Lebende Legenden - einst und jetzt

  • Liebe Forianer,


    Die Idee zu diesem Thread verdanke ich Claus Huth der folgendes schrieb:


    Zitat

    Schon mit dem Begriff "Legende zu Lebzeiten" kann ich ja wenig anfangen.


    Eigentlich wird das Wort Legende sowieso schon sinnentfremdet angewandt.
    Was ein Märchen ist weiß jeder. Eine Sage ist eine Geschichte die eine reale Person der Geschichte (z.B. Dr. Faust) aus Hauptfigur hat, aber mit sehr viel dichterischer Freiheit ausgeschmückt wurde. Wenn diese Sage nun religiöse Inhalte aufweist, dann sprich man von einer Legende.


    Im übertragenen Sinne spricht man von legendär,wenn ein Künstler solch ein Image aufgebaut hat, daß allein seine Anwesenheit schon genügt um die Leute in Entzücken zu versetzen, die Dinge die man sich über Ihn erzählt sind bereit unrealistisch, die Phantasie geht mit den Leuten durch.
    Man kann sich nun die Frage stellen: Wieso legendär ? Wo bleibt da das zur Legende notwendige Religiöse.
    Die Antwort drauf ist vielschichtig. Musik wird von vielen als Ersatzreligion gesehen und eingesetzt. Spricht man nicht vom Kritikerpapst ? Oder von Sphärenklängen ? Man hat sogar die beiden Geiger Tartini und später Paganini bezichtigt mit dem Teufel im Bunde zu sein ....


    Aber zur Sache. Lebende Legenden haben an sich die Eigenschaft, daß ihnen ein gewisser Ruf vorauseilt, der in der Realität zumeist mnicht einlösbar ist, was aber vom verzückten Publikum zumeist gar nicht realisiert wird.


    Solche "lebenden Legenden" habe ich früher teilweise noch erleben dürfen, beispielsweise Stefan Askenase, der steinalt war, als ich ihn hörte, der einen Patzer nach dem andern machte, aber man konne Chopin hören, wie er etwa um die Jahrhundertwende (1900!!) gespielt wurde. Nach dem Konzert gab es "STanding Ovations" für den Künstler.
    Auch der Horowitz der letzten Jahre war solch eine "Lebende Legende"
    (eigentlich hat er in seinem Leben mehr pausiert als gespielt) - Solche Ausnahmeerscheinungen kann man nicht mit normalen Maßstäben messen.


    Meine Frage laute also :


    Gibt es heute überhaupt noch "lebende Legenden" (wenn wir von Johannes Heesters mal absehen :D )


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred!!


    Natürlich gibt es noch lebende Legenden Z.B: :jubel:
    Giuseppe di Stefano (der müsste doch nun auch schon am Hunderter kratzen)
    Dietrich Fischer-Dieskau (wie geht es ihm eigentlichnach seiner Verletzung??)
    und eigentlich müsste man, finde ich, auch Joan Sutherland, Mirella Freni und :stumm: Pavarotti dazurechnen. Mehr fallen mir auf die schnelle nicht ein!


    Warum gerade die weiss ich nicht?? Aber ihre Auftritte präg(t)en viele Sänger/innen und bleiben immer in Erinnerung. Und wenn man nicht vergessen wird und von jemanden gesprochen wird(Auch wenns nicht wahr ist), dann ist das docheine Legende, oder?? :D ?(


    Mfg Joschi

  • Wenn wir so anfangen, dann darf man auf Lisa Della Casa, Birgit Nilsson, Elisabeth Schwartzkopf sowie Christa Ludwig auch nicht vergessen!

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Da geb ich Dir (Theophilus) recht!


    Zitat

    Wenn wir so anfangen, dann darf man ....


    Zuerst müsste man wissen, wer von all den Grossen aus vergangenen Tagen noch lebt und dann ist es beinahe nur noch eine Frage des Geschmacks.


    Gruss
    Christoph

    Über Geschmack kann man - aber muss man nicht streiten!

  • Nein, so war es auch wieder nicht gemeint.
    Ich meinte AKTIVE Lebende Legenden. Sie müssen auch nicht uralt sein (dürfen es aber).
    Ein Beisspiel aus der U-Szene (knurrrrr): Simon und Garfunkel waren als sich sich trennten und extra Karierren machten so etwas wie "lebende Legenden"


    Karajan war zu Lebzeiten eine "lebende Legende"


    Freundliche Grüße


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Hallo,


    demnach würde ich behaupten:


    Claudio Abbado ist eine solche lebende Legende!


    dies aber nur im positiven Sinne, denn ich kenne keine Eigenschaft von ihm, die folgendes Bewahrheiten würde:


    Zitat

    Alfred: "Aber zur Sache. Lebende Legenden haben an sich die Eigenschaft, daß ihnen ein gewisser Ruf vorauseilt, der in der Realität zumeist nicht einlösbar ist, was aber vom verzückten Publikum zumeist gar nicht realisiert wird."


    Ich küre ihn deshalb, weil (fast) allen seinen Einspielungen und live-Konzerten der Ruf voraus geht, dass es fantastisch einstudierte und dargebotene Werke sind bzw sein werden. Egal ob Opern oder Instrumentalwerke.


    Gruss
    Christoph

    Über Geschmack kann man - aber muss man nicht streiten!

  • Hallo,


    noch lebende 'Musiklegenden' fallen mir nicht ein. Ich habe zuerst an 'La Nilsson' gedacht, aber eine Legende ist die dann doch nicht. Für lebende Legenden halte ich Ingmar Bergman und Michelangelo Antonioni, die haben aber Filme gemacht ;)


    Gruß,
    Oliver

  • Hallo Forum,


    man wird dieser meiner Aussage evtl. geteilter Meinung sein, aber als eine "Lebende Legende"
    für die Bachinterpretation gehört nach etlichen Anlaufschwierigkeiten nunmehr ein Sir J.E.Gardiner
    dazu.


    In den letzten Jahren hagelte es noch an massiver Kritik aufgrund seiner Bachinterpretaion, doch heute
    gesellen sich die schärfsten seiner Kritiker in die Reihe der Bewunderer mit ein.


    Ich zitiere eine Kritik aus einer neuesten Ausgabe einer Klassikzeitschrift die wie folgt lautet:


    "Es scheint, als habe Gardiner mit seinem Ensemble die Kantaten Bachs zu den Wurzeln exegetischer Blüte zurückgeführt.


    Unbestreitbar aber ist die spür- und hörbare Demut und der tiefe Respekt vor der Musik des Thomaskantors abseits aller kunstreligiöser Konnotationen, die einst das 19. Jahrhundert schuf und der sich – ach weh – leider auch so mancher Musikwissenschaftler angeschlossen hat, mitunter auch die eine oder andere Hochglanzeinspielung aus dem Studio.


    Gardiner und sein Ensemble bringen es fertig, all die Frische, Ursprünglichkeit und tiefgreifende Seligkeit eines gelebten Glaubens, wie Bach ihn zweifellos lebte, mit bibeltextexegetischer Genauigkeit zu artikulieren, aber ohne den Ballast theologisch intellektueller Überfrachtung. Die Glaubenslust des Johann Sebastian Bach, hier wird sie Ereignis".


    Uneingeschränkt übertragen werden kann der Ausspruch "Lebende Legende" auch auf seinen
    Monteverdi-Choir, The English Baroque Soloists und dem Orchester Revolutionnaire et Rommantique.


    Herzliche Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

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  • Nicht zuletzt ob seiner ständigen Absagen, des bewusst beschränkten Repertoirs und der Geheimnistuerei um die eigene Person zählt wohl, wie aus ähnlichen Gründen Kleiber, auch Arturo Benedetti Michelangeli zu solchen lebenden Legenden unserer Zeit.


    Nun mag man mir vorwerfen, er lebe ja nimmer, aber als er noch lebte, lebte die Legende, und sie lebt noch heute, auch wenn der Mann selbst, kein Lebemann nebenbei, eher eine Legierung aus Legatomann und , ob häufiger Bettlägrigkeit, Liegemann, seit seinem Ableben 1995 nicht mehr ganz so lebendig ist, wie er im Leben war, legte man ihn doch am Ende, nach der Legislatur, ins Grab, wenn auch nicht zu den Akten.



    audiamus, Geheimer Legationsrat



    .

  • MARIA CALLAS war und ist eine Legende.


    Mit lebenden Legenden tue ich mich schwer, da wir
    in einer so armen Zeit an großen Persönlichkeiten
    sind.
    Da fällt mir Wilhelm Furtwängler noch ein,
    der heute noch so bekannt ist, wie kaum
    ein anderer Musiker seiner Generation.


    :yes:

    mucaxel

  • Renata Tebaldi war auch so eine Legende! +
    Hilde Güden war für mich auch eine


    bei den Tenören vor allem Franco Corelli.


    Und als Dirigent war es für mich Ferenc Fricsay,


    bei den Lebenden fällt mir eigentlich höchstens nur Agnes Baltsa ein, die trotz Stimmabnutzung, noch immer großartig ist.


    Liebe Grüße Peter aus Wien.

  • Meine Lieben


    Als ich heute so viele Anworten auf einmal sah - nachdem der Thread jahrelang doch ein wenig vor sich hindümpelte - war ich hoch erfreut.
    Leider wurde jedoch von den meisten Mitschreibern das Thema verfehlt, hieß es doch im Eröffnungsthread:


    Gibt es heute überhaupt noch "lebende Legenden" (wenn wir von Johannes Heesters mal absehen )


    Die meisten, der genannten Interpreten kann man leider - selbst mit bestem Willen - nicht mehr als LEBEND einstufen...... ;)


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Ich meine ,eine lebende Legende ist Fischer Dieskau.
    Ich glaube er bekommt in München in diesem Monat einen Preis für seine Verdienste.
    Besonders für seine Lied Interpretationen.



    Rita

  • Um das Thema einmal von der Definition her anzugehen:


    Eine Legende ist etwas oder jemand, das/der als außerordentlich gilt, wobei die Authentizität der Person oder zumindest des Außerordentlichen nur unüberprüfbar überliefert, also womöglich unwahr ist.


    These: Legenden, erst recht heute lebende, beruhen auf einem Missverständnis


    Da es immer noch sehr viele Leute gibt, die sie (bei allem zugestandenen, besonderen Talent) für eine außergewöhnliche, ja bedeutende Künstlerin halten, scheint mir der Begriff der lebenden Legende vor allem auf Anna Netrebko zuzutreffen.


    Antithese: Es kann heute keine Legenden mehr geben


    Lebende Legenden im allgemeinen und auch hier gebrauchten Sinne kann es eigentlich nicht geben, denn Legenden sind per Definition nicht überprüfbar. Heute ist aber die Leistung eines jeden Künstlers dank der Medien bis zum Exzess überprüfbar. Der Letzte, auf den der Begriff noch mit Einschränkungen hätte zutreffen können, war der Studioverweigerer Celibidache. Inzwischen gehört er weder zu den Lebenden noch ist seine Leistung unüberprüfbar geblieben. Leider, und zwar beide Male.


    Synthese: Es gibt keine lebenden Legenden


    Heute sind lebende Legenden wohl nur noch solche, von denen man gehört hat, die man aber nicht hören oder nur live erleben kann. Wer, der heute namhaft sein oder werden will, könnte sich das noch leisten? Also kann es sich nur um die Legenden selbst handeln, die überlebt haben, kaum aber deren Zentralfigur. Einige wurden in diesem Thread genannt. Es kann aber keine Lebenden geben, die noch Legende sind, denn ihre Leistungen sind überprüfbar - zumindest die akustische Dimension.


    Andererseits:


    Es heißt immer wieder, der- oder diejenige sei auf der Bühne hervorragend, aber das komme in Aufzeichnungen nicht richtig herüber. Vielleicht sollten wir unsere lebenden Legenden dort suchen? Oder unter denen, die bislang nicht für bedeutend genug gehalten wurden um aufgezeichnet zu werden?


    :hello: Jacques Rideamus

  • Die Analyse Von Jacques Rideamus finde ich hochinteressant und perfekt durchgedacht.


    Aber genau hier liegt auch die Schwäche. Wir können "Legende" in unserem Zusammenhang nur im übertragenen Sinne verwenden, weil im EIGENTLICHEN, es sich um eine Sage handelt - mit RELIGIÖSEM Background oder Unterton.


    Aber schon während ich dies schreibe wird mir klar, daß "religiös" in diesem Zusammenhang gar nicht so falsch ist, spricht man im Zusammenhang mit Künstlern doch oft von "Göttern" (während Kritiker es allenfalls zu "Päpsten" brachten :hahahaha: )


    Interpretation musikalischer Werke als "Ersatzreligion" gewissermaßen...


    Ich teile indes NICHT die Meinung, daß die (scheinbar) objektive Überprüfbarkeit der Leistung der Legendenbildung entgegensteht.


    Während beispielsweise ein Teil der Forianer A.N. eine gute Stimme bescheinigt, die jedoch in keiner Weise mit den wirklichen Größen der Vergangeheit auf eine Stufe zu stellen sei, wird sie von anderen verherrlicht und bewundert. Allen Überprüfmöglichkeiten zum Trotz.


    Meine These:


    Legenden sind immer unlogisch - und stehen in keiner Relation zur tatsächlichen Leistung - durch die Überprüfbarkeit sind sie rarer geworden - aber sie sind nicht auszurotten - genausowenig wie der Aberglaube.


    Florence Foster Jenkins


    Ihre (überprüfbare) gesangliche Leistung ist eher zweifelhaft - euphemistisch gesprochen - eine Legende bleibt sie indes doch.
    Ihr Nachruhm ist unvergleichlich größer, als jener der meisten ihrer Zeitgenossen, die zeitgleich mit ihr Opernarien einspielten.


    Nichts- aber auch gar nichts konnte den strahlenden Glanz ihres Rufes trüben: Weder die leichten Intonationsmängel, der eingeengte Frequenzgang der Schellackzeit, das Fehlen von Stereo, noch die Tatsache, daß die Künstlerin eigentlich nie wirklich in einer Opernaufführung mitgespielt hat (welch ein Verlust für die Klassikwelt)


    Auch die noch immer verfügbaren Tonaufnahmen, die ein ambivalentes Bild der Künstlerin zeichnen, haben der Legende keinen Schaden zugefügt.......... :baeh01:


    mfg aus Wien


    Alfred


    (der ausnahmweise mal ein wenig den selbst geseckten Themenrahmen überzogenhat - SCNR...)

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Gutern Morgen,
    wenn man es genau nehmen will, muss man nach den beiden letzten Postings von Alfred und Jacques R. a priori definieren:. musikalische Leistung kann nicht das Kriterium für eine Legendenbildung sein, ob sie nun überprüfbar ist oder nicht
    Florence Foster-Jenkins als Prototyp einer Legende ist ja deshalb zur Legende geworden, weil sie TROTZ ihrer eklatanten"gesanglichen Mängel" gewagt hat oder die Unverfrorenheit besass -je nach Wertung- die Bühne zu betreten und dort die allerschwierigsten Arien des Koloratur-Repertoires darzubieten.



    Eine Legende muss also zunächst mal in der Ausser-Gewöhnlichkeit einer Person und deren Tun zu suchen sein.


    Je charakteristischer und "wunder-samer" jemand sich nach aussen präsentiert, desto grösser die Legendenpotentialität.
    Die Heiligenlegenden beweisen ja ncihts Anderes. Dort werden Wunder gewirkt und man endet sein Leben auf dem Rost, von Pfeilen durchbohrt, gehäutet und enthauptet.


    Wenn man so manche Kritiken unserer Gesangslegenden liest, kann man Alfreds obige Parallele nciht von der Hand weisen..... :D


    Man kann das Ganze zur besseren Anschaulichkeit auch leicht auf Tamino anwenden.


    Die "Forumslegenden" sind lange nicht nur die Taminos mit den inhaltlich und sprachlich besten Beiträgen. :D


    Bei den Sängern sind das häufig die meist Umstrittenen.
    Callas, die Mega-Legende ist, wie so oft, das beste Beispiel.


    Und wie wir hier in Tamino sehen, scheiden sich auch an den neueren Legenden die Geister ganz entschieden:
    hier in Frankreich sind z.B. Fischer- Dieskau und Schwarzkopf Legenden deutschen Gesangs.


    Bei Tamino bekommen beide nciht selten ihr Fett weg.
    Ebenso wie Anna Netrebko, Rolando Villazon und Co.


    Sind wir etwa legendenresistent, weil wir schon selbst eine Legende sind?? ?( :wacky:



    Fairy Queen

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Die meisten, der genannten Interpreten kann man leider - selbst mit bestem Willen - nicht mehr als LEBEND einstufen...... ;)


    Schon richtig... der Threadtitel lautet aber:


    "Lebende Legenden - einst und jetzt"...


    :baeh01:

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Dito!

  • Zitat

    Bei Tamino bekommen beide nciht selten ihr Fett weg.
    Ebenso wie Anna Netrebko, Rolando Villazon und Co.


    Dietrich Fischer-Dieskau und Elisabeth Schwarzkopf bekommen werden heutzutage gerne ob ihrer künstlerischen Vorherrschafft angegriffen, mittels derer der Eindruck vermittelt werden sollte, sie wäre "besondere Menschen" (was sie IMO auch waren)


    Genau deshalb WEIL sie am Höhepunkt ihrer Karriere "lebende Legenden" waren werden sie angegriffen. Ähnliches eleben wir bei Karajan und Böhm, nicht aber bei Bernstein, welcher seinen Egoismus geschickt tarnte und den leutseligen "Sunnyboy" mimte...
    Auch gegen Alfred Brendel gibt es verborgene Vorbehalte...


    Netrebko und Villazon können meiner Meinung nach nicht zu den lebenden Legenden gezählt werden - dazu fehlt ihnen einiges.
    Tatsächlich versucht die Tonträgerindustrie "Lebende Legenden" aus ihnen zu basteln - aber das wird schon daran scheitern, daß diese Persönlichkeiten nicht dafür geeignet sind - und zudem das heutige Publikum allem Legendentum ablehnend gegenübersteht...


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Musikkristin
    Wenn ich es mir recht überlege:


    Für mich ist Cesare Siepi eine Legende - ohne wenn und aber!


    Grüße aus München


    Liebe Kristin!


    Da hast Du, bei Siepi recht, mit jedem Wort!!!!


    Kann ich nur bestätigen.


    Liebe Grüße nach München sendet Dir Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Heute, fast 4 Jahre nach Eröffnung dieses Threads sind einiger der damals noch lebenden Legenden nicht mehr unter uns. Besonders nah ist mir der Tod Giuseppe di Stefanos gegangen.
    Der einzig wirklich Große der heute noch lebt ist Cesare Siepi. Er soll, ziemlich zurückgezogen, in Amerika seine Heimat gefunden haben. Und von den Sängerinnen fällt mir nur Giulietta Simionato ein, die schon die 90 überschritten hat. Ja und natürlich, wie hier schon öfter erwähnt, Dietrich Fischer Dieskau - ihn habe ich kürzlich im Fersehen gesehen und er sieht wieder direkt jugendlich aus!

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  • Ich denke, es macht einen Unterschied, ob man um lebende Legenden weiß, oder ob man sie erlebt hat. Die Auftritte von vier Legenden bleiben mir unvergeßlich: Karl Böhm, Astrid Varnay, Martha Mödl und Dietrich Fischer-Dieskau.


    Etwa ein Jahr vor seinem Tod dirigierte Karl Böhm in München noch einmal drei Fidelio-Aufführungen. Den alten, gebrechlichen Mann in den Orchestergraben zu bugsieren war keine leichte Aufgabe, was freilich durch den extremen Auftrittsapplaus kaschiert wurde. Jeder im Publikum spürte, daß dies eine letzte Begegnung auf Niemmerwiedersehen war. Böhm dirigerte mehr mit den Augen, denn mit den Händen, die nur noch kleinste Bewegungen ausführten, doch die Musiker saßen auf der Stuhlkante und spielten das ihnen nun wirklich im Schlaf vertraute Werk, als gälte es ihr Leben. Jeder war sich der Einzigartigkeit der Situation bewußt. Nie werde ich die III. Leonoren-Ouvertüre vor dem letzten Bild vergessen. Nach ihrem Ende kam es zu einem kollektiven Aufschrei des Publikums, daß man fürchten mußte, der tonnenschwere Kristalllüster würde aus seiner Deckenverankerung reißen. Daß die emotional aufgeputschte Begeisterung einer lebenden Legende galt, darüber gab es keine Sekunde einen Zweifel. Unvergeßlich.


    Astrid Varnay und Martha Mödl, die großen Heroinen der 50er und 60er Jahre, standen noch im höchsten Alter auf der Bühne, Frau Mödl fast bis zu ihrem Tod - beide natürlich in kleinen und kleinsten Rollen, aber mit einer sängerdarstellerischen Intensität, die andere Sänger, 40/50 Jahre jünger, im Traum nicht erreichen würden. Ihre Auftritte waren Kabinetstücke, besonders Varnays Amme im Boris Gudunow und Mödls steinalte Gräfin in Pique Dame. Es waren völlig rollendeckende Miniporträts, die das Publikum stets in Bann zog. Und gerade weil die Stimmen brüchig waren, hatte man immer das Gefühl: so und nicht anders muß es sein! Wenn die Damen zum Schlußbeifall vor den Vorhang traten, prasselte der Applaus, als hätten sie gerade die Isolde bewältigt. Und wenn Frau Varnay jenseits der 70 ihre Klytämnestra vorstellte, hatte so manche Elektra in der großen Szene mit ihrer Mutter alles an Gestaltungskraft aufzubieten, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Die in einem langen Sängerdarsteller-Leben erworbene Meisterschaft noch im hohen Alter in kleineren und kleinen Rollen überzeugend präsentieren zu können war ein künstlerischer Zugewinn, der die Legende der Damen Varnay und Mödl bekräftigte.


    Ein "letztes Mal" war auch die Begegnung mit dem damals, im Herbst 2007, 82jährigen Dietrich Fischer-Dieskau, der erfreulicherweise noch heute als lebende Legende seinen Lebensabend verbringt. Es war in einem Akademiekonzert des Bayerischen Staatsorchesters unter Kent Nagano, in dem Fischer-Dieskau eine der beiden Sprecher-Rollen in Bernd-Alois Zimmermanns Ecclesiastische Aktion für zwei Sprecher und Bass übernahm (der andere Sprecher war der Schauspieler Gerd Böckmann, der Bass war Michael Volle) - ein groß besetztes, kompliziertes Werk, nach dessen Vollendung der Komponist aus dem Leben schied. Sicher - die Besonderheit dieses Zeugnisses moderner Tonkunst war aller Aufmerksamkeit wert; gleichwohl konnte es kaum verwundern, daß sich diese Aufmerksamkeit vor allem auf Fischer-Dieskau konzentrierte, war doch hier noch einmal diese lebende Legende zu besichtigen. Und so schloß der ausgiebig-starke Beifall zu Anfang und Schluß auch die Ungewöhnlichkeit des Augenblicks ein; Beifall für eine weltumspannende Lebensleistung, Beifall der Dankbarkeit jenseits des gegenwärtigen Anlasses - ein Beifall, der in seiner Emotionalität speziell für lebende Legenden reserviert erscheint.


    Florian

  • Noch eine lebende Legende (laut Wikipedia sogar fallweise noch aktiv) ist der bald 93jährige GIUSEPPE TADDEI.



    :jubel: :jubel: :jubel:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Und von den Sängerinnen fällt mir nur Giulietta Simionato ein, die schon die 90 überschritten hat.


    Simionato und Magda Olivero werden beide im Frühjahr nächsten Jahres 100 Jahre alt!


    :hello: Gustav

  • Eine lebende Legende, die wirklich noch lebt, ist für mich Nicolai Gedda.
    Er war der Tenor schlechthin! Ein sehr großes Repertoir, neun Sprachen, eine enorme Höhe (D)! Er sang von der Operette bis zum Hüon in Oberon fast alles in größter Perfektion! Und hatte die Intelligenz zu wissen, was er seiner Stimme zumuten konnte. Er vermied es Partien zu singen, die seiner Stimme schaden konnten, z. Bsp. den Othello.


    Ich werde ihn stets als einen der perfektesten Tenöre in Erinnerung behalten. Er ist für mich eine LEBENDE LEGENDE.


    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Zitat

    Original von Joseph II.
    Noch eine lebende Legende (laut Wikipedia sogar fallweise noch aktiv) ist der bald 93jährige GIUSEPPE TADDEI.



    :jubel: :jubel: :jubel:


    Leider mittlerweile nicht mehr richtig. Wieder einer weniger.


    Danke für den Hinweis auf Gedda. Der lebt noch.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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