Bartok: Violinkonzerte Nr.1 und 2

  • Hallo Bartok-Freunde,


    die Eröffnung dieses Themas resultiert aus einem Preisträgerkonzert von 12/2004 beim Orchestere de la Suisse Romande unter Pinchas Steinberg, das gestern um 13Uhr auf 3SAT gesendet wurde. Drei junge Geierinnen spielten Violinkonzerte. Darunter das Violkinkonzert Nr.2 von Bela Bartok, das nicht nur von der Solistin perfekt dargeboten wurde.


    Das Violinkonzert Nr.1 stammt aus Bartok´s früher Phase und wird leider nicht so oft gespielt, wie das reife Violinkonzert Nr.2, das eine äußerst farbige Orchester-Instrumentation bietet, die dem Konzert für Orchester kaum nachsteht --- die Orchesterbegleitung ist also hier auch sehr entscheidend um eine gute Interpretation zustande zu bringen.


    Meine Aufnahmen der Violinkonzerte sind:
    :) 1.) KyungWhaChung / ChicagoSO und LSO/Solti auf DECCA
    Die DECCA-Aufnahme der beiden Bartok-Violinkonzerte stellt interpretatorisch und klanglich voll zufrieden.
    Besonders Solti findet als Ungar für Bartok widermal den richtigen Ton, das Orchester bringt alle Stimmen farbig und präsent rüber.

    :D 2.) Nach der Chung-Aufnahme kaufte ich mir die SONY-Bernstein-Stern-Doppel-CD mit versch.Bartok-Werken.
    Hier ist das Violinkonzert Nr.2 mit Isaac Stern/New YorkerPH/Bernstein enthalten. Als ich diese Aufnahme hörte war ich platt wie der Altmeister Stern in die Tiefe des Werkes eintaucht - absolut meisterlicher und erfahrener Virtuose. Sicher, Chung ist technisch einwandfrei, spitzenmäßig gespielt, aber eine tiefgehende Interpretation wird nur von Stern/Bernstein geboten.



    :) 3.) Eine später gekaufte BRILLANT-Box mit Bartok - Werken enthält auch die beiden Violinkonzerte mit Gerhard Hetzel, Ungarisches SO, IVan Fischer . Die Aufnahme ist für sich gesehen nicht schlecht, hat aber einen ungewöhnlich hohen Hallanteil, überraschend längere Spielzeiten als Chung und Stern und erreicht insgesamt nicht das hohe künstlerische Niveau der beiden erstgenanneten Aufnahmen.
    Der letzte 10minütige Satz des 2.Violinkonzertes dauert bei Hetzel fast 2,5Minuten länger als bei Stern, Chung liegt in der Mitte.
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    Wer kann meine persönliche Beurteilung der Violinkonzerte mit Chung, Stern und Hetzel nachvollziehen und kennt diese Aufnahmen ???


    :hello: Welche sind auch empfehlenswert ?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von teleton
    Hallo Bartok-Freunde,


    die Eröffnung dieses Themas resultiert aus einem Preisträgerkonzert von 12/2004 beim Orchestere de la Suisse Romande unter Pinchas Steinberg, das gestern um 13Uhr auf 3SAT gesendet wurde. Drei junge Geierinnen spielten Violinkonzerte. Darunter das Violkinkonzert Nr.2 von Bela Bartok, das nicht nur von der Solistin perfekt dargeboten wurde.


    Das haben wohl die Damen und Herren der Jury anders gesehen. So weit ich es mitbekommen habe gab es an Ende keinen ersten Platz!


    gruß

  • Hallo Richard,


    es waren ja noch zwei andere Solistinen mit anderen Konzerten dabei, die von der Jury offenbar vorgezogen wurden, aber mir hat Bartok am besten gefallen.
    Das der erste Platz nicht erreicht wurde hat mit dem Ergebis, das das Bartok-Konzert Nr.2 perfekt dargeboten wurde ja nichts zu tun !!!
    Also :stumm: !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo teleton,


    ich kann nicht viel dazu beitragen, da ich bei meiner musikalischen Weltreise noch nicht an den Bartok-Violinkonzerten vorbeigekommen bin.


    Was ich anbieten kann, sind ein paar anekdotische Fakten zu Gerhart Hetzel.


    Er war 1. Konzertmeister der Wiener Philharmoniker und ist 1992 an den Folgen eines tragischen Unfalls bei einer Bergwanderung gestorben. Er hat das 2. Bartok-Konzert sogar in Salzburg bei den Festspielen als Solist gespielt und soll in Insiderkreisen als überragender Interpret dieses Werkes gehandelt worden sein.
    In den Medien bekannt wurde er um 1980 durch einen ungewöhnlichen Vorfall: wenige Stunden vor einem Philharmonischen Konzert musste der Solist des Beethoven-Violinkonzerts Nathan Milstein absagen. Statt das ganze Konzert abzusagen, stellte sich einfach Gerhart Hetzel als Solist aufs Podium und entledigte sich der Aufgabe ohne Probe mit Bravour...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Salut,


    ich denke, dass sich ein Extra-Thread [noch] nicht lohnt, deshalb habe ich mir diesen ausgewählt:


    Vielleicht kann jemand etwas zu Bartoks Soloviolinsonate von 1945 [?] sagen, welche er Yehudi Menuhin auf Bestellung geschrieben hat? Ich höre diese Sonate nahezu täglich, da meine wert Frau Gemahlin sie seit Jahr und Tag übt. Mir gefallen einige Stellen darin, besonders in der Fuge, recht gut, andere wiederum überhaupt nicht.


    Besonders irrwitzig finde ich eine Stelle, die Bartok so komponiert hat, dass sie auf der Violine de facto nicht spielbar ist. Es gibt wohl verschiedene Möglichkeiten der Ausführbarkeit, aber keine trifft es wirklich richtg [es ist quasi so, als würde man für ein Horn einen Terzakkord schreiben].


    Hat Bartok das nun extra gemacht, um Menuhin zu foppen - oder [ich wage es kaum zu schreiben] hat er es einfach "übersehen"?


    Cordialement,
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • N'Abend,


    kennt jemand die Aufnahme des zweiten Violinkonzertes mit Gil Shaham und Pierre Boulez (Chicago Symphony Orchestra)?



    Ich liebäugele schon seit geraumer Zeit mir ihr, und da käme es mir natürlich gelegen, wenn man Meinungen dazu einholen könnte ;)


    Danke vorab!


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Hallo Ihr,


    Als ich gestern durch die Stadtbibliothek schlenderte, da überkam mich der Wunsch, mal wieder etwas neues auszuprobieren, etwas ganz anderes zu hören. Ich wußte in einem Thread war mal von einem Violinkonzert die Rede, dass in irgendeiner Art und Weise mit einem Engel in Verbindung gebracht wurde. Tja dabei handelte es sich um Alban Berg: Violinkonzert "Dem Andenken eines Engels". Ich aber griff Zielsicher zu Béla Bartóks Konzert vür Vialo und Orchester, op.posth. (Sz 120) :rolleyes:.




    Nun stelle ich fest, dass ich mich ja nicht nur im Komponist, sondern auch im Instrument vergriffen habe. Nun, ein eigener Thread lohnt sich sicherlich nicht, aber Eure Meinung zum Violakonzert würde mich schon interessieren. Mir gefällt ganz gut, was ich da höre. Hatte eigentlich wieder etwas völlig Destruktives erwartet, nachdem ich mich vor einigen Monaten mal an ein Klavierkonzert von Herrn Bartók gewagt hatte (oder war das Berg - ist ja alles das Gleiche :untertauch: ).


    Hier könnt ich mich jedenfalls reinhören. Interessant.
    Mit den Namen Tabea Zimmermann und David Shallon kann ich allerdings auch nichts Anfangen.


    Kennt jemand diese Aufnahme?
    Bieten Werk und Aufnahme einen geeigneten Einstig?


    Auf Eure Meinung freut sich
    GalloNero

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

  • Zitat

    Original von GalloNero
    Ich wußte in einem Thread war mal von einem Violinkonzert die Rede, dass in irgendeiner Art und Weise mit einem Engel in Verbindung gebracht wurde. Tja dabei handelte es sich um Alban Berg: Violinkonzert "Dem Andenken eines Engels". Ich aber griff Zielsicher zu Béla Bartóks Konzert vür Vialo und Orchester, op.posth. (Sz 120) :rolleyes:.



    Nun stelle ich fest, dass ich mich ja nicht nur im Komponist, sondern auch im Instrument vergriffen habe. Nun, ein eigener Thread lohnt sich sicherlich nicht, aber Eure Meinung zum Violakonzert würde mich schon interessieren. Mir gefällt ganz gut, was ich da höre. Hatte eigentlich wieder etwas völlig Destruktives erwartet, nachdem ich mich vor einigen Monaten mal an ein Klavierkonzert von Herrn Bartók gewagt hatte (oder war das Berg - ist ja alles das Gleiche :untertauch: ).


    Von Berg gibts höchstens das Kammerkonzert, kein explizites Klavierkonzert.


    Zitat


    Hier könnt ich mich jedenfalls reinhören. Interessant.
    Mit den Namen Tabea Zimmermann und David Shallon kann ich allerdings auch nichts Anfangen.


    Kennt jemand diese Aufnahme?
    Bieten Werk und Aufnahme einen geeigneten Einstig?


    Also in Bergs Violinkonzert bietet Bartoks Bratschenkonzert nur bedingt einen geeigneten Einstieg :D
    Die Aufnahme kenne ich nicht, aber Zimmermann ist eine der drei oder vier berühmtesten Violaspielerinnen überhaupt; das dürfte jedenfalls solide sein.
    Wie ja vermutlich im Beitext steht, ist das Werk Bartoks letztes und konnte nicht mehr ganz vollendet werden. Ich kenne es nicht sehr gut (habe es aber zufällig neulich wieder mal gehört). Vielleicht noch mehr als das 3. Klavierkonzert, das Konzert f. Orchester und das Divertimento zeigt das Violakonzert eine gewisse "Altersmilde". Der Kontrast zu den beiden ersten Klavierkonzerten ist schon beträchtlich (auch das (2.) Violinkonzert ist ziemlich sperrig). Wenn es Dir gefällt solltest Du auf jeden Fall die von mir genannten Stücke mal anhören, die sind eher eingängiger als das Bratschenkonzert (das ich etwas blaß finde). Konzert für Orchester und Divertimento sind ziemlich unwiderstehlich, die gefallen fast jedem.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo C. Huth,


    nun, etwas spät und für den unwahrscheinlichen Fall, daß Du diese Einspielung noch nicht hast:


    ich finde sie großartig!! Tolles Orchesterspiel, wie man es von Boulez mit Bartok gewöhnt ist und ein Gil Shaham in Höchstform. Also mir gefällt die Einspielung einer der schönsten VK des 20. Jhd. außerordentlich gut - wobei ich dazu sagen sollte, daß ich bisher erst 2 - 3 Einspielungen zum Vergleich gehört habe - aber mit Boulez macht man sicher nichts falsch. Und mit Shaham in diesem Fall mit Sicherheit auch nicht.


    :hello:
    Wulf.

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Also in Bergs Violinkonzert bietet Bartoks Bratschenkonzert nur bedingt einen geeigneten Einstieg :D
    Die Aufnahme kenne ich nicht, aber Zimmermann ist eine der drei oder vier berühmtesten Violaspielerinnen überhaupt; das dürfte jedenfalls solide sein.
    Wie ja vermutlich im Beitext steht, ist das Werk Bartoks letztes und konnte nicht mehr ganz vollendet werden. Ich kenne es nicht sehr gut (habe es aber zufällig neulich wieder mal gehört). Vielleicht noch mehr als das 3. Klavierkonzert, das Konzert f. Orchester und das Divertimento zeigt das Violakonzert eine gewisse "Altersmilde". Der Kontrast zu den beiden ersten Klavierkonzerten ist schon beträchtlich (auch das (2.) Violinkonzert ist ziemlich sperrig). Wenn es Dir gefällt solltest Du auf jeden Fall die von mir genannten Stücke mal anhören, die sind eher eingängiger als das Bratschenkonzert (das ich etwas blaß finde). Konzert für Orchester und Divertimento sind ziemlich unwiderstehlich, die gefallen fast jedem.


    viele Grüße


    JR


    Hallo Johannes,
    Du hast es erahnt und es kam wie Du es vorrausgesehen hattest. Ich habe mit Bartók keinen Einstieg in Bergs Violinenkonzert gefunden :D
    Habe Berg bis heute nicht gehört und wenn Berg (von dem ich nur den Namen und den Engel-Thread :angel: kenne) kein Klavierkonzert komponiert hat, dann waren es die ersten beiden Klavierkonzerte, die mir einst die Freude an (dann wohl) Bartók nahmen. Ganz anders das Bratchenkonzert. Ich höre es fast täglich und finde es nicht wirklich blaß. Es erzeugt in mir diese Stimmung die ich so nur von den Streichquartetten des ehrenwerten Dimitri Schostakowitsch kenne. Sollte es gegen die anderen von Dir genannten Werke tatsächlich blaß wirken, dann freue ich mich umso mehr darauf, Deine Empfehlungen kennenzulernen. Ich denke ich beginne mal mit dem Konzert für Orchester.


    Vielen Dank für die Infos
    GalloNero

    ... da wurde mir wieder weit ums Herz ... (G. Mahler)

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  • Zitat

    Ganz anders das Bratchenkonzert. Ich höre es fast täglich und finde es nicht wirklich blaß. Es erzeugt in mir diese Stimmung die ich so nur von den Streichquartetten des ehrenwerten Dimitri Schostakowitsch kenne. Sollte es gegen die anderen von Dir genannten Werke tatsächlich blaß wirken, dann freue ich mich umso mehr darauf, Deine Empfehlungen kennenzulernen. Ich denke ich beginne mal mit dem Konzert für Orchester.


    "blaß" hätte ich wohl nicht schreiben sollen; das klingt etwas negativer als es gemeint war. (mir fällt aber immer noch kein besserer Ausdruck ein) Es ist recht lyrisch, introvertiert und mir scheinen dei Volksmusikanleihen (wie z.B. auch im Finale des Divertimento) "naiver" als bei anderen Werken Bartoks. Das Konzert für Orchester ist zwar auch lange nicht so kühn wie frühere Stücke, aber eben ein extrem virtuoses, extrovertiertes, mitreißendes Konzert für das gesamte Orchester (Auftrag von Koussevitzky/Boston SO). Es müßte Dir aus jeden Fall zusagen, wenn Dir das Bratschenkonzerrt gefällt.


    viele Grüße


    JR

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    (Bob Dylan)

  • Dieser Thread über die beiden Bartók-Violinkonzerte braucht dringend ein Update. In diesem Jahr ist nämlich einerseits die 1995 Einspielung der Konzerte von Zehetmair unter Iván Fischer bei Brilliant neuaufgelegt worden, andererseits eine neue Einspielung von Isabelle Faust unter Daniel Harding erschienen.



    Beide Aufnahmen würde ich als sehr, sehr gut beschreiben! Zum Vergleich habe ich nur die alten Menuhin-Aufnahmen, die vom Aufnahmetechnischen unbefriedigend sind, und die bei Naxos erschienene Aufnahme von György Pauk unter Antoni Wit. Während Menuhin natürlich eine geigerische Urgewalt darstellt (der von der Klangtechnik ein Bein gestellt wird), fehlt Pauk mMn das letzte Quäntchen Qualität um diese sehr schwierigen Konzerte für den Hörer schlüssig darzustellen (außerdem spielt er viel Vibrato, was mich bei Bartók extrem nervt). Zehetmair und Faust hingegen - beide exzellent begleitet - gestalten die Violinkonzerte so, dass man voll mitgehen kann. Bei Zehetmair ist mehr das Kraftvolle im Vordergrund, bei Faust mehr die klassische Durchleuchtung der Partitur. Ich empfinde beide Interpretationen als gleichwertig und als schwer zu übertreffen. Aufgrund des hohen emotionalen Gehalts des ersten Konzerts würde ich hier vielleicht den glutvoller aufgeigenden Zehetmair vorziehen, aber bei der Mammutpartitur des zweiten ist bei mir Faust knapp vorne. Meinem Gefühl nach verhalten sich die beiden Aufnahmen zueinander wie die Klavierkonzertaufnahmen von Stephen Kovachevich und Géza Anda.

  • Auch diese Aufnahme sollte nicht unerwähnt bleiben:


    Bartok, Bela
    Violinkonzerte No 1 und No 2
    sowie ein
    Violakonzert


    BBC Philharmonic Orchestra,
    Gianandrea Noseda


    James Ehnes (Violine & Viola)


    Dieser Geiger wird schon mal als „Jascha Heifetz unserer Tage“ betitelt … ;)

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Von James Ehnes habe ich gerade gestern gekauft (im Mai erschienen und schon im second hand für 9,90 - sogar versiegelt), aber noch nicht gehört:



    Zwei weitere sehr hörenswerte Bartok VC2 Aufnahmen sind diese:




    Meine Güte, die Tetzlaff-Aufnahme ist auch schon 22 Jahre alt, die ich habe damals brandneu gekauft. Wie doch die Zeit vergeht.

  • In den letzten Tagen sind bei Tamino die Prokofieff - Violinkonzerte aktuell im Gespräch.
    :!: Die beiden Bartok - Violinkonzerte sind nicht minder wertvoll und ebenso hörenswert. Besonders das VC Nr.2 ist ein Meisterwerk, das den Prokofieff-VC in keiner Weise nachsteht.
    Ich hole ich das Thema aber auch wiedereinmal heraus um gleichzeitig auf die beiden grossartigen Rhapsodien für Violine und Orchester Nr.1 und 2 aufmerksam zu machen.


    Von meistgespielten und bedeutenderen Violinkonzert Nr.2 gibt es weit mehr Aufnahmen, als vom Frühwerk dem VC Nr.1.
    Die im Vorbeitrag abgebildete CD mit Kopatchinskaja /Eötvös (NAIVE, 2001/12, DDD) hatte in den letzten Jahren auch den Weg in meine Sammlung gefunden:
    Eine vergleichsweise eigenwillige Interpretation, die aber vom emotionalen Einsatz absolut aufhorchen lässt und die wunderbare Eigenschaft hat, den Hörer absolut zu fesseln. Ganz grosse Klasse !



    *** Die klassische und zugleich unglaublich tiefgehende Int des Violinkonzert Nr.2 ist die mit Stern/Bernstein New Yorker PH.
    Diese Zusammenstellung der Ausführenden ist es denn auch, die die beiden Rhapsodien für Violinie und Orchester Nr.1 und 2 (beide 1928) absolut umwerfend darbieten.


    :!: Für die beiden Rhapsodien wählte Bartok einen zweisätzigen Aufbau in langsam/schnell "Lassu/Friss" (Spieldauern ~10 und 11 Minuten). Der folkloristische Bezug seiner ungarischen Heimat ist unüberhörbar und somit an Liszts ung.Rhapsodien angelehnt (die ihrerseits keine wirkliche ungarische Volksmusik sind). Sie bieten dem Solisten die Gelegenheit ihre virtuosen Fähigkeiten voll auszuspielen. Die publikumswirksamen Rhapsodien schrieb Bartok 1928 für die befreundeten Geiger Joseph Szigeti und Zoltan Szekely.



    Das VC Nr.2 und die beiden Rhapsodien finden sich auf dieser SONY-Doppel-CD:

    SONY, 1958 (VC2), 1962 (Rhap.), ADD


    Die Einzel-CD für die VC Nr. 1 und 2 mit Stern (Das VC Nr.1 mit (Ormandy):

    SONY, 1958 (VC2), ? (VC1), ADD


    - da diese CD bisher im Höchstpreisniveau war, habe ich sie mir heute (bei den Medimöpsen für nen halben Euro bestellt um auch das VC1 mit Stern hier unter Ormandy zu haben) -

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Was die Bartok - Violinkonzerte anbetrifft bin ich ja von Stern / Bernstein (SONY) und Chung / Solti (Decca) sowie auch Kopatchinskaja /Eötvös (NAIVE) recht verwöhnt.
    Die Mercury - CD hatte ich auch eher wegen der Suite Nr.2 op.4 gekauft, die mit Dorati einfach umwerfend gelungen ist !


    Nicht minder gelingt das VC Nr.2, bei dem sich ebenfalls für Bartok typische ungarische Effekte und orchestrale Farben einstellen, die Dorati mehr als alle Anderen besonders herausstellt. Es ist beim Hören für den orchestralen Part ein leichtes Umdenken gegenüber den o.g. Aufnahmen erforderlich, das sich bei der gebotenen Qualität mit ungarischen Touch schnell einstellt. Es spielt hier das Mineapolis SO.
    *** Yehudi Menuhin ist in meiner CD-Sammlung höchstens mal als Dirigent vertreten; als Geiger habe ich ihn nur als sehr symphatischen Musiker auf dem Schirm und kennen ihn aus Klassik-TV-Dokus.
    :thumbup: Das er seinen Bartok voll drauf hat, beweisst diese CD, die neben einer tollen höchst angemessen Int den wunderbaren Klang seiner sonoren Stradivari wiedergibt.


    Spieldauer = 15:30 - 9:08 - 11:08


    8o Ich war platt, dass diese Aufnahme von 2/1957 stammt. An anderer Stelle berichtete ich ja schon, wie herausragend für die Zeit diese 3-Kanal-Aufnahmen der Mercury Living Presence - Serie klingen.



    Mercury, 1957, 1955 (Suite Nr.2), ADD




    Die Aufnahme Suite Nr.2 op.4 erfüllt vollends meine Erwartungen. Sie fehlte in meiner Sammlung, denn ich hatte zu LP-Zeiten mal von den Suiten eine Hungaroton-Aufnahme mit Ferencsic/Erdeli, die bei weitem nicht an diese fulminante Dorati-Aufnahme heranreichten ...


    :!: Die Frühwerke Suiten Nr. 1 und 2 sind einen eigenen Thread wert ... demnächst ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich habe noch zwei Aufnahmen des 1. Violinenkonzert, die hier noch nicht erwähnt wurden. Einmal die von Ostertage und Gielen und dann noch Janine Jansen mit Pappano. Wobei ich ganz klar die Jansen Aufnahme bevorzuge. Sie ist deutlich rhythmische, auch das Orchester gefällt mir besser. Die Interpretation ist deutlich sanglich und lyrischer, Also deutlich mehr eine Interpretation mit der man eine junge Geigerin für sich einnehmen kann, was ja Bartoks Intention war.


    Wobei ich auch Neugierig auf die Isabell Faust Interpretation bin. Mag noch jemand von den aktiven Kollegen was dazu sagen?

  • Wobei ich auch Neugierig auf die Isabell Faust Interpretation bin. Mag noch jemand von den aktiven Kollegen was dazu sagen?


    :thumbup: Momentan meine liebste Aufnahme der Bartok-Violinkonzerte. :hello:


    Allerdings äugle ich auch mit der Aufnahme von James Ehnes … mal sehen, ob die Faust-Aufnahme meine liebste bleibt … :pfeif:

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • :thumbup: Momentan meine liebste Aufnahme der Bartok-Violinkonzerte. :hello:


    Danke Maurice, das klingt doch gut. Die Klangschnipsel klingen auch gut...
    Ich vermute mal, die Aufnahme wird bald bei mir landen. Und dann hätte ich neben Kopatchinskaja auch noch eine zweite Variante des zweiten VC. :)

  • György Pauk / Antoni Wit


    Im April hatte ich mir nach Garagulys sehr positiven Eindrücken (in Heute gehört) die abgebildtete NAXOS-Aufnahme mit Pauk / Wit zugelegt.


    NAXOS, 1997, DDD


    Was György Pauks solistische Darstellung mit Perfektion und Hingabe anbetrifft, kann ich Garaguly eindeutig zustimmen. Besonders im VC Nr.1 gelingen ihm wunderbar ausgekostete Passagen in beiden Sätzen.

    :( Orchestral fehlt es mir bei A.Wit dem National Polish RSO aber deutlich an Ecken und Kanten sowie der geboteten Ausdrucksstärke. Was im VC Nr.1 noch gerade so durchgeht, weil die beiden Sätze weniger grossorchestral angelegt sind, verblasst dann im VC Nr.2 total.


    Ich hatte mir als Vergleich eine meiner Aufnahmen mit Chung/Solti (Decca) angehört, die ich solistisch nicht als perfekt betrachte, weil die Solistin Kyung Wha Chung zwar technisch perfekt wirkt, aber vom Gefühlsgehalt nicht an die grossen Aufnahmen mit Isaac Stern/Bernstein und Ormandy (SONY) - [siehe Beitarg 15] und Menuhin/Dorati (Mercury) - [siehe Beitrag 16] herankommt.

    :!:Aber Soltis orchestraler Glanz, der alle Ecken und Kanten ausspielt, gibt den beiden VC einen ganz andere und ungleich spannenderen Anstrich, der mir eindeutig besser gefällt.

    A.Wits reine Orchesterbegleitung wirkt dagegen im Vergleich müde; hinzu kommt noch eine recht flache undurchsichtige Klangqualität (die an Naxos Anfangszeiten erinnert) ... die CD muss nicht zwingend in meiner Sammlung bleiben.


    ;) Eine ideale Besetzung wäre vielleicht György Pauk mit Georg Solti gewesen ....

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Yehudi Menuhin ist in meiner CD-Sammlung höchstens mal als Dirigent vertreten.
    Das er seinen Bartok voll drauf hat, beweisst diese CD, die neben einer tollen höchst angemessen Int den wunderbaren Klang seiner sonoren Stradivari wiedergibt.

    Lieber Wolfgang,


    daß Yehudi Menuhin seinen Bartok voll drauf hat, das hat er bereits auf dieser alten Aufnahme bewiesen, die zu meiner Verwunderung hier bisher noch gar nicht erwähnt wurde:

    Yehudi Menuhin (Violine) und das Philharmonia Orchestra London, Dirigent: Wilhelm Furtwängler (Aufnahme: 9/1953, London, MONO)

    + Bartok: Sonate für Violine solo.


    Eine für ihr Alter (trotz Mono) gut klingende Aufnahme, und zudem ein seltenes Furtwängler-Dokument, der sich ja, zumindest auf Schallplatte, als Bartok-Dirigent rar gemacht hat. Die Spielzeiten sind ein wenig langsamer als in der Dorati-Aufnahme: 1. Satz 15.54 / 2. 9.59 / 3. 11.35 Min.

    Leider kann ich nicht vergleichen, es ist meine einzige Aufnahme dieses Konzerts :untertauch:. Die Klavierkonzerte liegen mir weit mehr, vor allem das dritte.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Bei meinem Versuch, in diesem Jahr mehr Konzerte zu hören, kamm Bartóks zweites Violinkonzert an die Reihe. Bartók ist einer meiner Lieblingskomponisten und es ist unverzeihlich ein wichtiges Konzert von ihm nicht richtig zu kennen....


    Nun also zu den Eindrücken beim Hören. Wer sein zweites Klavierkonzert mag, wird harmonisch und rhythmisch durch dieses Konzert nicht vor Herausforderungen gestellt. Die Nähe zum Klavierkonzert finde ich leicht hörbar. Allerdings bedingt die Violine als Soloinstrument schon ein paar Änderungen in der Orchestrierung. Er verzichtet im ersten Satz nicht völlig auf Streicher. Sie bilden (manchmal zusammen mit einer Harfe) einen wichtigen Kontrapunkt zum Solisten. Zumindest in meinen Aufnahmen ist das Orchester bis auf wenige Tutti-Stellen fein differenziert herausgearbeitet. Es ist fast immer klar, mit wem der Solist gerade kommuniziert. Dabei leistet es sich Bartok vermehrt im dritten Satz auch die Rhythmusgruppe mit der Violine kontrastieren zu lassen, was mir persönlich sehr gut gefällt und dem Konzert eine völlig eigene Prägung gibt. Anders als in seinen beiden ersten Klavierkonzerten stehen hier häufig der rhythmischen Dynamik lyrische Stellen gegenüber, die klanglich sogar ein wenig an Spätromantik erinnern .... Auf jeden Fall ein beeindruckendes Werk, dass mit ein paarmal Hören selbstverständlich nicht wirklich erfasst ist ..


    Was habe ich nun für Aufnahmen gehört:



    Aus der Boulez/Bartók Box auf CD5 eine Aufnahme mit dem Chicago Symphony Orchestra und Gil Shaham als Solisten aus dem Dezember 1998, die klanglich sehr gut ausbalanciert ist, wie ich das sehr häufig bei der DGG erlebe.Eventuell hat aber auch der Dirigent damit etwas zu tun :)


    Die zweite Aufnahme ist schon etwas älter. Sie stammt aus dem Jahre 1958. Der Solist ist Isaac Stern und er wird "begleitet" durch die New Yorker Philharmoniker unter Leitung von Leonard Bernstein. Ich habe diese Aufnahme über tidal mit MQA 192 gestreamt (der DAC Magic kann das) und bin hingerissen von akustischen Qualität. Der Zeit geschuldet sind die lyrischen Stellen etwas "süßlicher", aber selbstverständlich perfekt gespielt und das Zusammenspiel der beiden Parteien ist außerordentlich. Wenn man von der leichten Höhenschärfe absieht, ist die Aufnahme in ihrer Durchsichtigkeit mit der von Boulez vergleichbar und man kann sich ganz auf die Musik einlassen. Wenn ich das eben noch nicht gesagt haben sollte, auch im zweiten Satz gibt es schon Dialoge zwischen Violine und Pauke .... wunderschön hier zu hören. Eine absolut berückende Aufnahme nach diesem Remastering!




    eyJidWNrZXQiOiJwcmVzdG8tY292ZXItaW1hZ2VzIiwia2V5IjoiODM4OTc1MC4xLmpwZyIsImVkaXRzIjp7InJlc2l6ZSI6eyJ3aWR0aCI6MzAwfSwianBlZyI6eyJxdWFsaXR5Ijo2NX0sInRvRm9ybWF0IjoianBlZyJ9LCJ0aW1lc3RhbXAiOjE1MDg4MzQxOTZ9



    Diese Aufnahme scheint im Web zur Verfügung zu stehen. Auch hier ist die Qualität nicht schlecht. Aber trotz Remastering müssen bei YT ein paar Kompromisse gemacht werden.







    Noch ein wenig Skurriles und Interessantes am Rande. Es gibt auch unter Rockmusikern Begeisterung für dieses Konzert. Ein E-Gitarriost spielt hier den Anfang aus dem zweiten Violinkonzert mit seine E-Gitarre. Die Darbietung soll keine Kunst darstellen, aber man kann IMO an Melodie und Rhytmus doch eine erstaunliche Verwandschaft zur Rockmusik hören.



    Wir hören im Hintergrund die Aufnahme mit Shaham und Boulez.


    Zitat von Youtube Text

    This is one of the greatest concertos of the 20th century and a personal favorite. I learned the whole thing a while ago and this is just small part of it. hope you Enjoy it

  • Alfred_Schmidt Eigentlich wäre auch dieser Thread besser im Konzertforum platziert.


    (Nach Entscheidung bitte löschen!)


    Es ist auch schade, dass doch viele Cover nicht mehr zu erkennen sind


    Alfred_Schmidt Danke für Wiederherstellen der Cover. Wenn Du den Thread nicht verschieben möchstest, kannst Du diesen Beitrag einfach löschen, wenn doch, natürlich auch :)