Hallo HR1,
Das ist dann natürlich ein subjektiver Klangeindruck; natürlich klingen die Tonarten tiefer und höher. Aber von der Stimmung her klingen die Tonarten alle "rein", wenn man so möchte. In As-Dur hast du keine Wolfsquinte mehr, in Es-Dur klingt die Quart nicht mehr zu tief, usw. (hängt natürlich von der verwendeten alten Stimmung ab, die ja auch wieder unterschiedlich waren.
Das höre nicht nur ich so, deshalb kann es so subjektiv nicht sein. Von der Stimmung her klingen die Tonarten längst nicht einfach rein, z.B. wird meines Wissens nur die Quart C - F einer C-Dur Tonleiter als rein bezeichnet. Ich hatte früher ein tragbares (sehr schweres) Fender- Rhodes Elektropiano (https://www.google.com/search?…oe=utf-8&client=firefox-b ) und habe es versucht, selbst zu stimmen. Dieses Piano mit normaler (88 keys = Tasten) und verkürzter (=73 k.) Tastatur wird im Jazz und in einigen Popgruppen noch heute verwendet. Abgesehen von den Gründen, das Klavier zu stimmen, habe ich versucht, das Piano nach alter Väter Sitte zu stimmen. (Man muss dabei wissen, dass dieses Piano keine Saiten, sondern Klangstäbe hat, die an einem Ende in einem Holzblock steckten, am anderen eine kleine verschiebbare Spiralfeder trugen, welche mit Zange oder kräftigen Fingernägeln auf dem jeweiligen, senkrecht stehenden Klangstab zum Stimmen hin und her geschoben werden und somit dessen Tonhöhe verändert werden konnten. Der Anschlag dieser 88 oder 73 Stäbe geschieht mit einer soliden Klaviermechanik.
Ich habe zuerst das 440 Hz A gestimmt (nach der Stimmflöte), dann nach oben und unten die benachbarte Oktave, dann die Quinten und schliesslich die Quarten. Ich habe ein relativ geübtes Ohr, die Stimmung aber nach vier Std. konzentriertem Bemühen um die richtigen Intervalle entnervt aufgegeben. Es klang alles noch schlimmer als vorher, sodass das Piano eingeschickt werden musste. Die haben das dann mit dem Tongenerator wieder hinbekommen (war ca. 1978). Die einzelnen Töne des Tongenerators sind völlig ungerade Hertz- Zahlen, z.B. 443,294 Hz. Und damit stimmt es nachher ! Oh, Wunder !
Ich denke, Näheres müsste ein Klaviertechniker oder/ und Physiker erklären .
HARNONCOURT: Weil die Tonarten nicht mehr als Intonationssystem empfunden werden. Wenn ich heute einen Musiker frage, sagt der: E-Dur ist einen Halbton tiefer als F-Dur. Aber was das musikalisch bedeutet, was anders ist in E-Dur, außer, dass es tiefer ist, wissen die wenigsten. Im Grunde spielen sie in allen Tonarten nur transponiertes C-Dur.
Der Dur-Dreiklang ist in jeder Tonart von unterschiedlicher Reinheit. Das Gis in E-Dur ist höher als A in F-Dur. Und deswegen muss F-Dur reiner sein als E-Dur. Wenn man aber ein Gis als Naturton herunterzieht, um E-Dur genauso rein zu machen wie F-Dur, dann ist es nicht mehr E-Dur. Dieses ganze Wissen hat man heute nicht mehr. Die Klaviere werden meistens nach diesen elektronischen Geräten gestimmt, so dass die Halbtöne wirklich alle gleich sind. Das Verhältnis der Tonarten zueinander als Idee des Komponisten ist von ungeheurer Wichtigkeit,
Genau das versuchte ich zu vermitteln.
MlG und dem Gefühl nicht alles zur Zufriedenheit erklären zu können,
D