Konzertant oder szenisch?

  • Ich finde, dass diese Frage nicht klar zu beantworten ist (wie die Frage nach Original- oder Landessprache ja auch nicht): Es gibt gute und schlachte szenische Aufführungen und es gibt gute und schlechte konzertante Aufführungen und es gibt noch einiges dazwischen. Es kann ungemein lebendige konzertante Aufführungen mit Gestik und Minik geben (Edita Gruberova wurde hier genannt, die 1997 in der Semperoper Dresden die Elisabetta in "Roberto Devereux", da fehlt trotz konzertanter Darbierung gar nichts im Gegenteil, szenisch in München soll sie wenig später weniger überzeugend gewesen sein) und es gibt szenische Aufführung, die trotz großer Wertlegung auf Opulenz bei Bühnenbild und Kostümen und glaublich statisch wirken, in denen eigentlich nicht Theater gespielt wird, sondern nur rumgestanden und quasi "konzertant" gesungen wird, trotz Kostümen und Maske. Natürlich ist eine gelungene Inszenierung das Ideal für das Gesamtkunstwerk Oper, aber in der Beurteilung, was denn eigentlich eine gelungene Inszenierung ist, gehen nicht nur hier die Meinungen sehr weit auseinander. Es gibt Oper, die bedürfen der Szene, gerade Spielopern, und ich habe gerade in einer anderen Rubrik einen unglaublich miserablen konzertanten "Siegfried" geschildert, wo ich mir selbst einen weit weniger überzeugende Inszenierung als die Friedrichsche herbeigesehnt habe- und dann gibt es Werke, die gehen konzertant weit besser als szenisch, weil die Handlung so krude ist, dass man sie mit einer Eins-zu-Eins-Nachbildung entweder der Lächerlichkeit preisgibt oder aber derart "gegen den Strich" bürstet, dass nicht mehr viel von der Handlung des Stückes übrig bleibt.
    Also wie gesagt: Meiner Meinung nach kann man nicht generell dogmatisch entscheiden, dass eine szenische Aufführung immer die bessere Variante ist als eine konzertante oder umgekehrt. Abwägung im konkreten Fall ist hier wie dort geboten.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"