Austausch über Höreindrücke zu den Sänger-Jubilaren

  • Bastianini hat den Scarpia zwar gesungen, es gibt einen Mitschnitt aus Brüssel 1958 (neben Tebaldi und di Stefano), vom Hocker haut er mich da aber ganz und gar nicht. Zu keinem Zeitpunkt hat man den Eindruck, er würde über der Rolle stehen. Die überwiegend im passagio gelagerte Partie kommt seiner Stimme mit ihren überragenden Spitzentönen auch so ganz und gar nicht entgegen. Trotzdem hat er den Scarpia einige Male gesungen (an der Met dreimal, in Wien 11 Mal).

    Vielen Dank für die freundliche Aufklärung.


    Aber nun sag mal was zu Gertrude Grob-Prandl! ;)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Damit, dass du dir das nur so vorstellen kannst ist zunächst nichts unter Beweis gestellt, außer dein eingeschränktes Vorstellungsvermögen.

    Sehr geehrter Melomane,


    gerade solche Äußerungen sind der Anlaß, daß ich über einen Rückzug aus dem Forum nachdenke. Deine Ausdrucksweise unterstellt meine Meinung unter die Deine. Du bescheinigst mir ein eingeschränktes Vorstellungsvermögen, während Deine Vorstellung wohl offensichtlich meiner überlegen ist. Ich habe meine Meinung, Du Deine. Ich unterstelle Dir ja auch nichts und akzeptiere Deine Meinung, auch wenn sie nicht meiner entspricht. Also laß persönliche Beleidigungen bitte. Außerdem müßte es heißen "außer Deinem eingeschränkten..."

    Wenn man liest, was in der englischen Presse über Schwarz' Debüt als Rigoletto in London zu lesen war, nämlich sein Vortrag sei "schaljapinesk" gewesen, so spricht vieles dafür, dass sein - auch darstellerischer - Vortrag überaus mitreißend gewesen sein muss, denn Schaljapin galt damals als der Inbegriff eines überaus präsenten Bühnendarstellers.

    Bist Du dabei gewesen? Ich nicht, Du auch nicht. Mein Vergleich beruht auf der gleichen Quelle wie Deiner, nämlich youtube, und sie beruht nur auf dem Stimmenvergleich, nicht auf der Bühnenpräsenz. Sicher haben wir beide ihn nicht auf der Bühne erlebt. Und bevor Du mir etwas zu Schaljapin unterstellst - seine Aufnahmen bei youtube, z.B. die Phillipp-Arie oder der Igor, auch Stenka Rasin klingen anders als Schwarz. Vergleichs selbst, auch wenn Schaljapin eine andere Stimmlage hat und schon daher ein Vergleich hinkt.


    Im Übrigen habe ich nicht behauptet, daß Schwarz mir nicht gefällt. Du mußt nur versuchen, richtig zu lesen, ist gar nicht so schwer.

    Dagegen hat mir Schwarz sehr imponiert im "o Du mein holder Abendstern". Seine Stimme ist für lyrische Momente wesentlich besser geeignet als für heldische Rollen, jedenfalls ist das meine Empfindung.

    Nicht jedem Sänger liegt jede Rolle. Mein bestes Beispiel ist Florez, den ich live im enttäuschenden Dresdener Rigoletto erlebt habe. Er ist ein phantastischer Tenor im Belcanto. Und Schwarz würde mir sicher auch als George Germont gefallen, vielleicht sogar als Wotan. Youtube hat ja Wotans bzw. Wanderer eingestellt, da gefällt er mir, genau wie im Tannhäuser.

    Dass alle, die sich jetzt kritisch zu Joseph Schwarz geäußert haben, zu Andreas Scholl geschwiegen haben, spricht auch Bände - der brüllt einigen wahrscheinlich auch nicht laut genug, als dass man ihn ernst nehmen müsste..

    Ich verstehe das Wort "brüllen" in diesem Zusammenhang überhaupt nicht. Ein Sänger, der die Stimmpotenz hat, um hohe Töne mit Krafteinsatz in bestimmten Phrasen zu bringen, sollte das doch nicht verstecken, nur weil mancher das als "brüllen" empfindet! Mir hat Rosvaenges hohes "B" zum Schluß der Celeste Aida im crescendo besser gefallen als im decrescendo, obwohl Verdi das letztere so gewollt hatte.


    Noch was zu Andreas Scholl. Gerne würde ich etwas dazu schreiben, aber die gesamte Stimmlage ist mir suspekt, ich bin voreingenommen, deshalb schweige ich, genau wie ich auch dazu nichts gesagt habe, als in einem anderen Thread über die beliebtesten Sänger in allen Stimmlagen abgestimmt wurde.


    Herzlichst La Roche


    Übrigens wenn es um Brüllen oder die Interpretation einer Arie mit Kraft oder Zurückhaltung in ein und derselben Arie geht, dann empfehle ich Dan Iordachescu in Posas Tod. Wer sucht, wird ihn finden.

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.


  • Aber nun sag mal was zu Gertrude Grob-Prandl! ;)


    Gertrude Grob-Prandl hat es sicher verdient, dass in dieser Rubrik etwas zu ihrem 100. Geburtstag geschrieben wird. In Wien genießt sie ja - noch immer - so eine Art Kultstatus und einige der älteren Stehplatzbesucher schwärmen insbesondere von ihrer Turandot (die Brünnhilden hat sie im Haus am Ring gar nicht so oft gesungen und zwischen 1945 und 1955 lief nur einige Vorstellungen lang die "Walküre", nicht aber "Siegfried" und "Götterdämmerung" im Theater an der Wien - und selbst in der "Walküre" kam Grob-Prandl nicht zum Zug, sehr zum Unmut ihrer Anhänger). Es ist überliefert, dass zur "Götterdämmerung"-Premiere an der Berliner Staatsoper am 21. Juli 1957 etliche Wiener Wagnerianer angereist sind, die endlich mal "ihre" Wagnersänger Grob-Prandl und Treptow als Siegfried resp. Brünnhilde erleben wollten und sich bitter beklagten, dass in Wien so wenig "Ring" und "Tristan" laufe.
    Die hier eingestellte Aufnahme stammt aus der für den Rundfunk produzierten Gesamtaufnahme des "Ringes" unter Rudolf Moralt mit den Wiener Symphonikern aus dem Jahr 1949. Grob-Prandl singt in dieser Aufnahme übrigens nur die "Siegfried"- und "Götterdämmerungs"-Brünnhilden, in der "Walküre" singt Helena Braun, die ursprünglich für die ganze Aufnahme verpflichtet worden war, dann aber absagte, Grob-Prandl sprang ein.
    Was hört man nun in dem von "Stimmenliebhaber" eingestellten Schlussgesang? Es wurde bereits auf die Größe der Stimme hingewiesen, die sich auch auf dem Mitschnitt mehr als nur erahnen lässt. Im ersten Teil hat sie mit dem größtenteils im passagio gelagerten Aufschwüngen so ihre liebe Not, der eine oder andere Ton gelingt da doch deutlich zu tief. Nach textlicher Auslotung und großer dynamischer Differenzierung, sucht man auch vergebens. Da, wo sie ein piano zeigen könnte ("Ruhe, ruhe, du Gott") singt sie ein gesundes Mezzoforte. Was mir gut gefällt, ist die eigentlich in allen Lagen, besonders im tiefen Register gut klingende Stimme. Die Höhe hat auch großes Potential, gut anzusprechen, nur leider wird sie m. E. oft zu breit (und zum Teil auch mit zu viel Druck) angegangen, so dass der Klang im Ergebnis zu offen, beinahe "gekräht" und vibratoreich (z. B. "Grane, mein Ross, sei mir gegrüßt") klingt. Dazu kommt eine generelle Kurzatmigkeit in den höheren Lagen, die manche Phrasen ("ihn zu umschlingen, umschlossen von ihm in mächtigster Minne vermählet zu sein...") förmlich zerhackt. Dass der Text insgesamt hinter den Klang deutlich zurücktritt, hat "Stimmenliebhaber" bereits erwähnt.
    Durch die Qualität der Stimme macht der Schlussgesang hier auf mich trotzdem durchaus Eindruck. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser live, wo große Stimmen natürlich noch mehr wirken als auf Aufnahmen noch einmal wesentlich größer gewesen ist. Zudem soll Gertrude Grob-Prandl, eine große, imponierende Erscheinung auf der Bühne gewesen sein. Für mich ein interessantes Dokument einer Sängerin, um die sich Legenden ranken. In den Olymp der großen Brünnhilde-Sängerinnen schafft sie es bei mir mit dieser Aufnahme allerdings nicht, weniger aufgrund ihrer technischen Probleme als aufgrund des offensichtlichen Desinteresses an einer differenzierten Interpretation.


  • Sehr geehrter Melomane,


    gerade solche Äußerungen sind der Anlaß, daß ich über einen Rückzug aus dem Forum nachdenke. Deine Ausdrucksweise unterstellt meine Meinung unter die Deine. Du bescheinigst mir ein eingeschränktes Vorstellungsvermögen, während Deine Vorstellung wohl offensichtlich meiner überlegen ist. Ich habe meine Meinung, Du Deine. Ich unterstelle Dir ja auch nichts und akzeptiere Deine Meinung, auch wenn sie nicht meiner entspricht. Also laß persönliche Beleidigungen bitte.

    Achgottchen! Ich wüsste nicht, wo ich dich beleidigt haben sollte. Wenn du aber schreibst, dass du dir Schwarz nur mit einem Zahnstocher auf Manrico losgehend vorstellen kannst, sagt das nichts über Schwarz und seine Interpretation aus, sondern über dein Vorstellungsvermögen. Insbesondere auch deswegen, weil es in der Arie überhaupt nicht darum geht, dass er auf Manrico losgehen will, sondern, dass er an Leonora denkt. Natürlich akzeptiere ich deine Meinung, nur muss es wohl auch gestattet sein, ihr zu widersprechen, wenn sie offensichtlich von falschen Annahmen ausgeht.

  • Ein Sänger, der die Stimmpotenz hat, um hohe Töne mit Krafteinsatz in bestimmten Phrasen zu bringen, sollte das doch nicht verstecken, nur weil mancher das als "brüllen" empfindet!


    Nein, er kann das ruhig mal zeigen, aber bitte nur an den Stellen, wo dies wirklich nahe liegt - ansonsten sollte er aber vor allem auch zeigen, dass er es auch anders kann. Potential ist ja nicht dazu da, um es ständig und bis zum Anschlag abzurufen, sondern um eine möglichst breite Palette stimmlicher Differenzierungsmöglichkeiten zu haben - von pianissimo bis zum Fortissimo, vom vollendeten Legatobogen bis zur dramatischen Attacke. Wenn ich jemandem vorwerfe, dass er "brüllt", dann meine ich damit, dass er stimmlich nicht genug differenziert, sondern zu oft auf forte und Kraftprotzerei setzt. Ich heiße nicht gut, die Stellen, die dramatische Attacke erfordern, zu säuseln. Die gibt es aber zum beispiel so in der Luna-Arie gar nicht wirklich, die dramatische Attitüde ist erst nach dem Cantabile gefragt.


    dann empfehle ich Dan Iordachescu in Posas Tod.


    Ich kenne eine deutschsprachige Aufnahme im Opernquerschnitt unter Heinz Fricke davon. Inwieweit das jetzt aber in dieser Diskussion wirklich weiterhelfen soll, ist mir nicht klar, zumal du ja eine Beschreibung der dir offenbar gefallenden Leistung schuldig bleibst. Und warum es nicht möglich ist, das von dir angeführte Beispiel hier in der Rubrik einzustellen, verstehe ich auch nicht.



    Gertrude Grob-Prandl hat es sicher verdient, dass in dieser Rubrik etwas zu ihrem 100. Geburtstag geschrieben wird. In Wien genießt sie ja - noch immer - so eine Art Kultstatus und einige der älteren Stehplatzbesucher schwärmen insbesondere von ihrer Turandot (die Brünnhilden hat sie im Haus am Ring gar nicht so oft gesungen und zwischen 1945 und 1955 lief nur einige Vorstellungen lang die "Walküre", nicht aber "Siegfried" und "Götterdämmerung" im Theater an der Wien - und selbst in der "Walküre" kam Grob-Prandl nicht zum Zug, sehr zum Unmut ihrer Anhänger). Es ist überliefert, dass zur "Götterdämmerung"-Premiere an der Berliner Staatsoper am 21. Juli 1957 etliche Wiener Wagnerianer angereist sind, die endlich mal "ihre" Wagnersänger Grob-Prandl und Treptow als Siegfried resp. Brünnhilde erleben wollten und sich bitter beklagten, dass in Wien so wenig "Ring" und "Tristan" laufe.
    Die hier eingestellte Aufnahme stammt aus der für den Rundfunk produzierten Gesamtaufnahme des "Ringes" unter Rudolf Moralt mit den Wiener Symphonikern aus dem Jahr 1949. Grob-Prandl singt in dieser Aufnahme übrigens nur die "Siegfried"- und "Götterdämmerungs"-Brünnhilden, in der "Walküre" singt Helena Braun, die ursprünglich für die ganze Aufnahme verpflichtet worden war, dann aber absagte, Grob-Prandl sprang ein.
    Was hört man nun in dem von "Stimmenliebhaber" eingestellten Schlussgesang? Es wurde bereits auf die Größe der Stimme hingewiesen, die sich auch auf dem Mitschnitt mehr als nur erahnen lässt. Im ersten Teil hat sie mit dem größtenteils im passagio gelagerten Aufschwüngen so ihre liebe Not, der eine oder andere Ton gelingt da doch deutlich zu tief. Nach textlicher Auslotung und großer dynamischer Differenzierung, sucht man auch vergebens. Da, wo sie ein piano zeigen könnte ("Ruhe, ruhe, du Gott") singt sie ein gesundes Mezzoforte. Was mir gut gefällt, ist die eigentlich in allen Lagen, besonders im tiefen Register gut klingende Stimme. Die Höhe hat auch großes Potential, gut anzusprechen, nur leider wird sie m. E. oft zu breit (und zum Teil auch mit zu viel Druck) angegangen, so dass der Klang im Ergebnis zu offen, beinahe "gekräht" und vibratoreich (z. B. "Grane, mein Ross, sei mir gegrüßt") klingt. Dazu kommt eine generelle Kurzatmigkeit in den höheren Lagen, die manche Phrasen ("ihn zu umschlingen, umschlossen von ihm in mächtigster Minne vermählet zu sein...") förmlich zerhackt. Dass der Text insgesamt hinter den Klang deutlich zurücktritt, hat "Stimmenliebhaber" bereits erwähnt.
    Durch die Qualität der Stimme macht der Schlussgesang hier auf mich trotzdem durchaus Eindruck. Ich könnte mir vorstellen, dass dieser live, wo große Stimmen natürlich noch mehr wirken als auf Aufnahmen noch einmal wesentlich größer gewesen ist. Zudem soll Gertrude Grob-Prandl, eine große, imponierende Erscheinung auf der Bühne gewesen sein. Für mich ein interessantes Dokument einer Sängerin, um die sich Legenden ranken. In den Olymp der großen Brünnhilde-Sängerinnen schafft sie es bei mir mit dieser Aufnahme allerdings nicht, weniger aufgrund ihrer technischen Probleme als aufgrund des offensichtlichen Desinteresses an einer differenzierten Interpretation.

    Lieber Melomane,


    vielen Dank für eine umfangreiche Antwort und die Analyse des eingestellten Gesangsbeispiels, die ich doch sehr teile (bei Capuccilli und Pertile war wir unterschiedlicher Meinung, hier nicht). Dir von dir beschriebenen negativen Aspekte ihrer Stimme in der Höhe kamen bei anderen Aufnahmen, die ich heute gehört habe, noch viel stärker zur Geltung (Rezia!), weshab ich zögerte, überhaupt etwas zu ihr zu schreiben. Danke, dass du das jetzt übernommen hast. :thumbup: :jubel: :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Achgottchen! Ich wüsste nicht, wo ich dich beleidigt haben sollte. Wenn du aber schreibst, dass du dir Schwarz nur mit einem Zahnstocher auf Manrico losgehend vorstellen kannst, sagt das nichts über Schwarz und seine Interpretation aus, sondern über dein Vorstellungsvermögen. Insbesondere auch deswegen, weil es in der Arie überhaupt nicht darum geht, dass er auf Manrico losgehen will, sondern, dass er an Leonora denkt. Natürlich akzeptiere ich deine Meinung, nur muss es wohl auch gestattet sein, ihr zu widersprechen, wenn sie offensichtlich von falschen Annahmen ausgeht.

    Ist ja gut, okay. Frieden. Nur rechtfertigt Deine Meinung nicht, daß meine von falschen Voraussetzungen ausgeht, eher wir beide von unterschiedlichen. Noch einen Richter brauchen wir hier nicht.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Nur rechtfertigt Deine Meinung nicht, daß meine von falschen Voraussetzungen ausgeht, eher wir beide von unterschiedlichen. Noch einen Richter brauchen wir hier nicht.

    Noch mal ganz deutlich: Mit "falscher Vorraussetzung" meine ich nicht, dass dir Schwarz nicht gefällt. Ich meine damit viel mehr die Annahme, dass in "Il balen" irgendein kämpferischer Grundton vorherrschen müsste. In Text und Musik finde ich dafür keinen Anhaltspunkt. Vielleicht hast du da natürlich andere Erkenntnisse, bzw. eine andere Auffassung von der Arie. Nur wäre es dann, damit man dich besser versteht, hilfreich, wenn du das hier an Hand des Beispiels begründen würdest, beispielsweise an welcher Stelle der Arie müsste er (Schwarz) kriegerischer klingen, so dass du dir mehr als einen Zahnstocher im Kampf gegen Manrico vorstellen könntest.
    Im Übrigen entscheidest nicht du (ich auch nicht), was hier gebraucht wird und was nicht.

  • Die gibt es aber zum beispiel so in der Luna-Arie gar nicht wirklich, die dramatische Attitüde ist erst nach dem Cantabile gefragt.

    Wenn Du das so siehst, magst Du recht haben. Aber mit Beginn der Textstelle "O dürfte ich es glauben" , die für mich noch zur Arie (oder besser zum Ensemble) gehört, kann ich mir Schwarz schlecht vorstellen. Bei youtube singt er es ja auch nicht, also können wir über die Interpretation gar nicht sprechen. Lassen wir es also. Nochmals zur Richtigstellung. Ich kannte Joseph Schwarz bisher gar nicht, dieser Thread führte zu meiner ersten Bekanntschaft mit seiner Stimme, und da erschien mir seine Stimme in lyrischen Passagen ausgesprochen gut.


    Ich kenne eine deutschsprachige Aufnahme im Opernquerschnitt unter Heinz Fricke davon. Inwieweit das jetzt aber in dieser Diskussion wirklich weiterhelfen soll, ist mir nicht klar, zumal du ja eine Beschreibung der dir offenbar gefallenden Leistung schuldig bleibst. Und warum es nicht möglich ist, das von dir angeführte Beispiel hier in der Rubrik einzustellen, verstehe ich auch nicht.

    Es ist diese Aufnahme, ich habe sie auch auf Schallplatte. Aber hier einstellen würde ja den Threadtitel verletzen, denn Iordachescu ist kein Jubilar. Ich habe auch keinen eigenen Thread gefunden, weiß also nicht, wo ich ihn plazieren sollte. Ich finde nur, daß er in wunderbar den Grat zwischen innigem und zartem Ausdruck einerseits und dem ff-Gesang andererseits hervorragend bringt, und das besonders in der Posa-Arie. Wobei einem normal Sterblichen ohne Opernambitionen immer unklar bleiben wird, wie man im Sterben liegt und so singen kann. Aber das ist eben der Zauber der Oper


    Ach Quatsch, hier ist die Stimme, aber nicht mit Fricke, da singt er deutsch.



    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich finde nur, daß er in wunderbar den Grat zwischen innigem und zartem Ausdruck einerseits und dem ff-Gesang andererseits hervorragend bringt, und das besonders in der Posa-Arie.

    Lieber "La Roche",


    ich habe mir diese Posa-Arie jetzt angehört und finde sie sehr gut gesungen, wenn auch nicht alles und alle anderen überragend, aber der von dir beschriebene "Grat" ist wirklich sehr gut zu hören.
    Die Stimme ist eigentlich weder besonders groß und voll noch besonders klangschön, sondern eher etwas flach, aber er macht ausdrucksmäßig eine ganze Menge draus. Das "Madre" rutscht allerdings gleich etwas weg bzw. wird in der Höhe eng - wobei man eben schlecht beurteilen kann, wie sterben "richtig" klingt... Insofern ist diese Arie immer ein Sonderfall. Das ist ja eigentlich nur ihr zweiter Teil, am hier nicht eingestellten ersten Teil der Posa-Arie kann man solche Fragen eigentlich besser diskutieren. Das serh zart und hell gesungene Piano vor dem ebenfalls überzeugenden ersten Ausbruch "Ah! La Terra!" ist freilich große Klasse! Dass ich statt "Carlo mio" "Carlo mia" höre, stört mich hingegen etwas. Sehr schön finde ich hingegen des kopfig-zarten Piano Abschluss des Rezitativs unmittelbar vor Einsetzen der eigentlichen Arienmelodie. Diese selbst kann man sicherlich besser und klangschöner singen, allerdings gefällt mir die hier (wie freiwillig auch immer) gewählte fahle Klangfarbe gut, da sehr passend zur konkreten Handlungssituation, in der wir uns hier befinden. Man merkt, dass Jordanescu und diese weiß, umd das ist schon mal sehr viel wert, weil man solches dem einen oder anderen Fachkollegen nicht immer anmerkt. Die Steigerung bei der ersten Wiederholung der Melodie ("tu sei salvatore" etc.) ist nicht einne sol große Steigerung, wie man sie auch schon gehört hat, ist nicht fanatisch-visionär, sondern eher introvertiert, zweifelnd an den eigenen Worten gesungen, fast schon ein wenig selbstmitleidig, aber hat durch aus etwas für sich. Die Steigerung auf dem "Ah" ist dann sehr gelungen - noch beeindruckender ist freilich, dass anschließend im wirklich zartesten Pianissimo angesetzt wird, das überzeugt mich wirklich sehr! Die zweite Strophe sollte nun aber meines Erachtens eigentlich doch etwas gesteigerter gesungen werden als die erste, das macht er erst ab der "alla Spagna"-Stelle. Man kann die zweite Strophe als Zeichen des Sterbeprozesses so machen, aber meines Erachtens wollte Verdi etwas anderes, nämlich eine Steigerung. Die Verzweiflung vor dem letzten langen "Ah" ist mir nicht ausgeprägt genug. Die Kadenz, also die Abwärtslinie ist jetzt nicht wahnsinnig beeindruckend gesunge, aber er erfasst die dramatische Situation voll und ganz, obwohl dieses letzte "me" nicht meinem persönlichen Geschmack entspricht, sondern auf mich viel eher veristisch aufgesetzt wirkt.
    Eine sehr diskutable Interpretation der Posa-Arie mit einigen Vorzügen und einigen Nachteilen - den Zusammenhang zu Joseph Schwarz verstehe ich aber immer noch nicht ganz, weil dieser hier mit ganz anderen Arien eingestellt wurde, von denen keine auch nur einen annähernd ähnlichen Charakter hatte wie Posas Tod. Ich bin sicher, Joseph Schwarz hätte oder hat Posas Tod nicht genauso wie die Luna-Arie gesungen.
    Beispiele von Nichtjubilaren zum Vergleich finde ich ok, aber es sollte dann möglichst um die gleiche Arie gehen, um einen direkten Vergleich zu ermöglichen, sonst vergleich man Äpfel mit Birnen.


    P.S.: Mal sehen, wem Willi heute Abend noch so gratuliert.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Mal sehen, wem Willi heute Abend noch so gratuliert.


    Lucia Popp zum Beispiel, die ich gar nicht so häufig in Opern gehört habe, aber oft als Liedsängerin. Ihre Stimme zu charakterisieren überlasse ich den Kennern, ich bin gespannt darauf. Aber vielleicht kann ich einen Anstoß dazu geben, indem ich eine Aufnahme von Mahlers Wunderhorn-Lieder einstelle, die zu meinen liebsten gehört. Ich habe aus diesem Zyklus wiederum mein Lieblingslied "Wo die schönen Trompeten blasen" ausgesucht:


    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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  • Lucia Popp - ganz heikles Thema! Ich kenne viele Hardcore-Fans von ihr, für die sie sozusagen das non plus ultra ist. Für mich ist sie es nicht. Warum? Sicher nicht, weil sie keine tolle Stimme hätte, die hat sie zweifellos, man hört es auch im eingestellten Mahler-Beispiel: substanzreich in allen Lagen, eine in diesem Fach wirklich selten eindrucksvolle Tiefe, eine schöne Mittellage, leuchtende Höhen. Aber ich kenne das eingestellte Mahler-Lied nicht so gut wie einige andere Mahler-Lieder (Lieder eines fahrenden Gesellen, Kindertotenlieder, einige Wunderhorn-Lieder, eher die für Herren geeigneten, und das Urlicht natürlich) und muss leider sagen, dass ich kaum ein Wort des mir unbekannten Textes verstehe...
    Meine erste Aufnahme von ihr war ihre Woglinde im Janowski-"Rheingold"-Rheingold von 1983 neben Uta Priew als Wellgunde und Hanna Schwarz als Floßhilde - was für ein Rheintöchter-Trio! Kenne da wenig Vergleichbares und diese Aufnahme hat mich für alle Live-Rheintöchter meines Lebens verdorben! Allerdings gefällt mir die Popp von den dreien am wenigstens, weniger als Priew und Schwarz. Warum? Ich kann ihren starken Akzent, wenn die deutsch singt, nicht gut ab. Außerdem höre ich in ihrer Stimme auch gewisse Verhärtungen, die ich nicht so mag. Sorry, sie war eine gute, ja serh gute Sopranistin, aber sie war nicht meine Sopranistin - so subjektiv kann Stimmenbeurteilung sein. Magdalena Hajossyova, eine andere slowakische Sopranistin, fand ich im Ton immer lyrischer und mädchenhafter, mehr Richtung Grümmer tendierend als Popp, welche die substanzreichere Stimme hatte, aber eben für mich nicht wirklich mädchenhaft, sondern eher fraulich kang. Der finde findet dieses besser, der andere jenes.


    Ich hatte auch schon überlegt, ob ich was von ihr einstelle, hatte dann
    aber gezögert, zumal ich bis eben einen Opernvideoabend gemacht hatte.


    Besser gefällt mir die Popp, wenn sie nicht deutsch singt:



    Das macht sie sprachlich natürlich wunderbar und klingt auch lyrisch-beseelt, wenn auch eine Spur dunkler, als ich es als ideal empfinde. In der oberen Mittellage gibt es so ein Vibrato, das man entweder als betörend oder als störend empfinden kann. Ganz in der Höhe ist mir die Stimme wieder zu hart und zu "weiß". Auch in der Mittellage ist der Ton nicht so frei schwebend, wie ich ihn wünschen würde. Diese Nixe ist schon beim Mondlied nicht mehr jungfräulich, sondern bereits "erkannt"... :untertauch:
    Auch den Spitzenton ganz kurz vor Ende der Arie finde ich langlich alles andere als optimal. (Auch beim Mahler schwebt das Höhenpiano nicht optimal.)


    Und nun rechne ich natürlich mit heftigstem Widerspruch! :D

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Das ist eben die Frage, inwieweit "Kraft" das alles dominierende Entscheidungsmerkmal sein soll, oder ob Kraft nicht bestenfalls ein Mittel zum Zweck - nämlich des Klanges! - ist, der im Vordergrund stehen sollte? Ich vertrete die Auffassung, dass heute, aber auch schon in den letzten 30 oder 40 Jahren viel zu viel ohne Sinn und Verstand rumgebrüllt wurde und pure Kraft dadurch beinahe zum Fetisch wurde. Da fasziniert mich ein unforcierter Klang, der dann auch mehr Differenzierung zulässt, weit mehr. Es ist ja auch nicht so, dass die Stimme von Schwarz keine Kraft aufweisen würde. Sie wird bei ihm nur nicht zum Fetisch, zum Selbstzweck, sondern ordnet sich dienend der Gesamtinterpretation unter. Schade, dass man davon immer mehr abkommt...

    Lieber Stimmliebhaber,


    genau wie Dir ist mir reine Kraftmeierei, brüllen, also undifferenziertes, nur lautes Singen ein Gräuel.Wie auch Du ausführst ist für die Strahlkraft und die Tragfähigkeit einer Stimme in erster Linie die Gesangstechnik und eine perfekter Stimmsitz ausschlagebend. Genau diese sängerischen Tugenden zeichnen Eike Wilm Schulte auch im reifen Sängeralter noch aus. DeshaLb besticht er immer noch durch die von Dir genannten tollen Klangergebnisse. Ich hatte das Glück, im Oktober zwei Konzerte mit ihm veranstalten zu dürfen. In diesem Programm, das er ganz kurzfrisitig übernommen hatte, sang er die Arie des Dappertutto und bestätigte seine sängerischen Qualitäten in bestechender Form. Also ist er für klangvolles Singen doch ein braucbares Beispiel, wenn wir uns auf den Begriff klangvoll einigen können. Übrigens waren beim Konzert der Gottlob-Frick-Gesellschaft eine ganze Reihe von Tamino-Freunden anwesend, die aus eigenem Erleben die geschilderten Eindrücke bestätigen können.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber "Operus", ich glaube dir sehr gerne, dass Eike Wilm Schulte die Dappetutto-Arie - noch immer - auf klangvolle Art und Weise (auf klangvoll können wir uns gerne einigen, weil dies das Ergebnis selbst und nicht den betriebenen Aufwand für dieses Ergebnis in den Focus rückt) zu einem eindrücklichen Erlebnis werden ließ. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zitat

    P.S.: Mal sehen, wem Willi heute Abend noch so gratuliert.


    Gratuliert habe ich gestern Abend nur Christine Opolais, an Lucia Popps 78. Geburtstag habe ich nur erinnert, und in drei Tagen werde ich an ihren 24. Todestag erinnern. Insofern sind Erinnerungen an Todestage in meinen Augen auch keine Jubiläen, sondern es sind traurige Tage, an denen man sich bestenfalls dankbar an die jeweiligen Musiker erinnert.


    Heute hatte ich fünf Sängerinnen und Sänger im Programm, aber an alle konnte ich nur erinnernm, weil sie alle schon tot sind. Von denen wüsste ich schon einen, über den es sich austzutauschen lohnte, aber ich werde nicht noch einmal einen vorschlagen.


    Liebe Grüße


    Willi


    P.S. Morgen werden es wieder nur solche aus der Vergangenheit sein, die ich auswählen würde.

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich möchte mich hier heute gerne über die Sopranistin Brünnhild Friedland austauschen, und zwar anhand ihrer Desdemona, konkret dem Lied von der Weide und dem Ave Maria aus dem 4. Akt von Verdis "Othello" (in deutscher Sprache, zu hören in folgendem Video ab 36:34, auch in der Legende unter dem Video anklickbar):



    https://www.youtube.com/watch?v=eLQMFK6_neg


    Generell hört man die "deutsche Schule", mit der damals eben auch deutschsprachiger Verdi gesungen wurde. Diese Desdemona ist erdiger, irdischer als ein reiner Engel, den man ja auch sehr häufig zu hören bekommt (vor allem in originalsprachlichen Aufnahmen) und der ja auch gar nicht verkehrt ist. Trotzdem finde ich es nicht unspannend, diese Aufnahme zu hören. Man hört eine verzweifelte Frau in ihrer Todesstunde mit allen Schmerzen und quälenden Gedanken, die sie foltern.


    Der erste Aufschwung auf "saß" gefällt mir schon mal sehr gut. Die Tiefe ist relativ dunkel, die obere Lage hat einen gewissen herben Liebreiz, auch eine leichte Verhärtung, wie sie die Stimme der Grümmer ja auch hatte. Die Sprachbehandlung finde ich bei allen dem Zeitstil damaliger Artikulationsart geschulderter Eigenheiten doch vorbildlich, ich verstehe für eine Sopranistin ungewöhnlich viel Text.


    Sehr schön finde ich die freischwebenden Wiederholungen von "Weide".


    Auch die Phrasen werden vorbildlich leicht abgerundet (hier schon besprochenes Negativbeispiel: Pertile...)


    Ich habe diese Arie wie gesagt schon engelsreiner gesungen gehört, aber die situative Erfassung der Szene wird hier meines Erachtens vorbildlich herausgearbeitet.


    Insbesondere nach der Wind-Unterbrechung könnte die Höhe freilich ein bissl mehr schwebende Leichtigkeit und weniger Lautsärke vertragen.


    Die untere Mittellage bei "Was bedeuten wohl Tränen?" finde ich ganz wunderbar gesungen, auch den anschließenden Ausbruch, wo sie sich von Emilia (mit sattem dunklen Alt: Ilse Ludwig) verabschiedet. Den exponierten Spitzenton, mit dem dieser Ausbruch beginnt, singt sie für meine Ohren wohltuend rund und körperlich- sie schreit ihn nicht, so hört man diesen Ton ja oft genug...)


    Das gemurmelte Gebet kommt ihrer gut ausgeprägten unteren Mittellage sehr entgegen. Auch das Hochgehen auf "Leibes" gefällt mir sehr gut. Anschließend wird die Melodie gut gesungen, ein bissl mehr Leichtigkeit würde ich mir wünschen, so klingt die obere Mittellage mitunter etwas streng, aber die Spitzentöne sind dann immer erstaunlich klangvoll.


    Die Wiederholung von "für uns" ist mir beim "für" etwas zu schwer gesungen, das "uns" hat dann genau die richtige Leichtigkeit.


    Der letzte Aufschwung ist zwar textlich kaum zu verstehen ("Mutter der Gnade"?), aber für meine Ohren ist die Spitzen-Höhe hier wirklich betörend schön und frei gesungen. Brava!


    Und wenn ich mir nun die stimmliche Entwicklung der ganzen Szene betrachte, dann wird die Entwicklung der Figur von den (teilweise etwas herb gesungenen) Ängsten während des Liedes von der Weide (und teilweise auch noch im Gebet) bis zur - nach der Reinigung durch das Gebt - quasi stimmlich im "Engelszustand" angekommenen "göttlichen Gelassenheit" für mich ganz wunderbar fühlbar und erlebbar - viel mehr, als wenn alles nur rein und engelsgleich gesungen gewesen wäre.


    Mein Fazit: Vielleicht ist das eine veraltete und gerade für Verdi nicht mehr zeitgemäße Gesangskunst, aber für mich ist es nichtsdestotrotz eine große Gesangskunst! :yes:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Gratuliert habe ich gestern Abend nur Christine Opolais, an Lucia Popps 78. Geburtstag habe ich nur erinnert, und in drei Tagen werde ich an ihren 24. Todestag erinnern. Insofern sind Erinnerungen an Todestage in meinen Augen auch keine Jubiläen, sondern es sind traurige Tage, an denen man sich bestenfalls dankbar an die jeweiligen Musiker erinnert.

    Lieber Willi, die Forulierung gratuliert war natürlich auf die Geburtstage gemünzt und wird den Gedenktagen wie In-Memoriam-Geburtstagen und Todestagen nicht gerecht, da hast du schon recht. Ob es wirklich traurige Tage sein müssen, nur weil jemand, der heute in keinem Falle mehr leben würde, vor 40 Jahren gerade an diesem Tag und nicht zwei Jahre früher oder später an einem anderen Tag gestorben ist, weiß ich nicht. Für mich sind es Gedenktage - und dieses Gedenken finde ich nicht traurig, sondern positiv, denn im Gedenken lebt der Erinnerte weiter. :yes:

    Von denen wüsste ich schon einen, über den es sich austzutauschen lohnte, aber ich werde nicht noch einmal einen vorschlagen.

    Lieber Willi, wenn du der Meinung bist, dass da jemand ist, von dem du denkst, dass sich der Austsuch lohnt, dann wirf doch bitte nicht - so wie beim letzten Mal - einfach nur dessen Namen als Brocken in die Runde, sondern BEGINNE diesen Austausch einfach, stelle ein Beispielvideo ein und beschreibe deine Höreindrücke, ok? Ich bin sicher, dass man darauf dann auch hier reagieren wird. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich möchte "Stimmenliebhaber" ausdrücklich für den Hinweis auf Brünnhild Friedland danken, da sie für mich eine Neuentdeckung darstellt, ich hatte sie vorher noch nie gehört.
    Das Timbre empfinde ich als etwas verhangen und damit wohnt ihm ein gewissen Geheimnis inne, was für mich zunächst sehr gut zur Desdemona passt. Ich persönlich finde eine tendenziell "irdisch" interpretierte Desdemona immer interessanter als ein völlig engelgleiches, der Welt bereits entrücktes Wesen, da die Tragödie umso stärker wirkt, je menschlicher Desdemona erscheint. Brünnhild Friedland geht gewissermaßen einen Mittwelweg: Ihre "Salces" sind nicht ganz so fern der Erde wie bei anderen Interpretinnen, sie schweben nicht ganz so leicht, was dadurch noch umso stärker wirkt, da ihr ein etwas schmerzvoller Klang beigemischt scheint. Sicher der dramatischen Situation sehr angemessen. Aber auch auf "ätherische" Momente muss der Zuhörer nicht verzichten: Der finale Ton des "Ave Maria" ist wunderbar schwebend, fast so als wäre Desdemona schon nicht mehr auf der Welt. Dieser inhaltlich streng dramatisch gedachte Aufbau lässt über einige Schwächen gerne hinweghören. Das betrifft für mich zum Teil die Phrasierung: Die Stelle, die im italienischen Original "Cantiamo, cantiamo. Il Salce funebre sarà la mia ghirlanda." könnte aufgrund ihrer Doppeldeutigkeit (Trauerweide, Brautschmuck, nahender Tod) gerne mit einem schmerzvollen legato unterfüttert werden. Solche Stellen gibt es einige, wo ich mir mehr musikalischen Fluss, statt deklamatorisch gedachter Kleinteiligkeit wünschen würde, denn ich denke, die Stimme hätte großes Potential noch reicher zu klingen. Aufgrund des stringenten interpretatorischen Aufbaus und der kunstvoll angewandten technischen Beherrschung der Stimme aber eine absolut lohnende Entdeckung. Eine Tannhäuser-Elisabeth, Elsa oder auch Agathe würde ich gerne einmal von ihr hören.

  • Eine Tannhäuser-Elisabeth, Elsa oder auch Agathe würde ich gerne einmal von ihr hören.


    Hier ist zum zumindest ein "Tannhäuser":


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Liebe Freunde,
    wir diskutieren in diesem Thread oft auf hohem Niveau. Schade, dass der Eindruck dieser so positiven Beiträge durch persönlich verletzende Formulierungen stark getrübt wird. Es sollte doch gelingen, auch bei kontroversen Ansichten über Sänger und Gesangsleistungen wertschätzend miteinander zu diskutieren. Erhalten wir uns die Möglichkeit, hier ganz offen unsere Meinung zu äußern, ohne befürchten zu müssen, dafür sofort abgewatscht zu werden. Ich habe bewusst keine Zitate eingestellt. Wer aufmerksam mitliest. weiß was gemeint ist.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Liebe Freunde,
    wir diskutieren in diesem Thread oft auf hohem Niveau. Schade, dass der Eindruck dieser so positiven Beiträge durch persönlich verletzende Formulierungen stark getrübt wird. Es sollte doch gelingen, auch bei kontroversen Ansichten über Sänger und Gesangsleistungen wertschätzend miteinander zu diskutieren. Erhalten wir uns die Möglichkeit, hier ganz offen unsere Meinung zu äußern, ohne befürchten zu müssen, dafür sofort abgewatscht zu werden. Ich habe bewusst keine Zitate eingestellt. Wer aufmerksam mitliest. weiß was gemeint ist.
    Herzlichst
    Operus

    Lieber "Operus", bitte keine solche kryptischen Beiträge! Butter bei die Fischer oder eben nichts beitragen! Es wäre schön, wenn du hier deine Höreindrücke zu Brünnhild Friedland oder anderen diskutieren Sängern aufschreiben und so mitdiskutieren würdest, das würde ich wirklich sehr begrüßen. Leider habe ich in dieser Rubrik bislang noch keinen detailierten Höreindrück von dir gelesen, was ich wirklich sehr bedauere!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Auch ich kannte Brünnhild Friedland bisher noch nicht und bin von ihrer Stimme sehr eingenommen. Die bisherigen Einschätzungen der eher "irdisch", ich möchte fast sagen, bodenständigen Interpretation versus sublim-entrückter Darstellung kann ich auch durchaus folgen. Ihre Stimme transportiert für mich glaubhaft das unschuldige, schlichte und reine Element, das man mit Desdemona verbindet, andererseits ist sie aber dennoch frisch, unbekümmert und kraftvoll, ihre "salce" bzw. "Weide" ist noch keine Trauerweide, sondern ein kraftvoller Baum, der sich eher geheimnisvoll als schmerzumflort dem Wasser zuneigt. Mir gefällt diese Lesart sehr, zumal sie hier nicht nur als duldendes Opferlamm dargestellt wird sondern sich durchaus -um in dem Wortspiel zu bleiben- aufbäumt, um dann erst kurz vor dem Ende ihrer Darstellung eine fragend-zaghafte Komponente hinzufügt, die dann im kraftvollen Impuls "Ah! Emilia Lebewohl!" aufgelöst wird, um in ein zart verströmendes, ganz schlicht gehaltenes "Ave Maria" zu münden. Eine ebenso glaubhafte wie stimmige Darstellung, die zwar an manchen Stellen noch etwas mehr das bevorstehende Unheil evozieren könnte, die ich aber insgesamt sehr berührend finde.

  • Lieber Don_Gaiferos,


    herzlichen Dank für deinen schönen (ersten?) Beitrag in dieser Rubrik. Ich freue mich, wenn du und andere sich am Austausch über Höreindrücke beteiligen. Deinem Beitrag merkt man in jedem Satz an, dass du das eingestellte Beispiel gehört hast. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber,


    ich finde diesen Thread eine hervorragende Idee, zumal wenn man verschiedene Beiträge dann auch in die existierenden Threads der Sänger kopiert, so dass die Besprechungen der Klangbeispiele nicht irgendwann im zusehends unübersichtlichen Thread verloren gehen. Im Übrigen freue ich mich auch sehr auf den weiteren Gedankenaustausch.
    Übrigens, bei Lucia Popp geht meine Meinung tatsächlich -was eher selten ist- mit Deiner auseinander, die Härten bzw. Verhärtungen in ihrer Stimme kann ich so nicht nachempfinden, und finde gerade das Beispiel, das Du eingestellt hast, eine sehr gelungene Aufnahme, in der ihre Stimme eine wunderbare Leuchtkraft entfaltet und den ihr eigenen lyrischen, zarten Schmelz gut zum Tragen bringt. Gerade in der Höhe finde ich, dass ihr Timbre sehr fein, silbrig-obertonreich klingt. Die Einschätzung, dass sie eher fraulich als mädchenhaft-unberührt klingt, kann ich hingegen gut nachvollziehen, das sehe ich prinzipiell auch so.


    liebe Grüße

  • Lieber Don-Gaiferos, ich lasse dir ja gerne deine Meinung, habe aber trotzdem eine Nachfrage: Gefällt dir der Spitzenton am Ende der Rusalka-Arie (bei 5:44 im eingestellten Video) wirklich?

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber,


    ja, doch, das gefällt mir schon! Auch, wenn es zwar eigenwillig ist, und ich nicht sage, dass man das nicht anders und besser singen kann - wie sie ihn bruchlos, mühelos in die Gesangslinie einbaut, und dann in diesem kurzen Moment ihr kristallines, funkelndes Leuchten kurz aufblitzen lässt, das finde ich schon irgendwo spannend, auch wenn man sich wünschen würde, dass sie ihn noch länger aufblühen lassen würde...aber dennoch, wie er hier direkt in die Phrase eingewebt wird und Teil der Gesangslinie wird, das finde ich schon irgendwie eigen, aber gelungen.


    liebe Grüße

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  • Ok, so unterschiedlich können die Höreindrücke sein, ich finde diesen Ton einfach nur eng und unschön, überhaupt nicht zum sonstigen Klang der Stimme passend.
    Aber egal, es ist mir wie gesagt nicht neu, wie viele Fans Frau Popp hat. Und da gibt es andere Sängerinnen, wo mir das weit unbegreiflicher ist. ;)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Es wäre schön, wenn du hier deine Höreindrücke zu Brünnhild Friedland oder anderen diskutieren Sängern aufschreiben und so mitdiskutieren würdest, das würde ich wirklich sehr begrüßen. Leider habe ich in dieser Rubrik bislang noch keinen detailierten Höreindrück von dir gelesen, was ich wirklich sehr bedauere!

    Lieber Stimmenliebhaber,
    Ohne jetzt lange zu suchen: ich habe doch zu Joseph Schwarz meinen Höreindruck gepostet. Ich schreibe schwerpunktmäßig zu Sängern, diie ich persönlich gehört habe und einigermaßen gut kenne. Da fühle ich mich kompetent. Brünnhild Friedland höre ich mir an, aber bei der Qualität, die ich aus You Tube erkennen kann, wage ich selten ein Urteil. Zudem ist es schwer, gegen die fabelhaften Liveeindrücke, die ich von meinen Lieblingsbrünnhilden, Birgit Nilsson, Caterina Ligendza, Ute Vinzing unlöschbar gespeichert habe, zu bestehen. Da reicht der Höreindruck nicht aus. Das Urteil wäre voreingenommen.
    Da die Auseinandersetzungen, die ich andeutete, zwei von mir hoch geschätzte Tamino-Kollegen betraf, wollte ich diesen keinesfalls zu nahe treten und habe nur einen dezenten Hinweis gegeben, den sie sicherlich gelesen und verstanden haben.
    Ich versuche, kritische Hinweise gründlich zu überdenken und bin lernfähig. Deshalb überlege ich, ob ich nicht doch mehr zu nicht ganz befriedigenden
    Höreindrücken von You Tube schreibe und mir vielleicht bessere Boxen kaufe, denn meine sind uralt. Ihr urteilt ja ebenfalls nach diesen Aufnahmen. Beim nächsten Mal nenne ich offen Ross und Reiter, oder halte das Maul. Sicherlich ist das Streben nach Konfliktvermeidung und -entschärfung bei mir (zu?) stark ausgeprägt. Wer sein Leben lang Coaching und Mediation macht kann halt kaum anders. Bitte toleriert mein Verhalten, falls es nicht zu "missionarisch" empfunden wird.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Brünnhild Friedland höre ich mir an, aber bei der Qualität, die ich aus You Tube erkennen kann, wage ich selten ein Urteil. Zudem ist es schwer, gegen die fabelhaften Liveeindrücke, die ich von meinen Lieblingsbrünnhilden, Birgit Nilsson, Caterina Ligendza, Ute Vinzing unlöschbar gespeichert habe, zu bestehen. Da reicht der Höreindruck nicht aus. Das Urteil wäre voreingenommen.

    Zum einen hat nach meinen Informationen Brünnhild Friedland die Brünnhilde nie gesungen, auch wenn ihr Vorname etwas anderes vermuten lässt. Zum anderen verstehe ich nicht, warum die Tatsache, dass dir live Nilsson, Ligendza und Vinzing als Brünnhilde gut gefallen haben, dich daran hindert, etwas über Friedland als Desdemona zu schreiben. ?(

  • Zudem ist es schwer, gegen die fabelhaften Liveeindrücke, die ich von meinen Lieblingsbrünnhilden, Birgit Nilsson, Caterina Ligendza, Ute Vinzing unlöschbar gespeichert habe, zu bestehen.

    Lieber "Operus",


    der "Melomane" hat dich ja bereits darauf hingewiesen, dass es bei dem Austausch von Höreindrücken zu Brünnhild Friedland überhaupt nicht um die Rolle der Brünnhilde ging, die sie nie gesungen hat (sondern die Sieglinde).


    Dein Grundirrtum bezüglich dieser Rubrik ist aber ein anderer: Hier soll es eben nicht darum gehen, Meinungen von Sängern, die man sich vor Jahren oder Jahrzehnten gebildet hat, immer und immer wieder zu wiederholen, ohne überhaupt noch einmal frisch nachzuhören. Das passiert in den einzelnen Sänger-Rubriken zur Genüge. Hier soll es darum gehen, anhand ausgewählter Beispiele eigene frische Höreindrücke möglichst detailliert zu schildern, Wertungen aus dem frischen Hörerlebnis heraus zu begründen, und dann die eigenen Eindrücke mit den Schilderungen anderer zu vergleichen.
    Das birgt natürlich die Gefahr, eigene Gewohnheitsurteile infrage zu stellen oder infrage gestellt zu sehen.


    Wer jedoch dazu bereit ist, die eingestellten Beispiele zu hören und die dabei entstandenen frischen Höreindrücke zeitnah detailliert zu beschreiben, der ist auf dieser als "Entdeckungsreise" gedachten Rubrik herzlich willkommen, um mitzumachen.
    Ein- oder zweisätzige Beiträge, die nur werten, aber nicht den eigenen Höreindruck beschreiben, sind zwar auch willkommen, aber nicht so willkommen wie umfangreiche Beschreibungen von Hörerlebnissen.
    Und: Lediglich Namen anderer Sängerinnen und Sänger ohne jegliche Beschreibung von Höreindrücken hier in die Runde zu werfen, das ist in dieser Rubrik überhaupt nicht willkommen - nicht einmal dann, wenn es sich im die gleiche Rolle wie im eingestellten Video handeln sollte.


    Du musst sich also bezüglich dieser Rubrik wirklich entscheiden:
    Entweder du willst mitmachen, Beispielvideos hören und deine frischen Höreindrücke zu den eingestelltne Höreindrücken schildern - oder du willst deine vor Jahrzehnten gebildeten Urteile über Sängerinnen und Sänger lieber nicht neu befragen und vielleicht sogar hinterfragen, sondern die damals gebildeten Urteile einfach nur wiederholen. Letzteres ist dein gutes Recht, deine Mitwirklung in dieser Rubrik hätte dann aber - angesichts bei der von mir erdachten und beschriebenen Zielstellung - leider keinen Sinn.
    Ich würde mich aber sehr freuen, wenn du dich für die ersten der beiden von mir genannten Grundmöglichkeiten entscheiden und wirklich aktiv mit deinen Beschreibungen frischer Höreindrücke mitmachen würdest. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Nach diesen generellen Bemerkungen zum Sinn dieser Rubrik nun wieder zu einem konkreten Beispiel: Willi hat heute an den 9. Todestag der Sopranistin Christel Goltz erinnert, die als "Jahrhundert-Salome" gilt (obgleich es ja auch noch Ljuba Welitsch gab, die diesen Titel sicherlich ebenso beanspruchen kann). Den Salome-Ruhm der Goltz begründet die 1948 in Dresden entstandene Studio-Aufnahme unter Josef Keilberth.


    Hier kann man die Schlussszene dieser Einspielung nachhören:



    Wer der Qualität von Youtube grundsätzlich misstraut, kann ja zu Hause ins Regal greifen und seine LP oder CD davon rausholen und auf seiner Spitzen-Musikanlage nachhören und dann seine Einrücke hier schildern. Meine eigenen Eindrücke folgen gleich in einem Folgebeitrag. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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