Sinn und Unsinn von Hosenrollen

  • ...und ich glaube, ich sollte das Internet einmal nach einer anständigen Aufführung von Beaumarchais' Figaro mit einer anständigen Chérubin- Darstellerin durchforsten... Ich habe da jetzt immer diesen postpubertären, hypermotorischen, blonden Irrwisch im Kopf, den aus dem ersten Video, das du gepostet hattest... ;(

  • Wow, Du bist aufgestiegen! Herzlichen Glückwunsch!!!


    Aufgestiegen?


    Dass die Gräfn sich überhaupt auf eine "Verhandlung" mit dem Bengel einlässt ( ihn also fragt "Was haben Sie sich vorgestellt?" ) fand ich auch ein Ding!


    Meine Vermutung ist hier ja, dass die Gräfin ja bereits Interesse an ihm hat, und ihn deswegen nicht sofort verscheucht, sondern Gegenfragen stellt, weil sie doch auch wissen möchte, wie der Junge tickt.


    ...und ich glaube, ich sollte das Internet einmal nach einer anständigen Aufführung von Beaumarchais' Figaro mit einer anständigen Chérubin- Darstellerin durchforsten... Ich habe da jetzt immer diesen postpubertären, hypermotorischen, blonden Irrwisch im Kopf, den aus dem ersten Video, das du gepostet hattest... ;(


    Oje :(
    Ich hoffe, dass du da fündig wirst, aber ich bezweifle das fast. Ich werd auch mal schauen ob es was gibt.
    (Ich will nicht drängen, nur vorsichtshalber nachfragen, ob du mein Posting mit dem neuen Figaro auf YouTube gesehen hast :))




    LG,
    Hosenrolle1

  • Noch eine kleine Randbemerkung: Bei Beaumarchais singt Chérubin Der Gräfin auch etwas vor, und das Lied trällert er vor sich hin, als er im Garten erscheint. Er besingt da aber ganz konkret die Gräfin und wendet sich nicht, wie Cherubino, an alle Frauen... Ein wenig mutiger ( oder frecher? ) als Cherubino ist Chérubin schon! Oder er hat einfach nur weniger Respekt vor dem Grafen... Oder weniger Ehrfurcht vor der Gräfin?

  • Na, du hast einen Stern dazu bekommen und bist vom "Profi" zum "Prägenden Forenuser" aufgestiegen! Gar nicht gemerkt? Stach mir gleich ins Auge, weil das Wort so lang ist... ;)



    Meine Vermutung ist hier ja, dass die Gräfin ja bereits Interesse an ihm hat, und ihn deswegen nicht sofort verscheucht, sondern Gegenfragen stellt, weil sie doch auch wissen möchte, wie der Junge tickt.


    Interesse hat sie in jedem Fall, vielleicht hat sie ja auch das Band als Talisman im Täschchen :rolleyes:
    Aber sie erschrickt, als er ihr eröffnet, dass er eine Gegenleistung erwartet! Sollte sie in diesem Falle nicht eher neugierig sein? Vielleicht sogar ein wenig kokettieren? Ihr kann ja im Grunde nichts passieren, sie ist ja in diesem Moment Suzanne...

  • Eine Version des Theaterstücks (nicht der Oper!) habe ich auf die Schnelle gefunden, wo Chérubin von einer (sogar jungen) Frau gespielt wird:



    Hier müsste auch irgendwo stehen, wo genau das stattfindet, aber es ist das Stück von Beaumarchais. https://www.sceneweb.fr/remy-b…-ou-le-mariage-de-figaro/



    Oder weniger Ehrfurcht vor der Gräfin?


    Ich glaube, dass es keine Ehrfurcht ist, wohl aber ist er ganz bezaubert von ihr, und sein Verhalten wirkt dann vielleicht ehrfürchtig. Dass er rot wird, dass er vielleicht verlegen wird, oder so.




    LG,
    Hosenrolle1

  • Na, du hast einen Stern dazu bekommen und bist vom "Profi" zum "Prägenden Forenuser" aufgestiegen! Gar nicht gemerkt?


    Achso ... ehrlich gesagt, das ist mir gar nicht aufgefallen mit den Sternchen, aber auf sowas achte ich auch gar nicht. Offenbar bekommt man die, wenn man eine bestimmte Anzahl an Beiträgen geschrieben hat. Ich könnte ja auch jeden Tag 5x Coverbilder posten mit der Info "Das höre ich gerade", dann würde es noch schneller gehen ^^



    Aber sie erschrickt, als er ihr eröffnet, dass er eine Gegenleistung erwartet! Sollte sie in diesem Falle nicht eher neugierig sein? Vielleicht sogar ein wenig kokettieren?


    Das wundert mich auch sehr. Immerhin ist ihr das Band sehr wichtig, UND sie schwindelt, damit sie es weiterhin bei sich tragen kann. Vielleicht erschrickt sie deswegen, weil er "Susanna" solche Avancen macht, vielleicht ist das ein bisschen Eifersucht.




    LG,
    Hosenrolle1

  • Eine Version des Theaterstücks (nicht der Oper!) habe ich auf die Schnelle gefunden, wo Chérubin von einer (sogar jungen) Frau gespielt wird:

    Mensch, das ging ja schnell! Super, dankeschön!!! Zu deiner Frage wegen des zuletzt geposteten Figaros: Ich werde mir die Videos und dein Hip- Hörbeispiel am Wochenende vornehmen- da habe ich mehr Ruhe, weil ich am nächsten Morgen nicht so früh aufstehen muss! Habe ich alles noch im Kopf, ehrlich!
    Und leider immer noch keine Münchner oder zumindest Bayern am Start, die sich den "Figaro" an der Staatsoper mal anschauen wollen, schade...

    Ich glaube, dass es keine Ehrfurcht ist, wohl aber ist er ganz bezaubert von ihr, und sein Verhalten wirkt dann vielleicht ehrfürchtig. Dass er rot wird, dass er vielleicht verlegen wird, oder so.


    Das ist Cherubinos eigene Aussage : er hätte vor ihr "gar zuviel Ehrfurcht"! Das sagt er zu Susanna, als diese ihn scherzhaft fragt, ob er denn nicht mehr "heimlich für die schöne Gräfin" seufzen würde...


    Ganz liebe Grüße und eine gute Nacht, ich verabschiede mich für heute, sonst gibt's morgen früh ein böses Erwachen!!!

  • Achso ... ehrlich gesagt, das ist mir gar nicht aufgefallen mit den Sternchen, aber auf sowas achte ich auch gar nicht. Offenbar bekommt man die, wenn man eine bestimmte Anzahl an Beiträgen geschrieben hat. Ich könnte ja auch jeden Tag 5x Coverbilder posten mit der Info "Das höre ich gerade", dann würde es noch schneller gehen

    ...oder man benutzt einfach ein marodes Smartphone wie ich, bei dem man die Beiträge splitten muss, damit's nicht überfordert ist!!! :P

  • Das ist Cherubinos eigene Aussage : er hätte vor ihr "gar zuviel Ehrfurcht"!


    Naja, aber er sagt das vor der Gräfin, weiß also, dass sie das ebenfalls hört, und da wird er sicher was ganz Nettes sagen.


    Mensch, das ging ja schnell! Super, dankeschön!!!


    Ist doch was anderes als die Männer, die das gespielt haben, oder? :D


    Und leider immer noch keine Münchner oder zumindest Bayern am Start, die sich den "Figaro" an der Staatsoper mal anschauen wollen, schade...


    Naja, in gewisser Weise freut mich das eh, weil ich meine, dass man diesen Irrsinn nicht finanziell unterstützen sollte - und damit meine ich NICHT das, was auf der Bühne passiert, sondern das, was sich im Graben abspielt.
    Mich interessiert eh nur die Regiearbeit sowie der Gesang hier.




    LG,
    Hosenrolle1

  • Das wundert mich auch sehr. Immerhin ist ihr das Band sehr wichtig, UND sie schwindelt, damit sie es weiterhin bei sich tragen kann. Vielleicht erschrickt sie deswegen, weil er "Susanna" solche Avancen macht, vielleicht ist das ein bisschen Eifersucht.


    Ich würde das auch gerne so sehen wie du ( also, dass sie Chérubin ein wenig abklopfen möchte! ), aber ich befürchte, ihr ist hier das Gelingen des Planes wichtiger, ihren Ehemann zum Abgewöhnen zurückzugewinnen... Obwohl die Situation ja ideal wäre, wenn sie Chérubin wirklich einmal probehalber küssen wollen würde... Sie lässt sich ja auch gleich von ihrem Ehemann angraben, der sie für eine andere hält! Wenn's s moralische Bedenken sind, kann ich die nicht so recht nachvollziehen, aber das ist bei dieser Frau ja generell schwierig...

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  • Naja, aber er sagt das vor der Gräfin, weiß also, dass sie das ebenfalls hört, und da wird er sicher was ganz Nettes sagen.

    Nein, macht er nicht! Vor der Gräfin ist sie nur seine "gute Patin" und er stimmt Susanna zu, sie sei ja "Ach, so schön"!
    Das mit der Ehrfurcht sagt er nur zu Susanna, als er wie ein begossener Pudel vor ihr erscheint, um sie zu bitten, dass sie vor der Gräfin ein gutes Wort für ihn einlegt, damit er nicht wirklich aus dem Schloss fliegt und sein " Susannchen" nicht mehr sieht.
    Da veräppelt sie ihn, indem sie nachhakt "Sie sehen MICH nicht wieder? Seufzen Sie nicht mehr heimlich für die schöne Gräfin?" Er erwidert dann das mit der Ehrfurcht und wie sehr er Susanna darum beneidet, was sie alles für die Gräfin tun darf, und er würde ja auch so gerne... Da wird er leider von dem Band in Susannas Hand abgelenkt und man erfährt nichts Näheres mehr über sein kleines, privates Kopfkino, schade... ;)

  • Ich würde das auch gerne so sehen wie du ( also, dass sie Chérubin ein wenig abklopfen möchte! ), aber ich befürchte, ihr ist hier das Gelingen des Planes wichtiger, ihren Ehemann zum Abgewöhnen zurückzugewinnen...


    Befürchte ich auch :(
    Der einzige Vorteil bei unseren Analysen ist, dass wir bei Beaumarchais´ Stück definitiv wissen, wie die Geschichte weitergeht, und voraussehen können, was passieren wird. Bei Mozart kann man schwer sagen, dass eine Figur so und so handelt, weil im dritten Teil dieses und jenes passiert.



    Obwohl die Situation ja ideal wäre, wenn sie Chérubin wirklich einmal probehalber küssen wollen würde...


    Stimmt, das wäre die Gelegenheit gewesen, sicher auch irgendwie romantisch, aber leider ist ihr der fremdgehende Mann doch lieber ...
    (Vielleicht gibt es auch deswegen keinen Kuss, weil so etwas auf den Bühnen um 1780 herum nicht erlaubt gewesen wäre, Hosenrolle hin oder her?)


    Nein, macht er nicht! Vor der Gräfin ist sie nur seine "gute Patin" und er stimmt Susanna zu, sie sei ja "Ach, so schön"!
    Das mit der Ehrfurcht sagt er nur zu Susanna, als er wie ein begossener Pudel vor ihr erscheint, um sie zu bitten, dass sie vor der Gräfin ein gutes Wort für ihn einlegt, damit er nicht wirklich aus dem Schloss fliegt und sein " Susannchen" nicht mehr sieht.


    Ah stimmt, da habe ich jetzt was durcheinandergebracht! Hmm ... vielleicht sagt er das zu Susanna, weil er weiß, dass sie gerne tratscht, und davon ausgeht, dass sie das weitersagen wird, und da ist es besser, von "Ehrfurcht" zu reden?




    LG,
    Hosenrolle1

  • Stimmt, das wäre die Gelegenheit gewesen, sicher auch irgendwie romantisch, aber leider ist ihr der fremdgehende Mann doch lieber ...
    (Vielleicht gibt es auch deswegen keinen Kuss, weil so etwas auf den Bühnen um 1780 herum nicht erlaubt gewesen wäre, Hosenrolle hin oder her?)

    Wenn er ihr gefällt und sie Humor- und ein wenig Abenteuerlust- besitzt, sollte sie ihn küssen bis ihm Hören und Sehen vergeht und sich dann zu erkennen geben... Seine Reaktion darauf würde ich gerne sehen!!! Sie hätte ja in diesem Fall eine Art Freibrief und könnte behaupten, sie hätte sich nur einen Scherz erlauben wollen...
    Was einen Kuss zwischen zwei Frauen angeht, könntest du Recht haben. Wenn für das damalige Publikum schon eine Frau in Hosen sensationell war, hätte ein Kuss sicherlich die Schmerzgrenze überschritten...
    Da geht's uns ja heute echt gut, wenn ich da an die Küsse denke, die Sophie Koch ihrer jeweiligen Partnerin verabreicht!

  • Ah stimmt, da habe ich jetzt was durcheinandergebracht! Hmm ... vielleicht sagt er das zu Susanna, weil er weiß, dass sie gerne tratscht, und davon ausgeht, dass sie das weitersagen wird, und da ist es besser, von "Ehrfurcht" zu reden?

    Ich glaube, er erzählt ihr schon eine ganze Menge, woher wüsste sie sonst, dass er "heimlich für die Gräfin seufzt"? Und er hätte auch gleich zu seiner Patin gehen können, anstatt den Umweg über Susanna zu machen!
    Dass er bei Barbarina erwischt wurde, wird sie ja eh erfahren. Oder ist ihm das peinlich und er will das lieber nicht persönlich erzählen?
    Ich glaube, ein wenig Respekt ist schon dahinter!
    Und sie mag gerne tratschen, aber sie wird ihn sicher nicht in die Pfanne hauen und das weiß er bestimmt! Sie gibt ja auch überzeugend die Empörte, als der gute Basilio erscheint und die neuesten Klatschgeschichten über Cherubino und die Gräfin verbreitet ( die sicherlich nicht komplett erstunken und erlogen sind...)
    Einen gewissen Einfluss auf ihn gesteht Basilio ihr außerdem zu, denn er rät ihr " den Jungen besser abzurichten"...
    Die Tratschsucht nutzt Cherubino effektiv für sich, denn er übergibt ihr seine Kanzonette mit der Weisung "Lies sie allen Frauen im Palast vor!!!" Aber ob er damit gerechnet hat, dazu genötigt zu werden, sie der Gräfin persönlich vorzusingen? Oder hat der Bengel vielleicht sogar darauf spekuliert...?

  • Wenn er ihr gefällt und sie Humor- und ein wenig Abenteuerlust- besitzt, sollte sie ihn küssen bis ihm Hören und Sehen vergeht und sich dann zu erkennen geben... Seine Reaktion darauf würde ich gerne sehen!!!


    O ja, das wäre echt interessant, was er da machen würde!


    Was einen Kuss zwischen zwei Frauen angeht, könntest du Recht haben. Wenn für das damalige Publikum schon eine Frau in Hosen sensationell war, hätte ein Kuss sicherlich die Schmerzgrenze überschritten...
    Da geht's uns ja heute echt gut, wenn ich da an die Küsse denke, die Sophie Koch ihrer jeweiligen Partnerin verabreicht!


    Auch einer der Gründe, warum ich froh bin, dass wir keine 1950er Jahre mehr haben, und die Opernfiguren sich ein bisschen natürlicher verhalten dürfen ^^^


    Ich glaube, er erzählt ihr schon eine ganze Menge, woher wüsste sie sonst, dass er "heimlich für die Gräfin seufzt"?


    Hmm, naja, Basilio bekommt ja auch mit, wie der Junge die Gräfin anstarrt beim Essen. Vielleicht ist das eh ein offenes Geheimnis?


    Die Tratschsucht nutzt Cherubino effektiv für sich, denn er übergibt ihr seine Kanzonette mit der Weisung "Lies sie allen Frauen im Palast vor!!!" Aber ob er damit gerechnet hat, dazu genötigt zu werden, sie der Gräfin persönlich vorzusingen? Oder hat der Bengel vielleicht sogar darauf spekuliert...?


    Da bin ich nicht ganz sicher, er will ihr das Lied im Austausch für das Band geben, rechnet m.E. also damit, dass er den Zettel nicht mehr zurückbekommt, weil das Band viel interessanter ist. Oder?


    Nebenbei, ein bisschen habe ich ja den Eindruck, dass Cherubino, als er da das erste Mal auftritt und mit "Susanetta" daherkommt, sich irgendwie sehr weiblich verhält, als ob er eine gleichaltrige Freundin von Susanna wäre, eben weil er auch "Susanetta" sagt. Sehr "männlich" oder jungenhaft kommt mir sein Umgang mit ihr zumindest in dieser Szene gar nicht vor. Als ob sich zwei Freundinnen unterhalten, allerdings auf gleicher Ebene, nicht wie Gräfin-Susanna. Was denkst du?




    LG,
    Hosenrolle1

  • Ich hab mir jetzt nochmal den ganzen Anfang dieser Rosenkavalier-Produktion mit Schwarzkopf und Jurinac angesehen. Unglaublich, wie bieder das ist, aber auch wie langweilig inszeniert ...


    Schwarzkopf liegt da und rührt sich keinen Zentimeter, während Jurinac immer wieder das Gleiche macht, nämlich ihr auf den Arm und die Taille zu greifen, und ihr ganz nahe vor dem Gesicht in selbiges zu singen. Nachdem die Marschallin (jetzt wollte ich fast "Gräfin" schreiben) sagt "Ich hab dich lieb" folgt ja ein kurzes Instrumental. Hier passiert aber nichts anderes, als dass sie die Arme ausbreitet, und er sich wieder nur mit dem Kopf auf ihre Schulter legt. In der Partitur steht an dieser Stelle zwar "Umarmung", aber hier wirkt das so starr, unnatürlich, verklemmt und einstudiert. Da wären mir Koch und Co. doch lieber als das.




    LG,
    Hosenrolle1

  • Hmm, naja, Basilio bekommt ja auch mit, wie der Junge die Gräfin anstarrt beim Essen. Vielleicht ist das eh ein offenes Geheimnis?

    Glaube ich nicht! Der Graf ist super eifersüchtig und hat offenbar noch nichts bemerkt, und Basilio benimmt sich so, als würde er Susanna etwas Brandaktuelles erzählen...

    Nebenbei, ein bisschen habe ich ja den Eindruck, dass Cherubino, als er da das erste Mal auftritt und mit "Susanetta" daherkommt, sich irgendwie sehr weiblich verhält, als ob er eine gleichaltrige Freundin von Susanna wäre, eben weil er auch "Susanetta" sagt. Sehr "männlich" oder jungenhaft kommt mir sein Umgang mit ihr zumindest in dieser Szene gar nicht vor. Als ob sich zwei Freundinnen unterhalten, allerdings auf gleicher Ebene, nicht wie Gräfin-Susanna. Was denkst du?

    Ich finde eher, dass er sich da wie ein kleiner Junge benimmt, der bei einer Unart erwischt wurde! Mich erinnert das an ein Verhältnis kleiner Bruder- große Schwester... "Duhuuu... Ich hab Mist gebaut, bitte hilf mir da heraus!!!" Und das macht er bestimmt nicht zum ersten Mal!

  • Ich finde eher, dass er sich da wie ein kleiner Junge benimmt, der bei einer Unart erwischt wurde! Mich erinnert das an ein Verhältnis kleiner Bruder- große Schwester... "Duhuuu... Ich hab Mist gebaut, bitte hilf mir da heraus!!!" Und das macht er bestimmt nicht zum ersten Mal!


    Auch wieder wahr :D



    LG,
    Hosenrolle1

  • Da bin ich nicht ganz sicher, er will ihr das Lied im Austausch für das Band geben, rechnet m.E. also damit, dass er den Zettel nicht mehr zurückbekommt, weil das Band viel interessanter ist. Oder?

    Ich denke, er hatte schon im Kopf, ihr sein Liedchen zuzustecken und nutzt die günstige Gelegenheit! Dass er so organisiert ist, sich eine Abschrift angefertigt zu haben, glaube ich nicht. Dazu ist er zu verpeilt, der Junge lebt nur im Jetzt und Hier! Entweder vertraut er darauf, dass er den Zettel irgendwann wiederbekommt, oder es ist ihm einfach egal! Er ist Künstler, er behält sein Liedchen bestimmt im Kopf- er kann' s doch auch auswendig singen! Und dieses Band ist in diesem Augenblick sowieso wichtiger als alles andere...

  • Ich denke, er hatte schon im Kopf, ihr sein Liedchen zuzustecken und nutzt die günstige Gelegenheit!


    Da stellt sich mir generell die Frage, was er mit dem Zettel überhaupt wollte. Schreibt er das für sich, und entscheidet dann spontan, dass er das Band im Austausch für das Lied bekommt? Wollte er es bei irgendeiner Gelegenheit vortragen? Hat er den Zettel zufällig dabei?




    LG,
    Hosenrolle1

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  • Zitat von »Hosenrolle1«




    Weil du grade von ihr sprichst, ich habe in meinem Voi che sapete-Thread auch ihre Version besprochen (glaube ich). Bitte schau nicht, was ich geschrieben habe, und sag mir, was du von ihrem Voi che sapete hältst, wobei ich den s/w Film einer Live-Aufführung meine, keine Gesamtaufnahme auf CD oder so.

    Das hätte ich doch beinahe vergessen! Ich habe die Aufführung auf DVD mit Edith Mathis als Cherubino! Ich hatte sie auch erwähnt, als wir über den "idealen" Cherubino gesprochen haben. Sie kommt optisch meinem Ideal sehr nahe, weil sie der einzige Cherubino ist, der diesen "engelhaften" Touch, diese leicht überirdische Schönheit besitzt... Aber Du wolltest ja meine Meinung zu ihrer Stimme wissen. Stimmlich mag ich Edith Mathis in Frauenrollen lieber, weil ich sie für Cherubino zu mädchenhaft, zu hell finde. Ich habe nicht gelesen, was du geschrieben hast, aber ich nehme an, stimmlich könnte dir ihr Vortrag recht gut gefallen haben, denn eine leichte Andeutung von "Junge" spielt dort mit hinein. Habe ich recht?

  • Da stellt sich mir generell die Frage, was er mit dem Zettel überhaupt wollte. Schreibt er das für sich, und entscheidet dann spontan, dass er das Band im Austausch für das Lied bekommt? Wollte er es bei irgendeiner Gelegenheit vortragen? Hat er den Zettel zufällig dabei?

    Ich glaube, er hatte von Anfang an vor, den Zettel Susanna zu geben! Dass er das im "Austausch" für das Band macht, halte ich für eine spontane Idee. Er hat ja auch sofort die Antwort parat, als sie ein wenig ratlos fragt "Was soll ich denn damit?" ( Kunstbanausin! ). Das hat er sich im Geiste sicher schon ausgemalt! Susanna ist sicher so eine, die irgendwie mit allen Mädels im Schloss Kontakt hat- da bietet es sich doch an, ihr das Liedchen zu geben, wenn's alle Frauen hören sollen!
    Was glaubst du, hätte er das von sich aus irgendjemandem vorgesungen?

  • Auch einer der Gründe, warum ich froh bin, dass wir keine 1950er Jahre mehr haben, und die Opernfiguren sich ein bisschen natürlicher verhalten dürfen ^

    ...wobei eine Striptease tanzende Salome mit Zusatzqualifikation im Poledance doch irgendwie übers Ziel hinausschießt!!! :P

  • Ich hab mir jetzt nochmal den ganzen Anfang dieser Rosenkavalier-Produktion mit Schwarzkopf und Jurinac angesehen. Unglaublich, wie bieder das ist, aber auch wie langweilig inszeniert ...

    Ja, die Version kenne ich auch! Der Witz ist, dass solche Versionen bei mir eher ein Kopfkino auslösen, als wenn Octavian nur mit einem Oberhemd bekleidet übers Bett tobt. Die hatten halt Sex und offenbar war's schön... Aber wenn die da voll bekleidet im Bett liegen und sich kaum anrühren, denke ich mir automatisch: Wie haben die das gemacht?!?

  • ( jetzt wollte ich fast "Gräfin" schreiben)

    An irgendeiner Stelle hast du das sogar einmal gemacht, als wir über den "Rosenkavalier" gesprochen haben! Ich weiß das noch, weil ich grinsen musste, denn ich habe auch schon versehentlich "Gräfin" geschrieben und es erst kurz vor dem Losschicken bemerkt...

  • Stimmlich mag ich Edith Mathis in Frauenrollen lieber, weil ich sie für Cherubino zu mädchenhaft, zu hell finde. Ich habe nicht gelesen, was du geschrieben hast, aber ich nehme an, stimmlich könnte dir ihr Vortrag recht gut gefallen haben, denn eine leichte Andeutung von "Junge" spielt dort mit hinein. Habe ich recht?


    Leider nein :(
    Ich glaube, was helle und dunkle Stimmen betrifft, gehen unsere Geschmäcker, oder unsere Ansichten sehr weit auseinander, was aber überhaupt nicht schlimm ist, zumindest nicht für mich :)


    Ich fand Mathis´Stimme wiederum zu dunkel für diese Figur, nicht, wie ich es am besten fände, hell mit einer leicht burschikos-dunklen Färbung. Mir klingt sie generell zu erwachsen, zu damenhaft für einen Cherubino, auch wenn ich den Vortrag keineswegs "schrecklich" finde, oder unanhörbar.


    Nur eine Stelle fand ich sehr eigenartig, nämlich wenn sie singt "fuori di me". Dieses "me" klingt für mich extrem knödelig und gepresst, vor allem auch, weil es sich vom Klang der Stimme her völlig vom Klang der vorhergehenden Wörter unterscheidet.
    Bei anderen Interpretationen klingt diese Stelle nicht knödelig (etwa die kürzlich besprochene mit dem jungen Mädel, wenn du dich erinnerst), von daher kann ich mir nicht erklären, wieso das hier so stark der Fall ist.



    Ich glaube, er hatte von Anfang an vor, den Zettel Susanna zu geben!


    Hmm, vielleicht hat er den Zettel mitgenommen, weil er die Befürchtung hat, dass er eh rausgeworfen wird, und bevor es so weit ist, möchte er den Damen noch was von seiner Kunst zeigen.


    Ergänzung zu Octavian: die "Umarmung", die Strauss in die Partitur schreibt, schreibt er nur in einen einzigen Takt hinein, sie geht nicht über mehrere Takte. Also ein Takt "Umarmung", dann mehrere Takte Instrumental ohne jede Anweisung.


    Ergänzung zu Cherubino: das verstehe ich nicht ganz: wieso wärst du dafür, dass die Gräfin Cherubino in der Szene küsst und sich dann zu erkennen gibt, wenn du auch meinst, dass es eigenartig ist, dass sie einen so jungen Burschen anziehend findet?





    LG,
    Hosenrolle1

  • ...wobei eine Striptease tanzende Salome mit Zusatzqualifikation im Poledance doch irgendwie übers Ziel hinausschießt!!! :P


    Der Witz ist, dass solche Versionen bei mir eher ein Kopfkino auslösen, als wenn Octavian nur mit einem Oberhemd bekleidet übers Bett tobt.


    Das sind natürlich andere "Extreme", speziell das Poledance-Beispiel. Dass ich gegen biedere, verklemmte Inszenierungen bin, heißt natürlich nicht, dass ich mir beim Rosenkavalier am Anfang einen Porno mit Halbnackten erwarte. Das ist mir immer wichtig zu sagen.


    Aber wenn die da voll bekleidet im Bett liegen und sich kaum anrühren, denke ich mir automatisch: Wie haben die das gemacht?!?


    Eben das meine ich. Voll angezogen und hergerichtet wie frisch aus der Garderobe, und immer die gleichen Bewegungen (Octavian greift mehrmals hintereinander auf ihren Arm und auf ihre Taille, nähert sich dem Gesicht, geht wieder weg, wieder hin, wieder weg ... wie gesagt, da sind mir Inszenierungen lieber, wo sich die Figuren natürlicher bewegen. Das muss nicht zwingend ein Kuss sein, sondern einfach nur, dass es nicht so verklemmt und einstudiert wirkt wie hier.




    LG,
    Hosenrolle1

  • Weißt Du, was ich gerade einmal gemacht habe? Wir hatten hatten doch darüber gesprochen, dass manche Szenen- zum Beispiel die Gartenszene- ganz anders wirken würden, wenn ein echter Mann dort die Rolle übernehmen würde.
    Ich habe mir mal in den drei Beaumarchais- Versionen, die du gepostet hattest, die Gartenszene herausgesucht...
    In allen drei Versionen ist sie vor allem eines: albern!
    Was aber wohl in erster Linie daran liegt, dass die Herren hier sich nicht wie Männer benehmen, sondern versuchen, das Verhalten halbwüchsiger Bengel nachzuahmen, und das geht gnadenlos in die Hose!
    Nummer eins spielt mit der Gräfin Hasch- mich, lässt zwischendurch seine Stimme quietschen und macht insgesamt den Eindruck, als wäre er aus einem Heim für verhaltensgestörte Männer entsprungen...
    Nummer zwei sitzt in sich zusammengesackt neben der Gräfin und hält ihre Hand- was sie offenbar nicht im geringsten stört. Sie grinst die ganze Zeit, während sie sich unterhalten und man fragt sich, was den Grafen an dieser Szene eigentlich eifersüchtig oder gar wütend machen sollte...
    Nummer drei kam gleich zu Beginn der Szene von hinten ganz dicht an die Gräfin heran und legt die Hände um ihre Taille- was schon irgendwie etwas Unangenehmes hatte. Doch für den Rest der Szene unterhalten sie sich über eine Distanz von mindestens zwei Metern hinweg, da war das ganze wieder obsolet...
    Ach ja, am Rande: Chérubin kassiert doch eine Ohrfeige, bzw. trifft diese Figaro, genau wie bei Mozart!

  • Ich habe mir mal in den drei Beaumarchais- Versionen, die du gepostet hattest, die Gartenszene herausgesucht...
    In allen drei Versionen ist sie vor allem eines: albern!


    Ah, das ist eine gute Idee :)
    Wieso albern? Wegen der jeweiligen Inszenierung, oder weil Chérubin hier ein Mann ist?



    Nummer drei kam gleich zu Beginn der Szene von hinten ganz dicht an die Gräfin heran und legt die Hände um ihre Taille- was schon irgendwie etwas Unangenehmes hatte.


    Sowas meine ich, Zudringlichkeiten wirken von einem echten Mann, auch von einem jungen Mann, doch anders als von einer jungen hübschen Frau. Bei der Frau wirkt es "ungefährlicher", aus körperlichen Gründen, aber das Ganze wird m.E. sicher auch dadurch abgemildert, dass da ein gewisser Humor dabei ist, nach dem Motto "Schaut, eine Frau spielt einen Macho". Und natürlich dadurch, dass man hier eigentlich eine unwirkliche Figur auf der Bühne sieht, weil die Figur männlich ist, die Person, die sie verköpert, jedoch nicht.
    Natürlich wird man - so wie wir beide das jetzt auch tun - sich über so ein Verhalten von Chérubin wundern, es kritisieren und spekulieren, was das sollte, aber die reine Wirkung dadurch, dass eine junge Frau das spielt, ist schon eine völlig andere.


    Ich glaube, umgekehrt wäre es auch so. Stell dir mal vor, in einer Oper oder Operette gibt es eine weibliche Figur, die komisch ist, und die sich an alle möglichen Männer ranmacht. Wenn diese Figur als Rockrolle konzipiert ist (also ein Mann spielt eine Frau), dann wirkt es vielleicht komisch, wenn "sie" ihre Schaumstoffbrüste einem anderen Mann unter die Nase hält und sich ranmacht. (Das ist jetzt nur ein billiges Beispiel)
    Würde aber eine echte Frau diese Figur spielen, und dem Mann die echten Brüste unter die Nase halten, wäre da kein Humor mehr dabei, weil die Frau ja echt ist, weil die Brüste echt sind, aber auch, weil man nicht im Hinterkopf hat, dass da jemand ein anderes Geschlecht nachmacht, was für mehr Distanz sorgt.




    LG,
    Hosenrolle1

  • Ich fand Mathis´Stimme wiederum zu dunkel für diese Figur, nicht, wie ich es am besten fände, hell mit einer leicht burschikos-dunklen Färbung. Mir klingt sie generell zu erwachsen, zu damenhaft für einen Cherubino, auch wenn ich den Vortrag keineswegs "schrecklich" finde, oder unanhörbar.

    Zu dunkel?! Das kann ich wiederum überhaupt nicht nachvollziehen! Wenn ich sie höre, sehe ich immer ein Mädchen vor mir... Nur, wenn sie in die Tiefe geht, höre ich ein bisschen etwas "dunkles"!



    Ergänzung zu Cherubino: das verstehe ich nicht ganz: wieso wärst du dafür, dass die Gräfin Cherubino in der Szene küsst und sich dann zu erkennen gibt, wenn du auch meinst, dass es eigenartig ist, dass sie einen so jungen Burschen anziehend findet?

    Die Idee hatte jetzt erst einmal gar nichts mit dem Altersunterschied zu tun, sondern ich hatte einfach überlegt, wie die Gräfin auf diese Annäherungen hätte reagieren können- eben einfach damit, den Spieß umzudrehen und ihn aus der Fassung zu bringen!

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