Kirill Petrenko - Chefdirigent der Berliner Philharmoniker

  • In diese Richtung wird wohl auch hier in Berlin gedacht, denn die Berichterstattung ist meist von einer gewissen Heiterkeit umrankt. Der Millionen-Verlust spielt nach meinem Eindruck dabei die geringste Rilke. So eine Haltung kann sich nur eine Stadt erlauben, die es gewohnt ist, fremdes Geld mit vollen Händen auszugeben.

    Das verstehe ich nicht. Ist es nicht - unabhängig von der Stadt - so, dass bei einem solchen erfolgreichen "Coup" immer etwas von (mehr oder weniger heimlicher) Bewunderung dafür in der Bevölkerung mitschwingt, und zwar überall?
    Außerdem gehörte die Münze meines Wissens nicht der Stadt Berlin, sondern war eine Leihgabe, die zudem versichert war.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Da oft geklagt wird, es gebe zu wenig Aufnahmen von Kirill Petrenko mit Sinfonischer Musik, weise ich auf eine Direktübertragung des nächsten Konzertes mit den Berliner Philharmonikern hin:



    Donnerstag, 12. April 2018, 20:03 Uhr



    Ich ziehe es vor, mir das Konzert live in der Philharmonie anzuhören!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ein bemerkenswert ungewöhnliches Programm. Es ist nur zu hoffen, dass Petrenko, dieser stille, witzige und sympathische Künstler, auf diesem Weg konsequent weitergeht. Ich bin gespannt. Das Publikum liebt ihn sehr und wird ihn noch mehr lieben. Er wird spielen können, was er will. Das ist eine große Chance für Musik außerhalb des gängigen Repertoires. Es sollte aber nicht zum Prinzip werden. Neben der von Caruso angekündigten Übertragung auf Deutschlandradio Kultur gibt es auch eine im Kino. Noch sind Karten für die drei Konzerte zu haben. Ich werde aber nicht hingehen, weil mich das Programm im einzelnen doch nicht genug interessiert. Also warte ich ab, um nicht nur den Orchesterdirigenten zu bekommen sondern auch die Musik, die mir liegt.


    Immerhin haben wir hier in Berlin den Dirigenten jahrelang an der Komischen Oper gehabt. Er ist also ein guter alter Bekannter. Wenn ich mich nicht total irre, war es in seiner Zeit an diesem Haus um die Auslastung nicht zum Besten bestellt. Jetzt kehrt er als der vergötterte Star zurück, der auf Anhieb dreimal die Philharmonie und Kinos füllen wird. Ich frage mich, ob er seither ein anderer geworden ist, ein noch besserer, noch genialerer? Oder ist da auch ein Schuss Hype im Spiel? Kann das jemand beurteilen?

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Immerhin haben wir hier in Berlin den Dirigenten jahrelang an der Komischen Oper gehabt.

    "Jahrelang" ist ein dehnbarer Begriff. Heinz Fricke dirigierte jahrelang (von 1961 bis 1992) als GMD an der Berliner Staatsoper, wo Daniel Barenboim jetzt schon jahrelang (von 1992 bis heute) musikalischer Chef ist. Da kann man wirklich mit vollem Recht von "jahrelang" sprechen.
    Kirill Petrenko war GMD der Komischen Oper Berlin von 2002 bis 2007, also fünf Jahre lang. Für fünf Jahre finde ich den Begriff "jahrelang" etwas übertrieben.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich werde aber nicht hingehen, weil mich das Programm im einzelnen doch nicht genug interessiert.


    Lieber Rheingold!
    Ist nicht der Dukas eine zauberhafte Blume französischer Orchesterliteratur?


    Und ist nicht die Gelegenheit, Franz Schmidts spät-spätest-romantische Sinfonie mit all ihrer Wehmut und Todesnähe einmal von einem Dirigenten zu hören, der so feinsinnig und sensibel Stimmungen und Untertönen nachspüren kann, ein guter Grund, in die Philharmonie zu gehen?


    Da wird man denn zwischendrin auch noch aushalten, schon wieder Prokofjews Schlachtross zu hören!


    Als Operndirigent ist ja in jüngster Zeit Petrenko immer sehr viel zu hören gewesen! Jede seiner Premieren am Nationaltheater in München ist im Bayerischen Rundfunk übertragen worden.



    Für fünf Jahre finde ich den Begriff "jahrelang" etwas übertrieben


    Lieber Stimmenliebhaber,
    ab wann darf man den Begriff "jahrelang" benutzen?
    Dürfte man bei Fricke und Barenboim nicht schon von "jahrzehntelang" reden?


    Euch beiden noch einen schönen Frühlingstag!
    Ich freue mich jetzt auf meinen Garten.


    Herzliche Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Stimmenliebhaber,
    ab wann darf man den Begriff "jahrelang" benutzen?
    Dürfte man bei Fricke und Barenboim nicht schon von "jahrzehntelang" reden?

    Lieber "Caruso41",


    ja, das dürte man bei Fricke und Barenboim schon. Ich finde fünf Jahre für "jahrelang" trotzdem noch etwas zu wenig. Vielleicht ab 10 Jahren, wenn man eben noch nicht von "jahrzehntelang" sprechen kann?
    Ich wollte nur darauf hinweisen, dass Petrenko sehr lange nun auch nicht an der Komischen Oper war (sein Vorgänger Yakov Kreizberg kam immerhin auf sieben Jahre, sein Vorvorgänger Rolf Reuter auf 12 Jahre, in letzterem Fall fände ich den Begriff "jahrelang" durchaus angemessen), sondern dann doch nur eine "Amtsperiode", nämlich fünf Jahre. "Jahrelang" bedeutet in meiner Wahrnehmung eben mehr als nur eine Amtperiode. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • "Jahrelang" bedeutet in meiner Wahrnehmung eben mehr als nur eine Amtperiode.


    Es gibt ja ein breites Angebot von Synonymen.


    Thesaurus nennt


    Zitat


    (mehrere) Jahre hindurch • Jahre über Jahre • jahrelang • langjährig • mehrjährig • über Jahre • über Jahre hinweg • über mehrere Jahre • über viele Jahre (hinweg)


    Aber manche sind mehr synonym, manche weniger!
    Also in Zukunft immer genau auswählen!



    Caruso41

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    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Da oft geklagt wird, es gebe zu wenig Aufnahmen von Kirill Petrenko mit Sinfonischer Musik, weise ich auf eine Direktübertragung des nächsten Konzertes mit den Berliner Philharmonikern hin:
    Noch ist er ein seltener Gast: Dies ist erst das zweite Programm, das Kirill Petrenko seit seiner Wahl zum neuen Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker im Juni 2015 mit seinem künftigen Orchester präsentiert. So rar die Gelegenheit, so exklusiv das Repertoire: Sergej Prokofjews 3. Klavierkonzert als einziges "Schlachtross" der Konzertliteratur wird eingerahmt vom erlesenen Blütenreigen des exotischen "Péri"-Balletts von Paul Dukas und von der in Deutschland nur selten zu hörenden 4. Sinfonie Franz Schmidts. Der österreichisch-ungarische Komponist, Jahrgang 1874, schrieb sie 1933 im Andenken an seine verstorbene Tochter - eine instrumentale Trauermusik in einem riesigen Bogen, ein skeptischer Blick in die musikalische Zukunft, eine Herausforderung für Petrenko und die Philharmoniker. Ich ziehe es vor, mir das Konzert live in der Philharmonie anzuhören!


    Nun ja, Petrenkos Konzert vom Vorjahr war ja großenteils Mainstream mit Mozart Haffner und der Pathetique. Man weiß nicht, war es jetzt der Wunsch von ihm, das zu dirigieren, oder wollte es die Intendanz der Philharmoniker so. Trifft das erstere zu, dann ist es sicher mutig, so unbekannte Stücke, (auch Prokofjew 3 ist nicht gerade ein Renner) aufs Programm zu setzen. Ich denke, das Publikum wird es honorieren. Allerdings sind die 3 (!) Konzerte im Gegensatz zu den Abschiedsvorstellungen von Sir Rattle noch nicht ausverkauft. War ich erst skeptisch, als ich von der Wahl Petrenkos zum neuen Philharmonikerchef erfuhr, so wendete sich dieser Eindruck nach dem letztjährigen fulminanten Auftritt. Ich gehe diesmal nicht selbst hin, sondern werde es in der Digital Concert Hall zuhause genießen. Für die Zukunft wird man sehen. Top oder Flop, das muss sich noch zeigen. Charisma am Pult hat er immerhin.
    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP


  • Ich habe mir die Radioübertragung gestern abend angehört. Wobei ich besonders auf das dritte Klavierkonzert von Prokofiev gespielt von Yuja Wang gespannt war. Und muss sagen, sie hat das toll interpretiert. Mir hat besonders der erste Satz gefallen, weil sie da dass sprunghafte von Prokofievs KK so hervorragend rausgestellt hat. Am Anfang war ich leicht irritiert, weil die Brüche mir z.B. bei Kempf nicht so radikal vorkommen und merkte dann aber immer mehr, dass mir das richtig gut gefällt. Das das Sinn macht. Ein tolles Konzert.


    Und es war überraschend, aber auch das fand ich gut und angemessen, dass nach dem ersten Satz geklatscht wurde. Ich weiß schon Konzentration .... Regeln und Sitten ... aber trotzdem ist es lebendig und passt somit zu dem lebendigen, tollen ersten Satz von Frau Wang.


    Weil es hier aber ja eigentlich um Petrenko geht... ich fand das Interview über ihn und überhaupt die Berichterstattung um ihn ja auch sehr interessant. Und auch hier gab es meinerseits wieder so ein gedankliches umschwenken... erst als ich hörte, dass er keine Interviews mit den Medien macht, sondern nur über die Digitale Concert Hall gibt, dachte ich was soll das denn.... aber kurze Zeit später, merkte ich, dass ich das nachvollziehen kann. Dass das sehr konsequent ist und auch ein Weg ist, um mit der gnadenlosen Öffentlichkeit umzugehen. Er ignoriert sie ja nicht, er nutzt nur die neuen Möglichkeiten als Weg. Von daher. Respekt.


    Ach und wer es noch nicht gehört hat, soweit ich das gestern verstanden habe, ist das Konzert und ich hoffe auch die Zwischenberichte noch einen Monat in der Mediathek verfügbar.

  • Weil es hier aber ja eigentlich um Petrenko geht... ich fand das Interview über ihn und überhaupt die Berichterstattung um ihn ja auch sehr interessant. Und auch hier gab es meinerseits wieder so ein gedankliches umschwenken... erst als ich hörte, dass er keine Interviews mit den Medien macht, sondern nur über die Digitale Concert Hall gibt, dachte ich was soll das denn.... aber kurze Zeit später, merkte ich, dass ich das nachvollziehen kann. Dass das sehr konsequent ist und auch ein Weg ist, um mit der gnadenlosen Öffentlichkeit umzugehen. Er ignoriert sie ja nicht, er nutzt nur die neuen Möglichkeiten als Weg. Von daher. Respekt.


    Lieber Friese,


    da stimme ich Dir voll und ganz zu!


    Das Profiejew Konzert von Yuja Wang fand ich ein bißchen sehr auf äußerlich virtuose Brillanz angelegt. Diese Extrovertiertheit hatte ihre Verführungskraft, man hörte allerdings, dass sie Petrenkos Sache nicht so recht war.


    Hingegen fand ich die Péri von Dukas viel beeindruckender. Wie Petrenko da das kurvenreiche, verschlungene Muster der melodischen Linien entstaubte , dabei aber stets ein Changieren von hoch aufgeladener Erotik und frühlingsfrischer Zartheit erreichte, das fand ich atemberaubend. Der Exotismus von Dukas kann ja oft schwülstig und schwer erträglich klingen. Diese Gefahr war nicht mal von Ferne zu ahnen! Der Klang war hell und durchsichtig und farbenprächtig! Die rhythmische Faktur atmete so frei und war doch geradezu frappierend akkurat realisiert. Einfach toll!


    Trotzdem war natürlich für mich die Sinfonie von Franz Schmidt das Ereignis des Konzertes.
    Von der einleitenden Kantilene der Trompete mit ihrer völligen Trostlosigkeit bis zum desolaten Ende, in dem wiederum die Trompete mit ihrem frei im tonalen Raum schwebenden Thema einen Abschied für immer spielte, war das ein großen Bogen, in dem kein Platz war für routiniert spätromantischen Klangschwulst oder Wehleidigkeit. In diesem großen Bogen über die vier Sätze ( sie gehen ineinander über!) gewannen Todeskampf, Agonie, Höllenqual, Totentanz und Trauer – ja immer wieder Trauer - tief eindringlich Gestalt. Ich hätte nicht gedacht, dass mit diesem Werk ein solcher Reichtum an desolaten Stimmungen und Gefühlen entfaltet werden kann und dass es so tief lotet! Nach meinem Eindruck erreicht Petrenko dies durch eine ungemein deutliche Artikulation des Notentextes, die allen harmonischen Wendungen nachspürt und die dazu passenden Farben findet. Dass er mit den Berliner Philharmonikern auch ein Orchester hat, das dies optimal umzusetzen weiß, ist schlicht ein Glücksfall.


    Ich war so tief gerührt, dass ich gar nicht klatschen konnte. Deshalb schreibe ich diese Zeilen, um das außerordentliche Ereignis dieses Konzertes zu rühmen!


    Beste Grüße


    Caruso41

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  • Die kommende Saison wird ja bekanntlich eine Zeit des Übergangs, der Neuorientierung und der Einstimmung auf die Ära Petrenko sein. Bereits ein Jahr vor Antritt ihres neuen Chefdirigenten wollen die Berliner Philharmoniker aber eng mit Kirill Petrenko zusammenarbeiten. Petrenko wird das Orchester in der kommenden Spielzeit bei 13 Konzerten dirigieren bevor er dann in der Saison 2019/20 offiziell die Nachfolge von Simon Rattle antritt.


    Geplant ist das Eröffnungskonzert der Saison am 24. und 25. August 2018. Kirill Petrenko dirigiert Richard Strauss (Don Juan op. 20 und Tod und Verklärung op. 24) und Ludwig van Beethoven (Symphonie Nr. 7 A-Dur op. 92)


    Im Frühjahr 2019 folgt ein weiteres philharmonisches Konzert, in dem Petrenko mit Arnold Schönbergs Violinkonzert (Solistin: Patricia Kopatchinskaja) und Tschaikowskys Fünfter Symphonie auftritt.


    Zudem wird Kirill Petrenko an der Spitze des Bundesjugendorchesters auftreten.


    Hinzu kommen auswärtige philharmonische Konzerte in Salzburg, Luzern, London und bei den Osterfestspielen in Baden-Baden.


    Auch Simon Rattle, der in der Saison ja schon nicht mehr Chefdirigent ist, dirigiert zwei Programme mit Johann Sebastian Bach (Johannes-Passion) sowie mit Helmut Lachenmann und Robert Schumann.


    Zudem werden in dieser Übergangsspielzeit etliche renommierte Dirigenten mit den Berliner Philharmonikern auftreten.
    Unter ihnen: George Benjamin, Francois-Xavier Roth, Daniel Harding, Semyon Bychkov, Sakari Orama, Jakub Hrusa, Paavo Järvi, Gustavo Dudamel, Valery Gergiev, Andris Nelsons, Iván Fischer, Daniel Barenboim, Tugan Sokhiev, Mariss Jansons, Alan Gilbert, Marek Janowski, Yannick Nézet-Séguin, Zubin Mehta, Daniele Gatti, Michael Sanderling, Bernhard Haitink, Herbert Blomstedt und Constantinos Carydis.

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  • Eine kritische Rezension inmitten der Kirill-Petrenko-Euphorie kürzlich in der "Zeit":


    https://www.zeit.de/2018/17/kirill-petre…rmoniker-berlin


    Grundtenor: Mal wieder krude, mittelmäßige Werke. Nicht ausverkauft. Kritische Nachfragen nicht erlaubt (keine Interviews).


    Und hätte Petrenko die Prager Sinfonie von Mozart, das Klavierkonzert von Schumann und die 7. Sinfonie von Beethoven gespielt, hätte Frau Lemke-Matwey ihm vorgeworfen, er gehe einfach den sichersten Weg.
    Ich habe das Konzert gehört und muss sagen, dass da Franz Schmidts Sinfonie wahrlich nicht als krude, mittelmäßiges Werk geklungen hat. Da gibt es bei Mahler weit kruderes.....


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • " Phänomenal virtuos gespielt und dirigiert ist das alles – und bleibt doch ebenso phänomenal leer. "


    Ein Zitat aus dem Zeitartikel. Obwohl ich die Zeit normalerweise sehr gern lese, empfindet ich diese Kritik als inhaltlich leer. Hier wird mit Schlagworten um sich gehauen. Und gar nicht erst der Versuch gemacht etwas zu verstehen, oder gut zu finden.

  • Wenn man liest, Petrenko würde das Orchester in der kommenden Saison bei 13 Konzerten dirigieren, klingt das viel. Letztlich dirigiert er es in Berlin bei genau zwei Konzertprogrammen, und das ist herzlich wenig!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Mal wieder krude, mittelmäßige Werke. Nicht ausverkauft. Kritische Nachfragen nicht erlaubt (keine Interviews).



    Daran, dass Herr Petrenko ihr kein Interview geben möchte, trägt die gute Frau Lemke-Matwey offenbar sehr schwer. Jedenfalls erwähnt sie es in gleichermaßen schöner wie ermüdender Regelmäßigkeit. Noch schwerer ist für sie freilich zu ertragen, dass nicht ihr Liebling Thielemann Chef der Berliner Philharmoniker geworden ist. Vielleicht wäre er es ja geworden, wenn er nicht in ihrer Zeitung diesen überflüssigen Pegida-Versteh-Artikel geschrieben hätte, man wird es wohl nie erfahren. Jedenfalls muss jetzt die gute Christine in Zukunft wohl oder übel ertragen müssen, mehr Hartmann, Hindemith und Franz Schmidt zu hören und weniger "Bruckner! Strauss! Berg! Mahler!" (wobei es bei ihrem Liebling bei letzteren beiden wohl auch dünne ausgesehen hätte). Das Leben kann so hart sein.

  • Von dem in Berlin gespielten Programm hätte mich persönlich am meisten "La Péri" gereizt. Swetlanow gab da mal in seinen späten Jahren eine hinreißende Interpretation ab, die man ihm in diesem Repertoire gar nicht zugetraut hätte. Seither halte ich das Stück durchaus für erstrangig, wie ich Dukas generell hoch schätze. Die beiden anderen Werke hätten mich nicht unbedingt ins Berliner Konzert gelockt. Rachmaninows 3. Klavierkonzert wäre mir dann doch lieber gewesen als jenes von Prokofjew.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Rachmaninows 3. Klavierkonzert wäre mir dann doch lieber gewesen als jenes von Prokofjew.

    Das mag ja sein, aber Prokowjew3 ist ein ebenso erstrangiges Klavierkonzert wie Rach3 - und hat zudem noch einen entscheidenden Vorzug: es ist kürzer! :D



    https://www.youtube.com/watch?v=FgnE25-kvyk



    https://www.youtube.com/watch?v=NOybfjTRCdo


    Für mich das schönste Prokofjew-Klavierkonzert von allen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Es ist jedenfalls nahezu so populär wie Rachmaninoff 2 und 3 (mit diesen beiden m.E. das populärste KK des 20. Jhds.) und noch nicht so abgespielt. In keinem Fall ist es ein exotisches Stück; das hätte man beim 4. oder 5. vielleicht sagen können. Die anderen beiden Werke sind nicht alltäglich, aber gewiss nicht exotischer als die inzwischen regelmäßig gegebene Rott-Sinfonie oder als die Tondichtungen Suks (die Petrenko aufgenommen hat).

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo!


    Ich weiß ja nicht, wie es Euch ging - aber ich habe heute ein sehr schönes und beeindruckendes Konzert Petrenkos mit den Berliner Philharmonikern zur Saisoneröffnung im Rundfunk gehört.


    Vor allem Beethovens 7te fand ich sehr pointiert, profilscharf und klar. Lediglich der dritte Satz war mir deutlich zu schnell - aber das ist sicherlich Geschmackssache (und war wohl nahe daran, wie Beethoven es wollte).


    Ich bin gespannt auf mehr.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

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  • Ich weiß ja nicht, wie es Euch ging - aber ich habe heute ein sehr schönes und beeindruckendes Konzert Petrenkos mit den Berliner Philharmonikern zur Saisoneröffnung im Rundfunk gehört. Vor allem Beethovens 7te fand ich sehr pointiert, profilscharf und klar. Lediglich der dritte Satz war mir deutlich zu schnell - aber das ist sicherlich Geschmackssache (und war wohl nahe daran, wie Beethoven es wollte).

    Ich habe die Übertragung ebenfalls im Radio verfolgt: Die beiden Straussschen Tondichtungen Don Juan und Tod und Verklärung empfand ich als sehr organisch und tief musiziert. Hier traf auch Petrenkos Gefühl für das richtige Tempo genau meinen Geschmack. Im zweiten Teil bei Beethovens op.92 war mein Eindruck genau der gleiche, alles ganz ausgezeichnet bis auf den Presto-Satz, der m.E. dann doch etwas zu Atemlos geriet. Hier wäre etwas weniger insbesondere in Relation zum Final-Satz mehr gewesen.


    Morgen übrigens wird das Konzert aus dem Schlüterhof des Berliner Stadtschlosses vom selben Abend mit dem nämlichen Programm anschließend im TV zu sehen sein: https://www.rbb-online.de/fern…25_08_2018/822640424.html

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.


  • Mir war der dritte Satz auch zu schnell, aber das macht nichts. Das Konzert war eine Sternstunde. Mir haben die Strauss-Stücke ebensogut gefallen. Das gleiche Programm gibt es morgen Samstag an anderem Ort live im RBB-Fernsehen (das ich leider nicht empfangen kann).

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Seit kurzem online verfügbar (offizieller Kanal der Bayerischen Staatsoper):



    Zur Inszenierung sage ich an dieser Stelle nichts, nur rein musikalisch: Petrenkos Dirigat ist mir tendenziell zu leichtgewichtig, es fehlt für mich völlig die Weihe. Dass das trotzdem klappen kann, zeigten Pierre Boulez und Herbert Kegel mustergültig (besonders letzterer ist sagenhaft). In der Klasse sehe ich Petrenko aber nicht. Habe jetzt nochmal vergleichend in die entsprechenden Aufnahmen von Knappertsbusch (Bayreuth 1962), Goodall, Levine (Bayreuth 1985) und Elder gehört. Das ist meine Welt. Und die waren bis auf Goodall auch alle live.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wie sinnig, eine Interpretation einer Opern einzig anhand der Schlusszene zu beurteilen! Das ist prozentual weit weniger, als wenn man die Interpretation einer Sinfonie allein anhand der des Schlusssatzes beurteilt...


    Bis vor kurzen war bei Youtube die komplette Fernsehübertragung dieser Aufführung zu finden. Ich habe mir die gerade erst vor ein paar Tagen runtergeladen. Inszwischen kann ich sie bei Youtube leider auch nicht mehr finden, macht mir aber nichts, ich hab sie ja.



    Ich habe mir aber gerade den von dir eingestellten Ausschnitt angehört und habe kein Problem damit, kann deine Kritik daran also weder nachvollziehen noch teilen.


    Aber seien wir doch mal ehrlich: Seit Kirill Petrenko zum Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker berufen wurde, kritisierst du dieses hier, warst sogar der Meinung, dass der falsche Petrenko erkürt worden sei, also Kirill statt Vasile. Dieser Meinung bist du auch stets treu geblieben - und wenn du dir nun, so vorurteilsbehaftet, diesen Ausschnitt anhörst, steht das Ergebnis doch vorher fest, suggeriert dein vorurteilsbehaftetes Hirn deinen Ohren, was sie hören sollen. So funktioniert der Mensch nunmal, kann man nichts machen. Aber nimm es mir dann bitte auch nicht übel, wenn ich auf dein - aus bekannter Vor-Einstellung resultierende - Urteil in diesem konkreten Fall dann auch wenig bis gar nichts gebe. Hättest du die komplette Aufführung live verfolgt, würde ich auf ein daraus resultierendes Urteil weit mehr geben.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Eine kritische Rezension inmitten der Kirill-Petrenko-Euphorie kürzlich in der "Zeit":


    https://www.zeit.de/2018/17/ki…nko-philharmoniker-berlin


    Grundtenor: Mal wieder krude, mittelmäßige Werke. Nicht ausverkauft. Kritische Nachfragen nicht erlaubt (keine Interviews).


    Mit dem ersten Wort des Artikels hat die Autorin des Artikels, Frau Christine Lemke-Matwey, die Richtung vorgegeben, in die ihre Bewertung des neuen Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker weist: "krude". Ui, wer so seine Schreibe beginnt, für den ist alles klar. Melomane bringt es in Beitrag 166 auf den Punkt. Unser Tamino-Mitglied scheint die Dame und ihre Vorlieben zu kennen. Es gibt eine Grundregel im Journalismus, den mir ein Chefredaktor mal freundlich wohlwollend zu einem meiner Artikel gesagt hat: "Adjektiv lässt du am besten weg."


    Ich kenne Frau Lemke-Matwey nicht. Etwas Recherche hilft. Es gibt einen, zugegeben tendenziellen, Wikipedia Eintrag zur Kritikerin mit Jahrgang 1960. Wer austeilt muss auch einstecken.


    "https://de.wikipedia.org/wiki/Christine_Lemke-Matwey"
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Ich kenne Frau Lemke-Matwey nicht. Etwas Recherche hilft. Es gibt einen, zugegeben tendenziellen, Wikipedia Eintrag zur Kritikerin mit Jahrgang 1960. Wer austeilt muss auch einstecken.


    Das Wirken von Frau Lemke-Matwey nehme ich mit einer gewissen kritischen Distanz wahr. Der Wikipedia-Eintrag aber ist völlig daneben. Damit will sich jemand öffentlich rächen. Moderato nennt ihn tendenziell. Mein Urteil fiele noch vernichtender aus. Es handelt sich um einen jener Beiträge, die mir die Online-Enzyklopädie nicht näher bringen. Aber sie ist umsonst, und jeder kann mitmachen. Das spricht für dieses Angebot, auf das man sich im Großen und Ganzen schon verlassen kann. Wobei ich die harte Einschätzung der Kritikerin in dem Wiki-Beitrag in Bezug auf die Wagner-Heroinen unserer Zeit nicht uninteressant finde. Das will nur niemand so hören und lesen. ;) Ob sie bei Pentrenko völlig daneben liegt, muss sich erst noch zeigen. Einmal gibt der sich mit Franz Schmidt etc. in Berlin sehr un-traditionell, was mir eigentlich ganz gut gefällt, dann wieder eröffnet er die neue Saison bei seinem künftigen Orchester wenig einfallslos mit Beethoven und Strauss. :( Ich würde ihn erstmal arbeiten lassen als auf seinem neuen Posten. Nach meinem Eindruck wird derzeit alles wundervoll beurteilt, was er macht. Wer es etwas anders sieht, und das auch noch öffentlich zum Ausdruck bringt, hat es schwer.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Zumindest erscheint mir der Wikipedia-Artikel zu dieser Dame sehr fundiert und alles Faktische ausreichend durch Quellenangaben abgesichert. Wäre dieser Artikel sachlich anfechtbar, hätte ihn die Dame garantiert ändern lassen, scheint aber wohl nicht zu gehen. Für mich ein positives Beispiel von durchaus vorhandenen Qualitäten bei Wikipedia, der mir diese Plattform -bei aller vorhandenen Distanz - näher bringt. Und die dort beschriebenen Fakten und Eklats hat es ja alle gegeben.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Als erste gemeinsame Veröffentlichung der Berliner Philharmoniker mit ihrem neuen Chefdirigenten erscheint am 10. Mai ein Mitschnitt der auch hier im Forum hochgerühmten Aufführung von Tschaikowskis 6. Symphonie auf CD/SACD sowie als Download:



    https://www.berliner-philharmo…trenko-tchaikovsky-6.html


    Ich fand gestern die Vorankündigung dieser Veröffentlichung mit einem Rabattcode von 10% im Briefkasten, der nur bei Bestellung direkt im Shop der Berliner Philharmoniker gilt.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Völlig unkommentiert geblieben ist hier das Erscheinen eines Mitschnitts der "Lulu" aus der Bayerischen Staatsoper mit Petrenko am Pult:



    Ich habe am Tag der Aufzeichnung im Publikum gesessen und kann diese Aufnahme einer meiner Lieblingsopern sehr empfehlen, nicht nur wegen des Dirigats von Petrenko, sondern auch wegen der überragenden Marlis Petersen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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