Liszt-Klavierkonzerte u.a.

  • hallo Cosima,


    ich schätze nikita magaloff auch sehr. ich kenne/habe mit ihm chopins walzer (sehr charmant und lässig), beethovens appassionata, mendelssohns 1. sonate (live in salzburg) und seinen letzten konzertmitschnitt (etwa 80-jährig) mit mozart, liszt und scriabin. gerade sein letzter mitschnitt lässt eine enorme poesie und gesangsfähigkeit erkennen, die einem wehmut hochsteigen lässt. dabei muss ich immer an zwei dinge denken:


    1. dass sich magaloff um die tochter vladimir horowitz' kümmerte und ihm die nachricht von ihrem tod (suicid !?) mitteilen musste.


    2. ein sehr tiefer freund und kollege meinerseits (klavierfreak) vor kurzem starb, welcher mir noch originalprogramme von magaloffs auftritten im zagreb der 50er jahre zeigte. u.a. spielte er als zugabe häufig ein nachgelassenes nocturne chopins, das es kaum auf platte gibt. ich bekam die noten, um es selbst mal zu spielen.


    gruß, siamak

    Siamak

  • Hallo Liszt-Freunde und Cosima,


    wie sehr Franz Liszt oft bei TAMINO unterschätzt wird zeigen die Abschweifungen vom eigendliche Thema Liszt-Klavierkonzerte in diesem Thread bei Tamino. Liszt interessiert nämlich sehr wohl und gibt immer wieder Anlass zu neuen Auseinandersetzungen seiner Musik.


    Bei mir schon seit langem durch eine weitere von cosima angepriesene Aufnahme der Klavierkonzerte Nr.1 und 2 mit Julius Katchen / LSO / Argenta, die ich 2005 preiswert auf einem Wühltisch fand:

    Liszt: Klavierkonzerte Nr. 1 & 2
    +Ungarische Rhapsodie Nr. 12;Les
    Funerailles;Ungarische Fantasie
    Katchen, London PO, London SO, Argenta, Gamba


    Die Beigeisterung für diese Katchen-Aufnahme kann ich allerdings nicht so recht nachvollziehen, da die Spannungsbögen sowohl vom Solisten als auch vom Orchester für meinen Geschmack vergleichsweise zu meinen anderen Aufnahmen nicht angemessen "rüber kommen".


    Nach
    Richter / Kondraschin auf Philips,
    Brendel / Haiting auf Philips und in der Liszt-Masur-Gesamtaufnahme aller Orchesterwerke hervorragenden
    Beroff / Masur - Aufnahmen auf EMI, kann bei mir der Katchen bei den Klavierkonzerten einfach nicht punkten. An allen Ecken und Enden fehlt mir etwas, machmal möchte man anschieben und die Tontechnik unterstützt auch keinen positiveren Eindruck.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Salut,


    der von allen guten Geistern [der Technik] verlassene Pius fragt an:


    Zitat


    Ein bislang unbekanntes Klavierkonzert von Liszt soll entdeckt worden sein. Nicht, dass ich das für eine so großartige Entdeckung halte, aber Näheres würde mich schon interessieren...


    Ich gebs mal an jene weiter, die sich mit Liszt und Tücke an die Sache heranwagen [können]...


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Eines meiner Lieblingsstücke von Franz Liszt, Réminiscences de Don Juan, ist auf dieser Doppel-CD drauf. Lang Lang gefällt mir damit mal ganz gut, um nicht zu sagen, ich bin begeistert, so ungern ich es zugebe:



    Ähnlich gut finde ich auch die Klavierparaphrasen über "Rigoletto" und "Norma", kenne sie aber nur aus einer Aufnahme mit Bolet. Sehr beeindruckt hat mich in einem Konzert des Klavierduos Kutrowatz "Mazeppa" (für zwei Klaviere). Von den Transkriptionen mag ich "Die Forelle", "Erlkönig" und die Beethoven-Symphonien.




    Die Orchesterwerke können mich nicht so begeistern. Und die Klavierkonzerte haben für mich ein bisschen was Lächerliches, ähnlich wie Paganinis Violinkonzerte. Aber gehört sollte man sie schon mal haben, finde ich. Diese Aufnahme mit Berman und Giulini finde ich zum Beispiel recht gut:


    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Die Transkriptionen der Beethoven-Symphonien sind vor einiger Zeit als Box erschienen:



    Franz Liszt
    Beethoven Symphonien 1-9
    Konstantin Scherbakov



    Ich hatte das große Vergnügen, vorab in "Volodos plays Liszt" reinzuhören.
    "Annees de pelerinage" scheint mir etwas zu sein, das ich mir mal komplett anhören sollte. Gibt es außer Berman noch interessante Einspielungen?


    :hello:Jürgen

    Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück...

  • Zitat

    Original von Maexl


    Die Bolet-Aufnahme gibt es beim Label Ensayo unter dem Titel: Transcendental Etudes . Sehr epfehlenswert! Viel besser als die DECCA-Aufnahmen! (so auch sein mitreißend leidenschftliches Tchaikovsky-Trio beim selben Label!)

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

    Einmal editiert, zuletzt von a.b. ()

  • Nach der aktuellen Rondo-Kritik zu dieser Aufname mit yundi Li / Andrew Davis



    hätte ich glatt mal Lust, mich in einer Zweitaufnahme mit dem ersten Lisztschen Konzert zu beschäftigen und nebenbei Yundi Li kennenzulernen...


    Schon jemand gehört?

  • Hallo Ulli und Pius,

    Zitat

    Original von Ulli
    der von allen guten Geistern [der Technik] verlassene Pius fragt an:



    Ich gebs mal an jene weiter, die sich mit Liszt und Tücke an die Sache heranwagen [können]...


    Ich bin leider noch nicht so der Liszt-Kenner, aber ich habe mal gehört, dass es neben den Klavierkonzerten 1 & 2 noch eine posthume Nr. 3 gibt, wiederum aus dem Es-Dur.
    Eine Aufnahme davon findet man in einer 4 CDs umfassenden Liszt-Box bei Brilliant, die u. a. auch die Klavierkonzerte 1 & 2 und den Totentanz mit Freire und Plasson enthält.


    Viele Grüße


    :hello:

  • Und dann gibt es ja von Liszt auch noch das Klavierkonzert, das er aus Schuberts Wandererfantasie gebastelt hat.
    Hat mir kürzlich beim Hören sehr gefallen!



    Gruß, Peter.

  • Zitat

    "Annees de pelerinage" scheint mir etwas zu sein, das ich mir mal komplett anhören sollte. Gibt es außer Berman noch interessante Einspielungen?


    Alfred!


    (Und zwar in diesem Fall der Brendel! ;) )

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Hat der Alfred die überhaupt komplett eingespielt?
    Habe mir zu Ehren seines runden Geburtstages vor etlichen Jahren diese Edition zugelegt



    und da fehlt ein Teil...


    :hello:
    Stefan


    PS: Bei dieser Ausgabe ist noch ein zweiter Pianist (Zoltan Kocsis) angegeben...

    Viva la libertà!

  • Kennt keiner von Euch das Klavierkonzert im ungarischen Stil (1886 /1893) von Franz Liszt ?
    Pius und Ulli fragten bereits 2007 hier nach diesem unbekannten Konzert nach.


    Das Werk wurde 1886 von Liszt ohne Orchestrierung für seine Schülerin Sophie Menter geschrieben. Warum Liszt das Werk nicht fertig instrumentierte ist nicht bekannt (Zeitmangel, Interesse ?). Er schlug Sophie Menter vor das Konzert von Peter Tschikowsky instrumentieren zu lassen, mit dem sie befreundet war. Es steht heute außer Frage, das Tschaikowsky das Konzert, damals noch unter dem Namen "Ungarische Zigeunerweisen", 1893 auch tatsächlich instrumentiert hat. Die sowjetische Verlagsgesellschaft veröffentlichte es 1909 mit der Angabe, es sei von Sophie Menter komponiert worden. In einigen Büchern über Liszt ist die Angabe eines Klavierkonzertes im ungarischen Stil enthalten. Das Manuskript dieses Werkes wurde aber nie gefunden. Man geht nach der Forschung heute davon aus, dass es sich um dieses unvollendete Konzert für Sophie Menter handelt.


    :yes: ;) Als Liszt-Fan habe ich diese Aufnahme schon seit meiner LP-Zeit auf EMI-LP.
    Es gibt sie auch als CD mit gleichem Cover:



    Katsaris / Philadelphia Orchestra / Ormandy
    EMI, 1982, DDD



    Gestern habe ich dieses folkloristische Konzert wiedermal in der sehr angemessenen vorliegenden Aufnahmen gehört. Es ist bekannt, das Katsaris einen weichen Flügelklang bevorzugt. Er verwendet hier ein Mark-Allen-Klavier, das seinen Vorstellungen gerecht wird. Ob nicht für das "ungarische Pfeffer" ein Steinway besser gewesen wäre sei dahingestellt !?!
    Ich hatte mir vor Jahren von der EMI-LP selbst eine CD erstellt.


    *** So hörte ich auf meiner CD auch gleich die beste und referenzwürdigste aller Aufnahmen des
    Totentanz für Klavier und Orchester an, die ich seinerzeit auch von der RCA-LP aufgenommen hatte:
    :angel: Byron Janis / Chicago SO / Fritz Reiner (RCA)


    :D Und Byron Janis hatte den Steinway-Flügel, wie man klanglich erleuchtend hören kann.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von teleton
    Das Werk wurde 1886 von Liszt ohne Orchestrierung für seine Schülerin Sophie Menter geschrieben. Warum Liszt das Werk nicht fertig instrumentierte ist nicht bekannt (Zeitmangel, Interesse ?)


    Hallo teleton,


    ich glaube, Liszt hatte einfach keine Zeit mehr - er starb ja bereits am 31. Juli 1886.


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Jorge Bolet spielt auf abgebildeter Doppel-CD die Liszt-Klavierwerke
    Totentanz für Klavier und Orchester
    Malediction für Klavier und Orchester
    Ungenarische Fantasie für Klavier und Orchester
    und die Liszt/Schubert - Wandererfantasie



    Bisher war ich ja bei der Wandererfantasie in der Fassung mit Orchester mit Katsaris/Ormandy (EMI) - gem.Beitrag 42 zufrieden.
    :thumbsup: Aber was Jorge Bolet für eine Liszt-Zauber versprüht, scheint eine ganz andere Klasse zu sein.


    Bei der Wandererfantasie wird Bolet glänzend von Solti/LSO unterstützt. So perfekt und ansprechend habe ich diese 4Sätze noch nicht gehört. Nur mit S.Richter ohne Orchester !
    Beim Totentanz kommen ganz neue Züge zum Vorschein. Bolet lässt mit seinem Hammeranschlag die Toten auferstehen ! Ganz neue Ecken und Kanten, bis in die Diskantzspitzen werden bei dieser Hammer-Int herausgearbeitet. Wenn Ivan Fischer/LSO auch orchjestral so eindrucksvoll mitspielen würde, wie Fritz Reiner (mit Janis) dann wäre es absolut perfekt. Dafür bietet Fischer aucgh ganz neue Akzente und Farben, die dennoch zu Bolets geneistreich passen, sodass es am Ende ganz exqusit wird; und ohne die Aussreisser, die ich bei Zimerman/Ozawa empfinde.
    Malediction wirkt unter Bolets Händen wie ein "unbekanntes Meisterwerk" - ganz grosse Klasse.
    Die Ung.Fantasie mit Cherkassky/Karajan (DG)zu übertreffen wird schwierig. Aber Bolet kann zumindest qualitativ gleichziehen um auch hier ganz neue und passende Akzente zu setzen; Hier auch mit Fischer.
    :angel: Ganz grosse Decca-CD mit Bolet, die auch klanglich absolute Spitzenklasse mit audiophilem Anspruch und somit absolutem Hörspass ist:



    Decca, 1984, 1986, DDD (nur Bolet)


    Die CD2 dieser Doppel-CD ist diese Decca-Hochpreis-CD:

    Decca, 1984, 1986, DDD



    *** Die CD1 (mit Katchen) bespreche ich in einem späteren Beitrag.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat von teleton

    :thumbsup: Aber was Jorge Bolet für eine Liszt-Zauber versprüht, scheint eine ganz andere Klasse zu sein.

    Lieber teleton,


    erst nach langer Abstinenz sehe ich Deinen Hinweis auf Bolet, mit dem Du bei mir natürlich offene Türen einrennst :)
    Bolet hat bei Liszt sicher ebensolche Maßstäbe gesetzt wie Cziffra (oder in ganz anderer Weise Brendel). Ich bevorzuge Bolets Totentanz noch vor Zimmermann/ Ozawa auch wenn das ebenfalls gut musiziert ist.


    Sei herzlich gegrüßt
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Lieber Wolfgang, lieber Jörn,


    den Bolet-Liszt muß man natürlich haben - die Decca-Box mit den kompletten Liszt-Aufnahmen gibt es derzeit sehr günstig (noch!) für etwas über 30 Euro. Ich habe kürzlich einige vergriffene Liszt-CDs (gebraucht) von Alfredo Perl erstanden. Darunter:



    Das 1. Klavierkonzert habe ich gehört - ganz ausgezeichnet! Er ist einfach ein geborener Liszt-Spieler!


    Beim "Totentanz" kommt man natürlich nicht um Arturo Benedetti Michelangeli herum. Das ist einfach überirdisch und unvergleichlich! Ein einsamer Höhenflug in jeder Hinsicht. Es gibt aber keine Studioaufnahme, sondern nur zwei Mono-Konzertmitschnitte vom Anfang der 60iger - mit Kubelik und aus dem Vatikan. Im Konzertsaal saß da übrigens Papst Johannes XXIII. (weswegen das Publikum beim Klatschen so schüchtern ist! :D ), mit dem ABM befreundet war. Außerdem spielte ABM immer wieder das 1. Klavierkonzert. Beim Triller zu Beginn fällt man vom Stuhl - unfaßbar! :hello:


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Lieber Holger,


    die CD gab es kürzlich im Sonderangebot. Ich habe sie schon seit längerer zeit, weil ich Kriecher als Dirigenten so sehr mag.
    Perls Liszt gefällt mir auch ausnehmend gut. Die Ètudes allerdings noch mehr als seine Klavierkonzerte. ABM ist natürlich wie so häufig im Bereich des Perfekten.


    Herzliche Sonntagsgrüße
    Jörn

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Perls Liszt gefällt mir auch ausnehmend gut. Die Ètudes allerdings noch mehr als seine Klavierkonzerte.

    Perls Etüden habe ich auch, lieber Jörn! Ich finde sie auch ganz vorzüglich!



    ABM ist natürlich wie so häufig im Bereich des Perfekten.


    .... und keiner trifft so das Dämonische, gestaltet so treffsicher die extremen Charakterwechsel vom Virtuos-Diabolischen bis zur meditativen Versenkung in den Choral als Ereignis absoluter Stille. Da bekommt Klavierspiel eine wahrlich "metaphysische" Dimension, die einem Schauer über den Rücken jagt. Auf diese Ebene kommen für mich letztlich - so vorzüglich und eindrucksvoll auch diese Aufnahme sind - weder Cziffra noch Bolet noch Zimerman.


    Die erste Schallpalttenaufnahme vom Totentanz machte übrigens Edvard Kilenyi - auch heute noch ist das sehr hörenwert! Für mich ist das der nach ABM am besten interpretierte Totentanz.


    http://en.wikipedia.org/wiki/Edward_Kilenyi


    614YNrC9GYL._SX355_.jpg


    :hello:


    Einen schönen Sonntag wünscht mit herzlichen Grüßen
    Holger

  • Perls "Totentanz" habe ich gestern ja noch gehört. Das ist mir einfach zu "gediegen" - zu wenig Dämonie. Da toben nicht die Teufel, sondern man fühlt sich wie beim Zuschauen eines schönen klassischen Balletts mit wohlabgemessenen Schritten. Und die Oktaven sind schon ein bisschen zahm. Der Lyriker Perl geht hier einfach zu wenig aus sich heraus.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ich habe mich in den letzten Tagen ein klein wenig mit den Liszt'schen Klavierkonzerten beschäftigt. Neben dem 1. Klavierkonzert Es-Dur, S. 124, und dem 2. Klavierkonzert A-Dur, S. 125, gibt es genau genommen noch zwei weitere: Zum einen das 3. Klavierkonzert Es-Dur op. posth., S. 125a, sowie das von Teleton schon öfter erwähnte (4.) Klavierkonzert im ungarischen Stil, S. 714 (orch. Tschaikowski).


    Die Aufnahmen bei den ersten beiden Klavierkonzerten sind kaum überschaubar. Auch vom 3. Klavierkonzert gibt es eine ganze Reihe an Einspielungen:






    Einzig beim (4.) Klavierkonzert im ungarischen Stil scheint es bis heute neben der genannten Aufnahme mit Katsaris/Ormandy lediglich zwei weitere zu geben:




    In der Howard/Rickenbacher-Einspielung wird das Werk S. 714 betitelt als Ungarische Zigeunerweisen "Konzert im ungarischen Styl".

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Lieber Joseph II.,


    Liszts Klavierkonzerte, obwohl ja oft genug als "Jahrmarktsmusik" heruntergeputzt, höre auch ich immer wieder gerne. Die hier schon mehrfach genannte Aufnahme Richter/Kondrashin (Philips) scheint mir in ihrer einzigartigen Virtuosität und der pianistischen Pranke Richters nach wie vor erste Wahl zu sein.


    Es gibt aber daneben eine ganze Reihe anderer Aufnahmen, die ebenfalls ihre Meriten haben. So ist z.B. diese gediegene, musikalisch sehr ansprechende Box hier noch gar nicht erwähnt worden:

    Das 2 CD-Album enthält Liszts sämtliche Kompositionen für Klavier und Orchester, in dieser Reihenfolge:
    Klavierkonzerte 1 & 2
    Wanderer-Fantasie (nach Schubert)
    Polonaise brillante (nach Webers "Polacca brillante E-dur op. 72)
    Ungarische Fantasie für Klavier und Orchester
    Fantasie über Beethovens Musik "Die Ruinen von Athen"
    Grande Fantaisie symphonique über Themen aus "Lélio" von Hector Berlioz
    Malédiction für Klavier und Streichorchester
    Totentanz (Paraphrase über "Dies illa")


    Die Aufnahmen wurden 1978/79 in der Paul-Gerhardt-Kirche Leipzig, in Cooperation mit VEB Deutsche Schallplatten) gemacht und klingen sehr gut. Der Box liegt ein reich bebildertes Textheft bei.
    Michel Béroff spielt die Werke sehr sorgfältig, es fehlt vielleicht der "letzte Zentimeter Stahl", aber insgesamt sind das Aufnahmen, die bestens gelungen sind. Masur ist ein adäquater Begleiter, und das Gewandhausorchester in bester Verfassung. Die Aufnahmen wurden bald nach ihrer Veröffentlichung mit dem "Grand Prix du disque" ausgezeichnet (ist wohl inzwischen abgeschafft).


    Dann möchte ich noch eine Aufnahme des 1. Klavierkonzertes nennen, die mir vor einiger Zeit Holger empfohlen hat:


    41XcfCsJZ4L._SX300_.jpg
    Arturo Benedetti Michelangeli (Klavier) und das RAI Orchester Turin, Dirigent: Rafael Kubelik (Live-Aufnahme 4/1961, mono).


    Der Klang ist recht ordentlich, wenn es eine Stereo-Produktion wäre, so könnte sie der Richter/Kondrashin-Version ernsthafte Konkurrenz machen. Pianistisch ist sie allererste Sahne, und in Kubelik ist ein Dirigent zur Stelle, der ebenfalls seine Qualitäten beweist.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Und hier bekommt man noch mehr geboten für kleine es Geld.....



    51Zc4FC6SlL._SX300_QL70_.jpgklick


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Lieber Fiesco,


    diese Aufnahmen mit Beroff/Masur hatte ich damals von den LPs auf MC übertragen. Absolut top !


    LG Siamak

  • Die hier schon mehrfach genannte Aufnahme Richter/Kondrashin (Philips) scheint mir in ihrer einzigartigen Virtuosität und der pianistischen Pranke Richters nach wie vor erste Wahl zu sein.


    Lieber nemorino,



    Dein Hinweis auf diesen Klassiker mit Swjatoslaw Richter ist berechtigt. Die Aufnahmen klingen für ihr Alter (1961) auch gar nicht schlecht. Ich möchte mir aber erlauben, in diesem Zusammenhang noch auf eine kurz darauf, nämlich im Juni 1962 entstandene Produktion von Mercury hinzuweisen, die in der UdSSR stattfand:



    Dirigent des 1. Klavierkonzerts ist wiederum Kirill Kondraschin (mit den Moskauer Philharmonikern), beim 2. Klavierkonzert übernimmt Gennadi Roschdestwenski (mit dem Moskauer RSO) diesen Part. Der berühmte Pianist Byron Janis steht Richter nicht nach, möchte ich hier mal unbescheiden behaupten. Der Stereoklang der amerikanisch-sowjetischen Koproduktion ist sogar etwas klarer als jener der oben gezeigten Philips-Einspielungen und wird dem Ruf von Mercury in der Stereo-Frühzeit voll gerecht. Mittlerweile ist die CD auch bei Newton sehr preiswert aufgelegt worden. Es handelt sich gar um die erste jemals in der Sowjetunion stattgefundene US-Produktion, wie auf dem Cover zu lesen ist. Also schon deswegen historisch bedeutsam.


    Last but not least sei noch auf die dritte von Kondraschin verantwortete Einspielung des 1. Klavierkonzerts von Liszt (wieder mit den Moskauer Philharmonikern) hingewiesen (er muss dieses Werk wirklich geschätzt haben). Sie entstand im Jahre 1975 für das sowjetische Label Melodija. Pianist ist der hierzulande weniger bekannte Russe Pawel Serebrjakow.


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Der berühmte Pianist Byron Janis steht Richter nicht nach

    Lieber Joseph II.,


    das glaube ich Dir gerne. Ich besitze zwar nicht seine Moskauer Aufnahmen der Liszt-Konzerte, aber diese CD steht in meinem Regal, die Du sicher kennen und wahrscheinlich auch besitzen wirst:

    RACHMANINOFF: Klavierkonzerte Nr. 1 & 3

    mit den Dirigenten Fritz Reiner (Nr. 1) und Charles Münch (Nr. 3).
    Da zeigt Janis sein phänomenales Können! Und auch mit einem Stück von Franz Liszt ist er bei mir vertreten, sie ist auf dieser CD:

    LISZT: Totentanz
    Fritz Reiner und das Chicago Symphony Orchestra (Aufnahme: 2/1959).


    Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch auf die Solo-Aufnahmen Liszt'scher Klavierwerke für RCA aus den frühen 1950er Jahren aufmerksam machen, die in dieser Box enthalten sind:

    Auf der CD 4 sind die von mir gemeinten Aufnahmen:
    Valse obliee Nr. 1 / Etüde Es-Dur Nr. 2 / Ungarische Rhapsodie Nr. 6 / Sonett 104 Petrarca Nr. 5 / Au bord d'une source Nr. 4 / Funerailles Nr. 7 / Dance macabre / Rakoczymarsch Nr. 15


    Es sind sämtlich Mono-Produktionen, aber sie klangen bereits auf LP ausgezeichnet. Die auf den CDs Nr. 1 - 3 enthaltenen Stücke kenne ich nur zum Teil. Ich denke aber, daß diese Box für alle Liszt-Freunde (und erst recht für alle Horowitz-Fans) unverzichtbar ist.


    LG, Nemorino


    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Lieber Nemorino,


    vom Totentanz habe ich alle nenneswerten Aufnahmen und kann Dir was die pianistische Klasse angeht auch bei Byron Janis (RCA) zustimmen. Auch wenn das mit Fritz Reiner eine grosse Interpretations-Klasse Int ist, so stört stört mich hier die etwas zu historische Klangqualität, bei der nicht alles für mich wunschgemäss rüber kommt.


    Ich möchte dazu auf Beitrag 44 hinweisen: Hier hatte ich die Bolet/Fischer-Aufnahme vorgestellt, bei der alles stimmiger wirkt, weil der Klangspass (der bei mir eindeutig dazu gehört) einfach noch mehr vorhanden ist und Bolet ist nochmal darüberhinaus der absolute Hammer auf dem Klavier.


    :thumbup: Für mich der beste Totentanz =



    Decca, 1984, 1986, DDD




    *** Alle Klavier und Orchester-Werke von Liszt zu besitzen halte ich für erstrebenswert und die sind mit Masur/Beroff ein MUSS - letzte Abb der CD-Boxen sind in diesem Thread ein paar Beiträge vorher abgebildet.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Alle Klavier und Orchester-Werke von Liszt zu besitzen halte ich für erstrebenswert und die sind mit Masur/Beroff ein MUSS


    Lieber Wolfgang,


    die Box mit Beroff/Masur ist schon lange in meinem Plattenregal vertreten.


    Nun muss ich gestehen, daß Liszts "Totentanz" nicht unbedingt zu meinen Lieblingsstücken zählt. Außer der genannten Version Beroff/Masur habe ich nur die Janis/Reiner-Aufnahme, die pianistisch und auch von der Orchesterleistung eine Wucht ist. Natürlich wird klanglich die Bolet-Aufnahmen haushoch überlegen sein, aber wenn die Interpretation spannend ist, dann gebe ich mich, wenn es sein muss, sogar mit einer guten Monoaufnahme zufrieden. Bei der Janis-Produktion von 1959 ist der Klang trotz des Alters m.E. erstaunlich gut, aber eine neue Digitalaufnahme kann sie natürlich nicht toppen.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).


  • Besonders die Aufnahme des 1. Klavierkonzerts gehört zu den berührend-schönsten und bestinterpretierten überhaupt. Es ist bei diesem Konzert mit seinen unzähligen Charakter- und Tempowechseln ja so ungemein schwierig, die richtige Balance zu halten. Und die trifft Bolet perfekt. Er versteht es - bei vollkommener virtuoser Berherrschung des Instruments - hinreißend schön und poetisch einfühlsam zu spielen, um dann bei den entscheidenden Stellen auch zuzupacken. Dazu kommt seine schlafwandlerische Geschmackssicherheit. Das ist bei Bolet ein auch in seinem Sentiment absolut kitschfreier Liszt! Dabei liegt dem großen Stilisten Jorge Bolet alles Reißerische fern. Bolet sucht nicht durch Effekte zu beeindrucken, sondern gibt der Musik die Größe eines großen romantischen Konzerts. Das gilt gerade auch für das 2. Konzert, das bei ihm monumentale Getraghenheit bekommt. Die CD kann ich nur empfehlen - für den Liszt-Liebhaber ein "Muss". :) :) :) Die Aufnahmen sind in guter Stereo-Klangqualität und - das muss auch erwähnt werden - die Leistung von Orchester und den beiden Dirigenten ebenfalls ganz hervorragend.


    Schöne Grüße

    Holger

  • Danke,


    da lag schon was im Warenkorb - jetzt ist er damit "voll" - ich bin gespannt !


    Schönen ersten Advent wünsche ich !


    Kalli

  • da lag schon was im Warenkorb - jetzt ist er damit "voll" - ich bin gespannt !


    Schönen ersten Advent wünsche ich !

    ... und ich auch, was Du meinst. :) Wünsche einen schönen 1. Advent gehabt zu haben! :hello:


    Schöne Grüße

    Holger

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