Tosca bei den Osterfestspielen in Salzburg - billiger als jeder Krimi und Groschenroman

  • Lieber Caruso,
    In Beitrag 18 hab ich mich zu den Sängern und Herrn Thielemann geäußert.


    Du hast recht, lieber Rodolfo, entschuldige bitte, wenn ich Deinen Beitrag übersehen habe zwischen all den vielen Beiträgen, die sich über die Szene echauffiert haben.


    Ich teile deine Urteile über die Sänger im wesentlichen. Tezier ist einfach eine Fehlbesetzung. Antonenko hat alle Geschmeidigkeit und jeglichen Schmelz verloren, klingt angestrengt und stumpf. Da war Brian Jagde eine ganz andere Klasse! Und: Harteros? Ich habe sie noch selten so enttäuschend erlebt. Sie singt nicht schlecht, gelegentlich sogar sehr gut, aber sie vermag es nicht, zu berühren oder zu ergreifen. Sie läßt mich völlig kalt. Soetwas habe ich bei einer Tosca kaum je erlebt.


    Liebe Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Zitat

    Sie läßt mich völlig kalt. Soetwas habe ich bei einer Tosca kaum erlebt.


    Vielleicht war es auch Frust über diese dämliche Inszenierung!

    W.S.

  • Mich wundert nun, dass von der musikalischen Interpretation Thielemanns und den Gesangsleistungen der Solisten überhaupt nicht die Rede ist.


    Hallo Caruso,
    auch ich habe mich, wenn auch nur kurz, in Beitr. 20 zu den Sängerleistungen geäußert.

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Auch ich habe mich, wenn auch nur kurz, geäußert, das mich die musikalische Seite nicht vom Stuhl gerissen hat. Ich gebe aber Caruso recht, das die szenische Seite, wenn die Oper verunstaltet ist, bei mir auch die musikalische Qualität enorm mindert. Zur Vollständigkeit einer Oper gehört für mich Hören und Sehen, und da spielt der Gesamteindruck eine entscheidende Rolle. Ich habe auch immer den Eindruck, dass die Sänger durch die Zwangsjacke einer nicht zum Stück passenden Rolle, mit der sie sich nicht vollständig identifizieren können, gehemmt werden.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ich gebe aber Caruso recht, das die szenische Seite, wenn die Oper verunstaltet ist, bei mir auch die musikalische Qualität enorm mindert.


    Schön, dass du „Caruso41“ recht gibst. Ich kann aber leider die von dir unterstellte Ansicht, dass eine „verunstaltete“ Oper die musikalische Qualität mindere, in keinem seiner Beiträge finden. Könntest du mir da vielleicht auf die Sprünge helfen, und seinen Beitrag, in dem er die von dir unterstellte Ansicht äußert, verlinken? Danke!

  • Mich wundert nun, dass von der musikalischen Interpretation Thielemanns und den Gesangsleistungen der Solisten überhaupt nicht die Rede ist. Wurde man durch das Schauen so abgelenkt, dass man nicht mehr bemerkt hat, welche eklatanten Schwächen es an diesem hochgejubelten Festspielabend in musikalischer Hinsicht gab?


    Lieber Caruso, mich interessiert die gefühlt 10 000. "Tosca" nicht. Weder akustisch noch optisch. Deshalb sah ich nur hinein in diese Sendung für vielleicht zehn Minuten. Das Wunder, schließlich doch noch vor dem Fernseher in Bann geschlagen zu werden durch eine überragende Leistung, ist leider ausgeblieben. :( Ich habe meine Zeit lieber damit verbracht, mich in einen neuen Bildband über Caravaggio zu vertiefen, weil ich demnächst wieder nach Rom reise und dort übrigens immer direkt hinter Sant’Andrea della Valle logiere. :) Und da man jetzt ja europaweit mit seinem Spotify-Abo reisen kann, werde ich mir vielleicht gönnen, auf der Terrasse mit Blick auf die berühmte Kirche die erste Studio-"Tosca" der Callas in die Kopfhörer zu holen.



    Dieses Bose-Modell ist sehr gut geeignet für diesen Zweck. Es schirmt die lästigen Umweltgerausche sehr gut ab und versetzt einen in eine ganz andere Welt.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hallo Caruso,
    auch ich habe mich, wenn auch nur kurz, in Beitr. 20 zu den Sängerleistungen geäußert.


    Chère Mme. Cortese, da haben sie Recht. Die zwei Zeilen habe ich nicht so recht wahrgenommen. Wie ungerecht! Entschuldigung!


    Ich glaube auch, dass die Tosca, nicht unbedingt die Partie der Harteros, die ich im Übrigen sehr schätze, ist.
    Ich habe viele Toscas gehört - wenn auch nicht die 10 000, die Rheingold fühlt. Darunter waren viele, die ich sehr gut fand. Als wirklich herausragend haben sich mir aber nur drei in die Erinnerung eingebrannt. Das waren völlig unterschiedliche, aber jede auf ihre Art großartige Sängerinnen: Leonie Rysanek, Regine Crespin und Pilar Lorengar . Auf Schallplatte kämen dann noch zwei oder drei dazu: Natürlich Callas und Price. Vielleicht auch Zeani.
    Beste Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • ....., weil ich demnächst wieder nach Rom reise und dort übrigens immer direkt hinter Sant’Andrea della Valle logiere. :) Und da man jetzt ja europaweit mit seinem Spotify-Abo reisen kann, werde ich mir vielleicht gönnen, auf der Terrasse mit Blick auf die berühmte Kirche die erste Studio-"Tosca" der Callas in die Kopfhörer zu holen.


    Dieses Bose-Modell ist sehr gut geeignet für diesen Zweck. Es schirmt die lästigen Umweltgerausche sehr gut ab und versetzt einen in eine ganz andere Welt.


    Da wünsche ich Dir schöne Tage. Die Sabata-Tosca in direkter Nähe zur Sant’Andrea della Valle hören zu können ist ja was Großartiges!
    Mit Kopfhörer höre ich eher selten Musik. Auf Reisen aber ist das sehr praktisch. Ich habe die B&W P5. Das sind wohl keine Spitzenkopfhörer, aber ich bin damit zufrieden.


    Ich wünsche viele Freuden in Rom.


    Liebe Grüße
    Caruso41


    PS.: kannst du noch meine Frage beantworten, wie Du auf Ines Adami Corradetti gekommen bist?

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ich glaube, diese sehr gute "Tosca"-Aufnahme kann man auch hören und genießen, ohne dafür zwingend nach Rom fahren zu müssen. ;)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ich habe meine Zeit lieber damit verbracht, mich in einen neuen Bildband über Caravaggio zu vertiefen, weil ich demnächst wieder nach Rom reise und dort übrigens immer direkt hinter Sant’Andrea della Valle logiere.


    Lieber Rheingold, ich wünsche Dir eine schöne Zeit in dieser wunderbaren Stadt. Ich hatte das Glück, 2015 fünf Monate in Rom verbringen zu können. Ich habe ganz in der Nähe von Sant’Andrea della Valle gewohnt und von meiner Dachterrasse direkt auf die Kuppel geschaut:



    "Tosca" habe ich allerdings in dieser Zeit nicht gehört. :untertauch: Die Kirche selbst hat mir - wie fast alle römischen Barock-Kirchen - nicht gefallen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Off Topic. Süddeutsche, Samstag 31.3., Politik, Seite 11, unten: Verschiedenes. Es handelt sich um Anzeigen, in denen z.B. mit Bibelsprüchen gearbeitet wird, ein Dr.-Titel wird angeboten (wie gut, dass ich schon einen habe). Und dann Ticketwünsche für Bayreuth, und zwar die Lohengrin-Premiere im Juli.
    "Suche Karte für Lohengrin. Allerbeste Bezahlung."
    "Bayreuth. Suche Karten. Beste Bezahlung."
    Was beste Bezahlung ist, erfährt man hier: "Für Lohengrin-Première zahle ich bis € 1.700 pro Karte."

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Hallo Rheingold1876,

    Zitat

    mich in einen neuen Bildband über Caravaggio zu vertiefen, weil ich demnächst wieder nach Rom reise

    grüße mir besonders die Galleria Borghese, den Palazzo Barberini und die Kirche Santa Maria del Popolo, mit dem wunderschönen Gemälde von Caravaggio die Kreuzigung des Petrus Crocifissione di San Pietro und sämtliche anderen Stätten wo seine Gemälde zu bewundern sind! Ich wohne in Rom immer priv. in Trastevere!
    Und das geschmacklich hervorragend Eiscafe an der Pizza Navona! :jubel:


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Heute gibt es bei der zweiten und letzten "Tosca" bei den Salzburger Osterfestspielen eine Umbesetzung: Für den erkrankten Antonenko übernimmt Hector Sandoval die Partie des Mario Cavaradossi.


    https://boerse-express.com/new…anzierten-zufrieden-11997


    Vielleicht sollte man solche Pressemeldungen erst veröffentlichen, wenn die betreffende Vorstellung wirklich schon Vergangenheit ist, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass die heute schon vor 14 Uhr mit der "Tosca" begonnen haben... ;)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Schlimmer geht´s nimmer!!!


    Man fragt sich unwillkürlich, was wohl der Gründer der Salzburger Osterfestspiele, Herbert von Karajan, zu solch einem Schwachsinn sagen würde!


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Soeben habe ich den 1. Akt von TOSCA mit Herbert von Karajan (der 1967 die Salzburger Osterfestspiele ins Leben gerufen hat) und den Wiener Philharmonikern zu Ende gehört. Es handelt sich um die RCA/Decca-Produktion von 1962:

    Wenn man diese Musik in solch schierer Vollendung hören kann, so kann man getrost auf die fragwürdige Inszenierung eines Michael Sturminger verzichten und braucht das Salzburger Opernpublikum nicht zu beneiden, die für viel Geld "Steine statt Brot" geboten bekommen. Wer's mag!


    Nach einer kurzen Pause werden ich mir Akt 2 & 3 dieser Aufnahme anhören. Da weiß ich, was mich erwartet und kann mich voll und ganz dem Genuß der Musik hingeben.


    Schönen Ostermontag noch,
    Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • So, ich habe gerade in diese Aufführung hineingeschaut und -gehört. Anders als Rheingold könnte ich auch die 20.000. "Tosca" noch genießen, denn es ist eine meiner Lieblingsopern. Allerdings haben die schon zu Recht beklagten Leistungen der Sänger und auch das Dirigat von Thielemann mir die Lust genommen, mir die ganze Aufführung anzuhören. Ich habe also nur einige Auszüge gehört und dabei insbesondere versucht, einen Eindruck von der Inszenierung zu gewinnen, sofern das im Schnelldurchgang möglich ist. Mir hat sie im großen und ganzen (und zu jedem Detail kann ich mich hier eben nicht äußern) sehr gut gefallen! Ein intelligenter Versuch, die Handlung der Oper in die Gegenwart zu verlegen und dabei sogar den Ort Rom beizubehalten. Die Zeit, in der die Oper spielt, ist doch nun wirklich unerheblich, das Stück ist letztlich ein Drama zweier Liebender unter den Bedingungen eines autoritären Polizeistaats, und an diesem Kern ändert diese Inszenierung nichts. Welchen Anlass zur Empörung sie gibt, kann ich also wirklich nicht nachvollziehen. Auch weiß ich nicht, was daran so schlimm sein soll, den Scarpia am Ende noch einmal verletzt auf der Bühne erscheinen zu lassen. Er hat die Messerstiche überlebt, konfrontiert Tosca am Ende, und sie erschießen sich gegenseitig - so what? Was ändert das an der Aussage, am Kern des Stückes? Die Figur der Tosca wird dadurch stärker gezeichnet als sonst, indem sie sich nicht durch den Sprung in den Tod der weiteren Verfolgung und Strafe entzieht, sondern im Kampf mit dem Ober-Bösewicht fällt. Ist doch gut, das einmal so darzustellen. Wenn Thielemann also sagt, dass Michael Sturminger hier absolut idiomatisch inszeniere, ohne dem Stück Gewalt anzutun, gebe ich ihm völlig Recht. :yes:


    Schade also, dass diese Aufführung musikalisch so wenig Anlass zur Freude bietet, sonst hätte ich sie mir gerne ganz angeschaut.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • grüße mir besonders die Galleria Borghese, den Palazzo Barberini und die Kirche Santa Maria del Popolo, mit dem wunderschönen Gemälde von Caravaggio die Kreuzigung des Petrus Crocifissione di San Pietro und sämtliche anderen Stätten wo seine Gemälde zu bewundern sind! Ich wohne in Rom immer priv. in Trastevere!
    Und das geschmacklich hervorragend Eiscafe an der Pizza Navona!


    Lieber Rheingold, ich wünsche Dir eine schöne Zeit in dieser wunderbaren Stadt. Ich hatte das Glück, 2015 fünf Monate in Rom verbringen zu können. Ich habe ganz in der Nähe von Sant’Andrea della Valle gewohnt und von meiner Dachterrasse direkt auf die Kuppel geschaut:


    Herzlich danke ich euch für diese Beiträge. Schön, dass wir in unserer Begeisterung für Rom übereinstimmen. Ich habe die Stadt erst vor drei Jahren neu entdeckt, weil ich alte Erinnerungen auffrischen wollte. Nun bin ich jährlich mindesten zweimal dort, auch weil ich eine ideale Ferienwohnung gefunden habe über zwei Etagen und mit Terrasse in einem authentischen Haus aus den 16. Jahrhundert nahe dem Pantheon. 85 Stufen! Trastevere, das immer noch nicht so überrollt ist von Touristen, die wir ja alle sind, kenne und schätze ich von gelegentlichen Ausflügen. Ich habe dort Puntarelle als Salat mit Sardellensauce für mich entdeckt, diesen köstlichen Vulkanspargel, der sich in Deutschland noch nicht verbreitet hat. Und es gibt in der Basilica di Santa Maria Caravaggio zu sehen. :) Im vergangenen Jahr wurde ich mir erstmals des nackten Jesus als auferstandener Christus von Michelangelo in der Kirche Santa Maria sopra Minerva bewusst. Dazu zitiere ich mal kurz aus Wikipedia: "Nach dem Konzil von Trient, das die Darstellung schamloser Schönheit verbot, kam die Skulptur einer Provokation gleich. Zwischen 1546 und 1638 verstümmelte ein von seinem Gewissen geplagter Mönch das männliche Glied, weshalb um die bis dahin nackte Figur ein Lendentuch aus Stoff geknotet werden musste. Ein Lendentuch aus Bronze trägt die Statue bis heute." Es gibt aber Kopien des Originals, so im Lindenau-Museum in Altenburg. Der Gedanke aber, Jesus in dieser körperlichen Freiheit darzustellen, teilt sich dem Betrachter auch heute mit. Ich hatte schon vorher davor gestanden, in der Dunkelheit aber gar nicht wahrgenommen, was es mit dieser Statue auf sich hat. Ein Schild mit den entsprechenden Informationen gibt es nämlich nicht. Wie so oft in Rom, muss man schon genau wissen, was man finden und sehen will.


    Ich denke, wir könnten stundenlang über Rom plaudern. :hello:

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Es war meiner Erinnerung nach Joseph Kerman, der in einem Buch über Oper Tosca nicht ganz unernst "shabby little shocker" nannte. Also unabhängig von der Inszenierung ist für den Plot dieser Oper die Einordnung als "Krimi oder Groschenroman" alles andere als abwegig...

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)