Musik für zwei Klaviere

  • hmm - das Thema das Reger gewählt hat stammt aus aus Mozarts A-Dur-Sonate, ich war richtig überrascht, als ich gestern die Reger-Variationen das erste mal auflegte.


    Zugegeben, ich habe während dessen dann Brecht-Stücke gelesen, war also abgelenkt, habe die musik nicht durchgehend verfolgt - aber mich erinnteren die letzten Variationen ein wenig an Schuberts Variationen über Trockne Blumen. Die f-moll Fantasie habe ich auch schon selbst gespielt, komisch, dass mir da keine Ähnlichkeiten aufgefallen sind. Es wirkt auf mich doch als grade sehr persönliches Werk.

  • Zm Thema 2 Klaviere fällt mir als 'Minimal Music'-Liebhaber natürlich sofort das Piano Phase von Steve Reich ein.


    Ein zugegeben ungewöhnliches Werk, zumal Reich die Technik des 'phasing' erst so richtig entwickelt hat, aber der Vollständigkeit halber sollte es hier ebenfalls genannt werden :)



    Grüße, der Thomas.

  • Außerdem fehlt natürlich noch das berühmte "Structures" von Boulez, eins der bekanntesten seriellen Stücke überhaupt.


    Eigentlich interessant, dass gleich mehrere Schlüsselwerke der 50er und 60er Jahre diese ungewöhliche Besetzung aufweisen.

  • Zitat

    Original von Moritz
    Ansonsten besitze ich noch eine Cd mit Suiten für zwei Klaviere von Rachmaninov mit Ashkenazy und Previn, aber die haut mich nicht um..


    Lieber Moritz,


    da wüsste ich eine Alternative:



    Inzwischen liegen die Suiten von Rachmaninov in einer historisch informierten Einspielung bei Zig-Zag-Territoires vor. Jos van Immerseel und Claire Chevallier spielen auf zwei Erard-Flügeln aus den Jahren 1897 respektive 1905. Ist man den ordinären Steinway gewohnt ist das Klangbild der Erard-Flügel mit Sicherheit gewöhnungsbedürftig, weniger wuchtig, stählern. Dunkler im Ton und weicher. Apropros "umhauen": Dreht man die Anlage entsprechend auf ist man überrascht zu welcher Klangfülle die Erards in der Lage sind. Dabei wirkt der Klang niemals massiv. Sicher sind die Suiten vergleichsweise frühe Werke Rachmaninovs aber die Suiten sind alles andere als langweilig. Neben den Suiten finden sich auf der CD noch die sechs Morceaux op. 11 für vier Hände von 1894.


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von ThomasBernhard
    Die im Einführungsbeitrag angesprochene Mozartkooperation von Britten und Richter ist auf CD gebannt:



    eine meiner allerliebsten CDs und ein Wunder an Musikalität und Zusammenspiel



    Was ich voll und ganz unterstützen kann!! Eine herrliche CD, die Stücke sind wunderschön und das Zusammenspiel- ein Gipfeltreffen!
    Und trotzdem, es finden sich auf dieser CD zwei Werke, die ich noch in anderen Einspielungen kenne, welche diese hier- man glaubt es kaum- übertreffen.


    Mozarts Klaviersonate D-Dur mit Josef und Rosina Lhevinne (rec. 1937)
    Debussy En blanc et noir mit Robert et Gaby Casadesus (rec.1963)



    Im Klavierduett von Britten und Richter gibt es noch eine (?) weitere CD mit Schubert, die mich allerdings nie so restlos überzeugte:



    FRANZ SCHUBERT
    Fantasie für Klavier zu 4 Händen D 940 f-moll
    Variationen für Klavier zu 4 Händen D 813 As-dur (über ein eigenes Thema)
    Grand Duo C-dur D 812


    Benjamin Britten, Svjatoslav Richter


    ...aber das ist alles zu vier Händen, und das sollte ja ein Thread nur für Werke mit 2 Klavieren sein. Diese Trennung besteht meiner Meinung durchaus zurecht. Trotzdem ein Thread ganz nach meinem Geschmack, dem wohl noch einige Beiträge von mir folgen sollen!

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Hallo in die Runde,


    könnte man das Thema nicht erweitern auf: 2 Klaviere und 4 Hände


    Dann kämen dazu von mir
    ,
    dazu.


    Die Mozart-CD enthält Musik au einem Instrument, aber doch 2 Instrumenten gespielt - da die Musik für 4 Hände komponiert wurede, sozusagen das Bindeglied!



    Lieben Gruß aus Bonn :hello:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • Zitat

    Original von Stabia


    Hallo!


    jpc erläutert dazu:


    Die Klavierbaufirma Bösendorfer hat vor kurzem einen computergestützten Konzertflügel entwickelt, auf dem das Spiel eines Pianisten gespeichert und anschließend automatisch wiederholt werden kann. Somit kann der Pianist sich anschließend selbst "begleiten".


    Weißt Du - oder Dein Booklet - wer diese Bearbeitung der Großen Fuge zu vier Händen arrangiert hat? Handelt es sich mehr oder weniger um eine zeitgenössische Bearbeitung oder um eine zeitgenössische Bearbeitung? Oder gar um eine Bearbeitung Beethovens selbst?


    ?(


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)


  • Ich habe die zwar noch nie gehört, aber nach allem was ich weiß Beethoven selbst: op.134! (für ein Klavier 4händig)
    Ob er damit hoffte, die marokkanisch-chinesische Fuge schmackhafter zu machen oder was das Ziel war, weiß ich allerdings nicht.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Ich habe die zwar noch nie gehört, aber nach allem was ich weiß Beethoven selbst: op.134! (für ein Klavier 4händig)
    Ob er damit hoffte, die marokkanisch-chinesische Fuge schmackhafter zu machen oder was das Ziel war, weiß ich allerdings nicht.


    Die eigenhändige Bearbeitung Beethovens als Opus 134 gibt es in einer relativ neuen Aufnahme:



    Das Manuskript wurde übrigens erst 2005 entdeckt. Die Aufnahme kann ich übrigens auch wegen des Messiaen empfehlen. Und in der Fassung für Klavier gewinnt die "Große Fuge" auch nochmal an Transparenz.


    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von Caesar73
    Die eigenhändige Bearbeitung Beethovens als Opus 134


    Irgendwie scheint mir, Beethoven habe es hier genau umgekehrt gehandhabt als wie Mozart mit seinem KV 426/546...


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Zitat

    Original von Stabia
    Hallo in die Runde,


    könnte man das Thema nicht erweitern auf: 2 Klaviere und 4 Hände


    Lieben Gruß aus Bonn :hello:


    Könnte man sicher, allerdings emfinde ich schon einen deutlichen Unterschied zwischen beiden Genres, insofern fand ich Trennung auch sehr subtil und überzeugend. Aber da auch öfters Werke beider Genres auf einer CD gemischt werden, läge eine Zusammenfürung in einem Thread schon nahe. Vielleicht könnte es ja auch eine Gegenüberstellung sein: 4 Hände oder 2 Klaviere, zumindest sollte das immer genau angegeben werden.


    Gruß pt_concours

    Hören, hören und nochmals hören: sich vertraut machen, lieben, schätzen.
    Keine Gefahr der Langeweile, im Gegensatz zu dem, was viele glauben, sondern vielmehr Seelenfrieden.
    Das ist mein bescheidener Rat. (S. Richter, 1978)

  • Hallo Ulli


    Op. 134 ist nach allem, was ich habe, eigenhändig als Reaktion auf eine andere Bearbeitung ( durch Anton Halm) und Beethoven dem Verleger ( Mathias Artaria) angeboten mit der Bemerkung, er könne sich selbst aussuchen, welche er nehmen will. (siehe Platen in Bährenreiter Werkeinführungen, LvB Die Streichquartette, S. 33 )


    Ich habe die Fuge aus Op. 130 erst einmal "erlernt" duch die oben vorgestellte Klavierbearbeitung, d. h. bestimmt 20 und mehr Male im Autoradio gehört, dann war sie mir klar. Die Streichquartettversion, danach gehört, war im Verhältnis dazu geradezu lukulliusch.


    Nun ist Op. 133 für mich überhaupt kein Problem mehr, im Gegenteil. Ich kann sie konzentriert - und mit Genuß - hören.

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • Das beste Stück, das ich in diesem Bereich kenne, ist das von Schumann für Orgel komponierte op. 56, Nummer 1, das erste der "Sechs Stücke in kanonischer Form", das Debussy zu einem Klavierstück für 4 Hände umgearbeitet hat.


    Leichte, schwebende, filigrane Musik, wie gemacht für Barock-Ohren.


  • Eine ausgezeichnete Gesamtaufnahme der Klavierstücke Franz Schuberts für 4 Hände (wobei ich nicht weiß, ob sie auf zwei Klavieren gespielt werden), gibt es von Christoph Eschenbach und Justus Frantz, den "Vielgescholtenen".


    Liebe Grüße


    Willi :D

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Heute gehört: Konzert für 2 Klaviere, Schlagzeug und Orchester



    Leider ist die Aufnahme total enttäuschend: Nicht nur ist das schlecht aufgenommen - die Balance zwischen Klavieren und Schlagzeug stimmt einfach nicht, die Klaviere gehen unter - sondern gerade auch die Solisten spielen völlig inspirationslos und langweilig. Kein Vergleich mit den Ashkenazys! Dagegen ist das 1. Violinkonzert mit Gidon Kremer Klasse!


    Schöne Grüße
    Holger

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Ich habe eine Radio-Aufnahme der Walzer von Brahms (op.39) mit den Brüdern Kontarsky. Ich glaube, diese Stück gibt es auch für Klavier solo.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Was ist der Unterschied zwischen Werken für Klavier zu vier Händen und Werken für zwei Klaviere?


    Aufgetaucht ist diese Frage beim Anhören dieser Doppel-CD, in der Werke mit beiden Spielweisen vorkommen.



    In Beitrag zwei erhält man eine Antwort aus Sicht der Interpreten.


    Ich sehe es so: Banal ausgedrückt: Im ersten Fall sitzen die Pianisten nebeneinander am gleichen Klavier. Jeder hat seinen Part, bei der Spieler nach Möglichkeit nicht in den Bereich des Partners geraten soll.


    Bei der Aufteilung auf zwei Instrumente, muss darauf nicht Rücksicht genommen werden.


    So stelle ich mir als pianistisch Unkundiger eine erste Antwort aus.


    Kompositorisch ergibt sich eine andere Klanglichkeit. Die Register werden verstärkt, wenn beide im gleichen Spielen.


    Vielleicht kann einer der Profipianisten im Forum eine fachkundige Antwort geben.

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Ich sehe es so: Banal ausgedrückt: Im ersten Fall sitzen die Pianisten nebeneinander am gleichen Klavier. Jeder hat seinen Part, bei der Spieler nach Möglichkeit nicht in den Bereich des Partners geraten soll.


    Bei der Aufteilung auf zwei Instrumente, muss darauf nicht Rücksicht genommen werden.


    So stelle ich mir als pianistisch Unkundiger eine erste Antwort aus.

    Es fehlt vor allem ein wichtiger Punkt: Bei zwei Klavieren hat jeder Pianist die Möglichkeit, das Pedal so einzusetzen, wie es für seinen Part optimal ist, bei vierhändigem Spiel muss hingegen der Secondo-Spieler für beide gemeinsam pedalisieren. Dabei sind oft Kompromisse nötig, wenn z.B. im Secondo-Part trockene Begleitfiguren sind, darüber aber Legato-Linien, die ohne Pedal nicht verbunden werden können. Gelegentlich gibt es sogar Stellen, bei denen der Secondo-Spieler gar nicht spielt sondern nur den Primo-Spieler pedalisiert. Das Ganze erfordert von beiden Spielern eine mühsam zu erlernende Spezialisierung: Unten muss man lernen, nicht nur für sich selbst, sondern für beide zu pedalisieren, oben muss man darauf vertrauen, dass das Pedal kommt, auch wenn man es selbst nicht tritt. Beides ist etwas, das man beim normalen zweihändigen Spielen niemals braucht und deshalb als Pianist zunächst auch nicht gelernt hat. Es dauert erfahrungsgemäß ein paar Jahre, bis man das perfekt drauf hat...


    Bei der Besetzung für zwei Klaviere kommen noch ein paar kompositorische Möglichkeiten hinzu, die es an einem Klavier nicht gibt: Weil die beiden Flügel üblicherweise gegenüber aufgestellt werden, kann ein Komponist mit dem "Ping-Pong-Effekt" arbeiten, was z.B. Camille Saint-Saens in seinen Beethoven-Variationen op. 35 gemacht hat, was aber auch schon in der Mozart-Sonate eine wichtige Rolle spielt. Saint-Saens hat außerdem in seinem Scherzo für zwei Klaviere die Idee verwendet, Klänge hörbar zu machen, die so überhaupt nicht gespielt werden: An einer Stelle (die zweimal kommt) liegt in einem Klavier die Tonfolge c-es-e-cis-d-f-fis-dis-e-g-gis-eis usw., also kleine Terzen, die sich chromatisch hochschrauben. Im zweiten Klavier geht es genau umgekehrt, also es-c-cis-e-f-d-dis-fis usw.. In der Summe ergeben sich rasend schnell repetierte und nach oben schraubende Terzen, bei denen Ober- und Unterstimme flirrend von links nach rechts, also zwischen erstem und zweitem Klavier wechseln. Solche Effekte sind ausschließlich auf zwei Klavieren möglich.


    Ich habe eine Radio-Aufnahme der Walzer von Brahms (op.39) mit den Brüdern Kontarsky. Ich glaube, diese Stück gibt es auch für Klavier solo.

    Es gibt insgesamt vier Fassungen dieser Walzer, alle eigenhändig von Brahms: Die ursprüngliche Version für ein Klavier zu vier Händen, eine Bearbeitung für Klavier solo, eine erleichterte Fassung für Klavier solo, und eine Auswahl von fünf der sechzehn Walzer (Nr. 1, 2, 11, 14, 15) für zwei Klaviere.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

    Einmal editiert, zuletzt von ChKöhn ()

  • Saint-Saens hat außerdem in seinem Scherzo für zwei Klaviere die Idee verwendet, Klänge hörbar zu machen, die so überhaupt nicht gespielt werden: An einer Stelle (die zweimal kommt) liegt in einem Klavier die Tonfolge c-es-e-cis-d-f-fis-dis-e-g-gis-eis usw., also kleine Terzen, die sich chromatisch hochschrauben. Im zweiten Klavier geht es genau umgekehrt, also es-c-cis-e-f-d-dis-fis usw.. In der Summe ergeben sich rasend schnell repetierte und nach oben schraubende Terzen, bei denen Ober- und Unterstimme flirrend von links nach rechts, also zwischen erstem und zweitem Klavier wechseln. Solche Effekte sind ausschließlich auf zwei Klavieren möglich.

    Weil der Effekt verbal bzw. schriftlich etwas kompliziert zu erklären ist, hier noch einmal in Noten; 1. und 2. Klavier untereinander geschrieben:



    Was man hört, ist dann dieses:



    Der einzigartige Effekt besteht vor allem darin, dass Ober- und Unterstimme der Terzen jeweils abwechselnd vom ersten zum zweiten Klavier wechseln, also für den Hörer zwischen rechts und links. Das ergibt in dem sehr schnellen Tempo ein ganz merkwürdiges Flirren der Klänge im Raum (perfektes Zusammenspiel vorausgesetzt). Und beim Spielen fühlt es sich ganz merkwürdig an, weil man etwas vollkommen anderes hört, als man spielt.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Hier noch eine Komposition von Saint-Saëns, wo man dem Zauber von zwei Klavieren nicht entgehen kann. Wundervoll gesetzt. Ob von Saint-Saëns selbst, weiß ich allerdings nicht. Es gibt Versionen des Danse macabre von Liszt und Horowitz transkribiert für Klavier solo ...


  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Der Franzose Claude Bolling hat in seiner "Sonata for two Pianists“" in c-Moll aus dem Jahre 1989 die zwei Klaviere jeweils mit einer klassischen und einer Jazz-Partiktur versehen.


    In der unteren Live Aufführung aus dem Moskauer Konservatorium aus dem Jahr 2013 realisieren das die beiden Protagonisten durch entsprechende Kleidung und Verhalten :)



    In meiner Aufnahme aus dem Jahr 1989 spielen Emanuel Ax und Claude Bolling die beiden Klaviere. Jeder darf raten, wer welchen Part übernimmt. ;)


    NS02MDI0LmpwZWc.jpeg

  • Mein Lieblingskomponist für Musik auf zwei Klavieren ist dann wohl Brahms, wobei mir die f-moll-Sonate op. 34b, die eigentlich op. 34a heißen müsste, weil sie zuerst für genau diese Besetzung entstand. Auch die Haydn-Variationen sind ursprünglich eine Komposition für zwei Klaviere. In beiden Fällen ziehe ich die Versionen für zwei Klaviere gegenüber dem Streichquintett ( war Claras Idee) oder dem Symphonieorchester vor.

    Brahms nutzt den fetten und orchestralen Klang voll aus, der mit zwei Flügeln möglich ist. Seine pianistisch-rhythmischen Texturen sind sehr fein und wirkungsvoll, sehr oft mit Polyrhythmik gewürzt.


    Allerdings mag ich es gar nicht, wenn man das zu schnell oder auch mit zu schwankender Agogik spielt. Meine Lieblingsaufnahme ist nach wie vor die DG-Einspielung mit den Kontarsky-Brüdern.

    Argerich ist ja z.B. immer sehr fähig, und zweifellos eine Pianistin, vor der man sich nur verneigen kann, aber im Falle der Haydn-Variationen geht ihr dann m.E. doch "der Gaul durch". Es entfernt sich für mich zu weit von der Vorstellung, auf den Klavieren ein komprimierte Orchestermusik zu spielen.


    Hier die Haydn-Variationen mit den Kontarskys (die f-moll-Sonate konnte ich auf YouTube nicht finden):




    Es muss ein Traum sein, beide Stücke ( also Haydn-Variationen und f-moll-Sonate) ernsthaft spielen zu können. Technisch empfinde ich sie als sehr herausfordernd. Der dafür nötige Übeaufwand hat sich bisher mit meinem Leben nicht vereinbaren können, bei dem ich gezwungen bin, ständig andere Dinge zu üben und auch zu setzen. Zudem kenne ich gar keinen, mit dem ich das (dann auch noch gerne) spielen könnte.

    Aber gerade bei der f-moll-Sonate ist es ja so, dass es eigentlich schon eine Art Symphonie für zwei Klaviere ist. Die Wucht der Aussage ist definitiv schon symphonisch, wie ich finde.

    Wenn man also niemals in die Lage kommt, eine Brahms-Symphonie zu dirigieren, so kann man doch mit dieser Literatur ein ähnlich berauschendes Erlebnis machen - theoretisch, denn als ausübender Pianist muss man ja immer konzentriert sein, d.h. man kann sich nicht zu sehr dem Genuß hingeben.

    Auch die Walzer von Brahms sind ja enorm schön, wobei ich jetzt aus dem Stegreif eher annehme, dass sie für Klavier vierhändig geschrieben wurden.


    Ich habe mehrfach schon die "Petite Suite" von Debussy auf zwei Klavieren gespielt, was immer ein sehr tolles Erlebnis war. Eigentlich ist es ja für Klavier zu vier Händen geschrieben, aber ich mochte es schon sehr, dass man sein eigenes Pedal etc. kontrollieren konnte und nicht mit dem Partner sozusagen zu dicht "ins Gehege" kam.


    Vor vielen Jahren hörte ich einmal in der Bielefelder Musik- und Kunstschule ein Werk für zwei Klaviere von Rachmaninoff. Ich weiß nicht mehr, was es war, aber ich erinnere mich sehr genau, wie gut ich es fand, was mich umso mehr überraschte, weil ich damals gegenüber russischer Musik nicht gerade wenig Vorurteile hatte....


    Das klangliche Wohlgefühl des Spielens mit zwei Klavieren kommt für mich bei den Aufnahmen eigentlich nicht wirklich heraus. Es klingt dann erstaunlich dünn im Verhältnis zum erlebten Klang beim Spielen - mein subjektiver Eindruck.


    LG

    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Mein Lieblingskomponist für Musik auf zwei Klavieren ist dann wohl Brahms, wobei mir die f-moll-Sonate op. 34b, die eigentlich op. 34a heißen müsste, weil sie zuerst für genau diese Besetzung entstand. Auch die Haydn-Variationen sind ursprünglich eine Komposition für zwei Klaviere. In beiden Fällen ziehe ich die Versionen für zwei Klaviere gegenüber dem Streichquintett ( war Claras Idee) oder dem Symphonieorchester vor.

    Die Entstehungsgeschichte von op. 34 ist etwas anders: Die erste Fassung war ein Streichquintett, bei dem Clara der Klavierklang fehlte. Daraufhin schrieb Brahms die Version für zwei Klaviere und vernichtete die Quintett-Fassung. Aber so leicht war Clara nicht zufriedenzustellen, denn jetzt beklagte sie plötzlich das Fehlen der Streicher. Brahms' salomonische Lösung war dann die Fassung für Klavier und Streichquartett (also Klavierquintett). Daraufhin hatte er endlich seine Ruhe :).


    Auch die Walzer von Brahms sind ja enorm schön, wobei ich jetzt aus dem Stegreif eher annehme, dass sie für Klavier vierhändig geschrieben wurden.

    Dazu hatte ich weiter oben etwas geschrieben: Brahms hat sie ursprünglich für ein Klavier zu vier Händen geschrieben und dann noch drei weitere Fassungen folgen lassen: ein Arrangement für Klavier solo, eine erleichterte Fassung ebenfalls für Klavier solo und eine Bearbeitung von fünf Walzern (Nr. 1, 2, 11, 14, 15) für zwei Klaviere.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Die Entstehungsgeschichte von op. 34 ist etwas anders: Die erste Fassung war ein Streichquintett, bei dem Clara der Klavierklang fehlte. Daraufhin schrieb Brahms die Version für zwei Klaviere und vernichtete die Quintett-Fassung. Aber so leicht war Clara nicht zufriedenzustellen, denn jetzt beklagte sie plötzlich das Fehlen der Streicher. Brahms' salomonische Lösung war dann die Fassung für Klavier und Streichquartett (also Klavierquintett). Daraufhin hatte er endlich seine Ruhe :).


    Dazu hatte ich weiter oben etwas geschrieben: Brahms hat sie ursprünglich für ein Klavier zu vier Händen geschrieben und dann noch drei weitere Fassungen folgen lassen: ein Arrangement für Klavier solo, eine erleichterte Fassung ebenfalls für Klavier solo und eine Bearbeitung von fünf Walzern (Nr. 1, 2, 11, 14, 15) für zwei Klaviere.

    Das ist ja interessant - danke für die Richtigstellung. Ich meinte, es in einem Beilagetext zu einer CD andersherum gelesen zu haben, aber auch die soeben durchgeführte Internetrecherche zeigt ja sofort, dass es tatsächlich so war, wie Du es beschreibst.

    Wahrscheinlich erinnerte ich mich falsch.


    Dass in der Fassung für zwei Klaviere "einige der schönsten Gedanken verloren gingen" (wie Clara Schumann wohl äußerte) kann ich gar nicht so finden, wobei ich die ursprüngliche reine Streicherversion so nicht kenne, sondern das Stück in der Fassung mit zwei Klavieren vor vielen Jahren kennen- und liebenlernte.


    Ich fand im letzten Jahr zwar auch die ein oder andere schöne Aufnahme als Streichquintett (nicht die alte DG-Aufnahme mit Pollini), aber der Grund dafür, dass ich die Fassung für zwei Klaviere für mich immer noch am besten finde, liegt vielleicht darin, dass es mir -verglichen mit der Hörerfahrung des Klavierquintetts- irgendwie reizvoller erscheint, wenn man sich den singenden Duktus von Streichern oder anderen Instrumenten beim Hören oder Spielen des Pianos einfach nur vorstellt.

    Das ist dann vielleicht so ähnlich wie bei irgendwelchen Buchverfilmungen, bei denen dann einige Literaturfans nicht selten über die filmische Realisierung enttäuscht sind.

    Gut, wie immer hinkt auch dieser Vergleich, aber es geht so ein wenig in diese Richtung. Die perkussiv-rhytmischen Elemente (z.B. des Scherzos) können ja mit dem Klavier naturgemäß richtig gut dargestellt werden.


    Zudem empfinde ich den Gesamtausdruck/eindruck mit rein pianistischen Mitteln (die Brahms ja als hervorragender "Von-Haus-aus-Pianist" sehr effektiv einsetzt) als einheitlicher, sowohl vom Notensatz her, als auch von der klanglichen Seite her betrachtet.


    Wer dieses Werk nur als Klavierquintett kennt und liebt, dem kann ich empfehlen, das Werk in der Fassung für zwei Klaviere kennenzulernen.


    Und ja, dass z.B. der Walzer Nr. 15 in der volltönenden Besetzung für zwei Klaviere gesetzt ist, das freut mich sehr.


    Wie ich schon erwähnte, finde ich, dass man dem Erlebnis des Musizierens auf zwei Klavieren als Hörer näher kommt, wenn man sich entsprechende CDs oder das Streaming-Gegenstück mit einem guten Kopfhörer anhört. Dann sitzt man dann mehr in der Musik drin...


    Ich kaufte mir seinerzeit von der Deutschen Grammophon die "Complete Edition (CD) 46 CDs" als Box, eigentlich hauptsächlich, weil ich die op34- Kontarsky-Aufnahme sonst als CD nicht mehr finden konnte (ich hatte sie als vorher als LP).

    Aber gut, da sind auch hervorragend gespielte Symphonien mit Karajan etc. enthalten und noch viel mehr.


    Auch sehr schön finde ich diese op-34- Aufnahme, die es jetzt wahrscheinlich nur noch in der Box gibt (konnte sie früher noch als Einzel-CD bekommen):



    Für andere Einspielungen konnte ich mich bisher jedenfalls nicht wirklich erwärmen.


    LG

    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Dass in der Fassung für zwei Klaviere "einige der schönsten Gedanken verloren gingen" (wie Clara Schumann wohl äußerte) kann ich gar nicht so finden, wobei ich die ursprüngliche reine Streicherversion so nicht kenne, sondern das Stück in der Fassung mit zwei Klavieren vor vielen Jahren kennen- und liebenlernte.

    Ich mag die Fassung für zwei Klaviere ebenfalls sehr, allerdings gibt es einige wenige Stellen, an denen das Klavier im Vergleich zum Streicherklang an seine Grenzen kommt, vor allem in der Einleitung zum Finale und beim Seitenthema des zweiten Satzes. Aber dem steht die unerhörte perkussive Kraft im dritten Satz, die Klarheit der Stimmführungen im ersten und insgesamt die beeindruckende Kompaktheit entgegen. Beide Fassungen haben ihre Berechtigung, und es ist natürlich kein Zufall, dass der überaus selbstkritische Brahms beide mit einer Opus-Zahl geadelt hat.


    der Grund dafür, dass ich die Fassung für zwei Klaviere für mich immer noch am besten finde, liegt vielleicht darin, dass es mir -verglichen mit der Hörerfahrung des Klavierquintetts- irgendwie reizvoller erscheint, wenn man sich den singenden Duktus von Streichern oder anderen Instrumenten beim Hören oder Spielen des Pianos einfach nur vorstellt.

    Das ist dann vielleicht so ähnlich wie bei irgendwelchen Buchverfilmungen, bei denen dann einige Literaturfans nicht selten über die filmische Realisierung enttäuscht sind.

    Interessanter Gedanke. Ich denke eher an Farbfotos im Vergleich zu schwarz-weißen, oder an Ölgemälde zu Grafiken. Grundsätzlich haben zumindest bei Brahms die vierhändigen bzw. zweiklavierigen Arrangements gegenüber den Fassungen für Streicher, Orchester usw. einen Vorteil bei der Transparenz und einen Nachteil bei der Farbigkeit. Durch seine überragenden Fähigkeiten im Klaviersatz konnte Brahms diesen Nachteil allerdings oft sehr klein halten. Der Brahms-Forscher Michael Struck hat mal einen Vortrag über diese Arrangements gehalten (zu denen die f-Moll-Sonate ja nicht gehört, weil sie vor der Klavierquintett-Fassung entstand), bei dem ich mit Silke-Thora Matthies die Klangbeispiele beigesteuert habe. Dabei haben wir auch einen Ausschnit aus einem Streichquartett in der naheliegenden Version mit jeweils einer originalen Streicherstimme pro Klavierhand und danach in Brahms`kunstvollem Arrangement gespielt. Der Unterschied ist frappierend.


    Auch sehr schön finde ich diese op-34- Aufnahme, die es jetzt wahrscheinlich nur noch in der Box gibt (konnte sie früher noch als Einzel-CD bekommen):

    Freut mich :).

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Dass in der Fassung für zwei Klaviere "einige der schönsten Gedanken verloren gingen" (wie Clara Schumann wohl äußerte) kann ich gar nicht so finden, wobei ich die ursprüngliche reine Streicherversion so nicht kenne,

    Eine Rekonstruktion des Streichquintettes aus dem Jahre 1862 ist hier zu finden (CD 10).



    Allerdings ziehe ich auch die Version für zwei Klaviere vor.


    ch kaufte mir seinerzeit von der Deutschen Grammophon die "Complete Edition (CD) 46 CDs" als Box, eigentlich hauptsächlich, weil ich die op34- Kontarsky-Aufnahme sonst als CD nicht mehr finden konnte (ich hatte sie als vorher als LP).


    Hast Du einen Link zu discogs oder so, wo man sich gebraucht orientieren kann. Das Kontarsky Duo konnte ich bisher nur bei den Walzern wieder auf CD finden....

  • Ich habe es hier gefunden.


    Du musst etwas weiter `runterscrollen, dann kommt es bei 25-23 und 26-2


    LG:hello:

    Glockenton


    (Sorry für die späte Antwort, habe leider viel zu tun)

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)