Dukas Zauberlehrling

  • Hallo allerseits,


    Ich bin auf der Suche nach einer Aufnahme von Paul Dukas' Zauberlehrling - einerseits für meine eigene Sammlung und andererseits weil ich immer auf der Suche bin nach Stücken, mit denen ich klassische Musik meinen kleinen Nichten und Neffen näherbringen kann. Mein Gammophone Guide empfiehlt zum Zauberlehrling eine Aufnahme mit den Berliner Philharmonikern unter Levine. Aber diese CD hat als "Füller" die Orgelsymphonie von Saint-Saens, und die habe ich mir gerade erst in der Aufnahme mit Munch bestellt - gleich doppelt möchte ich sie eigentlich nicht haben X( X( X( (ich weiss dass diese Einstellung mit wachsender Klassiksammlung irgendwann abnehmen wird, aber so weit bin ich noch nicht :D :D :D ).


    Bei Amazon sehe ich dass die am häufigsten verkaufte Aufnahme dieses Werks eine dieser "Klassik für Kinder" Aufnahmen mit "kindgerechten" Erläuterungen ist:



    Aber da habe ich doch erhebliche Zweifel, ob so was mein Fall ist - erstens lege ich Wert auf eine musikalisch hochwertige Aufnahme (muss ich das Deutsche Symphonieorchester Berlin bzw. Gerd Albrecht kennen?) und zweitens habe ich so ein bisschen dass Gefühl, dass hier eine eigentlich unverschämt kurze Aufnahme durch Dazwischengelaber auf CD-Länge gestreckt wird. Und das mit den Erläuterungen zu dem Bezug zu Goethes Gedicht würde ich eigentlich lieber selbst übernehmen.


    Deshalb würde mich interessieren ob hier vielleicht jemand schon die obige Aufnahme gehört hat und etwas dazu sagen kann, ob sie empfehlenswert ist oder nicht. Kann mir jemand eine Alternative zu der Aufname mit Levine empfehlen(mit oder ohne Erläuterungen)?


    Wäre für eure Hilfe wie immer dankbar


    Gruß


    katlow

  • Hallo katlow,


    für den Zauberlehrling für Junge und Junggebliebene ist wohl die DVD Fantasia von Walt Disney das Non-Plus-Ultra (der Zauberlehrling ist wohl der berühmteste Musik-Zeichentrickfilm aller Zeiten; gespielt wird unter Leopold Stokowsky).

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Katlow,


    In den Augen des heutigen Publikums ist Programm-Musik, und dazu zählt der Zaubertlehring, nicht uinbedingt etwas erstklassiges, und so sieht auch die Diskographie dieses Werks aus (Auch ich habe keine CD davon in meiner Sammling, aber das ändere ich)


    Die großen Stars sind diesem Werk mehrheitlich ausgewichen.


    ES gibt zwar eine Aufnahme unter Ansermet, leider aber aus dem Jahre 1953 oder 54, soll heißen Mono.
    Mit dem gleichen Dirigenten gibt es eine Veröffentlichung für "eloquence", leider ist via Internet nicht zu sehen, ob dies eine neuere Aufnahme ist. Eine Möglichkeit des Probehörens besteht bei dieser Veröffentlichung nicht - fürwahr kein gutes Zeichen.


    Ich fand jedoch eine CD unter Armin Jordan, die immerhin ein Volles Dukas-Programm bietet. Das zum Budgetpreis. Es gibt hier eine Kritik
    aus dem Jahre 1985, jedoch dürfte sich die eher auf das Hauptwerk beziehen, der Zauberlehring ist ja der Füller....


    Ein weitere Einspieluing habe ich beim Label Telarc gefunden Jesus Lopez-Cobos dierigiert hier das Cincinnati Sinfonie Orchester. Die Kritik lobt die Aufnahmetechnik in höchsten Tönen.


    Dann findet man noch eine IM recht interessante CD von Berlin Classics unter Heinz Rögner. Hier wurde das Werk mit gleichwertigem gekoppelt, lauter Material, das heute eher links liegen gelassen wird:


    Dukas : Der Zauberlehrling
    Milhaud: La Creation du Monde
    Enescu: Rumänische Rhapsodie Nr. 1
    Saint-Saens:Totentanz
    Falla:Ritual Fire Dance


    RSO Berlin, Heinz Rögner


    9.90 Euro, und IMO eine ganze Menge Musik zum Kennenlernen, die man nicht alle Tage hört.
    Man kann kurz bei jpc hineinhören, sollte sich aber vor Aufen führen, daß die niedrige Übertragungsrate von 32bps die Aufnahme stumpfer klingen lässt, als das auf der CD der Fall sein wird.



    Zuletzt noch dieAntwort auf Frage:
    Muß man Gerd Albrecht kennen ?


    Schaden kann das nie: daher
    Geb 19.7.1935 in Essen


    1963-66 GMD in Lübeck
    1966-73 GMD in Kassel
    1972 Chefdirigent der Deutschen Oper Berlin
    1975 Leiter des Tonhalle Orchesters in Zürich
    1988 GMD in Hamburg
    1991-96 Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie


    Zahlreiche Auszeichnungen seiner Aufnahmen



    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Theophilus


    Ganz genau,
    ich habe auch die Disney-DVD von 1941 und die Aufnahme der DG mit James Levine. Was besseres als Levine kann ich mir nicht vorstellen und die gekoppelte Saint-Saens-Orgelsymohonie ist auch die beste, die ich habe.

  • Zitat

    Original von katlow
    Aber da habe ich doch erhebliche Zweifel, ob so was mein Fall ist - erstens lege ich Wert auf eine musikalisch hochwertige Aufnahme (muss ich das Deutsche Symphonieorchester Berlin bzw. Gerd Albrecht kennen?) ...


    Ich kenne zwar die Aufnahme nicht, bin mir aber sicher, daß sie "musikalisch hochwertig" sein wird.


    Zu Gerd Albrecht hat Alfred bereits einiges geschrieben, ergänzend kann ich hinzu fügen, daß er Vorgänger von Ingo Metzmacher in HH war und sich einen sehr guten Ruf durch seine Arbeit erworben hat.


    Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin ist das umbenannte RSO Berlin, das als Chefdirigenten klangvolle Namen wie Ferenc Fricsay, Lorin Maazel und Riccardo Chailly aufweisen konnte und momentan von Kent Nagano geleitet wird.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Mann, das geht ja heute hier wie's Brezelbacken!


    Vielen Dank für diese Menge an Informationen, das hat mir gleich in mehrfacher Hinsicht weitergeholfen.


    Das Radio-Sinfonieorchester Berlin ist mir natürlich ein Begriff, und jetzt wo Norbert es anspricht, erinnere ich mich sogar daran, irgendwo etwas über die Umbenennung gelesen zu haben (irgendwie habe ich das Gefühl, dass meine spontane Reaktion darauf war: Was soll denn dieser Unfug - das verwirrt doch bloss...). Dementsprechend nehme ich natürlich meine unterschwellige Kritik (Hinterfragung) von Orchester und Dirigent zurück - immerhin war es ja der Bericht über Ferenc Fricsay (und unter anderem das Radio-Sinfonieorchester Berlin) auf Arte gestern abend, der erst den Anstoß zu meinem Interesse an Dukas Zauberlehrling gab. Die Art und Weise, wie Fricsay den Orchestermusikern beschrieb, welchen Ausschnitt aus Goethes Gedicht die jeweils geprobten einzelnen Takte aus dem Zauberlehrling darstellten - und wie er sie dazu brachte, genau dieses Bild durch die Art und Weise wie sie spielten darzustellen, das war unglaublich mitreissend. Wirklich schade, dass nicht mehr von diesen "Klassik-Portraits", von denen anscheinend in den 50er und 60er Jahren eine ganze Anzahl fürs Fernsehen produziert worden sind, mal wieder in voller Länge im TV gezeigt werden!!! Die gestern abend gezeigten Ausschnitte waren jedenfalls absolut faszinierend.


    Dass Dukas' Werk auch in dem Disney-Film Fantasia vorkommt hatte ich schon vermutet nachdem eine Fantasia CD unter den bei Amazon für dieses Stück angezeigten CDs war. Den Film selbst habe ich mit ziemlicher Sicherheit auch irgendwann schon mal gesehen, und den Zauberlehrling damit auch schon gehört, aber irgendwie ist er mir nicht sonderlich im Hirn haften geblieben - ich habe das Gefühl, dass ich die Zeichentrick-Umsetzung des von mir geliebten Goethe-Gedichtes eher blasphemisch fand. :D


    Jedenfalls haben Eure vielfältigen Tipps zu Aufnahmen den Anstoß gegeben, dass ich meine Order für die Munch-Aufnahme des Orgelkonzerts, die ich erst vorgestern getätigt hatte, erst einmal storniert habe. Thomas Bernhards Empfehlung bezüglich der Levine Aufnahme klingt wirklich sehr überzeugend - da warte ich doch lieber bis zu meinem nächsten Großstadt-mit-einer-anständig-sortierten-Klassikabteilung-Besuch, und höre mir mal ein paar Aufnahmen vergleichend an.


    Merci vielmals allerseits


    katlow

  • Hallihallo,


    ich habe da noch eine kleine Frage. Auf einer anderen Internetseite, die sich klassischer Musik widmet und eher englischen Geschmack bei der Auswahl von Referenzen zeigt, wird neben Levine eine Aufnahme mit Dutoit und dem Montreal Symphony Orchestra als Referenz gehandelt. Wie steht ihr dazu? Auf selbiger Seite wird übrigens Dutoits Aufnahme der Orgelsymphonie ( sehr billig zu haben bei Eloquence)als eine Referenz gehandelt, Levine fehlt, wie auch Barenboim.


    Grüße
    nubar

  • Hallo katlow,


    das die Albrecht-Aufnahme interessant sein könnte, weil hier die Spezialität von Albrecht, die Werke mündlich zu dokumentieren, erfolgt; kann ich mir vorstellen.
    Um aber die Hauptwerke von Dukas zu haben empfehle ich eine andere Zusammenstellung, die auch besser ist als den Zauberlehrling auf einer Saint-Saens-CD als Filler zu haben !


    :) Vom Zauberlehrling gibt es eine Superaufnahme auf APEX für einen Preis von 4,90Euro, die auch andere Hauptwerke von Dukas enthält:
    Symphonie C-dur
    +La Peri; Der Zauberlehring
    Suisse Romande Orchestre, New PO, Armin Jordan

    APEX-CD
    EUR 5,99 bei jpc


    :rolleyes: Diese Telarc-Aufnahme (Alfred hat sie positiv erwähnt) enthält die gleichen Werke, wie auf der APEX-CD, ist auch sehr gut, aber kein Strich besser - kostet aber eine Menge Geld:
    Symphonie C-dur
    +Der Zauberlehrling;La Peri
    Cincinnati SO, Lopez-Cobos
    TELARC-CD
    EUR 20,49 bei jpc


    ;) Da kann man fast 15Euro sparen und hat die gleiche Qualität - ich habe mich für APEX entschieden !!!

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Der Zauberlehrling? Unbedingt hier mal reinhören:



    Chausson: Symphonie op. 20
    +Faure: Pelleas & Melisande;Penelope-Ouvertüre
    +Dukas: Der Zauberlehrling
    Suisse Romande Orchestre, Ansermet


    (Für kleine 4,99 Euro erhältlich und m.E. phantastisch.)


    Gruß, Cosima

  • Liebe Cosima,
    ausser durch zwei Liveaufnahmen des "Zauberlehrlings" und von "Pelleas et Mélisande" mitJean Martonon kenne ich keine spannendere Aufnahme als die mit Ansermet !
    Beste Grüsse
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

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  • Gibt es auch eine Aufnahme, auf der die Musik unterborchen wird, nämlich vom Text der Ballade, die mustergültig vorgetragen wird? In meiner Kindheit hatte ich eine solche Schallplatte mit einmal nur dem Text, einmal mit Musik und Text sowie dann nur die Musik. Ich weiß aber nicht mehr, wer gesprochen und wer dirigiert hat.


    Gibt es auch noch heute so etwas?



    Ps. Ich habe die späte, sehr schöne DENON-Aufnahme mit Jean Fournet, den ich bei Französischer Musik besonders mag (und dessen Peleas & Melisande (Phiips) ich für das Beste Dirigat diser Debussy-Oper überhaupt halte! ).

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Hallo katlow,


    teleton bemängelt zu Recht den Preis der oben genannten Telarc-Aufnahme. Ich möchte sie dennoch empfehlen (sicher bekommt man sie online auch billiger). Die Aufnahmequalität ist phantastisch und die Interpretation lässt keine Wünsche offen. Wenn du also deinen "Großstadt-mit-einer-anständig-sortierten-Klassikabteilung-Besuch" durchführst, könntest du, nein, solltest du auch diese Aufnahme in Betracht ziehen.


    Grüße von Thomas


    (der sich angewöhnt hat, wenn er mit seinen beiden kleinen Söhnen mit der Playmobil-Ritterburg spielt, das obligatorische Ritterturnier mit den Klängen der Fanfare zu eröffnen, mit denen die CD beginnt)

  • Ich hatte bislang zweimal das zweifelhafte Vergnügen, bei einer Aufführung des Zauberlehrlings mitzuspielen. Das Stück ist im Holz wirklich rattenschwer, bei einigen Passagen mußte ich pfuschen, was das Zeug hält.
    Spaß an der Musik hatte ich eigentlich nicht - die musikalische Substanz des Werks ist für meinen Geschmack im Verhältnis zu den technischen Problemen eher dürftig


    Aber ich ziehe meinen Hut vor jedem Holzbläsersatz, in dem exakt das gespielt wird, was in der Partitur steht.


    Im Hinblick auf Klangschönheit der Bläser würde ich die Albrecht-Aufnahme allen anderen hier noch genannten CDs deutlich vorziehen.


    Viele Grüße


    Bernd

  • hallo,
    ich habe eine reihe von einspielungen und halte diejenige unter fricsay für unvergleichlich. dagegen fällt m.m. dir gelobte unter levine leider meilenweit ab (obwohl ich den ansonsten außerordentlich schätze; auch die orgelsymphonie ist nur so lala). so eine detailgenauigkeit, eine brillante schärfe, mitreißendes musizieren habe ich noch nie (außer bei stokowski natürlich) gehört und ich habe vor einige zeit meine ganzen aufnahmen genauestens verglichen..erstaunlich, was sich DA an unterschieden hören läßt ..hätte ich vorher nie vermutet.


    genrell möchte ich sowieso eine lanze für dieses werk brechen, das ich zu dukas' meisterwerken zähle und auch zu den meisterwerken der musikgeschichte. grandiose instrumentation, hervorragende melodische verarbeitung, detailreichtum, mitreißende entwicklungen, witz, charme ...einfach genial ...
    leider leidet das werk an vorurteilen bzgl. des zeichentrickfilms (der ebenso genial ist) oder der 'kinder-klassik-musik-vermarktung'
    ...schade

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo zusammen,


    hatte gar nicht gemerkt, daß es einen thread zu diesem wundervollen Werk gibt 8o
    (Bin momentan in der Planung eines allg. Dukas-threads)


    Zunächst einmal: Der Zauberlehrling ist Programmmusik, ja, aber was für eine!
    Er steht dem Till Eulenspiegel in nichts nach - ich werde es auch noch mal im Dukas-thread erwähnen, wenn auch nicht Dukas bedeutenstes Werk, so dennoch ein Meisterwerk in Symmetrie, Orchestrierung und selbstverständlich in Suggestion.


    Daß der Zauberlehrling seit langem als Musik für Kinder vereinnahmt wird und manchmal fast ausschließlich so behandelt wird kann ich absolut nicht nachvollziehen. Vielleicht ist der Disney-Film da nicht ganz unschuldig...


    Zu den Aufnahmen: Die bei apex erschienene Aufnahme ist sehr gut wegen der Kombi mit La Peri und der großartigen C-Dur-Symphonie. ABER: die Interpretation des Zauberlehrings ist einfach nur lahm. Von Gestaltung einer Dramatik kann hier kaum die Rede sein. Die Euphorie kann ich absolut nicht nachvollziehen. Der Rest ist gut, aber da es hier ja um die Suche nach einer guten Einspielung des "Zauberlehrlings" geht, bin ich der Meinung: Finger weg!


    Charles Munch hat in gewohnter Manier einen sehr aufregenden "Zauberlehrling" hingelegt, brilliant und scharf - an manchen Stellen mir etwas zu gleißend. Aber insgesamt einer der richtig guten Interpretationen dieses Werkes.


    :hello:
    Wulf.


    P.S. Die Telarc-Aufnahme ist beim Zauberlehrling deutlich besser!!!

  • Habe mir gerade wieder einmal die Version von Toscanini mit dem
    NBC Symphony Orchestra angehört: 10.12 min schlank gehaltene Expressivität, die geradelienig nicht wirklich schwingt und auf mich musikalisch gestresst wirkt

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Zitat

    Original von a.b.
    Gibt es auch eine Aufnahme, auf der die Musik unterborchen wird, nämlich vom Text der Ballade, die mustergültig vorgetragen wird? In meiner Kindheit hatte ich eine solche Schallplatte mit einmal nur dem Text, einmal mit Musik und Text sowie dann nur die Musik. Ich weiß aber nicht mehr, wer gesprochen und wer dirigiert hat.


    Gibt es auch noch heute so etwas?


    Was ist denn mit der Albrecht-Aufnahme: Kommentiert er da die Musik musikalisch oder erzählt er von der Ballade oder spricht er die Ballade? Macht er das nett? Ist sie für Kinder empfehlenswert?


    Es gibt sie übrigens inzwischen in einer DG-Ausgabe:

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Hier mal alle wichtigen Infos zu dem Werk:


    Paul Dukas (1865 - 1935)


    L’Apprenti sorcier


    Scherzo d’après une ballade de Goethe



    Deutscher Titel: Der Zauberlehrling
    Entstehung: 1897
    Uraufführung: 18.05.1897, Paris
    Dirigent: Paul Dukas
    Verlag: Edition Durand, Paris
    Dauer: ca. 12 Minuten



    Orchester:


    1 Piccoloflöte, 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 1 Bassklarinette, 3 Fagotte, 1 Kontrafagott


    4 Hörner, 2 Trompeten, 2 Cornets à piston (Kornett), 3 Posaunen


    Pauken, Schlagzeug : Glockenspiel, große Trommel, Triangel, Becken


    1 Harfe


    Streicher





    Über das Werk :


    L’Apprenti sorcier ist außergewöhnlich unter Dukas’ Werken - nicht nur wegen seiner außerordentlichen Beliebtheit, sondern auch deshalb, weil er offenbar ausnahmsweise nie daran gedacht hatte, es zu vernichten. Wie so viele Werke wurde es schnell geschrieben: zwischen Januar und Mai 1897. Das Stück trägt den Untertitel „Sinfonisches Scherzo nach einer Ballade von Goethe“ und ist durch seinen musikalischen Aufbau (Einleitung, Exposition, Entwicklung, Reprise, Koda) wie der Satz einer klassischen Symphonie angelegt.



    Die Handlung kann bei Goethe nachgelesen werden.


    Der Zauberlehrling


    Hat der alte Hexenmeister
    sich doch einmal wegbegeben!
    Und nun sollen seine Geister
    auch nach meinem Willen leben.
    Seine Wort und Werke
    merkt ich und den Brauch,
    und mit Geistesstärke
    tu ich Wunder auch.


    Walle! walle
    Manche Strecke,
    daß, zum Zwecke,
    Wasser fließe
    und mit reichem, vollem Schwalle
    zu dem Bade sich ergieße.


    Und nun komm, du alter Besen!
    Nimm die schlechten Lumpenhüllen;
    bist schon lange Knecht gewesen:
    nun erfülle meinen Willen!
    Auf zwei Beinen stehe,
    oben sei ein Kopf,
    eile nun und gehe
    mit dem Wassertopf!


    Walle! walle
    manche Strecke,
    daß, zum Zwecke,
    Wasser fließe
    und mit reichem, vollem Schwalle
    zu dem Bade sich ergieße.


    Seht, er läuft zum Ufer nieder,
    Wahrlich! ist schon an dem Flusse,
    und mit Blitzesschnelle wieder
    ist er hier mit raschem Gusse.
    Schon zum zweiten Male!
    Wie das Becken schwillt!
    Wie sich jede Schale
    voll mit Wasser füllt!


    Stehe! stehe!
    denn wir haben
    deiner Gaben
    vollgemessen! -
    Ach, ich merk es! Wehe! wehe!
    Hab ich doch das Wort vergessen!


    Ach, das Wort, worauf am Ende
    er das wird, was er gewesen.
    Ach, er läuft und bringt behende!
    Wärst du doch der alte Besen!
    Immer neue Güsse
    bringt er schnell herein,
    Ach! und hundert Flüsse
    stürzen auf mich ein.


    Nein, nicht länger
    kann ichs lassen;
    will ihn fassen.
    Das ist Tücke!
    Ach! nun wird mir immer bänger!
    Welche Mine! welche Blicke!


    O du Ausgeburt der Hölle!
    Soll das ganze Haus ersaufen?
    Seh ich über jede Schwelle
    doch schon Wasserströme laufen.
    Ein verruchter Besen,
    der nicht hören will!
    Stock, der du gewesen,
    steh doch wieder still!


    Willst am Ende
    gar nicht lassen?
    Will dich fassen,
    will dich halten
    und das alte Holz behende
    mit dem scharfen Beile spalten.


    Seht da kommt er schleppend wieder!
    Wie ich mich nur auf dich werfe,
    gleich, o Kobold, liegst du nieder;
    krachend trifft die glatte Schärfe.
    Wahrlich, brav getroffen!
    Seht, er ist entzwei!
    Und nun kann ich hoffen,
    und ich atme frei!


    Wehe! wehe!
    Beide Teile
    stehn in Eile
    schon als Knechte
    völlig fertig in die Höhe!
    Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!


    Und sie laufen! Naß und nässer
    wirds im Saal und auf den Stufen.
    Welch entsetzliches Gewässer!
    Herr und Meister! hör mich rufen! -
    Ach, da kommt der Meister!
    Herr, die Not ist groß!
    Die ich rief, die Geister
    werd ich nun nicht los.


    "In die Ecke,
    Besen, Besen!
    Seids gewesen.
    Denn als Geister
    ruft euch nur zu diesem Zwecke,
    erst hervor der alte Meister:"


    Johann Wolfgang von Goethe



    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Habe vor Jahren mal eine TV-Sendung gesehen, in der Fricsay den Zauberlehrling mit dem RIAS-SO probt. Leider hab ich die noch nicht wiedergefunden.


    Daheim habe ich Ansermet (OSR, positiv solide) und Toscanini (NBC, uncharmant) und natürlich Stokowsky im Film (a bisserl knallig und einiges geht unter).


    Rattle hat das Stück beim Waldbühnenkonzert für meinen Geschmack verschenkt und schlampig abspielen lassen.



    LG,


    Christian

  • Ich mag die zu Beginn des Threads angesprochene Aufnahme (und überhaupt seine ganze Serie von Kinderkonzerten) sehr, denn gerade für den ursprünglichen angesprochenen Zweck der Annäherung vn Kindern an klassische Musik sind sie didaktisch und musikalisch mindestens einwandfrei und zuweilen sogar besonders gut. Ich habe sie noch alle auf LP und sehr oft mit meinen Kindern gehört. Manchmal sogar auch ohne sie, und beides gerne.


    Für Englischsprachige gab es auch ein sehr gutes Pendant Leonard Bernsteins mit den New Yorker Philharmonikern im Rahmen seiner Konzerte für junge Leute. Später wurde sie in anderen Zusammenstellungen (etwa der sog. "Royal Edition" ohne Kommentar verwandt, aber auch die sind derzeit vergriffen und am Marktplatz nahezu unerschwinglich. Leider gilt das in geringerem aber noch immer viel zu hohem Maße für meinen anderen Favoriten, die Aufnahme von Charles Dutoit.


    Erschreckend gerade am Beispiel dieses eigentlich populären Stückes, wie achtlos die Industrie mit ihren Schätzen umgeht. Da ich keine anderen Aufnahmen des Werkes kenne, kann ich mich derzeit nicht für eine aussprechen. Wahrschenlich würde ich wegen der interessanten Kopplungen und des immerhin moderaten Preises zu dieser greifen, müsste ich sie jetzt beschaffen, aber aus eigener Erfahrung kann ich nichts zu ihrer musikalischen Qualität sagen:



    :hello: Rideamus

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Ein Thread zu Dukas' "Zauberlehrling", ohne dass auf die wohl berühmteste Aufnahme genauer eingegangen wird? Geht natürlich nicht. ;)


    Gemeint ist selbstredend die Aufnahme von Leopold Stokowski mit dem Philadelphia Orchestra in sehr frühem Stereo, die in Disneys "Fantasia" (1940) verwendet wurde. Mittlerweile ist der Originalsoundtrack remastered auf CD erschienen:



    Auch wenn man keine heutigen Maßstäbe anlegen darf, ist die Klangqualität für dieses Entstehungsjahr frappierend gut.


    In einem amerikanischen Klassikforum wäre diese Aufnahme vermutlich als erste empfohlen werden. Hier bei uns ist die Hemmschwelle, sie anzuführen, wohl nicht ganz unerheblich. :pfeif: Was natürlich unsinnig ist, weil von der Interpretation her darf die uralte Stokowski-Einspielung nach wie vor zu den allerbesten gerechnet werden.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Eine besonders erwähnenswerte Einspielung kam bislang nicht zur Sprache. Die Rede ist von der 1960 vorgelegten Aufnahme des legendären Orchestre de la Société des Concerts du Conservatoire unter René Leibowitz, die ursprünglich für Reader's Digest eingespielt wurde und später bei Chesky auf CD erschien. Mittlerweile findet man sie am leichtesten in einer Leibowitz-Box von Scribendum.


    Ich habe mir in letzter Zeit etliche Aufnahmen dieses etwas unterschätzten Meisterwerks angehört, aber kaum eine trifft den französischen Tonfall so gut wie Leibowitz. Das Pariser Orchester legt die Messlatte schon verdammt hoch. Großartig, wie Leibowitz markante Akzente zu setzen weiß. Woanders klingt das häufig etwas beliebig heruntergespielt. Der Klang dieser im Juni 1960 entstandenen Aufnahme braucht keine Vergleiche zu scheuen. Die Spielzeit beträgt ideale 10:54.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Josef,


    Leibowitz in allen Ehren ... 1960 ... aber ich möchte für diesen Thread eine referenzwürdige Aufnahme benennen, die bisher noch keiner genannt hat, weil diese keiner kennt.


    :!: James Levine liefert in seiner Aufnahme mit den Berliner PH eine musikalische Delikatesse, bei der nichts nur "mal eben runtergespielt wird". Mit alle Ecken und Kanten, mit allen Details beleuchtet er dieses wunderbare Orchesterwerk und lässt es auch an Schmiss und Power nicht missen. :angel: Megaklasse !


    :thumbup: Audiophile Klangtechnik, wie man es von DG nicht in dieser Form nicht gewohnt ist.



    DG, 1987, DDD


    Über die Orgelsinfonie von Saint-Saens berichtete ich ja schon - dafür gelten die gleichen megapositiven Eindrücke !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    ich will Dich in Deiner Begeisterung für Levine nicht zügeln, aber bereits 2006 schrieb klingsor etwas dazu:


    dagegen fällt m.m. dir gelobte unter levine leider meilenweit ab (obwohl ich den ansonsten außerordentlich schätze; auch die orgelsymphonie ist nur so lala).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Also ich kenne ja diesen TB, total cooler Typ übrigens, der zum Maifeiertag 2005 schon die Levine-CD abgefeiert hat. Dem kann ich nur ausdrücklich zustimmen im Jänner 2018, die ist, hat auch Gerlinde gesagt, von der hier immer die Rede ist, Hammer (und nicht Sichel).

    Er hat Jehova gesagt!

  • Was besseres als Levine kann ich mir nicht vorstellen und die gekoppelte Saint-Saens-Orgelsymohonie ist auch die beste, die ich habe.


    Hallo Josef,
    da kann mal mal sehen, wie unterschiedlich die Eindrücke sein können. Da fällt mir nur Eines darauf ein: Wo hatte Klingsor sein Ohren ... ?
    Denn die Aufnahmen ist Spitzenklasse und würde Dir als Paukenliebhaber, so wie mir, eben so gut gefallen !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Eine schöne, mitreißende Interpretation des "Zauberlehrling" bietet Eugene Ormandy mit dem Philadelphia Orchestra auf dieser preiswerten CD:

    Aufnahme: CBS 1963, Stereo. Dazu gibt es noch eine hierzulande wenig bekannte, aber großartige Symphonie fantastique von Berlioz sowie die Tondichtung "Eine Nacht auf dem kahlen Berge" von Mussorgsky. Beim "großen Urwaldfluß" z.Zt. unter 1 €!

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).