Alfred spielt sie alle an die Wand (?)

  • Lieber Holger,


    das glaube ich Dir gerne :-)


    Ich besitze übrigens die op. 111 in einer raren Philips-Aufnahme mit Gulda ( später entstanden, als die bekannte Gesamtaufnahme).



    So genau kann ich mich jetzt nicht mehr erinnern, aber ich meine, dass er auch diese Triller tatsächlich einwandfrei durchspielt. Es würde mich jedenfalls nicht wundern, denn der Gulda hatte ja nach dem 12. Lebensjahr das wirkliche technische Üben - nach eigenen Angaben - nicht mehr nötig gehabt. Auch einer seiner Söhne hat irgendwann einmal durchscheinen lassen, dass der Vater eigentlich nicht so der eifrige Über war. Es scheint eben manchmal Begabungen zu geben, die sehr spezifisch sind und die dazu führen, dass für die Hochbegabten das Klavierspiel - auch das technisch sehr anspruchsvolle - so natürlich ist, wie für einen gesunden Menschen das Atmen.
    Gulda war so einer, Michelangeli wohl auch, aber den kennst Du ja besser :-)


    Jedenfalls kann ich Dir die Aufnahme empfehlen, wenn Du Dir eine noch maskulinere Interpretation wünscht, als sie Gulda bei seiner Gesamtaufnahme ohnehin schon vorgelegt hat. Männlicher und klarer geht es einfach nicht. Allerdings darf man dann nicht immer einen runden und warmen Anschlag erwarten. Gulda nutzt das dynamische Potential seines geliebten Bösendorfers hier voll aus. Da ich Deinen Geschmack des späten Michelangeli von den Klavierkonzerten her kenne (straight, unverschnörkelt und männlich ....) könnte es sein, dass Dir diese Aufnahme auch gefiele. Man kommt aber nicht mehr so leicht an sie heran....


    Ich ziehe bei so mancher Beethoven-Sonate den wärmeren und poetischeren Stil Brendels vor (sein Schüler Paul Lewis spielt ja bald noch lyrischer...), aber ich möchte die Gulda-Klarheit auch nicht missen. Insbesondere diese op.111-Aufnahme ist so ein richtiges Macho-Statement. Gerade in einem Land wie Norwegen, in dem mir manchmal scheint, dass die Männer schon nahezu vollständig unter der Fuchtel der modernen norwegischen Frau angepasst dahinlebend alles aufgegeben haben, was irgendwie noch männlich sein könnte, traut man sich so etwas kaum noch zu sagen. .... ;)


    Nun ja, dies ist ja ein deutschsprachiges Forum aus Österreich, und die mir bekannten Norweger lesen ja nicht mit.... ;):untertauch:



    Was Chopin erreicht hat, ist das "Technische" und Musikalische in vollkommenen Einklang zu bringen wie kein zweiter.

    Das stimmt voll und ganz! Vom Interpreten erfordern sie dann allerdings auch, dass dieser in sich diese beiden Aspekte ebenso vereinen kann.......nicht gerade leicht :D


    Leider kann ich momentan das von Dir gepostete Video nicht sehen/hören, da mein Internetprovider auf langsam gestellt hat (wegen Quotenüberschreitung, hervorgerufen durch meine Kinder X(:rolleyes: )


    Ich werde es mir dann im nächsten Monat anhören....


    LG :hello:
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • So genau kann ich mich jetzt nicht mehr erinnern, aber ich meine, dass er auch diese Triller tatsächlich einwandfrei durchspielt. Es würde mich jedenfalls nicht wundern, denn der Gulda hatte ja nach dem 12. Lebensjahr das wirkliche technische Üben -nach eigenen Angaben- nicht mehr nötig gehabt. Auch einer seiner Söhne hat irgendwann einmal durchscheinen lassen, dass der Vater eigentlich nicht so der eifrige Über war. Es scheint eben manchmal Begabungen zu geben, die sehr spezifisch sind und die dazu führen, dass für die Hochbegabten das Klavierspiel - auch das technisch sehr anspruchsvolle- so natürlich ist, wie für einen gesunden Menschen das Atmen.
    Gulda war so einer, Michelangeli wohl auch, aber den kennst Du ja besser :-)

    Lieber Glockenton,


    jetzt verstehe ich (und habe es immer vermutet :D ) warum Gulda das Terzen-Prelude, Nr. 11 aus Debussy Preludes Heft 2 so wienerisch schlampig spielt! Michelangeli dagegen sagte mal mit dem ihm eigenen Humor, dass bei seinem Übungseifer für op. 111 die Meisen draußen die Arietta schon mitsingen könnten... Von Gulda kenne ich diese spezielle Aufnahme nicht, aber die aus der Box der Eloquence-Serie. Ich höre diese Stelle natürlich mit Fledermausohren :D nach Abweichungen. Gulda habe ich wie Arrau oder Richter in Erinnerung, dass sie das schön hinbekommen, man den Einsatz des Daumens freilich sehr "dezent" immer noch hört und den klitzekleinen Aussetzer. Dagegen scheitert Backhaus an den Trillern von op. 111 komplett! In Michelangelis Mitschnitten hört man nie etwas, bis auf den letzten aus London von 1990, da vernimmt man dann auch die klitzekleinen Ausssetzer wie bei Arrau etwa, wenn der Daumen ins Spiel kommt. Der ist auch kurz nach seiner Herzattacke 1989 in Bordeau gemacht und der darauf folgenden Herzoperation. Wie sein Arzt, der Herzchirurg Dr. Clementy (der ihm auf dem Podium, zufällig unter den Zuschauern, das Leben rettete) schreibt, hatte er kurzzeitig sogar Lähmungserscheinungen in den Händen, die ihm große Sorgen bereiteten. Deswegen nimmt ABM es nun, den Tod vor Augen (die Diagnose: mit diesem schweren Herzfehler maximal noch 5 Jahre Lebenserwartung!), mit der Perfektion etwas "gelassener" - sehr eindrucksvoll, diese Haltung finde ich.



    Jedenfalls kann ich Dir die Aufnahme empfehlen, wenn Du Dir eine noch maskulinere Interpretation wünscht, als sie Gulda bei seiner Gesamtaufnahme ohnehin schon vorgelegt hat. Männlicher und klarer geht es einfach nicht. Allerdings darf man dann nicht immer einen runden und warmen Anschlag erwarten. Gulda nutzt das dynamische Potential seines geliebten Bösendorfers hier voll aus. Da ich Deinen Geschmack des späten Michelangeli von den Klavierkonzerten her kenne (straight, unverschnörkelt und männlich....) könnte es sein, dass Dir diese Aufnahme auch gefiele. Man kommt aber nicht mehr so leicht an sie heran....


    Ich ziehe bei so mancher Beethoven-Sonate den wärmeren und poetischeren Stil Brendels vor ( sein Schüler Paul Lewis spielt ja bald noch lyrischer...), aber ich möchte die Gulda-Klarheit auch nicht missen. Insbesondere diese op.111 -Aufnahme ist so ein richtiges Macho-Statement. Gerade in einem Land wie Norwegen, in dem mir manchmal scheint, dass die Männer schon nahezu vollständig unter der Fuchtel der modernen norwegischen Frau angepasst dahinlebend, alles aufgegeben haben, was irgendwie noch männlich sein könnte, traut man sich so etwas kaum noch zu sagen. .... ;)

    Mir gefällt die Gulda-Aufnahme auch sehr gut! ABM 1990 ist mit op. 111 kaum noch wiederzuerkennen - da liegen Welten zu seinen Aufnahmen aus den 60igern: ungemein plastisch, rhetorisch-scharf und rhythmisch! Ich finde das atemberaubend, eine ganz neue Sicht auf op. 111. Deswegen interessiert mich auch der späte Gulda - die CD gibt es aber wohl aktuell nicht mehr. Mit Brendel dagegen hatte ich speziell bei op. 111 so meine Schwierigkeiten. Aber da müßte ich nach so langer Zeit mal wieder hereinhören!



    Leider kann ich momentan das von Dir gepostete Video nicht sehen/hören, da mein Internetprovider auf langsam gestellt hat (wegen Quotenüberschreitung, hervorgerufen durch meine Kinder X( :rolleyes: )

    Das Problem habe ich auch ganz schrecklich aus den Umzugswirren in Erinnerung!


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Ich habe gerade Gulda gehört (Aufnahme Amadeo 1968). Die Triller sind tatsächlich hervorragend gespielt - aber auch Gulda zieht den zweiten Triller natürlich nicht durch! :D Am Anfang wackelt es ganz schön, nachher sind die Trillerketten schön dicht, aber man merkt immer noch, jedesmal, wenn der Daumen angeschlagen wird, setzt der Triller neu an. Allerdings schafft er es, da kein "Loch" entstehen zu lassen, wie fast alle anderen, kommt dem Ideal damit schon recht nahe. Brendel mit op. 109 finde ich ideal, mit op. 111 ist er mir einfach zu sensualistisch "weich", das trifft für mich nicht die Strenge und Klarheit eines Spätwerks, zumal von Beethoven. :hello:

  • Ein anderer Alfred, der mit "o" am Ende, hat in der letzten Dekade des vergangenen Jahrtausends an meinem damaligen Wohnort "Coesfeld-Lette" die Schlusstrias der Beethovensonaten gespielt und dabei in der Arietta m. E. die von mir gerne so genannte "Boogie-Woogie"-Variation am besten gespielt von allen, die ich kenne, und das sind über 50:


    Liebe Grüße


    Willi


    P.S-: Bei Gulda kommen mir in op. 111, aber noch mehr in op. 106 arge temporale Bedenken. Warum habe ich die eigentlichen bei Sokolov nicht, dessen Billett zu seinem Konzert am 31. Mai in der Kölner Philharmonie (Chopin und Schumann) mich dieser Tage erreicht hat?

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Liebe Forianer,


    seit einiger Zeit gibt es ja von Brendel eine Box mit all seinen Philips-Aufnahmen. Da sind einige wirklich wunderbare Live-Einspielungen dabei, die lange vergriffen waren, bspw. eine atemberaubende Hammerklaviersonate aus Londen und ein herrliches Recital aus Salzburg. Auch die Schubert-Lieder mit Dieskau sind nicht mehr alle verfügbar.



    Dennoch habe ich das meiste, so dass ich hier nicht zuschlagen werde.
    Es gibt allerdings eine CD, die ich nicht einordnen kann und die mich neugierig macht. Es handelt sich um CD #28 mit folgendem Programm:


    Ch'io mi scordi di te... Non temer, amato bene, K. 505
    Fantasie KV 475 und Sonate KV 457 (live)


    Das Mozart-Stück ist einmal mit Jessey Norman, einmal mit Sylvia McNair. Ich kenne es bisher nicht.
    Sodann aber verwundert mich, dass es von KV475 und 457 offenbar eine bislang unbekannte Live-Aufnahme zu geben scheint.
    Dies ist um so erstaunlicher, als sich Brendel ja immer dagegen ausgesprochen hat, die Fantasie und die c-Moll Sonate zusammen zu spielen.


    Hier hier im Forum vielleicht jemand Box & Booklet und kann mir sagen, was das für Aufnahmen sind?


    Viele Grüße,
    Christian

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  • Soeben fand ich dieses interessante Video eines Brendels der Retrospektive, wenn auch etwas Philips-Werbung enthaltend:



    Schon die Ausschnitte im Hintergrund nehmen mich sogleich gefangen....


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Was für eine Überraschung - bisher unveröffentlichte Live-Aufnahmen von Alfred Brendel!


    Lieber Christian,


    das finde ich auch verführerisch - die Aufnahmen sind von 2001, also 17 Jahre alt. Besonders die Händel-Variationen, die gibt es von ihm bislang glaube ich gar nicht!


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Ich habe die neue Brendel-CD

    am Valentinstag bestellt (ich bekomme ja sonst am Valentinstag nichts geschenkt), und sie wird am 9. März geliefert. Dann will ich anschließend mal berichten, wie mir das Schumannkonzert gefällt. Die Händelvariationen habe ich zwar auch in meiner Sammlung, aber ich kenne sie nicht so gut, als dass ich darüber berichten könnte.
    Nun werde ich mich noch ein wenig mit Jacobus Gallus beschäftigen: "Ecce, quomodo moritur, justus", einem wunderschöne satz, der mich seit meiner Jugend beschäftigt und berührt, seit ich ihn das erste Mal in meinem ersten kirchenchor mit aufgeführt habe, und mein jetztiger Chorleiter, mit dem ich seit nunmher fast 24 Jahren zusammenarbeite, liebt diesen Satz auch, und nun haben wir ihn heute Abend wiederr das erste Mal seit zwei Jahren wieder auf den Probenplan gesetzt, und es klappte auch schon wieder ganz gut. Es ist nur so, dass der Satz nicht nur wunderschön ist, sondern für uns Tenöre auch ungeheuer anspruchsvoll (hoch).


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Alfred Bendel hat mit seiner neuen Live-CD zwei wunderbare Aufnahmen vorgelegt! Beim Schumann-Konzert mit Simon Rattle (von 2001) bleibt er seinem Konzept treu, die Tempi sind eher moderat, auch im Finale. Aber wie eigentlich immer bei Brendel sind es bei ihm nicht die Extreme, die die Qualität ausmachen, sondern die Gabe, Musik entstehen und mit großer Lebendigkeit sich entwickeln zu lassen. Die Klangqualität der Händelvariationen - es handelt sich um eine Aufnahme von 1979 - ist nicht ganz optimal, aber das ist beinahe nebensächlich und schnell vergessen. Brendel war in dieser Zeit meines Erachtens auf dem Zenit seines Könnens, er geht die 1. Variation eher zurückgaltend an, um dann nach und nach um so eindrucksvoller zu steigern. Einige Stücke sind von betörender Zärtlichkeit, er geht jeder Regung mit großer Empfindsamkeit nach, dabei wirkt nichts einstudiert, sondern alles entsteht aus dem Augenblick heraus. Manchem mag das vielleicht zu wenig streng und nicht gewaltig genug erscheinen, aber gerade diese Variationen werden oft ja nur so runtergedonnert, das ist hier ganz anders.


    Ein Glück - ich hoffe, dass noch weitere Schätze aus den Archiven veröffentlicht werden. Insbesondere eine Live-Aufnahme der Symphonische Etüden aus Wien ist mir von einer Radioübertragung her in bester Erinnerung (viel aufregender als seine gemäßigte Studio-Einspielung).


    Herzliche Grüße
    Christian

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  • Lieber Christian,


    die Hörschnipsel des Schumann-Konzerts stimmen mich eher skeptisch. Das Orchester ist aber sehr gut, finde ich! Die Händel-Variationen dagegen hören sich weitaus vielversprechender an - allerdings ist es wirklich erstaunlich, dass die Aufnahmequalität nicht besser ist. Vielleicht war das auch ein Mitschnitt, der gar nicht für die Veröffentlichung bestimmt war und entsprechend mit einem nicht so aufwendigen technischen Equipment aufgenommen wurde. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • So schlecht ist der Klang bei Brahms gar nicht, Holger, es rauscht halt ein bisschen, was aber stört, ist, dass die Balance nicht stimmt und dass der linke Kanal deutlich stärker ausgesteuert ist als der rechte. Vor allem über Kopfhörer ist das sehr störend. Kann Dir gerne die mp3s zukommen lassen, aber da Du nicht über itunes hörst, was eine unterbrechungsfreie Wiedergabe ermöglicht, hast Du zwischen den einzelnen Variationen immer eine kleine Pause, das wird Dir nicht gefallen.


    Viele Grüße
    Christian

  • Kann Dir gerne die mp3s zukommen lassen, aber da Du nicht über itunes hörst, was eine unterbrechungsfreie Wiedergabe ermöglicht, hast Du zwischen den einzelnen Variationen immer eine kleine Pause, das wird Dir nicht gefallen.

    Das wäre sehr schön, lieber Christian! Wenn mich das hinreißt und mich die Pausen stören, kann ich ja immer noch die Original-CD kaufen! :) :hello:


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Was für eine Überraschung - bisher unveröffentlichte Live-Aufnahmen von Alfred Brendel!

    Heute habe ich die CD endlich gehört. Mit seinem Schumann-Konzert kann ich mich gar nicht anfreunden - das zu explizieren, würde jetzt etwas länger werden... Der Brahms dagegen ist gut, aber kommt für mich dann letztlich doch nicht an meine Referenz, Claudio Arrau, heran. Aber Arrau (SWR) und auch noch Ashkenazy habe ich noch zu hören! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Brendel spielt das Schumann-Klavierkonzert ja eher langsam, mir fehlt da etwas der Schwung. Aber er nimmt im Booklet auf originelle Weise dazu Stellung, warum er das so macht. Auch seine Aufnahme mit Sanderling hat dieses Tempo und als Alternative, die vor allem die Poesie der Musik betont, mag ich das gerne.
    Bei den Händelvariationen geht es mir so, dass ich die einzelnen Stücke für sich gar nicht so brilliant im Vortrag finde - da gibt es bestimmt virtuosere Aufnahmen -, aber Brendel gelingt es, einen großen Bogen zu schlagen, alles zusammenzuhalten und im Detail zu überraschen. Ich habe mich über diese Veröffentlichung jedenfalls gefreut.


    Viele Grüße
    Christian

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  • Brendel spielt das Schumann-Klavierkonzert ja eher langsam, mir fehlt da etwas der Schwung. Aber er nimmt im Booklet auf originelle Weise dazu Stellung, warum er das so macht. Auch seine Aufnahme mit Sanderling hat dieses Tempo und als Alternative, die vor allem die Poesie der Musik betont, mag ich das gerne.

    Das Tempo ist auch nicht mein Problem. Emil Gilels ist bestimmt noch langsamer... :D Mir ist das von der Agogik her zu sehr im Sinne eines rhapsodischen Liszt gespielt. Da fehlt mir die Klarheit und Genauigkeit - Schumanns Nähe zu Bach...

    Bei den Händelvariationen geht es mir so, dass ich die einzelnen Stücke für sich gar nicht so brilliant im Vortrag finde - da gibt es bestimmt virtuosere Aufnahmen -, aber Brendel gelingt es, einen großen Bogen zu schlagen, alles zusammenzuhalten und im Detail zu überraschen. Ich habe mich über diese Veröffentlichung jedenfalls gefreut.

    Hier trifft glaube ich Arrau dann doch die Idiomatik besser - aber dafür muss ich nochmals Vergleich hören. Jedenfalls gefällt mir die Aufnahme! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Emil Gilels ist bestimmt noch langsamer... :D

    Das ist er tatsählich! Aber es ist auch eine der ganz, ganz wenigen Aufnahmen von Gilels, mit der nichts anfangen kann. Dazu gibt es ja ein schönes Interview mit Sawallisch, wo er sich über Gilels langsames Tempo äußert - er fand es selber auch zu langsam, ließ sich aber von Gilels überzeugen.


    Viele Grüße
    Christian

  • Das ist er tatsählich! Aber es ist auch eine der ganz, ganz wenigen Aufnahmen von Gilels, mit der nichts anfangen kann. Dazu gibt es ja ein schönes Interview mit Sawallisch, wo er sich über Gilels langsames Tempo äußert - er fand es selber auch zu langsam, ließ sich aber von Gilels überzeugen.

    Das Interwiev fand ich auch aufschlussreich, lieber Christian. Mit Böhm ist die Aufnahme viel besser (leider kostet die Box 140 Euro bei Amazon) - in der russischen Aufnahme finde ich das Orchester eher mäßig. Die Aufnahmen habe ich leider nicht auf CD und habe beim Reinhören auch zwiespältige Eindrücke. Aber das ist zu Beginn schon berührend schön gespielt. Das überzeugt mich vom ersten Ton an weit mehr als Brendel, bei dem bei mir der Funke einfach nicht überspringt. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Gibt es die denn überhaupt, lieber Holger? Ich lese hin und wieder davon, aber nachvollziehen kann ich das nicht.

    Leider werden, lieber Christian, die Fugen, die er komponiert hat, fast nie gespielt. In der Schumann-GA von Jörg Demus, die ich habe, sind sie aber alle drin. :) Bachsche Polyphonie ist z.B. auch in der "Kreisleriana" zu spüren. Wer dafür Sinn hat, ist z.B. Artur Rubinstein. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

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