Transopera - Ein Gedankenexperiment

  • Liebe Taminos,


    mir kam neulich der Gedanke, wie unsere liebengewonnenen Werke der Operngeschichte denn aussehen würden, wären alle männlichen Figuren plötzlich weiblich und alle weiblichen Figuren plötzlich männlich??? Ich spreche hier von Rheinsöhnen, einer Tamina, dem König der Nacht etc. etc.
    Wen würdet ihr für diese Rolle bestetzen? Es gilt: hohe Stimme bleibt hohe Stimme, tiefe Stimme bleibt tiefe Stimme! Also: Aus Sopran-Rollen werden Tenor-Rollen, aus Mezzosopran wird Bariton, aus Alt wird Bass. Und natürlich umgekehrt!
    Als kleiner Teaser von meiner Seite, hier sind meine drei Söhne des Rheins, die Figurennamen ändere ich jetzt mal noch nicht, da fällt mir gerade nix gescheites dazu ein ... ;)


    Woglinde ... Fritz Wunderlich
    Wellgunde ... Hermann Prey
    Flosshilde ... Gottlob Frick


    Bin auf Eure Antworten gespannt!


    Best, DiO :beatnik:

  • Das sind dann wohl Wogrich, Wello und der Verflossene. :stumm:


    Dazu fiele mir noch der Marschall, Octavia und der versoffene Jüngling ein. Aber ob das weit trägt?


    Wobei schon interessant wäre, was aus dem ROSENKAVALIER würde, wenn die Rollenverteilung umgekehrt wäre.


    :hello: Jacques Rideamus

  • Zitat

    Original von Jacques Rideamus
    Wobei schon interessant wäre, was aus dem ROSENKAVALIER würde, wenn die Rollenverteilung umgekehrt wäre.


    Das Terzett würde grauenhaft klingen und die Oper in der Versenkung verschwinden. :D;)


    :hello: Martin

  • Zitat

    Original von Philhellene
    Das Terzett würde grauenhaft klingen und die Oper in der Versenkung verschwinden. :D;)


    "Der Rosenkavalier" ist bei mir schon so in der Versenkung verschwunden, weil er grauenhaft klingt :stumm:


    Doch zurück zum Thema: Die Situation entspricht zwar nicht exakt meiner aufgebrachten Idee, aber in der Oper "Hänsel und Gretel" gibt es ja einen etablierten und einen weniger etablierten (doch durchaus bekannten) Geschlechtertausch, nämlich Hänseline respektive der Knusperhexerich, die heißen dann natürlich nicht so, sondern immer noch Hänsel und Knusperhexe, aber trotzdem :D Beim Stimmfachwechsel der Knusperhexe geht es zwar vom Mezzosopran zum Tenor und nicht zum Bariton, ich finde das Ganze dennoch sehr interessant.


    Das hier zur Diskussion stehende Gedankenexperiment wäre doch sicher auch ein gefundenes Fressen für extreme Vertreter des Regietheaters, meint Ihr nicht? Da würde dann mal wieder gehörig gegen den Strich gebürstet und die heile Welt mal wieder auf links gedreht. Ich denke aber, dass der dafür notwendige - zu schwere (?) Eingriff in die Musik des Komponisten - das bislang noch verhindert. Falls diese Bastion einfacher zu stürmen wäre, ich wäre mir ziemlich sicher, dass einigen Regisseuren die Gäule durchgehen würde, das Regietheater hätte eine neue Stufe erreicht! So, jetzt will ich aber nicht weiter vom Regietheater schreiben sonst mutiert dieser Thread womöglich zum Mikrowellen-Thread wenn Ihr versteht, was ich meine ;)


    Best, DiO :beatnik:

  • Zitat

    Original von Philhellene


    Das Terzett würde grauenhaft klingen und die Oper in der Versenkung verschwinden. :D;)


    Oder man würde endlich mal dem wunderbaren Rest der Oper mehr Bedeutung schenken. ;)

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould


  • Ich kenne tatsächlich (natürlich eher klassik- und v. a. opernferne!) Leute, die sich unter einem "Rosenkavalier" wohl irgendetwas Operettenhaftes vorstellten und in der ersten Pause empört das Opernhaus verließen, weil da eine Frau einen Mann singt... was da dem Regisseur schon wieder eingefallen sei... :D


    :hello: Martin

  • Zitat

    Original von Philhellene
    Ich kenne tatsächlich (natürlich eher klassik- und v. a. opernferne!) Leute, die sich unter einem "Rosenkavalier" wohl irgendetwas operettenhaftes vorstellten und in der ersten Pause empört das Opernhaus verließen, weil da eine Frau einen Mann singt... was da dem Regisseur schon wieder eingefallen sei... :D



    :hahahaha:


    Best, DiO :beatnik:

  • und wie würde man dann "Donna Giovanna" besetzen ?


    Entsetzlich, daß auch Komturinnen (?) erstochen werden.


    Und allein in Spanien würden 1003 Männer verführt, betrogen und vielleicht auch noch mehr ............


    interessant - denkt sich der Operngernhörer :D


  • Komteusen! Oder Komtessen? :pfeif::D


    Nur befürchte ich, dass sich mit der Geschlechtsumwandlung auch das Image der Donna Giovanna verändert: aus einem imponierenden Edelmann wird eine geächtete Schlampe. Oder sind wir inzwischen so weit, dass wir Missbrauch und Treulosigkeit, diesen enormen Partnerverschleiß und diese eklatante Bindungsunfähigkeit nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen cool und erstrebenswert finden?


    Nachdenkliche Grüße,
    Martin

  • Zitat

    Original von Philhellene


    Ich kenne tatsächlich (natürlich eher klassik- und v. a. opernferne!) Leute, die sich unter einem "Rosenkavalier" wohl irgendetwas Operettenhaftes vorstellten und in der ersten Pause empört das Opernhaus verließen, weil da eine Frau einen Mann singt... was da dem Regisseur schon wieder eingefallen sei... :D


    :hello: Martin


    Wobei es die Hosenrolle in der Operette ja auch gibt, siehe Boccaccio.

    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

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  • Wir wollen diese Dinge weder cool noch erstrebenswert finden, doch wenn wir uns heute etwas ausserhalb der Oper umsehen, waren Barbarella und Spiderwoman doch noch brave Figuren !


    Und in dieser angedachten Transopera hätte viele Regisseure ein enormes Betätigungsfeld - was würden wir in den uns lieb und teuer gewordenen Häusern nicht alles sehen. (Wenn wir schon in der STOP im Parsifal Sänger/innen mit nacktem Oberkörper sehen dürfen).


    Bitte nicht nachdenklich sein, es kommt noch einiges auf uns zu ! :no:


    Operngernhörer :hello:


  • Wieso denn das? Frauen und Männer gibt's doch nach wie vor, und ob jetzt die Tamina oder Pamina nackt ist, macht doch keinen Unterschied.
    lg SEverina :hello:


  • Sehr interessante Idee, lieber Operngernhörer! :yes:


    Wer würde die große Verführerin sein??? Wenn ich mal meine eigenen losen Spielregeln zur Hand nehme, müsste die Donna Giovanna eine Mezzosopranistin sein ... hmm, ich könnte mir da Waltraud Meier ganz gut vorstellen, die hat ja die Venus im "Tannhäuser" ganz reizend hingekriegt!


    Best, DiO :beatnik:

  • Zitat

    Original von severina
    Wieso denn das? Frauen und Männer gibt's doch nach wie vor, und ob jetzt die Tamina oder Pamina nackt ist, macht doch keinen Unterschied.
    lg SEverina :hello:


    Na ja, beim "nackten Oberkörper" macht das vielleicht doch einen Unterschied ... :pfeif:


    Best, DiO :beatnik:

  • Zitat

    Original von Diabolus in Opera


    Na ja, beim "nackten Oberkörper" macht das vielleicht doch einen Unterschied ... :pfeif:


    Best, DiO :beatnik:


    Ich meinte, dass es keinen Unterschied macht, ob nun die Pamina nackt ist oder eine vom Tamino zur Tamina mutierte Frau.
    lg Severina :hello:

  • Zitat

    Original von severina


    Ich meinte, dass es keinen Unterschied macht, ob nun die Pamina nackt ist oder eine vom Tamino zur Tamina mutierte Frau.
    lg Severina :hello:


    Hast Recht, liebe Severina, da hab ich a weng schlampert gelesen! :O


    Best, DiO :beatnik:

  • Lieber Diabolus, es gibt dzt. doch einige sehr ansehliche Mezzosopranistinnen, die für eine Donna Giovanna in Frage kommen, aber welchen Tenor nehmen wir den Zerlino ? Vielleicht könnte man Florez diese Partie schmackhaft machen !


    Es gäbe einige tolle Besetzungsmöglichkeiten ........


    Aber gerade kommt mir eine "Tannhäuserin" in den Sinn, doch Stille, ich ziehe mich zurück. :hahahaha:


    Für heute noch eine gute Nacht, ich muß zurück zum Messias !


    Operngerhörer :hello:

  • Zitat

    Original von Philhellene
    Nur befürchte ich, dass sich mit der Geschlechtsumwandlung auch das Image der Donna Giovanna verändert: aus einem imponierenden Edelmann wird eine geächtete Schlampe. Oder sind wir inzwischen so weit, dass wir Missbrauch und Treulosigkeit, diesen enormen Partnerverschleiß und diese eklatante Bindungsunfähigkeit nicht nur bei Männern, sondern auch bei Frauen cool und erstrebenswert finden?


    Da stellt sich in der Tat die Frage, ob der Beruf der "Sammlerin & Jägerin" gleichermaßen neidische Anerkennung findet oder nur Verachtung. :wacky:


    Best, DiO :beatnik:

  • Donna Giovanna - Cecilia Bartoli
    Leporella - Bernarda Fink
    Comtura - Jadwiga Rappé
    Don Anno - Klaus Florian Vogt
    Donna Ottavia - Deborah York
    Don Elviro - Johan Botha
    Zerlino - Ian Bostridge
    Masetta - Natalie Stutzmann

    "Der moderne Komponist darf seine Werke einzig und allein auf der Grundlage der Wahrheit schreiben."
    Claudio Monteverdi


    "Der Komponist komponiert erstens für sich selbst und zweitens für das Publikum; aber für ein ideales Publikum und nicht für das...welches real existiert"
    Nikolai Rimski-Korsakow


    "Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche."
    Gustav Mahler

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