Konzertbesuche und Bewertung

  • JSB: Choralpartita BWV 768, A.Schönberg: Variationen über ein Rezitativ, op. 40, M. Reger: Intro., Variat. und Fuge über ein Originalthema op. 73


    Die Organistin ist eine koreanische Meisterklassen- Studentin bei Prof. Dr. Ludger Lohmann hier an unserer berühmten Musikhochschule, nach koreanischen und deutschen Hochschulabschlüssen mit nun schon erheblicher Konzerterfahrung und derzeitiger regul. Organistentätigkeit an der Ottilienkirche in Stgt.- Münster. Frau Park ist eine kleinere, einfach wirkende und grazile Person mit offenen Gesichtszügen, von bescheidenem, vollkommen sicher wirkendem und natürlichem Auftreten. Auf der Bank sass noch wohl eine Studentin mit im Konzertverlauf völlig ruhigen und effizienten Bewegungen. Der grosse Konzertsaal war in feierlichem Halbdunkel, sodass man aber nicht lesen konnte. Anwesend waren 60 bis 70 Hörer, ein Teil davon treue Landsleute der Organistin. Gehustet, geraschelt und geknuspelt wurde kaum.
    Frau Park sah sich mit drei schweren Brocken, v.a. dem Reger konfrontiert...


    Die Bach`sche Choralpartita, ein grosses frühes Bachwerk ohne gesicherte Entstehungsdaten, machte den Anfang. Dieses Werk bleibt nach seiner sehr schönen, nicht zu langsamen, melodiösen, klaren und schon anfangs harmonisch originellen Choralexposition die ganzen elf Variationen hindurch sehr übersichtlich und einnehmend. Die Registrierung wechelte häufig, die Klangfarben und Dynamiken waren sich mehr ähnlich als sie kontrastierten. Für mich ein sehr erwünschter Höreindruck, da ich mit zunehmendem Alter immer analytischer an solche Dinge herangehe und auch kaum einmal zum Hören zu müde werde.


    Nun sollte der Schönberg folgen, Variationen über ein Rezitativ. op. 40, den ich - bei nur Allgemeinwissen über diesen Komponisten - unvorbereitet gehört habe. Um es vorweg zu nehmen, ich bin aus diesem Werk, das ich intuitiv als nach Schönbergs Zwölfton- Erfahrungen entstanden einordnete, nicht schlau geworden. Es gab schöne Stellen und viel Abwechslung, aber bestimmte Passagen haben mich regelrecht geärgert, etwa wenn in einem polyphonen Bereich die beiden Stimmen eine halbe Sekund (ohne e !) gleichzeitig geführt wurde, ohne Hinweis oder Andeutung zur Auflösung dieser Disharmonie oder sonstige entspannende Harmonieveränderung. Ich hatte auch nicht das Gefühl, in irgendeiner Spielart der Neuklassik aufgewacht zu sein. Schliesslich entstand aber im Verlauf des Stückes -und es blieb dabei- der Eindruck eines vielgestaltigen Musikgebildes von zwar unbestimmter, aber eher intensiver Ausdruckskraft und geschlossen wirkender Stilistik.


    Kaum zuhause habe ich ein kopiertes Blättchen, das ich im Foyer der Hochschule, auf einem leeren Tisch gefunden hatte, gelesen, das es in sich hatte, den Brockhaus Riemann, Lady Google und weitere Quellen aus Musikbibliotheken befragt und dabei gelernt (warum nicht vorher ? :rolleyes: ):
    bei Schönberg sind op. 37 bis 40 und 42 Werke uneinheiltlicher Machart, op. 40 ist ein Auftragswerk. Darin soll der Komponist seine zwölftönige Arbeitsweise reflektiert und kritisiert haben. Es gäbe anscheinend einen Text, wo Schönberg explizit die Anwendung einer allgemein seriellen Arbeitsweise für op. 40 erklärt hatte, nicht nur die zwölftönige Arbeitsweise.


    Und dann die Grundidee eines "Rezitativs":


    "Recitativ [Rezitativ] (ital. Recitativo, von lat. recitare, "erzählen") heißt diejenige Art des Gesangs,
    welche zu Gunsten der natürlichen Akzentuation und selbst des Tonfalls
    der Worte das rein musikalische Element auf ein Minimum beschränkt,
    sowohl hinsichtlich der Melodiebildung als der rhythmischen Gliederung,
    sozusagen die prosaische Rede des Gesangs." Ich hab leider die Herkunft dieser Definition vergessen.


  • Leider habe ich die Korrekturfrist von einer Stunde wg. einer Recherche überschritten und das letzte Viertel meines Post ist nun verschwunden.


    Kamma nichts machen.


    Ich habe darüber geschrieben, dass der Reger nicht monumental wirkt, sondern eher lyrisch- elegischen Charakters ist und einen unglaublich originellen, harmonisch superkühnen Schluss hat.


    Ich habe noch weiters geschrieben, dass Frau Park damit die bestmögliche Interpretation dieser Riesenstücke gegeben hat !
    Die letzten vier Zeilen des vorigen Posts müssen bitte als gelöscht betrachtet werden.


    MlG
    D.


    Bitte Moderator, lösche Post # 1263 !

  • Gestern im Konzert Kontrabass


    Hallo,
    im Orchestersaal der Musikhochschule Nürnberg gab es ein Konzert für Kontrabass und Klavier.
    Besonders anregend fand ich:


    Johann Matthias Sperger (1750-1812), Konzert Nr. 15 D-Dur
    https://www.youtube.com/watch?v=agxH7BsYTxo


    Giovanni Bottesini (1821-1889), Allegro di Concerto „Alla Mendelssohn“
    https://www.youtube.com/watch?v=JMvgIX1uepA


    Beide YouTube-Aufnahmen haben andere Interpreten, sind aber vom Niveau her ebenbürtig.


    Noch nie so deutlich habe ich gehört, dass der Kontrabass (als tiefstes Streichinstrument) in der Höhe die tiefen Lagen der Viola erreicht und somit einen ungewöhnlich großen Tonumfang besitzt. In Anbetracht der Größe des Instruments, besonders der Länge des Griffbretts (und auch der Saitenstärke), ist die grifflich erreichbare Beweglichkeit zwischen den einzelnen Tönen überaus erstaunlich; wenn der Solist vom oberen Ende (Schnecke) des Griffbretts an dessen Ende (Abstand ca. 1,50m) wechselt und flotte Sechzehntel hat, muss der Grifffinger die Saite verlassen und den unteren hohen Ton neu greifen(um saubere Töne zu produzieren).
    Der Kontrabass ist ein technisch forderndes Solo-/Konzertinstrument.


    Viele Grüße
    zweiterbasss

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Hallo zweiterbass,
    ziemlich interessant die beiden Werke als Sprungbrett für das Verständnis des Kontrabasses. Die Kontrabassistin intoniert fast immer tadellos, mehrfach hat sie den Wechsel bzw. Sprung ins Flageolett total rein hingekriegt, nur in den einfacheren Lagen (mitten aufm Griffbrett) hat sie geleg. etwas unrein intoniert. Hätte diese Stücke jemand aufm Cello gespielt, hätte vielleicht kein Hahn danach gekräht.
    Schön !



    Im Jazz ist die Spielpraxis - hohe Lagen des Kontrabass - viel häufiger als in der klass. Musik anzutreffen. Guggst du mal bei Ron Carter oder Stanley Clarke !
    Noch schönen Feiertag.


    Traditionell -seit ca. 30 Jahren- ist im Schwäbischen Wald morgen der Mühlentag, wo einige kommerzielle aber noch viel mehr Museumsmühlen gerne Wander- und andere Gäste empfangen(Schwäb. Wald = die Gegend zwischen Winnenden, Schwäb. Gmünd, Gaildorf, Schwäb. Hall, Löwenstein - gg. Uhrzeigersinn)


    MlGD. :)

  • Hallo.


    Das Saisonabschlusskonzert der Nürnberger Symphoniker in der Meistersingerhalle Nürnberg brachte neben Chopins Klavierkonzert Nr. 2 und Beethovens 8., zwei weitere Werke:





    Symphonische Minuten op. 36 (ein Auftragswerk zum 80, Geburtstag der Budapester Symphoniker) von Ernst von Dohnanyi
    er schreibt großes Orchester mit Harfe, Celesta, kleine, große Trommel, Triangel, Becken, Glockenspiel und vielen Streichern und Blech…Holzbläsern vor.


    1. Capriccio, Vivacissimo possibile – das Thema wird durch die umfangreiche, abwechslungsreiche, phantasievolle Orchestrierung fast versteckt.


    2. Rapsodia, Andante – eine sehr ruhige, verträumte Melodie wird vom Englisch Horn vorgetragen, begleitet z. T. nur von Harfe und Celesta; vor dem Schluss wird’s jedoch recht pompös mit viel Blech und Pauken, bevor es vom Englisch Horn wieder zum Eingangsklang zurück geholt wird.


    3. Scherzo, Allegro vivace – sehr rhythmisches, anfangs vorwiegend von den Bläsern vorgetragenes Thema; nach und nach werden alle Instrumente eingebunden, besonders im kurzen Mittelteil, der an den 2. Satz erinnert.


    4. Tema con variazioni, Andante poco moto – das Englisch Horn eröffnet mit dem Thema des 2. Satzes. Wenn das Blech einsetzt verändert sich der Klang sehr, aber die ruhige, variierte Melodie bleibt und damit der Gesamtcharakter des 2. Satzes und das „Tema…“ mit Celestaklängen „überirdisch (so klingt eben die Celesta) davon schwebt“.

    5. Rondo, Presto – es hat etwas von „Perpetuum mobile“ an sich, was in seiner Fröhlichkeit wohl dem Kompositionsauftrag entspricht.
    https://www.youtube.com/watch?v=RRoM3YTREWE





    Konzert für Klavier und Orchester op. 40, Henryk Goreki


    1. Allegro molto – der Solopart des Cembalos besteht aus ununterbrochen laufenden, fast gleichklingenden Takten mit je 12 Achtelläufen, in welchen ab und zu ein Takt mit einem acht-32-Lauf eingeschoben wird – ob das als Melodie bezeichnet werden kann?
    Die Streicher haben über Takte im Solopart mit je 12 Achtelläufen, Takte mit punkt. ganzen Noten auch Takte mit ganzer Note und je 1 punkt. Viertel und Achtelnote; bei dem im Solopart eingeschobenen Takt mir 32-Noten spielen sie zwei Achtelnoten - quasi ein Ostinato sowohl in den Solostimmen als auch bei den Streichern, also ein doppeltes Ostinato; ein sehr lang ausgehaltener Schlussakkord zum Ende.
    (Das erinnert mich vom Klang her stark an Minimalmusik.)


    2. Vivace – Vom Grundaufbau entspricht der Satz dem 1. Satz, allerdings Rhythmusstruktur und Tempo ändern sich, da es sich nun um ununterbrochene Läufe mit vier Achteln handelt und diese Struktur auf Cembalo und Streicher einheitlich übernommen wird. Auch die Stimmverteilung variiert: Es gibt Passagen, da übernimmt das Cembalo die Solostimme und die der Streicher, analog die Streicher auch die Solostimme des Cembalos, es erklingt nur der Solopart im Cembalo oder Streicher, es erklingt nur der Streicherpart bei den Streichern oder im Cembalo, aber auch Verteilung wie im Satz = alle möglichen Klangkombinationen. Auch die Harmonik weicht z. T. ab, deutlich bei reinen Dur-Akkorden. Der Satz endet überraschend und abrupt.
    (Mein Eindruck ähnlich wie Minimalmusik bleibt bestehen.)
    https://www.youtube.com/watch?v=HDw8Op7n8L4 Klavierfassung
    https://www.youtube.com/watch?v=8OtO8yf_IhU ursprüngliche Cembalofassung, hier sogar mit der Solistin der Uraufführung.



    Abseits eines üblichen Programmes haben mir diese beiden Werke viel Neues, Überraschendes geboten.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Boris Giltburg, Piano


    ...im Ordenssaal des Ludwigsburger Schlosses. Karten von 19 bis 41 € waren gerade eben noch zu haben. Er spielt von Liszt die Etudes d`execution transcendante und von Rachmaninow die Etudes- tableaux op. 39, jeweils komplett, was selten ist. Der Konzertsaal fasst ca. 250 Plätze.


    Ich habe eine recht neue CD von ihm vorliegen, mit Schumann, Carnaval op. 9, Davidsbündlertänze op. 6, und Papillons op. 2. Es handelt sich um hervorragende und beeindruckende Interpretationen dieser Werke. Ein Hörbericht über den Carnaval wird hier in Kürze erscheinen, evtl. eine Konzertbesprechung von heute.


    Kommt massenhaft ! (hätte man früher gesagt!) :rolleyes:



    MlG
    D.

    Einmal editiert, zuletzt von Damiro () aus folgendem Grund: Titelzeile verschluckt beim Software- Übergang

  • ...im Ordenssaal des Ludwigsburger Schlosses. Karten von 19 bis 41 € waren gerade eben noch zu haben. Er spielt von Liszt die Etudes d`execution transcendante und von Rachmaninow die Etudes- tableaux op. 39, jeweils komplett, was selten ist.

    Das ist Wahnsinn, lieber Damiro! Lazar Berman hatte damals in Mailand die Liszt-Etüden komplett gespielt, allein das ist schon titanisch! Und dann noch die Etudes tableau dahinter! Unfassbar! Viel Vergnügen - Ludwigsburg ist von mir aus leider ein bisschen weit... Von seinem Schumann kenne ich nur ein paar Hörschnipsel bislang. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

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  • Boris Giltburg

    im Ordenssaal des Ludwigsburger Schlosses


    Von den ca. 250 Plätzen waren ca. 120 belegt. Ja klar, sagte meine Frau, das liegt am Programm.... Wir sassen ganz hinten, leicht erhöht und blieben dort...


    Die Etudes d`execution transcendante von Franz Liszt, 12 an der Zahl, dauerten über eine Stunde. Der Flügel aus der Steinway D- Reihe war glänzend eingerichtet, auch der hohe Diskant, und gestimmt - von Herrn S. von Steinway selbst. Der DLF hat aufgenommen.


    Boris Giltburg, ein dunkellockiger, eher kleiner Mann am Ende seiner Dreissiger, begann mit der nicht ganz so schweren ersten Etude, ging dann (nahtlos) zur zweiten über, welche ahnen liess, was noch kommen wird. Spätestens dann war klar, dass es sich um einen extrem virtuosen Klavierzyklus handelte mit maximalen technischen Schwierigkeiten. Ich hatte das Gefühl, dass der Pianist alles geben würde, was er konnte und wir aufnehmen würden. Der Parforceritt erstreckte sich über die ganze Klaviatur, der Flügel klang grossartig, laut und voll. Kein einziger der unzähligen Oktavläufe rechts und links ging daneben, wenn überhaupt Töne fehlten, dann unhörbar wenige.



    Der Pianist konnte bei sehr ökonomischem Körpereinsatz bleiben, einige wenige Male hörte man heftig ein- oder ausgeatmete Luftstösse ! BG spielte auch sehr leise, wenn es die Passage erforderte, streichelte die Tasten an der Hörgrenze. Wiederum kein einziges Versagen, nichts Ausgelassenes. Dafür erklangen polyphone Strukturen bzw. Ultrastrukturen in viertel- und halben Notenwerten, welche dem Ozean aus schnellen 16tel- und 32stel- Tonketten Ruhe, Linie und Kraft gaben.


    Als der heftige Beifall einsetzte, war ich wie betäubt vom Gehörten. Auf die Terasse hinaus wandelten wir, um uns wieder zu fassen. Beim späteren Literaturstudium wurde mir (später) langsam klar, dass Liszt mit der Erarbeitung der Etüden und Bearbeitung des schon Komponierten sich mindestens 25 Jahre, wenn nicht (in Teilen) noch länger beschäftigt hat. Erstens hat Liszt mit mehreren Musikverlagen über das Werk korresponiert, über Jahre hinweg, zuletzt, also 1851, sollte es in vier Zentren gleichzeitig erscheinen: Rom, Paris, London und Wien. Zweitens wissen wir, dass spätestens ab ca. 1840 die Wettbewerbssituation unter Klaviervirtuosen in Mitteleuropa ausserordentlich zugenommen hatte. Rob. Schumann hatte seiner Frau, die Liszt in Paris mit einzelnen Etuden gehört hatte, brieflich mitgeteilt, dass die Stücke ebenso grauenhafte Kompositionen wie grauenhaft schwer zu spielen seien. In Europa gäbe es, so Schumann, ohnehin nur 12 bis 15 Pianisten, die das zu spielen überhaupt in der Lage wären.


    Liszt soll sauer gewesen sein, als Schumann sich einmal positiv über eine Komposition seines Hauptkollegen und -konkurrenten Sigismund Thalberg geäussert haben soll. Wenn man sich dann noch klar macht, dass berühmte Musiklehrer zu dieser Zeit oft noch berühmtere Schüler gehabt haben, inklusive Grafen, Barone und Fürsten, liegt die Vermutung nahe, dass es mit den zum musikalischen Erfolg erforderlichen Noten so ähnlich sein konnte wie heute, wenn ein Autokonzern davor steht ein neues Flagship herauszubringen.


    Dies erklärt auch, dass es -im Fall von Liszt- von den hier besprochenen oder auch weiteren vorliegenden Etuden, in Steigerung Konzertetuden zum Vortrag, mehrfach neu gestaltete Versionen, will sagen Updates gab.


    Nach der Pause hörten wir die Etudes- Tableaux op. 39 von Sergei Rachmaninow, neun eher längere Stücke, in Charakter und Länge durchaus z.B. mit Schumanns Novelletten oder mit Chopins Balladen vergleichbar. Sofort hat man den angeschlagenen Erzählton im Klavierspiel Boris Giltburgs empfunden. Die Virtuosität der meisten Etudes war -entgegen dem heutzutage Gehörten- ziemlich zurückgenommen und von schlichtem Ausdruck. Im Vordergrund standen häufig geschmackvolle, aber auch originell klingende, mehr oder weniger melodiöse Linien mit sehr durchdachten und manchmal regelrecht sparsam eingesetzten Akkorden, welche - ich möchte es nun wirklich einmal so ausdrücken - die Suche nach neuen musikalischen Entwicklungen beleuchteten. Ich empfand es so: wo führt Musik hin, ausser aus den romantischen Wendungen und Inhalten heraus ? In eine Pause/Stille/ Ruhe ? Rhythmus ? In den Kirchenklang, gesungen / in Glocken ? Was ist der Wind - musikalisch ? Alles das wieder sehr schön gespielt, die technische Seite spielte nun vollends überhaupt keine Rolle mehr.


    Ein denkwürdiger Abend mit einem unglaublich guten Pianisten, den ich noch öfter hören werde. Er spielte drei Zugaben, die Leute waren überzeugt und begeistert. :yes: :yes: :yes:


    MlG
    D.

    Einmal editiert, zuletzt von Damiro ()

  • Claire- Marie Le Guay am Sonntagabend, 17.06.2018, 20 Uhr


    Wir verbanden den Besuch bei Freunden im "Ruhrpott" mit einigen Konzerten des Klavierfestivals Ruhr. Von der Pianistin hatte ich noch nie etwas gehört. Sie stammt aus der Ile- de- France, hat am Conservatoire von Paris studiert und ist 44 Jahre alt.


    Leider war dieser Klavierabend eine herbe Enttäuschung. Das abschliessende Italienische Konzert von JSB hat sie recht gut gespielt.


    Wir streunten schon ab Mittag auf dem Zechengelände herum, um vielerlei interessante Dinge kennenzulernen, inklusive grossformatige Fotos zur Zechengeschichte mit gutem Text ab der vorletzten Jahrhundertwende. Ab ca. 15 Uhr war die Pianistin im von vorne verschlossenen Konzertsaal und hat sich eingespielt. Ca. 17 Uhr 30 bis nahe 19 Uhr immer noch oder erneut....


    Sie spielte im Konzert alles von Noten, was ich viele Jahre nicht erlebt hatte. Die Noten hatte sie flach auf dem Flügel liegen. Als müsste es heimlich passieren. Dabei hat sie selbst umgeblättert.


    Eine Auswahl Preludes von Debussy hat sie eher romantisch interpretiert, dabei ganz unfunktionale oder spontane Rubati usw. appliziert. Bei der Partita Nr. 1 BWV 825 von JSB war ausser einer gewissen Langeweile nichts Besonders bis zum vorletzten Teil, der (langsamen) Sarabande. Um vielleicht einen bestimmten Klangeffekt zu erzielen, hat sie dabei den Pedaleinsatz immer wieder i.S. eines Tremolos versucht. Es ging grässlich daneben, denn man hörte das in den tiefen Frequenzen verstärkte Patschen ihrer Ledersohlenauf dem Pedal, es war wie ein rollendes unterirdisches Geräusch, vielleicht wie eine draussen auf schlechtem Untergrund vorbeifahrende Strassenbahn. Für die Mazurka op. 21 von C. Saint- Saens ging ihr jedes Tanzgefühl ab. Schlimm, wie hölzern. Die Sonate D- Dur KV 311 von WAM hat sie durchwegs legato gespielt, dicke Töne, ohne jedes stufendynamische Konzept oder wenigstens die Dynamik nach Gefühl. Nichts Leichtes, sondern grober Anschlag. Dabei war der Steinway eigentlich recht gut. Das sehnsüchtig von mir erwartete variable Non- Legatospiel und die mozartische Melodie waren nicht auszumachen. Ital. Konzert von JSB war dann noch ganz passabel. Zugabe dann noch die d- moll- Fantasie von WAM, welche anhörbar war.


    Wir fragten uns, ob eine solch weitgehende Indisposition v.a. den mangelnden pianistischen Qualitäten zuzuschreiben ist, oder ob persönliche - situative Dinge schuld sind. Als Arzt mit 40 Jahren Praxiserfahrung gingen mir noch einige Dinge durch den Kopf, über die ich hier nicht sprechen will, weil sie u.a. zu spekulativ sind.


    MlGD. :wacko:

    Einmal editiert, zuletzt von Damiro ()

  • Nachtrag zum Konzert C.-M. Le Guay:
    Die Kritikerin der "Dorstener Zeitung" vom verg. Dienstag hat ihr ungeduldiges Warten auf das Konzert genannt (offenbar ist der Saal renoviert oder kürzlich erst fertiggeworden). Ihr Urteil: der Saal sei sehr schön geworden und für kleinere Konzerte recht brauchbar................... :untertauch:

  • Hallo!


    Ein sehr schönes Konzert habe ich vergangenen Freitag im Rahmen der Maulbronner Klosterkonzerte erlebt:


    Mirijam Contzen - Violine und Bernd Glemser boten ein beeindruckendes Sonatenprogramm:




    Alexander von Zemlinsky: Suite für Violine und Klavier (entstanden wahrscheinich 1896)


    Johannes Brahms: Violinsonate Nr. 2 op. 100


    Dmitri Schostakowitsch: Sonate für Violine und Klavier op. 134


    Ein in der ersten Hälfte über weite Strecken romantisches, melodisches Konzert, bei dem beide Künstler zeigen konnten, wie harmonisch sie zusammen wirken.


    Vollständig beeindruckt war ich allerdings von der Schostakowitsch-Sonate, verlangt sie doch vom Pianisten ebenso viel ab, wie vom eigentlichen Solisten an der Violine. Die Virtuosität und die zeitweilig dämonische Stimmung hinterlässt bei mir einen nachhaltigen Eindruck. Die Sonate schrieb Schostakowitsch zu Ehren von David Oistrakh.


    Wer möchte, kann das Konzert am kommenden Samstag, 15.9., auf SWR 2 nachhören.



    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Danke Woka, für das Bild der Westgruppe der Maulbronner Klostergebäude, das Laienrefektoriium, wo viele Konzerte stattfinden, ist im Bild links bei den Bäumen. Maulbronn liegt nordöstlich der Ausfahrt Pforzheim Ost oder PF- Nord der BAB A 8, Karlsruhe --> Stuttgart, ca. 20 Min. Fahrzeit.
    Ich habe Bernd Glemser solo dort heute vor zwei Wochen mit Beethovens A- Dur Sonate, op. 101 und mit Rachmaninows Preludes op. 23 (Auswahl) gehört. Es war ein tolles Konzert, auch mit rel. vielen jungen Leuten.


    MlG
    D.

  • Das hatte ich unter Vorfreude auf kommende musikalische Ereignisse geschrieben:
    as 1. Philharmonische Konzert wird mich am 20. oder 21.9. sehen, denn
    auf dem Programm stehen dem o.g. Anlaß entsprechend Perlen der
    Konzertliteratur.


    1. Carl Kleemann: Ouvertüre zu "Der Klosterschüler von Mildenfurth".
    Kennt wohl keiner, aber Kleemann war erster Hofkapellmeister der Geraer
    reußischen Hofkapelle und hat als solcher auch komponiert. Ich bin
    gespannt auf die Musik über die ich gar nichts weiß, außer daß sie
    sicherlich spätromantische Züge haben wird. Eine Musik, die mir durchaus
    liegt.


    2. Mozart Klarinettenkonzert A-Dur. Diese Standardwerk wird von einem der führenden Klarinettisten unserer Zeit geboten, von Daniel Ottensamer,
    Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker. Neben dem wunderschönen 2.
    Satz des Konzertes (welches ich auch schon mit Sabine Mayer erleben
    durfte) freue ich mich auf den Solisten und die Atmosphäre des
    Konzertes, welches sich bei mir eng mit Tanja Blixen verbindet. Jenseits
    von Afrika läßt grüßen.


    3. Bruckners 7. Sinfonie. Es wird live mein 7. Erlebnis mit dieser einer
    meiner Lieblingssinfonien werden, darunter gespielt von der Dresdener
    Staatskapelle, 2x vom Gewandhausorchester, von der Vogtlandphilharmonie
    und 2007 von meinem Geraer Orchester unter Gabriel Feltz zur
    Wiedereröffnung des renovierten Hauses. Zur damaligen Festveranstaltung
    hatte das Orchester noch 89 Musiker, die Violinen bestachen durch ihren
    samtenen und vollen Klang, und die Wagnertuben spielten fehlerfrei.
    Feltz brachte die Sinfonie mit Becken/Triangel und er brachte das Haus
    zur Standing Ovation. Diesmal bin ich gespannt, weil das Orchester
    seitdem um etwa 20 Musiker geschrumpft wurde. Sicher werden Aushilfen
    kommen, das Orchester hat einen Ausbildungsvertrag mit dem
    Konservatorium Weimar und eine Kooperation mit der Jenaer Philharmonie.
    Ich bin gespannt, meine Vorfreude und die meiner Frau ist groß!

    Und gestern abend war ich zugegen. Zunächst war ich enttäuscht über den Besuch. Unser Konzertsaal war nur zu ca. 2/3 gefüllt, und das bei diesem attraktiven Programm und zu dem Anlaß! (Ich muß bemerken, daß das Konzert am Mittwoch schon einmal stattfand, und da war es zu etwa 90 % besetzt). Aber was soll man erwarten, wenn seit 1990 45 000 Einwohner die Stadt verlassen haben, weil die Industrie "abgeschafft" wurde und die Mehrzahl der Abgewanderten Menschen mit hohem Bildungsniveau waren??
    Zunächst zur Besetzung. Es waren ca. 75 Musiker versammelt, davon 4 Wagnertuben als Gäste. Der Klang war vollkommen ausreichend, auch wenn manche Streicherpassagen etwas schwachbrüstig klangen. Aber für unser Geraer Orchester eine bravouröse Leistung, die auch vom Publikum gebührend gefeiert wurde.
    Die Eröffnung mit der Konzertouvertüre des allerersten Kapellmeisers der Reußischen Hofkapelle war spätromantisch, erinnerte an Strauß und auch an Mahler und hatte durchaus zarte Stellen, um in einem wuchtigen und lautem Finale mit Paulen und Trompeten zu enden. Der Carl Kleemann hat nicht verdient, vergessen zu werden.
    Daniel Ottensamer spielte das Mozart-Klarinettenkonzert sehr hingebungsvoll. Ich muß aber zugeben,daß es mir zu rhythmisch war. Ich habe es mit Sabine Meyer live zarter und harmonischer gehört, besonders im 2. Satz. Sabine Meyer mußte in der Zugabe den Satz komplett wiederholen, das war gestern nicht der Fall. Vielleicht war es auch einfach zu warm, denn wir hatten noch Außentemperaturen von knapp 30 Grad, und kühler war es im Konzertsaal auch nicht. Ich hatte mehr erwartet.
    Mit Bruckners 7. wurde ich aber total entschädigt. Wie immer ist das Adagio für mich ein Höhepunkt, auch wenn ich das Stück nun schon 8 oder 9 x gehört habe, davon allein 3x mit dem Gewandhausorchester. Der stürmische, jubelnde Beifall war verdient, und im Prinzip wurden meine Erwartungen erfüllt. Trotzdem war ich froh, nach Konzertschluß die abendliche Kühle genießen zu können.
    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Hallo, lieber La Roche
    Schön, solch einen Bericht zu lesen. Vor allem freut es mich für Euch, daß es, trotz kleiner Abstriche, wohl überwiegend ein erfüllter beglückender Abend war.
    Und live ist eben live! Ist doch immer wieder toll und begeisternd, diese Atmosphäre direkt mitzuerleben, als nur zu Hause vor´m Fernseher.

    Vielleicht war es auch einfach zu warm, denn wir hatten noch Außentemperaturen von knapp 30 Grad, und kühler war es im Konzertsaal auch nicht. Ich hatte mehr erwartet.
    Trotzdem war ich froh, nach Konzertschluß die abendliche Kühle genießen zu können.

    Ach was..., tröste Dich bei der Wärme mit dem Gedanken - es kommen auch wieder die ekligen kalten Tage, wo man wieder das Eis von den Scheiben kratzen,
    und sich dick anhosen muß. Das ist finde ich z. B. viel unangenehmer!

    Unser Konzertsaal war nur zu ca. 2/3 gefüllt, und das bei diesem attraktiven Programm und zu dem Anlaß! (Ich muß bemerken, daß das Konzert am Mittwoch schon einmal stattfand, und da war es zu etwa 90 % besetzt).
    Aber was soll man erwarten, wenn seit 1990 45 000 Einwohner die Stadt verlassen haben, weil die Industrie "abgeschafft" wurde und die Mehrzahl
    der Abgewanderten Menschen mit hohem Bildungsniveau waren??


    ...


    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Hallo!


    Gestern in der Alten Aula der Uni Heidelberg: Bertrand Chamayou


    Er spielte


    Robert Schumann: Blumenstück op. 19
    Robert Schumann: Carnaval op. 9


    Maurice Ravel: Miroirs
    Camille Saint-Saent: Les cloches de Las Palmas (6 Etuden op. 111 Nr.4)


    Ein herrlicher Abend, der mir vor allem die Miroirs nochmals näher brachte. Diese Flüchtigkeit der Töne - ein großer Pianist.


    Für den Schumann wäre mir (das mögen andere anders sehen) ein großer Konzertsaal lieber gewesen, in dem die doch zum Teil harten Anschläge nicht so ungebremst auf das Gehör treffen. Ich weiß nicht, ob - bei aller pianistischer Bravour und Einfühlsamkeit die Alte Aula der richtige Ort war.


    Als Zugabe spielte er die Liszt-Bearbeitung des Chopin - Stückes "Meine Freuden"


    Hier noch ein Link auf einen Film über die Gesamteinspielung der Klavier-Solo-Werke von Maurice Ravel durch Bertrand Chamayou:




    Hier ein Bild der Alten Aula:



    Gruß WoKA

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Das war großartig:
    Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin spielte in der Philharmonie. Am Dirigentenpult der Chefdirigent Robin Ticciati .

    Ich erlebte ihn das erste Mal, leider, muss ich sagen. Er ist erst 35 Jahre jung, da hat er die (Dirigenten-)Welt ja noch vor sich. Aber jetzt schon steht er an der Spitze eines erstklassigen Orchesters in der Hauptstadt Berlin.
    Das erste Werk war von George Benjamin: "Sudden Time". Schon der Anblick der riesigen Orchesters auf der Bühne war eindrucksvoll. 2 Harfen, Klavier, Blockflöten und eine gigantische Schlagzeugbatterie waren zusätzlich für das 15minütige Stück erforderlich. Die Musik soll Zeitverschiebungen darstellen, nun ja, das mag ja sein, aber rüber kam es nicht unbedingt, wenn auch eine reiche Klangpalette dargeboten wurde. Ich hätte darauf verzichten können und dem Orchester wären Kosten erspart geblieben. Von den Schlagzeugern konnte immerhin die Hälfte für das letzte Stück da bleiben. Dann folgte ein Standardwerk jedes Violinisten, nämlich von Ludwig van Beethoven das Violinkonzert D-Dur op. 61. Der Solist war Christian Tetzlaff, den ich schon mal mit Alban Berg gut in Erinnerung hatte. Das war jetzt wieder ein Erlebnis! Ein wunderbares Zusammenspiel von Geiger und Orchster, dem ja auch, schon in der langen Einleitung, eine große Aufgabe zukommt. Tetzlaff stand unmittelbar neben dem Dirigentenpult, so daß ich ständig Angst hatte, der Dirigent mit seinen weiten Armbewegungen und der Geiger kommen sich ins Gehege. Nein, es ging gut. Tetzlaff spielt in dem Stück voll die Extreme aus, kräftiger Anstrich und ganz leise Töne wechseln sich ab, herrlich! Die Kadenz im ersten Satz wird von der prächtig mitspielenden Pauke begleitet. Angenehm war auch, dass das Publikum ohne Husten oder andere Geräusche unauffällig blieb. Nur ein verpatzter Horneinsatz war schade. Als Zugabe folgte ein mir sehr bekanntes Stück, nämlich eine Gavotte aus einer Partita von J.S. Bach, köstlich! Pause. Dann noch ein großes Werk, die Sinfonie Nr. 2 e- Moll op. 27 von Sergej Rachmaninow. Ticciati dirigiert jetzt mit Taktstock , seine Bewegungen und sein bisweilen tänzerischer Körpereinsatz bringen das Orchester zu Höchstleistungen. Das Stück hat viel Schmelz und ist von großer melodischer Erfindungskraft. Aber niemals langweilig! Alle Gruppen des Orchesters spielten in Hochform, die vortrefflichen Bläser wurden mit einem breiten Klangteppich untersetzt. Im zweiten Satz kommen die Hörner gut zur Geltung, anschließend geriet der langsame Satz ungemein sinnlich und betörend, bis ihm das sprühende Finale folgte. lch war begeistert. Das war ein wahrer Musikgenuss. Sicher wird man vom jungen Dirigenten noch so einiges erwarten können.
    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Gestern waren wir im Adventskonzert in der herrlichen, vollständig besetzten Frauenkirche Dresden mit Ludwig Güttler, Volker Stegmann (Trompete, Corno da caccia) und Friedrich Kircheis (Orgel) mit einem wunderbaren Adventskonzert - Werke von J. S. Bach, Homilius, Vincent Lübeck, Buxtehude, Loeillet u. a. für Orgel allein bzw. ein oder zwei Trompeten / Corni da caccia plus Orgel. Eine wunderschöne Einstimmung auf die Adventszeit (einschließlich anschließendem kurzen Besuch des Weihnachtsmarktes an der Frauenkirche + Glühwein).

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  • Gestern im Kulturpalast Dresden im Rahmen der Musikfestspiele ein Konzert mit dem Dresdner Festspielorchester unter der Leitung von Ivor Bolton sowie dem Countertenor Valer Sabadus. Gespielt wurden Konzertwerke von Händel, Bach, Vivaldi, Gluck und Valer Sabadus sang Arien aus Opern von Händel, Vivaldi, Sacchini sowie Gluck, diese mit einer betörend schönen Stimme, die mich und auch alle Konzertbesucher vor allem in den langsam ausgesungenen Passagen begeisterte. Das 2012 gegründete Festspielorchester setzt sich aus herausragenden Musikern für historische Aufführungspraxis aus renommierten europäischen Alte-Musik-Ensembles zusammen. Es wird auf Originalinstrumenten entsprechend der Entstehungszeit der jeweiligen Musik gespielt.

  • Nebenthemen: Konzertbesuche und Bewertung


    Gestern wiederum in der voll besetzten Frauenkirche Dresden die Kantaten 1 – IV des Weihnachtsoratorium mit dem SächsischenVocalensemble und den Virtuosi Saxoniae unter der Leitung von Ludwig Güttler. Wieder wie von diesen Ensembles gewohnt in exzellenter und prachtvoller Ausführung. Die Sänger waren Barbara Felicitas Marín (Sopran – leider etwas indisponiert), Sonja Koppelhuber (wunderschön timbrierter Alt mit langen Bögen), Uwe Stickert (absolut textverständlicher, lyrischer Tenor) und Johannes G. Schmidt (Bass, für meinen persönlichen Geschmack etwas zu leicht). Trotz der leichten Einschränkungen im Solobereich ein stimmungsvoller Konzertabend gerade auch im Zusammenhang mit der festlich strahlenden Frauenkirche. Um die Frauenkirche herum ein einladender Weihnachtsmarkt, der auch nach dem Konzert noch rappelvoll war.

  • 10 Tage lang ehrt das Konzerthaus Berlin die Wiener Philharmoniker. Noch bis zum 23.12. musizieren verschiedene Ensembles, außerdem gibt es einen Vortrag. Im Mittelpunkt stehen zwei Konzerte des Orchesters unter Riccardo Muti und Franz Welser-Möst. Gestern dirigierte Muti vor vollen Rängen ein umjubeltes Konzert. Zunächst hielt jemand aus dem Orchestervorstand eine Ansprache und übermittelte, welch gute Erinnerungen der Maestro an ein Scala-Gastspiel im Jahr 1989 hätte (war das nicht wie in West-Berlin 1987?). Die Wiener Philharmoniker haben 1984 im Haus unter Leonard Bernstein gastiert. Ich selbst habe Muti länger nicht live erlebt als z. B. Carlo Maria Giulini, davor allerdings häufig. Er war damals mein Wunschkandidat für die Nachfolge von Herbert von Karajan.


    Im ersten Teil stand das Flötenkonzert G-Dur KV 313 von Mozart mit dem Solo-Flötisten des Orchesters, Karl-Heinz Schütz, auf dem Programm. Die Bewegungen von Muti sind im Gegensatz zu früher viel sparsamer geworden. Er ließ alles laufen, aber das Spiel aller Beteiligten wirkte wie blindes Verständnis. Als Zugabe hat der Solist ein Solo-Stück gespielt, wenn ich richtig verstanden habe von Honegger. Das Stück passte zumindest zum Komponisten.


    Die 7. Symphonie von Anton Bruckner gehört zu meinen Lieblingswerken und den am häufigsten live erlebten Symphonien. Anders als z. B. Blomstedt klang das Werk bei Riccardo Muti sehr düster. Er wählte auch langsamere Tempi. Die Musik strömte sehr natürlich in den Saal, nichts wirkte aufgesetzt. Das brillante Orchester steigerte sich in einen wahren Klangrausch. Es ist schwer für dieses herausragende Konzert die passenden Superlative zu finden. Ich hoffe, dass sich Muti noch einige Male in Berlin blicken lässt. Dieses Konzert war in jedem Fall eine Bestätigung dafür, warum ich Muti gerne als Chef der Berliner Philharmoniker gesehen hätte.

  • Marek Janowski (Dirig.), Nina Stemme (Sopran), NDR Elbphilharmonie Orchester

    Freitag, 11.01.19 – Elbphilharmonie Hamburg, Großer Saal (20 Uhr)


    RICHARD WAGNER (1813 – 1883)


    Ouvertüre und Venusberg-Bacchanal aus „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg“

    (Pariser Fassung von 1861)


    Vorspiel zum 1. Aufzug und Isoldes Liebestod aus „Tristan und Isolde“


    --------------------


    Auszüge aus „Götterdämmerung“ (Zusammenstellung von Marek Janowski):


    Tagesgrauen - Morgendämmerung und Siegfrieds Rheinfahrt - Trauermarsch beim Tode Siegfrieds - Brünnhildes Schlussgesang



    Vorweg: Ich war mal wieder in meiner für klassische Konzerte unvorteilhaften „Freitag Abend“-Verfassung, also ziemlich abgekämpft und müde. Dass ich dennoch etwas schreibe, hat u.a. mit zwei Kritiken zu tun, die ich gelesen habe. Die eine, aus der „Welt“, ist heute erschienen und bezieht sich demnach wohl auf das von mir besuchte gestrige Konzert. Dort heißt es, Wagner solle in der Elphi „verboten werden“, so laut und grob habe Janowski das Orchester spielen und den Sinn für die akustischen Gegebenheiten des Saals vermissen lassen. So sei z.B. das sängerische Feuer Nina Stemmes im Finale der „Götterdämmerung“ in den Fluten der von der Leine gelassenen Blechbläser quasi ersoffen.

    Auch das „Hamburger Abendblatt“ bescheinigt dem (vorangegangenen Donnerstags-)Konzert kein gutes Gelingen: Hier nun wird vor allem Stemme eine schlechte Tagesform zugesprochen, gleichwohl auch hier auf das unglückliche Zusammentreffen des „schwierigen“ Saals mit einem Wagner-unerfahrenen Orchester Bezug genommen.


    Um es gleich zu sagen: Einiges konnte ich sofort mit meinem Gehörten in Verbindung bringen, einiges gibt mir auch etwas grundsätzlicher zu denken. Das Orchester war gestern sicherlich nicht schlecht, aber man hört einfach jeden nicht gänzlich genauen Einsatz, jede kleine Unsauberkeit bei der Tonbildung – und das kann den zum selbstvergessenen Abheben Bereiten schon recht schnell auf den Boden der Tatsachen zurückbefördern. Und ja: Auch Stemme hob gestern nicht so ab, wie ich es mir gewünscht hätte. Als sie mit „Isoldes Liebestod“ begann, war ich zunächst sehr gebannt und erwartungsfroh – die Stimme ist wirklich unglaublich warm und voll und rund, wirkt für Wagner prädestiniert. Je länger sie aber sang, je mehr sich diese Apotheose der Weltentrückung steigerte, desto näher fühlte ich mich erneut dem erwähnten harten Boden der Tatsachen. Viel Lautstärke, weniger Poesie. Und nach der Pause, als sich in der „Götterdämmerung“ noch mehr Klangmassen über ihr auftürmten, hörte ich vor allem (dennoch bewundernswert) Kraft und Kampf.


    Wagner in der Elphi gab es noch nicht so oft – aber wie es der Zufall (?) so will: Es jährte sich gestern das Eröffnungskonzert zum zweiten Mal, welches ja sofort lebhafte, emotionalisierte Diskussionen über die Akustik entfachte. Auch damals gab es einen äußerst kritischen Artikel in der „Welt“, auch damals wurde u.a. Wagner gespielt, und auch damals schien mir dessen Umsetzung nicht so glücklich gelungen zu sein. Ich gehörte zu den allerersten Zuhörern, die überhaupt Musik in der Elphi hören durften, denn ich wohnte seinerzeit der Generalprobe des Eröffnungskonzerts bei und war daher von schlauen Kritikern noch nicht beeinflusst: Einer meiner allerersten Eindrücke war, dass die Präsenz der Streicher durch die akustischen Gegebenheiten eher gefährdet ist, während Blech und Schlagwerk sehr schnell ein enormes Gewicht bekommen. Und so hörte ich in den folgenden Monaten immer wieder ziemlich sensibilisiert darauf, wie sich dieses Phänomen beim NDR entwickelt: Ich nahm wahr, dass auch die Blechbläser irgendwann darauf eingestellt waren, sich stärker zu disziplinieren und damit ein vernünftiges Verhältnis zu den anderen Gruppen zu kultivieren. Nun lese ich in der „Welt“ von heute – passend zu meinen Eindrücken – von genau diesem „altbekannten“ Problem und bin etwas genervt deswegen. Ich muss zwar gestehen, dass ich gestern ob meiner relativen Müdigkeit auch ein bisschen empfänglich dafür war, dass Janowski ein ganz schönes Dynamik-Feuerwerk (und nicht nur das) abfeuerte, denn das belebte mich: Aber dennoch finde ich es sehr misslich, dass der Streicherapparat trotz der bekanntermaßen fordernden und strukturell nicht unbedeutenden Passagen an mehreren Stellen so gut wie nicht zu hören war. Dem hatte klanglich sogar Frau Stemme noch etwas voraus.


    Wagner also in der Elphi „verbieten“? Quatsch, das ist zuspitzende Kritiker-Polemik. Es gab ja mal ein wohl sehr beachtliches konzertantes „Rheingold“ im Mai 2017: ebenfalls unter Janowski. Ich war damals nicht zugegen, aber sowohl der den Orchestergraben Bayreuths aus eigener, jahrzehntelanger Tätigkeit ausgezeichnet erinnernde (und lobpreisende) Verwandte als auch weitere Stimmen aus dem privaten Kreis und der Presse lassen mich ganz sicher sein, dass die Qualität damals erfreulich und das Konzert gelungen war. Und jeder weiß, dass die klanglichen Möglichkeiten eines Konzerthauses nach zwei Jahren nicht annähernd erkundet resp. „optimiert“ sind. Es gilt, die Herausforderungen dieses Hauses anzunehmen und aus ihnen zu lernen, auch das ein oder andere Scheitern wird weiterhin dazugehören (in der Kunst sowieso). Was ich allerdings nicht gerne nochmals erleben möchte, sind so offenbare dynamische Missverhältnisse wie gestern: Die gehören für mich mittlerweile wirklich in die Kategorie „Elphi-Anfängerfehler“ und entsprangen sicherlich auch nicht meiner etwas wochenendmüden Phantasie.

  • Ouvertüre und Venusberg-Bacchanal aus „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg“

    (Pariser Fassung von 1861)

    Hallo Leiermann, Deinen Bericht habe ich gern gelesen. Nur eine Frage: Hatte die Ouvertüre einen Abschluss und setzte das Baccanal erst nach einer nach einer kurzen Pause ein?

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Nein, lieber Rheingold, sofern ich es der Müdigkeit geschuldet nicht verpennt habe, war da kein Abschluss mit Pause. Ich weiß zu wenig von diesem ganzen "Tannhäuser"-Fassungs-Tohuwabohu, als dass ich da jetzt genauere Auskunft geben könnte, sondern habe einfach die Angabe aus dem Programmheft übernommen und gehofft, dass sie stimmt.

    Was ich noch erinnern kann: Dass ich während des "Bacchanals" dachte: "Ach, ich bin ja schon drin..."

  • Besten Dank, lieber Leiermann für die Rückmeldung. In der so genannten Pariser Fassung ist die Ouvertüre abgeschlossen. Was immer noch dafür gehalten wird, ist eigentlich die Wiener Version, bei der Wagner die Ouvertüre in das Bacchanal übergehen ließ. Die "Tannhäuser"-Fassungen sind wirklich ein Kapitel für sich - aber ein durchaus spannendes.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Danke, lieber Rheingold. Ich hatte mir schon gedacht, dass deine Nachfrage der Angabe "Pariser Fassung" gilt. Und es irritierte mich die Jahreszahl 1861, denn wenn ich recht informiert bin, entstand die bruchlos ineinander übergehende Fassung eh später?

    Mir scheint da wirklich einiges durcheinanderzugehen oder eben nicht einheitlich bezeichnet zu werden. So finde ich z.B. die Fassung, die ich wohl gehört haben muss, auf einer Dt. Grammophon-Einspielung unter Sinopoli (mit Domingo als Tannhäuser) von 1989 ebenfalls mit dem Hinweis "Paris Version".

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    Und auf Youtube fand ich ein Video zum Partiturabgleich (anscheinend Mehta/New York Philharmonic Orchestra), das ebenfalls unter "Paris Version" verbucht wird und den fließenden Übergang zum Bacchanal hin hat: Paris = Wien?

    Und dann eben noch das Programmheft des NDR. Dort steht bei der Programmübersicht kleingedruckt: "Entstehung: 1843-45; Pariser Fassung von 1861 / Uraufführung: Paris, 13. März 1861 / Dauer: ca. 22 Min." Und im Begleittext heißt es auf S.8: "(...) dieses unbändige 'Bacchanal' im Venusberg, das sich direkt an die Ouvertüre anschließt (...)"


    Ich steige da nicht durch. Kann es sein, dass manche Leute alles, was sich an die Pariser Fassung im engeren Sinne anschließt, trotz Änderungen einfach weiterhin so nennen? Die von dir als falsch erkannte Bezeichnung kommt mir jedenfalls ohne größere Recherche mehrmals unter.

  • Lieber Leiermann, vielen Dank für Deinen wirklich lesenswerten Bericht. - Für mich umso interessanter, da ich (noch nicht ganz so arbeitswochen-müde) das nämliche Konzert bereits am Donnerstag besucht habe. Da auch mir die akustischen Finessen und Fallstricke - zumindest aus der Position des Zuhörers - ein wenig bekannt sind, finde ich es immer wichtig zu erfahren, wo man jeweils gesessen hat, denn dass die Behauptung, man höre von jedem Platz gleich gut, zumindest für Konzert mit Gesang nicht stimmt, sollte inzwischen klar sein.

    Wir saßen diesmal tatsächlich in der hohen Kategorie im Bereich 16/S, Reihe 1 und somit ziemlich direkt in Schallrichtung, wo Frau Stemme m.E. gut und ausreichend zu vernehmen war, d.h. besser habe ich Frau Lindstrom im vergangenen Ring-Zyklus an der Hamburgischen Staatsoper auch nicht gehört - was bitte als rein akustischer Vergleich zu verstehen ist. Gewundert hat mich trotzdem, dass insb. Gesangssolisten bei Konzerten in der Elbphilharmonie weiterhin vor dem Orchester platziert werden. So beispielsweise zuletzt erlebt mit der Sopranisten Anu Komsi und dem NDR Elbphilharmonie Orchester unter Sakari Oramo (M.Lindberg Accused - Three interrogations (Deutsche Erstaufführung) und Sibelius Symphonie Nr.2 D-Dur op.43 am 06.12.2018; Bereich 16/T, Reihe 2, Platz 18), und auch hier schräg hinter-über dem Orchester war der Gesang schwer zu verstehen. Dafür ist die Sibelius-Symphonie ganz hervorragend gelungen. Meiner Erfahrung nach ist es für die Plätze seitlich vom oder hinter dem Orchester vorteilhafter, wenn Gesangssolisten hinter dem Orchester platziert werden. Einer der Ersten, die dies schon sehr früh Begriffen haben, war wohl Sir Jeffrey Tate (vgl. hier). Auch die von Dir angesprochene Rheingold-Aufführung ebenfalls unter Janowski wurde entsprechend konzipiert (vgl. hier). - Was dann natürlich nicht so gut funktioniert, ist der effektvolle Auftritt, der allerdings am Freitag, sofern ich es in der Radio-Übertragung richtig gehört habe, ohnehin "nur" zu einem völlig deplatzierten Applausversuch zwischen Siegfrieds Trauermarsch und Brünnhildes Schlussgesang gaführt hat :cursing: Immerhin war das das Publikum am Donnerstag dbzgl. disziplinierter.

    Zum Konzert selber wäre von meiner Seite noch anzumerken, dass Janowski die verschiedenen Stücke tatsächlich recht forsch angegangen ist, bis hin zum Speedboot, in welchem Siegfried dann den Rhein heruntergerauscht kam. Auch gebe ich Dir recht, dass jede Unsauberkeit im Zusammenspiel quasi "zu gut" zu hören ist und auch bei mir oftmals zu kleinen Aussetzern bzw. Iriitationen führt. Insgesamt war ich aber mit dem Konzert und auch mit Frau Stemme besonders im zweiten Teil sehr zufrieden und meine Bekannten und ich sind durchaus zufrieden heimgegangen. Gespannt sehen wir nun dem nächsten Konzert am kommenden Freitag entgegen: Das Ensemble Resonanz wird unter Andris Poga Honeggers Symphonie Nr.2 D-Dur "pour cordes", sowie Schostakowitschs Symphonie Nr.14 g-moll op.135 bringen. Auch hier wird es wieder spannend, was den Gesang betrifft (Asmik Gregorian und Matthias Goerne), wobei das Orchester natürlich deutlich kleiner ausfällt.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Lieber Leiermann, vielen Dank für Deinen wirklich lesenswerten Bericht. - Für mich umso interessanter, da ich (noch nicht ganz so arbeitswochen-müde) das nämliche Konzert bereits am Donnerstag besucht habe. Da auch mir die akustischen Finessen und Fallstricke - zumindest aus der Position des Zuhörers - ein wenig bekannt sind, finde ich es immer wichtig zu erfahren, wo man jeweils gesessen hat, denn dass die Behauptung, man höre von jedem Platz gleich gut, zumindest für Konzert mit Gesang nicht stimmt, sollte inzwischen klar sein.

    Wir saßen diesmal tatsächlich in der hohen Kategorie im Bereich 16/S, Reihe 1 und somit ziemlich direkt in Schallrichtung, wo Frau Stemme m.E. gut und ausreichend zu vernehmen war, d.h. besser habe ich Frau Lindstrom im vergangenen Ring-Zyklus an der Hamburgischen Staatsoper auch nicht gehört - was bitte als rein akustischer Vergleich zu verstehen ist. Gewundert hat mich trotzdem, dass insb. Gesangssolisten bei Konzerten in der Elbphilharmonie weiterhin vor dem Orchester platziert werden. So beispielsweise zuletzt erlebt mit der Sopranisten Anu Komsi und dem NDR Elbphilharmonie Orchester unter Sakari Oramo (M.Lindberg Accused - Three interrogations (Deutsche Erstaufführung) und Sibelius Symphonie Nr.2 D-Dur op.43 am 06.12.2018; Bereich 16/T, Reihe 2, Platz 18), und auch hier schräg hinter-über dem Orchester war der Gesang schwer zu verstehen. Dafür ist die Sibelius-Symphonie ganz hervorragend gelungen. Meiner Erfahrung nach ist es für die Plätze seitlich vom oder hinter dem Orchester vorteilhafter, wenn Gesangssolisten hinter dem Orchester platziert werden. Einer der Ersten, die dies schon sehr früh Begriffen haben, war wohl Sir Jeffrey Tate (vgl. hier). Auch die von Dir angesprochene Rheingold-Aufführung ebenfalls unter Janowski wurde entsprechend konzipiert (vgl. hier). - Was dann natürlich nicht so gut funktioniert, ist der effektvolle Auftritt, der allerdings am Freitag, sofern ich es in der Radio-Übertragung richtig gehört habe, ohnehin "nur" zu einem völlig deplatzierten Applausversuch zwischen Siegfrieds Trauermarsch und Brünnhildes Schlussgesang gaführt hat :cursing: Immerhin war das das Publikum am Donnerstag dbzgl. disziplinierter.

    Zum Konzert selber wäre von meiner Seite noch anzumerken, dass Janowski die verschiedenen Stücke tatsächlich recht forsch angegangen ist, bis hin zum Speedboot, in welchem Siegfried dann den Rhein heruntergerauscht kam. Auch gebe ich Dir recht, dass jede Unsauberkeit im Zusammenspiel quasi "zu gut" zu hören ist und auch bei mir oftmals zu kleinen Aussetzern bzw. Iriitationen führt. Insgesamt war ich aber mit dem Konzert und auch mit Frau Stemme besonders im zweiten Teil sehr zufrieden und meine Bekannten und ich sind durchaus zufrieden heimgegangen. Gespannt sehen wir nun dem nächsten Konzert am kommenden Freitag entgegen: Das Ensemble Resonanz wird unter Andris Poga Honeggers Symphonie Nr.2 D-Dur "pour cordes", sowie Schostakowitschs Symphonie Nr.14 g-moll op.135 bringen. Auch hier wird es wieder spannend, was den Gesang betrifft (Asmik Gregorian und Matthias Goerne), wobei das Orchester natürlich deutlich kleiner ausfällt.

    Lieber Michael, danke für deine Erwiderung. Es macht mir Freude, mich hier in dieser Form mit dir und anderen austauschen zu können.

    Beim Wagner-Wahnsinn saß auch ich ganz weit oben (16/Y, Reihe 2), aber eben günstigerweise frontal zu Nina Stemme, deren Stimme wirklich eine beeindruckende Kraft hatte und sehr schön "trug". Dennoch hätte ich mir vom Orchester etwas mehr Flexibilität, etwas mehr Nachgeben und neues Luftholen bei Phrasen-/Abschnittsanfängen gewünscht, damit es nicht auf dieses angestrengt wirkende Dauerfortissimo ohne Punkt und Komma (das ist jetzt eine Übertreibung) hätte hinauslaufen müssen. Ich denke, dass Stemme wirklich gut gestemmt (Brüller) hat, dass aber die Gesamtinterpretation leider zu wenig Raum für sublimere Bögen und einen differenzierteren und damit poetischeren Ausdruck öffnete. Das hat mich auch ziemlich gewundert, denn ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass eine Sängerin das so haben will und sich nicht zuvor um ein stärkeres Nachgeben des Orchesters bemüht haben sollte. Andererseits: Mein Empfinden ist nicht der Maßstab für andere. Es mögen Dinge zu hören gewesen sein, die mich einfach nicht erreicht haben.

    Anu Komsi habe ich übrigens auch gehört! Auf einem traumhaften Platz (muss wohl 12/B, Reihe 13 oder so gewesen sein), der wirklich keine Wünsche offen ließ: Ich fand ihren Vortrag bestechend (das war, glaube ich, sauschwer zu singen); war sehr begeistert. Und auf meinem Platz war es toll, sie vor dem Orchester zu haben. Aber dennoch: Da muss es einfach bessere Kompromisse geben für die Dahintersitzenden.

    Viel Spaß dann nächste Woche mit dem Ensemble Resonanz! Ich selbst bin dann "erst" wieder am 23.1. im Kleinen Saal (neues werk mit McFadden, Sopr. /Melnikow, Klav.) und am Tag später bei Bychkov/NDR (Tschaikowsky, Smetana) im Großen Saal am Start.

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