Chopin-Pianisten von gestern

  • Ja genau, da sind sie drauf! Man findet sie aber auch bei youtube, vor allem Andas musikalisch feiner Variantenreichtum bei op. 10,2 ist eine Entdeckung:



    Viele Grüße
    Christian

  • Vor allem die zweite Ballade finde ich von Francois ganz außergewöhnlich!

    Die Balladen habe ich gerade gehört. Mich hat die 3. Ballade sehr beeindruckt. Denn da sind wirklich rhetorische Elemente drin, die keiner so differenziert herausspielt. Da ist der Rhetoriker Francois in seinem Element. Ansonsten finde ich ihn schon sehr heterogen, manchmal etwas allzu positivistisch direkt. Die so schwer zu interpretierende 4. Ballade fällt völlig in ihre Einzelheiten auseinander. Da ist einfach keine Linie drin. Die 2. Ballade - stimmt, da gibt es interessante Entdeckungen, aber es klingt bisweilen auch ein wenig mulmig. :D


    Schöne Grüße
    Holger

  • Hallo,


    nicht einfach als Neuling bei euch sich zu Wort zu melden. (Im Vorstellungsthread steht einiges über mich).


    Ermutigt durch die Entdeckung, dass hier nicht nur einige Leute weniger als 1000 Beiträge geschrieben haben, sondern sogar weniger als 100, spring ich also ins Haifisch- oder Goldfischbecken.


    Ich war und bin ganz klar ein grosser Horowitz- Fan, weil er mich u.a. seit meinem 14. Lebensjahr begeistert und beschäftigt hat. Habe natürlich 30 bis 40 CDs von und mit ihm. 1986 bin ich in Hamburg in der Musikhalle in der vierten Reihe gesessen und habe u.a. Soirees de Vienne betitelte Schubertstücke gehört: toll, tänzerisch, mitreissend, poetisch und v.a. leise, dabei sehr pointiert alles. Das darf ein Schubert doch auch sein ?
    Bei gewissen anderen Stücken an diesem Abend ergaben sich Töne/Akkorde, die nicht kamen, falsch waren, und ganz sicher auch Passagen von Horowitz anstatt (?) von Liszt, oder Chopin oder Schubert. Auch fehlte zuweilen der lange Atem des Meisters. Ich war trotzdem insgesamt natürlich sehr beeindruckt (er war damals 82).


    1962 hatte sich der ältere Bruder meines Mitschülers, seines Zeichens junger Klavierlehrer, die damals ganz neue CBS- Lp mit der Trauermarschsonate u.a. von Chopin erstanden. Er führte uns vor, wie Horowitz das Tempo im Trauermarsch geführt hat, mit praktisch keinerlei Temposchwankungen bei den B- Ges- Harmoniewechseln, dann aber strategisch plazierten rhytmischen "Verziehungen" und Mini- Accelerandi in den Übergängen von Moll nach Dur. Ich weiss noch, dass ich jahrelang gebraucht habe, um diese Unterschiede genau zu hören bei Horowitz, Anda, Harasziewicz und anderen. Ich habe den Trauermarsch mindestens geschätzte 300 Mal gehört. Mit der Zeit lernt man, auch die Feinheiten zu hören und ordnet auch pianistische Veränderungen und Abweichungen stilistisch ein, bis dahin, dass einem auch die Carmen- Fantasie oder der Hummelflug oder sonst eine Petitesse gefallen kann, ja - man sich sogar sehr daran begeistern kann.


    Ich finde es toll, dass ich aus dem Thread heraus viele Aufnahmen der Berceuse direkt anklicken konnte, aufmerksam gehört habe ich die Guiomar Novaes, St. Askenase und Alfred Cortot. Da die Brasilianerin, welche sie fast liedhaft- melodiös nimmt (Erinnerung an mittellaute, weich fliessende, trotzdem ausreichend artikulierte brasilianischen Sätze !), dort Askenase welcher einem schöne, poetische, für mich gut zugängliche Musik vorspielt und schliesslich das schwankende, fragile, unendlich differenzierte Gebilde eines Cortot, wobei man sich wie in einem leicht schwankenden Ruderboot fühlen kann, auf dem Rücken liegend, in die Sonne blinzelnd, mit offenen oder eben geschlossenen Augen.


    Wir sind gut bedient, all diese Interpretationen nebeneinander aufzunehmen, die Wertigkeiten sollen m.E. nicht so sehr gesucht und dann auch nicht zu streng gegeneinander abgegrenzt werden.


    Gruss vom Damiro


    Ach so, MEINE damalige Klavierlehrerin hatte eine sehr schöne Monique Haas- 25 cm (!)- Lp. Sie durfte auch zwei Semester bei ihr in Paris studieren und sie durfte nicht wissen, dass ich sehr auf das hörte, was uns Horowitz vorgespielt hatte.

  • 1962 hatte sich der ältere Bruder meines Mitschülers, seines Zeichens junger Klavierlehrer, die damals ganz neue CBS- Lp mit der Trauermarschsonate u.a. von Chopin erstanden. Er führte uns vor, wie Horowitz das Tempo im Trauermarsch geführt hat, mit praktisch keinerlei Temposchwankungen bei den B- Ges- Harmoniewechseln, dann aber strategisch plazierten rhytmischen "Verziehungen" und Mini- Accelerandi in den Übergängen von Moll nach Dur. Ich weiss noch, dass ich jahrelang gebraucht habe, um diese Unterschiede genau zu hören bei Horowitz, Anda, Harasziewicz und anderen. Ich habe den Trauermarsch mindestens geschätzte 300 Mal gehört. Mit der Zeit lernt man, auch die Feinheiten zu hören und ordnet auch pianistische Veränderungen und Abweichungen stilistisch ein, bis dahin, dass einem auch die Carmen- Fantasie oder der Hummelflug oder sonst eine Petitesse gefallen kann, ja - man sich sogar sehr daran begeistern kann.

    Lieber Damiro,


    das ist ganz wunderbar! So sollte es sein! :) Vielleicht schaust Du mal in den Thread über die Chopin-Sonate op. 35. Ich habe schon weit über 100 Aufnahmen rezensiert - und ein großer Stapel liegt wieder bereit, der noch darauf wartet. Mir fehlt im Moment leider einfach die Zeit! :)

    Ach so, MEINE damalige Klavierlehrerin hatte eine sehr schöne Monique Haas- 25 cm (!)- Lp. Sie durfte auch zwei Semester bei ihr in Paris studieren und sie durfte nicht wissen, dass ich sehr auf das hörte, was uns Horowitz vorgespielt hatte.

    Das kann ich mir sehr gut vorstellen! In dem Modernistenkreis, aus dem Monique Haas - die ich sehr schätze - stammt, war "Romantik" verpönt. Immerhin hat sie die Chopin-Etüden aufgenommen (die Aufnahme habe ich leider nicht, ist wohl nie auf CD erschienen) und auch - sehr schön gespielt - das Schumann-Konzert. Mein Vater hat sie damals übrigens noch im Konzert gehört - von ihrer Erscheinung her, sagt er, war sie eine echte Pairser Dame. :D


    Schöne Grüße
    Holger

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  • In dem Modernistenkreis, aus dem Monique Haas - die ich sehr schätze - stammt, war "Romantik" verpönt. Immerhin hat sie die Chopin-Etüden aufgenommen (die Aufnahme habe ich leider nicht, ist wohl nie auf CD erschienen)

    Auf der DG-Box sind tatsächlich nur zwei Etüden enthalten: Op. 10,3 und op. 10,5. Sehr schade.


  • Auf der DG-Box sind tatsächlich nur zwei Etüden enthalten: Op. 10,3 und op. 10,5. Sehr schade.

    Finde ich auch, lieber Christian. Die Box habe ich ja auch. Den Anda habe ich gerade bestellt - kommt irgendwann nach Weihnachten. :) :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • das ist ganz wunderbar! So sollte es sein! :) Vielleicht schaust Du mal in den Thread über die Chopin-Sonate op. 35. Ich habe schon weit über 100 Aufnahmen rezensiert - und ein großer Stapel liegt wieder bereit, der noch darauf wartet. Mir fehlt im Moment leider einfach die Zeit! :)




    Lieber Doktor,


    schon beim Schreiben derZeilen beschlich mich das Gefühl, dass diese Sonate einen eigenen Thread oder gar mehrere haben muss. Danke für den Hinweis. Ja, und damit werde ich mich befassen ! Monique Haas will ich derzeit nicht vertiefen, später ganz sicher.


    D.

  • nicht einfach als Neuling bei euch sich zu Wort zu melden. (Im Vorstellungsthread steht einiges über mich).

    Ist aber gleich ein super Beitrag von Dir, der mich gleich in mehrfacher Hinsicht anregt hat (Horowitz, Monique Haas und Novaes)! Vorstellungsthread habe ich noch nicht gelesen, aber ich freue mich sehr, dass sich jemand mit Expertise über Klaviermusik äußert. Ich bin inzwischen wohl einer der ältesten Mitglieder hier, glaube ich, habe es aber gerade mal auf 600 Beiträge geschafft. Also nur keine Bange!


    Viele Grüße
    Christian


  • Das ist ja eine unfassbare Aufnahme der Preludes op. 28! Da weht quasi der Lebensatem durch, so spontan und undogmatisch und zugleich organisch, so phantasievoll und abgründig expressiv. Noch niemals habe ich das berühmte "Regentropfen"-Prelude so tragisch-verzweifelt gehört. Da hört man sich seine Studioaufnahme danach nicht mehr an und darf wirklich das Prädikat "genialisch" vergeben. Ein schlicht unglaubliches Chopin-Spiel unverwechselbarer Qualität! Da komme selbst ich "alter Hase" aus dem Staunen nicht mehr heraus! :) :) :) :) :)


    Schöne Grüße
    Holger

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  • Ja, er spielt sich da in einen regelrechten Rausch hinein, Holger!


    Ansonsten muss man gar nicht immer einer Meinung sein, finde ich, jedenfalls habe ich kein Problem damit, zwei Meinungen nebeneinander stehen zu lassen, gerade bei der doch sehr subjektiven Betrachtung von Musik.


    Aber wenn man sich hin und wieder einig ist, ist das natürlich eine feine Sache.


    Herzliche Grüße!
    Christian


  • 1965 war ein denkwürdiges Jahr in Salzburg. Nicht nur Karajan und Karl Böhm waren da, Dietrich Fischer-Dieskau, Claudio Abbado gab sein internationales Debut mit der 2. Mahler, Michelangeli hatte seinen ersten und einzigen Auftritt in Salzburg. Geza Anda eröffnete die Reihe der Soloklavierabende - den Eröffnungsvortrag hielt der französische Philosoph Gabriel Marcel.


    Die Etüden op. 10 machen einen fassungslos! Andas transzendentale, höchst virtuose Poesie ist schlicht unerhört! Da kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Etüden, die sich in reine Musik verwandelt haben. Ein absolut singuläres Ereignis. Kein Superlativ ist zu hoch gegriffen für dieses Konzert - wahrlich ein Jahrhunderterteignis im Konzertsaal! Wenn man Anda einmal gehört hat denkt man, man hat die Etüden von Chopin eigentlich vorher nie richtig gekannt. :hail: :hail: :hail: :hail: :hail: :hail: :hail: :hail: :hail:


    Schöne Grüße
    Holger

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  • Lieber M-Mueller,


    hast du denn nun die ganz CD gehört oder nur in einzelene Tracks reingehört? Das ist schon eine besondere Aufnahme, sehr frei und ungemein packend. Die Schattierungen und der Variantenreichtumg in op. 10,2 ist für mich sagenhaft. Klanglich finde ich die CD ok, ich tue mich im ansonsten mit dem Klangbild historischer Aufnahmen auch eher schwer, aber hier stört es mich überhaupt nicht, zumal der Flügel präsent ist. Bin ja mit Holger nicht immer einer Meinung, aber hier stimme ich ihm gerne zu. Soviel Kraft, Fantasie und auch Risiko vermögen zeitgenösische Pianisten - auch mit besserer Aufnahmenqualität - nicht zu entfalten, das hängt vermutlich mit den Wettbewerben zusammen, die dazu führen, dass Eigenheiten abgeschliffen werden. Aber wie immer finde ich ja, dass man unterschiedliche Meinungen auch gut nebeneinerstehen lassen kann, wobei für den Außenstehenden dann natürlich immer die bessere Argumentation für sich spricht.


    Viele Grüße
    Christian

  • Holger, mit den Anmerkungen zu "4, 9, 15 und 20" meint m-mueller aber gewiss die Preludes, das sind dort ja die langsamen Stücke und Anda ist hier in der Tat eher etwas schneller, was aber gut in sein Konzept passt.
    Viele Grüße
    Christian

  • Holger, mit den Anmerkungen zu "4, 9, 15 und 20" meint m-mueller aber gewiss die Preludes, das sind dort ja die langsamen Stücke und Anda ist hier in der Tat eher etwas schneller, was aber gut in sein Konzept passt.

    Eben, Christian. Das weiß ich natürlich auch - denn die Stücke habe ich schließlich alle selbst gespielt. Es macht einfach keinerlei Sinn - bei einem Live-Ereignis schon gar nicht - so vorzugehen, um die musikalische Qualität zu bewerten. Wenn man das tut, zeigt man nur, das mein kein Sensorium für das Wesentliche und Entscheidende hat. Nr. 15 ist das berühmte "Regentropen-Prelude". Da steht übrigens "Sostenuto" drüber, also gar keine Tempobezeichnung. Die Behauptung, Anda spiele op. 28 Nr. 4 "erheblich zu schnell", ist einfach Ausdruck von mangelnder Kenntnis der Interpretationsgeschichte. Anda spielt in Salzburg exakt das Tempo von Martha Argerich und Emil Gilels, in der Studioaufnahme (plus 10 Sekunden) das von Maurizio Pollini, V. Ashkenazy und Claudio Arrau. Ich liste mal die Zeiten einiger der berühmtesten Aufnahmen auf. Im Mittelfeld ab 1:50, wozu Anda gehört, liegen im Grunde alle relativ dicht beieinander. Die "langsamen Vier" am Schluss beginnen mit Svjatoslav Richter und enstammen alle bezeichnend der russischen Pianistenschule. Es ist auffallend, dass Sokolov und Pogorelich mit ihren langsamen Tempi aus dem Rahmen fallen. Und für m-mueller ist bekanntlich der exzentrische Ivo Pogorelich - das absolute Schlusslicht im Feld - das Maß aller Dinge. So - durch subjektiv-willkürliche Besetzungen - kommt man zu solchen Fehlurteilen :D :


    Vlado Perlemuter 1:36
    Samson Francois 1:42
    Rubinstein: 1:46
    Martha Argerich 1:51
    Anda (Salzburg): 1:51
    Emil Gilels: 1:51
    Cortot: 1:54
    Harasiewicz 1:54
    Alicia de Larrocha: 1:55
    Sofronitzky 1:58
    Pollini: 2:00
    Vladimir Ashkenazy 2:01
    Anda (Studioaufnahme DGG) 2:01
    Claudio Arrau (RCA) 2:02
    Rafal Blechacz 2:08
    Svjatoslav Richter 2:15
    Andrei Nikolsky 2:19
    Sokolov 2:21
    Pogorelich 2:31


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ergänzungen (Busoni, Bolet, Arrau (Philips), Gulda, Pires, Duchable, Pollini, Perlemuter (BBC 1971)) zu den Spielzeiten von op. 28 Nr. 4 - darunter Ferruccio Busoni von 1920 und Pollinis zweite Aufnahme von 2012, wo er flüssiger als in der ersten das Rubinstein-Tempo spielt:


    Vlado Perlemuter 1:36
    Vlado Perlemuter (BBC 1971) 1:39
    Samson Francois 1:42
    Artur Rubinstein 1:46
    Maurizio Pollini (2012) 1:47
    Martha Argerich 1:51
    Geza Anda (Salzburg) 1:51
    Emil Gilels: 1:51
    Alfred Cortot: 1:54
    Adam Harasiewicz 1:54
    Alicia de Larrocha: 1:55
    Friedrich Gulda 1:57
    Vladimir Sofronitzky 1:58
    Claudio Arrau (Philips) 2:00
    Maurizio Pollini: 2:00
    Vladimir Ashkenazy 2:01
    Geza Anda (Studioaufnahme DGG) 2:01
    Claudio Arrau (RCA) 2:02
    Jorge Bolet 2:04
    Rafal Blechacz 2:08
    Francois-Rene Duchable 2:09
    Ferruccio Busoni 2:12
    Svjatoslav Richter 2:15
    Maria Joao-Pires 2:18
    Andrei Nikolsky 2:19
    Grigory Sokolov 2:21
    Ivo Pogorelich 2:31


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ein bedeutender Chopin-Spieler, der hier bisher kaum Erwähnung gefunden hat, war der leider früh verstorbene rumänische Pianist DINU LIPATTI. Er war Schüler von Alfred Cortot und Yvonne Lefébure, später nahm er noch Unterricht bei Nadia Boulanger und Igor Strawinsky.
    Durch den Ausbruch des 2. Weltkriegs verzögerte sich der Beginn seiner Karriere, und bereits 1946 erkrankte Lipatti an Leukämie. Bereits schwer durch seine Krankheit gezeichnet, gab er inden folgenden Jahren einige öffentliche Konzerte und machte für die britische Columbia (EMI), dank der Bemühungen des Produzenten Walter Legge, ein paar wenige Aufnahmen, teils in den Abbey Road Studios in London und später, als die fortschreitende Krankheit Reisen nicht mehr zuließ, in einem Studio an seinem Wohnort Genf. Lipatti starb, 33jährig, am 2. Dezember 1950.
    Seine wenigen Chopin-Aufnahmen genießen noch heute legendären Ruhm. Sie sollten in keiner guten Chopin-Diskothek fehlen:
    oder:
    Chopin: 14 Walzer (Aufnahme: Juli 1950, Genf), Barcarolle op. 60 (1948, London) / Nocturne Des-Dur op. 27 Nr. 2/Mazurka cis-moll op. 50 Nr. 3 (Aufnahme: 1947, London).
    Auf dieser CD gibt es noch die Klaviersonate Nr. 3 h-moll op. 58:

    Aufnahme: 1947, Abbey Road Studio Nr. 3, London,
    sowie noch zwei CDs mit Live-Mitschnitten:

    Links: 13 Walzer (Konzertmitschnitt vom Besancon-Festival 1950). Ein Stück fehlt, weil Lipatti das Konzert vorzeitig abbrechen mußte.
    Rechts: Klavierkonzert Nr. 1 e-moll op. 11, mit dem Tonhalle-Orchester Zürich, Dir.: Otto Ackermann (Mitschnitt vom 7.2.1950, Tonhalle Zürich).


    Lipatti wäre nach übereinstimmender Ansicht der damaligen Musikwelt der berufene Nachfolger für die großen Chopin-Interpreten Alfred Cortot und Artur Rubinstein gewesen; leider hat sein früher Tod alle Pläne zunichte gemacht. Auch auf ihn trifft zu, was Grillparzer an Schuberts Grab gesagt hat: "Wir begruben hier einen reichen Besitz, aber noch reichere Hoffnungen".

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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  • Der Vollständigkeit halber müsste ich die verschiedenen Cortot-Aufnahmen komplett auflisten. Vielleicht mache ich das nachher noch.


    Die Preludes mit Lipatti, das wäre in der Tat etwas, was jeder Liebhaber von Klaviermusik nur allzu gerne hätte! :)


    Schöne Grüße
    Holger

  • Géza Anda war ein großartiger Chopin-Spieler.
    Die 24 Préludes hat er bereits 1960 bei der DGG eingespielt. Ich erinnere mich noch gut, daß die Kritik des Lobes voll war, und gleich nach dem Erscheinen der LP wurde sie mit dem damals hochbegehrten und renommierten Grand Prix du Disque ausgezeichnet. Die Original-LP sah so aus:
    Auf CD ist die Aufnahme in der Resonance-Serie erschienen:
    Den von Dr. Kaletha gelobten Mitschnitt aus Salzburg von 1965 kenne ich nicht, aber die alte Studio-Aufnahme, die übrigens auch klanglich durchaus in Ordnung ist, kann heute noch mit später erschienenen Aufnahmen, z.B. von Pollini oder Argerich, durchaus mithalten. Andas Tempi sind durchweg relativ lebhaft, das geht aber nicht auf Kosten des Ausdrucksgehalts.


    Ein besonderes Schmankerl ist übrigens Andas Einspielung der Chopin-Walzer, es ist seine letzte Aufnahme vor seinem plötzlichen Tod am 14.6.1976. Sie erschien ursprünglich auf EURODISC.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Bei dieser CD kann ich leider nicht mitreden, da ich von Anda die LP mit der Studiio-Einspielung von op. 28 besitze, die ich allerdings sehr schätze. Leider hat die LP keine Zeitangaben, deshalb kann ich keine Abweichung live vs. studio nachliefern.


    Mein persönlöicher Favorit für op. 28 ist allerdings Igor Shukov. Die Tempo-Frage finde ich vor dem Hintergrund interessant, als dass sich beim vergleichenden Hören durch verschiedene Aufnahmen sich bei mir der wiederum subjektive Eindruck einstellt, dass unabhängig von den gewählten Tempi sich die vermittelte Stimmung der Preludes verändert. Rubinstein und Shukov z. B. wären hier ziemliche Gegensätze: Rubinstein heiter und unbekümmert, Shukov ernst und melancholisch. Für das Phänomen habe ich allerdings keine Erklärung.


    Insgesamt interessante Diskussion, die Lust macht mal wieder ein paar Aufnahmen von op. 28 herauszulegen und anzuhören.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Den von Dr. Kaletha gelobten Mitschnitt aus Salzburg von 1965 kenne ich nicht, aber die alte Studio-Aufnahme, die übrigens auch klanglich durchaus in Ordnung ist, kann heute noch mit später erschienenen Aufnahmen, z.B. von Pollini oder Argerich, durchaus mithalten. Andas Tempi sind durchweg relativ lebhaft, das geht aber nicht auf Kosten des Ausdrucksgehalts.


    Ein besonderes Schmankerl ist übrigens Andas Einspielung der Chopin-Walzer, es ist seine letzte Aufnahme vor seinem plötzlichen Tod am 14.6.1976. Sie erschien ursprünglich auf EURODISC.

    Lieber Nemorino,


    mit der Anda-LP der Preludes (DGG-Aufnahme) bin ich in meiner Jugend aufgewachsen und habe durch sie das Werk kennengelernt. Die war Teil der LP-Sammlung meines Vaters. Die ist einfach vorbildlich unprätentiös und zugleich treffend charakterisiert. Das Unerhörte, was er in Salzburg im Konzert macht, kann man natürlich nicht im Tonstudio machen. Das sind einfach zwei verschiedene Welten. Andas wirklich ganz wunderbare letzte Aufnahme der Walzer hat mir mein Vater zuletzt geschenkt - die CD ist nämlich nicht mehr zu bekommen! :)

    Ich willl Dir gar nicht vollständig widersprechen, wenngleich ich den Beitrag insofern anders gelesen habe, als ich ein subjektives Hören unterstelle, das zu den Schlüssen kommt, dass die genannten Preludes seiner Meinung nach zu schnell gespielt würden, der Klang der CD mau ist und ihm das Ganze nur 5 Euro wert ist, das Wort Ramsch wurde nicht gebraucht.

    Lieber Thomas,


    wie das geschrieben ist, ist das schlicht eine Provokation und auch so gemeint. Da gibt es für mich keinen Zweifel. Es ist alles andere als respektvoll, so zu opponieren. Man kann natürlich eine Meinung relativieren wollen, dann aber bitte mit Argumenten. Die gibt es hier schlicht nicht, sondern nur eine abfällige Wertung. Die Shukov-Aufnahme habe ich leider nicht - Shukov ist ein bemerkenswerter Pianist, vor allem sein Scriabin ist sehr hörenswert. Da gibt es wohl eine Parallele zum Scriabin-Experten Vladimir Sofronitzky, dessen Chopin-Spiel zu Recht auch sehr geschätzt wurde. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

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  • Liber Holger,


    auf dem Plattenmarkt ist op. 28 mit Shukov nicht ganz einfach zu bekommen, als CD ist die Aufnahme meines Wissens nach nicht erschienen. Aber bei youtube gibt es sie; bitteschön:



    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Leider hat die LP keine Zeitangaben, deshalb kann ich keine Abweichung live vs. studio nachliefern.


    Hallo Thomas,


    die Live-Aufnahme Andas von den Salzburger Festspielen 1965 habe ich nicht, aber die CD mit der Studio-Produktion der DGG von 1960. Da kann ich Dir gerne die Zeiten abschreiben, damit Du sie mit dem Mitschnitt vergleichen kannst:
    Nr. 1 0.29 / Nr. 2 1.45 / Nr. 3 0.54 / Nr. 4 2.01 / Nr. 5 0.32 / Nr. 6 1.58 / Nr. 7 0.39 / Nr. 8 1.51 / Nr. 9 1.05 / Nr. 10 0.31 / Nr. 11 0.47 / Nr. 12 1.09
    Nr. 13 2.52 / Nr. 14 0.35 / Nr. 15 4.51 / Nr. 16 1.10 / Nr. 17 3.19 / Nr. 18 0.51 / Nr. 19 1.19 / Nr. 20 1.19 / Nr. 21 1.39 / Nr. 22 0.42 / Nr. 23 0.51 / Nr. 24 2.23 Min.


    Schönen Abend,
    Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Andas wirklich ganz wunderbare letzte Aufnahme der Walzer hat mir mein Vater zuletzt geschenkt - die CD ist nämlich nicht mehr zu bekommen!


    Lieber Holger,


    doch, es gibt sie noch bei Amazon, und zwar z.Zt. gebraucht für schlappe 1,98 € + Versandkosten. Auch neu ist sie zu haben, aber teuer (22 Euronen):

    Aber ich habe wohl richtig verstanden, das Geschenk Deines Vater war diese CD. Sie ist klanglich hervorragend gelungen, leider ohne Textbeilage.


    Interessant finde ich, daß der große Chopin-Interpret Artur Rubinstein die Préludes nur einmal, im Jahr 1946, aufgenommen hat. Es gibt also leider von ihm keine Stereo-Aufnahme dieser Werke, obwohl er fast den ganzen Chopin nach Einführung der Stereotechnik neu eingespielt hat.
    Die alte Aufnahme von 1946 ist von RCA gut auf CD übertragen worden, aber die tonlichen Mängel bleiben natürlich.


    Den Anda-Mitschnitt aus Salzburg habe ich auf meine Wunschliste gesetzt. Nur - wohin damit? Keine Lücke in Sicht .....


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Aber ich habe wohl richtig verstanden, das Geschenk Deines Vater war diese CD. Sie ist klanglich hervorragend gelungen, leider ohne Textbeilage.

    Ja, lieber Nemorino! :)

    Interessant finde ich, daß der große Chopin-Interpret Artur Rubinstein die Préludes nur einmal, im Jahr 1946, aufgenommen hat. Es gibt also leider von ihm keine Stereo-Aufnahme dieser Werke, obwohl er fast den ganzen Chopin nach Einführung der Stereotechnik neu eingespielt hat.
    Die alte Aufnahme von 1946 ist von RCA gut auf CD übertragen worden, aber die tonlichen Mängel bleiben natürlich.

    Die habe ich! Das ist sehr schade, dass es keine zweite Aufnahme gibt - aber es ist wohl wie bei den Etüden: Rubinstein liebte das Leben und hatte zu wenig Zeit zum Üben für solche Großprojekte! :)

    Den Anda-Mitschnitt aus Salzburg habe ich auf meine Wunschliste gesetzt. Nur - wohin damit? Keine Lücke in Sicht .....

    Da sagst Du was! Meine Frau sagt: Für Deine blöden CDs gibt es keine neuen Regale! :D :D Wenn die Lücken voll sind, sind sie also voll. Ich sichte also schon jetzt jeden geheimen Winkel für alle Fälle. Da bin ich sehr umtriebig und erfindungsreich ... ;)


    Schöne Grüße
    Holger

  • auf dem Plattenmarkt ist op. 28 mit Shukov nicht ganz einfach zu bekommen, als CD ist die Aufnahme meines Wissens nach nicht erschienen. Aber bei youtube gibt es sie; bitteschön:

    Lieber Thomas,


    ist es nicht diese CD hier (leider teuer, 26 Euro):



    Eine Box mit sämtlichen Shukov-Aufnahmen tut not. Schon beim kurzen Hereinhören zeigen sich alle Vorzüge seines lyrischen Spiels. Das möchte ich haben... :) :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

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