Salut,
mit dem geflügelten Wort des Taminoforums: "Angeregt durch..." beginne ich einen neuen interessanten Thread:
Angeregt durch eine wiederentdeckte Disskussion im Thread "Mondscheinsonate" und durch den Thread "Namen - Schall und Rauch?" würde ich gerne die Rechfertigung von Beinamen zu Werken zur Diskussion stellen.
Grundsätzlich gibt es hier Unterschiede: Zum einen wurden Beinamen unmittelbar nach oder während der Uraufführung "verliehen", wie dies z.B. bei den Sinfonien Joseph Haydn's oft der Fall war [Die Uhr, Militär, Paukenschlag, Paukenwirbel], zum anderen wurden Beinamen später von fremden Dritten hinzugefügt [Mondscheinsonate, Jupitersinfonie].
In manchen Fällen machen für mich diese Beinamen schon Sinn, und sei es nur, um z.B. bei der Vielzahl der Haydnschen Sinfonien einen schnellen Überblick zu erhalten, sich schneller an das Werk zu erinnern. Oder erinnert sich jemand als Haydn-Normal-Verbraucher spontan beim Stichwort Sinfonie Nr. 82 an die musikalischen Themen?
Beim Stichwort "Der Bär" sieht das schon wieder anders aus und man hat sofort das Finale im Ohr [so man die Sinfonie kennt]. Zum anderen war ich zu Beginn meiner Hörerlaufbahn immer sehr interessiert, was sich wohl hinter diesen Beinamen Wundersames verbirgt...?
Teilweise tragen Werke auch Beinamen von Widmungsträgern bzw. in diese Richtung deutend, z.B. die "Preußischen Quartette" oder die "Haydn-Quartette" von Mozart, dann die ortsverbundenen Beinamen wie "Linzer-", "Pariser-" oder "Prager-" Sinfonie. Ich denke, solche Beinamen brauchen nicht weiter diskutiert zu werden, es handelt sich dabei um lokale oder personelle Verflechtungen, die allgemein als genehmigt gelten können.
Manchen Beinamen sind eigentlich keine wirklichen solchen, wenn z.B. bei Schubert zwischen der "großen" und "kleinen" C-Dur-Sinfonie oder bei Mozart zwischen der "großen" und der "kleinen" g-moll-Sinfonie unterschieden wird. Bei Schubert allerdings hat sich das "Große" quasi verstelbständigt und bezieht sich nun mehr auf die Großartigkeit der Sinfonie selbst, sicherlich zu Recht.
Im Umkehrschluss sind beispielsweise Beethovens "namenlose" Sinfonien - vergleichsweise wie die Werke ohne Opuszahl [vgl. Thread WoO hierzu] - demnach 1, 2, 4, 7, 8 weniger bekannt und wecken auch weniger Interesse, wobei sie ebenfalls wunderbare Werke sind, die ihresgleichen nicht finden.
Vielleicht wollte Schubert durch seine angeblich [ich habe es nicht überprüft] eigene Titelgebung mit "Tragische" ein wenig Werbung für seine Sinfonie machen?
Oft finden sich bei mir auch selbst irgendwelche Namen für Sinfonien oder andere Werke, um sie schneller aus der Erinnerung hervorzurufen.
So - die Diskussion ist eröffnet. Viel Vergnügen in angenehmer Runde.
Liebe Grüße
Ulli