Traditionelle Opernaufführungen im Vormarsch!!

  • Ich versuche immer wieder das Thema beizubehalten, nämlich zeitnahe "Traditionelle" Operninszenierungen zu zeigen -



    Lieber Alfred,
    auch wenn es jetzt OT ist, hier der Trailer aus Hannover, damit die Mitglieder und -leser wissen, wovon Amfortas und ich reden:



    Sooo feiert man heute!

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Ich habe doch schon geschrieben, dass ich reichlich angeödet war.

    Stimmt. Hatte ich momentan nicht auf Schirm.

    auch wenn es jetzt OT ist, hier der Trailer aus Hannover, damit die Mitglieder und -leser wissen, wovon Amfortas und ich reden:

    Danke für Link auch in diesem Thread !
    Schade, dass es davon keine Komplettaufzeichnung gibt, denn Berger-Regie in Hannover sehr gelungenen, wärend Minkowski/Neuenfels-Mitschnitt aus Salzburg mich wenig überzeugte und KOB (wars Homoki oder Mussbach ?) vergleichweise szenisch eher behäbig rüberkam

  • Zitat

    Zitat von MmeCortese: Meiner Meinung nach krankt die Inszenierung unter anderem auch daran, dass wie so häufig Witz und Humor mit unterster Klamotte verwechselt werden.

    Liebe MmeCortese,


    aus eigener Erfahrung weiß ich, wieviel schwerer es ist, eine Komödie zu inszenieren und auch zu spielen als ein ersteres Stück.
    Anscheinend verstehen viele heutige Regisseure diese Kunst nicht mehr und machen daher aus Komödien billigste Klamotten. Und ein manches Publikum kann man ja auch mit billigen Witzchen, gewürzt mit Anzüglichkeiten, blendend unterhalten (Blödelshows haben ja auch im Fernsehen - vor allem bei den Privatsendern - immer noch hohe Einschaltquoten). Ist das das Publikum, das die Regisseure suchen?


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ist das das Publikum, das die Regisseure suchen?


    Den Eindruck hatte ich schon öfter, auch wenn sie das meistens hinter hochgestochenen Phrasen zu verdecken suchen -- siehe Trailer.

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Anscheinend verstehen viele heutige Regisseure diese Kunst nicht mehr und machen daher aus Komödien billigste Klamotten. Und ein manches Publikum kann man ja auch mit billigen Witzchen, gewürzt mit Anzüglichkeiten, blendend unterhalten (Blödelshows haben ja auch im Fernsehen - vor allem bei den Privatsendern - immer noch hohe Einschaltquoten).

    Einige Postings zuvor ist folgendes von dir zu lesen:

    dass man das Publikum mit den Mätzchen verschiedener Regisseure nicht locken kann. Die Intendanten der sogenannten "Provinztheater" scheinen das weitsichtiger zu sein als die verbohrten der Großen Häuser, die noch viel zu viel Subventionen erhalten. Leider hat man hier - wohl aus Gründen der geringen Nachfrage (die Besucher haben sich wegen der vielen entstellten Inszenierungen verschiedener anderer Tourneetheater hier andere Nischen gesucht) - keine Opern mehr eingekauft,

    sowie:

    Auch dass die Leipziger Folgevorstellungen schon ausverkauft sind, während in den in den Theatern mit verunstalteten Werken teilweise gähnende Leere herrscht, zeigt doch, dass das ein gewaltiger Irrweg ist.

    Folglich:
    Falls ein zahlenmäßig großes Publikum sich bevorzugt auch Inszenierungen reinzieht, die du pauschal als Verunstaltungen qualifiziertst, setzt es sich also nach deinem Weltbild nicht mehr aus wahren Opernliebhabern zusammen, sondern bloß aus Besuchern, die TV-Blödelshows goutieren, weil du das in deinem Posting in unmittelbaren Zusammenhang mit den Opernbesuchern gebracht hast.


    Haste etwa jemals diese Besucher nach Ende einer Vorstellung von "Verunstaltungen" nach ihren TV-Präferenzen gefragt oder aus welch verlässlichen, aber mir leider unbekannten Quellen speist sich deine Behauptung ?
    Wäre höchst interessant zu erfahren. Bin auf eine plausible Antwort gespannt.


    Falls du deine Behauptung untermauern kannst, dann allerdings bedarf ein solches Publikum selbstverständlich unbedingt einer gründlichen Instruktion durch Gerhard Wischniewski, um zu erkennen, wie sehr es den „Verunstaltern“ bereits auf dem Leim gegangen ist.

    Ist das das Publikum, das die Regisseure suchen?

    Inwiefern sucht sich ein Regisseur das Publikum ? Organisieren z.B. diese „Verunstalter“ denn so was wie Telefonaktionen oder lassen sie zu diesem Behuf in der City zahlreiche Flugblätter verteilen ?
    Nähere Details, welche diese in deine Frage eingekleidete Behauptung untermauern, wären sehr hilfreich.

  • Nchdem in einem anderen Thread eine Aufführung von Donizettis L' Elisir d' amore gelobt wurde habe ich mir einen Ausschnitt angesehen - und war eher unangenehm berührt. Ich habe dann diverse andere Inszenierungen und Ausstattungen diverser deutscher Theater in form von Clips angesehen und musste feststellen, das Niveau ist durchwegs dasselbe: Klamauk und Ausstattung wie von einer Schüleraufführung wo alles zusammengetragen wird was irgendwie bunt ist.
    Wenn ich noch am laufenden bin läuft derzeit in Wien noch eine sehr betagte aber gefällige Inszenierung.


    Aber nun habe ich die Schlußszene in einer Aufführung der MET 2018 gefunden, die ich Euchnicht vorenthalten möchte.
    Ich bewundere auch den Einfallsreiochtum der Kostümbildner. Hier hat es mir besonders die Figur des "Dottore" Dulcamara angetan, der hier - wie ich finde kongenial dargestellt wird. Seit Enzo Dara habe ich keinen so guten gesehen.
    Hier meine ich besonders den Spagat zwischen "Dämonisch carismatischer Erscheinung und komischer Figur



    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,
    ich nehme an, daß du meinen Bericht aus dem MIR gemeint hast. Ich hab ja geschrieben das die Inszenierung nichts besonders war. Sie war teilweise unterhaltsam und dem Publikum vor Ort hat es gefallen.

  • Lieber Rudolfo


    Das war ja kein Angriff auf Dich. Ich habe auch gelesen -auch in einer zeitungskritik - daß es dem Publikum gefallen hat.
    Und das ist das Hauptproblem - nicht nur in Bezug auf die Oper:
    Das Publikum ist heut in vielerlei Hinsicht anspruchslos. Somit kann man weder auf Testberichte noch auf Rezensionen bauen.
    Die von mir hier vorgestellte Inszenierung - oder vielmehr ein Augenblick daraus - soll lediglich zeigen was MEIN Standard in Bezug auf Operaufführung ist.


    Das ist ja letztlich generell der Sinn dieses Threads - der allerdings durch Diskussionen arg infiltiriert ist, was dem Sinn DIESES Threads völlig widerspricht. Er sollte eine bloße Aufzählung optimaler Aufführungen im "rtraditionellen" Still sein, die zeitnah an den Opernbühnen der Welt zu sehen sind oder waren...


    Beste Grüße aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Das Publikum ist heut in vielerlei Hinsicht anspruchslos. Somit kann man weder auf Testberichte noch auf Rezensionen bauen.


    Das mit dem anspruchslosen Publikum trifft natürlich nur auf diejenigen Banausen zu, die tatsächlich ein Opernhaus besuchen. Deren Testberichten und Rezensionen sollte man keineswegs vertrauen. Höchst seriös und vertrauenswürdig sind hingegen die Testberichte und Rezensionen einiger anspruchsvoller Opernexperten hier in diesem Forum, die die Qualität einer Aufführung ausschließlich dann besonders kompetent zu beurteilen in der Lage sind, wenn sie zu Hause sitzen und eine Aufführung anhand von ausagekräftigen Farbfotos und Videoausschnitten zur Kenntnis nehmen. Die müssen natürlich vom Vorwurf "anspruchslos" zu sein ausdrücklich ausgenommen werden. Wer hingegen tatsächlich ins Theater geht und es noch wagt das Gesehene aus eigener Anschauung gut zu finden - der ist mit "anspruchslos" freilich noch sehr milde tituliert und Rezensionen solcher Scharlatane, die Aufführungen rezensieren, die sie gesehen haben, sind natürlich mit konsequentester Nichtachtung zu strafen.

  • Das mit dem anspruchslosen Publikum trifft natürlich nur auf diejenigen Banausen zu, die tatsächlich ein Opernhaus besuchen. Deren Testberichten und Rezensionen sollte man keineswegs vertrauen. Höchst seriös und vertrauenswürdig sind hingegen die Testberichte und Rezensionen einiger anspruchsvoller Opernexperten hier in diesem Forum, die die Qualität einer Aufführung ausschließlich dann besonders kompetent zu beurteilen in der Lage sind, wenn sie zu Hause sitzen und eine Aufführung anhand von ausagekräftigen Farbfotos und Videoausschnitten zur Kenntnis nehmen. Die müssen natürlich vom Vorwurf "anspruchslos" zu sein ausdrücklich ausgenommen werden. Wer hingegen tatsächlich ins Theater geht und es noch wagt das Gesehene aus eigener Anschauung gut zu finden - der ist mit "anspruchslos" freilich noch sehr milde tituliert und Rezensionen solcher Scharlatane, die Aufführungen rezensieren, die sie gesehen haben, sind natürlich mit konsequentester Nichtachtung zu strafen.


    Bravo, lieber Melomane!


    :jubel: Trefflich diagnostiziert! :jubel:


    Beste Dank für die Klärung!


    Herzliche Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Jawohl, Bravo!!!
    Da sollten wir wohl froh und dankbar sein, daß wir hier im Forum solche "trefflichen Diagnostiker" unter uns wissen.
    Vor allem weil diese, als die einzigen und wahren, anspruchsvollen Opernexperten, uns schon so oft an ihren erlebten Theaterbesuchen,
    mit ausführlichen und fachlich interessanten Berichten und Rezensionen teilhaben ließen.
    Aber es ist natürlich leichter, mit billigen und wiederkäuenden lächerlichen Angriffen, über andere herzufallen.
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Da sollten wir ja froh und dankbar sein, daß wir hier im Forum solche "trefflichen Diagnostiker" unter uns wissen.

    Sehe ich genauso. Der Trend ist höchst erfreulich.....

    Vor allem weil diese, als die einzigen und wahren, anspruchsvollen Opernexperten, uns schon so oft an ihren erlebten Theaterbesuchen,
    mit ausführlichen und interessanten Berichten und Rezensionen teilhaben ließen.


    .. und exemplarisch dafür ist das sehr instruktive Feedback einer Tannhäuserpremiere in Görlitz


    Aber es ist natürlich leichter, mit billigen und wiederkäuenden lächerlichen Angriffen, über andere herzufallen.


    doch, warum auf einmal in so gehässigem Tonfall ?(
    Denn folgender Beitrag bekräftigt doch ausdrücklich die hohe Kompetenz und das unermüdliche Engagement zahlreicher Opernfreunde fürs Wahre, Gute und Schöne, als Kontrapunkt zum vorherrschendem Zersetzungsprozess durchs RT:

    Höchst seriös und vertrauenswürdig sind hingegen die Testberichte und Rezensionen einiger anspruchsvoller Opernexperten hier in diesem Forum, die die Qualität einer Aufführung ausschließlich dann besonders kompetent zu beurteilen in der Lage sind,

    :thumbup: :thumbup: :thumbup:

  • Es wäre meiner Meinung nach sehr erfreulich, wenn die beiden Stänker sich aus diesem Thread raushalten würden, da sie zum eigentlichen Thema nichts beizutragen wissen.

  • Sehe ich genauso. Der Trend ist höchst erfreulich.....


    Schön, daß Du das auch so siehst. Erfreulich ist vor allem, daß, wie nicht anders erwartet, einer der "trefflichen Diagnostiker" und wahren Opernexperten sofort anspringt.


    Vor allem weil diese, als die einzigen und wahren, anspruchsvollen Opernexperten, uns schon so oft an ihren erlebten Theaterbesuchen,
    mit ausführlichen und interessanten Berichten und Rezensionen teilhaben ließen.


    .. und exemplarisch dafür ist das sehr instruktive Feedback einer Tannhäuserpremiere in Görlitz

    Ja und, was ist daran falsch oder verwerflich? Ich habe die Kritik, den Bericht eines Rezensenten reingestellt und mich, da ich nicht in der Vorstellung war,
    jeglicher persönlicher Meinung enthalten.


    Allerdings im Gegensatz zu Dir und anderen "wahren Opernexperten" (bzw. die sich dafür halten), habe ich schon oft über erlebte Opernbesuche berichtet.


    Aber es ist natürlich leichter, mit billigen und wiederkäuenden lächerlichen Angriffen, über andere herzufallen.


    doch, warum auf einmal in so gehässigem Tonfall ?(
    Denn dieser Beitrag bekräftigt doch ausdrücklich die hohe Kompetenz und das unermüdliche Engagement zahlreicher Opernfreunde für Wahre, Gute und Schöne, als Kontrapunkt zum vorherrschendem Zersetzungsprozess durchs RT:

    Was ist daran gehässig? Wenn Du es also nicht kapieren willst oder kannst, dann mal ganz deutlich:
    Fehlt Dir und noch einem anderen Spezialisten nicht der User Gerhard Wischniewski? Um mit Euren dämlichen, schlaumeierischen Argumenten über ihn herzufallen?
    Aber wahrscheinlich kommt ihr Euch dann besonders intelligent und überlegen vor. Laß`Dir aber gesagt sein, das ist nicht mehr als billige Klamotte!
    Nichts für Ungut und einen schönen Abend


    CHRISSY
    So, und damit genug zu dem Thema. Nicht, daß sich noch der andere Experte reinhängt!

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Zitat

    ....und eine Aufführung anhand von ausagekräftigen Farbfotos


    JA das genügt bereits.


    So wie es genügt, daß Du in gewissen Famlilien nicht als Schwiegersohn akzeptiert bist wenn Du tätowiert bist. oder einen Nasenring trägst, an jedem Finger einen Ring hast, eine Vorstrafe hattest oder einer anderen Rasse angehörst. Dazu kommt noch die Sprachmelodie und die Diktion. Die Oberschicht hat einen feinen Beiklang darinnen, ebenso wie das Proletariat - egal ob die beiden nun Hochdeiusch sprechen oder Dialekt. Das ist ein prägendes Merkmal, das kannst du nicht auslöschen


    Mehr möchte man dann über den Betreffenden gar nicht wissen


    So fälle ich mein persönliches Urteil über jene, die meine Regel, in diesem Thread nicht zu argumentieren, sondern die Anreihung von schönen Inszenierungen nicht zu stören. einfach mißachten; "Unerzogen" würde man in den Kreisen der besseren Gesellschaft sagen, "wer hat denn den eingeladen ?"
    So jemand würde bei zukünftigen Einladungen stillschweigend übergangen - ein offen ausgetragener Konflikt fände nicht statt. TOTschweigen wäre die Devise.
    Ob eine Inszenierung, ein Mensch oder sonst irgendeine Sache meinen Anprüchen genügt entscheide nur ich für mich alleine - und im Allgemeinen gebe ich mein Urteil gar nicht öffentlich bekannt.
    Wahrscheinlich ist es noch niemandem aufgefallen, aber in neige auch dazu, auf Provokationen nicht zu antworten. Das wird dann IRRTÜMLICH als "Rückzieher" gesehen - Das ist aber falsch !! Ich zeige damit nur, daß mir die Sache keine Antwort wert ist.
    Und das wars dann - Ende der Diskussion


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Danke, lieber Alfred, für Deine klaren und deutlichen Worte.
    Kehren wir also zum eigentlichen Thema zurück:

    Ich rufe daher auf, derzeit laufende Inszenierungen, die man ohne wenn und aber dem Begriff "werktreu" zuordnen kann, hier zu verlinken


    Vor einem Jahr war in Liberec /Reichenberg die Premiere von Verdi`s "Rigoletto".
    In mehreren Beiträgen habe ich davon berichtet und auch Proben -/ Vorstellungsfotos reingestellt.
    Nun ist seit kurzem auch ein kleiner Video - Link /Trailer zu sehen, den ich unten reinstelle.


    Man bekommt einen kleinen Eindruck von den Kostümen und der Inszenierung und nach m. M. trifft es Alfred`s Forderung nach Werktreue.
    CHRISSY
    Etwas runterrollen und auf das Dreieck klicken:
    http://www.saldovo-divadlo.cz/…dstaveni/r/3764/rigoletto

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Ich denke auch, dass jede Diskussion von vornerein erschwert, wenn nicht gar unmöglich gemacht wird, sobald ich meinem Gesprächspartner aus irgendeinem Grund die Kompetenz abspreche.


    Hat der andere die Oper gesehen im Opernhaus? Oder "nur" als Video? Ganz oder teilweise?


    Sicherlich kann man solche Fragen stellen -- nur bringt das nichts, denn ich könnte noch viel weiter gehen und fragen:


    Kann der andere, der da urteilt -selbst wenn er die Opernaufführung live erlebt hat- Noten lesen? Beherrscht er die Sprache des Librettos, wenn es nicht die Muttersprache ist? Hat er Ahnung von Dramaturgie, Literatur, Muiktheorie?


    Sicherlich kann man auch diese Fragen stellen -- nur, bringt das etwas, die Messlatte immer höher zu legen, ab wann eine Meinung oder Kritik denn ernstzunehmen ist?


    Ich kann auch noch weitergehen: hat jemand -wie ich- Gesangsunterricht und eine Stimmausbildung genossen? Hat jemand -wie ich- selbst schon in diversen Opernaufführungen mitgesungen? Hat derjenige "nur" im Chor oder auch schon solistisch gesungen?


    Sicherlich könnte ich somit immer weiter und weiter fragen - und würde dadurch den Kreis meiner Gesprächspartner immer mehr einengen.


    In letzter Konsequenz würde ich dann nur noch vor dem Spiegel sitzen und mit mir selbst reden - ein kafkaeskes Szenario.


    Was von daher für mich persönlich die Konsequenz ist - meine ganz subjektive Sichtweise:


    Musiktheater ist für jeden Musikfreund da, nicht nur für Experten, Spezialisten und aktive Opernsänger; und das Urteil eines jeden ist mir in jedem Fall interessant und wichtig, und ich bemühe mich, diesem mit Respekt zu begegnen, selbst wenn ich denke, dass es mit meinem nicht übereinstimmt.


    Sicherlich hat das Urteil des ein- oder anderen Opernfreundes für mich persönlich mehr Gewicht als das andere; das heißt jedoch nicht, dass ich andere Meinungen daher missen möchte, selbst wenn ich sie für weniger zutreffend oder sogar abwegig halte. Alles hat seinen Platz und seine Berechtigung, und dort, wo ich Dinge richtigstelle, aus meine ganz persönlichen Sicht, spreche ich demjenigen dennoch nicht die Kompetenz ab - weil jeder Musikfreund seine ganz eigene Biographie, Sensibilität und Musikalität hat, und selbst Lischen Müller, die im zarten Alter noch reichlich unerfahren und mit vielen Vorurteilen zum allerersten Mal in die Oper geht, kann mir in ihrer naiven Sichtweise etwas mitteilen, weil sie in ihrer Wahrnehmung Quellen anzapfen kann, die mir nicht zur Verfügung stehen.
    Dass ich selbstverständlich auch großen Nutzen und Genuss aus den Beiträgen der Opernexperten ziehen kann, steht außer Frage.
    Von daher denke ich auch, dass es hier nicht zielführend ist und keinem etwas bringt, die Mitdiskutierenden aus egal welchem Grund als nicht kompetente Gesprächsteilnehmer abzuqualifizieren, die zu keiner Aussage befugt sind.
    Und wie andernorts schon mehrfach richtig ausgeführt worden ist - wir sitzen doch alle im selben Boot, da das Musiksegment, für das wir uns begeistern, eh nur eine Sparte ist im Vergleich zu Pop, Rock, Volksmusik, Schlager, Tekkno und was weiß ich.
    Wir sollten uns gemeinsam in die Riemen legen, und gegen den Strom rudern, anstatt uns gegenseitig mit dem Ruder eins über den Schädel zu ziehen.
    Von daher, herzliche Grüße an alle, an ALLE Musikfreunde, und einen besonderen Gruß an Alfred, der mir hier gefehlt hat; gar nicht mal so sehr als Steuermann, Kapitän, Forenchef - sondern als Mitmensch, Musikfreund und Kunstliebhaber.


    und hier auch von mir dann doch wieder zum Thema: eine wunderschöne Inszenierung von Massenets Cendrillon, auch wenn die Aufnahmetechnik nicht optimal ist:


    https://www.youtube.com/watch?v=ln6xGK8Zi0I


  • JA das genügt bereits.


    Nein, genügt es nicht. Teil einer Aufführung sind in der Oper Sängerleistungen, die Inszenierung (also die Gesamtheit aller geplanten szenischen Aktionen), die Interaktion auf der Bühne und nicht zuletzt die Atmosphäre im Raum zwischen Akteuren und Publikum - alles Dinge, die ein Foto nicht transportieren kann. Ein Foto gibt Aufschluss über Stil des darauf abgebildeten Kostüms und des Bühnenbildes, eventuell über das Aussehen eines Sängers, mehr nicht.


    Zitat von Alfred Schmidt

    So wie es genügt, daß Du in gewissen Famlilien nicht als Schwiegersohn akzeptiert bist wenn Du tätowiert bist. oder einen Nasenring trägst, an jedem Finger einen Ring hast, eine Vorstrafe hattest oder einer anderen Rasse angerhörst. Sazu kommt noch die Sprachmelodie und die Diktion. die Oberschicht hat einen feinen Beiklang darinnenm ebenso wie das Proletariat - egal ob die beiden nun Hochdeutsch sprechen oder Dialekt. Das ist ein prägendes Merkmal, das kannst du nicht auslöschen


    Dieser Vergleich ist insofern sehr treffend, als die Tatsache, dass jemand einer anderen Rasse angehört, tätowiert ist, einen Nasenring trägt oder an jedem Finger einen Ring hat, nicht sehr viel über den betreffenden Menschen aussagt. Es sind Äußerlichkeiten, mehr nicht.

  • JA das genügt bereits.


    So wie es genügt, daß Du in gewissen Famlilien nicht als Schwiegersohn akzeptiert bist wenn Du tätowiert bist. oder einen Nasenring trägst, an jedem Finger einen Ring hast, eine Vorstrafe hattest oder einer anderen Rasse angehörst.

    Du selbst, lieber Alfred, bringst das sprechende Beispiel: nämlich das eines sozialen Vorurteils, das einen Menschen voreingenommen nach bestimmten sehr selektiven Merkmalen beurteilt, weil der Betreffende mit dem Anderen unter keinen Umständen eine irgendwie private Beziehung haben möchte. Bei diesem Beispiel ist aber auch klar, dass man einen Menschen in seiner menschlich-moralischen Qualität im Ganzen nicht danach beurteilen kann, ob er tätowiert ist oder einen Nasenring trägt. Die Gleichung: Wer Anzug, Schlips und eine teure Armbanduhr trägt oder gar ein "Weißer" ist, ist ein guter Mensch, wer dagegen eine gelbe oder schwarze Hautfarbe hat und tätowiert, ist ein Flegel, ist eben: evident falsch! Gerade ist ein junger Afrikaner (Flüchtling) vom französischen Präsidenten mit der Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet worden und hat die französische Staatsbürgerschaft bekommen, weil er halsbrecherisch eine Fassade von außen hochgeklettert ist und einem kleinen Kind das Leben gerettet hat. Die "Weißen" dagegen haben alle zugeschaut und nichts getan. Taugt auch der nicht zum Schwiegersohn?


    Um das Beispiel auf die Musik zu übertragen: Wer kategorisch ablehnt, dass Rameau oder Bach auf dem modernen Konzertflügel gespielt wird, sondern diese Musik nur auf dem Cembalo hören will, dem reicht nur ein Plattencover ohne Anhören der Aufnahme, dass er sagt: "Bach und Rameau auf dem modernen Flügel ist nicht werkgerecht und ich will das nicht hören." Aber im Ernst wäre es doch nun wirklich eine Anmaßung, wenn er die Qualität der Interpretation auf dem modernen Flügel nur aufgrund dieses seines Vorurteils (ob es nun berechtigt ist oder nicht ist unerheblich) beurteilen wollte nach dem Motto: "Bach auf dem modernen Flügel gespielt kann nur künstlerisch schlecht weil nicht werkgerecht interpretiert sein". Gegen so ein Urteil regte sich dann zu Recht Protest.


    Genauso ist es bei der Oper: Wer keine anderen als historische Kostüme auf der Bühne sehen will und nur die als "werkgerecht" ansieht (was ein Vorurteil und eine Voreingenommenheit ist, wo ich auch wieder sage: die Frage der Berechtigung ist hier unerheblich), dem reicht ein Bild mit modernen Requisiten um zu sagen: Das will ich nicht sehen! Darauf aufbauend aber die Qualität einer kompletten Inszenierung beurteilen zu wollen wäre nun ziemlich verwegen - und dazu genau dasselbe zu sagen wie im Falle des Vorurteils gegenüber Cembalomusik, die auf dem modernen Konzertflügel gespielt wird. Wenn man da einen Proteststurm erntet, darf man sich nicht wundern.


    Zu dem Donizetti-Beispiel, dass Du eingestellt hast, sage ich genauso offen wie im Falle des Düsseldorfer Siegfried (das war RT), wo ich starke Einwände gegen die Bühnenrealisierung habe, dass mir die in diesem Ausschnitt sichtbare bildästhetische Realisierung so gar nicht gefällt. Die Figuren sind angezogen wie in einem Hollywood-Kostümfilm, nur wirken sie anders als im Film noch nicht mal "realistisch". Die Anzüge sehen ja so aus, als wären sie gerade - puritanistisch sauber - aus der Wäscherei gekommen zur Präsentation für die Waschmittelwerbung. Das wirkt für meinen Geschmack alles fürchterlich steif nach Bühnen-Pappkulisse, zudem sind die Räume zugestellt - parallel zum Betrachter. Eine bildästhetische Todsünde. Das ist für mich einfach nur positivistisch platt - das Bild geht über die banale Vordergründigkeit "ein Soldat ist ein Soldat" nicht hinaus. Ein Bühnenbild muss für mich die Fantasie aktivieren. Das hier ist so Fantasie-anregungslos, wie es öder nicht mehr geht. Ich finde das tödlich langweilig und spüre nicht geringste Lust, mir das weiter anzuschauen. Natürlich bin ich durch meine eigenen künstlerischen Arbeiten sehr anspruchsvoll. Mich interessiert aber die künstlerische Weltanschauung erst einmal nicht. Man muss Zefirellis Ästhetik auch nicht mögen, aber die ästhetische Qualität bei ihm würde ich nie bestreiten. Der Mann hat nun wirklich etwas von Bildästhetik verstanden und ist rein künstlerisch betrachtet ein ziemlich virtuoser Könner. Das ist einfach ein ganz anderes Niveau als diese amerikanische Steifheit und Sterilität. Und wieso man meinen kann, dass eine qualitativ ziemlich mäßige Bildästhetik "werkgerechter" sein soll als eine andere, nur weil sie historische Kostüme verwendet, erschließt sich mir nicht. Was schlecht oder künstlerisch schwach ist kann eben allein deshalb schon nicht besonders werkgerecht sein - völlig egal, ob das nun RT oder eine sogenannte "konservative" Inszenierung ist.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Genauso ist es bei der Oper: Wer keine anderen als historische Kostüme auf der Bühne sehen will und nur die als "werkgerecht" ansieht (was ein Vorurteil und eine Voreingenommenheit ist, wo ich auch wieder sage: die Frage der Berechtigung ist hier unerheblich), dem reicht ein Bild mit modernen Requisiten um zu sagen: Das will ich nicht sehen! Darauf aufbauend aber die Qualität einer kompletten Inszenierung beurteilen zu wollen wäre nun ziemlich verwegen - und dazu genau dasselbe zu sagen wie im Falle des Vorurteils gegenüber Cembalomusik, die auf dem modernen Konzertflügel gespielt wird. Wenn man da einen Proteststurm erntet, darf man sich nicht wundern.


    Lieber Holger,


    was Du sagst, ist sicherlich zutreffend! Meinem Verständnis nach ist es jedoch so, dass die Befürworter traditioneller Inszenierungen, die möglichst das sehen möchten, was das Libretto vorgibt, sich in vielen Fällen ja auch gar nicht anmaßen, die Qualität einer modernen Inszenierung abschließend zu beurteilen - sie haben halt gewisse "KO - Kriterien", wenn diese erfüllt sind, ist es für sie einfach nicht lohnend, die ganze Inszenierung zu beurteilen, weil für sie einfach eine grundlegende Voraussetzung nicht gegeben ist.
    Das kann man nun gut oder schlecht finden - letztendlich ist es m.E. eine Geschmacksfrage. Wenn jemand zum Beispiel sagt, dass er eben den Freischütz nur mag, wenn er auch den Wald, den Förster, den Eremiten, das Lokalkolorit etc. als solche erkennen kann, und moderne Elemente ablehnt, so ist das dasselbe, wenn jemand sagt, "ich mag nur Kuchen ohne Rosinen", und wenn er dann feststellt, dass der Kuchen doch Rosinen enthält, nicht weiterisst. Das heißt ja nicht, dass Rosinen schlecht seien, oder der Bäcker sein Handwerk nicht verstünde - es ist hier lediglich eine persönliche Vorliebe gegeben, die gewisse Dinge halt ausschließt. Damit wird aber ja nicht der Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhoben, und so sollte man das sicherlich auch in der Oper handhaben.
    Ich lehne auch gewisse Inszenierungen ab oder schaue sie nur mit stark gebremster Begeisterung, wenn dort Dinge ablaufen, die dem gedruckten Text des Librettos nicht entsprechen oder ihm sogar ganz eindeutig zuwiderlaufen - dennoch würde ich infolgedessen keineswegs behaupten, die Inszenierung sei nicht durchdacht, kreativ, qualitativ hochwertig oder was auch immer - das ist oftmals sogar ganz sicher der Fall, nur erreicht es mich aufgrund meiner Prämissen nicht.
    Im Übrigen spiegelt dies auch wieder, was ich bereits in meinem vorherigen Beitrag ausgeführt habe - ebenso, wie ich Gesprächspartner mit abweichender Meinung wertschätzend und respektvoll behandle, kann ich auch gleichermaßen akzeptieren, dass es noch ganz andere Heransgehensweisen an eine Opernproduktion gibt, die mir eher fremd sind und bleiben, deren Existenz ich jedoch als absolut gerechtfertigt, ja sogar mehr noch, als wichtig und notwendig ansehe, auch wenn ich mir dann doch lieber dem LIbrettotext im engeren Sinn verhaftete Aufführungen aussuche.
    Wobei ich sicherlich auch bisweilen davon profitiere, dass ich mich aus der "Komfortzone" hinausbewege und auch moderne Inszenierungen von Zeit zu Zeit anschaue. Oftmals ist es so, dass ich dann auf rationaler, gedanklicher Ebene damit etwas anfangen kann, mich die ganze Inszenierung jedoch emotional kalt lässt.

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  • Lieber Don Gaiferos,


    wenn alle so denken würden wie Du, dann hätten wir hier nicht die teils erbitterten und persönlich verletzenden Auseinandersetzungen. Um im Beispiel zu bleiben: Jeder wird es wohl respektieren, dass andere keine Rosinen mögen und es deshalb ablehnen, Rosinenkuchen zu essen oder sich dafür einsetzen , dass unsere Bäcker mehr Kuchen ohne Rosinen im Angebot haben. Wenn der Rosinen-Verächter dann allerdings anfängt, Bäcker als Verunstalter zu beschimpfen, als Verderber der Backkunst, dann werden sich diejenigen Kuchen-Freunde, die Rosinen nicht ablehnen und das Gelingen eines Kuchens nicht danach beurteilen, ob er Rosinen enthält oder nicht, zu Recht angegriffen fühlen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Einer der besten Beiträge zu diesem Thema ist der von Don Gaiferos (Nr. 197). Wenn sich alle zu dieser Sachlichkeit und Toleranz durchringen könnten, dann wäre nicht nur der Forenfrieden sicherer.


    Wenn die Politiker diese Toleranz zeigten, wäre der Frieden auch auf anderen Ebenen leichter zu erhalten. Wer aber nur seine geistige oder körperliche oder politische Kraft zur Schau stellen möchte, im Forum und in der Politik und glaubt, nur seine Meinung ist richtig, der verschärft Spannungen. Im Forum wie in der Politik.


    Und auch den Rosinenvergleich gehe ich mit (ich mag Kuchen mit Rosinen), nur in Sachen veganer Ernährung kenne ich keinen Kompromiß. Es geht nichts über ein wunderbares Steak und ein herrliches kaltes Bier dazu!! Ich gestehe es aber jedem zu, kein Bier zu mögen.


    Lieber Don Gaiferos, vielen Dank für Deinen Beitrag.
    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich selbst schreibe und äußere mich bewertend über Opernaufführungen nur wenn ich diese selbst gesehen habe. Ich brauche das Gesamterlebnis von Musik, Gesang, Handlung, Deutung, Bild, Kostüm usw. Etwas anderes ist eine Rezension über einen Tonträger. Mit dem Informationsstand des eigenen Erlebens ist dann jedes Urteil eine persönliche Meinung und Geschmackssache, die im Grunde nicht widerlegbar ist. Ich unterhalte mich, besonders wenn ich schreibe, gerne mit ganz normalen Operngängern über ihren Eindruck. Manchmal bin ich zweifelnd, ob diejeningen, die aus dem Bauch heraus einfach genießen, nicht "normaler" hören, als wir Spezialisten. Ich habe meist den Klavierauszug dabei und weiß genau, wo und wann die herausfordernden, gefährlichen Stellen kommen. Meist nehme ich kurz davor die Hand meiner Frau und drücke sie. Wie wird das hohe C oder tiefe E gelingen? Können wir - die wir uns Expertenstatus zuschreiben - sicher sein, dass die "Bauchhörer" mit ihrem Eindruck nicht weit mehr die Meinung des überwiegenden Publikums wiedergeben, als wir verkopften Opernfreaks?


    Herzlichst
    Operus


    Übringens sind Live-Übertragungen über Großleinwände und die filmischen Aufzeichnungen z. B. aus der Met m. E. dem Liveerlebnis weitgehend gleich zu setzen.


    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Und was ist NUN passiert.
    Dieser dem Schönen geweihte Thread wurde wieder total zerschossen
    Ich werde einen neuen starten der die themenspezifischen Beiträge in komprimierter Form enthält - Wer hier was beitragen möchte kann mir das File senden.
    Aber der Thread wird für den allgemeinen Schreibzugriff gesperrt bleiben um nicht erneut "verseucht" zu werden, ähnich wie die Graffiti die meine schpne Stadt so verunzieren, daß es kaum möglich ist Filmaufnahmen von historischen Gebäuden zu machen. Man sollte hier (und wenn ich unsere neue Regierung richtig einschätze, dann kommt das sowieso komme DRAKONISCHE Strafen einführen. zusätzlich zu einer Geldbuße zur Wiederherstellung.
    Über moderne Inszenierungen kann man nicht diskutieren - und man wird mich in den letzten Jahren - abgesehen von einzelnen Statements . kaum in diesen Threads finden. Ich habe es ermöglicht, daß sich die Gegner (was früher wegen eines Netzwerks der RT Befürworter nicht möglich war) unter meinem Schutz öffentlich gegen das RT artikulieren können. Ob sie davon Gebrauch machen - das ist nicht mehr meine Aufgabe.
    Dieser Thread war initiiert um zu zeigen, daß ALLMÄHLICH - aber doch . das bürgerliche Theather (Oper etc) wieder an Terrain gewinnt.


    Zitat

    Du selbst, lieber Alfred, bringst das sprechende Beispiel: nämlich das eines sozialen Vorurteils, das einen Menschen voreingenommen nach bestimmten sehr selektiven Merkmalen beurteilt, weil der Betreffende mit dem Anderen unter keinen Umständen eine irgendwie private Beziehung haben möchte


    Wer hier meint, dieses Beispiel wäre mir mißglückt, bzw stelle meine Behauotungen in Frage - der irrt - kennt meine strategische Denkweise nicht.
    Ich wollte hier zeigen, wie die "Werte dieser Welt" TATSÄCHLICH beschaffen sind. Ich lache immer besonders, wenn ich in der Zeitung lesen muß, daß Die "europäischen Werte" verteidigt werden müssen. Ja natürlich - die sind in Euro, Dollar und Schweizer Franken messbar.


    Ich bin Realist - nicht Gutmensch oder Idealist. Versuche mal einer gutsituierten Familie - die sich als "weltoffen" deklariert einen Schwiegersohn schmackhaft zu machen, der einige, der von mir weiter oben beschrieben wurde. Ich kann Dir schon a priori sagen was da rauskommt.


    Wenn ich die derzeitige Situation - auch (aber nicht nur) anhand der Wahlergebnisse in Österreich - richtig einschätze, so sind die "Modernisierer" generell auf dem Rückmarsch, eben so wie die politschen Unterstützer von Multi-Kulti. Wad shat das - so werden einige fragen - mit dem Riegietheater zu tunf. ??
    Ganz einfach - es ist der selbe Boden auf dem dieses Unkraut wächst.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Meist nehme ich kurz davor die Hand meiner Frau und drücke sie. Wie wird das hohe C oder tiefe E gelingen?


    Lieber 'Operus",
    das klingt für mich gar nicht nach "verkopft"! ;)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • was Du sagst, ist sicherlich zutreffend! Meinem Verständnis nach ist es jedoch so, dass die Befürworter traditioneller Inszenierungen, die möglichst das sehen möchten, was das Libretto vorgibt, sich in vielen Fällen ja auch gar nicht anmaßen, die Qualität einer modernen Inszenierung abschließend zu beurteilen

    Lieber Don,


    wenn es so wäre, lieber Don, dann wäre das wunderbar und es brauchte auch nie diese bekannten Auseinandersetzungen zu geben!

    sie haben halt gewisse "KO - Kriterien", wenn diese erfüllt sind, ist es für sie einfach nicht lohnend, die ganze Inszenierung zu beurteilen, weil für sie einfach eine grundlegende Voraussetzung nicht gegeben ist.

    Das ist einerseits völlig verständlich (bei Schlager-Musik habe ich auch "KO-Kriterien" :D ). Die Kehrseite ist aber auch: Das KO-Prinzip ist ein absolut eindeutiges Ausschlussprinzip und taugt deshalb kaum als Diskussionsgrundlage, weil es eine differenzierte Betrachtung von vornherein ausschließt. Wenn man sich aber auf eine differenzierende Betrachtung von vornherein nicht einlassen will, bekommt man ein Kommunikationsproblem. Denn Kommunikation beruht auf der Fähigkeit, die eigene Meinung doch differenzieren zu können im Dialog - ansonsten ist der Dialog überflüssig. Denn endet entweder das Gespräch oder es kommt unweigerlich zur Konfrontation ("ich will aber nicht differenzieren sondern bleibe bei meiner Eindeutigkeit der Ablehnung"). Alles schon gehabt.

    Das kann man nun gut oder schlecht finden - letztendlich ist es m.E. eine Geschmacksfrage. Wenn jemand zum Beispiel sagt, dass er eben den Freischütz nur mag, wenn er auch den Wald, den Förster, den Eremiten, das Lokalkolorit etc. als solche erkennen kann, und moderne Elemente ablehnt, so ist das dasselbe, wenn jemand sagt, "ich mag nur Kuchen ohne Rosinen", und wenn er dann feststellt, dass der Kuchen doch Rosinen enthält, nicht weiterisst.

    Dein Rosinenbeispiel ist sehr schön - nur die Grenze zeigt sich gerade da, wo Du es mit dem "Freischütz" erläuterst. Da geht es erfahrungsgemäß mitnichten nur um reine Geschmacksfragen, sondern jede Menge Außermusikalisches wird da hineinprojiziert, was zu einer unglaublichen Verbissenheit führt. Wenn der "Freischütz" nämlich - was man eigentlich kaum glaubt, denn das 19. Jhd. ist längst vorüber - mehr als nur eine Oper ist, sondern Objekt der nationalen Erbauung und Identifikation, dann wird es ungemütlich genau wie bei der (ebenso völlig anachronistischen) Diskussion, ob Muslime zu Deutschland gehören oder nicht, weil sie es faktisch längst tun. Der Deutsche will im Freischütz seinen Wald und seine Wolfsschlucht haben, sonst fühlt er sich in seinem Nationalstolz beleidigt und benimmt sich so, als wolle Jemand den Kölner Dom abreißen. :D Bei vielen anderen Diskussionen ist das auch so gewesen, wenn wir uns nur erinnern: Man kämpft nicht nur gegen einen Stil der Operninszenierung, sondern eine ganze Kultur, die Alt-68iger, die man hasst usw. Auch da endet dann die Gelassenheit wie bei reinen Geschmacksfragen wie den Rosinen im Kuchen und es wird gehässig. Wenn man nur diesen ganzen außermusikalischen Ballast weglassen könnte - aber das ist bei Oper offensichtlich weit schwieriger als bei Instrumentalmusik, weil es im Theater immer auch um die Repräsentation eines Zeitgeistes geht. Pollini, der Kommunist ist bzw. war, konnte mit dem Ex-Nazi Karajan ohne jede Probleme zusammen musizieren, weil es eben nur um Musik ging. Bei Oper ist diese nun wirklich heilsame Abstraktion auf das Künstlerisch-Musikalische wie man sieht so leicht nicht zu vollziehen. Mir persönlich geht diese ganze Kulturkampfrhetorik einfach auf den Wecker. Ich halte sie für total überflüssig. Die Zeit der ideologischen Polarisierungen ist doch längst vorbei - wir leben in der Postmoderne des anything goes - und leider auch im Zeitalter eines nihilistischen Populismus der Besitzstandwahrung um jeden Preis. Man sollte sich gemeinsam um qualitätvolle Operninszenierungen bemühen egal welchen Stils - darum und um nichts Anderes streiten, nämlich die Erhaltung künstlerischer Qualität - und das blödsinnige Ideologisieren drumherum komplett lassen. Damit ist nämlich Niemandem geholfen - es führt schlicht zu rein gar nichts. :hello:

    wenn alle so denken würden wie Du, dann hätten wir hier nicht die teils erbitterten und persönlich verletzenden Auseinandersetzungen. Um im Beispiel zu bleiben: Jeder wird es wohl respektieren, dass andere keine Rosinen mögen und es deshalb ablehnen, Rosinenkuchen zu essen oder sich dafür einsetzen , dass unsere Bäcker mehr Kuchen ohne Rosinen im Angebot haben. Wenn der Rosinen-Verächter dann allerdings anfängt, Bäcker als Verunstalter zu beschimpfen, als Verderber der Backkunst, dann werden sich diejenigen Kuchen-Freunde, die Rosinen nicht ablehnen und das Gelingen eines Kuchens nicht danach beurteilen, ob er Rosinen enthält oder nicht, zu Recht angegriffen fühlen.

    Das hast Du ungemein prägnant auf den Punkt gebracht, wie man es besser nicht sagen kann, lieber Bertarido! :)


    Schöne Grüße
    Holger

  • Dieser Thread war initiiert um zu zeigen, daß ALLMÄHLICH - aber doch . das bürgerliche Theather (Oper etc) wieder an Terrain gewinnt.

    das ist doch sehr fruchtbar, denn was von einigen als als RT identifiziert wird, ist bürgerliches Theater.

  • Wenn der "Freischütz" nämlich - was man eigentlich kaum glaubt, denn das 19. Jhd. ist längst vorüber - mehr als nur eine Oper ist, sondern Objekt der nationalen Erbauung und Identifikation, dann wird es ungemütlich genau wie bei der (ebenso völlig anachronistischen) Diskussion, ob Muslime zu Deutschland gehören oder nicht, weil sie es faktisch längst tun. Der Deutsche will im Freischütz seinen Wald und seine Wolfsschlucht haben, sonst fühlt er sich in seinem Nationalstolz beleidigt und benimmt sich so, als wolle Jemand den Kölner Dom abreißen


    ist das nicht auch eine der Diskussion nicht recht förderliche Schublade? Adorno wollte auch die Wolfsschlucht im Freischützen sehen, und wäre doch wohl des Nationalstolzes unverdächtigt.

  • st das nicht auch eine der Diskussion nicht recht förderliche Schublade? Adorno wollte auch die Wolfsschlucht im Freischützen sehen, und wäre doch wohl des Nationalstolzes unverdächtigt.

    Das ist aber keine Schublade, sondern belegbare Rezeptionsgeschichte - der "ersten deutschen Nationaloper".


    Schöne Grüße
    Holger

  • Lieber Alfred,
    auch wenn es jetzt OT ist, hier der Trailer aus Hannover, damit die Mitglieder und -leser wissen, wovon Amfortas und ich reden:



    Sooo feiert man heute!


    Diese Schweinerei - die erst jetzt entdecke - geht zu weit. Solche Exzesse sind es, die selbst einen toleranten Musikfreund, wie mich empören. Diese Überschreitungen des guten Geschmacks sind es, die die Vorbehalte gegen das moderne Regietheater schüren. Und in diesem Fall sogar mit Recht.

    Herzlichst

    Operus :cursing:

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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