von Dohnanyi schmeißt vor der "Salome"-Premiere hin

  • Mozart und manche andere Komponisten waren auch alles andere als vornehm. Da gab es Rüpel, Säufer, Randalierer, und Intriganten. Trotzdem genießen diese Komponisten heute ein hohes Ansehen. Da fragt auch keiner, wieso sie heute hochstilisiert werden. Vielleicht, weil der Regisseur heute noch lebt, die Komponisten aber schon lange tot und Geschichte sind?


    Korrekt. Genie entschuldigt halt so einiges. Den kann ich bei Herrn Neuenfels indes, mit Verlaub, nicht erkennen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Sicher kann man alles mit allem vergleichen,

    Es gibt auch der Sache nach unpassende Vergleiche.


    aber ein kurzfristiger Ausstieg des Muskalischen Leiters so kurz vor der Premiere ist eben eine ganz andere "Qualität" der Auseinandersetzung, da es Auseinandersetzungen wie gesagt häufig gibt, die aber nicht mit diesen Konsequenzen enden.

    Das wurde auch überhaupt nicht bestritten. Allerdings aus diesem Konflikt sofort einen "weltweiten" Aufstands gegen das RT abzuleiten, kommt höchst abenteuerlich rüber und bildet selbst virtuelles RT vom Feinsten.

  • Zitat

    Also Bitte! - Regiesseur Hans Neuenfels (76) und Dirgent Christoph von Dohnányi (88) sind sich uneins, und daraus soll quasi der Untergang des ungeliebten Regietheaters abgeleitet werden! :hahahaha: - Haben wir es nicht ein Nummer kleiner?


    Natürlich haben wir es auch eine Nummer kleiner - aber dann wärs nicht so publikumswirksam und eingängig :P


    Man kann natürlich aus sagen: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer


    Aber allmählich mehren die Schwalben sich - zuerst kaum merkklich und leise - aber dennoch unübersehbar - wenn man nicht wegschaut.
    Und, denen, die unfreiwillig etwas übersehen - denen hilft man gerne auf die Sprünge.


    Die Risse in der Staumauer des Regietheaters sind auch bei beschöningendster Betrachtung kaum mehr zu übersehen, wenn diese Mauer dereinst fällt wird der hinter aufgestaute "Abneigungs-See" alles unter sich begraben und dem Erdboden gleichmachen


    Eine etwas dratische Metapher für:
    Wenn die gesllschaftliche Entwicklung in Neokonservativismus , bürgerlichem Machtzugewinn, Prüderie und Moralssucht sich weiter entwickelt, dann wird nach Ableben der "Gallionsfuguren" von ihrem Werk nichts bleiben, als ein schaler Nachgeschmack


    Um es gleich zu klären: Die gesellschaftliche Entwicklung der Gegenwart ist nicht unbedingt ein Wunschtraum von mir, da gibt es viele Probleme - aber es gibt - wie ich weiter ausführte - auch positive Aspekte. Nehmen wir uns von allem das Beste


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es gibt auch der Sache nach unpassende Vergleiche.

    Selbstverständlich. Ich fand zum Beispiel deinen Vergleich zum Stuttgarter Kleiber-Felsenstein-"Freischütz" unpassend, da es da eben keinen publikumsiwrksamen Ausstieg des einen der beiden Leiter gegeben hat.


    So, und nun wirst du garantiert noch einmal antworten, aber ich dann nicht mehr, denn der Klügere gibt nach! :P

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Unanhängig davon, ob es nun zu Straussens Salome passt oder nicht: Der oben abgebildete Gegenstand könnte ebenso ein Projektil sein (die Ambivalenz der Formen wurde und wird durchaus häufiger diskutiert). Weiter erinnert die Spitze ja durchaus auch an eine Tiara (auch diese Doppeldeutigkeit zwischen Papstkrone und Phallus ist m.W. keine neue Erkenntnis). Schließlich assoziiert der Gegenstand, sowie dass, was vom Bühnenbild bis jetzt zugänglich ist (siehe hier) im Stil enfernt den Futurismus. - Ob die Inszenierung also tatsächlich den sprichwörtlichen Fisch umdreht und vom Schwanz her stinkt ... ich weiß es nicht :untertauch:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Selbstverständlich. Ich fand zum Beispiel deinen Vergleich zum Stuttgarter Kleiber-Felsenstein-"Freischütz" unpassend, da es da eben keinen publikumsiwrksamen Ausstieg des einen der beiden Leiter gegeben hat.

    So, und nun wirst du garantiert noch einmal antworten, aber ich dann nicht mehr, denn der Klügere gibt nach! :P

    Selbstverständlich folgt darauf eine Antwort.
    Denn eben behauptest du noch Sicher kann man alles mit allem vergleichen. Die Gültiigkeit deiner Aussage versuchst du plötzlich einzuschränken, indem du den Vergleich als "unpassend" bezeichnest. Der Vergleich traf jedoch die Sache d.i. Konflikt zwischen Regie und ML, egal ob du den Vergleich "unpassend findest" oder nicht.
    Und du wirst vermutlich nicht darauf antworten, weil du ja sonst nicht der Klügere sein kannst.

  • Was mir bei dieser Inszenierung schon missfällt, ist diese typische Einheitskluft der Protagonisten, wie man sie aus hunderten Inszenierungen kennt. Bei "Salome" würde ich auf der Bühne gerne irgendetwas sehen, was eine Illusion der Welt von vor 2000 Jahren vermittelt, wie etwa in der Inszenierung von Boleslaw Barlog an der Wiener Staatsoper von 1972. Die Neuenfels-Inszenierung entbehrt jedweder dahingehender Tendenz, das kann man in der Tat bereits anhand der bisher veröffentlichten Bilder erkennen.


    Nun soll also ein 24-jähriger Assistenzdirigent retten, was noch zu retten ist. Es wäre interessant zu erfahren, wie viele Karten nun zurückgegeben werden vom Premierenpublikum, das sich einen großen Maestro erhofft hatte.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Herrlich, dass es unter den Regisseuren noch Mutige gibt, die diese Entstellungen der Meisterwerke nicht mitmachen. Ich wünschte mir, dass endlich mehr Dirigenten den Mut fänden, solche Verunstaltungen nicht mehr zu dirigieren, mehr "Schwalben" (wie Alfred so schön sagt) endlich den von einer Mehrheit des Publikums ersehnten Sommer brächten
    Wenn da von "Altersheim" :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha: die Rede ist: Mich freut es ungemein, dass auch jüngere Leute, wie Joseph II, hier ihre Abneigung gegen das Regisseurstheater zeigen. Es ist richtig - wie Joseph sagt -, das diese Geschichte vor 2000 (!!) Jahren spielt, und da passen weder Bühnenbild noch Kostüme. Und der Gegenstand - sei es man fasst ihn als Phallus, sei es man fasst ihn als Projektil auf - was hat der eigentlich mit der Salome zu tun. Da hätte ich gerne eine konkrete Erklärung von den Befürwortern des Regisseurstheaters, aber die werde ich - wie immer - wohl wieder nicht erhalten.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Wer bei Facebook registriert ist, kann auf der Seite der Staatsoper schon mal ein paar Reaktionen lesen, teilweise auch von Besuchern der Generalprobe. Denen zufolge ist wohl auch der sängerische Teil nicht allzu berauschend.

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

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  • Herrlich, dass es unter den Regisseuren noch Mutige gibt, die diese Entstellungen der Meisterwerke nicht mitmachen

    Herrlich, dass es User gibt, die Gelegenheit erhielten und sogar nutzten, um bei Proben für die Salome beizuwohnen. Du wirst uns also spätestens nach dem 04.03. detailreich erklären, was alles zu dieser Entstellung der Salome beiträgt.

    Ich wünschte mir, dass endlich mehr Dirigenten den Mut fänden, solche Verunstaltungen nicht mehr zu dirigieren, mehr "Schwalben" (wie Alfred so schön sagt) endlich den von einer Mehrheit des Publikums ersehnten Sommer brächten

    Dass es auch Dirigenten gibt, weiterhin gewillt sind, mit Verunstaltern zu kollaborieren, fehlt bisher deiner komplexen Argumentation. Aber falls du dich mit denen in Verbindung setzt, bist du zweifelsfrei in der Lage, kraft deiner authentischen Erfahrung einer generellen Besucher-Abneigung des Verunstaltungstheater, zu versuchen, sie eines Besseren zu belehren. Deine Einsicht beruht nämlich auf der Tatsache, dass du regelmäßig Opernhäuser besuchst und dabei intensivsten Austausch mit dem ganzen Spektrum des Publikums pflegst.

    Und der Gegenstand - sei es man fasst ihn als Phallus, sei es man fasst ihn als Projektil auf - was hat der eigentlich mit der Salome zu tun. Da hätte ich gerne eine konkrete Erklärung von den Befürwortern des Regisseurstheaters, aber die werde ich - wie immer - wohl wieder nicht erhalten.

    Aber , aber. Du brauchst dich jetzt nicht hinter einer rhetorischen Forderung nach Erklärung zu verstecken. Denn, du bist doch selbst mit dieser Aufführung detailliert vertraut, und vermagst uns also auch selbst die entsprechende Erklärung dafür liefern. Erläutere doch bitte dabei genau, warum bereits so ein Foto so exemplarisch den kompletten Verunstaltungscharakter dieser Salome belegt.

  • Erläutere doch bitte dabei genau, warum bereits so ein Foto so exemplarisch den kompletten Verunstaltungscharakter dieser Salome belegt.


    Wieso ist es denn nun Gerhard, der das zu erläutern hat? Eher sollte uns Herr Neuenfels den Sinn des riesigen Stahlpenis erläutern, in welchem Johannes der Täufer eingesperrt ist. Auf welche Quellen stützt er sich? Kommt das bei Oscar Wilde vor? Gar in der Heiligen Schrift? Liegen Neuenfels womöglich bisher unbekannte brisante apokryphe Schriften vor, die er uns vorenthält?

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    – Luís de Camões

  • Aber , aber. Du brauchst dich jetzt nicht hinter einer rhetorischen Forderung nach Erklärung zu verstecken. Denn, du bist doch selbst mit dieser Aufführung detailliert vertraut, und vermagst uns also auch selbst die entsprechende Erklärung dafür liefern. Erläutere doch bitte dabei genau, warum bereits so ein Foto so exemplarisch den kompletten Verunstaltungscharakter dieser Salome belegt.


    Aber, aber! Da liegst du jetzt aber total falsch! Gerhard bittet doch ausdrücklich um eine Erklärung. Es wäre daher durchaus denkbar,dass er durch eine solche völlig überzeugt wird und die Inszenierung nunmehr als nicht verunstaltet betrachtet. :D


    Also nur zu! Auch ich bin gespannt.

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  • Ich finde das einfach geschmacklos. Das hat auch gar nichts mit Prüderie zu tun. Wo's hinpasst, meinetwegen, aber nicht in Straussens "Salome".


    Was soll daran geschmacklos sein? Das ist ein erigierter Penis, also etwas ganz Normales. Salome möchte so einen in ihrer Vagina spüren. Das ist ebenfalls normal. Das passiert millionenfach jeden Tag, ansonsten würde es uns gar nicht geben. Wobei es Salome um einen ganz bestimmte Person geht, nämlich um Jochanaan. Salome gibt sich also nicht irgendwelchen billigen Gelüsten hin. Aber sie begehrt den Jochanaan. Auch sexuell. Das ist Fakt.


    Das gezeigte Bild visualisiert also sehr präzise einen wesentlichen Aspekt dieser Oper. Besser kann man es kaum machen. Gleich gut ja, aber nicht besser. Optisch, meine ich.


    Das bezieht sich natürlich nur auf das gezeigte Bild. Die Inszenierung kann immer noch schlecht sein. Schließlich handelt es sich bei dieser Oper keineswegs um eine Sexgeschichte. Die Person der Salome ist recht komplex. Man muss da als Regisseur schon aufpassen...



    Thomas

  • Was soll daran geschmacklos sein? Das ist ein erigierter Penis, also etwas ganz Normales.


    Hieße der Veranstaltungsort Bordell Unter den Linden, dann ja. In einem Opernhaus brauche ich das nicht unbedingt. Und ich bin mir relativ sicher, dass ich damit nicht ganz alleine dastehe.

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    – Luís de Camões

  • Zitat

    Salome will doch nur den Kopf des Johannes :D


    Eben nicht.
    Eigentlich wollte sie etwas ANDERES - aus unerfindlichen Gründen- von dem in einer Zisterne hausenden schmuddeligen Johannes angetan.
    Und hier bin ich in der unangenhmen Situation - doch einen gewissen Zusammenhang zwischen der Dekoration und dem Inhalt des Stückes zu sehen - wenngleich ich sie abscheulich finde. Die abgewiesene Salome verlangt nun an Stelle einer ihr versagt gebliebenen Befriedigung eine andere. Enthauptungen waren immer schon eine gewisse perverse Ersatzbefriedigung
    Imvergangenen Zeiten war dies den Richtern bekannt, man stellte junge hübsch Delinquenten aufs Schafott und ersparte ihnen die Enthauptung, wenn sich eine "Ehrsame Jungfrau " fände, die ihn heiraten wolle und bereit sei mit ihm in ein fernes Land mittels eines Schiffes zu folgen. wo man zwecks Kolonien an Siedlern interessiert war.


    Herodes hat das Perverse an Salome erkannt, und nachdem er sein Versprechen eingelöst hatte und sehen mußte wie sie den abgehackten Kopf küsste, ausruft :Man töte dieses Weib! (Regie: Die Soldaten stürzen hervor und zermalmen Salome, die Tochter der Herodias, Prinzessin von Judäa, unter ihren Schilden.)“


    Schöner ggehts ja nicht mehr. Oscar Wild (mein Lieblingsautor, oder zumindest einer davon) hat ganze Arbeit geleistet. Der blutjunge Aubrey Vincent Beardsley hinterließ zu diesem Thema einige Bilder, die er im Auftrag Wildes geschaffen hatte.


    Der österreichische Zensor wollte die Oper nicht für die Kuk Hofoper (Heute Wiener Staatsoper) freigeben, da er dieses Therma für "psyhopathologische Erotik" hielt und als "für die Wiener Hofoper nicht geeignet" bezeichnete (aus dem Gedächtnis zitiert)


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Schließlich handelt es sich bei dieser Oper keineswegs um eine Sexgeschichte.


    In den ersten Sätzen liest sich das aber ganz anders. Salome ist nicht Teleny (wobei ich bemerken möchte, dass die Urheberschaft dieses kleinen Romans nach wie vor umstritten ist). Mir ist es egal, was Neuenfels nun auf die Bühne bringt. Niemand von uns kennt die Inszenierung als Ganzes. Was mich grundsätzlich gewaltig stört, ist dieses Tendenz zur Profanisierung. Alles muss ins Alltägliche heruntergebrochen werden. Wilde würde sich im Grabe umdrehen. Der hatte eine ganz eigene Ästhetik. Am Ende kommen dann solche ordinärern Fehleinschätzungen wie in Beitrag 44 heraus. :no:

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Was mich grundsätzlich gewaltig stört, ist dieses Tendenz zur Profanisierung. Alles muss ins Alltägliche heruntergebrochen werden.


    Profanisierung trifft es sehr gut. Das erotische Momentum der "Salome" wird ja wohl niemand bestreiten. Das stört mich auch nicht im Mindesten. Aber wieso das heutzutage immer so hanebüchen auf die unterste denkbare Ebene gesenkt werden muss, verstehe ich nicht. Damit es der letzte Vollpfosten kapiert? Das geht doch sinnlicher und subtiler. Ich nenne nur mal die Visconti-Verfilmung von Thomas Manns "Tod in Venedig". Es gibt kaum einen erotischeren Film, und doch findet alles auf hoher Ebene statt und folgt den Gesetzen der Ästhetik. Was Neuenfels daraus macht, ist Gossenniveau und letzten Endes eine geradezu unstatthafte Simplifizierung von Wilde und Strauss. So zumindest mein Eindruck.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Eigentlich wollte sie etwas ANDERES - aus unerfindlichen Gründen- von dem in einer Zisterne hausenden schmuddeligen Johannes angetan.

    Von diesen unerfindlichen Gründen wusste schon Brecht in der "Dreigroschenoper" ein Lied zu singen (der seinerseits in seinem schmutzigen stinkenden Anzug auch großen Eindruck auf die Damenwelt machte und eine Eroberung nach der nächsten tätigte):


    Zitat

    Und als er kein Geld hatte,
    Und als er nicht nett war,
    Und sein Kragen war auch am Sonntag nicht rein,
    Und als er nicht wußte,
    Was sich bei einer Dame schickt,
    Zu ihm sagte ich nicht "nein"

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich fände es irgendwie interessanter, wenn jemand schreiben könnte, wie die Inszenierung aussieht, welche Ideen der Regisseur hatte bezüglich Personenführung und Libretto, wie der Tanz gelöst ist, als diese gefühlt 1.000.000ste Diskussion mit "Ich will dies nicht, ich will das nicht". Dass nicht alle mit dieser Regiearbeit einverstanden sind ist klar, das haben diejenigen schon deutlich gemacht. Ergiebiger (und für mitlesende Gäste sicher lesenswerter) wäre es m.E. aber, wenn man über das Stück spricht, statt den eigenen Standpunkt ständig zu wiederholen.




    LG,
    Hosenrolle1

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  • Das erotische Momentum der "Salome" wird ja wohl niemand bestreiten. Das stört mich auch nicht im Mindesten. Aber wieso das heutzutage immer so hanebüchen auf die unterste denkbare Ebene gesenkt werden muss, verstehe ich nicht. Damit es der letzte Vollpfosten kapiert? Das geht doch sinnlicher und subtiler.


    Der Meinung bin ich auch, jedoch geben ja viele Zuseher zu, dass sie nur in die Oper gehen, um "zu entspannen" oder "mal abzuschalten". Soll man dieses Publikum nun überfordern, indem man subtil arbeitet und davon ausgeht, dass das Publikum mitdenkt?


    Andererseits, es gibt auch Stücke, wo Subtilität nicht so angebracht ist, weil da die Gefahr wäre, dass etwas verharmlost wird.



    Was Neuenfels daraus macht, ist Gossenniveau


    Du hast die Inszenierung gesehen?




    LG,
    Hosenrolle1


  • Hieße der Veranstaltungsort Bordell Unter den Linden, dann ja. In einem Opernhaus brauche ich das nicht unbedingt. Und ich bin mir relativ sicher, dass ich damit nicht ganz alleine dastehe.


    Das mag sein, aber dann müsst ihr euch bei dem Strauss beklagen. Oder beim Opernhaus, dass sie dieses Werk überhaupt bringen.


    Tatsache ist, dass besagtes Körperteil nicht nur in Bordellen eine Rolle spielt, sondern so gut wie in jedem Haus, in dem ein Mann wohnt. Jetzt kann man das mehr oder weniger "geschmackvoll" umschreiben (ich getraue mich ja auch nicht mehr, den korrekten Namen zu verwenden). Und als Regisseur kann man das Thema mehr oder weniger präzise ansprechen. Aber es ist nun mal das Recht, oder eher die Pflicht des Regisseurs, zu entscheiden, in welcher Form das Sexuelle in dieser Oper visualisiert wird. Ja, es ist seine Pflicht. Das ist nämlich sein Job, dafür wurde er eingestellt, dafür wird er bezahlt. Zu entscheiden, wie der Inhalt der Oper visualisiert wird. Dass der Inhalt visualisiert werden muss, versteht sich von selbst. Es ist ja kein Oratorium.




    Thomas

  • Warten wir es ab, wie die Premiere ausfällt.


    Natürlich ist der Abtritt Dohnanyis spektakulär und hat sicher Folgen. Zum einen erhält ein junges Talent eine Chance, die er hoffentlich nutzt. Er steht sicher nun unter besonderer Beobachtung. Wer kann schon mit 24 Jahren die Salome dirigieren, noch dazu an einem der führenden Opernhäuser Deutschlands!! Eine Riesenchance!!!! Kennt jemand Gründe, warum Mehta das Dirigat abgegeben hat?? Und warum Barenboim dann nicht übernommen hat??


    Aber sicher hat auch ohne Dohnanyis Reaktion eine Spannung üder der Premiere gelegen und hat das Publikum vorher schon polarisiert. Durch die Vorkommnisse sollten Spekulationen eigentlich nicht aufkommen, dazu hat sich ja Dohnanyi positioniert. Vielmehr glaube ich, daß der Riß, der durch das Publikum hinsichtlich ihrer Erwartungshaltung geht neue Nahrung bekommen hat. Die Premiere wird daher doppelt spannend. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, das ist für mich interessanter als eine Abstimmung der SPD über eine GroKo.


    Über die Bilder möchte ich mich nicht weiter äußern, meine Meinung ist bekannt. Wenn das Publikum den Neuenfels ausbuht, dann wäre das für mich positiv, ich mag den Typen und seine Art, Opern zu inszenieren nicht.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Wieso ist es denn nun Gerhard, der das zu erläutern hat? Eher sollte uns Herr Neuenfels den Sinn des riesigen Stahlpenis erläutern, in welchem Johannes der Täufer eingesperrt ist.

    Aber, aber! Da liegst du jetzt aber total falsch! Gerhard bittet doch ausdrücklich um eine Erklärung. Es wäre daher durchaus denkbar,dass er durch eine solche völlig überzeugt wird und die Inszenierung nunmehr als nicht verunstaltet betrachtet. :D


    Also nur zu! Auch ich bin gespannt.

    Gerhard Wischniewski fordert (seit Jahren) regelmäßig Erklärungen zum Verunstaltungstheater ein und beklagt keine zu erhalten, obwohl Beiträge im Sammelthread „Gestern in der Oper“ ihm ständig eines Besseren belehren.


    Sein letztes Posting hier im Salome-Thread, erweckt ohne Zweifel den Anschein von großer Vertrautheit mit der Regie, weil er sie als "Entstellung" und "Verunstaltung" klassifiziert. Ausgerechnet von Usern, die er im Forum als „Befürworter“ des RTs identifiziert und die diese Aufführung bisher überhaupt nicht besuchen konnten, verlangt er nach einer Erläuterung. Dabei wäre es ihm - z.B. während eines Probenbesuches in Berlin - möglich gewesen, da mal nachzufragen.


    Somit kommt Gerhard Wischniewskis Unterfangen momentan höchst absurd rüber. Und eine Erklärungsmöglichkeit wäre, dass seine Forderung bloß rhetorisch von ihm intendiert ist. Also dass eigentlich – also auf Grund seiner genaueren Kenntnisse von dieser Inszenierung, weil von ihm von ihm hier als "Entstellung" und "Verunstaltung" dokumentiert - er in der Lage ist, selbst die plausible Antwort auf seine rhetorische Frage uns zu übermitteln. Also; bin gleichfalls darauf gespannt.

    Ich fände es irgendwie interessanter, wenn jemand schreiben könnte, wie die Inszenierung aussieht, welche Ideen der Regisseur hatte bezüglich Personenführung und Libretto, wie der Tanz gelöst ist, als diese gefühlt 1.000.000ste Diskussion mit "Ich will dies nicht, ich will das nicht".

    Es ist zu befürchten, dass dein Unterfangen diesen Thread überfordert.

  • Zitat

    Zitat von MmeCortese: Gerhard bittet doch ausdrücklich um eine Erklärung

    Liebe Mme Cortese,


    hattest du etwa gedacht, dass von Seiten der Befürworter eine plausible Erklärung kommt? Ich nicht! Ich habe nur ein einziges Mal erlebt (das halte ich Michael Schenk zugute), dass auf eine konkrete Frage auch einmal der konkrete Versuch gemacht wurde, etwas zu erklären (es handelte sich um den "Epilepsiegrin" aus der Scala). Zwar hat mich diese Antwort nicht überzeugen können, aber es war wenigstens der Versuch.
    Alle anderen Fragen, die bisher um konkrete Antworten zu unverständlichen und das Werk verunstaltenden Regisseursideen von mir und auch von anderen hier gestellt wurden, wurden von den Befürwortern mit - teilweise weit hergeholten - rein theoretischen Argumenten ausweichend abgetan. Und auf diese unglaubwürdigen Theorien lege ich keinen Wert mehr.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Du hast die Inszenierung gesehen?


    Das nicht. Ich habe für mich persönlich auch entschieden, dass ich sie gar nicht sehen möchte. Dazu reichen mir der hinlänglich bekannte Ruf des Regisseurs und die verfügbaren Bilder. Natürlich steht es jedermann frei, zu einem anderen Schluss für sich selbst zu kommen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Dazu reichen mir der hinlänglich bekannte Ruf des Regisseurs


    Ich weiß nicht wie du das siehst, aber ich lasse mir generell nicht von anderen vorsagen, was gut und was schlecht ist, sondern bilde mir lieber eine eigene Meinung, basierend auf eigenen Erfahrungen.



    und die verfügbaren Bilder


    Die halt wenig über die ganze Regiearbeit aussagen. Ich finde die Bilder auch nicht gut, aber trotzdem kann es sein, dass er z.B. bei der Personenführung tolle Einfälle hatte, die mir entgehen, weil ich wegen ein paar Kulissen gar nicht hingehe.




    LG,
    Hosenrolle1

  • Ich habe für mich persönlich auch entschieden, dass ich sie gar nicht sehen möchte. Dazu reichen mir der hinlänglich bekannte Ruf des Regisseurs und die verfügbaren Bilder. Natürlich steht es jedermann frei, zu einem anderen Schluss für sich selbst zu kommen.


    Ich bin zu dem gleichen Schluss gekommen und habe mir für diese Inszenierung erst gar keine Karten besorgt, denn wo Neuenfels drauf steht, steht auch Neuenfels drin!


    Ich weiß nicht wie du das siehst, aber ich lasse mir generell nicht von anderen vorsagen, was gut und was schlecht ist, sondern bilde mir lieber eine eigene Meinung, basierend auf eigenen Erfahrungen.

    Komisch, dass ich noch nie einen solchen auf eigenen Erfahrungen basierenden Bericht über einen Vorstellungsbesuch von dir gelesen habe...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Komisch, dass ich noch nie einen solchen auf eigenen Erfahrungen basierenden Bericht über einen Vorstellungsbesuch von dir gelesen habe...


    Das liegt daran, dass ich keine geschrieben habe. Und selbst wenn, was tut das zur Sache? Der Unterschied ist nur der, dass ich nicht über Inszenierungen herziehe, weil der Regisseur irgendeinen Ruf hat oder mir ein Bild dieser Inszenierung nicht gefällt.


    Wenn ich eine Inszenierung nicht kenne, dann urteile ich nicht darüber.




    LG,
    Hosenrolle1

  • Ja, schöne Parolen, aber ich gehe nicht in die Oper, um mich zu ärgern, und wenn ich genau das erwarte, und dafür gibt es Indizien, dann gehe ich lieber erst gar nicht rein. Beim Tscherniakow-"Tristan" oder jetzt bei der Neuenfels-"Salome" ist das genau so.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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