In Weiterführung des Threads über soiltäre Opernrollen möchte ich die Frage zur Diskussion stellen, in welchen Opern Personen eine bedeutende Rolle spielen, ja sogar das Bühnengeschehen beeinflussen, ohne daß sie der Librettist/Komponist mit einem Bühnenauftritt belohnt hätten. Es sind Personen, auf deren Namen Bezug genommen wird und die dennoch keiner zu Gesicht bekommt.
Dazu möchte ich gleich Beispiele nennen:
1. Agamemnon in der "Elektra". Agamemnon verteidigt sein Land im Krieg. Als er zurückkehrt, wird er umgebracht von seiner Frau Klytemnästra und ihrem Liebhaber Aegisth, mit einem Beil. Die gemeinsame Tochter Elektra wird weggesperrt, sie kann die Tatwaffe sichern, und immer wieder denkt sie im Kerker an ihren Vater und schwört Rache. Orest, ihr Bruder, kommt aus dem Ausland zurück und geht gleich zur Tat über, er bringt Klytemnästra um, man hört sie hinter der Bühne schreien. Makaber: Elektra verwünscht seinen raschen Abgang, wollte sie ihm doch das Beil geben und den Tod des Vaters stilgerecht zu rächen. Als Elektra erfährt, daß ihre Mutter tot ist, erzeugt das so viel Genugtuung in ihr, daß sie im Rausch zusammenbricht und stirbt.
2. Keukobad in "die Frau ohne Schatten". Der Kaiser erlegt bei einer Jagd eine weiße Gazelle, die sich als Tochter des Geisterkönigs Keukobad erweist. Dennoch heiraten die Beiden. Als Tochter eines Geistes hat sie keinen "Schatten", d.h. keine Seele, sie kann nicht gebären. Keukobad ist sauer, schickt seine Mitarbeiter, die Amme und den Geisterboten ins Erdenland, um die Ehe rückgängig zu machen. Der Kaiser hat 3 Tage Zeit, der Kaiserin ein Kindlein zu machen. Da das nicht zu gehen scheint, wird jemand gesucht, der seinen Schatten verkauft. Man wird in der Nachbarschaft fündig, die Frau des Färbers Barak hat kleinbürgerliche Tendenzen und verkauft ihre Seele um den Verlust der Liebe ihres Mannes. Wenn der Kauf der Seele in 3 Tagen nicht klappt, muß die Kaiserin zurück zu den Geistern und der Kaiser wird zu Stein. Daß zum Schluß trotz ständiger Intrigen der Amme und nochmaliger Vorsprache des Geisterboten die Liebe siegt, die Kaisein Kaiserin bleibt, das ist die humanistische Idee dieses fasziniernden Werkes.
Herzlichst La Roche