Eduard Tubin: Sinfonien-Gesamtausgabe

  • Hallo Musikfreunde,


    wie kommt man an einen relativ unbekannten Komponisten wie Eduard Tubin (1905-1982) ?
    Antwort: Im Jahre 2003 war in der Stereoplay eine Rezension einer Telarc-CD mit dem Dirigenten Paavo Järvi (dem Sohn des Dirigenten Neeme Järvi) und den Werken Sibelius-Sinfonie Nr.2 und Tubin-Sinfonie Nr.5. Die Rezension war so interessant und positiv geschrieben und es wurde auf Werkinhalte der Sinf.Nr.5 erwähnt, daß man den Wunsch verspürte, den bis dahin für mich unbekannten Tubin näher kennenzulernen.


    ;) Preisbewusst wie ich bin habe ich mich gleich nach einer Gesamtaufnahme aller 10Sinfonien umgesehen. Bei jpc bin ich wiedermal fündig geworden:
    Sinfonien Nr.1-10 mit Neeme Järvi/Gothenburg SO auf BIS für ca.40,-€ (5CD´s)


    Nachdem ich mich nun seit 2003 mit den Sinfonien beschäftigt habe (natürlich zuerst mit Nr.5), muß ich sagen das sich für mich hier eine neue lohnenswerte Musik eines estländischen Komponisten erschlossen hat. Was Sibelius für Finnland, Schostakowitsch für Russland, Nielsen für Dänemark, Pettersson für Schweden, das war Eduard Tubin für Estland.


    Es gibt von den Sinfonien nur wenige Vergleichsaufnahmen. Wie ich gelesen habe soll Jarvi bei seinen Aufnahmen eine flott zupackende Art an den Tag legen, die die martialisch wuchtige Seite überbetonen soll - ich persönlich finde das gut und würde das anders ausdrücken: schwächen der Kompositionen werden überspielt, sodaß die Werke noch spannender und interessanter werden.
    Die Gesamtaufnahme ist uneingeschränkt zu empfehlen und bietet Järvi in gewohnter Qualität sowie klanglich in sehr guter BIS-Qualität (die Aufnahmen sind größtenteils Digitalaufnahmen, was nätürlich nicht heißen soll das ADD schlechter sein muß).


    Hier eine Internetadresse mit mehr INFO zu Tubin:
    http://www.musikmph.de/rare_mu…s/s_z/tubin_eduard/1.html


    :) Eine weitere hervorragende APEX-CD (4,99€) möchte ich auch empfehlen, da man ja nach den Sinfonien auch seine Solokonzerte kennenlernen möchte:
    Eduard Tubin: Concertino für Klavier & Orchester
    +Flötenkonzert; Music for Strings
    Väinmaa, M. Järvi, Estonian National SO,
    Ostrobothnian Chamber Orchestra, Tallinn
    Chamber Orchestra, Volmer, Kangas, K. Järvi


    Diese APEX-CD hatte ich mit kurz vor Weihnachten gekauft - meine Kurzbewertung: Es ist überraschend mit welcher Hingabe auch unbekannte Orchester spielen können. Die Sitzenklasse-Klangqualität ermöglicht einen ungetrübten Einblick in die schönen Solokonzerte und der Streicher-"Sinfonie" von Tubin - kaufen !


    Gruß aus Bonn
    Wolfgang

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Dieser TUBIN-Thread
    muß einfach mal wiederbelebt werden, denn inzwischen gibt es einige TUBIN-Liebhaber im Tamino - Forum, die ihn entdeckt haben.


    :hello: Für Gouercoeur(Johannes) und Holger Sambale war es eine überraschende, begeisternde und positive Neueentdeckung.


    :] Micheal Schlechtriem nennt gar seine Sinfonie Nr.2 als Lieblingssinfonie (im Thread "Lieblingssinfonien"):

    Zitat

    Tubin: Nr.2 (bis auf die 5. eigentlich der ganze Tubin, aber ich stelle mal eine Sinf. pro Komponist vor)


    Wie ich eingangs geschrieben habe bin ich durch eine Kritik (über die Sinf.Nr.5)auf Tubin gestoßen und habe mir gleich die ganze TUBIN-Box mit Järvi zugelegt, was ich bisher nur mit Begeisterung beantworten kann.



    TUBIN: Sinfonien Nr.1-10, Kratt-Ballettsuite, Toccata für Orchester
    Swedish RSO, Bamberg SO, Bergen PO,
    Gothenburg SO, Neeme Järvi
    BIS, Aufnahmen 1982-1987, DDD



    Die Sinfonie Nr.5 ist es auch, die mir den Weg zu Tubin eröffnet hat und --- ich favorisiere sie und schätze sie neben den anderen hoch.
    Sie ist auch die meisteingespielteste Sinfonie bei anderen Dirigenten außer Järvi.
    Daher bin ich etwas verwundert warum Michael schreibt "bis auf die 5." !?!


    :hello: Wer schätzt TUBIN inzwischen ebenso hoch wie wir ?
    :D Sonst solltet Ihr dies unbedingt nachholen.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    du hast natürlich Recht, dieses Thema musste wirklich mal wieder neu aufgegriffen werden. - Ich habe die Sinfonien von Tubin Anfang dieses Jahres kennengelernt. Für mich ist der Zyklus wirklich eine ungemein lohnenswerte Entdeckung. Ich habe natürlich auch gelesen, dass Michael offenbar die Fünfte Sinfonie weniger schätzt als die übrigen, hat mich ebenfalls ein wenig verwundert.


    Tubins Musik ist meiner Ansicht nach leicht zugänglich. Er orientiert sich wohl teilweise an estnischer Folklore, ohne direkte Zitate in seinen Sinfonien zu verwenden. Nichtsdestotrotz meine ich, durchaus einen recht "nordischen" Tonfall zu vernehmen. Die ersten Sinfonien sind noch vergleichsweise traditionell gehalten, alles klar tonal, im Stile einer üppigen, pathoserfüllten Nationalromantik. Große Steigerungen und Klangmassen sind sehr charakteristisch. Spätestens ab der Sechsten Sinfonie, Anfang der 1950er Jahre entstanden, wird Tubins Stil deutlich rauer, schroffer und dissonanzenreicher. Allerdings ist Tubin sicherlich dennoch kein "Avantgardist" oder ähnliches, der Bezug zur Tonalität bleibt in der Regel gewahrt. Als ich die Sechste Sinfonie zum ersten Mal gehört habe, meinte ich besonders in der Rhythmik leichte Anklänge an Popularmusik zu vernehmen, was mir ein Blick in die MGG bestätigt hat. Diese Anklänge sind in den zwei folgenden Sinfonien nicht unbedingt zu finden, diese Werke sind recht intensiv und ausdrucksstark. Dagegen wirken die beiden letzten Sinfonien als Ganzes betrachtet deutlich entspannter (die Neunte ist ja "Sinfonia semplice" betitelt). Mir sind vielleicht gerade diese beiden Sinfonien unter anderem wegen der leisen Melancholie und resignativen Schönheit, die in dieser Musik mitschwingt, vielleicht die liebsten (zum Beispiel der Schluss der Zehnten - ich finde es einfach herrlich, wie die Musik nach den vorangegangenen Konflikten in friedlicher Stille hinwegdämmert). Eine Konstante in Tubin Schaffen sind die von ihm gerne und oft eingesetzten Ostinati, außerdem zeichnen Dramatik und eine markante Rhythmik seine Werke aus.


    Ich kann Tubins Sinfonien jedem aufgeschlossenen Hörer nur sehr empfehlen, meiner Meinung nach ein sehr interessanter Beitrag zur Sinfonik des 20. Jahrhunderts (wo es ohnehin eine Menge zu entdecken gibt). Übrigens gibt es wohl noch ein Fragment einer Elften Sinfonie, das in dieser Einspielung erhältlich ist:



    Dirigent der Aufnahme ist Arvo Volmer. Würde mich mittelfristig auch sehr interessieren!


    Viele Grüße
    Holger

  • Hallo miteinander,


    ein bisschen blass, würde ich mal sagen - aber auch nur das oben abgebildete Cover, deswegen klemm ich es hier noch mal hin mit ein paar mehr Details (und gleich noch dazu ein Link für Kaufinteressierte)




    Die Musik dagegen, die hat mich von Anfang an fasziniert, farbig und kraftvoll. Auch bei mir begann es mit der Symphonie Nr 5 mit Paavo Järvi



    danach folgte dann auch die oben stehende Box. Was mir gleich vom ersten Hören hängenblieb, war dieses von Pauken geprägte Finale der Fünften, da kommt doch echt Freude auf. Aber auch die anderen Werke, nicht von schlechten Eltern; man spürt, da dachte sich einer was beim Komponieren.


    rolo

    Es wird immer weitergehn, Musik als Träger von Ideen.

    Kraftwerk

  • Ich bin vor ca. 15 Jahren von einem befreundeten Cellisten (nein, es war ausnahmsweise nicht Micha) auf das "Requiem for Fallen Soldiers"



    aufmerksam gemacht worden. Ich habe es damals noch als LP gekauft.


    Dann ergab sich alles von selbst. Seine Sinfonien zählen heute noch zu meinen meistgehörten. Ich habe sie alle auf meinen MP3 Playern - ihr wisst schon im Zug und in der Strassenbahn usw.


    L.G.


    Walter

  • Hallo Tubin-Freunde,


    dieser Beitrag wendet sich an die Tubin-Freunde - und es werden loben´swert immer mehr.


    Einen BIS-CD-Leckerbissen von Tubin habe ich vor kurzem auf dem Flomarkt Bonn Rheinaue erstanden.


    Die BIS-CD enthält die Sinfonietta über Estonische Motive und das Concertino für Klavier und Orchester .
    Das Thema passt gut, weil wir zur Zeit über die Sinfonietta von Janacek schreiben.
    Diese Sinfonietta verarbeitet heimatliche Klänge/Motive aus Estland.
    Die heimatliche Nähe haben damit beide Sinfonietta gemeinsam.
    Die Verarbeitung des Themenmaterials wird ducrh Tubin kunstvoll umgesetzt - ein Punkt der bei Janacek kritisiert wird.
    Ich meine das Ergebnis zählt und finde beide Sinfonietta höchst hörenswert.


    Das Concertino für Klavier und Orchester ist schon in vorigen Beiträgen genannt worden. Die Apex-CD mit dem Estonian SO, meine Erstaufnahme, ist gut und als Einstieg voll OK.
    Aber diese BIS-Aufnahme mit Roland Pontinen am Klavier ist einfach vorzuziehen, weil sowohl Solist als auch Orchester das Werk wesentlich emotionaler begreifen. Der Klavieranschlag ist ungleich kräftiger und das Orchester begleitet sehr detailreich ohne an Spannung zu verlieren. Das Gothenborg SO ist vergleichsweise in TOP-Form. Dieser positive Eindruck wird schon bei den ersten Takten klar, wenn die Pauken das Werk leise aber prägnant einleiten.
    Ein lohnender Kauf für alle die nicht nur die Sinfonien kennenlernen wollen.


    Die Sinfonie Nr.7 wird man kaum irgendwo besser hören. Es ist die gleiche Aufnahme wie in der BIS-GA-Box mit Järvi.


    Eduard Tubin:
    Sinfonietta über Estonische Motive
    Concertino für Klavier und Orchester (1945)
    Sinfonie Nr.7 (gleiche Aufnahme wie in der BIS-GA-Box)

    Roland Pontinen, Klavier / Gothenborg SO, Neeme Järvi
    BIS, 1996, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Nachdem ich im Jahre 2005 durch eine Aufnahme der Sinfonie Nr.5 von Paavo Järvi zufällig auf den estländischen Komponisten Eduard Tubin gestoßen bin, daraufhin mit großem Erfolg die Sinfonien - GA unter Neeme Järvi kaufte, dann auch seine Sinfoietta und das Concertino für Klavier und Orchester ( gem Vorbeitrag) schätzen lernte,


    habe ich nun endlich die BIS-CD´s der Violinkonzerte bestellt.
    Van Rossum machte hier bereits vor Jahren eine Kurzempfehlung !
    Auf die anderen Konzerte bin ich auch gespannt:



    BIS, 1996, DDD




    :yes: Der immer noch recht unbekannte Komponist Eduard Tubin ist es immer wieder Wert nach vorne geholt zu werden (nicht nur die CD´s, sondern auch die wenigen Beiträge im Klassikforen).


    (Wobei Tamino was TUBIN anbetrifft leider immer noch weniger zu bieten hat als Andere :untertauch:)
    ;) Das sollte man positiv für Tubin ändern !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Kurz mein Eindruck zu der BIS-CD mit dem VC Nr.2:


    Das VC Nr.2 ist ein nettes Werk und als Ergänzung zu den Tubin Orchesterwerken empfehlenswert. An den Gehalt der Sinfonien oder seines Concertino für Klavier und Orchester kommt das VC nur bedingt heran.


    Weit interessanter und komplexer ist das Konzert für Kontrabass und Orchester (1948) und die Estonian Dance Suite (1938), bei der sich Tubin an Bartok orientiert, der seinerseits auch die eigene Folksmusik verarbeitet hat.


    ;)Für den Tubin-Einsteiger empfehle ich neben der Sinfonien-GA dann eindeutig die zwei Beiträge zuvor abgebildete BIS-CD mit dem Concertino.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zweimal habe ich sie jetzt gehört. Der Zugang ist noch nicht so recht da. Was mir einleuchtet, ist der oben erwähnte "nordische Tonfall". So empfinde ich das auch, und das bringt mich auch, weiter hin zu hören. Die Erwartung "ein bisschen wie Sibelius" hat allerdings eher gestört als geholfen. Denn es ist doch völlig anders. Die Endlosigkeit und Weite der Sibeliussymphonien gibt es hier m.E. nicht. Dazu sind die Sprünge zu lebhaft. Immer wieder taucht eine neue, andere Melodie auf, was aber durchaus reizvoll ist.
    Reizvoll finde ich auch, wie es immer wieder in Paukenwirbeln und Bläserkrach kulminiert, das hat echte Größe. Überhaupt grummelt es immer wieder so ganz von unten, da dräut stets so was Großes, Gewaltiges, manchmal muss ich da sogar an Bruckner denken.


    Andererseits empfinde ich das Stück doch manchmal als zu uneinheitlich, ja fast zerrissen, als wüsste der Komponist nicht so ganz, wo er denn drauf raus will. Das ist für mich doch sehr verwirrend, da muss ich wohl noch öfter hinhören, um den Plan zu entdecken. - Werde ich aber tun!


    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Okay, Fehler eingestehen: Es ist wohl immer falsch, wenn man neue Musik bekommen hat, diese schnell zu hören, damit man einen Eindruck hat. Das funktioniert höchst selten. Man muss Muße haben und sich einlassen können. War bisher aber nicht der Fall, habe also die neue CD immer irgendwie zwischen Tür und ANgel gehört. Dann kommt so eine Einschätzung wie oben zustande. Wegen der großen Resonanz also hier ein neuer Versuch:
    Es ist sehr wohl nördliche Weite zu hören. Insofern gibt es auch für mcih jetzt deutliche Anklänge an Sibelius. Eine schöne unterschwellige Nutzung der Bässe gibt teilweise eine schöne mysteriöse, dunkle Atmosphäre. Andererseits ist mir oft der Violinenteppich zu löchrig. Wie gestern beschrieben, fehlt mir dann etwas die Kontinuität, es wirkt dann etwas gestückelt.
    Aber immer wieder kriegt er einen schönen satten Sound hin, mit Paukengeknatter oder auch -grummeln. Das gibt dann einen schönen Untergrund für die Bläser, die ordentlich schmettern können. Das geht manchmal in Richtung Shostakovich, finde ich. - Man kann über Komponisten schlimmeres sagen.


    Was mir fehlt, ist der Ansatzpunkt, der Haken, an den ich mcih hängen kann. Aber ich finde die Melodien noch nicht, der Rhythmus hat selten Wiedererkennungswerk. Insofern scheint es mir auch einfach schwere Kost zu sein.
    Ach ja, auch die Stimmungslage, also melancholisch, traurig, fröhlich oder so, ist mir unklar. Ich habe für mich da noc keine Kategorie gefunden, die für mich passend wäre, das ist etwas verstörend.


    Aber auch Verstörung kann ein guter Grund sein, Musik zu hören.


    Tschö
    Klaus


    (Ach so: es ist die 5.)

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Die Sinfonie Nr.5 hat bei mir als Tubin-Einstieg sofort den Ausschlag ausgelöst mir gleich die Sinfonien - GA zuzulegen (eher lange nach Einzelaufnahmen zu fahnden) -> siehe Beitrag 1 von 2005. Sie gehört immer noch zu meinen Favoriten der 10 Tubin-Sinfonien.
    :thumbsup: Inzwischen bin ich absoluter Tubin-Fan. Die estländische Folklore, mit der Tubin eng verbunden ist, ohne diese direkt zu zitieren (Er komponiert sie selber !) , löst bei mir genau so grossen Hörspass aus, wie jetzt aktuell (im entsprechenden Thread) Amirov aus Aserbaidschan.
    Diese absolut geniessbare Musik des 20.Jhd. macht auch Tubin so hörenswert.


    Und noch besser = Tubin gehört keinesfalls zu den Langeweilern :thumbup: !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Heute war es die 4., die ich gehört habe. Es ist die gleiche Aufnahme wie die von Teleton. Und ich muss sagen, dass ich schon ein gewaltiger Bombast, der da losgelassen wird. Das war bis jetzt mit Abstand das Überzeugendste, was ich von diesem Mann kennengelernt habe. Das saust und braust und hat einen sehr schönen, satten "nördlichen" Charakter.
    Sicher, manchmal klingelt es ein wenig arg und verspielt, aber die ganzen lauten und hochemotionalen Stellen lassen das schnell vergessen.
    Wie gesagt, bisher das Tollste von Tubin.


    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Hallo Klaus,


    es freut mich und verwundert mich gar nicht, dass der Tubin-Zyklus bei Dir weitere Erfolge zu verbuchen hat.:thumbup: Aber das ist eben Tubin --- die Sinfonien haben alle das Zeug den Hörer zu überzeugen und mit Interesse am Ball zu halten.
    Die Sinfonie Nr.4 ist in der N.Järvi-GA (BIS) die einzige LIVE-Aufnahme (hier mit dem Bergen PO). Klanglich steht die Aufnahme den anderen etwas nach.
    Das Werk hat den Beinamen "Sinfonia lyrica". Es ist eine Kriegssinfonie und wurde im April 1944 in Talin uraufgeführt und steht deutlich unter dem Einfluss der Kriegeinwirkungen. Die einzige Niederschrift der 4ten wurde trotz Safe (der durch eine Bombe aus dem 4.Stock in den Keller fiel) etwas angesenkt, ohne das die Stimmen verloren gingen. Sie gehört aber trotzdem zu den am wenigsten gespielten Tubin - Sinfonien; 1978 wurde sie von Tubin dann erst für eine weitere Aufführung revidiert. Bei mir ist gerade die Nr.4 auch eher eine der weniger gehörten Tubin-Sinfonien.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Wir hatten ja die Möglichkeit, persönlich über diese Synfonien zu sprechen. Du hast dabei die Ähnlchkeit zu Sibelius hervorgehoben. Beim Hören kommt es mir aber zunehmend so vor, als gäbe es da Ähnlichkeiten zu Shostakovich. Und gerade bei der 4., die mich ja besonders berührt hat.
    Bei Shostakovich habe ich natürlich sofort eine Geschichte vor Augen. Die Geschichte von Tubin ist mir fremd und unbekannt. Aber so wie ich es verstehe, sind alle diese Sachen in der UDSSR entstanden, also unter ählnlichen Umstaänden?

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Aber so wie ich es verstehe, sind alle diese Sachen in der UDSSR entstanden, also unter ähnlichen Umständen?


    Hallo Klaus,


    nein ! Es ist so, das Tubin beruflich als Musiker sehr oft in der UDSSR verweilte.
    Aber seine Sinfonien sind in Estland (Tallin) und teils Schweden (Stockholm im Exil - die Nr.5 z.Bsp.) entstanden. Die Sinfonien erzählen auch viel von der Estnischen Landschaft (Estnische Küste) - das in ähnlicher Weise wie Sibelius. Auch wenn Du Schosty asssoziierst, so liegt das dran, dass Tubin eher eine etwas modernere Tonsprache hat, als unser Beider geliebter Sibelius.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Aber Estland gehörte doch damals zur UDSSR?


    Aber mal davon abgesehen gefallen mir die Sachen immer besser. Die 2. war heute dran und auch sie hat mir große Freude gemacht. Dieser Mut zum Pathos, denn Tubin zeigt, der sagt mir zu. Zwar fehlt mir immer noch die "Geschichte" zur Musik, sie ist auf eine etwas verstörende Art "absolute Musik". Dieses Losgelöstsein macht es mir schwer, es wirklich zu Favoriten werden zu lassen. Aber ich werde diese Musik immer wieder hören und irgendwann auch einmal besser verstehen, denke ich.
    Dieser Bombast liegt mir einfach. Aber ich kann auch gut verstehen, wenn es Leute in die NÄhe von Kitsch rücken würde (was ich hiermit nicht getan haben will).


    Aber er ist eine echte Bereicherung. Und um es noch einmal zu versuchen: Eine Mischung aus Schostakovich, Sibelius, ein wenig Wagner, eine Prise Bruckner


    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • hallo miteinander,


    dann will ich diesen seit über 5 Jahren brach liegenden Thread wiederbeleben.


    Ich habe mir ja in den letzten 2 Wochen die Tubin-Symphonien in 2 Ausgaben angehört :



    vs.


    Was ist dabei heraus gekommen ? Nun, zunächst machte es mir mal viel Spaß, alle Symphonien dieses Komponisten zu hören, seine Sprache besser kennenzulernen. Natürlich habe ich auch auf Unterschiede in der Interpretation und im Klangbild geachtet, deswegen habe ich es ja gemacht.
    Eines zuvor : die Unterschiede sind sehr gering, beides sind hervorragende Ausgaben, die beide ihre Stärken, aber kaum Schwächen haben. Volmer zeigt durchweg ein geringfügeg besseres Klangbild, er klingt klarer und transparenter als sein Widerpart. Järvi weiß zu punkten, wenn es wuchtig wird.
    Das bedeutet nicht, dass es bei Volmer nicht ernergisch zugeht, aber Järvi hat da das letzte Quant mehr drauf.


    Wenn ich nur eine Ausgabe mit auf die berühmte einsame Insel mitnehmen dürfte, dann fiele mir die Entscheidung schwer, aber die Wahl würde wohl an Volmer gehen, des besseren Klangbild wegen (und wegen der hübscheren Cover).


    rolo

    Es wird immer weitergehn, Musik als Träger von Ideen.

    Kraftwerk

  • Järvi weiß zu punkten, wenn es wuchtig wird.


    Danke für Deine Hörvergleiche der Tubin-Sinfonien in den beiden Sinfonien-GA mit Volmer und Järvi, lieber Rolo.


    Jetzt ist die Frage für mich beantwortet, dass ich Geld für eine weitere GA sparen kann, denn auch wenn der Sound etwas geringfügig besseres Klangbild bei Volmer (ALBA) hat, so würde mir dann etwas fehlen, wenn es "zur Sache geht".
    Und Klangtechnisch sind die BIS-Aufnahmen mit Järvi auch auf einem hohen Niveau angesiedelt.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose