Historische Klavieraufnahmen, die teilweise mehr als hundert Jahre alt und immer noch hörenswert sind

  • Analog zu den Sänger-Threads möchte ich hier gerne Aufnahmen sammeln, die zwar nicht unbedingt 100 Jahre alt sein müssen, die aber dennoch aus der Zeit vor der Stereophonie entstammen und aufgrund ihrer künstlerischen Bedeutung immer noch hörenswert sind - auch wenn es klangliche Einschränkungen dabei gibt.


    So halte ich diese verrauschten Aufnahmen von Ferruccio Busoni für ein Kleinod - wie er die Musik perlen und fließen lässt, und gleichzeitig eine Anmut und behutsame Wärme in die Musik legt, und bei aller Virtuosität immer einen eleganten Charme und eine ganz persönliche Färbung beibehält, die sich nur schwer in Worte fassen lässt.


  • Unverzichtbar finde ich auch dieses Dokument, dass Rachmaninov höchstpersönlich eingespielt hat - 1929 ist das Aufnahmedatum:



    Auch dieses Video finde ich grandios - Josef Hofmann spielt Beethoven - allein die Kommentare zu diesem Video machen deutlich, wie völlig anders sein Spiel ist, unprätentios, unangestrengt, virtuos, völlig souverän und losgelöst. Hofmann hatte relativ kleine, aber starke Hände, und Steinway baute extra Instrumente für ihn mit etwas schmäleren Tasten.


  • La Campanella - heutige Virtuosen hacken dieses Bravourstück doppelt und dreifach so schnell in die Tasten - wenn man dann aus dem Jahr 1908 (!) diese wunderbare, raffinierte, ganz exquisite Aufnahme mit Wilhelm Backhaus anhört, dann kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus, wie man so etwas auch noch spielen kann...für mich eine der herausragenden Aufnahmen dieses Stückes, das trotz des Hintergrundrauschens für mich sehr gut anhörbar ist.


  • La Campanella - heutige Virtuosen hacken dieses Bravourstück doppelt und dreifach so schnell in die Tasten -

    So so, eine etwas befremdliche Behauptung. Mal auf YT "La Campanella" eingeben und staunen: Backhaus ist einer der schnellsten. Die meisten anderen "heutigen", die ja nur in dei Tasten hacken, sind langsamer. Wir finden aber die richtige Spur, um diese wenig gelungene Aufnahme zu bewerten, wenn wir an Artur Rubinstein denken. Der wollte, nachdem er Horowitz in Paris gehört hat nämlich das Klavierspielen aufgeben. Was er nicht tat, dafür aber ein halbes Jahr übte wie der Teufel, denn: Man konnte in Konzerten bequem mit 90% der Noten auskommen, gemerkt habe das im Publikum eh keiner. Dann aber habe er Horowitz gehört, der ALLE Noten und dann auch noch richtig gespielt habe. Für die damalige Zeit ein Kulturschock. Also nochmal hinhören: es gibt Berge von wundervollen Interpretattionen dieses Stücks, von Alice Sara Ott bis ... Übrigens: Auch der in gewissen Kreisen betimmt "unverdächtige" Claudio Arrau hat in seinen jungen Jahren die Paganini Etüden gespielt, dass selbst Horowitz schwindelig gewoerden wäre. Also auch eine Frage des Lebensalters der Pianisten. Dieses "sich beweisen" auf allerhöchstem Niveau führt zu einer großen Zahl verschiedener Sichtweisen, aber (in den meisten Fällen) keineswegs zu einem seelenlosen rumgehacke.

    "His philosophy was to transmit the music to the public and not boring the public. A concert is not a lecture, a concert you go for enjoyment." WTH