Das Erscheinungsdatum der Box (2013) würde es zwar nahelegen, tatsächlich wurde der Zyklus allerdings bereits 2001 eingespielt. Ich finde ihn auch sehr gut. Mit dem BRSO hat Maazel mehrere symphonische Zyklen aufgenommen, von denen bis dato allerdings nur der Schubert und der Bruckner offiziell erschienen sind. Es gibt daneben mindestens noch einen von Beethoven, Brahms und Mahler.
Bzgl. der ganz späten Aufnahmen wird man noch diese beiden hinzufügen müssen:
Das Verdi-Requiem datiert auf Februar 2014, wenige Monate vor Maazels Tod.
Um zum allgemeinen Thema des Thread zurückzukommen:
Es scheint ja allgemein Einigkeit darüber zu herrschen, dass besonders die frühen Einspielungen Maazels erstklassig sind. Zwar ist es nicht von der Hand zu weisen, dass sich später oft eine gewisse Routine einschlich, aber Perlen gibt es in seiner Diskographie m. E. bis zuletzt. Nicht alles davon, was mir jetzt in den Sinn kommt, ist auf CD erschienen.
Diese CD mit den Wiener Philharmonikern von 1996 enthält eine der aufregendsten Aufnahmen des Boléro von Ravel, die ich je gehört habe. Die gewagte Agogik zum Ende hin versetzt mich immer wieder in Erstaunen, wie auch die phänomenale Orchesterleistung.
Hier (wieder mit den Wienern) ist eines der überzeugendsten "Meistersinger"-Vorspiele enthalten, das ich kenne. Maazel hat den langem Atem und schafft es wie Knappertsbusch und Celibidache, die gewonnene Zeit mit Leben zu füllen. Große Klasse.
Zumindest erwähnen möchte ich einen Rundfunkmitschnitt von 1993 (nochmal aus Wien), wo er die "Reformationssymphonie" von Mendelssohn dirigiert. Eine solche Opulenz muss man erstmal zustande bringen. Maazels Konzeption ist grundverschieden von seiner über 30 Jahre älteren Aufnahme aus Berlin, die auf ihre Art genauso genial ist. Er braucht etwa 7 Minuten länger und kommt auf 34 Minuten. Die Schlussapotheose mit pathetischer Zurücknahme des Tempos kann man nicht gewaltiger interpretieren. Hier wäre ein Label wie Orfeo gefragt.