Meine Mahler-GA mit den DVD's Bernsteins aus den Siebziger Jahren neigt sich nun langsam dem Ende zu. Diese Aufnahme entstand im Oktober 1974 im Musikverein zu Wien, in dem außerdem noch in dieser GA die Dritte, die Vierte, die Fünfte, die Sechste und die Neunte aufgenommen wurden. Die Erste und die Achte wurden im Konzerthaus Wien aufgenommen und die zweite in der Kathedrale von Ely, nordöstlich von London.
Der Kopfsatz beginnt eigentlich mit dem dunkelsten Teil der ganzen Symphonie, die ansonsten eine durchweg positive Grundhaltung ausstrahlt. Im einleitenden Adagio tut sich das Tenorhorn hervor, das hier vom Solisten virtuos vorgetragen wird. Das musikalische Geschehen wird aber im Marschrhythmus konstant nach vorne getragen. Im zweiten Thema schließlich wendet sich das Blatt, jedoch geht das Ganze dramatisch weiter bis zum nahenden Schluss, der in einen Hymnus mündet, wiederum in einem mitreißenden Marschrhythmus, der hier schon anzeigt, dass die dramatischen und tragischen Abgründe anderer Symphonien hier nicht zu erwarten sind. Die Wiener Philharmoniker folgen auch hier jeder Regung Bernsteins, und auch ihm selbst merkt man ins einer Körpersprache unmittelbar die positive Aussage dieser Symphonie an. Er lacht mehr.
Nun folgt die erste Nachtmusik, wie als Bestätigung des Ausklangs des Kopfsatzes. Einzelne Elemente dieses Satzes, noch mehr aber des Scherzos, scheinen eine Brücke zu bauen zurück zur Frühzeit der Romantik, zu Menselssohn. Auch in dieser Symphonie treten wieder die "Naturlaut-Instrumente" wie Kuhglocken und Glockenstäbe auf. In der zweiten Nachtmusik dagegen ist von dem Schattenhaften, Geheimnisvollen der Mendelssohnschen Märchenwelt nichts zu spüren, da geht es um durchaus diesseitige Gefühle wie Liebe und Sehnsucht, die auch in einer zusätzlichen Instrumentierung durch Gitarre und Mandoline Ausdruck finden.
Noch positiver ist das Finale gestimmt, das in hellem C-dur und durch üppige Instrumentierung, fernab aller Sorgen, Mühen, Angst und Not, so ganz "unmahlerisch" jubelt und den Kreis schließt zum Beginn, indem es das Thema des Kopfsatzes mit dem Finalthema zusammenbringt.
Wie ich schon in meinem Bericht über die erste Symphonie zum Ausdruck brachte, kann man kaum einem Dirigenten die Musik, die er dirigiert, so ansehen wie Leonard Bernstein. Wenn die Musik strahlt, dann strahlt Bernstein, und wenn die Musik Leid ausdrückt, dann leidet Bernstein. Auch wenn diese Sinfonie wieder über 80 Minuten gedauert hat, dann hat sie ihm sicherlich nicht halb so zugesetzt wie ihre Vorgängerin, die Sechste.
Liebe Grüße
Willi