Meine Lieblingsaufnahme ist die von Rubinstein (1965), von der weiter oben schon die Rede war; dahinter rangieren (für mich) Svjatoslav Richter (Eurodisc) und Wilhelm Kempff (DGG).
Da muss ich jetzt unbedingt Abbitte leisten, und zwar bei Rudolf Serkin, einem meiner Lieblingspianisten, den ich doch glatt vergessen hatte! So geht es, wenn langsam die Übersicht verlorengeht. Ich habe die Aufnahme lange nicht gehört, doch gestern fand ich sie beim Stöbern und heute wanderte sie gleich in den Player.
Ohne Zweifel gehört seine Einspielung von 1975 (es gibt noch eine jüngere von 1977, die ich aber nicht kenne) zu den Spitzenaufnahmen der Sonate. Der Künstler wiederholt nicht nur die so wichtige Wiederholung der Exposition im ersten Satz, nein, Serkin machte dieses Werk praktisch "zu seiner Sonate". Sogar in seinem vorletzten öffentlichen Konzert im Januar 1986, wenige Jahre vor seinem Tod, spielte er sie. Serkins "Genie lag in seiner Fähigkeit, Gesang ertönen zu lassen", wie es der französische Musikkenner und zeitweilige Kulturminister André Tubeuf treffend formuliert hat, und er fährt fort: "Im Molto moderato wechseln Landschaftsbilder mit Seelenzuständen, ohne genaue Abfolge, ständig im Wandel und changierend, was nur allzu leicht ein Chaos heraufbeschwören könnte. Doch dieses Spiel beherrscht Serkin wie kein anderer ...... "
Ich bin sehr froh, dass ich gestern nach lange Pause wieder auf seine Aufnahme gestoßen bin. Es ist diese Ausgabe:
Gekoppelt ist D. 960 mit der Sonate Nr. 15 C-Dur D. 840, mit dem Beinamen "Reliquie". Ebenfalls eine außergewöhnlich schöne Interpretation, die allerdings wesentlich älter ist, aus 1955, noch in Mono produziert - aber eine Reliquie in zweifacher Hinsicht!
LG, Nemorino