Alfred Schmidt - Meine Opernsammlung auf CD

  • Diesen Thread werden einige für eigenartuig halten, daher möchte ich kurz erklären- wie es dazu kam
    Und auch die Spielregeln für Allfällige Mitspieler.
    Im Rahmen meiner Filmproduktion wird meine Wohnung zeitweise in ein Studio umgebaut, und es werden viele Dinge vorübergehend in Kartons gelagert. Beim Rückräumen kommt einem vieles in die Hand, von dem man gar nicht mehr weiß, daß man es besitzt, Im Falle der Opern waren es die eingereihnten einerseits, und die uneiungereihte- wild verstreuten - andrerseits, letztere wurden noch nie gehört und sind teilweise noch versiegelt.
    Ich hatte mich entschlossen nun alle CDes in eine Ordnung zu bringen ob gehört oder ungehört. Vorerst fand ich 40 ungehörte Opern-Gesamtaufnahmen, danach in weiteren verborgenen Kartons nochmal an die 30 und zuletz etwa 10 Nachzügler.
    Mir ist klar, daß meine Lebensspanne - wenn ich mich auch anderen Dingen widmen will - nicht ausreichen wird- alles je zu hören.
    Um wenigstens einigermaßen von diese Sammlung zu partizpieren habe ich diverse Modelle entwickelt, Ursprüngelich wollte ich ALLE Boxen in ihrer sortierten Reihenfolge abhören, aber das ist mehr als unrealistisch. So müsste ich beispielsweise 12 mal die Zauberflöte in Reihe hören - und das ist schon ein wenig viel. So iost mein derzeitiges Modell. daß ich von jeder Oper in meiner Sammlung (nur CDS) EINE Aufnahme abhöre - so ich Lust verspüre gelegentlich auch mal zusätzlich eine Alternativaufnahme-
    Die Opern sind nach Geburtsdatom des Komponisten geordnet, wir machen also eine Zeitreise. Ich werde zu jeder oper ein paar ganz wenige Zeilen schreiben und eventuell erwähnen welche Fassungen ich sonst noch besitze. Ich werde nicht immer die "Referenzaufnahme" abhören, die kenne ich zumeist schon, sondern auch die "Mauerbluemchen" Die Operen werdfen numeriert, sollta ich eine Werk in verschiedenen Aufnahmen hören, so kommt ein Buchstabe an dieNummer angehängt.
    Schon bei der Planung konnte ich sehe, daß hier zahlreiche Lücken vorhanden sind, die allerdings momentan nicht geschlossen werden sollen, sonst käme das Projekt ins stocken.
    Wer etwas zu einer von mir gezeigten OPER zu sagen hat, das über die kommentarlose Vorstellung einer Alternativaufnahme hinausgeht, der kann das tun, allerdings nur solange nicht die nächste Oper von mir vorgestellt wurde.
    Solch einen Thread hat es übrigens bereits einmal gegen das Mitglied "JoeBroesel" hat ihn in der Forensteinzeit eröffnet und ihn damals
    Ich will alles hören benannt


    Mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Nr 1 Claudio Monterverdi: L' ORFEO


    Meine Sammlung beginnt mit Monteverdis "L' Orfeo" - Ich habe sie erst im Rahmen dieses Projekts erstmals komplett mit Textbuch in der Hand gehört. Es war ein Fehle so lange damit zu warten, aber meine Vorliebe für Opern um 1770 hat alles andere in den Hintergrund gedrängt.
    Was mir aufgefallen ist - abgesehen von Montverdis unverwechselbarer Musik - ist die effektvolle und übersichtliche Handlung, die im Gegensatz zur Originalsage ein versöhnliches Ende findet. Sehr schön auch die significante "Toccata" die als Ouvertüre funktioniert und die zahlreichen Zwischenmusiken. Die Betonung auf den Inhalt ohne jeglicher aufblähender Zusatzeffekte verleihen dem uralten Werk so etwas wie Modernität.
    Ich besitze die 35 Jahre alte Aufnahme von den Salzburger Festspielen unter René Jacobs und finde sie - ohne Vergleiche gehört zu haben - als ausgezeichnet
    Da ich nicht unbedingt ein Spezialist für Opern des (Früh)barock (Spätrenaissance ) bin, kaufte ich bei der Erstellung der Sammlung EINE Oper von Monteverdi, und war damals der Auffassung, sie genüge als Dokumntation dieser Epoche. Ich besitze übrigen noch die Originalversion in anderer Aufmachung aus dem Jahre 1995.


    mfg aus Wien
    Alfred


    TAMINO KLASSIKFORUM OPERNFÜHRER:
    MONTEVERDI, Claudio: L'ORFEO

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Dass 'sich mit einer Aufnahme eines ganz bestimmten Werkes begnügen' wollen oder auch müssen, kenne ich. Zumeist betrifft es Musik aus Epochen, die mir musikalisch nichts bringen außer Ohrensausen (Joschi Krakhofer hat in seiner Signatur einen entsprechenden Satz parat). Warum aber der Orfeo Monteverdis, aus einer Musikepoche stammend, die mich sehr interessiert, in nur einer einzigen Aufnahme vorliegt, nämlich der von Harnoncourt aus 1968, vermag ich mir selber nicht zu erklären, wird aber mit dem Kauf einer neuen Einspielung korrigiert. Da ist diese hier vorgestellte Rene-Jacobs-Aufnahme ein durchaus wichtiger 'Kandidat', weil ich seit einiger Zeit diesen Künstler, Sänger und Dirigent, im näheren Blickfeld habe, wie auch William Christie u.a. Dank also für diesen Tipp.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Die allerbeste Aufnahme ist auf DVD erhältlich und in voller Länge auf YouTube zu sehen: Jordi Savall (Barcelona, Liceu).
    Jordi Savall erscheint als Monteverdi, auch die Musiker haben Kostüme der Zeit. Die Regie ist zurückhaltend, die Sänger toll.
    Ich habe einmal einen Vergleich der CDs und DVDs hier gemacht mit dem Titel "Possente spirto"; da sind verschiedene Aufnahmen besprochen (Schlusssatz: Man braucht nur 2, Garrido als CD, Savall als DVD).

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)


  • Ich habe einmal einen Vergleich der CDs und DVDs hier gemacht mit dem Titel "Possente spirto"; da sind verschiedene Aufnahmen besprochen (Schlusssatz: Man braucht nur 2, Garrido als CD, Savall als DVD).


    Und wo?


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Die Rubrik ist das "Opernforum", der thread "Welche Arie von welchem Tenor?" Es handelt sich um die Beiträge 263, 264 und 265. Von dir, lieber Fiesco, sind auch einige Beiträge darin!

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Ich hatte vor kurzem aus einem anderen Grund diese Box auf meinen Einkaufszettel geschrieben:



    Nun habe ich, als ich diesen Thread gesehen habe, sie direkt bestellt und werde sie Montag in Händen halten. Ich werde dann mir zuerst L'Orfeo vornehmen und mich anschließend dazu äußern. Wird ja auch Zeit, dass ich mich mal mit den Opern Monteverdis beschäftige.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich möchte zu Dr. Pingels Beiträge noch die Links ergänzen:


    Welche Arie von welchem Tenor?


    sowie



    https://www.youtube.com/watch?v=dBsXbn0clbU


    wobei ich Dr. Pingels Begeisterung über die Einspielung mit Jordi Savall voll und ganz teile.

  • Lieber William, schreib doch mal, welche Harnoncourt-Aufnahme das ist. Und wenn als Euridike "Dietlinde Turban" auftaucht (die Witwe von Lorin Mazel), so sage ich dir, dass die gar nicht singt, sondern Rachel Yakar, die schweinischerweise im booklet überhaupt nicht erwähnt wird.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Lieber William, schreib doch mal, welche Harnoncourt-Aufnahme das ist. Und wenn als Euridike "Dietlinde Turban" auftaucht (die Witwe von Lorin Mazel), so sage ich dir, dass die gar nicht singt, sondern Rachel Yakar, die schweinischerweise im booklet überhaupt nicht erwähnt wird.

    Da bringst Du grad CD und DVD durcheinander. Auf der CD singt m.W. weder die eine, noch die andere:


    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

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  • Du hast Recht, es ist eine andere DVD. Daran erinnere ich mich, weil Dietlinde Turban dort einen Weltrekord im Augenaufreißen hingelegt hat, obwohl sie nicht singt.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Hallo zusammen, ich bin der Meinung man sollte die weitere Diskussionen nach hier verlegen denn das ist schließlich der Thread zum L'Orfeo!
    Denn zwei Thread's sind doch überflüssig, oder?


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • 002 -Jean-Baptiste LULLY: ARMIDE


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    Wir kommen nun zum chronologisch nächsten Komponisten in meiner CD-Opernsammlung.
    Liebhaber der alten Musik werden vermutlich aufschreien: "Nur EINE Oper von Montiverdi ?" - aber das st nun mals so. Ich bin nicht unbedingt ein begeisterter Anhänger von Barockopern (Monteverdi ist ja eigentlich ein Grenzfall: Renaissance-Frühbarock) habe mich aber seinerzeit entschieden zumindestens 5 - 10 Schüsselwerke zu kaufen. Es sind inzwiscehn signifikant mehr.
    Die heute erwähnte Oper ist "Armide" von Jean-Baptiste Lully.
    Sie ist in der Handlung dankenswerterweise überschabar, wenngleich nicht unbedingt logisch, obwohl Seelenzustände ganz realistisch dargestellt werden - aber die allegorischen Personen sind mir immer fremd gewesen. glücklicherweiese hält sich die Liste der handelnden Personen für eine Barockoper in Grenzen
    Typisch für eine Barockoper snd die sich immer wiederholenden Verse, die mich ehrlich gesagt ermüden - aber natürlich sind sie ein Zeichen der Zeit - und das ist zu respektieren. Interessant hier die (auch bei Salome evident Vorhandene) Ambivalenz zwischen Hass und Liebe zum männlichen Objekt der (unterbewussten) Begierde.
    Gut beobachtet - und das alles lange vor Freud.
    Die Musik Lullys ist gut gemacht - meine Begeisterung indes erringt sie nicht.
    Wobei man natürlich festhalten muß, daß hier das optische Moment fehlt, welches dem gesamten Kunstwerk doch eine gewaltige Aufwertung bescheren könnte - und mit Sicherheit auch hat.....


    Die in meinem Besitz befindliche Aufnahme unter Herreweghe ist bereits gestrichen - wie übrigens zahlreiche andere...


    mfg aus Wien
    Alfred


    TAMINO KLASSIKFORUM OPERNFÜHRER:
    LULLY, Jean Baptiste: ARMIDE

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    dr. pingel: Lieber William, schreib doch mal, welche Harnoncourt-Aufnahme das ist. Und wenn als Euridike "Dietlinde Turban" auftaucht (die Witwe von Lorin Mazel), so sage ich dir, dass die gar nicht singt, sondern Rachel Yakar, die schweinischerweise im booklet überhaupt nicht erwähnt wird.


    Ich bin noch eine Antwort schuldig, lieber dottore. Wenn als Euridike Dietlinde Turban aufgetaucht wäre, hätte ich selber schon Lunte gerochen, denn lange, bevor sie Ehefrau und dann vor nicht allzulanger Zeit Witwe von lorin Maazel wurde, habe ich sie in zahlreichen Rollen des klassischen Schauspielfachs im Fernsehen gesehen. Damals wurde so etwas noch übertragen Und was nun die Euridike betrifft, so spielt sie die in der Bühnenverfilmung von Jean-Pierre Ponnelle (Zürich 1978), während Rachel Yakar die Rolle singt. Trotzdem ist das nicht korrekt, wenn Rachel Yakar nicht genannt wird.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Dietlinde_Turban
    Die Aufnahme in der von mir geposteten Box datiert vom 28. II. - 1. 12. 1968. In dem Zeitraum wurde sie im Wiener Casino Zögernitz angefertigt. Die Euridike sang Rotraud Hansmann, den Orpheus Lajos Kozma.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • 003 -Jean-Baptiste LULLY: THÉSEE


    Manchmal nimmt man sich etwas vor, das man nicht erfüllen kann. So ist es beispielsweise mit diesem Thread.

    Ursprünglich hatte ich vor - ALLE meine Opern-Gesamtaufnahmen in chronologischer _Reihe zu hören und hier vorzustellen (auch die Alternativaufnahem in meinem Besitz) aber schon sehr schnell habe ich das mmit den Alternativaufnahmen fallen gelassen. Und jetz liegt hier vor mir ein Wust an Gesamtaufnahmen von Barockopern. Ist nicht so mein Fall - ich habe sie einst in einem Anfall von "Bildungswahn" gekauft.

    Musikalisch sind sie ja oft durchaus hörenswert , vor allem wenn viel Bombast, Böre und Balleteinlagen vorkommen. Aber die HANDLUNG und die SPIELDAUER ! All die verworrenen Geschichte mit Personen deren Namen man sich nur schwer merken eingebettet in eine Götterwelt, die uns fremd ist (und wo die Beziehung der handelnden Götter schon in der Antike sehr unterschiedlich dargestellt wurde...)

    Ich habe also eine (provisorische) Entscheidung getroffen: Ich höre mir ein kleine Auswahl von Barockopern an, ohne im Textvuch mitzulesen (was bei einer französischen oper mit deutscher Übersetzung sehr mühsam ist. - also rein die Musik

    Die Inhaltsangabe findet man üblicherweise im Tamino Opernführer. - im konkreten Falle überraschenderweise übrigens nicht (ist aber im Booklet auch in Deutsch beschrieben) - Der Lullist, der 2005 zwei Einträge von Lully Opern gemacht hat ist dann dort bis zu seinem Ausscheiden 2010 nicht mehr in Erscheinung getreten, Engelbert hat 2006 dort "Phaeton" eingetragen, 2011 hat der Musikwanderer "Psyché" nachgereicht.


    Musikalisch sind Komposition und Aufnahme Spitze, zahlreiche Chöre und Balleteinlagen lockern das Werk auf. Texte sind leider bei Barockopern immer langatmig, was dem Tempo vergangener Zeiten entspricht, vermutlich wird das aber durch die optische Komponente abgemildert oder sogar egalisiert....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Aber die HANDLUNG und die SPIELDAUER

    Barockspezialisten mögen mich korrigieren, sollte ich völlig falsch liegen: Librettisten und Komponisten wären äußerst überrascht, dass wir ihnen so brav zuhören, stundenlang. Uns vorher mit einem Opernführer und Internet-Recherchen vorbereiten - und das in einer privaten Wohnung, einsam und allein.


    "Ariadne auf Naxos" der Herren Hofmannsthal/Strauss gibt eine Ahnung, wo diese Werke hin gehören. Sie sind Teil eines Festes, in dem diese musikalischen Bühnenwerke zentraler, gelegentlich auch periferer Bestandteil sind. Ein Besuch im bürgerlichen Opernhaus, mit Friseur für die Dame vorab und einem guten Essen hinterher, ist bestenfalls müder Nachklang dieser höfischen Pracht. Aber immerhin näher dran, als die CD in der häuslichen Klause.

  • Librettisten und Komponisten wären äußerst überrascht, dass wir ihnen so brav zuhören, stundenlang. Uns vorher mit einem Opernführer und Internet-Recherchen vorbereiten - und das in einer privaten Wohnung, einsam und allein.

    Da der thread sich vermutlich ohnedies nicht sehr weit entfalten wird, mache ich gleich mit bei der Themenabwichung im Sinne einer strengen Aufzählung - im Sinne einer Bestandsliste


    In der Tat wir man in der Barockzeit der Handlung nuir wenig gefolgt sein, war doch eine Oper dieser Tage (vorzugsweise in Frankreich) nur drei Parametern geschuldet:

    a) Der Eitelkeit der Primadonnen und Kastraten

    b) der Schmeichelei gegenüber dem Herrscher (genau genommen des "Sonnenkönigs")

    c) dem Luxus und Prunk der für solche Aufführungen eingesetzt wurde.


    Die Vorbereitung mittels Opernführer (etc.) ist ohnedies wieder die Natur eines Theaterstücks oder einer Oper

    Jeglicher Überraschungseffekt geht auf diese Weise verloren, man bekommt faktisch den Bauplan des Stückes UND

    Alle möglichen Doppelbödigkeiten (echte oder erfunden) gleich mitgeliefert.


    Wenn es sich - wie beispielsweise bei der Zauberflöte - um eine fiktive Handlung - ohne historische Personen - handelt, dann hat der "Erstseher"

    in der Tat keine Vorstellung davon wie die Sache ausgeht.


    Dennoch sind Opernführer HEUTZUTAGE UNVERZICHTBAR, denn dank der "Segnungen" des "Regietheaters" würde man ohne Opernführer gar nicht wissen was die EIGENTLICHE Handlung der Oper sei....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ein kleines Plädoyer für zwei Komponisten dieser Epoche die mir sehr am Herzen liegen: RAMEAU und PURCELL! Vom ersteren sind mir bisher "Les Indes galantes", "Les Boréades" und "Hippolyte et Aricie" untergekommen! Alle drei eine Wucht, musikalisch von einem Reichtum, den ich als 'einfaches Gemüt' gar nicht erwartet hätte. Und von Purcell ganz grossartig "Fairy Queen" - wunderbar zu verbinden mit den Handwerker-Szenen aus Shakespeares "Sommernachtstraum". Aber ich kann verstehen, dass diese Werke nicht nach Jedermanns Gusto sind. Trotzdem: die genannten Werke mögen Euch als Empfehlung ans Herz gelegt sein....

    Beste Wünsche von Buralicchio

  • Musikalisch sind sie ja oft durchaus hörenswert , vor allem wenn viel Bombast, Böre und Balleteinlagen vorkommen. Aber die HANDLUNG und die SPIELDAUER !

    Ich liebe die Barockoper bekanntlich sehr, auch die französische, und finde sie weder zu lang noch finde ich die Handlung verworrener als die so mancher Oper des 19. Jahrhunderts.


    Texte sind leider bei Barockopern immer langatmig, was dem Tempo vergangener Zeiten entspricht, vermutlich wird das aber durch die optische Komponente abgemildert oder sogar egalisiert....

    Ich stimme Dir insoweit zu, dass die Inszenierung bei Barockopern für mich entscheidend ist. Ich habe mich bei Barock-Opern sowohl schrecklich gelangweilt als auch wahre Sternstunden erlebt, die zu meinen schönsten Opern-Erlebnissen überhaupt gehören. Bloß anhören würde ich sie mir nie (aber das gilt auch für alle anderen Opern).

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • ) Der Eitelkeit der Primadonnen und Kastraten

    Lieber Alfred,


    eine kleine Anmerkung: Wieweit es in der französischen Barockoper Primadonnen gab, weiß ich nicht. Mir ist aber bekannt, dass man dort von Kastraten gar nichts hielt und sich über die "Kapaunen" in der italienischen Oper lustig machte. Die hohen Männerrollen wurden von Sängern gestaltet, die wohl eher an die heutigen Countertenöre erinnern.


    Es grüßt Mme. Cortese

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

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  • Ein großes Problem bei der Barockoper ist vor allem dies, dass die sowieso seltsame Handlung in endlosen Rezitativen ausgebreitet wird, während dann die Arien kunstvoll die Gefühle nachzeichnen.

    Aber selbst bei den Arien gibt es Auswüchse, etwa wenn ein Komponist den Koloraturzirkus los lässt. Das findet sich oft bei italienischen Opern, bei Händel, Lully und Rameau eher nicht. Ein Nachklang dieses Zirkus findet sich übrigens in der Rolle der "Zerbinetta", wobei ich mich frage, wie man das überhaupt lernen und dann auch noch singen kann!

    Von zwei Barockopern habe ich mir übrigens selber ein rezitativfreie Fassung zusammengebaut, nämlich von "Partenope" (Händel) und "Zais" (Rameau).

    Von René Jacobs ist überliefert, dass er Cavalli deswegen schätzt, weil bei ihm noch durchkomponiert wurde. Ich kann das bestätigen, denn Cavalli gelingen bei den ariosen Rezitativen wunderschöne Melodien. Die schönsten Ariosi finden sich nach meiner Meinung in Bachs Werken, besonders in den Passionen und dem Weihnachtsoratorium.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Mir ist aber bekannt, dass man dort von Kastraten gar nichts hielt und sich über die "Kapaunen" in der italienischen Oper lustig machte. Die hohen Männerrollen wurden von Sängern gestaltet, die wohl eher an die heutigen Countertenöre erinnern.

    Besten Dank für die Erweiterung meines Horizonts, das mit den nicht existenten Kastraten in Frankreich wusste ich nicht.

    Ein großes Problem bei der Barockoper ist vor allem dies, dass die sowieso seltsame Handlung in endlosen Rezitativen ausgebreitet wird, während dann die Arien kunstvoll die Gefühle nachzeichnen.

    Deshalb wundert mich die "Wiederebtdeckung" der Barockoper - gerade in unseren Tagen, da der Ästhetik und Dramaturgie der unseren geradezu entgegengesetzt ist und man in heutigen Inszenierungen (von einigen historisierenden abgesehen) gerade das wegnimmt, was den Reiz einer Barockoper zu einem Gutteil ausmacht.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    Die hohen Männerrollen wurden von Sängern gestaltet, die wohl eher an die heutigen Countertenöre erinnern.


    Es grüßt Mme. Cortese

    Dem ist nicht so......

    Zitat

    Um es gleich vorweg zu sagen: Die französische Bezeichnung Haute-Contre erinnert zwar irgendwie an den Countertenor, sollte aber keinesfalls mit dieser Stimmlage verwechselt werden. Beide Männerstimmen wollen zwar hoch hinaus. Doch im Gegensatz zum Countertenor, der seine hohen Töne im Falsett singt, um die Alt- oder Sopranlage zu erklimmen, handelt es sich beim Haute-Contre um einen echten Tenor. Der erzeugt seine hohen Töne mit der Bruststimme oder einer voix mixte aus Brust- und Kopfstimme, und kann deshalb natürlich längst nicht so hoch singen wie ein Countertenor. Aber das hohe C schafft er locker und kommt oft sogar bis zum zweigestrichenen D.

    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)