen : 'heilige' kraft zumesse. das natürlich jeder andere maßstäbe anlegt, ist mir klar.


    und, ob jeder komponist per se, ein genie ist, wage ich zu bezweifeln. aber, wie gesagt, alles ist natürlich definitionssache.


    ich hoffe, ich habe mir jetzt nicht alles bei dir verdorben und schweige hiermit still :stumm:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Salut,


    klingsor: Mit mir sich etwas zu verderben, dazu braucht es weitaus mehr [manchmal aber auch nur ganz furchtbar wenig] :D


    Aber immerhin scheinst Du mit mir d'accord zu sein, dass ein "Genie" Ansichtssache, also eine subjektive Feststellung, ist.


    @the rest of the world:


    Albert Einstein hat zum Beispiel in einem Interview [irgendwo habe ich das hier bereits einmal geschrieben] gesagt, dass der ganze Rummel um sein Genie völliger Blödsinn ist. Schließlich habe er ja die Relativitätstheorie nicht erfunden, sondern lediglich bemerkt, dass es sie gibt.


    Demzufolge könnte man ja eigentlich alle Genies vergessen: Technisch wäre es zumindest theoretisch denkbar, einen PC mit allen Noten, Instrumenten, Lautstärken, Abstufungen usw. zu füttern und alle 1^unendlichen Kombinationsmöglichkeiten durchrechnen zu lassen... irgendwann einmal käme da auch die Jupitersinfonie heraus.


    Cordialement,
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat

    Demzufolge könnte man ja eigentlich alle Genies vergessen: Technisch wäre es zumindest theoretisch denkbar, einen PC mit allen Noten, Instrumenten, Lautstärken, Abstufungen usw. zu füttern und alle 1^unendlichen Kombinationsmöglichkeiten durchrechnen zu lassen... irgendwann einmal käme da auch die Jupitersinfonie heraus


    Ich habe mal nachgedacht, ob die Großen Meisterwerke alle mit ende der Erde vernichtet wären, und bin zu erinem ähnlichen Schluß gekommen.


    Lediglich benötigt mein These keine Computer dafür.
    Die Jupitersinfone (nur um beim Beispiel zu bleiben,- gilt für allle Werke)
    ist EINE mögliche Notenkombination. Man muß sie nur hörbar machen.
    Somit ist sie EIGENTLICH latent immer schon vorhanden gewesen, und de facto unzerstörbar.....


    Aber nun Verlassen wir schon den Boden dieses Forums...


    LG
    aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • hallo, ulli,
    ich glaube, wir könnten hier noch lange (und sicherlich sehr kontrovers) diskutieren, ein super spannendes thema finde ich, aber ich denke, das medium versagt hier leider, schade!!!!
    so sage ich nun mit der weisheit vorletzter schluß: alle ist relativ :]
    und ob nun gerade die jupitersymphonie so genial ist .... :] :stumm:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Zitat

    Somit ist sie EIGENTLICH latent immer schon vorhanden gewesen, und de facto unzerstörbar.....


    Salut,


    Alfred, weißt Du eigentlich, dass diese Deine Aussage U N - H E I M - L I C H beruhigend ist?


    Was habe ich mir früher [als Jüngling] für Sorgen gemacht für den Fall, daß die Welt untergeht! Die Menschen waren mir immer ziemlich egal... aber die Kunstwerke - ich darf gar nicht an diese Albträume denken, die ich hatte...


    Grüße, Ulli

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  • verzeiht mir, aber ich finde, daß dieser thread doch eine recht 'philosophische' wendung bekommen hat. deshalb ein weiterer versuch, auf den boden der tatsachen zurückzukommen :D


    wie sieht es mit karl amadeus hartmann aus, ein m.e. großartiger, vollkommen zu unrecht vernachlässigter sinfoniker. gibt es hier fans von ihm?

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Zitat

    Original von klingsor


    und ob nun gerade die jupitersymphonie so genial ist ....


    Was für eine Frage... !? Die Jupitersinfonie ist überhaupt ein Meilenstein in der Geschichte der Sinfonik, wenn Du dann bei gelegentlichem Interesse mal den entsprechenden Thread zur Jupitersinfonie aufsuchen möchtest... :yes:


    Und was die Philosophie in diesem Thread anbelangt, so war die sicherlich nicht beabsichtigt. Trotzdem möchte ich nochmals abschließend festhalten, dass ich Alfred für diesen "kleinen Tip" auf ewig dankbar sein werde!


    Cordialement,
    Ulli

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  • lieber ulli, da hast du (leider) die smilies beim zitat vergessen. die hätten den richtigen weg gewiesen: eine etwas ironische, advocatus diaboli getriebene zustimmung ... ich reagiere bei dem begriff 'juptersymphonie' immer etwas allergisch (persönliche erfahrungen), obwohl sie natürlich graaaandios ist, insbesondere der langsame satz!!!!! finde aber die 40. noch besser und bedeutsamer.... also, volle zustimmung zu deiner meinung


    leider nicht zustimmen kann ich der meinung von alfred, obwohl ich den gedankengang superspannend finde. dennoch halte ich diesen für entschieden zu 'esoterisch'. doch mi fehlen zu dieser stunde die worte, dies eloquent und philosphisch auszudeuten. ich wünschte mir es selbst anders: aber, brutal ausgedrückt; 'weg ist weg', 'erstört ist zerstört' und 'tot ist tot', da schwimmt nichts mehr im jenseits.... (leider, leider nicht)
    . so, nun habe ich es mir mit allen vermasselt :wacky: :stumm:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

    Einmal editiert, zuletzt von klingsor ()

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  • Salut,


    pardon, ich muss jetzt doch noch mal dazwischenphilosophieren:


    Ist es nicht so, dass Gustav Holst als Erster [?] die Planeten, also in gewissem Sinne das Weltall, in Musik gesetzt hat? Und dass im Barock und der Klassik die Götter [welche im Altertum Platzhalterfunktion für die Planeten hatten] in Opern besungen wurden? Und nicht von ungefähr heißt die Jupiter-Sinfonie Jupiter-Sinfonie [die Salomon-Story bleibt jetzt mal außen vor] und sie verwendet auch noch im vierten Satz das „Credo“. Es gibt ihn also doch: den nicht immer ganz klar erkennbaren, aber unzweifelhaft starken Zusammenhang zwischen dem Universum und der Musik.


    Dann stellt sich noch die Frage, ob ein Gegenstand, der "weggebeamt" [also atmonisiert] und "wiederhergebeamt" [Synthese] wurde, der selbe oder lediglich der gleiche Gegenstand ist.


    So, jetzt ist aber Schluß!


    Cordialement,
    Ulli

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  • Zitat

    so, nun hab ichs mir wohl mit allen verscherzt :wacky: :stumm:


    Wohl kaum. Da Du die Bemerkung mit der Juptersinfonie , Smilleeys hie oder her (ich stze auch gern Smileys, wenn ich jemanden grade tödlich getroffen zu haben hoffe :P ) unbeschadet überlebt hast, kann nicht mehr viiel passieren, meine ich :D


    Philosophische Betrachtungen sind schwer zu widerlegen und veralten IMO auch nicht, es sei denn man kann eines Tages das Gegenteil beweisen.Davon ist man aber heute noch Lichtjahre entfernt. Bei allen Theorien weiß man bis heute nicht mal eindeutig ob unser Zeit endlos ist (ein Gedankengang , dem ich anhänge) oder nicht. Hier käme eigenartigerweise wieder die Religion ins Spiel ("ER der nie begonnen, er der immer war- ewig ist und waltet - sein wird immerdar)


    Aber sollte an solchen Themen ein Allgemeines Interesse bestehen, so kann ein eigenes Unterforum eingerichtet werden. Allerdings würde ich dort einen PW Schutz einrichten, damit AUSSCHLIESSLICH Mitglieder, die im Musikteil genügend posten würden, dort mitmachen könnten.


    Aber wahrscheinlich iost solch ein Themenkreis sowieso keine gute idee...


    Gruß aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • hallo, ulli, auch jetzt zum letzten mal :rolleyes: ich verstehe zwar nicht den zusammenhang deiner antwort mit dem von mir gesagtem (vielleicht lags auch an mir), aber mit dem, was du eben sagtest, bin ich generell VOLLKOMMEN d'accord!!!!!!!! :]

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

    Einmal editiert, zuletzt von klingsor ()

  • hallo, alfred, mit dem, was du über die widerlegbarkeit schreibst, hastdu recht, das dachte ich mir auch und änderte deswegen meine antwort. ich glaube, du hast noch meine ältere fassung gelesen ... generell, ein spannendes thema!!!

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    klingsor

  • Einer der, für mich, am meisten zu unrecht vergessenen Komponisten ist Jacques Fromental Halèvy. Seine Opern ( insbesondere "La Juive" ) kann man getrost als die Vorbilder aller späteren großen Opernkomponisten hernehmen ( z.B. Richard Wagner der im 2. Finale des Tristan ein Thema aus "La Juive" "kopiert" )


    Aufnahmetipp:


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