Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2018 - wie waren eure Eindrücke?

  • Auch ich fand Muti sehr ernst, gewissenhaft, konzentriert. Er machte ein Gesicht, als würde er Salome dirigieren.


    Leider scheint auch er zu der Sorte Menschen zu gehören, die sich zum Lachen auf dem Klo einschließen oder in den Keller gehen. Bei dem Konzert wäre etwas Fröhlichkeit und Heiterkeit angebracht gewesen. Aber vielleicht hatte er Kopfschmerz, es war immerhin Neujahr.


    Herzlichst La Roche

    :D :D :thumbsup:

  • Vielleicht sollte man künftige Dirigenten vertraglich zum Lächeln verpflichten (wie die Kassiererinnen in amerikanischen Supermärkten dazu verpflichtet sind). :no:


    Ich habe zwar keine Humorverwaltungsstrichliste geführt, kann mich aber, vor allem gegen Ende des Konzerts, an mehrere ganz breite Lächler Mutis erinnern.

    Er hat Jehova gesagt!

  • Das war ein wunderbares, stimmiges Neujahrskonzert. Und welch herrliche Transparenz Muti aus den Wiener Philharmonikern herausholte. :hail: Einfach ein hervorragender Dirigent. Und welch ein Orchester! :jubel::jubel::jubel:
    Vielleicht mag es manchen zu wenig "Wienerisch" gewesen sein, keine Ahnung. Gegen ein bißchen Italianità ist aber doch nichts einzuwenden. Besonders bei der Strauss'schen Maskenball-Quadrille.
    Schön, dass Muti bei den Geschichten aus dem Wiener Wald auf die traditionelle Spielweise mit einer Zither zurückgriff, die von Barbara Laister-Ebner gespielt wurde.
    Interessant auch die Begegnung mit der Stephanie-Gavotte, die aus Anlass der Vermählung der belgischen Prinzessin Stephanie mit Kronprinz Rudolf entstanden ist. Die Komposition von Alfons Czibulka kam überhaupt erstmalig bei einem Neujahrskonzert vor. Wie in diesem Jahr auch noch einige andere Werke.


    Im Orchester hat man bei den Violoncellos (also vorne links von Muti und somit immer gut im Bild) Sebastian Bru erkannt. Den jungen Philharmoniker habe ich schon vor zehn Jahren - da war er noch 19 - zum ersten Mal im Orchestergraben der Wiener Staatsoper gesehen. Sebastian zaubert einem immer ein Lächleln ins Gesicht weil er immer mit so einer Freude musiziert. :)


    Und was Muti betrifft, hat er doch einige Male das Publikum als auch seine Orchestermusiker angelächelt. Er war sichtlich guter Stimmung. Was will man denn mehr? Herumkaspern muss und soll der Mann am Dirigentenpult nun wirklich nicht.


    Die Latte liegt hoch fürs nächste Jahr!


    Gregor

  • Zitat

    Guten Tag Alfred,
    da von dir die (Volks) Neujahrskonzerte von Willi Boskovsky gelobt werden will ich fragen welche CD bzw. DVD für ein erstes Kennenlernen als Neuling für mich zu empfehlen wäre ... wie immer bei mir sind sehr gute und vor allem aber dynamische Aufnahme gefragt.


    Diese Frage kann ich nicht ehrlich beantworten, denn da sind beinahe 2 Generationen dazwischen.
    Die Zeitgeschmack war ein anderer. Videos aus der Zeit Bokowskys sind heute von der Qualität her nicht zumutbar. Sie waren zwar einst optisch nicht so schlecht, wie wir sie heute sehen, weil nämlich analoge Magnetbänder schnell altern.
    Ausserdem ist der Zeitgeschmack ein anderer, Die Wiener Neujahrskonzerte wurden in wien (teilweise auch von Philharmonikern) nie wirklich als "hochrangiges künstlerisches Ereignis" gesehen, sondern als beschwingter Jahresbeginn für ein gesellschaftlich exponiertes, nicht unbedingt aber sachkundiges Publikum, Ich selbst hatte meist eine Flasche Sekt vor mir, die während der Fernsehübertragen völlig geleert wurde, was den subjektiven Eindruck natürlich verklärt.


    Glücklicherweise gibt es - wenn auch in nahezu unzumutbarer Bildqualität via Videaufzeichnungen der Wiener Neujahrskonzerte auf youtube.
    Hier eines von 1974 - noch unter Boskowsky - kritische Anmerkunge der Tamino Riege wären interessant...
    Allen jüngeren sei das Hineinsehen in diese Konzert wärmstens empfohlen.
    Es ist ein Fenster in eine völlig andere Zeit !!!



    Allerdings wurde schon in der Vergangenheit an den Aufnahmen mit den "Wiener Johann Strauß Orchester" zu Unrecht kein gutes Haar gelassen, es bestand aus Mitgliedern der Wiener Symphoniker und des Wiener Rundfunkorchesters, war also auf hohem Nivwau. Das Orchester existiert übrigens noch immer. Bitte NICHT verwechseln, mit dem "Johann Strauß Orchester" von André Rieu .


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bezüglich Willy Boskovsky muß man doch sagen, daß er ganz ausgezeichnete Decca-Studioaufnahmen dieser Werke hinterlassen hat, die es z. B. in dieser Box gibt:



    Oder mit zwei CDs mehr in dieser neueren Ausgabe (inklusive des kompletten 79er Njk):


  • Vielleicht mag es manchen zu wenig "Wienerisch" gewesen sein, keine Ahnung.


    Und ich dachte, diesmal sei es etwas mehr „wienerisch“ gewesen … :pfeif:

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Meine Frau und ich genießen jedes Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker in ganzer Länge. Bei diesem Termin negieren wir sogar jeden Telefonanruf. Für mich sind die Wiener Philharmoniker in dem Genre Strauß und Co in musikalischer Qualität, Leichtigkeit, Beschwingtheit, spielerischer Lockerheit, die nur bei perfekter Beherrschung der Werke möglich ist, unübertroffen. Das Neujahrskonzert ist durch seine Popularität zur Marke geworden, die weltweit wohl einmalig sein dürfte. Riccardo Muti war der ideale Vermittler für diese Qualitäten und die Botschaft der Freude, die die Wiener ausstrahlen. Seine intensive Probenarbeit und seine Detailversessenheit sind bekannt. Dadurch hat jeder Musiker seine Werkauffassung, Auslegung und den vom Dirgenten gewollten Ausdruck verstanden und setzt ihn quasi im Schlaf um. Deshalb kann es sich Meister Muti leisten, sichtbar über den Dingen zu stehen, das wird vom ihm auch optisch und gestisch ausgedrückt. Häufig und das sind die entspanntesten, schwelgerischsten Momente läßt er das Orchester ganz frei laufen. Die Wiener Philharmoniker dürfen fast spielerisch zeigen, was sie drauf haben und einfach nur brillieren. Wenn es darauf ankommt kann Muti jedoch mit nur wenigen Gesten kraftvolle Dynamik ausstrahlen und strahlenden Glanz und elektrisierende Spannung aufbauen. Muti spielt wie ein Virtuose mit dem Orchester und seinen unendlichen Klangmöglichkeiten, wobei die Geschlossenheit und instrumentale Ausgewogenheit des ganzen Klangkörpers bis zum höchsten Kulminationspunkt fast immer überwältigend sind.
    Und dann noch eines: Ich unterhielt mich nach einer von Muti dirigierten Aufführung von Verdis "Macbeth" bei den Salzburger Festspielen vor dem Künstlereingang mit einigen mir bekannten Mitwirkenden. Muti kam hinzu, blieb stehen, diskutierte locker mit und richtete an mich, weil ich ihm fremd war, einige Worte und Fragen. Vor wegen unnahbar; ich hatte bei dieser Begegnung einen völlig anderen Eindruck.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Seine intensive Probenarbeit und seine Detailversessenheit sind bekannt. Dadurch hat jeder Musiker seine Werkauffassung, Auslegung und den vom Dirgenten gewollten Ausdruck verstanden und setzt ihn quasi im Schlaf um. Deshalb kann es sich Meister Muti leisten, sichtbar über den Dingen zu stehen, das wird vom ihm auch optisch und gestisch ausgedrückt. Häufig und das sind die entspanntesten, schwelgerischsten Momente läßt er das Orchester ganz frei laufen. Die Wiener Philharmoniker dürfen fast spielerisch zeigen, was sie drauf haben und einfach nur brillieren. Wenn es darauf ankommt kann Muti jedoch mit nur wenigen Gesten kraftvolle Dynamik ausstrahlen und strahlenden Glanz und elektrisierende Spannung aufbauen. Muti spielt wie ein Virtuose mit dem Orchester und seinen unendlichen Klangmöglichkeiten, wobei die Geschlossenheit und instrumentale Ausgewogenheit des ganzen Klangkörpers bis zum höchsten Kulminationspunkt fast immer überwältigend sind.

    Also, das unterschreibe ich sofort. Mutis Schlagtechnik und Körpersprache sind optimal werkdienlich, er kann ein Orchester zu voller Pracht- und Klangentfaltung führen, ohne daß es aufgesetzt oder gewollt wirkt. Und das ist bei diesen Walzern ganz besonders wichtig, denn wenn diese aufgesetzt wirken, wird es ganz schnell unerträglich und kitschig. Viele Walzer haben ja auch einen pathetisch-dramatischen Gestus und überhöhen mehr oder weniger eine untergegangene Epoche. Sie sind also auch nostalgisch und feiern das Vergangene. Ich finde, man kann diese Werke nicht mit zuviel Ernsthaftigkeit und Akribie dirigieren - es ist schlichtweg notwendig, um deutlich zu machen, daß sie eben keine Andre-Rieu-Musik sind, sondern kompositorische Meisterstücke, ausgefeilt bis ins kleinste Detail. Man kann sogar eine Tragik und Trauer vernehmen, eine gewisse Endzeitstimmung klingt immer wieder an - und das fasziniert mich.

  • Mir hat es auch ausnahmslos gut gefallen. Muti ließ die Bögen ausschwingen, scheute auch vor durchaus kräftigen agogischen Würzen nicht zurück, ohne aber dabei den Bogen zu überspannen. Seine Körpersprache zeigte, dass er ein "alter Hase" ist, der weiß, wie man so ein Orchester dirigiert.
    Alles war schön und geschmacklos, und der Klang der Wiener Philharmoniker war für mich wieder einmal ein echter Genuss. Sehr gerne sieht man natürlich auch die erfreulichen Einlagen der Tänzer/innen ( vor allem -innen, aus meiner Sicht...) , aber auch das Solospiel der Dame auf der Zither empfand ich als berührend.
    Der Radetzky-Marsch war vielleicht einen ganz kleine Spur zu langsam, aber vielleicht kam es mir auch nur einen Moment lang so vor.
    "An der schönen blauen Donau" war traumhaft schön gespielt, mit wunderbaren Winter-Bildern.
    Ein schöner Start ins Neue Jahr!


    Ich freue mich auf meinen lebenden Lieblingsdirigenten Thielemann im nächsten Jahr und möchte noch anmerken, dass das Konzert des späten Karajans aus meiner Sicht das unerreichte und schönste überhaupt war und ist, was dort bisher gespielt wurde.
    Da schwang so eine gewisse unterschwellige Tiefe und Melancholie mit, ohne dass das irgendwie beschwerend-dominant wurde. Rein handwerklich musikalisch war es eh allererste Sahne.


    Zudem finde ich, dass die Wiener Philharmoniker mit ihrer traditionellen, am Ende geradezu an einen Ritus erinnernden Programmauswahl eine wesentlich glücklichere Hand haben, als es etwa die Berliner Philharmoniker unter Rattle ( dem muss man es wohl ankreiden) dieses Jahr im Sylvesterkonzert hatten. Dieses sah ich über die Mediathek der ARD, welche über mein neues Smart-TV-Set sehr bequem und in bester Qualität aufgerufen werden kann. Dennoch konnte ich den Drang zum Weiterspulen bzw. zum entnervten Stoppen des Films nicht widerstehen. Ein so überragendes, hervorragend spielendes Orchester mit einem durchaus sehr guten Brahms und Haydn-Dirigenten.......aber was spielen sie denn da? Nein, ich mochte das eher nicht und finde dass meinen Geschmackspräferenzen hinsichtlich der Programmauswahl beim traditionellen Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker viel besser entsprochen wird. Die Richard Strauss-Lieder waren ja sehr schön gemacht, aber die Technik hätte die Mikrofone für die Solistin etwas mehr am Mischpult hochziehen sollen.


    Die immer bessere HD-Fernsehqualität offenbart auch, dass das Wiener-Konzert im Klassiksaal aller Klassiksäle einen für mich doch bemerkenswerten hohen japanischen (?)-Anteil im Publikum hatte. Für die geht wohl an Lebenstraum in Erfüllung, den sie sich mit Hilfe von gut gefüllten Konten realisieren können. Ich wüsste einmal gerne, ob man im Durchschnitt der Bevölkerung in Japan unsere klassische Musik mehr schätzt als in unseren "Herkunftsländern". Das nehme ich aufgrund gewisser Zeitungsartikel wie diesem hier an, aber Zahlen liegen mir darüber natürlich nicht vor.


    Wenn es so wäre, dann wäre es traurig genug, aber es wunderte mich nicht.


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Die immer bessere HD-Fernsehqualität offenbart auch, dass das Wiener-Konzert im Klassiksaal aller Klassiksäle einen für mich doch bemerkenswerten hohen japanischen (?)-Anteil im Publikum hatte. Für die geht wohl an Lebenstraum in Erfüllung, den sie sich mit Hilfe von gut gefüllten Konten realisieren können. Ich wüsste einmal gerne, ob man im Durchschnitt der Bevölkerung in Japan unsere klassische Musik mehr schätzt als in unseren "Herkunftsländern". Das nehme ich aufgrund gewisser Zeitungsartikel wie diesem hier an, aber Zahlen liegen mir darüber natürlich nicht vor.Wenn es so wäre, dann wäre es traurig genug, aber es wunderte mich nicht.


    Hallo Glockenton,


    Ich finden den Anteil an asiatischen Besuchern gar nicht so bemerkenswert :) . Da ich oft Gast auf den Stehplätzen der Staats- und Volksoper bin und auch zu den Käufern günstigerer Tickets des Musikervereins zähle, sehe ich das sehr oft. Gerade in meiner Generation trifft man oftmals nur asiatische Gleichgesinnte aus Japan oder Südkorea. Auf den Stehplätzen der Staatsoper bin ich schon des öfteren in einer japanischen Reisegruppe oder in einer Gruppe asiatischer Mitbürger gestanden.
    Das Asiaten vermehrt die Oper oder ein Konzert besuchen beschränkt sich aber nicht nur auf die Konzertklassiker wie das Neujahrskonzert. Ich war gestern bei der Aufführung des Pinocchio in der Volksoper und muss sagen auch da sind mir sehr viele asiatische Gesichter aufgefallen.

    Die gute Zeit fällt nicht vom Himmel, sondern wir schaffen sie selbst; sie liegt in unserem Herzen eingeschlossen

    .

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  • Zitat

    Man kann sogar eine Tragik und Trauer vernehmen, eine gewisse Endzeitstimmung klingt immer wieder an - und das fasziniert mich.


    Man kann natürlich alles irgendwohin hinein interpretieren, aber als Strauß seine Walzer dirigierte, da war von Endzeitstimmung keine Rede. das Kaiserreich war in voller Blüte. Strauß indes war bei Hof in Ungnade gefallen und dann doch "begnadigt" worden, vielleicht rührt die unterschwellige Traurigkeit daher. Die "Ungnade wurde natürlich nicht öffentlich verkündet, aber sie hatte Folgen:
    Wikipedia schrieb darüber folgendes:

    Zitat

    Da er für die Revolutionäre des Jahres 1848 einige Werke komponiert hatte – z. B. den Freiheitslieder-Walzer und den Revolutionsmarsch – und damit Sympathie für die Aufstandsbewegung zeigte, zog er die Aufmerksamkeit der Zensurbehörden auf sich[3] und fiel bei Hof trotz seiner Popularität in Ungnade. So wurde er deshalb von Kaiser Franz Joseph I. erst 1863 zum „k.k. Hofball-Musikdirektor“ ernannt.


    Davor war Strauß bemüht "zu gefallen", da gab es keine "Endzeitstimmung" und auch keine "Nostalgie" - denn er schrieb für die Gegenwart. So schrieb er in Folge - und eigentlich bis ans Lebensende mehrere Jubelwalzer auf Kaiser Franz Joseph und die Habsburger.
    Als die "Endzeitstimmung kam - so man in Wien überhaupt Notiz von der Endzeit nahm - war Johann Strauß schon etliche Jahre lang tot....
    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Ich wüsste einmal gerne, ob man im Durchschnitt der Bevölkerung in Japan unsere klassische Musik mehr schätzt als in unseren "Herkunftsländern". Das nehme ich aufgrund gewisser Zeitungsartikel wie diesem hier an, aber Zahlen liegen mir darüber natürlich nicht vor.Wenn es so wäre, dann wäre es traurig genug, aber es wunderte mich nicht.


    Ich glaube, das kann man schon so sagen, denn in Japan werden Aufnahmen klassischer Musik noch verkauft, die bei uns längst "ausgemistet" wurden - und das zu relativ hohen Preisen. Japaner - und das verbindet sie mit den Wienern - sind extrem traditionsbewusst und auf historische Werte fixiert. Sie sind ferner auf hierarchische Strukturen fixiert. Ihre Musikalität ist ja durch zahlreiche Schallplattenaufnahmen belegt, und auch, daß SONY zahlreiche westliche Klassiklabels aufgekauft hat und weiter betreibt. Rein kommerziell lässt sich das nicht begründen, denn wären diese Labels erfolgreich gewesen, dann wären sie nicht zum Verkauf gestanden. Europäische Kultur in japanischer Hand ? - Besser als vernichtet !!!


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich wüsste einmal gerne, ob man im Durchschnitt der Bevölkerung in Japan unsere klassische Musik mehr schätzt als in unseren "Herkunftsländern".


    Diese Frage, lieber Glockenton, würde ich nicht mit Zustimmung beantworten wollen. Da sind wohl sehr viele Klischees unterwegs, vor denen man sich hüten muss. Japan hat immerhin so um die 125 Miilionen Einwohner. Da machen sich viele nach Europa auf, wo sie mehr auffallen als die Einheimischen. Das führt dann schnell zu falschen Schlüssen. Außerdem traue ich mir nicht zu - und würde mich auch nicht auf solche Beobachtungen einlassen - in einem großen Konzertsaal Japaner von Chinesen, Koreanern oder anderen asiatischen Volksgruppen unterscheiden zu können. Gemessen an der Weltbevölkerung sind wir Europäer eine Minderheit.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Man kann natürlich alles irgendwohin hinein interpretieren,

    Ja, Du hast ja hier sowieso die Interpretationshoheit über alles und jeden, das spürt man täglich.


    Mich interessieren Deine rechthaberischen Altherrenbemerkungen jedenfalls nicht.

  • Zum Thema Balleteinlagen: Ich erinnere mich gerne und mit wehmut an die Schwarz-Weiss-Ära mit den in den Ecken und auf der Empore tanzenden Engelchen.

  • Es ist auch eine Doppel-CD mit Aufnahmen des allerersten Neujahrskonzert-Dirigenten, Clemens Krauss erhältlich, ungeachtet des Titels sind es meines Wissen keine Live-Aufnahmen. Ich besitze etwa ein Drittel davon als Füller für eine Fledermaus in einer älteren Ausgabe. Obwohl ich sonst selten zögere, historische Aufnahmen zu empfehlen, muss ich hier einräumen, dass die für das Aufnahmedatum ziemlich schlecht klingen: Dünn und blechern. Vielleicht hat die Neuausgabe klanglich etwas mehr rausgeholt. Vor der Stereo-Zeit war Decca klanglich leider überhaupt nicht immer überzeugend; die Aufnahmen Erich Kleibers aus dieser Zeit klingen oft ähnlich dünn.



    Ansonsten sind die schon genannten Konzerte mit Carlos Kleiber (1989 und 92) und Karajan (1987) jedem nahezulegen. Beim Karajan darauf achten, eine neuere Auflage oder die DVD zu nehmen, bei der älteren CD fehlt der Kaiserwalzer. Ein unschlagbares Angebot (23 CDs für EUR 40!!!), das ich kaufen würde, wenn ich nicht schon von etwa einem dutzend Konzerte die CDs hätte, ist das Set, das alle bis dato gespielten Werke (fast) ohne Überschneidungen (also nicht mit vierzig Donauwalzern...) in Aufnahmen von den Neujahrskonzerten zusammenfasst:


    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Es werden ja meist (und nicht zu Unrecht) die beiden Neujahrskonzerte von Kleiber und jenes von Karajan genannt. Allerdings gab es schon noch viele andere Highlights. Boskovsky sowieso, aber auch beispielsweise einiges von Maazel, Prêtre, Harnoncourt oder Jansons. Wie gesagt, kenne ich nicht die kompletten Konzerte, aber Auszüge. Besonders gefiel mir beim 2012er Neujahrskonzert die herrliche Polka française "Feuerfest" des unterschätzten Josef Strauss – und zwar in der selten gespielten Chorfassung!



    Dieselbe Polka wurde bereits 1971 von Willi Boskovsky gebracht, damals ohne Chor, dafür mit unvergesslichen Späßen:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo Johannes,


    danke für die Tipps.
    Ich tendiere eher dazu die Beste aus 197x, 198x, 199x, 200x und 201x zu besorgen und gut ist - weitere Hilfestellung dazu ist sehr erwünscht :jubel: ... klar hat die Box auch was aber 23 Cds Strauß :whistling:
    So eine Art "TMOO" Thread hätte auch was - da könnte jeder kurz was dazu schreiben - zB: Tamino NeujahrsKonzerte Wien (TNKW) :D - aber da ich hier neu bin frag ich mal lieber bevor ich das mache :untertauch:
    LG
    @: ich mag Musik die lebt, da darf auch mal ein Fehler dabei sein - kein Problem :thumbsup:

  • Der Fachmann für das Repertoire der Neujahrskonzerte bin ich ja nun wahrlich nicht.
    Aber die Stimmung am Neujahrstag nach der Silvesterfeier ist bei mir fast immer gegeben, sodass ich dann ab 11:00Uhr gerne in das Wiener Neujahrskonzert hereinschaue, auch wenn ich mir davon nie eine CD kaufen würde. Ich habe dann auch nicht alles komplett gesehen und gehört. :thumbsup: Den Pausenfilm fand ich wie immer Spitze !
    Früher habe ich das Neujahrskonzert auf FP aufgenommen ... aber dann festgestellt = habe ich mir nie wieder angesehen :pfeif:


    Was mir dieses Jahr aufgefallen war:
    Die fröhliche Stimmung und Ausstrahlung, die eigentlich von dem Dirigenten des Neujahrskonzertes ausgehen sollte fehlte mir bei Muti ... ich erinnere da im Vergleich an Georges Pretre 2008/10 :hail: ...
    auch wenn das nicht mein Repertoire ist, so kann ich mir einen Eindruck erlauben:
    Ich fand ich einige Stücke von Muti viel zu langsam interpretieret. Da kam bei mir keine rechte Stimmung auf ... wie sonst.



    ------------------


    PS: :no: Beitrag 44 wäre absolut nicht nötig gewesen ... jetzt isser raus !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • PS: Beitrag 44 wäre absolut nicht nötig gewesen ... jetzt isser raus !

    Guten Tag,
    kann mir bitte jemand sagen ob "Agon" für immer verbannt worden ist oder diese Maßnahme befristet ist und dazu dient, um sagen wir mal nach zu vielen Emotionen etwas Ruhe und Abstand rein zu bringen.

    Danke für die Info.
    LG

  • Er hat doch in Beitrag 44 darum gebettelt, rausgeworfen zu werden. Und dem Wunsch ist entsprochen worden.


    Wenn Du "das Beste" in Sachen NJK der 70er, 80, 90er, 2000er und 2010er Jahre haben willst, nimm den großen Würfel, der ist in Summe billiger (eigentlich: spottbillig) und wirklich eine gut gemachte Edition. (Der Würfel beinhaltet Mitschnitte bis 2015.)

    Er hat Jehova gesagt!

  • Agon war schon einmal verbannt, weil er einen renommierten Dirigenten beschimpft hat, damals war er 8 Jahre bebannt und hat dann gebeten, daß ich ihn wieder aufnehme, sowie gelobt, daß er sich keine Entgleisungen mehr zuschulden kommen lässt.
    Aber er hält sich nicht an Abmachungen. Anlässlich seines Wienbesuchs vor etlichen Jahren war ich mit im im Cafe Sacher und habe dort in angenehmer Athmospäre erklärt, was ich dulde und was nicht. Es war sinnlos
    Auch sonstige Beiträge waren oft von äusserster Unfreundlichkeit geprägt.
    Aber auf Attacken gegen meine Person reagier ich besonders konsquent - auch im Privatleben
    Man soll nie nie sagen - aber es müsste schon etwas besonders geschehen, wenn er hier wieder zugelassen würde-


    Diese Abweichungen vom eigentlichen Threattehema werde ich nach angemessener Frist löschen


    Beste Grüße aus Wien
    Alfred
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Nun habe ich mir das komplette Neujahrskonzert 2018 doch in der TVThek angeschaut und muss konstatieren, dass es mir insgesamt sehr gut gefallen hat. Die Auswahl der Stücke war geglückt. Die Highlights für mich "Wiener Fresken" von Josef Strauss, der "Wilhelm-Tell-Galopp" und die "Geschichten aus dem Wienerwald" von Johann Strauss Sohn und die drei traditionellen Zugaben. Mir gefiel besonders Mutis Tempogestaltung mit überzeugend eingesetzten Ritardandi. Im Donauwalzer kam er etwa auf knapp 11 Minuten und somit auf eine ähnliche Länge wie damals Georges Prêtre, dem ich da sogar Referenzcharakter zugestehen würde. Ich empfand die Tempi jedenfalls zu keinem Zeitpunkt als zerdehnt. So streng und unnahbar wirkte Muti doch gar nicht, eher einfach souverän. Summa summarum also eines der denkwürdigeren Neujahrskonzerte, jedenfalls bestimmt kein schwaches.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wenn man nicht bei Gebrauchtanbietern kaufen will, ist der Jubiläumsklotz von 2015 unschlagbar. Für 40 Euro kriegt man nur etwa vier neue CDs der Konzerte (Kleiber und Karajan gibt es ja schon zum midprice). Der Klotz enthält etliche Raritäten (Krauss, Boskovsky etc.), die man anders kaum finden wird. Wie gesagt, ich war in Versuchung, obwohl ich fast alles, was mich daraus wirklich interessiert, schon besitze. Sicher "braucht" man nicht alle 319 verschiedenen Stücke. Aber noch weniger braucht man 10 Donauwalzer, worauf es hinaus läuft, wenn man die wichtigeren Konzerte einzeln kaufen will. Es wiederholen sich halt nicht nur die Zugaben, sondern einige andere Stücke (z.B. Fledermaus-Ouverture, Rosen aus dem Süden und ein paar mehr) ziemlich oft, weil immer eine Mischung aus bekannten und weniger bekannten gemacht wird.


    Das diesjährige Konzert werde ich mir vermutlich wg. der "Wiener Fresken" (die es sonst nur auf einer Marco Polo/Naxos CD gibt) irgendwann zulegen, aber nicht jetzt und zum Neupreis.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Die Marco Polo Cds sind aber wirklich gut -Jetzt als NAxos Block mit 52 CDs zu haben.
    Die Qualität ist - schon auf Grund der langen Laufzeit des Projekts und der verschiedenen Orchester und Locations - unterschiedlich aber durchwegs auf gutem Niveau. MAn bekommt zahlreiche unbekannte Strauß - Piecen - wobei ich manches Gelegenheitsstück für interessanter halte, als die sogenannten Mainstream.Renner....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wenn man nicht bei Gebrauchtanbietern kaufen will, ist der Jubiläumsklotz von 2015 unschlagbar. Für 40 Euro kriegt man nur etwa vier neue CDs der Konzerte (Kleiber und Karajan gibt es ja schon zum midprice).

    Wenn Du aber reinschaust bei jpc wirst Du sehen, dass sie das Programm nach den Werken zusammengestellt haben und nicht einfach die kompletten Programme des jeweiligen Jahres sich auf einer und derselben CD und die dann alle in die Box gepackt finden. Da ist dann neben Muti in einem Stück beim nächsten dann Kleiber oder Ozawa zu hören. Das gefällt mir aber gar nicht.


    Ich finde auch wie Rheingold und Glockenton und Rheingold, dass Karajan und Kleiber die absoluten Highlights sind - Boskowski mit der Idiomatik ist natürlich auch etwas ganz Besonderes.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Ja klar. Das ist ja gerade der Witz dieser Box, dass sie nicht alle Konzerte (und entsprechend 40 Donauwalzer), sondern alle jemals dort gespielten Werke enthält. Natürlich kommt es dann zu solchen Mischungen.
    Es kommt natürlich darauf an, was man will. Die Stimmung eines bestimmten Konzerts auf Platte einzufangen, sehe ich eh kritisch, dann vielleicht eher DVD. Aber wenn es darum, die typischen Werke in hervorragenden (und vielfältigen) Interpretationen zu haben, ist die Box zu dem gegenwärtigen Preis unschlagbar.


    Wenn man es nicht ganz so vollständig haben will und mit einem einzigen Interpreten zufrieden ist, sind die günstigsten Optionen Stolz und Boskovsky, aber die Neujahrskonzertbox ist viel umfangreicher. Noch günstiger mp3 "Big Waltz Box" mit älteren Aufnahmen Anton Pauliks und Boskovskys (einen Teil davon gab es mal preiswert in einer leider schlecht edierten Brilliantbox mit etlichen falschen Trackbezeichnungen), teils noch mono, aber auch authentisch und sehr gut. Noch günstiger: umsonst auf youtube hören, was es da gibt. :D



    Wenn man alle oder bestimmte Neujahrskonzerte haben will, muss man sie eben einzeln kaufen. Nur kriegt man dann eben zig Dubletten und muss mehr als drei oder vier Konzerte kaufen, um alle wichtigen Stücke zu haben.
    Z.B. geben die drei besonders empfohlenen Konzerte mit Kleiber und Karajan Dubletten nicht nur der unvermeidlichen Zugaben, sondern auch von "Frühlingstimmen", Sphärenklänge", der Fledermaus-Ouverture und "Unter Donner und Blitz".
    Einige Stücke werden in jedem dritten Konzert oder so gespielt, andere, auch relativ bekannte, weit seltener. (Ich habe ein dutzend der Konzerte und zahlreiche andere Strauss-CDs und meine einzige Aufnahme des nicht gerade unbekannten "Mein Lebenslauf ist Lieb und Lust" ist die dünn klingende Mono unter Krauss...)

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    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Einige Stücke werden in jedem dritten Konzert oder so gespielt, andere, auch relativ bekannte, weit seltener.


    Das mag eines der Probleme der Wiener Neujahrskonzerte sein.
    Und dieses Problem ist an sich unlösbar.


    Die Neujahrskonzerte waren in meiner Jugend noch relativ jung, und vor allem gab es erst seit 1959 Fernsehübertragungen, seit 1969 in Farbe. Die Wiederholungsgefahr bekannter Stücke war also relativ gering, notabene, da bis 1991 nur der zweite Teil gezeigt wurde
    (den ersten konnte man allerdings In Ö1 in Stereo LIVE HÖREN)
    Und es machte auch nichts aus, wenn besondere Werke gelegentlich erneut ins Programm kamen.
    Steter Tropfen höhlt den Stein. Und so empfanden einge Kritiker und auch Macher das Konzert als langweilig und einfallslos.
    Dem versuchte man entgegen zu wirken indem man vor einigen Jahren begann, auch Komponisten ausserhalb der Strauß-Dynastie mit einzubeziehen, Joseph Lanner war aber sowieso schon seit langem im Programm.
    Vorerst begann man mit Werken von Waldteufel, Ziehrer, Suppe und ähnlichen Verdächtigen, später zog man dan noch ausländische Komponisten mit ein. Das Konzert wurde dadurch einerseit farbiger, andrerseits weniger in sich geschlossen. Auch das Spielen von "Raritäten" hat gelegentlich Unmut hervorgerufen.
    Man sitzt als Veranstalter quasi zwischen 2 Stühlen, man will schliesslich CDs verkaufen und viele Touristen wollen immer wieder dasselbe hören, weil sie das Unbekannte nicht interessiert, andrerseits ist es schier unmöglich jedes Jahr dasselbe Programm zu senden . wobei Freddy Frintons "Dinner for One" offenbar eine Ausnahme ist........


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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