Austausch über Höreindrücke zu den Sänger-Jubilaren

  • ....natürlich nicht so akrobatisch ist die die berühmte Maternarie.....


    Lieber Stimmenliebhaber!


    Die hat sie auch gesungen.
    Sie hat die ganze Partie gesungen und ich habe es live gehört! In Glyndeboure neben dem Belmonte von Horst Laubenthal unter John Pritchard.


    Es gibt auch eine Aufnahme - allerdings leider ohne Laubenthal!



    Beste Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Rheingold,


    ich bin schockiert und entsetzt über Dein Urteil, denn diese Interpretation von Jessye Norman ist mir seit vielen Jahren lieb und teuer. Ich scheue mich nicht zu sagen, dass ich sie für einen Geniestreich halte. Es ist wohl wirklich an der Zeit, in eine vertiefte Diskussion über Interpretationen dieses Lieds einzutreten, wozu Wokas Thread der geeignete Ort ist.


    Lieber Bertarido, Jessye Norman wäre aus meiner Sicht ganz allgemein ein sehr interessantes Thema - nicht nur bezogen auf den "Erlkönig", den ich sehr symptomatisch für ihre seltsame Karriere finde, die einen ausgeprägten Event-Charakter hatte. Ich habe sie mehrfach selbst erlebt, schwärmte sogar für sie und könnte vielleicht auch etwas dazu beitragen. Sieh es mir bitte nicht nach, wenn ich mich schließlich doch nicht darauf einlassen. Es bringt mir nichts. Die dafür notwendige Zeit verbringe ich lieber mit dem Hören von Musik. Dabei muss ich mich nicht ständig rechtfertigen und erklären. :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • ....Es bringt nichts. Die dafür notwendige Zeit verbringe ich lieber mit dem Hören von Musik. Dabei muss ich mich nicht ständig rechtfertigen und erklären.


    Lieber Rheingold!


    Ich denke, so werde ich es in Zukunft auch halten!
    Gründliche Recherchen und sorfältig abwägende Formulierung von Beiträgen bringen eigentlich nichts. Jedenfalls nicht den erhofften Austausch!
    Da sollte man lieber Musik hören und genießen!


    Liebe Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Margaret Price


    Die von Caruso41 angeführte CD-Aufnahme der Entführung habe ich auch, allerdings mit dem nebenstehenden Cover. Sie stammt aus dem Jahre 1972 und beruht, wie Caruso41 schon anmerkte, auf den Aufführungen in Glyndebourne. Die Zusammenstellung auf dieser CD ist leider ohne die Martern-Arie. Die findet man dagegen wieder auf dem Mozart-Album von Margaret Price, das sie mit James Lockhart aufgenommen hat (neben Ausschnitten aus Clemenza, Nozze und einigen Konzertarien).


    Was nun konkret die Arie "Ach, ich liebte, war so glücklich" angeht, so ist mein Eindruck etwas mehr auf der positiven Seite. Ich habe mir allerdings im Vergleich auch die CD-Aufnahme angehört, da der youtube clip die Balance zwichen Orchester und Singstimme verändert und die Stimme etwas enger klingen läßt.


    Den weißen Klang in der Extremhöhe empfinde ich so nicht, z.B. "gab dahin mein ganzes Herz" oder andere Stellen zeigen schon die glockenklare Höhe, die man von ihr kennt und schätzt. (Sängerinnen, die in dieser Region noch "farbig" oder "warm" klingen, dürften rar gesät sein... )
    Die ersten Koloraturen bei beim erstmaligen "Kummer ruht in meinem Schoß" wirken teilweise nur zaghaft angetippt, in den Wiederholungen allerdings souveräner ausgeführt. Schön dagegen die Triller auf "meinem" und auch die langsameren Abschnitte. Wo ich schon bei Stimmenliebhaber bin: ihr ureigenste Fach dürfte schnelle und dabei koloraturgespickte Musik nicht sein. Da fehlt vielleicht die große Eloquenz in der Ausführung verglichen mit anderen Rollenvertreterinnen.
    Insgesamt wirkt das Dirigat auf mich etwas behäbig - will eigentlich sagen, ich bin nicht sicher, ob sich hier der Dirigent den Fähigkeiten der Sängerin angepaßt hat oder ob die Sängerin einfach dem Tempo des Dirigenten folgt.


    Im Nachruf im Daily Telgraph wird auch ihre Glyndebourner Konstanze mit den folgenden Worten kommentiert:
    "Her Constanze (in Die Entführung) at Glyndebourne in 1968 was regarded by the critic Desmond Shaw-Taylor as “brilliant, flexible and large scale”, even if he dismissed her acting as “elementary”. She in turn reflected on how much she enjoyed singing it, “though I needed a stepladder to get up to the coloratura”.


    Insofern ist die Konstanze sicherlich ein schönes Zeugnis der jungen Margaret Price, aber nicht eines ihrer unverkennbaren Markenzeichen.


    herzlichst,
    orsini

    ... in diesem Sinne beste Grüße von orsini


    „Das Denken ist zwar allen Menschen erlaubt, aber vielen bleibt es erspart.“
    Curt Goetz

  • Lieber Stimmenliebhaber!


    Die hat sie auch gesungen.
    Sie hat die ganze Partie gesungen und ich habe es live gehört! In Glyndeboure neben dem Belmonte von Horst Laubenthal unter John Pritchard.

    Lieber "Caruso41",


    vielen Dank für deine diesbezügliche Rückmeldung. Wie war sie denn als Live-Konstanze? Ich kann mir das mit meinen Live-Erfahrungen aus den Neunzigern gar nicht richtig vorstellen. War sie eine überzeugende Konstanze auf der Bühne? Ich meine damit weniger die Figur, sondern mehr das Stimmliche.
    Sie hat Ariadne und Aida auf der Bühne gesungen, Isolde wohl nnur im Studio, aber bis zur Konstanze ist das trotzdem eine ungeheuer große Repertoire-Spanne. Sehr viele vergleichbare Fälle fallen mir da nicht ein.
    Wie gesagt finde ich ihre Stimme in der eingestellten ersten Arie in der Höhe nicht leicht genug.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Lieber "orsini",


    vielen Dank für die ausführliche Schilderung deiner Höreindrücke, die ich gut nachvollziehen kann. Auch beim Fazit bin ich durchaus bei dir. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Wie war sie denn als Live-Konstanze? Ich kann mir das mit meinen Live-Erfahrungen aus den Neunzigern gar nicht richtig vorstellen. War sie eine überzeugende Konstanze auf der Bühne? Ich meine damit weniger die Figur, sondern mehr das Stimmliche.


    Lieber Stimmenliebhaber,


    Gerade habe ich mich entschieden, genau das nicht mehr zu machen:

    Ich denke, so werde ich es in Zukunft auch halten!
    Gründliche Recherchen und sorfältig abwägende Formulierung von Beiträgen bringen eigentlich nichts. Jedenfalls nicht den erhofften Austausch!
    Da sollte man lieber Musik hören und genießen!


    Aber ich werde Dir dazu ein paar Worte schreiben: im Thread für Margret Price, in den das eigentlich besser passt! Vielleicht schon morgen oder übermorgen.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Gerade habe ich mich entschieden, genau das nicht mehr zu machen

    Na ja, du hast du schon mal in deiner Rubrik "Neue Stimmen" angekündigt, keine neuen Sänger mehr vorstellen zu wollen und hast es doch getan - und du hast auch angekündigt, in dieser Rubrik nichts mehr schreiben zu wollen und hast es gestern doch getan - also: Nichtd wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird...


    Und wenn man den Vorsatz von "Rheingold1876" und dir ernst nehmen wollen würde, hätte das als Konsequenz die Abschaffung dieses Forums, weil dann nur noch jeder zu Hause sitzt und seine Musik hört, ohne sich hier darüber auszutauschen... :D

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Nachdem ich auf meinen gestrigen Beitrag zu Margaret Price überraschenderweise doch zwei Reaktionen bekommen habe, darunter eine sehr lesenswerte Höranalyse von "orsini", bin ich ermutigt, es heute nochmal zu versuchen, vielleicht klappt es ja wieder mit einem Austausch von Höreindrücken.


    Von den Jubilaren des heutigen Tages, die ich heute bei Youtube nachgehört habe, hat mich eigentlich der vor zwei Jahren gestorbene Tenor Gegam Grigorian am meisten angesprochen.


    Hier kann man ihn mit der Arie des Radames aus dem 1. Akt von Verdis "Aida" hören und sehen.



    https://www.youtube.com/watch?v=mPsTr4n4CQs


    Natürlich kann man hier vieles kritisieren: die Stimme wird in der oberen Mittellage mitunter etwas eng, bei "Vittoria" kommt er nicht richtig runter, die Phrasenabschlüsse bei den "Celeste Aida"-Kantilenen werden nicht optimal abphrasiert, sondern mit zuviel Druck gesungen, am Ende bleibt er das von Verdis vorgeschriebene Piano-B am Ende schuldig und singt erwartungsgemäß lieber Forte,was beim Publikum auch bestens ankommt, ein überragender Schauspieler ist er sicherlich auch nicht, die Aussprache von "regina" beinahe mit deutschem "g" sollte so auch nicht vorkommen, Piano ist seine Sache nicht usw.


    Trotzdem gefällt mir die Stimme vom Klang her, gerade auch in der Höhe, aber auch die tiefe Tonwiederholung kurz vor Ende klingt wirklich - und dann der vorletzte Spitzenton - Wow! Auch danach bei den offenen O-Vokalen auf "trono" und "sol" klingt die Stimme wunderbar weit und frei, das gilt davor auch schon für die offenen e-Vokale.
    Wenn also stilistisch auch nicht alles perfekt ist, höre ich dieser Stimme trotzdem sehr gerne zu, nicht nur wegen des tollen Materials, sondern auch wegen der Beseeltheit des Gesangs. Selbst, wenn er Forte singt, habe ich zudem nie das Gefühl purer Kraftmeierei, ich höre fast durchgängig mehr Klangergebnis als Kraftaufwand.


    Gibt es andere Meinungen zur Radames-Arie dieses Sängers?


    Hier kann man übriges noch mehr Arien dieses Sängers hören, die mir auch ziemlich gut gefallen (Edgardo, Turiddu, Duca, Cavaradossi):



    https://www.youtube.com/watch?v=NltkG-XaOpo

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Da ich bis vorhin noch an der Schubert-Rezension der vierten Aufnahme Paul Badura-Skodas von Schuberts B-dur-Sonate D.960 geschrieben habe und vorher zweieinhalb Stunden mit der ersten Hauptrpobe zu Haydns Schöpfung verbracht habe, sah ich mit Freude, dass dieser Thread wieder in Gang gekommen ist und habe sogleich ein Stoßgebet zum Himmel geschickt, dass dieser Zustand lange anhalten möge und die Hauptbeteiligten an diesem Thread in friedlichem Miteinander ihre Argumente über die Sängerleistungen austauschen mögen und es nicht wieder in ein völlig überflüssiges und kontraproduktives Gegeneinander ausartet.
    Dann habe ich mir auch die Holde Aida von Gegam Grigorian angehört und muss sagen, dass ich auch von dieser Darbietung beeindruckt war. Zwar habe ich nicht die Kenntnise, so eine Darbietung so in ihre Einzelteile zu erlegen und jedes Einzelteil genau unter die sachverständige Lupe zu legen und ihre Güte zu beurteilen wie du und Caruso, aber ich war schon beeindruckt von seiner Legatofähigkeit und habe keine Stellen entdeckt, an denen er etwa ein hässliches Glissando produziert hätte. Auch der Spitzenton hat mir grßen Respekt abgenötigt. Aber da ist sicher etwas dran, was du sagtest, dass man als Sänger vielleicht solche Arienschlüsse abweichend vom Notentext gerne mit einem publikumswirksamen Forte versehen mag. Eines ist mir r zusätzlich durch deinen Beitrag erst aufgefallen. Denn dass Gregorian bereits im März 2016 gestorben ist, war in meiner Datenbank nicht verzeichnet, und ich hatte auch eingedenk seines Geburtsjahres 1951 nicht bei Wikipedia nachgesehen. Das mache ich in der Regel erst bei Sängern ab etwa 80 Jahren. Wie dem auch sei, schönen Dank für deinen Hinweis, ich habe das jetzt in meinen Unterlagen geändert, und so wird im März die Erinnerung an seinen 2. Todestag auftauchen.


    Liebe Grüße


    Willi :)


    P. S. Ich hatte schon überlegt, ob ich nicht etwas über Maria Müllers "Ballade der Senta" schreiben sollte, aber dann ging mir die Zeit aus.

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • P. S. Ich hatte schon überlegt, ob ich nicht etwas über Maria Müllers "Ballade der Senta" schreiben sollte, aber dann ging mir die Zeit aus.

    Lieber Willi,


    vielen Dank für deine Antwort und die Schilderung deiner Höreindrücke zur Radames-Arie!


    Solltest du in den nächsten Tagen die Zeit finden, deine Eindrücke zur Senta-Ballade der Maria Müller zu schreiben, würde mich das sehr freuen. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber!

    Na ja, du hast du schon mal in deiner Rubrik "Neue Stimmen" angekündigt, keine neuen Sänger mehr vorstellen zu wollen und hast es doch getan...


    Ja, da hast Du recht!
    Ich habe wieder über NEUE STIMMEN geschrieben. Dafür gibt es verschiedene Gründe.

    • Die hohe Zahl von Besuchern dieses Threads muntert mich immer wieder auf.
      Allein in den letzten fünf Wochen waren es 10 000!
      Das ist schon Motivation!
    • Mehrere Taminos haben diesen Thread in der letzten Zeit engagiert mitgetragen.
      Rodolfo, Rheingold, und La Roche haben ihre Entdeckungen vorgestellt.
      Die Verantwortung lag nicht mehr allein bei mir.
    • Die vorgestellten Stimmen wurden wieder intensiver diskutiert.
      Daran haben sich erfreulich viele Taminos mit großem Engagement und mit viel Sachkunde beteiligt.
    • Es macht einfach schon Spaß, in einer Aufführung, beim Anhören von Übertragungen im Radio oder Fernsehen oder beim Hören von CDs "NEUEN STIMMEN" zu entdecken, über sie Informationen zu sammeln, dann sich intensiver mit Ihnen zu beschäftigen und schließlich ein kleines Portrait zu schreiben. Mir zumindest macht das mehr Spaß als über Sänger zu schreiben, die einem längst vertraut sind und über die schon alles gesagt und geschreiben wurde!
    • Ausserdem teile ich nicht Deine Einschätzung, die Agenturen und Veranstalter täten genug für die jungen Sänger, um sie bekannt zu machen. Ich stelle vielmehr fest, dass sie sich vielleicht auf eine Handvoll von Sängern konzentrieren, aber die Vielzahl von Talenten, die es auch noch gibt, allenfalls routiniert "begleiten". Dass für einen Sänger wie Cyrille Dubois, den hier Rodolfo vorgestellt hat und von dem ich glaube, dass er ein wirklich Großer werden kann, hierzulande besondere Werbung gemacht würde, kann man ja beim besten Willen nicht sagen. Oder für Sergey Romanowsky - um ein weiteres Beispiel zu nehmen.
      Etwas für junge Sänger zu tun, die noch nicht allgemein bekannt sind, ist ein schönes Motiv, trotz gegenteiliger Vorsätze und Versicherungen mal wieder etwas zu schreiben!
    • Schließlich: nichts ist so stimulierend wie Erfolg.
      Und den haben viele der Sänger, die hier in diesem Thread vorgestellt wurden, als sie auch für engagierte Opernfreunde noch ziemlich unbekannt waren, inzwischen schon. Dass eine Sabine Devieilhe, ein Elliot Madore, ein Levy Segkapane, ein Benjamin Appl oder ein Anna Lucia Richter inzwischen recht weit auf der Karriereleiter nach oben gekommen sind, ist für mich eine Bestätigung, dass wir mit unserem Entdeckungen-Thread nicht so ganz falsch liegen.


    ...und du hast auch angekündigt, in dieser Rubrik nichts mehr schreiben zu wollen und hast es gestern doch getan - also: Nichtd wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird...


    Ja, wenn Du meine kurze Information, dass Margret Price die Konstanze auf der Bühne gesungen hat und dass es eine Aufnahme der Marternarie von ihr gibt, so werten willst, hast Du auch da recht! Aber einen Hörbericht über die eingestellte Aufnahme habe ich nicht geschrieben. Ob ich das irgendwann mal wieder tun werde, lasse ich offen. Es hängt halt sehr davon ab, ob mich der Jubilar so sehr interessiert, dass es mich drängt, ihn nicht nur wieder mal zu hören sondern auch etwas über ihn zu schreiben.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Der Tenor Günter Kurth, an dessen (posthumen) 85. Geburtstag Willi heute dankenswerterweise in seiner Gedenkrubrik erinnert hat, war ein Tausendsassa: Es gibt kaum eine Rolle, die er nicht gesungen hat. Er stand als Lohengrin und Siegmund, Radames und Otello, Hermann und Cavaradossi auf der Opernbühne. Am stärksten war er sicher im Charakterfach. In Harry Kupfers "Salome"-Inszenierung an der Staatsoper Berlin sang er in allen Vorstellungen von der Premiere 1979 bis 1990 den Herodes. Er sang an diesem Haus auch Eisenstein, den Revisor, den Tanzmeister oder Kowaljows Nase und wäre bei einer Realisation des Berghaus-"Rings" sicherlich ein Mime geworden, der auch international Furore gemacht und es nach Bayreuth geschafft hätte. Joachim Herz holte Günter Kurth für seine Neuinszenierung der "Salome" 1988 an der Semperoper Dresden ebenfalls als Premierenbesetzung für den Herodes. Harry Kupfer besetzte Kurth an der Komischen Oper Berlin u.a. als Falsacapa in seinen "Banditen" und in den vier Diener-Rollen in seiner Neuinszenierung von "Hoffmanns Erzählungen".


    In der auf Youtube zugänglichen "Palestrina"-Gesamtaufnahme von Otmar Suitner (über deren Entstehungsumstände ich kürzlich in einer anderen Rubrik Auskunft gab) ist er im 2. Akt in der dankbaren Rolle des Bischofs von Budoja besetzt und brilliert hier mit allen Facetten seines gestaltungsfreudigen Charaktertenors (ab 2:11:37):



    https://www.youtube.com/watch?v=o-_oGOv4q3c&t=1963s


    Sein Charaktertenor hat Mut zur Hässlichkeit, wird in der Höhe etwas eng (gehalten?) und hat eine hervorragende Textverständlichkeit.


    Großartig finde ich seine Ansprache (ab 2:39:35). Hier zeigt er einerseits, was für eine tolle (gut fokussierte) Höhe er hatte und welches komisches Potential er als Sängerdarsteller schon allein mit seiner Stimme er entfalten konnte.


    Günter Kurth war ganz sicher nicht der größte Belkantist und ob einige der oben aufgeführten großen ernsten Rollen in seiner Interpretation ein Traum waren, wage ich zu bezweifeln, aber als Charaktertenor war er einer der allereindrucksvollsten, die ich auf der Bühne erleben durfte.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Heute hat Willy an den Todestag von Helge Rosvaenge erinnert, daher möchte ich versuchen, einen Austausch zu Höreindrücken in Gang zu setzen und diesen schönen Thread wieder einmal aufzusuchen.


    Bei Puccinis "Che gelida manina" (auf deutsch gesungen) kann Helge Rosvaenge einige seiner Stärken ausspielen: ein warmes, ganz eigenes, samtenes Timbre, das sich auch in der Höhe nicht verliert. Er singt mit viel Inbrunst und Emphase, das ist sicherlich nicht jedermanns Sache; mir gefällt es und es spricht mich an.
    Dieses druckvolle Singen, wie es durchaus typisch für die damalige Zeit war, führt auch dazu, dass bisweilen das Vibrato ein wenig aus dem Ruder läuft, bei "wer ich wohl bin" zum Beispiel, aber dies tritt für mich in den Hintergrund angesichts der strahlenden Schönheit dieser Phrase, die Helge Rosvaenge mit Verve und Intensität singt.
    Auch der Spitzenton bei 3: 12 wird mit Stauatmung forciert, entschädigt aber auch hier wieder mit elektrisierender Strahlkraft. Insgesamt schöpft der Sänger aus stimmlichen Reserven von verschwenderischer Fülle, und wie nachzulesen und nachzuhören ist, standen dem dänischen Tenor seine stimmlichen Mittel bis ins hohe Alter zur Verfügung.
    Die dynamischen Nuancen und die Textgestaltung werden hier auch eher pauschal eingesetzt, es gibt sicherlich fein differenziertere Darstellungen, ein noch beeindruckenderes Piano und eine ausgefeiltere Textbehandlung, allerdings macht Helge Rosvaenge dies durch seinen engagierten, zupackenden Vortrag, der zur Charakterisierung des jungendlichen Dichters sicherlich nicht unpassend ist, wieder wett.


    liebe Grüße


  • Lieber "Don_Gaiferos",


    es freut mich sehr, dass du den verschütteten Thread wiederbelebt hast mit der Schilderung deiner Eindrücke zur Rudolph-Arie von Rosvaenge. Wie stets ist deine Schilderung gut nachvolziehbar und ganz im Sinne der Intention dieser Rubrik - hätten hier noch drei bis fünf in deiner konstruktiven Art und Weise mitgewirkt, wäre der Thread auch am Laufen geblieben. :yes:



    Nun will ich wenigstens auf deinen Beitrag reagieren, indem ich meine eigenen Höreindrücke zur eingestellten Arie schildere. Vorab: Rosvaenge gehört nicht zu meinen absoluten "historischen" (also nicht mehr live erlebtebten) Lieblingssängern. Negativ-Beispiel ist für mich seine Lyonel-Arie, wo er das Ende mit derartigem heldentenoralen Aplomb herausschleudert und eine ewig lange Fermate nach der anderen hält, dass man denkt, Max Lorenz singt Wagners Siegfried - das gefällt mir schon da nicht übermäßig, aber bei Flotow finde ich es nun wirklich völlig deplatziert.Nun aber zur eingestellten Rudolph-Arie: Das einzige, was mich wirklich massiv stört, ist die Klangqualität des eingestellten Videos. Ich höre da beim Abspielen ein permanentes Klirr-Geräusch, das ich schon sehr nervig finde. Der gesanglichen Interpretation selbst kann ich hingegen einiges abgewinnen. Ich bin ja auch ein Fan von landessprachlichen Aufführungen und Aufnahmen - leider verstehe ich bei Herrn Rosvaenge den Text nicht durchgehend gut.



    Aber nun der Reihe nach: Die berühmte erste Phrase "Wie eiskalt die dies Händchen" ist mir eine Spur zu energisch und zupackend, vor allem der Akzent auf "Händchen". Sehr schön abgerundet ist hingegen das "warm". Das "Vergebne Mühe" ist mir zu forciert, zu heldisch ausgestellt, man ist zu zweit, also ganz intim, da finde ich eine lyrische Piano-Phrase besser geeignet als diese heldentenorale Attitüde, zumal er sich im Laufe der Arie ja auch noch (in etwas hinein-) steigern muss.


    Auch die nächste Phrase "Erst wenn der Vollmond am Himmel emporsteigt" ist mir nicht leise und lyrisch genug gesungen, auch wenn er das auf seine Art und Weise natürlich sehr überzeugend singt. Der erste Höhepunkt ist auch wahrhaft ein Höhepunkt, die "Strahlen" strahlen wahrhaftig, das ist schon toll gesungen, keine Frage! Danach geht er auch gut wieder zurück.


    "Gestatten sie, mein Fräulein" ist mir wieder eine Spur zu unentspannt gesungen.


    "Wer ich wohl bin, wie ich lebe, was ich wohl treibe" - das ist schon strahlend und glänzend gesungen, heldentenoral halt. Das "treibe" ist natürlich mit dem Glissando Geschmackssache, aber das "höre" ist schön entspannt angesetzt.


    Die Folgephrasen sind sehr gut gesungen: Dieser Dichter hat zweifellos Feuer, er brennt, entbrennt. (bis zum "ich lebe").


    Auch das "In diesen armen Räumen" ist sehr gut gesungen, nur beim nächsten Höhepunkt verstehe ich den Text nicht. Ich meine die Stelle, die in einer anderen deutschen Überstzung "und schönen Fantasien" heißt - hier singt er definitiv etwas anderes, ich verstehe nur nicht was.


    Der "Millionär" ist sehr gelungen, danach geht es rauf, und das sehr gut. Bissl schluchzend, aber für Puccini auf deutsch ok und damals selbstverständlich, viel "squillo".
    "Und die schönsten Juwelen, ein Liebespaar, zwei Äuglein" - hier imponiert mir durchaus, wie viel Substanz die Stimme auch in der tiefen Lage hat. Es gibt ja die Tenöre, die nur oben brüllen können und darunter fast nichts an Substanz haben - da hat Herr Rosvaenge weit mehr zu bieten!
    "Wie neu(?) sind diese Dinge wieder hereingekommen" - verstehe ich textlich nicht ganz und ist mir eine Spur zu unlyrisch. Und warum dieses Nachschieben auf "neu" (oder was immer er da garade singt)?
    Dann geht es wieder in die Vollen mit der Phrase mit den "Gedanken" - schade, dass er bei "plötzlich" nicht dynamisch zurückgeht, aber er singt das auf seine Weise schon sehr gut und strahlend durch.


    Den Spitzenton selbst, das hohe C, und die ganze Phrase, der Anstieg und auch der "Abstieg", also das Phrasenende, das finde ich schon sehr geil gesungen (um es mal mit "Unterschichtensprache" zu formulieren, die aber in die ärmliche Mansarde ganz gut passt). :jubel:


    "Jetzt, wo ganz ihr mich kennet" - hier würde ich mir nun wieder mehr Entspannung und lyrisches Piano wünschen, "ganz" und "ken-net" schiebt er mir zu viel nach, da spielt das Orchester Piano.


    "Sprecht, wer seid ihr?" - "Sprecht" und "wer" sind mir auch noch etwas zu forciert, wobei der Schlusston "ihr" dann schön entspannt klingt und sogar ein wunderbares diminuendo erfährt. Diese Sänger konnte also prasieren, differenzieren und gestalten, leider sucht er häufig sein Heil zu sehr in der puren Stimmkraft und vernachlässigt diese Feinheiten.


    Dennoch: Abzüglich der tontechnischen Qualität und der kleinen sprachlichen und musikalischen Kritikpunkt bleibt unter dem Strich eine sehr gute, überzeugende Gesangsleistung für eine deutsch gesungene Puccini-Arie zur damaligen Zeit. In jedem Falle hörenswert! :thumbup:


    (Du sieht also, lieber "Don_Gaiferos", ich bin trotz anderer Worte und anderer Schwerpunkte in meiner Einschätzung gar icht weit weg von deiner. :hello: )

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Lieber Stimmenliebhaber,


    danke für Deine sehr ausführliche Schilderung Deiner Höreindrücke, dieser Vergleich macht immer wieder Spaß und ist sehr erhellend :jubel: zumal Du vieles auf den Punkt bringst, was ich in meiner Besprechung nur angedeutet hatte.
    Ansonsten, denke ich, ist es ja nicht weiter schlimm, wenn der Thread nicht jeden Tag bzw. kontinuierlich bedient werden kann - wir nehmen ihn halt einfach immer wieder hervor, wie eine Perle aus der Schatulle, halten ihn ans Licht, und fügen nach und nach immer weitere Höreindrücke hinzu, wie es halt gerade geht, ohne Anspruch auf lückenlose Vollständigkeit, ich denke, dadurch kommt auch so viel Material zusammen, das durchaus lesenswert ist und zum Nachdenken und Nachhören anregt.


    Liebe Grüße

  • Nun hat Willi gestern an den verstorbenen Leopold Simoneau erinnert; Grund genug, wieder einmal diesen verdienstvollen Thread aufzugreifen, in der Hoffnung, dass sich wieder ein paar Meinungen zum eingestellten Klangbeispiel sammeln lassen. Ich habe aus Cosí fan tutte von Wolfgang Amadeus Mozart "Un aura amorosa" ausgewählt:



    Anhand dieser Arie erkennt man sehr gut Simoneaus Stärken und Schwächen, wie ich finde.

    Seine Stimme entspricht sehr dem französischen Ideal bzw. der französischen Gesangsschule; hier wird viel Wert auf Linie, Phrasierung und Aussprache gelegt, es geht weniger darum, einen möglichst durchschlagenden, metallischen oder klangreichen Ton zu produzieren; Eleganz und Raffinesse, Musikalität und Klarheit werden hier hoch bewertet, Kraftmeierei, vordergründige Effekthascherei und stentor-artige Spitzentöne sind dabei eher verpönt.

    Alles dies verkörpert Leopold Simoneau bis zur Perfektion; seine Stimme ist sehr geschmeidig; er kontrolliert das Vibrato perfekt und setzt es geschmackvoll und differenziert ein; er singt sehr sauber, ohne glissandi, Verschleifungen, Wackler, auch wenn sich die Stimme in die Höhe schwingt, wie zum Beispiel bei "Al cor porgerà", so geschieht dies in sehr feiner, präziser, kontrollierter Art und Weise. Die Gesangslinie wird sehr subtil geführt, mit feinstem An- und Abschwellen, bei "bisogno non ha" bei 2:04 kann man das wundervoll hören, wie exquisit dieser Ton fein perlt, unangestrengt, schwerelos silbrig schimmernd, federleicht und gleißend wie eine Seifenblase, in der das Sommerlicht schillert und funkelt.

    Ich muss dazu sagen, dass ich diese subtile Form des Gesanges anfangs nicht wirklich schätzen konnte, ich hörte so "darüber" hinweg, fand das Timbre zu blass, zu farblos, zu unterkühlt, zu spröde, die Stimme zu klein; allerdings muss ich sagen, je öfter ich Leopold Simoneau höre, umso bezwingender und unwiderstehlicher finde ich ihn und seinen Gesang, und wer diese eingestellte Arie mehrfach gehört hat, der wird viele kleine und große Wunder entdecken können. Da ist eine Zartheit und Zärtlichkeit in der Stimme, die neben der technischen Kunstfertigkeit sehr berührend ist und tatsächlich dieses "Un'aura amorosa" sehr plastisch werden lässt und einen für so manch' andere Aufnahme regelrecht verdirbt.... Ich verneige mich jedenfalls vor diesem Sänger, der nicht mit lauten, gellend-goldenen Tönen auftrumpft, dafür aber mit einer riesigen Palette von Zwischentönen feinste Pastelle malt.

  • Lieber "Don_Gaiferos",


    sei ganz herzlich bedankt für deinen Beitrag zu Leopold Simeoneau und seiner Ferrando-Arie. Dem, was du schreibst, ist eigentich nichts hinzuzufügen. Ich schätze Simeonau auch sehr, insbesondere als Don Ottavio bei Mitropoulos (Salzburg 1957).


    Wenn ich jetzt diese Ferrando-Arie höre, dann muss ich gestehen, dass ich am Anfang eine gewisse Zeit brauche, um mich in die Stimme und ihr "kurzes Vibrato" wieder einzuhören. "aura" finde ich die ersten beiden Male nicht ganz optimal gelungen, die "a"-Vokale z.T. mit zuviel Nachdruck gesungen. Nun liegt der Anfang dieser schönen Arie teilweise recht tief und das extrem kurze Vorspiel ist ein bissl wie ein Sprung ins kalte Wasser. Aber bei diesem Anfang wirkt die Stimme schon ein bissl "weiß", da hätte ich mir auch eine etwas saftigere farbigere Stimme gewünscht.


    Im Verlaufe der Arie kann man dann freilich genau das erleben, was du in deinem Beitrag so wunderbar beschrieben hast, nämlich die "vielen kleinen und großen Wunder", wenn er zum Beispiel ohne jeden Kraftaufwand und ohne jedes Nachschieben wunderbare Lagatobögen singt, in denen er die Spitzentöne mühelos integriert, wie er auf hohen Tönen Diminuendos praktiziert, Kraft rausnimmt, ohne dadurch den Klang zu verlieren, im Gegentei: dabei noch Klang zu gewinnen, das ist schon ganz große Gesangskunst. Wunderbar auch die Wiederholung einer piano-Phrase im Pianissimo, was auch sehr gut zur Situation der Rolle in diesem Moment passt.

    Ich denke, es ist alles gesagt und es ist viel lohnender, deinen Beitrag zu lesen als meine Erwiderung. :yes::hail::hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Don, ein sehr schöner Text. Danke. Du hast ja alles beschrieben, was - wie ich finde - zu bemerken wäre. Besonders gut gefällt mir, dass Du uns an Deinen eigenen Gefühlen und Empfindungen beim Anhören der Arie teilhaben lässt. :) Mir kam Simoneau bei den ersten akustischen Begegnungen immer etwas hart im Klang vor. Daran muss man sich gewöhnen, sollte es als Stärke, als Ausdruck von Individualität wahrnehmen und nicht als Schwäche. Diese Härte - wobei dieses Wort in der Wiederholung etwas übertrieben wirkt - dürfte auch an dem französischen Stiel liegen, den Du ins Spiel bringst. Als ich erstmals seinen Tamino aus Salzburg hörte, störte ich mich an der Aussprache. Was solls, schließlich ist der Prinz ja "nicht von hier". ;) Der Fernando ist viel geschmeidiger und weicher. Simoneau singt nach innen und nicht nach außen. Alles Stimmtechnische - und da gibt es hohe Anforderungen, die Du auch benannt hast - verschwindet hinter dem Ausdruck. Man merkt gar nicht, was es für eine Leistungen ist, diese Arie so perfekt vorzutragen. Das ist eine enorme Leistung. In der Arie macht sich Ferrnando ja etwas vor. Inhaltlich ist sie wie ein Kalenderspruch. Und klingen tut es wie eine Botschaft vom Himmel. Noch besser gefällt er mir in der Gesamtaufnahme der "Cosi" unter Karajan. Dort fügt sich die Arie wie aus einem Guss ins Ganze ein. Wunderbar! Für mich ist diese Aufnahme einer der besten, die ich kenne. Leider ist der Klang insgesamt etwas grau. :(


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich denke, es ist alles gesagt und es ist viel lohnender, deinen Beitrag zu lesen als meine Erwiderung. :yes::hail::hello:

    Wie wahr! Auch ich bei mir war es mehr Margarine, die ich bei die Fische gab denn Butter. 8o Als ich meinen Text freigegeben habe, fand ich Deinen schon vor. Du siehst, lieber Stimmenliebhaber, wir können auch übereinstimmen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Lieber Don,

    danke für den ausgezeichneten, informativen Bericht über Leopold Simoneau. Von den kundigen Taminokollegen Stimmenliebhaber und Rheingold, beide mit Expertenrang, wurde die Arie, die Darbietung die Gesangskunst des Tenors und Deine Besprechung ausführlich besprochen und gewürdigt. Um Redundanzen zu vermeiden, nur kurze Anmerkungen von mir. Simoneau bot eine ähnlich exemplarische Leistung als Belmonte in der "Entführung" unter Thomas Beecham. Du realisierst in Deiner Besprechung ein ausgezeichnetes, bildhaftes sprachliches Niveau. Ausserdem für mich erholsam konktret über eine Gesangsleistung nachvollziehbar zu diskutieren, als quälend lang zu argumentieren, wie B - F oder G in ihrem künstlerischen Rang liegen.

    Besteht die Chance, dass wir Dich einmal beim Künstlertreffen - in diesem Jahr am 12. - 13. Oktober begrüßen dürfen. Die Einladung erhältst Du ja immer, für dieses Jahr in Kürze. Wäre schön, wenn Dein Besuch einmal klappen würde.

    Herzlichst

    hans

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Du siehst, lieber Stimmenliebhaber, wir können auch übereinstimmen.

    Lieber "Rheingold1876",

    das weiß ich doch, dafür kennen wir uns jetz tlange genug - auch um zu wissen, wo wir übereinstimmen und wo wir nicht übereinstimmen. ;):hello:


    Simoneau bot eine ähnlich exemplarische Leistung als Belmonte in der "Entführung" unter Thomas Beecham.

    Lieber "Operus",


    ja, das stimmt, auch wenn in sprachlicher Hinsicht hier Deutschmuttersprachler wie Wunderlich und Schreier auch Vorteile gegenüber Simeoneau haben.

    Zur Auseinandersetzung zur Bedeutung B - F - G kann ich nur noch einmal sagen, dass solche Vergleiche und Relativierungen nie von mir ausgingen, sondern dass ich dort nur reagiert habe, zum Beispiel auf die Aussage, dass nur einer dieser drei das ernste wie das heitere Fach beherrscht hätte. Aber ich diskutiere auch viel lieber konkret an bestimmten Beispielen, als um des Kaisers Bart. :yes::hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Wie schön, dass gleich so viele Reaktionen kommen! Sehr erfreulich.


    Lieber Stimmenliebhaber,


    ich bin ganz und gar nicht der Meinung, dass Deine Erwiderung nicht lesenswert wäre, im Gegenteil, Du hast noch einige Aspekte wunderbar herausgearbeitet. So habe ich zum Beispiel nur über die Höhe geschrieben, Du hast allerdings völlig recht, auch auf die Abwärtsbewegung bzw. die tiefen Töne hinzuweisen, und da ist es zum Beispiel für Simoneau auch schwierig, noch etwas Farbe und Schmelz beizubehalten, da stößt er schon ein bisschen an seine Grenzen.


    Lieber Rüdiger,


    auch Deine Margarine war und ist sehr willkommen,

    Mir kam Simoneau bei den ersten akustischen Begegnungen immer etwas hart im Klang vor.

    fand ich zum Beispiel eine sehr interessante Beobachtung, weil ich dies so gar nicht wahrgenommen habe beim ersten Hören, kann dies jedoch beim wiederholten Durchlauf durchaus nachvollziehen. Auch die Hinweise auf die psychologische Situation und den inhaltlichen Aspekt der Arie sowie den Verweis auf die CD-Aufnahme (die mir in der Sammlung noch fehlt) sind sehr hilfreich.


    Lieber Hans,


    auch Deinem verdienstvollen Hinweis auf die "Entführung" werde ich sehr gerne nachgehen.

    Ja, ich würde mich ja auch riesig freuen, wenn es endlich einmal klappen würde mit dem Künstlertreffen! Leider ist der September/ Oktober immer eine sehr arbeitsreiche Zeit, die teilweise auch die Wochenenden mit umfasst, aber ich werde auch dieses Jahr einen wachen Blick auf den Terminkalender halten, um zu sehen, ob ich mich freischaufeln kann. Bisher konnte ich ja immer nur aus der Ferne (wenn auch mit regem Interesse) das Ganze verfolgen, und auch das "direkte" Fachsimpeln über Sangesleistungen wäre mir ein besonderes Vergnügen. Na, schauen wir mal! Und bis dahin hören wir einfach noch ein bisschen Simoneau...


    Ganz herzliche Grüße

  • … hier wird viel Wert auf Linie, Phrasierung und Aussprache gelegt, es geht weniger darum, einen möglichst durchschlagenden, metallischen oder klangreichen Ton zu produzieren; Eleganz und Raffinesse, Musikalität und Klarheit werden hier hoch bewertet, Kraftmeierei, vordergründige Effekthascherei und stentor-artige Spitzentöne sind dabei eher verpönt.

    Lieber Don Gaiferos,


    Ich hätte auch viele andere Sätze Deines Hörberichts zitieren können, weil ich eigentlich allen zustimme!


    Für mich waren die ersten Begegnungen mit Leopold Simoneau in den 50er Jahren so prägend, dass für mich seine Gesangskunst, seine Musikalität, sein Stilempfinden und seine Empfindsamkeit zum Maßstab wurden. Sie sind es bis heute geblieben. Die von Dir eingestellte Arie musste ich gar nicht abspielen. Alle Details sind mir gegenwärtig. Ich kann sie auch im Geiste abrufen - heute würde man sagen: virtuell hören.


    Danke für den Hörbericht! Er hat daran erinnert, dass es eines feinen Sinnes bedarf, um solche subtile Kunst wahrzunehmen und zu würdigen!


    Herzliche Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Die von Dir eingestellte Arie musste ich gar nicht abspielen. Alle Details sind mir gegenwärtig. Ich kann sie auch im Geiste abrufen -

    Lieber Caruso,


    ich denke, mir wird es bald ebenso gehen, ich höre schon wieder diese Arie in Dauerschleife. Wirklich faszinierend. Es ist wie bei manchen Schmetterlingen, wenn sie die Flügel zusammenklappen, um sich zu tarnen, wirken sie von außen unauffällig, wenn sie aber dann die Flügel ausbreiten, und man diese Farbexplosion in den Innenseiten sieht, dann ist man völlig hin und weg, und so geht es mir auch hier, man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, was hier an Legato-Kultur, Empfindungsreichtum und subtilster Schönheit verströmt wird.


    Ganz herzliche Grüße

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