Astronomisch-Astrologisches Hörerlebnis - Gustav Holst: The Planets

  • Hallo Ben,


    das ist ein interessanter Gedanke - und für mich ganz neu.


    Als "quasi-sinfonische Form" oder "Doppelsinfonie" habe ich das Werk noch nie gesehen, sondern es wirklich immer "nur" für eine bloße Suite gehalten, mit quasi aufzählendem Charakter der einzelnen Planeten.


    Dass da dieses von Dir erwähnte kompositorische Konzept hinter steckt, spricht natürlich für Holst - er hat sich für dieses Werk anscheinend auf mehreren Ebenen Gedanken gemacht. So gesehen stellt natürlich jede Ergänzung einen empfindlichen Eingriff in den Kosmos ;) von Holst' Komposition dar. Es erklärt für mich aber auch, warum Matthews' Ergänzung "Pluto" klanglich den letzten beiden Planeten so ähnelt - offenbar hat er Holsts' Konzeption gekannt/ studiert und dann eben entsprechend etwas erweitert - eben um diesen einen neuen Planeten.
    Enttäuschend wäre es wahrscheinlich eher gewesen, wenn "Pluto" zum Abschluss wieder "handfester", oder traditioneller klingen würde, beispielsweise wie "Jupiter", als grandioses Finale unseres Sonnensystems oder so etwas in der Art.
    Das hätte Matthews dann in meinen Augen (und Ohren) als ziemlich unsensiblen "Nachschöpfer" disqualifiziert, so hingegen ist sein "Pluto" immerhin eine Art "Hommage" an Holst, der sich in das bestehende Konzept einzufügen versucht.
    Jedenfall sehe ich das so - es ist einfach eine interessante "Ergänzungsidee" zu den Holst-Planeten, die man ja nicht unbedingt hören muss....
    Holst hätte auf den "Pluto" sicher nicht verzichtet, wenn er denn zum Zeitpunkt der Komposition schon entdeckt wäre. Dann hätte er seine "Doppelsinfonie" eben achtsätzig angelegt.


    Die zweite, die astrologische Ebene, die ja bei der Komposition des Werks offensichtlich eher von Bedeutung war als die astronomische, wird ja durch die charakterisierenden Zusätze zu den Planetennamen verdeutlicht - wahrscheinlich wird nicht jeder Astronom nachvollziehen können, warum z. B. ausgerechnet der "Neptun" jetzt so besonders mystisch sein soll :]


    Vielleicht erklärt sich durch diese 2. Ebene auch die komische Anordnung der ersten drei Planeten? "Merkur" müsste als sonnennächster Planet ja eigentlich ganz am Anfang stehen ?(
    Es kann aber auch sein, dass Holst einen musikdramaturgisch motivierten Beginn seiner Suite wählte: Was gibt es wirkungsvolleres, als den Gegensatz "Mars - Krieg" als Eröffnung und "Venus - Liebe" direkt dahinter? Und dann eben erst den "neutralen" Merkur als geflügelten Boten hinter den beiden.


    Auch "Pluto" spielt in der heutigen Astrologie ja eine Rolle - so gesehen verwundert es mich eigentlich, dass Holst -aus rein astrologischer Sicht- nicht tatsächlich die Sonne und zumindest noch unseren Mond mitkomponiert hat, denn denen werden ja ebenfalls astrologische Eigenschaften zugeordnet. Schade um die beiden entgangenen Sätze!

    In der Astrologie gelten Sonne und Mond -glaube ich- sogar ebenfalls als Planeten, gleichrangig mit Mars, Jupiter & Co.


    In dem Punkt war Holst dann vielleicht doch ein bisschen astronomisch beeinflusst?

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Hallo,


    beim Anhören der Planeten ( Zubin Mehta - gefällt mir übrigens sehr gut! ) ist mir jetzt aufgefallen (bzw. bilde ich mir ein), dass sich Gustav Holst beim Merkur offenbar ziemlich ungeniert bei Rimsky-Korsakoff bedient hat (Scheherazade). Kann das jemand bestätigen?

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Lieber Marc:
    Holst berief sich in seinem Werk explizit auf ein von ihm geliebtes Buch des Astrologen Alan Leo, wo es um zugeschriebene Eigenschaften einiger Planeten gibt. Pluto spielte bis zu seiner Entdeckung in der Astrologie übrigens gar keine Rolle. Ich empfehle dringend den sehr guten Wikipedia-Artikel zu dem Werk:


    de.wikipedia.org/wiki/Die_Planeten


    Leider wird man übrigens durch Matthews durchaus genötigt, sich das Stück auch anzuhören, denn er verlinkt "Neptun" und "Pluto" attacca miteinander ...


    Holst hatte übrigens eine Menge Vorbilder: Bei "Uranus" denken wir an den "Zauberlehrling" von Dukas; die Idee mit dem vokalisierenden Frauenchor (und einiges an der Faktur der letzten drei Sätze) erinnert an die "Nocturnes" von Debussy...


    Weiter kommt man, wenn man die Sätze auch auf ihren Ausdrucksgehalt hin analysiert und findet staunenswertes. Eigentlich geht es hier um eine Darstellung der "sieben Menschenalter" von der Wiege bis zum Grabe - ein ähnlicher Evolutionsprozess wie die "Stufen der Liebe" in Mahlers Dritter, die ursprünglich einen siebenten Satz haben sollte (aus dem dann die Vierte wurde)

  • Hallo Ben,


    vielen Dank für die weiteren Hinweise :hello:


    Ich bin ja echt beeindruckt, was hinter so vermeintlich "harmloser", galaktischer Musik alles an theoretischem Hintergrund steckt...


    Mr. Holst hat sich ja wirklich eine Menge Gedanken gemacht und (s)eine ganze philosophische Weltanschauung in diese Suite hineingepackt...

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Zitat

    Original von Reinhard


    Das ist ein Werk, zudem ich bisher keinen rechten Zugang gefunden habe. Ich habe eine Aufnahme mit Marriner / Concertgebouw und im Moment keine Veranlassung zum Erwerb einer weiteren. Aber vielleicht liegt's ja auch an der Aufnahme?


    Hallo Reinhard, mir ging es vor ein paar Tagen ähnlich wie Dir. Ich habe auch seit Jahren die Marriner-Einspielung. Die fand ich bisher und finde sie auch noch jetzt ganz ok. Aber der Vom-Hocker-reiß-Faktor ist eher im unteren Bereich. Die Planeten sind vielleicht nicht Sir Nevilles Glanzaufnahme - dafür hat er mehr als genug andere Glanzaufnahmen!


    Nun habe ich, die guten Empfehlungen von Uranus, petemonova, Theophilus und anderen im Gedächtnis, die Einspielung von Zubin Mehta/Los Angelos im Niedrigpreissektor gekauft und bin schwer begeistert von dieser packenden Einspielung.



    Auch angesichts des niedrigen Preises (4,99) ist das kein großes Risiko (zur Not ist ja auch noch Krieg der Sterne mit drauf :D).


    Eine Gardiner-Aufführung wurde neulich im NDR-Fernsehen gezeigt (leider stand es nicht in den Fernsehzeitungen, deshalb habe ich nur die letzten beiden Sätze mitbekommen - großartig.). Gardiners und Handleys (räusper: gibt es bei unserem Kooperationspartner jpc für 3,99) Einspielungen interessieren mich. Hier wurde darauf hingewiesen, dass unterschiedliche Aufnahmen gerade bei diesem Werk äußerst hilfreich für die Erschließung/Erhörung sein können.


    Mit Interesse habe ich Ben Cohrs Hinweis auf eine Einspielung mit Goodman gelesen. Warum verschwinden solche herausragenden Einspielungen vom Markt? Wohin und warum ist eigentlich Roy Goodman überhaupt verschwunden? Na, das ist sicher ein Thema für sich ...


    Freundliche Grüße von der südlichen Nordsee, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • In diesem Fall ging leider Carlton Classics kurz nach der Veröffentlichung pleite. Das Orchester plant aber für das kommende Jahr eine Wieder-Veröffentlichung unter eigenem Label. (http://www.nqho.com) Roy Goodman dirigiert noch hi und da; google ihn doch mal ...

  • Ich möchte ein wenig auf die Entstehungsgeschichte dieses Werkes eingehen, die wie ich finde spannend genug ist, um ihr ein paar Zeilen zu widmen.


    In den Jahren unmittelbar vor dem 1. Weltkrieg, durchlebte Holst eine Krise.
    Seinen ersten Gehversuch in Richtung Oper - Sita reichte er beim Ricordi-Kompostions-Wettbewerb ein, ging jedoch leer aus.
    Zwei weitere im gleichen zeitlichen Umfeld entstandene Werke - The Cloud Messenger und Beni Mora stiessen auf nicht sonderlich viel Gegenliebe beim Publikum, also genug Gründe um ein wenig verstimmt zu sein.
    Doch Fortuna war ihm hold und so geschah es, daß er im Jahre 1913 ein anonymes Geschenk erhielt, daß es ihm ermöglichte, ein wenig Inspirationsurlaub zu nehmen. Drei schillernde Gestalten des englischen Kulturlebens sollten ihn dabei begleiten:
    1. Arnold Bax, ein auch heute noch berühmter englischer Komponist des 20. Jhd.
    2. Clifford Bax, dessen Bruder, ein in England geschätzter Dramtiker und Essayist
    3. Balfour Gardiner, ebenfalls Komponist und Musikschriftsteller, der aber v.a. als großzügiger Unterstützer seiner Zeitgenossen in Erinnerung bleiben sollte.
    B. Gardiner ist übrigens der Großonkel des hier jedermann bekannten John Eliot Gardiner - dessen Einspielung der "Planeten" wohl hauptsächlich auf diese Bekanntschaft seines Großonkels mit Holst beruhen dürfte, somit rein familienhsitorisch motivierte Gründe hat.


    Clifford Bax war es schließlich der Holsts Interesse für die Astrologie wecken konnte, der ihn in alle grundlegenden Konzepte selbiger einführte.
    Aus den beiden Männern wurden gute Freunde und die Beschäftigung beider mit der Astrologie ließ alte Erinnerungen bei Holst wach werden. In seiner
    Jugend besaß er einst ein Buch des zu seiner Zeit berühmten und angesehen Alan Leo, Theosophist und für viele der "Vater" der modernen Astrologie. Dieses Buch - "The Art Of Synthesis" - beschreibt die astrologischen Eigenschaften der damals bekannten Planeten.
    Dabei widmete Leo jedem Planeten sein eigenes Kapitel, welches durch den Namen des Planeten und ein wesentliches astrologisches Merkmal desselbigen überschrieben war.


    Diese Einteilung sollte Holst schließlich zum Abfbau seines eigenen Werkes inspirieren - für jeden Planeten ein "Kapitel" mit einer charakteristischen Bezeichnung. Die für den Planeten Neptun übernahm er sogar: der Titel "Neptune - the Mystic" taucht auch genau so in dem Buch von Leo auf!


    Seine Suite sollte Holst dann " a series of mood pictures" nennen.
    Doch bevor es zur Komposition kam, sollte er schließlich noch die "Fünf Orchesterstücke op 18" von Arnold Schönberg und Strawinskys "Sacre" zu Gehör bekommen. Von beiden Werken sichtlich beeindruckt ließ er sich auf ganz unterschiedliche Weise inspirieren. Von Schönberg übernahm er die "Werkbezeichnung" und stellte seiner Suite den Titel "Seven Orchestral Pieces" voran. Die ungewöhnliche Behandlung des Orchesters und die rhythmischen Entladungen bei Strawinsky nehmen unmittelbar Einfluss auf die Umsetzung des "Mars".


    Kurz also: Aufbau inspiriert durch Leo, Werkbezeichnung durch Schönberg, "Mars" durch Strawinsky. Aber wäre Clifford Bax nicht gewesen - wer weiß, ob dieses Werk je so entstanden wäre... :)


    Hier noch ein paar Bilder der Herren:


    Alan Leo (1860-1917)


    Clifford Bax (1886-1962)


    Arnold Bax (1883 - 1953)


    Ein Bild Balfour Gardiners konnte ich leider nicht ausfindig machen.


    LG
    Wulf.

  • Hallo Wulf,
    vielen Dank für die interessant geschriebene und inhaltsreiche Einführung.


    Hallo Ben,
    vielen Dank für Deinen Hinweis. Ich lauere schon länger bei Ebay auf die Goodman-Einspielung, aber bisher ohne Erfolg.


    Meine Frage nach Goodman bezog sich darauf, dass eine Zeit lang sehr gute Einspielungen mit ihm und der Hanover Band und dem Brandenburg Consort u.a. erschienen. Ich habe z.B. auch einige Beethoven-Sinfonien aber auch vieles andere in einer Goodman-Einspielung. Ich habe gelesen, dass er nun Orchester in Schweden, USA, Niederlanden leitet. Ich habe den Eindruck, dass er irgendwie verschwunden ist, aber ich verfolge das Geschehen zu oberflächlich und zu wenig kenntnisreich, um das wirklich beurteilen zu können. Aber das gehört sicher nicht in den Planeten-Thread. Ein eigenes Thema über ihn zu eröffnen, lohnt sich aber auch wieder nicht, da er recht selten in diesem Forum genannt wird. das Interesse wird sich in sehr engen Grenzen halten.


    Ich halte also weiter nach dieser Einspielung Ausschau ...


    Freundliche Grüße aus dem Nordwesten, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Hallo Zusammen,


    inspiriert durch diesen Thread – habe ich gleich „meine“ Holst eingelegt:


    Danke auch für die weiterführenden Erläuterungen!


    Gustav Holst, (1874-1934) The Planets op. 32
    SACD multiCH 5.0


    +Grainger:The Warriors
    Philharmonia Orchestra, Gardiner


    Auch wenn ich die Einspielung nicht vergleichen kann – ist zumindest
    die Aufnahme / Abmischung sehr gut.


    Gruss
    Robert

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  • Hallo Wulf,


    Deine Hinweise zur Entstehungsgeschichte fand ich auch sehr interessant - das Thema Astrologie ist bei Holst ja auf äußerst fruchtbaren Boden gefallen :yes:


    Zitat

    Original von wulf:
    In seiner Jugend besaß er einst ein Buch des zu seiner Zeit berühmten und angesehen Alan Leo, Theosophist und für viele der "Vater" der modernen Astrologie. Dieses Buch - "The Art Of Synthesis" - beschreibt die astrologischen Eigenschaften der damals bekannten Planeten.
    Dabei widmete Leo jedem Planeten sein eigenes Kapitel, welches durch den Namen des Planeten und ein wesentliches astrologisches Merkmal desselbigen überschrieben war.


    Was mich nach wie vor interessiert (vielleicht hast Du da ja auch ein paar Informationen in Deiner "Holst"-Kiste ;) ):


    Wie ist die falsche Reihenfolge der Planeten zu Beginn des Werkes zu erklären? Hat dies astrologische, oder -wie von mir weiter oben schon mal vermutet- doch eher dramaturgische Gründe?


    Und da die astrologische Komponente bei den Planeten ja eindeutig im Vordergrund steht (vor der naturwissenschaftlich-astronomischen) -übrigens ein Aspekt, der mir vorher auch noch nie so ganz klar war- gibt es einen Grund dafür, dass Holst Sonne und Mond ausgespart hat?
    Sicher, astronomisch gesehen ist die Antwort eindeutig - beide sind keine Planeten.
    Aber da der astrologische Aspekt für die Komposition ja so wichtig war, und Sonne und Mond in der Astrologie gleichberechtigt neben den klassischen Planeten stehen, würde mich sehr interessieren, ob Dir bekannt ist, ob Holst zumindest zeitweise die Komposition dieser beiden Sätze in Erwägung gezogen hat.
    Mich fasziniert der Gedanke, dass irgendwo noch Skizzen und Entwürfe von Holst zu diesen beiden Himmelskörpern schlummern könnten...

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Zitat

    Schade, daß noch niemand von Euch auf die Einspielung mit dem new Queen´s Hall Orchestra unter Roy Goodman gestoßen ist. Leider ist diese Carlton Produktion vergriffen (das Label gibt es nicht mehr); sie soll aber auf dem neuen Label Organic Classics des Orchesters wiederveröffentlicht werden. Im Moment gibt es sie nur gebraucht bei Amazon.


    Ich habe sie am Wochenende erstanden für ganze 2,95 bei Ebay (da bekommt man fast Gewissensbisse...)! Bin schon sehr gespannt, habe aber zurzeit wenig Zeit zum Hören - werde demnächst mal berichten!

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Hallo Planets-Freunde,


    in anderen Threads wurde in letzter Zeit immer wieder kurz über die neue Aufnahme von Rattle geschrieben. Die erste wurde hier ziemlich verrissen - um ehrlich zu sein kenne ich diese nicht (hatte immer meinen Metha, der mich voll zufrieden stellte sowie die RPO-Aufnahme :] ), die zweite hat aber aufgrund der zusätzlich eingespielten Werke mein Interesse geweckt.



    Nun die Frage an Euch: taugt die Einspielung der Planeten in diesem 2. Anlauf etwas und was haltet Ihr von Rattles Pluto sowie den Neukompositionen? Habe nur die bei amazon/jpc sowie der EMI-Site verfügbaren Ausschnitte gehört; mein Eindruck: Planets so lala, Rest interessant; solange man diese Werke, die sich ja auch entwickeln sollen, nicht ganz gehört hat, bleibt dies aber wohl nur eine oberflächliche Betrachtungsweise...


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Salve Barezzi!


    Ich kenne die neue Rattle-Aufnahme auch nicht.
    Meine Kauflust ist in diesem Fall aber eher gebremst, da ich schon mehrere Planeten-Einspielungen besitze und nicht auch noch eine von Sir Simon brauche, die darüberhinaus eine (teurere) Doppel-CD ist, weil auf der 2. CD sinnigerweise nun auch noch Asteroiden in musikalischer Form (es waren wohl Auftragskompositionen, die erst in den letzten Jahren erteilt wurden) enthalten sind. :wacky:
    Wenn man da erst mal mit anfängt, können nach diesem Konzept noch seeeeehr viele weitere CD-Boxen (!) entstehen, denn bekanntlicherweise schwirren viele Hundert (wenn nicht Tausende!) Asteroiden durch unser Sonnensystem. Kometen und diverse Monde könnte man auch noch verwursten.... Da ließe sich noch viel Geld mit verdienen :no:


    Wenn ich bedenke, was Edwin hier im Thread weiter oben über Holsts ursprüngliche Konzeption seiner Planeten-Suite geschrieben hat, eine Konzeption, nach der eigentlich keine weiteren Planeten mehr der Suite hinzugefügt werden konnten, ohne deren innere Architektur zu zerstören (was ja mit dem vor ein paar Jahren bereits neu geschaffenen Pluto bereits geschehen ist!), dann weiß ich echt nicht, was das mit den Asteroiden jetzt soll - ein Marketing-Gag?
    Reine Geldschneiderei des Labels, die auf Holst-Fans abzielt, die ermuntert werden sollen, jetzt eine weitere Anschaffung der Planeten in Betracht zu ziehen?


    Allein aus diesen Gründen stehe ich dieser neuen Aufnahme eher ablehnend gegenüber....


    By the way:
    Wie es der Zufall gerade will - soeben läuft im Radio ein Beitrag darüber, dass man heute in Astronomenkreisen wohl beschließen will, die bisher bekannten 9 Planeten unseres Sonnensytems auf 12 zu erweitern - ein Asteroid soll "aufgewertet" und zum Planeten "erhoben" werden, zwei weitere, in den letzten Jahren neu entdeckte Objekte hinter Pluto sollen ebenfalls Planeten-Status erhalten!
    Die Neuen werden Charon, Xena und Ceres heißen (wenn ich das gerade richtig mitbekommen habe) - ko(s)mischer Zufall, dass das ausgerechnet heute passiert :wacky:


    Fazit: Sir Simons Neuaufnahme ist schon wieder veraltet - jetzt müssen aber schleunigst Neukompositionen für die 3 "Neuzugänge" her!! Aber subito! Dio mio... :wacky: :no: :wacky:

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Ich hab zwar die neue Rattle-Aufnahme seit einigen Wochen, kann mich aber noch zu keinem abschliessenden Urteil entscheiden.
    Stattdessen ist mir die Aufnahme des Komponisten selber ueber den Weg gelaufen, die ich allen Holst-Freunden dringlich empfehlen moechte!



    Die Aufnahme aus dem Jahr 1926 klingt den Umstaenden entsprechend hervorragend. Schnelle Tempi, einige Passagen richtig leichtfuessig und taenzerisch, sogar der finale Choreinsatz geraet aufnahmetechnisch Betoerend...! Unbedingt zu empfehlen!

  • Salve MarcCologne!


    Zitat

    Wie es der Zufall gerade will - soeben läuft im Radio ein Beitrag darüber, dass man heute in Astronomenkreisen wohl beschließen will, die bisher bekannten 9 Planeten unseres Sonnensytems auf 12 zu erweitern - ein Asteroid soll "aufgewertet" und zum Planeten "erhoben" werden, zwei weitere, in den letzten Jahren neu entdeckte Objekte hinter Pluto sollen ebenfalls Planeten-Status erhalten!
    Die Neuen werden Charon, Xena und Ceres heißen (wenn ich das gerade richtig mitbekommen habe) - ko(s)mischer Zufall, dass das ausgerechnet heute passiert :wacky:


    Fazit: Sir Simons Neuaufnahme ist schon wieder veraltet - jetzt müssen aber schleunigst Neukompositionen für die 3 "Neuzugänge" her!! Aber subito! Dio mio... :wacky: :no: :wacky:


    Letzte Woche war zu diesem Kasperletheater mit der Neuordnung ein Artikel in der Zeit, sollte wie immer online noch nachzulesen sein 8)
    Ein Kandidat (Xena) heißt übrigens wohl offiziell "2003 UB313" [die 313 tiefer gestellt wie bei einem chemischen Symbol] :wacky: dem Gremium passt der Name des Entdeckers (Xena) irgendwie nicht in den Kram...


    Die Frage bei den Rattle II - Planeten ist, ob die Neukompositionen Geldschneiderei sind, oder ob sie was taugen ?(
    Stolze (Geprellte) Besitzer der DoppelCD: Bitte meldet Euch :D


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • So vor allem mal schon eines vorneweg: Diese Zusammenstellung ist toll.
    Ich habe die Doppel-CD zum Preis von 16,99 erworben und kann sagen für zwei CDs aufgrund der Zusammenstellung ist es das sicherlich auch wert.
    Nun zu der Interpretation. Diese Aufnahme ist besser als die erste Rattle-Aufnahme, was vor allem auch am erheblich besseren Klangkörper liegt. Rattle hat seine Stärken IMO nicht bei den Krachersachen - bisweilen gerade der Mars äußerst rasiermesserscharf daherkommt - die lyrischen Momente der etwas langsameren und getragenen Sätze finde ich wunderbar herausgearbeitet. Ein echtes Highlight ist die VENUS - besser hab ich sie in meinen Ohren noch nicht gehört.


    Ich werde jedenfalls nochmals das ganze anhören, um weitere Feinheiten erkennen zu können die nach 3maligem Hören sich noch nciht aufgedrängt haben.
    Ich bin jedenfalls ein zufriedener Käufer:




    :hello:
    PS: Die Aufnahme unter Holsts eigenem Dirigat traf gerade bei mir ein :yes:
    PS II: ich habe jetzt schon 12 Aufnahmen der Planeten... mal sehen wie viele es noch werden

    Einmal editiert, zuletzt von Opus28 ()

  • Hallo Opus28,


    wie steht es denn mit den "Zugaben"?
    Mich würde vor allem hierzu Deine Meinung interessieren, schließlich sind die Asteroiden alle erst kürzlich komponiert worden und müssten damit doch einen krassen Gegensatz zu Holsts Musik darstellen, oder passt man sich etwa dem Stil des großen Briten an?

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Ich höre mir es nochmal an, um nicht vorschnell zu urteilen - erster Eindruck - weiss zu gefallen.... mehr dazu nach nochmaligem hören :yes:


    :hello:
    LG
    Tobias


  • Hallo liebe Freundinnen und Freunde himmlischer Klänge,


    wie heise-online soeben meldet, bekommt Gustav Holst mit seiner Deutung der Planetenschar nun posthum doch wieder Recht!
    Dem Himmelskörper „Pluto“ wurde heute sein Status als Planet aberkannt!
    Also: Neukompositionen adé — Colin Matthews kann seinen „Pluto“ wieder einpacken!


    Alles weitere siehe hier.



    Grüße aus dem Weltenäther sendet Euch:


    Laurenz

    `
    (...) Eine meiner frühesten Erinnerungen im Zusammenhang mit der Musik betrifft einen Abend, an dem das Rothschild-Quartett bei uns ein hochmodernes Werk von Egon Wellesz spielen sollte. Die Stühle waren den Musikern zu niedrig, so nahmen sie unsere Bände mit Schubertscher Kammermusik, um damit ihre Sitze zu erhöhen. Ich dachte, wieviel schöner es wäre, wenn sie auf Wellesz sitzend Schubert spielen würden (...)


    — aus „5000 Abende in der Oper“ von Sir Rudolf Bing —
    .

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  • Hallo,


    da Pluto nach den Beschlüssen des Astronomenkongresses jetzt zusammen mit, "Ceres" und "Xena" (etwa nach dieser wildgewordenen RTL-Amazone benannt?) den Status eines "Kleinplaneten" genießt (also nur noch 8 klassische Planeten, "Charon" ging leer aus), wäre jetzt ja das erste Tryptichon einer "Small Planets Suite" fällig. Ich sehe da schon weitere Arbeit auf Mr. Matthews zukommen... :wacky:


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Ich hab mich ja halb totgelacht über diese Entscheidung!


    Damit hat man der Arbeit von Herrn Matthews praktisch auch im Nachhinein den Status aberkannt.


    Aber für mich war dieser Blinddarm ohnehin immer nur allenfalls ein Kleinplanet ...
    Wann komponiert endlich jemand drei weitere Quadrupelfugen zur Kunst der Fuge und ein neues Orchesterfinale zur Neunten Beethovens?

  • Eine echt amüsante Geschichte!


    Als ich gestern in den Nachrichten davon erfuhr, musste ich auch direkt an Mister Holst denken, dem damit späte Genugtuung widerfuhr - so soll es sein!


    Giselhers Vorschlag einer Small Planets Suite finde ich übrigens sehr interessant - da kommt in den nächsten Monaten bestimmt irgendwas aus irgendeiner Ecke, wetten? :wacky:


    Komisch ist diese Story aber trotzdem - was machen die Astronomen da eigentlich?
    Erst soll die Planetenzahl erweitert werden (12 hätte ich eine wirklich schöne Zahl gefunden) und stattdessen wird jetzt sogar Pluto degradiert zum Kleinplaneten, oder wie die das auch immer nennen mögen!!!


    Ich wusste gar nicht, dass es Planeten 2. Klasse gibt :wacky: :rolleyes:


    Hätten die Herren Astronomen doch bloß von Anfang an mal auf Holst gehört (im wahrsten Sinne des Wortes), dann wäre uns der ganze Hickhack erspart geblieben und Herr Matthews hätte in der Zwischenzeit was anderes komponieren können :D

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Zitat

    Original von ben cohrs
    Aber für mich war dieser Blinddarm ohnehin immer nur allenfalls ein Kleinplanet ...


    Allerdings! Die Einreihung des Planeten Pluto in unsere Planetenschar war zu keinem Zeitpunkt unter Fachleuten unumstritten....


    Zitat


    Wann komponiert endlich jemand drei weitere Quadrupelfugen zur Kunst der Fuge und ein neues Orchesterfinale zur Neunten Beethovens?


    Ach laß ma. Der Geist des Schwammerls ist über mich gekommen und hat gesagt: "Vollende mein unollendete Symphonie - Du weißt schon - die von den Schlümpfen...."
    im Ernst: So ein Angbeot kann ich doch nicht ablehnen :stumm: :D

  • Zitat

    Ich sehe da schon weitere Arbeit auf Mr. Matthews zukommen


    Ja, schon...
    Nur: Dieser Colin Matthews, der übrigens, wie sein gleichfalls komponierender Bruder David, aus der Aldeburgher Assistenten-Umgebung Brittens kommt, ist ein so übler Komponist nicht. Er hat ein paar Werke geschrieben, die eine sehr eigenartige Verbindung von Ligetis Klangflächentechnik mit minimalistischen Verfahrensweisen sind.


    Die Idee mit dem Pluto ist natürlich der unglückliche Versuch, sich an einen mega-Hit anzuhängen. Und das Ergebnis ist auch sehr schwach.


    Von den zusätzlichen Sätzen, die Rattle aufgenommen hat, finde ich übrigens die Saariaho am interessantesten, auch Turnage beweist wieder einmal die rechte Komponisten-Pranke. Die anderen zeigen meiner Meinung nach nur, welch toller Komponist Holst eigentlich war - als ob wir das nicht gewußt hätten...


    Übrigens: Hat der Holst nicht vielleicht so vier oder fünf Takte Skizzenmaterial zu einem Bläserquintett hinterlassen? Da könnte der rechte Komponist schon eine Oper daraus "vollenden"... :D


    :hello:

    ...

  • Hi


    Zitat

    Hätten die Herren Astronomen doch bloß von Anfang an mal auf Holst gehört (im wahrsten Sinne des Wortes), dann wäre uns der ganze Hickhack erspart geblieben und Herr Matthews hätte in der Zwischenzeit was anderes komponieren können


    Du meinst also, die Astronomen hätten auf die Astrologen hören sollen? Das werden sie aber nicht so gerne hören... :D

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Es ist ja mittlerweile allgemein bekannt, dass ich bei meiner Sammelleidenschaft für dieses Werk nicht ganz zurechnungsfähig bin...


    Mein Ziel ist es, irgendwann mal alle auf CD erhältlichen Stereo-Aufnahmen dieses Werkes in meiner Sammlung zu haben. Nach den mir bekannten Aufnahmen fehlen mir noch so um die 10.


    Von folgenden, von mir hoch geschätzten Dirigenten gibt es wohl keine Aufnahmen:
    Szell, Klemperer, Monteux, Kertesz, Fricsay, Celibidache, Münch, C.Kleiber, Harnoncourt, Reiner, Wand, Böhm, Kubelik, Abbado, Giulini, Beecham, Muti - schade eigentlich.
    Oder kennt einer von Euch noch Stereo-Aufnahmen von einem der genannten, vielleicht aus der Venyl-Ära?

    Herzliche Grüße
    Uranus

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