Eine Brünnhilde aus Västra Karup - Birgit Nilsson


  • Um den 100. Geburtstag von Birgit Nilsson herum ist nun auch diese DVD erschienen. Ich habe sie mir angeschaut und war sehr beeindruckt. Diese Dokumentation, maßgeblich von Thomas Voigt gestaltet, hat mir die Sängerin viel näher gebracht als es die meisten ihrer Tondokumente vermögen. Es gibt reichlich Material, das mir bislang unbekannt war - darunter in Ausschnitten die letzte Szene der nachtwandelnden Lady Macbeth aus Stockholm mit einem phänomenalen Anstieg zu den hohen Tönen. Es wird der allgemein anerkannten Tatsche nachgespürt, dass die Nilsson live viel überwältigender gewesen ist als im Studio. Dazu äußern sich Zeitzeugen, die etwas davon verstehen. Ohne mich in weitere Einzelheiten zu verlieren, wollte ich nur eine Empfehlung aussprechen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rheingold1876,


    wir haben uns heute nachmittag auch diese Dokumentation über Birgit Nilsson angesehen und waren sehr angetan. Deiner Empfehlung kann ich mich uneingeschränkt anschliessen. Seltene Bild- und Tondokumente sowie viele Zeitzeugenaussagen lassen den Menschen Birgit Nilsson stärker in den Mittelpunkt rücken, nicht nur die Stimme.


    (Technische Nachbemerkung: Obwohl das BD-Cover ausweist, dass es eine dt. Tonspur (neben einer französischen und japanischen) gibt, war diese auf der BD nicht vorhanden und auswählbar... alles nur in englisch, was für uns kein Probleme war, aber ggf. den Genuß für den einen oder anderen Musikfreund etwas schmälern könnte...)

    ... in diesem Sinne beste Grüße von orsini


    „Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart.“
    Curt Goetz

  • (Technische Nachbemerkung: Obwohl das BD-Cover ausweist, dass es eine dt. Tonspur (neben einer französischen und japanischen) gibt, war diese auf der BD nicht vorhanden und auswählbar... alles nur in englisch, was für uns kein Probleme war, aber ggf. den Genuß für den einen oder anderen Musikfreund etwas schmälern könnte...)


    Lieber orsini, das wundert mich aber sehr. :( Welche Format-Ausgabe hast Du denn? Die herkömmliche oder die Blu-ray? Ich habe die herkömmliche. Und ich höre auch eine deutsche Tonspur. Sprecher ist Thomas Voigt, einer der Autoren der Dokumentation. Ansonsten freut es mich sehr, dass ich mit meiner Empfehlung bei Dir gelandet bin. Mich hatte auch sehr beeindruckt - um noch etwas nachzuschicken - wie menschlich und unprätentiös diese Sängerin in dem Film herüberkommt.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Um den 100. Geburtstag von Birgit Nilsson herum ist nun auch diese DVD erschienen. Ich habe sie mir angeschaut und war sehr beeindruckt. Diese Dokumentation, maßgeblich von Thomas Voigt gestaltet, hat mir die Sängerin viel näher gebracht als es die meisten ihrer Tondokumente vermögen.


    Lieber Rüdiger,

    wir haben das Glück, dass Thomas Voigt im Nilsson-Jahr bei der Gottlob-Frick-Gesellschaft am 14. Oktober 2018 die Matinee mit dem Titel "Birgit Nilsson 100. Geburtstag - Legendäre Sopranistinnen Birgit Nilsson, Elisabeth Schwarzkopf, Lisa Della Casa - eine Hommage in Bild und Ton" gestaltet und moderiert. Die Diskussionsrunde wird schwerpunktmäßig auf Birgit Nilsson ausgerichtet sein. Da Thomas Voigt von allen drei großen Sopranistinnen Filme gedreht hat, wollten wir dieses Material nutzen, um alle drei Sopranistinnen sehr eindrucksvoll vorzustellen. Mit Voigt werden Franz Mazura, der mit allen auf der Bühne stand, der Schweizer Journalist, Regisseur und Musikfunktionär John H. Mueller, der mit allen drei Sopranistinnen enge Beziehungen hatte und der Redakteur und ehemalige EMI Manager Dieter Fuoß, der von allen Aufnahmen produzierte diskutieren. Durch diese glückhafte Besetzung hoffen wir, dass wir wieder eine bemerkenswerte Matinee auf die Beine stellen können, wie dies im letzten Jahr mit der Wieland Wagner gewidmeten Veranstaltung gelungen ist.

    Thomas Voigt ist für mich, der selbst laufend als Moderator im Einsatz ist, der beste Spezialist in dieser Aufgabe. Er hat ein enorm großes, fundiertes Wissen, kann mit knappen, präzisen Worten in die Diskussion einführen und danach äußerst effektiv und problemorientiert die Gesprächsrunde steuern, meist mit einer das Wesentliche verdeutlichenden Zusammenfassung. Vor allem vermeidet er den Kardinalfehler vieler Moderatoren, die Selbstdarstellung. Bei Thomas Voigt steht das Thema im Mittelpunkt und er hat die Gabe und die Tugend, seine Gesprächspartner zu öffnen und diese zum Reden zu bringen.

    Thomas Voigt erhielt bereits im Jahr 2007 für seine vielfältigen Verdienste beim Sängergedenken und die Förderung von Nachwuchssängern die Gottlob-Frick-Medaille in Gold. In meiner Laudatio fomulierte ich damals, dass Thomas Voigt die Chance haben könnte, die Opernmoderation zu einer eigenen Kunstform zu profilieren.


    Herzlichst

    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Hans, es freut mich, dass Thomas Voigt die Matinee moderiert. Ich schätze ihn sehr. Er hat die - wie ich finde - seltene Gabe, aus Gesprächspartner wesentliches herauszuholen, weil er stets die richtigen Fragen. Das gelingt nur dann, wenn man so viel weiß zum Thema wie er und also gut vorbereitet ist. Am besten gefällt mir nach wie vor sein Martha-Mödl-Buch:



    Zudem ist er ein sehr freundlicher, höflicher und umgänglicher Mensch. :hello:

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Liebe Taminos!


    Als Ergänzung zu meinem Beitrag Nr. 50 und dem Beitrag Nr. 54 von "Rheingold1876":


    Endlich ist es mir gelungen, die Besetzung der NDR-Aufnahme von Rolf Liebermanns "Penelope" herauszufinden - eine Produktion aus dem Jahre 1955, die selbst dem Sender unbekannt zu sein scheint. Hier nun die Einzelheiten:


    Penelope - Birgit Nilsson / Telemachos - Anneliese Rothenberger / Leiokritos - Horst Günter / Eurymachos - Sigmund Roth / Demoptolemos - Paul Kuen / Marchese Ercole - Ernst Haefliger / Achille - Theo Baylé / Der Podestà von Castel Circeo - Franz Lechleitner / Odysseus - Kurt Böhme / Erster Bote - Horst Sellentin / Zweiter Bote - Kurt Marschner / Sprecher der Zwischentexte - Heinz Klingenberg / Der Chor und das Sinfonieorchester des Norddeutschen Rundfunks Hamburg / Chorltg.: Max Thurn / Dirigent: Hans Rosbaud / Aufgenommen vom 2. bis 4. April 1955.


    Viele Grüße!


    Carlo


  • Wenn man die Nilsson im zweiten "Turandot"-Aufzug beim Gesamtgastspiel der Mailänder Scala 1964 in Moskau hört, müsste die Überschrift des ihr gewidmeten Threads eigentlich in

    "Eine Turandot aus Västra Karup"

    ändern. Unglaublich, was da abgeht. Ich hatte den Mitschnitt nicht so packend in Erinnerung.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


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  • Birgit Nilsson und "ihre" drei (!!!) Tristans


    Es war der 28. Dezember 1959. In der New Yorker Metropolitan Opera stand Wagner’s Tristan und Isolde auf dem Spielplan. Die weibliche Hauptrolle übernahm der neue Star der MET, Birgit Nilsson. Selbstverständlich war das New Yorker Opernhaus bis auf den letzten Platz ausverkauft.


    TristanTriple.jpgAls Tristan sollte Ramon Vinay (1911–1996) die Bühne der MET betreten. Doch zur Mittagszeit jenes Tages meldete sich der chilenische Tenor krank - er sei heiser und müsse seinen Auftritt absagen. Vinay kämpfte bereits seit mehreren Wochen mit gesundheitlichen Problemen. Er konnte weder die Generalprobe noch die Premierenvorstellung der neuen Produktion zehn Tage vorher singen.


    Der deutsche Tenor Karl Liebl (1915–2007), der Vinay bereits in der Premiere am 18. Dezember ersetzte, war Vinay’s Cover, und so wurde Liebl gebeten, den Tristan abermals zu übernehmen.

    Am frühen Nachmittag meldete sich Liebl und erklärte, dass er selbst nicht gut bei Stimme sei, und er sich nicht vorstellen kann, eine ganze Vorstellung durchzustehen.


    Daraufhin wandte sich die MET-Direktion an den jungen aus New York stammenden Tenor Albert Da Costa (1927–1967), der sich allerdings noch von einer Erkrankung erholte.

    Dieser meldete sich dann telefonisch gegen 16 Uhr in der MET-Direktion und erklärte, dass er seine Stimme ausprobiert hat. Mit wenig Erfolg. Er teilte mit, dass er sich der Aufgabe für den Abend nicht gewachsen sah.


    Danach ist es im Besetzungsbüro sehr hektisch zugegangen. Standen doch der MET ausschließlich diese drei Tristan-Interpreten zur Verfügung. Es wurde viel herumtelefoniert und nach einer Lösung gesucht. Dann die rettende Idee. Sir Rudolf Bing, der legendäre Chef der Metropolitan Opera, fragte an, ob jeder der Tenöre sich imstande sah, zumindest einen Akt zu singen.


    Darauf ließen sich alle drei Herren ein. So übernahm Ramon Vinay den ersten Akt, Karl Liebl den zweiten und Albert Da Costa den besonders schwierigen dritten Akt.

    Am Abend trat dann kurz vor Vorstellungsbeginn Rudolf Bing vor den Vorhang und erklärte den Anwesenden: „Meine Damen und Herren, Frau Nilsson geht es sehr gut. Leider haben wir mit unseren Tristans nicht so viel Glück. Alle drei sind indisponiert.“


    Das Publikum zeigte sich einigermaßen amüsiert darüber, gleich drei Tristan-Interpreten zu begegnen und applaudierte zufrieden. Die meisten wussten ohnehin darüber Bescheid, denn alle drei Tristans wurden noch rechtzeitig im Foyeraushang angekündigt.

    Doch auch hinter der Bühne wurde viel darüber gewitzelt. So meinte ein Mitarbeiter, dass Wagner's Oper in „Der Sängerkrieg in Cornwall“ umbenannt werden sollte. Ein anderer sagte, dass Karl Böhm sich heute geweigert hat, zu dirigieren, da nur eine Isolde zur Verfügung steht.


    Nach dem Ende des ersten Aktes erhielt Ramon Vinay bei seinem Solo-Vorhang Ovationen. Genauso bejubelt wurden dann auch Karl Liebl nach Akt 2 und Albert Da Costa nach dem letzten Akt bei ihren Solo-Vorhängen.


    Legendär sind die Fotos die zwischen dem ersten und zweiten Akt hinter der Bühne von Birgit Nilsson und ihren drei Tristans gemacht wurden. Eine strahlende Nilsson zeigte sich ebenfalls sichtlich amüsiert darüber gleich drei Tristans auf einmal zu haben. Karl Liebl trägt auf dem Foto noch seinen eigenen Mantel, da Ramon Vinay den Mantel des Tristan hier noch selbst trägt.

    Albert Da Costa’s Kostüm für den dritten Akt war ohnehin ein anderes. Er eilte nur schnell wegen der gemeinsamen Foto-Session hinter den Bühnen-Vorhang.


    tristan-nilsson-vinay-liebl-da-costa.jpgTristan und Isolde backstage, Metropolitan Opera New York, 18. Dezember 1959, von links: Birgit Nilsson, Ramon Vinay, Karl Liebl, Albert Da Costa


    Da Costa hat übrigens schon zuvor einmal Ramon Vinay im dritten Akt von Tristan und Isolde ersetzt, als dieser in der Vorstellung vom 01. Februar 1958 nach dem zweiten Akt aufgrund eines Stimmverlustes nicht mehr weitersingen konnte.

    Albert Da Costa hat den Tristan allerdings nie komplett an der MET gesungen – nur zweimal jeweils den dritten Akt.


    Es gibt wohl viele Beispiele für zwei Sänger die an ein und demselben Abend ein und dieselbe Rolle in der gleichen Vorstellung gesungen haben. Doch gleich drei Sänger für eine Rolle in einer einzigen Vorstellung - da ist wohl kein weiterer Fall bekannt.



    Es gibt einen CD-Mitschnitt aus dieser Aufführungsserie die im Januar 1960 entstanden ist und bei dem wieder Ramon Vinay der Tristan neben Nilsson's Isolde ist.

    Am 18. März 1961 fand eine Aufführung mit Karl Liebl und Birgit Nilsson statt, die ebenfalls auf CD erhältlich ist und eines der wenigen Tondokumente mit dem deutschen Tenor ist, der eigentlich kein typischer Heldentenor sondern eher ein lyrischer Tenor gewesen ist, dem dramatische Töne aber dennoch zu Gebote standen.

    Von Albert Da Costa gibt es leider keinen Mitschnitt seines Tristans, wie überhaupt nur sehr wenig von diesem Tenor erhalten ist, was auf seinen frühen tragischen Tod bei einem Autounfall mit nur vierzig Jahren zurückzuführen ist.



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    Gregor

  • Erz mit Herz


    1993 entstand dieses filmische Portrait über Birgit Nilsson im Rahmen der ORF-Fernsehreihe Lieben Sie Klassik? aus Anlass ihres 75. Geburtstages. Der inzwischen auch schon verstorbene Karl Löbl traf sich mit Nilsson zum Gespräch im Theater an der Wien, wo sie 1954 ihr Wien-Debüt gab. Abgerundet wird das interessante Gespräch mit Ausschnitten aus ihrer großen Karriere.


    Dass sie es mit Franco Corelli nicht immer ganz einfach hatte, ist hinlänglich bekannt. Neu für mich war hier aber die Anekdote über ihre Aida-Studioaufnahme, wo Corelli begann Töne zu singen, die eigentlich der Aida vorbehalten waren, was beinahe dazu führte, dass Nilsson das Tonstudio verlässt.


    Das ist Kultur-TV wie es heute leider nicht mehr möglich scheint.




    Gregor

  • Lieber Gregor, der Film ist sehr sehen- und hörenwert. Ich kannte ihn nicht. Deshalb bin ich froh, dass Du ihn hierher verlinkt hast, zumal beispielsweise mit dem gemeinsamen Auftritt der Nilsson mit Zarah Leander Dokumente ins Spiel kommen, von denen ich nicht ahnte, dass es sie gibt. Sei also herzlich bedankt. Die Gesprächsdokumentation schließt wie sie nicht besser schließen kann: Mit dem Liebestod aus dem Konzert mit Knappertsbusch von 1962 in Wien. Dieser Programmteil ist in auf DVD zu haben und eine herzliche Empfehlung wert:


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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