Jan Vaclav Vorisek
nach einer Lithographie von Josef Lanzedelli
Etwa ein halbes Jahr vor Mozarts Hinscheiden, nämlich am 11. Mai 1791, wurde Jan Vaclav Vorisek [auch Jan Hugo] im nordostböhmischen Wamberg geboren. Er entstammte einer Familie von Musiklehrern, so dass es klar ist, dass er ersten Musikunterricht von seinem Vater Vaclav Vorisek [1749-1815] erhielt. Dieser war seit 1777 Rektor der Wamberger Schule. Jan Vaclav Vorisek soll bereits als siebenjähriger Knabe diverse Orgelposten in der Umgegend bekleidet haben und im Alter von 10 Jahren als Pianist u.a. auch in Prag aufgetreten sein. In Prag besuchte er ab etwa 1806 das Kleinseitner Gymnasium und studierte im Anschluß daran von 1811-1813 Philosophie an der Prager Universität. Zugleich nahm er Unterricht in Musiktheorie und Klavier bei V. J. Tomasek, der sein musikalisches Talent förderte.
1813 zog Vorisek nach Wien um, wo er bereits kurz darauf – 1814 – Ludwig van Beethoven persönlich kennen lernte. Dessen 3. Sinfonie „Eroica“ hatte er bereits 1806 in Prag hören können. Beethoven äußerte sich lobend über den talentierten Böhmen, Unterricht hingegen nahm Vorisek bei J. N. Hummel, der so viel Vertrauen in den jungen Musiker setzte, dass er ihm 1816 bei seinem Abgang von Wien alle Schüler überließ. Seit 1822 war er 2. Hoforganist und nach dem Tode des 1. Hoforganisten V. Ruzicka rückte er 1823 auf diesen Posten auf.
Seit 1811 bereits litt Vorisek an Lungentuberkulose, welche sich 1824 vehement verschlechterte. Wie eine Flucht vor der Krankheit gestalten sich seine Genesungsversuche in Graz, in Böhmen bei seinem Bruder Frantisek und Karlsbad. Er starb am 19. November 1825 verarmt in Wien und wurde auf dem Währinger Friedhof [heute Schubert-Park] beigesetzt.
Vorisek beteiligte sich wie Franz Schubert [D718], Ludwig van Beethoven, Carl und Josef Czerny, J. N. Hummel, F. X. Mozart, A. Hüttenbrenner, K. Kreutzer, Franz Liszt, Maximilian Stadler und V. J. Tómasek an den Variationen über einen Walzer von Anton Diabelli.
Zusammen mit Schuberts drei Deutschen für Klavier D971 erschienen einige Werke Voriseks 1823 in einem Sammelband original deutscher Tänze für das Pianoforte.
Über eine angeblich tiefe Freundschaft zu Franz Schubert schweigen sich alle in meinem Besitz befindlichen Lexika gegenseitig an.
Am bekanntesten ist vermutlich seine 1823 komponierte Sinfonie in D-Dur.