Hallo Taminoianer,
ja was verbirgt sich denn hinter diesem Titel?
Er sagt es ja eigentlich schon, nämlich besagtes Quartett von Olivier Messiaen. Da ich annehme, dass viele von euch ihn garnicht oder nur oberflächlich kennen, hier eine kurze Einführung.
Messiaen ist einer der wichtigsten Komponisten des 20.Jahrhunderts. Das Prinzip der Reihentechnik, entwickelt von Arnold Schoenberg (2.Wiener Schule), hat M. als erster auf alle Parameter übertragen. Vollkommene Anwendung fand dies zum ersten Mal in der rythmischen Etüde "Mode de valeurs et d'intensites" für Klavier 1949. Bei den Darmstädter Ferienkursen, das Mekka für avandgardistische Komposition, 1950 aufgeführt, sorgte das Stück für Furore, so dass viele junge Komponisten zu M. nach Paris kamen, um von ihm unterrichtet zu werden. Die neue Technik, genannt Seriellismus, dominierte die nächsten 10 Jahre die Szene. M. wurde zum Vater der heutigen Avandgarde. Bei ihm studierten (er war Professor für Harmonielehre, Analyse, Rythmus und Ästhetik am Pariser Conservatoire) u.a. Boulez, Stockhausen und Xenakis. Doch obwohl er Begründer einer neuen Richtung war, komponierte er meistens nicht seriell. Der große Unterschied ist seine Benutzung von Modi anstatt von Reihen. Zudem ist Messiaens Musik nicht als Darstellung der Struktur, sondern seines Glaubens zu sehen. Der tiefgläubige Katholik fühlte sich sein ganzes Leben zu mystischen Themen seiner Religion hingezogen. Über Zahlenverhältnisse und -spiele wird die programmatische Idee in die Kompositionstechnik umgesetzt. Die eigentlich nicht vereinbaren Gegensätze von Geist und Materie vereinigen sich, werden eins, geistliche und weltliche Musik existieren nicht mehr nebeneinander. So ist es auch möglich, das Universum der musikalischen Möglichkeiten zu erkunden, ohne sich zu verirren. M. verarbeitet in seinen Werken musikalisches Material aus Asien, dem Orient, der Indianer und Ozeanier sowie dem Mittelalter. Doch sein Hauptaugenmerk gilt den Vögeln. Sein ganzes Leben reist er um die Welt und zeichnet Vogelstimmen auf. Er bezeichnet sie einmal als seine größten Lehrmeister. Musikalisch kristallisiert sich der "Style oiseaux" dadurch heraus.
So, nun aber zum Quartett. Geschrieben wurde es 1941 in deutscher Gefangenschaft in einem Arbeitslager in Goerlitz, wo es auch uraufgeführt wurde. M. sagt darüber, dass er nie wieder solche aufmerksamen Hörer hatte wie seine Mitgefangenen. Sowohl Struktur als auch Besetzung muten sonderbar an. Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier spielen in den 8 Stücken als Quartett, Trio, Duo und Solo. Behandelt werden Zeitgeschehnisse wie auch Zustände. Ein Solostück für Klarinette widmet sich den Vögeln. Was auffällt beim Hören der Musik, sind einige Unisono-Stellen sowie eine wunderbare Atmosphäre und himmlische Ruhe an einigen Stellen.
Nun genug der Rede, jetzt ist eure Meinung gefragt. Ich besitze übrigens folgende Aufnahme:
EMI - Nipper-Kollektion
Meyer, Poppen, Fischer-Dieskau, Loriod
Letztere ist Messiaens 2.Frau, ausgezeichnete Pianistin, und hat u.a Laurent Aimard unterrichtet. Die Aufnahme entstand 1990 in Anwesenheit des Komponisten, kurz vor seinem Tod 1992.
Also absolut zu empfehlen, nur rund 5 Teuro teuer .
Grüße
nubar