Aktive Pianisten unserer Tage - Boris Giltburg - Intellektuelle Tigerpranke aus Tel Aviv

  • Ich hatte schon vor einiger Zeit einen Thread über Boris Giltburg angekündigt, sobald dies die Umstände zuließen. Das kann man inzwischen durchaus bejahen., denn das Label Naxos produziert recht flott Aufnahmen mit seinem Exklusivkünstler und es gelingt Giltburg oder seinem Label ihn in der öffentlichen Wahrnehmung gut zu positionieren, So veröffentlichte beispielsweise die Zeitschrift „Rondo“ in der Nummer 1/2017 ein Interview mit ihm. Dort wurde auch die Anregung zu meinem zugegebenermaßen etwas plakativen - Threadtitel - geboren, man erwähnte dort seine "intellektuelle Pranke" - Das wollte ich natürlich nicht wörtlich übernehmen und musste mich zwischen einer Löwen- oder Tigerpranke entscheiden. Der Tiger ist eleganter, hat bei aller Kraft den eleganteren Anschlag, also fiel die Wahl darauf- ;)
    Boris Giltburg wurde 1984 in Moskau geboren übersiedelte aber schon in jungen Jahren mit seiner Familie nach Tel Aviv, wo er die ersten Studien bei seiner Mutter absolvierte und sie bei Arie Vardi fortsetzte. Den Versuch, Violine zu erlernen hatte er nach kurzer Zeit aufgegeben, nachdem er erkannt hatte, dass seine wirkliche Liebe dem Klavier galt. Er gewann in Folge einige Preise, darunter den international renommierten Concours Musical Reine Elisabeth in Brüssel (2013). Auf die Frage, für wie wichtig er die Teilnahme und den Erfolg an solchen Wettbewerben einschätze, da ja zahlreiche Gewinner solcher Preise dann eben keine große Karriere machten, antwortete er sinngemäß, dass solch ein Preis sicher als Chance zu sehen sei, sich in Zukunft einem größeren Publikum präsentieren zu können, aber der Künstler müsse stets an sich arbeiten, sich hinterfragen und an seiner Weiterentwicklung arbeiten. Persönlich möchte ich noch hinzufügen, dass gutes Aussehen, Charisma, authentischeas Auftreten, entsprechende Kontakte zur Szene und ein wenig Glück eine ideale Ergänzung zu Talent und Fleiß sind.
    Natürlich ist das nicht ausreichend, denn im Falle Giltburg ist schon zu sehen (und zu hören), dass er ein ganz großer Pianist ist. Nicht nur die positiven Kritiken auch das eigene Hörerlebnis vermitteln dies
    Die Wahl des Labels Naxos (oder hat Naxos ihn gewählt?) ist heute eine gute, durch den moderaten Preis bei gleichzeitig optisch guter Aufmachung und oft hervorragender Aufnahmetechnik, hat sich das Label zu den führenden hochgearbeitetet und ist nun eine gute Basis, bekannt zu werden.
    In Folge, sollen in diesem Thread Aufnahmen von Boris Giltburg vorgestellt werden, immer nur EINE pro Beitrag, und es sollen ein paar Worte dazu geschrieben werden, also keine Schnellaufzählung aller vorhandenen Aufnahmen. Dazu gehört, dass man diese Aufnahme auch kennt, gehört hat, oder selbst besitzt.
    Selbstverständlich können Aufnahmen aber von mehreren Personen besprochen oder vorgestellt werden, da Eindrücke durchaus unterschiedlich sein können, etwas das unser Forum von Fachzeitschriften unterscheidet.
    Herr Giltburg hat ja über den Gewinn eines Publikumspreises eines belgischen Fernsehsenders gemeint, der wäre ihm besonders wichtig, denn der Kontakt zum Publikum sei ihm besonders wichtig. Tamino Klassikforum ist ein guter Platz um virtuell den Kontakt mit seiner Zielgruppe zu halten, und über persönliche Eindrücke seiner Interpretation nachzulesen.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    APUT

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Vielleicht ist es von Interesse, lieber Alfred, wenn ich meinen Konzertbericht vom 19. 1. 2015 (Konzert am 18. 1.), in dem ich auch darauf abstellte, dass ich fünf Tage vorher dieses Programm schon in Köln von Ronald Brautuigam auf einem Originalklanginstrument gehört hatte. Das Programm nahm er dann eine Woche nach dem Coesfelder Konzert in England auf CD auf in der Concert Hall in Wynstone Leys, Monmouth:



    Und hier ist mein Bericht:



    Liebe Grüße


    Willi

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Danke, lieber Willi! :)


    Auf Youtube gibt es folgenden Ausschnitt von ihm mit der "Pathetique":



    Nun wird Giltburg gerne mit Ashkenazy verglichen (und sogar Arrau). Es gibt nun einen Mitschnitt von Ashkenazy auch mit der Pathetique - ein Konzert von 1972 aus der University of Essex, Colchester. Beide sind also ungefähr im gleichen Alter. Der 2. Satz beginnt bei 10 Minuten. Ich finde, dass Ashkenazy hier eine seiner Sternstunden hat. Als ich ihn u.a. mit Beethovens op. 10 Nr. 3 in Düsseldorf hörte, schrieb die Kritikerin in der "Rheinischen Post" vom "gewissen Etwas mehr" im Vergleich mit anderen guten Beethoven-Spielern. Das muss ich hier nun auch im Vergleich mit Giltburg konstatieren. Sein Legato-Spiel ist noch aufregender, aber vor allem: Er singt die Melodie nicht nur schön schlicht aus, sondern sie hat eben zur "Pathetique" passend einen getragenen Ton. Diesem interpretatorischen Meisterstück gegenüber wirkt Giltburg finde ich doch etwas schlicht-naiv um nicht zu sagen: ein bisschen blass. Würde ich Noten geben (was ich ungern tue bei Interpretationen) würde ich bei Giltburg sagen: "Gut bis sehr gut", bei Ashkenazy "absolut überragend". :)


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Hier dann die dazugehörige CD von Naxos. Der Vergleich mit Ashenazy und Arrau stammt übrigens von Fono Forum Kritiker Gregor Willmes und bezog sich damals explizit auf Boris Giltburgs neue Schumann-Aufnahme. Ich meine, er wollt den Level betonen auf welchem Giltburg spielt. Vergleiche zwischen zwei Pianisten sind immer problematisch, war der eine Kritiker als wohltuende Werktreue beschreibt, empfindet der anders als langweilig, was der eine Rezensent als "erfrischend mutig" sieht wird von seinem Kollegen als "Verfälschung und Vergewaltigung des Werkes" beschrieben. Ich würde mit Superlativen höchst vorsichtig sein, und sagen Giltburg ist ein äusserts interessanter hörenswerter Pianist, von dem ich gerne einige Aufnahmen in meiner Sammlung hätte - damit sind natürlich auch zukünftige gemeint....

    mfg aus Wien
    Alfred


    EDIT: Ah ich sehe, die CD wurde schon von William B.A. verlinkt. Macht nichts - Doppelt gemoppel hält besser....

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Schönen Dank, lieber Holger, für die eingestellten Ton/Bild-Beispiele und den Vergleich zwischen Giltburg un Ashkenazy. Ich kenne beide noch nicht und werde sie mir nach meiner Erinnerungstätigkeit zu Gemüte führen. Zu meiner Bestürzung habe ich festgestellt, dass ich die o. a. Aufnahme von Borig Giltburg noch gar nicht rezensiert ahbe, obwohl ich sie seit September 2015 in meinem Besitz habe. Ich kann das jedoch auch erst nachholen, wenn ich wieder zu Hause bin, denn hier, in der Schüchtermann-Klinik in Bad Rothenfelde, habe ich nur den dritten Band der Sonatenpartituren, weil ich ja im Moment an der Hammerklaviersonate arbeite.
    Zu deiner Einschätzung Giltburgs kann ich sagen, dass ich in seinem Vortrag nicht den geringsten Eindruck von Blässe hatte. Das ist sicherlich einerseits dem Live-Erlebnis geschuldet. Andererseits weiß ich nicht, von wann die Video-Aufnahme Giltburgs stammt, aber ich werde es erfahren.
    Drittens wirst du wissen, dass auch Ashkenazy bei mir im Vergleich in dem Pathétique-Thread zur Spitzengruppe gehört. Ich habe seine Aufnahme am 21. 4. 2014 in meiner obligatorischen Schlussbemerkung mit "Ganz große Kunst" bezeichnet.
    Viertens war Giltburg zum Zeitpunkt meines Liveerlebnisses ungeführ fünf Jahre jünger als Ashkenazy zum Zeitpunkt der von dir beschriebenen Video-Aufnahme. Wer weiß, wie Giltburg 2020 spielen wird. Ich hoffe, noch besser als 2015.
    Fünftens eine Bermerkung zu den Spielzeiten: du schreibst, Giltburg habe bei ca. 10: Minuten mit dem 2. Satz begonnen. Deswegen will ich noch am Schluss die, wie ich meine, aussagekräftigen Spielzeiten gegenüberstellen:


    Giltburg, live : 2015: 8:25-4:45-4:30 --- 17:40 min.;
    Giltburg CD:...2015: 8:33-4:46-4:33 --- 17:52 min.;
    Ashkenazy CD1980: 8:30-4:57-4:46 --- 18:13 min.;


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Lieber Holger,


    ich konnte leider nur die Ashkenazy-Liveaufnahme von 1972 ganz hören und sehen, der Giltburg-Ausschnitt beginnt am Ende des Kopsfsatzes und geinhaltet dann nur den 2. Satz. Also, werde ich das Ganze wohl verschieben, bis ich wieder zu Hause bin. Nur so viel:
    Im Gegensatz zu 8 Jahre späteren Aufnahme spielt er die Pathetique 1972 doch signifikant langsamer, im ersten Satz 43 Sekunden, im zweiten Satz 47 Sekunden und nur im dritten Satz ist er etwas schneller als 1980. Im zweiten Satz ist das okay, aber im ersten Satz scheint mir das durch die besonders breit gespielten Grave-Teile zu geschehen. Das muss ich noch mit der ganzen Aufnahme Giltburgs vergleichen.
    Eine Doppelfrage am Schluss: Was meinst du mit "getragenem Ton" und was meinst du mit "schlicht-naiv"? Für mich spielt Giltburg das Adagio cantabile sehr sanglich, aber auch mit der nötigen dynamischen Bewegung, und der von mir immer so genannte "Sonnenaufgang", also das Crescendo vom Dunklen zum Hellen im Seitenthema gelingt ihm m. E. genauso berührend wie Ashkenazy.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zu deiner Einschätzung Giltburgs kann ich sagen, dass ich in seinem Vortrag nicht den geringsten Eindruck von Blässe hatte. Das ist sicherlich einerseits dem Live-Erlebnis geschuldet. Andererseits weiß ich nicht, von wann die Video-Aufnahme Giltburgs stammt, aber ich werde es erfahren.
    Drittens wirst du wissen, dass auch Ashkenazy bei mir im Vergleich in dem Pathétique-Thread zur Spitzengruppe gehört. Ich habe seine Aufnahme am 21. 4. 2014 in meiner obligatorischen Schlussbemerkung mit "Ganz große Kunst" bezeichnet.

    Lieber Willi,


    dazu später mehr! Den Ashenazy-Beethoven habe ich ja inzwischen auch erstanden für um die 20 Euro aus der Schweiz! :hello:


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Hier dann die dazugehörige CD von Naxos. Der Vergleich mit Ashenazy und Arrau stammt übrigens von Fono Forum Kritiker Gregor Willmes und bezog sich damals explizit auf Boris Giltburgs neue Schumann-Aufnahme. Ich meine, er wollt den Level betonen auf welchem Giltburg spielt. Vergleiche zwischen zwei Pianisten sind immer problematisch, war der eine Kritiker als wohltuende Werktreue beschreibt, empfindet der anders als langweilig, was der eine Rezensent als "erfrischend mutig" sieht wird von seinem Kollegen als "Verfälschung und Vergewaltigung des Werkes" beschrieben. Ich würde mit Superlativen höchst vorsichtig sein, und sagen Giltburg ist ein äusserts interessanter hörenswerter Pianist, von dem ich gerne einige Aufnahmen in meiner Sammlung hätte - damit sind natürlich auch zukünftige gemeint....

    Volle Zustimmung, lieber Alfred!

    Zu deiner Einschätzung Giltburgs kann ich sagen, dass ich in seinem Vortrag nicht den geringsten Eindruck von Blässe hatte.

    Lieber Willi,


    klar. Live-Erlebnis und Studioaufnahme können schon sehr verschieden sein, das kennen wir ja auch von Gilels oder Rubinstein! ;)

    Im Gegensatz zu 8 Jahre späteren Aufnahme spielt er die Pathetique 1972 doch signifikant langsamer, im ersten Satz 43 Sekunden, im zweiten Satz 47 Sekunden und nur im dritten Satz ist er etwas schneller als 1980. Im zweiten Satz ist das okay, aber im ersten Satz scheint mir das durch die besonders breit gespielten Grave-Teile zu geschehen. Das muss ich noch mit der ganzen Aufnahme Giltburgs vergleichen.
    Eine Doppelfrage am Schluss: Was meinst du mit "getragenem Ton" und was meinst du mit "schlicht-naiv"? Für mich spielt Giltburg das Adagio cantabile sehr sanglich, aber auch mit der nötigen dynamischen Bewegung, und der von mir immer so genannte "Sonnenaufgang", also das Crescendo vom Dunklen zum Hellen im Seitenthema gelingt ihm m. E. genauso berührend wie Ashkenazy.

    Die Studioaufnahme von Ashkenazy (ich habe sie zuletzt gehört) ist in der Tat etwas "nüchterner", geht in Richtung "Neue Sachlichkeit". Aber das ist natürlich auch allerbester Ashkenazy. Ashkenazy kann im Konzert diesen hochkonzentrierten, schlichten und getragenen Ton haben. Ich selbst habe es in Düsseldorf mit op. 10 Nr. 3 von ihm erlebt. Das war aufregend. Das Publikum war nach einer Sekunde völlig gebannt. Es gibt einen Fernsehmitschnitt vom 3. Beethoven-Konzert, den ich bei Youtube entdeckte (langsamer Satz). Da hört man das auch. Schlichtheit ist ja schön, aber sie muss letztlich auch etwas aussagen. Auch Kempff hat oft bei "Melodiösem" bei Beethoven eine naive Schlichtheit - aber eine mit großem Charme, was dann wieder beglückt. Diese Ebene vermisse ich doch ein bisschen bei Giltburg.


    Herzlich grüßend
    Holger

  • 2, Diese "Ebene, lieber Holger,


    ist ja auch schwer fassbar, für den Pianisten, wenn er sie nicht von Natur aus hat, ein Ergebnis eines Lernprozesses, und für den Hörer ein Ergebnis einer langen Hörerfahrung.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • welcher vor ca. 35 Jahren in Moskau geboren ist, wird bei den



    Ludwigsburger Schlossfestspielen Mitte Juni

    im Ordensaal des Residenzschlosses ein Solorezital spielen, mit Liszt, Etudes d`ex. trans. sowie Rachmaninow, Etudes- Tab. op. 39. Im Netz und auf Youtube finden sich Hörbeispiele aus ebendiesem Repertoire. In einem SPIEGEL Online- Artikel wird er in einem Atemzug mit Daniil Trifonow genannt. Hier im Forum habe ich ihn nicht gefunden.


    Wer hat ihn schonmal gehört und berichtet Gutes und Animierendes über ihn ?


    MlG und herzlichem Dank
    Damiro




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  • Wer … berichtet Gutes und Animierendes über ihn ?


    Möchte auf eine TOP-Rezension aufmerksam machen:


    https://magazin.klassik.com/re…ew&REID=16995&RECID=31817


    Hoffe, dass das im Sinne der Aufforderung ist … denn solche wohlwollende Rezensionen liest man doch nicht so oft … :jubel: :jubel:

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Ups,


    mein Post ist weg. --> also nochmal.


    Lieben Dank, Maurice, für den Link, v.a. auch für die schnelle Reaktion. Ich denke, mich mal um Karten zu bemühen. (Mal sehen, ob der Flügel im Ludwigsburger Ordenssaal immer noch so mittelmässig (eingerichtet) ist)


    Hast du einen Tip, wie man in einem solchen Fall die Suchfunktion des Forums einsetzt ?


    MlG
    D.

  • Ich kenne seine Schumann-CD mit dem Carnaval und finde sie gut! Giltburg fängt das Stimmungs-Kaleidoskop überaus vielschichtig ein, was dazu führt, dass ich mir die Aufnahme gerne mehrmals angehört haben. Den letzten Ausdrucksgehalt bleibt er aber schuldig - dazu müsste ich mir die Aufnahme noch einmal genauer anhören. Vom Carnaval gibt es freilich nur ganz wenige Aufnahmen, die mich restlos überzeugen.




    Viele Grüße
    Christian

  • Wow !


    Allein schon beim Hören einiger Davidsbündler- Hörschnipsel fällt auf, auf welch hohem Niveau der Pianist die Tempi gestaltet und bei den Längen der Bindebögen in den Haupt- und Nebenstimmen sehr genau die Schumann`schen Vorgaben befolgt (und das sind viele !). Ja, bei Giltburg meint man manchmal etwas rätselhaft Zurückgenommenes im Tonfall zu spüren, etwas Obskures, Dunkles... Davidsbündler ?


    Nun möchte ich aber mal meine vorhandenen Carnaval- Versionen heraussuchen und vergleichend hören.


    Doch zuvor hatte ich noch Hörberichte über Bartok und Kodaly angekündigt. ^^



    MlG
    D. :)



  • Allein schon beim Hören einiger Davidsbündler- Hörschnipsel fällt auf, auf welch hohem Niveau der Pianist die Tempi gestaltet und bei den Längen der Bindebögen in den Haupt- und Nebenstimmen sehr genau die Schumann`schen Vorgaben befolgt (und das sind viele !). Ja, bei Giltburg meint man manchmal etwas rätselhaft Zurückgenommenes im Tonfall zu spüren, etwas Obskures, Dunkles... Davidsbündler ?

    Ja, so habe ich das auch in Erinnerung: "rätselhaft Zurückgenommenes im Tonfall" trifft es gut. Das ist die Qualität seines Schumann-Spiels, dieser Ton ist nicht so leicht zu treffen! Aber manchmal würde ich mir auch die Verrücktheiten extremer ausgespielt wünschen, bspw. das "Ungeduldig" in Nummer 4. Oder den "Arlequin" im Carnaval.


    Viele Grüße
    Christian

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  • Ich habe (nach Abwesenheit) gestern angefangen , die Schumann - Carnavals, welche ich habe, angefangen zu hören.


    Das sind Rachmaninow (RCA 09. - 12.04.1929), Gieseking, Kissin, Giltburg (und fraglich S. Speidel auf klass. Tonbandspule). (Es muss noch eine andere LP irgendwo sein. Kennt jemand von Friedrich Wührer eine Aufnahme ?)
    Und Rachmaninow muss ich erstmal verdauen !!! obwohl ich sie schon länger besitze. Dazu in ein paar Tagen mehr.


    Schon mehrfach habe ich mich damit hervorgetan, bestimmte Threads nicht gefunden zu haben, sodass fleissige Geister in Gestalt unserer Moderatoren vereinzelte meiner Beiträge hin- und herschieben bzw. -klicken mussten, um diese an ihre richtige oder wenigstens passende Position zu bringen. Ich habe weder gestern abd. noch heute den Carnaval- Thread wiedergefunden !


    Kann ich das ein für allemal irgendwo lernen, wie man die Suchfunktion hier im Forum richtig nutzt, sofern es keinen Thread mit zutreffendem Titel, z.B. im Themenverzeichnis gibt ? Wo sollten Posts zur Fantasie op. 17, oder zur Toccata hin ?
    Für etwas (nachsichtige ?) Nachhilfe sprich Link(s) wäre ich dankbar !


    MlG
    D.

  • Lieber Damiro,


    ich erst jetzt gesehen, dass du nach Boris Giltburg gefragt hattest, und am besten kann ich dich auf meinen Beitrag Nr. 2 verweisen, der sich mit einem Konzert Boris Giltburgs bei uns in Coesfeld im Januar 2015 beschäftigt, was besonders reizvoll ist, weil ich das gleiche Programm wenige Tage zuvor in der Kölner Philharmonie mit Ronald Brautigam auf einem Hammerklavier genhört hatte und in dem Giltburg-Artikel einige Vergleiche angestellt habe.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ja, lieber William,


    nachdem mein Post # 10 nun aus seinem ursprünglichen Ort irgendwo zwischen Romantik, Tastenlöwen und Schumann auf seinem vorerst passenden Platz hier in diesem Thread gelandet ist, bin ich nun prima mit einigen Informationen versorgt, nicht zuletzt durch deine schönen, detailreichen Posts aus der Anfangszeit dieses Threads.


    Inzwischen weiss ich jetzt auch etwas genauer, wo erstens Coesfeld ist, und habe zweitens Karten für B. G.s Konzert im Ordenssaal des Ludwigsburger Schlosses Mitte Juni.


    Nochmals danke für deine freundlichen Hinweise.


    MlG
    D.

  • Irgendwie scheint Giltburg sich zu einem Rachmaninow-Spezialisten zu entwickeln. Am 8. Juni 2018 erscheint die 3 CD, auf der er Werke dieses Komponisten aufgenommen hat. Es handelt sich diesmal um Rachmaninows Klavierkonzert Nr 3 mit gleichem Orchester und Dirigenten wie vor etwa einem knappen Jahr das Konzert Nr 2, das äusserst positiv rezensiert wurde. Wieder mal was für meine Bestellliste.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Ich denke, lieber Alfred, dass das genau der Fall ist.


    Sind es in deinem Post die abgebildeten CDs mit namentlich den Etudes- Tableaux op. 33, so hat er beim kürzlichen Konzert im Ordenssaal des Schlosses in Ludwigsburg die E.- T. op. 39 gebracht. Ich war und bin von deren Interpretation ziemlich begeistert, trotz des vorherigen Konditionierungsversuchs meiner armen Ohren mit den Liszt`schen Etudes d`exec. transc. :thumbdown: :thumbsup:


    Mein Hörbericht dieses Konzerts vom 14.06.2018 ist im "Gestern im Konzert"- Thread.


    MlG
    D.

  • Alfred_Schmidt

    Hat den Titel des Themas von „Boris Giltburg - Intellektuelle Tigerpranke aus Tel Aviv“ zu „Aktive Pianisten unserer Tage - Boris Giltburg - Intellektuelle Tigerpranke aus Tel Aviv“ geändert.
  • Boris Giltburg bleibt seiner Linie treu - und somit bei Rachmaninow. Die Aufnahme wurde 2018 gemacht und 2019 veröffentlicht.

    Die Kritiken überschlagen sich vor Begeisterung und er wurde sogar schon als "neue Rachmaninow-Referenz" und "Rachmaninow-Experte" bezeichnet. Naxos hat hier einen Pianisten der ersten Garde im Talon....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Inzwischen sind alle Beethoven-Klaviersonaten mit Boris Giltburg erschienen -und aus mir unverständlichen Gründen werden sie zu einem SPOTTPREIS angeboten: DERZEIT 18.99 !!! € für eine BOX mit 9 CDs !!!

    Entgegen eine einstige Aussage unseres Mitglieds Dr. Kaletha, finde ich seine aufnahmen äusserst dynamisch und engagiert. Er spielt übrigens einen Fazioli auf diesem Clip....

    Auf einer in meinem Besitz befindlichen Einzel-CD steht kein hinweis auf den Flügel.

    Die 9 CD-Box ist (hoffentlich) zu mir unterwegs. Ich werde berichten....


    Hier ein Trailer zu diesen Aufnahmen:



    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hier seine Website - mit einem Schönheitsfehler:

    https://www.borisgiltburg.com/


    Dear Boris Giltburg (I am almost shure, you will read this Info):

    Its not a good Idea, to declare two of the Videoclips on an official Artist-Website as: "Privat".........(because nobody, exept you can watch this...;) )

    Es ist keine gute Idee, zwei Videoclips einer offiziellen Webeite eines Interpreten als "Privat" zu deklarieren (Die kann dann nur der Ersteller sehen)


    Best Regards

    Tamino Klassiforum

    Alfred Schmidt

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Ich kann mir keine rechtlichen Gründe vorstellen. Gäbe es solche, dann müsste man den Clip einfach nicht einstellen - Nein es ist einfach Schlamperei: Ich selbst hab mich mal geundert, warum niemand meinen Film ansieht....bis ich bemerkte, daß ich vergessen hatte ihn freizugeben....:P

    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich freue mich, daß der Thread über diesen derzeit sehr aktiven Pianisten auf soviel Interesse stösst, der meiner Meinung nach keinen Vergleich mit den Größen der Vergangenheit zu scheuen braucht.

    Naxos hat das offenbar erkannt und inh sehr zeitig für sich gewinnen können und zum WEltstar aufgebaut, bzw. durch die Aufnahmen den Werdegang dahin beschleunigt. Ob es einen formellen Vertrag gib, das weiß ich nicht, ich habe indes aus Insiderquelle erfahren, daß Herr Klaus Heymann Handschlags- Qualität besitzt.

    Offensichtlich wurde - wie von vielen anderen Inerpreten auch - die "Coronakrise" genutzt und es wurden überpropertional viele Aufnahmen gemacht: Hier zum Beispiel die Beethoven Klavierkonzerte

    mit dem Royal Liverpool Orchestra unter Vasily Petrenko. Giltburg spielt auf einem FAZIOLI. Nicht unerwähnt bleiben soll der phantastische Klang, den der Toningenieur Simon Eadon (1979-1997 einst für DECCA) hervorgezaubert hat.



    Die Aufnahmen wurden zwischen 2019 und 2023 veröffentlicht.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • ich habe indes aus Insiderquelle erfahren, daß Herr Klaus Heymann Handschlags- Qualität besitzt.

    Ich sage mal so: Er hat ohne Zweifel seine Qualitäten... :stumm:

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Eine wirklich faszinierende Scheibe hat Giltburg mit Mitgliedern des Pavel Haas Quartettes für Supraphon eingespielt. Tatsächlich eine der schönsten Scheiben für Kammermusik, die ich mir in der letzten Zeit so geholt hatte





    Die vier Klaviertrios von Dvorak. Vielleicht nicht ganz vergleichbar mit den Werken von Brahms, aber Dvorak ist schon ein wahrer Künstler des Tonsatzes. Und wie die drei hier musizieren haut einen aus den Socken ...Die Trios sind zwischen 1875 und 1891 entstanden


    Hier der erste Satz des ersten Trios in B-Dur B. 51 (1875)



    und hier der Supraphon Teaser