Da dieser Thread jetzt seit einem Monat Pause macht, trau ich mich im Zusammenhang mit dem Begriff Reife einmal folgende Frage zu stellen: Verspürte jemand an sich selbst jemals akut eine Art Reifungsprozess, was die Rezeption von Musik angeht? Wenn ja, gab es dafür einen Auslöser, der euer Hörverhalten mehr oder weniger plötzlich geändert hat, oder hat euch tatsächlich die Kenntnis z.B. der Sonatenhauptsatzform geholfen, ein Werk in einem anderen Licht zu sehen bzw. den emotionalen Zugang zu einer ganzen Gruppe von Werken erleichtert? War es etwa einfach nur das Hören eines bestimmten Stückes oder eine bestimmte Interpretation oder Interpretationsweise, die einen entscheidenden Einfluss auf euer Hörverhalten hatte?
Was mich betrifft, passierte so ein Wandel 2007. Ich merkte, dass im Internet zum Teil ganz andere Musik zu hören war, als man sie im Radio hören oder im Plattenladen auf die schnelle Tour entdecken konnte. Dazu kam noch ein prägendes Konzerterlebnis. Dieses hätte ich aber nicht besucht, wenn ich nicht den Komponisten vorher im Internet 'kennengelernt' hätte. Alles ging keineswegs von mir aus, abgesehen von einer gewissen Neugier, der ich folgte. Was ich da hörte, rührte aber an etwas, was durch einige Jahre Geigenunterricht an Prägung vorhanden war. Ob man das aber einen Reifungsprozess nennen kann, bezweifle ich allerdings.