Queen of Pianissimo - Caballé

  • Zitat sagitt: "Aber die hat so vieles, zu vieles und zu lange gemacht."


    Deine Meinung teile ich, lieber sagitt. Der eigentliche Ruhm der Caballé liegt in den siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts begründet - und dort im Belcanto. Es steht leider zu befürchten, dass sie als Sängerin von Schlafliedern und Zarzuelas, die andere viel besser gesungen haben, im Gedächtnis bleibt, denn sie will - wie ich eben lese - auch nach ihrem 80. Geburtstag weitermachen. Offenbar aber ohne die ziemlich unbegabte Tochter im Schlepptau. Brecht nennt das den Abstieg in den Ruhm. Schade, denn sie war wirklich eine bedeutende Sängerin wie das Chrissy herausstellt.


    Ich habe erst kürzlich wieder in den "Don Carlo" von der EMI unter Giulini hineingehört, eine Aufnahme, die einst sehr berühmt und beworben war. Sie ist es für mich geblieben - wegen des Dirigenten, wegen der hinreißenden Interpretationen der männlichen Rollen (Domingo, Milnes, Raimondi, Foiani - was für Stimmen!). Die Caballé als Elisabetta wirkt auf mich hingegen fürchterlich altmodisch und matronenhaft. Sie fällt regelrecht heraus. Von den Ausflügen ins hochdramatische Fach will ich gar nicht erst reden. Die waren allesamt sehr riskant.


    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Damit meine ich die Isolde, die Turandot, prinzipiell auch die Salome und die Ariadne, die ich diesem Fach zugehörig sehe.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Der BR Klassik widmet der Sängerin zum 80 Geburtstag eine Sendung um 14.05 UHR.
    Happy Birthday!
    Ich habe Madame Caballe live in Wien erlebt in Macht des Schicksals als Leonore, das war wirklich toll.


    :hello:

    mucaxel

  • Vielleicht ist ein solch großer Ehrentag nicht unbedingt geeignet auch Negatives zu sagen. Aber da wir nun schon dabei sind, möchte ich auch meine Meinung äußern. Ihr habt recht, ihr habt alle recht und ich stimme mit Euch ein, wenn es darum geht, daß ein großartiger, begnadeter Künstler kein Gespür für das endgültige Aufhören hat. Das trifft leider nicht nur auf Frau Caballe zu. Viele begreifen nicht und wollen nicht merken, daß sie ihr monumentales Denkmal, was sie sich selbst errichtet haben, nun wieder selbst zerstören und nur noch ein Schatten ihrer selbst sind, bis hin zur Peinlichkeit.
    Ich hatte schon mal an anderer Stelle im Forum über den letzten Live- Auftritt von Pavarotti geschrieben, den ich im TV gesehen habe. Es war in einer Vorweihnachtssendung von und mit Carreras. Beide konnten nicht mehr singen, trafen teilweise die Töne nicht mehr und es war, auch optisch, nur noch ein Bild des Jammerns. Ich schäme mich nicht zuzugeben, den großen Pavarotti, den für mich größten Tenor aller Zeiten, so erleben zu müssen, es tat mir so weh, wirklich richtig weh, ich war erschüttert und hatte Tränen in den Augen. Ich wünschte, ich hätte diese Sendung nicht gesehen.


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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  • Die Opernsängerin Montserrat Caballé hat sich in den Kreis der mutmaßlichen Steuerhinterzieher eingereiht – mit 81 Jahren. Die spanische Justiz hat Ermittlungen gegen die Sopranistin eingeleitet. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Efe am Dienstag unter Berufung auf Justizkreise berichtete, gab ein Gericht in Barcelona einem entsprechenden Gesuch der Staatsanwaltschaft statt. Die Opernsängerin sei von dem Gericht zur Beschuldigten erklärt und für den 9. Mai zur Vernehmung vorgeladen worden. Die Staatsanwaltschaft legt der Opern-Diva zur Last, das Finanzamt im Jahr 2010 um rund 500.000 Euro betrogen zu haben.

    .


    MUSIKWANDERER

  • Heute feiert Montserrat Caballé ihren 82. Geburtstag.


    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Wie ich schon dort gratuliert habe,


    Erinnerungen an verstorbene und Geburtstags-Glückwünsche an lebende Musiker
    möchte ich es auch hier tun:


    Montserrat Caballè, eine meiner Lieblingssopranistinnen und bis heute meine Lieblingsvioletta, feiert heute ihren 85. Geburtstag:



    Herzlichen Glückwunsch!


    Willi :jubel::jubel::jubel::jubel::jubel:



    P.S. Es kommt heute etwas spät, aber da wir heute im Tal der Nonnen waren bzw. in selbiges hineingeblickt haben und der Weg dorthin und zurück nicht so schnell zu bewältigen war, melde ich mich hier erst jetzt.

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Montserrat Caballé ist heute, am 6. Oktober 2018, im Alter von 85 Jahren gestorben. Dies habe das Krankenhaus Hospital de la Santa Creu i Sant Pau in Barcelona gegenüber Medien bestätigt.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich habe Montserrat Caballé bereits in ihrer Zeit in Bremen kennen gelernt und in mehreren Partien gehört. Darunter waren auch Partien, die sie später wohl nicht mehr gesungen hat - wie beispielsweise die Rosalinde in der FLEDERMAUS, die Tatjana in EUGEN ONEGIN oder die Chrysothemis in ELEKTRA. Insgesamt hat sie 20 Partien in Bremen gesungen.


    Von der unvergleichlichen Stimme, mit der die Caballé in den ersten Jahren ihrer Laufbahn verzaubern konnte, war ich so begeistert, dass ich mich in diese Sängerin Hals über Kopf verliebt habe. Diese Liebe ist geblieben.
    Darum bin ich jetzt auch sehr traurig!


    Möge sie in Frieden ruhen!
    Die Erinnerung an Sie kann uns niemand nehmen!


    Zum Gedenken an Montserrat Caballé lege ich jetzt Mozarts "Laudate Dominum" auf.
    Die Aufnahme wurde bei der Trauerfeier für Hans Schmidt-Isserstedt unter der Leitung von Moshe Atzmon gemacht.
    Caballé singt das Stück mirakulös langsam und wirklich magisch!
    Ihre wohl schönste Aufnahme!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Diese Nachricht stimmt mich auch sehr traurig, für mich die beste Violetta neben Maria Callas, auch für die spanische Musik hat sie viel getan, zarzuelas eingespielt, Granados' Tonadillas und vieles mehr. Auch ihr Zusammenwirken mit Freddie Mercury bestätigte eindrucksvoll die Großzügigkeit ihres Geistes und die Weite ihres Herzens. Sie nahm, ganz Familienmensch, auch CDs mit ihrem Ehemann Bernabé Martí so wie ihrer Tochter Montserrat Martí auf. In Interviews zeigte sie auch immer eine große Herzlichkeit und einen wundervollen Humor.
    ¡Qué descanse en paz! In Ihren Aufnahmen lebt sie fort. Mein Beileid den Angehörigen.

  • Von der unvergleichlichen Stimme, mit der die Caballé in den ersten Jahren ihrer Laufbahn verzaubern konnte, war ich so begeistert, dass ich mich in diese Sängerin Hals über Kopf verliebt habe. Diese Liebe ist geblieben.
    Darum bin ich jetzt auch sehr traurig!


    Diese Nachricht macht mich sehr traurig. Sie war meine Lieblingssopranistin. Drei Mal durfte ich sie live hören und es waren unvergessliche Abende.
    R.I.P.


    Jolanthe

  • Auch ich bin traurig, sie gehörte zu meinen Lieblingssängerinnen im TV und im Radio. Sie hat mich auch begeistert mit dem "Barcelona" gemeinsam mit Freddy Mercury. Ruhe in Frieden, Dein Name bleibt uns unvergessen.
    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Auch ich bin traurig, sie gehörte zu meinen Lieblingssängerinnen

    Dem kann ich mich nur anschließen. In meiner Sammlung gibt es zahlreiche Aufnahmen mit der wunderbaren Sopranistin, und ich kann nicht sagen, welche davon mir die liebste ist.


    In der Rolle der Violetta finde ich sie - trotz Callas - bis heute unerreicht, und zwar in dieser Aufnahme:

    mit Carlo Bergonzi (Alfredo) und Sherrill Milnes (Germont),
    sowie dem RCA Italiana Orchestra und Chor, Dirigent: Georges Prêtre (Aufnahme: Juni 1967, Rom).
    Maria Callas war zwar die bessere Darstellerin, besonders in dem Live-Mitschnitt 1955 aus der Mailänder Scala unter Giulini leistet sie Außerordentliches, aber so ergreifend und zu Tränen rührend wie Montserrat Caballé hat (für mich) keine die Violetta gesungen.


    Requiescat in Pace, Montserrat Caballé!


    Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Sternstunden mit der Caballé in der Wiener Staatsoper waren für mich ihre Auftritte als Madama Cortese in Il viaggio a Reims (1988) und als Duchesse de Crakentorp in La fille du régiment (2007).
    Ich trauere um diese große Sängerin und den Menschen Montserrat Caballé.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

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  • Ich habe es gerade erst als Kurznachricht auf meinem Handy gelesen.
    Auch ich bin sehr traurig. Ich habe sie auch schon vor langer Zeit kennengelernt, und zwar mit der gleichen Aufnahme, die Nemorino (Beitr.: Nr. 44) gepostet hat. Seitdem ist "La Traviata" meine Lieblingsoper Verdis. Noch vor wenigen Monaten konnte Montserrat Caballé hier zum 85. Geburtstag gratulieren (Beitr.: Nr. 38).


    R.I.P.

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Seitdem ist "La Traviata" meine Lieblingsoper Verdis.

    Lieber Willi,


    mir geht es ganz ähnlich. Nie hat mich das Schicksal der Violetta so sehr ergriffen und gerührt wie in der Darstellung durch Montserrat Caballé. Die große Szene des zweiten Aktes mit Vater Germont ist so ergreifend, daß man schier zu Tränen gerührt ist.


    Ich habe heute einmal meine Caballé-Aufnahmen gesichtet, die fast alle aus den 1960/70er Jahren stammen, als sie auf dem Gipfelpunkt ihrer Kunst war. Auf dieser Doppel-CD (Lizenzausgabe von Disky) sind viele der schönsten und wichtigsten Aufnahmen enthalten, die sie für die EMI gemacht hat:

    Besonders die Nil-Arie aus "Aida" sowie die beiden Szenen aus "La Forza del destino" sind einmalig und unwiederholbar. Die herrlichen Pianissimi-Spitzentöne sind ganz einfach überwältigend; seit den besten Tagen Zinka Milanovs hat man solche himmlisch gefluteten Töne nicht mehr gehört.


    Ein weiteres unverzichtbares Recital ist dieses:

    mit Puccini-Arien, aufgenommen 1969 mit Sir Charles Mackerras und dem LSO. Laurettas Arie "O mio babbino caro" aus "Gianni Schicchi" und Toscas Gebet aus der gleichnamigen Oper habe ich nie mehr in solch vollendeter Schönheit zu Ohren bekommen.


    Es gibt jede Menge weiterer Trouvaillen; ich erinnere an die herrliche Duett-CD Caballé/Verrett (RCA), die bereits weiter oben lobend genannt wurde, mit u.a. einer traumhaften Barcarole aus "Hoffmanns Erzählungen" und dem wunderbaren Blumenduett aus "Madama Butterfly".


    Zum Schluß möchte ich noch eine Aufnahme nennen, die bei uns leider viel zu wenig bekannt geworden ist:
    VERDI: Messa da Requiem
    Montserrat Caballé (Sopran), Fiorenza Cossotto (Mezzosopran), Jon Vickers (Tenor), Ruggero Raimondi (Baß);
    New Philharmonia Orchestra and Chorus London, Dirigent: Sir John Barbirolli (Aufnahme: 8/1969 & 1/1970, Watford Town Hall, London).


    Die Aufnahme stand von Beginn an im Schatten der Giulini-Produktion von 1963 (EMI), die fast zwei Jahrzehnte den Plattenmarkt dominierte. Sicher eine ganz großartige Aufnahme, aber leider konnte Elisabeth Schwarzkopf nicht mehr an ihre erste Aufnahme von 1953 unter Victor de Sabata anschließen. Montserrat Caballé übertrifft sie hier nach meinem Empfinden um Längen (auch die übrigen Solisten der Barbirolli-Aufnahme können sich hören lassen). Leider wählt Barbirolli in dieser seiner letzten Plattenaufnahme sehr langsame Tempi, was den Gesamtwert der Produktion ein wenig beeinträchtigt. Aber Caballés Leistung ist umwerfend. Man höre nur, wie sie im abschließenden "Libera me" bei der Passage "Requiem aeternam" das hohe B im Forte anpeilt und auf pianissimo zurückführt, da gewährt sie uns quasi einen Blick in ein imaginäres Paradies! Überhaupt sind ihre legendären Pianissimi auch hier wieder von überirdischer Schönheit und makelloser Reinheit.
    Wenn sie nur diese eine Aufnahme hinterlassen hätte, so wäre ihr ein Platz im Musik-Pantheon gesichert.


    Ich werde mir am Abend, zumindest in Teilen, diese wunderbare Aufnahme zum Gedächtnis an eine der bedeutendsten und liebenswertesten Sängerinnen des 20. Jahrhunderts zu Gemüte führen. Möge sie in Frieden ruhen! Sie hat die Musikwelt reich beschenkt und wird unvergessen bleiben.


    LG, Nemorino


    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Zwei Operngesamtaufnahmen, in denen Montserrat Caballé IMO Außerordentliches leistete, möchte ich noch gerne nennen:
    VERDI: Don Carlo (5-aktige italienische Fassung)
    mit u.a. Plácido Domingo (Carlo), Shirley Verrett (Eboli), Sherrill Milnes (Posa), Ruggero Raimondi (Philipp),
    Chor und Orchester des Royal Opera House Covent Garden London, Dirigent: Carlo Maria Giulini (Aufnahme: 1970)


    und diese:
    PUCCINI: Manon Lescaut
    mit u.a. Plácido Domingo (de Grieux) u. Robert Tear (Edmondo);
    Ambrosian Opera Chorus & New Philharmonia Orchestra London, Dirigent: Bruno Bartoletti (Aufnahme: 1971).


    Für mich ist Montserrat Caballé die beste Elisabetta in allen mir bekannten Studio-Aufnahmen, und als Manon in Puccinis frühem Meisterwerk bezaubert sie wiederum mit ihrem herrlichen Pianissimi-Raffinement, ohne die dramatischen Momente zu vernachlässigen. Eine wunderbare, leider (zu) wenig beachtete Aufnahme. Bartoletti ist ein sorgfältiger, aufmerksamer "Begleiter", und bei Domingo ist nichts von (seiner oftmals deutlich werdenden) Routine zu bemerken. Eine mitreißende Produktion, die auch klanglich überzeugt.


    Beide Aufnahmen sind bleibende Denkmäler für eine der wunderbarsten Sopranistinnen des 20. Jahrhunderts.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Die Caballé als Elisabetta wirkt auf mich hingegen fürchterlich altmodisch und matronenhaft. Sie fällt regelrecht heraus.

    Lieber Rüdiger,


    ich weiß, das Zitat stammt aus dem Jahr 2013, aber es ist mir erst heute bei der Durchsicht des Caballé-Thread ins Auge gefallen.


    Häufig sind wir ja geschmacklich nahe beieinander, von unserer Liebe zu Katzen ganz abgesehen. Nur hier muß ich leider Widerspruch anmelden: Ich besitze die Giulini-Aufnahme seit vielen Jahren, zuerst noch auf LP, später habe ich die CD-Ausgabe gekauft.
    Ich finde, dass gerade Caballé in dieser Aufnahme eine großartige Leistung hinlegt, die von keiner (mir bekannten) Rollenvertreterin in den Gesamtaufnahmen erreicht oder gar übertroffen wird. Maria Callas wurde, was unverzeihlich ist, nie zu einer Gesamtaufnahme herangezogen, aus welchen Gründen auch immer. Dafür hatte Antonietta Stella die Ehre, gleich zweimal diese Rolle in einer Studioproduktion (EMI 1954, DGG 1961) zu übernehmen, obwohl ihre Leistung in beiden Fällen zwar gut, aber keineswegs außerordentlich ist.
    Renata Tebaldi ist in der Solti-Aufnahme zwar eine adäquate Besetzung, aber sie war nach meinem Empfinden 1964 bereits über ihren Zenit hinaus. Und Mirella Freni (Karajan, EMI) ist mit dieser hochdramatischen Partie deutlich überfordert.
    Man muß nicht immer mit dem "Stimmenpapst" Jürgen Kesting einer Meinung sein, aber ich finde, daß seine Beschreibung durchaus zutreffend ist: " ….. nahm Caballé die fünfaktige italienische Fassung unter Carlo Maria Giulini auf, mit Domingo, Milnes und Verrett (weniger Raimondi) exzellent besetzt. Wenn Caballé auch die große Arie der Elisabetta nicht so kontrastreich, als Drama im Drama, aufbaut wie Maria Callas, ist ihr Vortrag nicht nur makellos, sondern auch eloquent. Wenn ihm etwas fehlt, ist es rhythmische Energie". Diesem Urteil kann ich mich uneingeschränkt anschließen.


    Im übrigen finde ich es traurig, daß im größten deutschsprachigen Klassikforum der Tod dieser großen Künstlerin, die (nicht nur) für mich eine der herausragendsten Sängerinnen des 20. Jahrhunderts darstellt, so spärlich gewürdigt wurde. Nur wenige Wortmeldungen, die schon zwei Tage nach dem Bekanntwerden verstummten. Bei "Was höre ich gerade" außer mir keine einzige Wortmeldung. Sind die Opernfreunde hier inzwischen so sehr in der Minderzahl? Zu Zeiten des leider verstorbenen Harald Kral (da gehörte ich nur als passiver Leser dazu) gab es über Opern und ihre Protagonisten ständig einen lebhaften Austausch. Schade, Montserrat Caballé wird vielen Opernfreunden fehlen ……


    In meinem Briefkasten landete gestern noch folgendes CD-Doppelalbum (RCA):

    mit vielen fantastischen Aufnahmen der Künstlerin, vornehmlich aus den Jahren 1968 bis 1975, ihrer besten Zeit. Darunter befindet sich auch die Schlußszene aus der "Salome"-Aufnahme unter Erich Leinsdorf. Den Titel verdankt das Album einer Aussage von Maria Callas, die auf die Frage, wen sie für eine würdige Nachfolgerin halten würde, die knappe Antwort gab: Only Caballé.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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  • Guten Abend,


    ich habe die Caballe nur einmal live gehört, bei einem wunderbare Abend in Santander. Wir waren hinterher in ihrer Gardarobe - sie war sehr liebenswürdig.
    Ihr zu Ehren habe ich mir ihre Violetta angehört. Sie wurde weiter oben schon genannt. Sie gefällt mir auch wegen Bergonzi sehr gut.



    Kalli

  • Live habe ich Montserrat Caballe leider nie gehört. Trotzdem gehörte sie für mich zu den prägendsten Sängerinnen in meinen klassischen Anfangsjahren. Ich war geradezu betört von der Schönheit und Fülle dieser Stimme, den magisch verhauchenden Piani, den großen Legato-Bögen, der völligen Unangestrengtheit ihres Singens. Dazu kam eine Breite des Reperoires, die mich staunen machte: Salome, die Elisabetta aus Roberto Devereux, Armida neben Tosca oder die schon mehrfach erwähnte Traviata, Il pirata neben Macbeth, Turandot neben Semiramide... wer konnte das schon? Teilweise ist ihr ein gewisses Phlegma bei der musikalischen Gestaltung vorgeworfen worden, was besonders für einige (zu?) späte Aufnahmen zutreffen mag. Allein, die Schönheit des Timbres und der Wohlklang ihrer Stimme haben das für mich jedoch mehr als wettgemacht - für mich ist sie eine der großen Gesangslegenden des letzen Jahrhunderts.


    Eine mir besonders liebe Box mit Aufnahmen aus den Jahren 1965-1972 ist die nebenstehende. Sie enthält 15 CDs. Neben Gesamtaufnahmen von Norma und Salome enthält sie u.a. Ausschnitte aus Norma, Il pirata, Roberto Devereux, Lucrezia Borgia und Maria di Rohan, Zarzuela Arien und Duette, Strauss-Lieder, Verdi-, Donizetti- und Rossini-Raritäten, die berühmten Duette mit Shirley Verrett u.a.

    ... in diesem Sinne beste Grüße von orsini


    „Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart.“
    Curt Goetz

  • Häufig sind wir ja geschmacklich nahe beieinander, von unserer Liebe zu Katzen ganz abgesehen. Nur hier muß ich leider Widerspruch anmelden: Ich besitze die Giulini-Aufnahme seit vielen Jahren, zuerst noch auf LP, später habe ich die CD-Ausgabe gekauft.
    Ich finde, dass gerade Caballé in dieser Aufnahme eine großartige Leistung hinlegt, die von keiner (mir bekannten) Rollenvertreterin in den Gesamtaufnahmen erreicht oder gar übertroffen wird.


    Was unsere Katzen anbetrifft, lieber nemorino, ist ja auch die Caballé nicht weit:


    https://www.youtube.com/watch?v=nRFCQ7A4GBI


    Mein Urteil über ihre Elisabetta hat sich im Prinzip nicht geändert. Sie ist für mich als Rollenporträt nicht glaubhaft, auch wenn sie natürlich sehr ergreifend zu singen vermag. Darin gebe ich Dir auf der ganzen Linie Recht. Ich stelle mir die Königin als ganz junge und sehr verletzliche Frau vor. In meine ganz persönlichen Bewertungen fließen immer auch die Darstellungspotenziale ein. Da gab es für mich bei der Caballé immer gewisse Defizite. Sie war mir letztlich zuviel Stimme und sang vieles gleich. Am besten gefallen mir ihre ganz frühen Aufnahmen, als sie auch noch mehr ein Versprechen gewesen ist. Die von Dir gezeigte Puccini-Platte liebe ich auch sehr. Und die Studio-Traviata ebenso.


    Im übrigen finde ich es traurig, daß im größten deutschsprachigen Klassikforum der Tod dieser großen Künstlerin, die (nicht nur) für mich eine der herausragendsten Sängerinnen des 20. Jahrhunderts darstellt, so spärlich gewürdigt wurde. Nur wenige Wortmeldungen, die schon zwei Tage nach dem Bekanntwerden verstummten. Bei "Was höre ich gerade" außer mir keine einzige Wortmeldung. Sind die Opernfreunde hier inzwischen so sehr in der Minderzahl? Zu Zeiten des leider verstorbenen Harald Kral (da gehörte ich nur als passiver Leser dazu) gab es über Opern und ihre Protagonisten ständig einen lebhaften Austausch.


    Du hast mit diesen Worten die Situation gut beschrieben. Viele Opernfreunde habe sich fast völlig zurückgezogen, gar das Forum verlassen. Ich vermisse viele einstige Mitstreiter und habe auch reichlich Kreide zu mir genommen. ;) Es gab wirklich bessere Zeiten, hinreißende Themen zur Sache und sehr lebhafte Diskussionen bei Tamino. :( Ein Grund für das Dilemma ist aus meiner Sicht, dass die Debatten über Oper und Sänger oft zu schnell bei Fragen und Möglichkeiten der szenischen Umsetzung landeten. Tamino versteht sich gern als ehernes Bollwerk gegen das, was allgemein als Regietheater gilt. Da bleibt wenig Spielraum für andere Sichten und gemäßigte Standpunkte. Deshalb habe auch ich meinen Anteil an diesen Themen stark heruntergefahren und mich zeitweise wieder stärker historischen Aspekten des Gesangs zugewandt. Mich interessiert, woher wir kommen, wohin wir gehen, warum vor hundert Jahren anders gesungen wurde und inwiefern diese Tatsache in eine kritische Bewertung der heutigen Sänger einfließen kann. Da läuft man aber Gefahr, als Ewiggestriger missverstanden zu werden, der immer nur das Banner der Vergangenheit hochhält, was mir absolut fern liegt. Warten wir ab, lieber nemorino, und nehmen wir uns ein Beispiel an jenen Forumsmitgliedern, die sich mit Orchestermusik und Liedern beschäftigen. Die ruhen meistens in sich und bleiben bei der Sache.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Was unsere Katzen anbetrifft, lieber nemorino, ist ja auch die Caballé nicht weit

    Ja, das stimmt :D, lieber Rüdiger! Ehrlich gesagt, ich kannte das reizende Stück bisher nur in der Aufnahme mit Elisabeth Schwarzkopf & Victoria de los Angeles, mit Gerald Moore am Klavier. Vielen Dank für die Übertragung, habe sie eben mit Freude angehört und -gesehen. Mutter und Tochter machen das ganz prima!


    Nun, was die Elisabetta anlangt, so kann ich Dir natürlich nicht ganz unrecht geben, Caballé blieb immer ein wenig neutral, um es einmal vorsichtig auszudrücken. Sie überzeugte immer mit ihrer herrlichen Stimme, doch darstellerisch blieb meist ein unerfüllter Rest. So auch in dieser Rolle; am meisten hat sie mich (in Gesamtaufnahmen) als Violetta unter Prêtre (RCA) überzeugt, da werden Gesang und Rollenporträt zur unübertrefflichen Einheit.
    Es ist und bleibt ein Jammer, daß Maria Callas nie die Gelegenheit hatte, die Elisabetta in einer GA zu singen; es wäre wohl die Erfüllung geworden. Die Rolle ist vielschichtig und verlangt darstellerisches Talent. Ich weiß, daß u.a. Sena Jurinac, Leonie Rysanek und Gundula Janowitz sie gesungen haben, aber nur auf der Bühne (es gibt allerdings Mitschnitte, die ich aber nicht kenne). Vor allem könnte ich mir die Rysanek als eine überzeugende Elisabeth vorstellen. Kennst Du die Live-Aufnahmen?


    Ein Grund für das Dilemma ist aus meiner Sicht, dass die Debatten über Oper und Sänger oft zu schnell bei Fragen und Möglichkeiten der szenischen Umsetzung landeten.

    Das ist schade, aber es ist wohl der Hauptgrund, obwohl das RT ja bei Plattenaufnahmen eigentlich keine Rolle spielt. Mich interessieren DVD-Opernaufnahmen wenig, weil mich die Bilder im TV zu sehr von den gesanglichen Leistungen ablenken. Außerdem glaube ich, daß, von Ausnahmen abgesehen, noch immer die künstlerische Qualität reiner Tonaufnahmen insgesamt besser ist als bei filmischen Umsetzungen.
    An den Streitereien über das Regietheater habe ich mich bisher nicht beteiligt und habe auch nicht die Absicht, das zu tun. Ich habe da eine Meinung, aber die ganzen Auseinandersetzungen über das Für und Wider, die hier seit Jahren hin und her toben, führen m.E. zu nichts, weil jeder auf seinem Standpunkt beharrt und den des anderen verteufelt. Bekehrungsversuche nach der einen oder anderen Seite bringen sowieso nichts, warum also sollte man seine Zeit mit solchen fruchtlosen Debatten verschwenden? Wie Du ganz richtig bemerkst, geht man im Bereich Orchestermusik oder bei Liedaufnahmen solchen Kämpfen aus dem Weg. Von Ausnahmen abgesehen, geht es da um die Sache, und nicht um Weltanschauungsfragen.


    Ich wünsche Dir und Deinem Kater Max einen schönen Tag!


    LG, Nemorino :hello:







    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Die von Dir gezeigte Puccini-Platte liebe ich auch sehr.

    Lieber Rüdiger,


    da sind wir ganz einer Meinung.


    Unverständlich ist nur, warum die EMI (bzw. der Rechtsnachfolger Warner) bisher nie das frühe Verdi-Recital (von 1971) mit dem Royal Philharmonic Orchestra unter Anton Guadagno auf CD übertragen hat. Ich finde es jedenfalls nirgends, nur auf diversen Ausgaben gibt es Auszüge daraus. Immerhin sind auf dieser CD bedeutende Teile wieder veröffentlicht worden:


    bzw. in dieser Ausgabe:
    Der Inhalt beider CDs ist identisch. Aus dem Verdi-Recital unter Guadagno sind die Auszüge aus "Don Carlos", "La forza del destino", "Othello" und "Macbeth" enthalten. Das ist erfreulich, und doch wäre eine komplette Wiederauflage nach wie vor wünschenswert.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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  • Live habe ich Montserrat Caballe leider nie gehört.


    Das ist außerordentlich schade!

    Zitat

    Eine mir besonders liebe Box mit Aufnahmen aus den Jahren 1965-1972 ist die nebenstehende. Sie enthält 15 CDs. Neben Gesamtaufnahmen von Norma und Salome enthält sie u.a. Ausschnitte aus Norma, Il pirata, Roberto Devereux, Lucrezia Borgia und Maria di Rohan, Zarzuela Arien und Duette, Strauss-Lieder, Verdi-, Donizetti- und Rossini-Raritäten, die berühmten Duette mit Shirley Verrett u.a.


    Hier hat Haraldnoch aufgeführt wie die einzelnen CDs betitelt sind, wie z.B. "Presenting Montserrat Caballé" die erste CD die von Columbia/RCA offiziell herausgegeben wurde!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Hallo nemorino,........

    Zitat

    Unverständlich ist nur, warum die EMI (bzw. der Rechtsnachfolger Warner) bisher nie das frühe Verdi-Recital (von 1971) mit dem Royal Philharmonic Orchestra unter Anton Guadagno auf CD übertragen hat


    .....das Recital von der EMI ist ganz hier drauf, auch die wunderbare Duett CD mit ihrem Gatten!


    Und übrigens, die Ausschnitte aus dem "Don Carlos" sind mMn nicht mit Guadagno, sondern immer aus der GA mit Giulini!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Hier noch zwei Schmankerl.....


    Doppel CD


    Darauf ist die erste CD von 1964 noch von der spanischen Firma Vergara, mit C.F.Cillario, des weiteren ein Recital von 1976 mit A.Guadagno und ein Recital von 1974 mit Gianfranco Masini!
    Vergara: nach dem großen Erfolg der Caballé in der Carnegie Hall war die RCA ganz erpischt darauf mit ihr einen Vertrag zu machen, jedoch war sie noch bei Vergara, die aber auf dem US Markt nicht präsent war, also kaufte sich die RCA dort ein!


    Das andere folgt!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Darf ich meine fremdgängerischen Fußstapfen mal in diesen Thread setzen?
    Ich hab´ zwei Anlässe dazu.
    Der erste ist die Bemerkung von nemorino, das Rossini-Katzenduett betreffend: "Mutter und Tochter machen das ganz prima!"
    Das finde ich gar nicht. Im Vergleich mit der Art und Weise, wie Elisabeth Schwarzkopf und Victoria de los Angeles dieses kuriose Stückchen in der berühmten Aufnahme von 1969 gestaltet haben, deklamatorisch und stimmlich höchst subtil und mit vielgestaltiger Binnendifferenzierung nämlich, wirkt das, was man hier hört, auf mich geradezu grobschlächtig, auf vordergründigen Effekt abgestellt und keineswegs die Musik in angemessener Weise interpretierend.


    Und das noch:
    Ich habe noch nie erlebt, dass es ein Sänger, bzw. eine Sängerin klassischer Musik anlässlich ihres Todes in die ersten Programme von Rundfunk-Sendern, ja sogar in die Pop-Sparte derselben (HR 1, "Reinke am Samstag") in Gestalt eines eigenen ausführlichen Spots geschafft hat. Bei Monserrat Caballé war das zu meiner großen Überraschung der Fall.
    Der Grund stellte sich alsbald heraus: Es ist ihr Auftritt zusammen mit Freddie Mercury in dem berühmt gewordenen Song "Barcelona".
    Und das hat mich nachdenklich gemacht.
    Ist, so fragte ich mich, unsere klassische Musik, in heutiger Zeit nicht doch eine höchst elitäre Angelegenheit, die nur eine kleine Bevölkerungsgruppe, nicht aber breite Schichten zu erreichen vermag? Zwar sie das ja schon immer, heute aber hat sie in der Pop-Musik eine Konkurrentin, die sie allererst in diesem ihrem Elite-Charakter manifest werden lässt.
    In dem Augenblick, in dem eine große gesangliche Klassik-Interpretin zusammen mit einem großen Pop-Sänger, einer Kultfigur sogar, auftrat, in einem gar nicht so schlechten Pop-Musikstück übrigens, vermochte sie eben diese breite Bevölkerungsschicht mit ihrer Sangeskunst zu erreichen und dort zu einer bekannten und geschätzten Künstlerin zu werden.
    Als Dietrich Fischer-Dieskau starb - der Tag ist mir bis heute auf schmerzliche Weise gegenwärtig geblieben - schaffte es dieses Ereignis gerade mal zu einer kurzen Meldung im Nachrichten-Teil der ersten Programme der Rundfunksender.

  • Im Vergleich mit der Art und Weise, wie Elisabeth Schwarzkopf und Victoria de los Angeles dieses kuriose Stückchen in der berühmten Aufnahme von 1969 gestaltet haben, deklamatorisch und stimmlich höchst subtil und mit vielgestaltiger Binnendifferenzierung nämlich, wirkt das, was man hier hört, auf mich geradezu grobschlächtig

    Guten Abend, lieber Helmut Hofmann,


    die Aufnahme mit Schwarzkopf/de los Angeles steht in meinem Regal, aber - mea culpa - ich habe sie seit einer kleinen Ewigkeit nicht mehr gehört. Das werde ich in den nächsten Tagen aber machen. Es ist mehr als wahrscheinlich, daß diese beiden das "kuriose Stückchen" feinsinniger und angemessener darbieten, schon allein deshalb, weil die Tochter der großen Caballé, Montserrat Martí, nicht in der Oberklasse mithalten kann. Meine Bemerkung zielte in erster Linie darauf, daß hier Mutter und Tochter gemeinsam zu erleben sind (wie auf der bekannten Weihnachtsplatte), und daß das Ganze eben recht kurios rüberkommt, und das ist bei einem solchen Stück sicher schon die halbe Miete. Die Subtilität, die Schwarzkopf & de los Angeles zeigen, ist sicher bewundernswert und kaum zu toppen, aber das Katzenduett erfordert nach meinem Empfinden mehr Humor als Gestaltungskraft, und der ist bei den beiden Montserrats durchaus vorhanden.


    Montserrat Caballé hat über mindestens drei Jahrzehnte die Opernfreunde erfreut und beglückt, aber so richtig populär ist sie in weiten Bevölkerungskreisen erst durch ihren Barcelona-Auftritt von 1992 mit Freddy Mercury geworden. Ich habe die Nachrufe der großen deutschen und österreichischen Tageszeitungen verfolgt, da war ganz überwiegend, von wenigen Sätzen abgesehen, nur von ihrem Beitrag zu Olympia 1992 die Rede. Das hat mich ebenfalls enttäuscht und nachdenklich gemacht. Wir müssen uns - leider - damit abfinden, daß der ohnehin recht kleine Kreis von Opernliebhabern in den letzten Jahren noch kleiner geworden ist. Das hat auch damit zu tun, daß viele der älteren Generation, die noch mit dieser Musik mehr oder weniger groß geworden sind, inzwischen nicht mehr unter uns weilen. Hinzu kommt, daß der Klassik heutzutage Persönlichkeiten vom Format eines Karajan, Bernstein, Horowitz, Rubinstein, oder Primadonnen wie Maria Callas, Elisabeth Schwarzkopf, Renata Tebaldi oder Montserrat Caballé fehlen, die es geschafft haben, Menschen auf sich und die klassische Musik aufmerksam zu machen, die damit ansonsten wenig oder gar nichts "am Hut" haben. Namen wie Callas oder Karajan waren auch Leuten ein Begriff, die noch nie ein Opernhaus oder einen Konzertsaal von innen gesehen haben. Von welchem klassischen Künstler kann man das heute sagen?


    Aber es gibt da auch noch andere Gründe, die ich hier und jetzt nicht näher erläutern möchte. Da wird sich jeder seine Gedanken machen müssen, und wahrscheinlich auch zu ganz unterschiedlichen Urteilen kommen. Gegen den allmächtigen Zeitgeist anzukämpfen, halte ich für totale Energieverschwendung. Ich tröste mich da mit Eichendorff: Was heut' gehet müde unter, hebt sich morgen neu geboren ….

    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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