Bach: h-Moll Messe BWV 232

  • Wie ich soeben bei JPC entdeckte, gibt es eine neue Aufnahme der Messe mit Herreweghe:



    Hörschnipsel gibt es noch nicht, aber mir ist ohnehin klar, dass an einer Bestellung dieser Aufnahme nichts vorbeiführt - in diesem Fall sogar ausnahmsweise ohne vorher davon etwas gehört zu haben.
    Angesichts der überragenden Neuaufnahme der Bachschen Motetten mit demselben Dirigenten und bei der Solistenbesetzung (kenne nur den Tenor noch nicht) meine ich schon, dass man dem Herrn Herreweghe hier einmal blind vertrauen kann.


    :hello:


    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • 2010 ist beim Label Linn eine SACD mit der h-Moll Messe herausgekommen. Sie orientiert sich an der bei Fassung, die Joshua Rifkin 2006 erstellt hat (Breitkopf & Härtel). Die Chöre werden durch das Solistenensemble gesungen. Leider ist der gut geschriebene Booklet-Text ausschliesslich in englischer Sprache abgefasst. Wer dieser Sprache nicht mächtig ist, kann sich über zu Geschichte und Aufführungspraxis und den Änderungen, die Rifkin an der h-Moll Messe vorgenommen hat, nicht informieren.


    Zum schottischen Dunedin Consort gehören: Susan Hamilton Sopran, Cecilia Osmond Sopran , Margot Oitzinger Alt, Thomas Hobbs Tenor, Matthew Brook Bass, Dunedin Players, John Butt dirigiert.

    Die Aufnahmetechnik ist ausgezeichnet. Die einzelnen Stimmen der Solisten sind gut zu orten. Das Orchester spielt nicht schmalbrüstig, differenziert in den leisen Sätzen, barocke Pracht in den Steigerungen, wenn Pauken und Blechbläser in der Partitur verlangt sind.
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




    2 Mal editiert, zuletzt von moderato ()

  • Wie ich soeben bei JPC entdeckte, gibt es eine neue Aufnahme der Messe mit Herreweghe.
    Hörschnipsel gibt es noch nicht, aber mir ist ohnehin klar, dass an einer Bestellung dieser Aufnahme nichts vorbeiführt - in diesem Fall sogar ausnahmsweise ohne vorher davon etwas gehört zu haben.
    Angesichts der überragenden Neuaufnahme der Bachschen Motetten mit demselben Dirigenten und bei der Solistenbesetzung (kenne nur den Tenor noch nicht) meine ich schon, dass man dem Herrn Herreweghe hier einmal blind vertrauen kann.
    Glockenton


    Ab heute kann man die komplette neue Aufnahme der h-moll-Messe mit Herreweghe hören
    und zwar für etwa 2 - 3 Wochen bei http://www.radio4.nl in de plaatpaal.

    mfG
    Michael

  • Hallo Schneewittchen,


    ich habe mich schon mal bei Dir sehr für Deinen Thread "Heute, live im web" bedankt - er ist in meinen Abos.
    Für Deinen Beitrag hier erneut mein großer Dank.
    Schon seit längerer Zeit suche ich nach einer zeitgemäßen Aufnahme - und die von Dir genannten 2 - 3 Wochen - ich werde sofort 2 Wochen nutzen, nun endlich meine Wahl zu treffen.


    Die Aufnahme entspricht mir sehr, die Blechblasinstrumente - eine Freude zu hören - die Tempi sehr passend(bei ganz wenigen Stellen etwas zu schnell?)- die Durchsichtigkeit - die gute Klangbalance - usw.


    Ich habe nicht die ganze Aufnahme gehört, aber doch in Ausschnitten gut über 1 Stunde (auch jetzt über Kopfhörer während ich schreibe).


    Kritikpunkte: Der Countertenor klingt ein ganz klein wenig zu metallisch-hart - die Stimme (nicht die Aufnahme aus ca. 1955) von Herta Töpper klingt für mich besser - besonders bei der Arie "Qui sedes..." - die ich sehr schätze - finde ich das etwas schade. Und an den voluminösen Bass von Max Proebstel (auch Aufnahme ca. 1955) kommt dieser hier weit nicht heran. Warum die "s"-Laute von Bass und Countertenor so "heraus stechen"?


    Es wird eine schwere Wahl werden für mich - ich bin keine Freund 10... und noch mehr Aufnahmen eines Werkes zu haben.


    Nochmals danke für Deinen Link.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Seit einiger Zeit habe ich nun die von mir oben angesprochene neue Herreweghe-Aufnahme. Ehrlich gesagt bin ich etwas enttäuscht. Ja, es ist ziemlich perfekt, Herreweghe-typisch hochkultiviert und natürlich insgesamt eine grosse Leistung. Aber verglichen mit seiner zweiten Aufnahme, mit van Veldhoven und z.B. und vor allem auch Leonhardt gleitet es mir manchmal dann doch zu sehr in die Richtung gepflegte Langeweile ab. SeineTempi sind noch schneller geworden, für mich meistens ein wenig zu schnell (allerdings nicht das eher konventionelle Cum sancto spirito) und alles ist derart wie erwartet uneitel zurückgenommen und leider schon zu schöngeistig geglättet.
    Während dieses bekannte und immer mehr auf die Spitze getriebene uneitle Hochkulturkonzept ganz hervorragend bei seiner Neueinspielung der Motetten aufgeht, finde ich hier, dass diese erhoffte Wirkung " gerade weil ich ja nichts übertreibe und mich ganz dienend zurückhalte etc...kommt die bewegende Aussage ums so stärker" irgendwie nicht eintreten will. Eher gerät es manchmal in die Gefahrenzone des beiläufig- Nichtssagenden, auf hohem Niveau, wohlgemerkt.


    Suzuki und Veldhoven machen das zupackender, für mich insgesamt überzeugender. Veldhoven hat seine Praxis des Alterierens zwischen Solisten und Ripienisten als einen seiner Vorteile "im Ärmel", bei Suzuki gibt es diese silbrige Klarheit im Klang und eine Balance zwischen grosser Lebendigkeit und dem gleichzeitigen Verzicht auf Übertreibungen und natürlich auch sehr gute Sänger/innen.
    Mittlerweile habe ich sogar wieder Harnoncourts zweite Aufnahme aus den 80ern mit dem ASC-Wien im Bestand. Ja, die schwer-dramatische Klangästhetik der Solistinnen mag ich gar nicht, mancher Chorsatz wie z.B. das Gloria wirkt etwas zu langsam und schwer, der Chor wirkt etwas zu vollbesetzt. 10 Jahre später hörte ich live in Graz eine mich in vielen Aspekten wesentlich überzeugendere Version. Dennoch: Auch bei dieser Aufnahme gibt es für den Musiker, der lernen möchte viele Highlights, z.B. das Orchesterspiel im Christe eleison (nicht der Gesang) und viele Ideen in der ganzen Messe in Bezug auf Phrasierung, Dynamik, Artikulation. Das ist eine echte Fundgrube für Dirigenten. Die Kultiviertheit Herreweghes wird zwar selten bis nie erreicht, allerdings empfinde ich auch diese Aufnahme als einfach mehr "lebende Musik".


    Meine erste h-moll Messe auf CD war die Aufnahme mit Gustav Leonhardt, kurz nachdem sie herauskam.
    Zusätzlich zu dieser Einspielung besitzte ich nunmehr die Fassungen von


    Koopman
    Herreweghe 2+ 3
    van Veldhoven
    Suzuki
    Harnoncourt 2


    Wenn ich nur eine auf die einsame Insel mitnehmen dürfte wäre es- putzig genug- die kernige Leonhardt-Aufnahme (dessen Solisten auch super sind, mit Abstrichen der Sänger Rene Jacobs) , danach Suzuki.


    Eine weitere Reihenfolge festzulegen wäre schwer,weil jede der anderen Aufnahmen ihre Vorteile hat, die ich nicht missen möchte, allerdings auch Dinge
    enthält, über die ich bewusst hinweghören muss, weil sie mich nicht so überzeugen.


    Dies ist das erste Mal, dass ich eine Bach-Herreweghe-Aufnahme wohl nicht gekauft hätte, wenn ich sie besser gekannt hätte. Aber es kann ja auch sein, dass ich noch mehr hören muss um vielleicht doch noch in Begeisterung auszubrechen.


    Ob ich nun mir hätte das Geld sparen können und gleich bei meiner ersten Leonhardt-Aufnahme bleiben sollen statt 6 andere Einspielungen zu kaufen?
    Nein, es ist schon gut so, selbst wenn ich ab und zu gerade durch andere Interpretationen darauf aufmerksam wurde, wie gut Leonhardt so manches Detail geschehen lässt. Dafür höre ich relativ leicht über leichte sporadisch Intonationsschwächen bei Sopraneinsätzen im Chor hinweg.


    Vielleicht ist das Werk auch zu gross, dass es einer schaffen würde, eine in wirklich allen Bereichen rundum überzeugende und perfekte Einspielung hinzulegen. Irgendetwas ist da immer nicht ganz so toll. Gut und Weltklasse sind natürlich alle hier genannten Aufnahmen, aber es ist ja gerade lehrreich, wenn man diese gegenüberstellt.


    :hello:


    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Im Thread über Müller Brühl habe ich gerade seine H-Moll Messe genannt - hier wurde sie noch nicht besprochen - mich würde sehr interessieren was Berufenere als ich dazu meinen - ich finde sie nämlich neben den anderen Aufnahmen die ich besitze (Hengelbrock, Gardiner und Richter) durchaus hörenswert - kennt sie niemand?



    Gruss aus Bruchsal


    Kalli

  • gern hätte ich den Mitschnitt hier verlinkt, aber er ist wieder weg:
    den mit Vaclclav Luks und seinem Ensemble 1704, live aus Regensburg.


    Mal mit Johannes Roehl einer Meinung: die Aufnaheme Fasolis' ist für mich eine der überzeugendsten: Flexibel, homogen wo nötig, heterogen wo ebenso nötig.
    Dramatisch in der Anlage bis hin zum Ungewohnten, siehe "Crucifixus- Et in carnatus est", und einem vernehmnlichen Stampfen seitens des Dirigenten, dem Übergang zum "Et Resurrexit" die nötige Kraft zu verleihen.
    Emotional für mich überzeugender als so viele andere Aufnahmen, die oft im Detail Schöneres bieten, doch nie so lebendig und leibhaftig sind wie Fasolis das Werk angeht.


    Vaclav Luks aber kommt nahe heran, zumindest live. Bietet betörend schöne Lösungen, Ripieni gegen Tutti zu stellen; ist nie kühl; nie detailverliebt....dennoch höre ich Details in Nebenstimmen, die auch eine reduzierte Besetzung mir bisher nie offenbart hat.
    Das Bildhafte Fasolis' geht ihm etwas ab, dafür gestaltet er die Messe als Ganzes. Das taten Richter, Klemperer und Co. Details boten Herreweghe, Suzuki und Co.
    Veldhoven besonders reiht schönste Details aneinander....
    Luks gelingt, in meinem Ohr, das mehr ist als mein Gehör, die bislang schlüssigste Lösung, detailgenau ein Ganzes zu musizieren.


    Meine Referenz, die "nur" ein Mitschniit ist- neben der CD von Fasolis.


    Herzliche Grüße,
    Mike

  • Ich höre gerade:



    Solistisch besetzt - ich weiß - das ist umstritten - aber was ich hier höre gefällt mir ausnehmend gut. Lars Ulrik Mortenson liefert eine sehr fein klingende Aufnahme ohne Hektik aber wunderbarer Durchhörbarkeit. Wunderschön!


    Kalli

  • Bin gerade auf Facebook auf dieses Video hier aufmerksam gemacht worden, bei dem das Bach Collegium Japan unter Masaaki Suzuki das "Dona nobis pacem" aus der h-moll-Messe Bachs extra noch einmal eingesungen haben.


    Ich kenne keine Musik, die mir vor allem gegen Ende des Satzes derart Ehrfurcht und durchaus auch Tränengefahr einflößen könnte, wie gerade diese Bach-Komposition. Allerdings muss sie dann auch im genau richtigen Tempo, absolut klar und transparent, geschmackvoll, intonationsrein und energiereich vorgetragen werden. Für mich gelingt das hier dem Bach Collegium Japan unter Masaaki Suzuki auf eine besonders eindrucksvolle und überzeugende Weise.
    Auch die Akustik in dieser Kirche trägt ihren Teil zum überwältigenden Eindruck bei. Diese Musik scheint irgendwie von oben her zu kommen. Für Gläubige bedeutet das Eintauchen in diese Tonwelt, ein paar Minuten himmlische Atmosphäre zu erahnen. Aber auch die anderen Hörer werden ihre Anknüpfungspunkte haben.
    Vielleicht ist es gut, dass ich dort in Kobe nicht in der ersten Reihe sitze, sondern es "nur" als mp4 und via PC und Studiomonitoren erleben kann. Live wäre es möglicherweise für mich schon zu viel des Guten....


    Hier beweisen dieses Ensemble und der Dirigent, dass sie schon seit Jahren zur Mount-Everest-Klasse der Interpreten für Bachs geistliche Musik zu rechnen sind.
    Man kann es eventuell anders machen - besser aber m.E. nicht. Und ich finde auch nicht, dass man es groß anders machen sollte:



    Gruß
    Glockenton

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  • Hallo,


    besser? Anders, ja: Gerade in Bezug auf den Text scheint mir hier ein runder Chorklang - ohne Einzelstimmen zu hören - adäquater zu sein, weil dadurch das uns klanglicher ausgedrückt würde, es käme der allumfassenden Bitte im Klangeindruck näher.


    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Im Gegensatz etwa zur durchgängig solistischen Kuijken-Einspielung oder zur alternierend solistischen van Veldhoven-Aufnahme hat Suzuki hier einen für heutige Ansätze ziemlich großen Chor. Da ich momentan gerade ein schwaches Netz habe, kann ich es nicht noch einmal nachzählen, aber er hat in der letzten Zeit immer 4 Personen per Stimme genommen, manchmal sogar fünf. Für Rifkin-Anhänger ist das schon absurd viel.....
    Wenn man sich jedoch zu alten Richter-Zeiten zurücksehnt, dann mag es wenig erscheinen. Jenes Klangbild und jener Interpretationsansatz ist aber aus meiner Sicht viel zu weit von dem weg, was man für Bach als werkgerecht bezeichnen könnte. Es mag eine romantische Alternative sein, aber ein Klangbild und eine Spielweise, wie man sie bei Suzuki und auch bei Herreweghe hören kann, ist dann doch für mich wesentlich überzeugender. Die Musik kann mich so mehr bewegen und sie ist auf diese Weise auch wesentlich besser in allen möglichen Aspekten zu verstehen.


    Für mich ist hier ein geradezu idealer Balancezustand zwischen hervorragender Transparenz, Klangfülle und Homogenität gefunden. Hier hilft m.E. auch die Raumakustik mit.
    Ich kann nicht finden, dass man Einzelstimmen wie Schmetterlinge aus dem Chor heraushört, sondern bewundere im Gegenteil die Einheitlichkeit des Chorklangs.
    Es ist im Vergleich zum Collegium Vocale Gent ein hellerer und auch etwas metallischerer Klang, der möglicherweise etwas "asiatisch" sein mag. Man kann es aber auch als kraftvoll-energetisch beschreiben und empfinden.
    Es wird ja auch sichtbar, dass die europäischen Solisten ebenfalls - wie auch bei Bach üblich- im Chor mitsingen. Das geht alles wunderbar zusammen.


    Ebenso finde ich das Lautstärkeverhältnis Chor-Orchester ebenfalls mustergültig gut gelungen. Durch die Verwendung von Barockinstrumenten ist das ja auch viel leichter möglich, als wenn man heutige Instrumente spielte, gerade auch im Bereich der nach wie vor nicht einfach zu spielenden Blechbläser.


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Mir gefällt die Version von Gardiner mit dem Monteverdi-Chor - gute Tempi, toller Chor, unaufdringliches Orchester (The English Baroque Soloists)



    aber auch die in der Brilliant-GA Bachs enthaltene Version mit The Sixteen ist gut:


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  • ach ja,
    was mögt ihr eigentl. am liebsten aus der h-Moll-Messe?
    Also, ich das Gloria und das "Et exspecto" aus dem Credo!


    Beim ersten Hören hat mit das Confiteor am besten gefallen. Heute würde ich sagen: Das erste Kyrie und das ganze Credo.

  • In der deutschen Wikipedia steht zum Übergang vom Confiteor zum Et expecto: "In gewagten Harmonien und ungewöhnlichen chromatisch-enharmonischen Modulationen werden alle Tonarten des Quintenzirkels bis Es-Dur und Gis-Dur durchschritten." Hat das mal jemand nachvollzogen? Das soll wohl den Wandel vom irdischen bis zum ewigen Leben darstellen. Kann mir jemand eine gute Werkeinführung empfehlen?

  • Hallo Timo, ich kann dir diese empfehlen.....


    klick
    oder in Rot....

    klick


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Kann vielleicht ein Moderator den Titel dieses Threads in "Bach: h-Moll-Messe BWV 232" ändern?


    Lieber Timo


    Deiem Wunsch konnte nach drei Jahren entsprochen werden. Es ist mir im Studium des Threads erst aufgefallen, dass du die Bitte geäussert hast.


    LG moderato

  • Diese Aufnahme des Labels Alia Vox wurde nicht erwähnt.



    Jordi Savall hat mit jungen Sängerinnen und Sängern die bachsche h-Moll Messe BWV 232 eingespielt:

    Celine Scheen, Sopran 1,

    Yetzabel Arias Fernandez, Sopran 2,

    Pascal Bertin, Alt/Countertenor,

    Makoto Sakurada, Tenor

    Stephan MacLeod, Bass


    Jordi Savall leitet La Capella Reial de Catalunya und Le Concert des Nations.


    Der Chor setzt sich aus den Solisten und weiteren 22 Berufs-Sängerinnen und Berufs-Sängern zusammen, die eine Akademie zur h-Moll Messe besucht hatten und das Werk einstudierten.


    Man erhält eine DVD mit der Aufführung, eine DVD mit einer Dokumentation sowie 2 SACDs im surround 5.1 Format, die in den massiven Buchumschlag gesteckt sind. Die Texte liegen in fünf Sprachen wie auch der lateinische Messtext in Übersetzung vor.


    Im Buch sind die Überlegungen zur gewählten Aufführung erläutert. Es wird die von Heinrich Schütz in den Psalmen Davids erwähnte Aufteilung in Coro favorito (4 bis 10 Vokalsolisten) und Capella (21 bis 27 Stimmen), die den Hauptchor bilden, verwendet. Der Einsatz der Vokalstimmen, Basso Continuo und Instrumentalisten wird erklärt.

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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  • Walter Blankenburgs Einführung in die h-Moll Messe aus dem jahr 1974, die in Beitrag 197 von Fiesco erwähnt wurde, habe ich antiquarisch bei medimops günstig erworben und mich eingelesen.


    Bei allem Wissen um die Struktur und Geschichte, bleibt die h-Moll Messe BWV 232 für den Hörer eines der eindrücklichsten geistlichen Werke der Musikgeschichte.


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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Es sind heute zwei Einspielungen der h-Moll-Messe, die ich ungern missen möchte, die ich möglicherweise auch mit auf die berühmte einsame Insel mitnehmen würde:


    und diese hier ------------->















    Alle weiteren könnte ich eigentlich entsorgen - so z.B. die Karajan-Aufnahme von 1952. Sie ist aber insofern eine Rarität, weil das Philharmonia Orchestra London nur bei den Arien spielt, im übrigen jedoch Chor und Orchester der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien eingesetzt sind. Die Solisten sind bei dieser Aufnahme natürlich Opernsänger (und deshalb für geistliche Werke nach meinem Dafürhalten nicht besonders prädestiniert):

    Schwarzkopf – Höffgen – Gedda – Rehfuss


    Eine weitere Historische Aufnahme wurde beim 35. Deutschen Bachfest im Juli 1958 unter Hans Grischkat aufgenommen; seine Solisten sind

    Friederike Sailer – Margaret Bence – Fritz Wunderlich und Erich Wenk

    der Chor - die Schwäbische Kantorei - scheint ein Laichenchor gewesen zu sein, denn sie singen so. Wegen Wunderlich

    möchte ich sie nicht missen, wenn er auch nur sehr, sehr wenig zu singen hat.


    Wegen der guten Solisten will ich auch Rillings Aufnahme nicht abgeben:

    Sonntag – Lipovsek – Crook – Schmidt

    Rilling hat natürlich seine Gächinger Kantorei und das Stuttgarter Kammerorchester zur Verfügung. allerdings ist sein Stil auch bei mir heute nicht mehr so gefragt.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Lieber musikwanderer


    Ich habe eine preislich günstigere Aufnahme deiner durch dich vorgestellten Gardiner-Aufnahme beim Werbepartner gefunden.


    Sir John Eliot Gardiner hat die h-Moll Messe BWV 232 im Abstand von 30 Jahren zwei Mal eingespielt. Einmal für das Label Archiv der DGG und später beim eigenen Label SDG (Soli Deo Gloria).


    Gemeinsam sind der Monteverdi Choir und das Orchester The English Baroque Soloists. Es sind unterschiedliche Gesangs-Solisten. In 30 Jahren ändert die Besetzung der Chöre.


    In der Produktinformation sind die Solisten unvollständig und nicht namentlich aufgeführt, weil die Stimmen aus dem Monteverdi Choir stammen. Das konnte ich von der Homepage der DGG herausfinden. Ich besitze eine Box mit weiteren bachschen Chorwerken in der Interpretation Gardiners. Dort lese ich diese Namen:


    Nancy Argenta, Lynn Dawson, Jane Fairfield, Jean Knibbs, Patrizia Kwella, Soprane

    Carol Hall, Mary Nichols, Mezzo-Soprane

    Michael Chance, Patrick Collin, Ashley Stafford, Countertenöre

    Wnford Evans, Howard Millner, Andrew Murgatroyd, Tenöre

    Richard Lloyd Morgan, Stephen Farce, Bässe



    Bei der zweiten Aufnahme sind die Solisten auf der Rückseite namentlich erwähnt:


    Hannah Morrison, Sopran; Esther Brazil, Sopran;

    Meg Bragle, Alt; Kate Symonds-Joy, Alt;

    Peter Davoren, Tenor; Nick Pritchard, Tenor;

    Alex Ashworth, Bass; David Shipley, Bass.


    Der Booklet-Text liefert die Information, wenn man die Namen der Solisten mit den Chormitgliedern vergleicht, dass die Solisten aus den Reihen des 35köpfigen Monteverdi Choir stammen. Countertenöre werden im Gegensatz zur älteren Aufnahme nicht solistisch eingesetzt.


    Unter den Altstimmen sind die Countertenöre aufgeführt.


    Ein Rezensent unterhalb der Produktinformationen des Werbepartners zeigt sich wenig begeistert.


    Das Booklet kann man als PDF auf der Seite des Monteverdi Coirs downloaden. Der Text stammt aus John Eliot Gardiners Buch Music in the Castle of Heaven, Kapitel 13.

    Leider macht er zur vorliegenden Aufnahme keine Angaben über die Wahl der Solisten und ihrem Verhältnis zum Chor.


    (Anders die in Beitrag 200 erwähnte Aufnahme mit Jordi Savall. Er macht detaillierte Angaben zu Solisten und Chor. "Es wird die von Heinrich Schütz in den Psalmen Davids erwähnte Aufteilung in Coro favorito (4 bis 10 Vokalsolisten) und Capella (21 bis 27 Stimmen), die den Hauptchor bilden, verwendet. Der Einsatz der Vokalstimmen, Basso Continuo und Instrumentalisten wird erklärt." Zitat moderato


    https://shop.monteverdi.co.uk/…ploads/2019/03/SDG722.pdf




    Wo liegen weitere Unterschiede? Wer weiss mehr?

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  • Lieber musikwanderer


    Ich habe eine preislich günstigere Aufnahme deiner durch dich vorgestellten Gardiner-Aufnahme beim Werbepartner gefunden.

    Ich muss gestehen, lieber moderato, dass ich bei der oben abgebildeten Gardiner-Aufnahme der h-Moll-Messe etwas gefudelt habe - und zwar insoweit, als dass das Werk in dieser 105-CD-Box von DG und Archiv-Produktion enthalten ist:



    Da ich jene dicke Ausgabe in der letzten Zeit viel gepostet hatte, wollte ich mal ein anderes Bild beisteuern...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Der Dirigent René Jacobs hat 2021 die h-Moll Messe zum zweiten Male aufgenommen, ein Jahr später hat das französische Label Alpha die Doppel-CD herausgebracht. Was allzu selten geschieht: Auf der Rückseite sind der Chormeister sowie der Konzertmeister vermerkt. Die Leistung der Verantwortlichen für die Einstudierung von Chor und Orchester wird anerkannt.


    Robin Johannsen, Marie-Claude Chappuis, Helena Rasker, Sebastian Kohlhepp, Christian Immler,

    RIAS Kammerchor, (Denis Comtet),

    Akademie für Alte Musik Berlin (Bernhard Forck)


    Hat jemand die Aufnahme in seiner Sammlung und kann etwas darüber sagen?

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  • Die Aufnahme mit Sigiswald Kuijken wurde bereits kurz erwähnt. (Beiträge 158, 169) Die SACD ist beim Werbepartner nicht mehr erhältlich.


    In der Aufnahme der h-Moll Messe sind beteiligt: Gerlinde Sämann, Elisabeth Hermans, Patrizia Hardt, Petra Noskaiova, Christoph Genz, Bernhard Hunziker, Markus Niedermeyer, Jan Van der Krabben, La Petite Bande.


    Zum 50. Jahr-Jubiläum ist eine beim Werbepartner erhältliche, preiswerte CD-Box mit der Matthäus-Passion BWV 244, Johannes-Passion BWV 245, dem Weihnachtsoratorium BWV 248 und der Messe h-moll BWV 232 herausgekommen.


    Der konsequent solistisch besetzte Part der Gesangsanteile (5- bis 8-stimmig) und das mit je einer Stimme besetzte Orchester, bekommt der Messe überraschend gut.

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • An den Proms am 2. August 2012 erklang in der Royal Albert Hall die h-Moll Messe von Johann Sebastian Bach in Grossbesetzung, was der Grösse des Raumes angemessen ist.

    Der You Tube Beitrag wurde 4,8 Millionen mal angeklickt.


    Das Orchester spielt auf historischen Instrumenten bzw. deren Nachbauten. Als Spieler der Traversflöte gefällt mir der Klang bei 33 min 00 s.


    Joélle Harvey, Soprano

    Carolyn Sampson, Soprano

    Iestyn Davies, Counter-Tenor

    Ed Lyon, Tenor

    Matthew Rose, Bass


    Choir of the English Concert

    The English Concert

    Harry Bicket, Dirigent


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Das Orchester spielt auf historischen Instrumenten bzw. deren Nachbauten. Als Spieler der Traversflöte gefällt mir der Klang bei 33 min 00 s.

    Und ich habe eine große Schwäche für das Naturhorn von 45:47 an ("Quoniam tu solus Sanctus ..." :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • An den Proms am 2. August 2012 erklang in der Royal Albert Hall die h-Moll Messe von Johann Sebastian Bach in Grossbesetzung, was der Grösse des Raumes angemessen ist.

    Ich finde auch, dass der große Chor hier angemessen ist. Ohnehin wissen wir bei der h-Moll-Messe ja im Gegensatz zu den Passionen, Oratorien und Kantaten nichts über konkrete Aufführungen und deren Besetzungsgröße. Es wurde noch immer kein Stimmenmaterial einer konkreten Aufführung zu Lebzeiten Bachs gefunden.


    Spannend ist in diesem Zusammenhang die seit einiger Zeit (2009) publizierte neue These von Michael Maul, nach der es 1749 (ausgerechnet) in Wien im Stephansdom zu einer Aufführung gekommen sein könnte. Mauls Vermutung: Graf Questenberg - seines Zeichens Mitglied der Musicalischen Congregation - stand über mehrere Ecken in Kontakt zu Bach und schickte im März 1749 einen Studenten nach Leipzig, der um eine Komposition für die Cäcilienfeier der Wiener Bruderschaft im Stephansdom am 22. November 1749 gebeten haben soll. Eben die h-Moll-Messe - bisher in Form einer Missa.

    Maul kann diese These nicht konkret belegen, führt aber an, dass sie pragmatisch sei: Ein konkreter Anlass zur Komplettierung bzw. Erweiterung der Messe, Anklänge an den Wiener Stil im Credo etc. Aktuell gibt es in der Bachforschung Forschungsprojekte in Wien zur genaueren Untersuchung dieser Cäcilienfeiern (hätte ich nicht ein kleines Kind, hätte ich mich auf diese Projekte beworben).


    Hier ein kurzer Bericht von Ben-Gunnar Cohrs auf der Seite des Musikvereins


    Edit: Ich sehe grade, dass ich mit diesem Beitrag zum Club der Vierstelligen bei Tamino gehöre^^

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • So,


    ich habe den ganzen thread mir Gewinn gelesen. Das hat dazu geführt, dass ich noch zwei Aufnahmen bestellt habe - Suzuki und die neuere Gardiner SDG Aufnahme. Letztere wurde hier mehrfach genannt, aber nicht wirklich besprochen ( ich könnte das bekanntermaßen auch nicht ). Ich hoffe es kommt mir jemand zuvor bevor ich ( eher unnütze ) Allgemeinplätze darüber verbreite. Hat sie denn keiner der Experten gehört ?


    An dieser Stelle wünsche ich allen ein frohes Weihnachtsfest !


    Kalli

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