Malcolm Arnold, der Trompetenspieler - ein Großer?

  • Hallo WolfgangZ,


    ein ähnlicher Interpretetionsansatz von Malcolm Arnold ist auch bei seinen eigenen Ouvertüren-Aufnahmen (siehe Beitrag 29) festzustellen, die er unheimlich langsam auskostet.


    Welch ein gesteigerter Pepp bei den Chandos-Aufnahmen mit Rumon Gamba ist hier festzustellen ! Diese gefallen mir, trotz der damit entgehenden Autentizität, besser als Arnolds eigene Aufnahmen.
    :thumbup: Aber beide Ouvertüren-CD´s sind Klangtechnisch auf fantastisch audiophilem Niveau --- das macht so richtig Hörspass.



    Was das Konzert für zwei Klaviere (drei Hände) und Orchester angeht, so kann ich mit bestem Gewissen auf die fabelhafte Naxos-Aufnahme (Beitrag 25) hinweisen.
    Wie sind die Arnold-Aufnahmen (EMI-Doppel-CD) denn klanglich zu beurteilen ?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo, teleton!


    Die Aufnahmen "Arnold conducts Arnold" sind in Ordnung - ob sie im Falle der Fünften die Qualität von Naxos oder der Einspielung mit Bostock erreichen, das würde ich jetzt nicht eindeutig beantworten können. Aber sie sind mir keineswegs negativ aufgefallen.


    Die Naxos-CD mit dem Klavierkonzert besitze ich auch schon länger, da würde ich die Einspielung mit dem Komponisten sogar vorziehen, da sie mir etwas kraftvoller erscheint. Da mag aber Geschmackssache sein; die Dimensionen des Konzerts sind mit seinen gut zehn Minuten nun nicht gerade ausgeprägt.


    Schönen Gruß!


    Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Malcolm Arnold: Sinfonie Nr 5


    Arnolds Sinfonie Nr 5 in der Naxos-Aufnahme mit dem National Symphony Orchestra of Ireland unter Andrew Penny habe ich mir heute in Wien besorgt - es war noch eine zu haben. Bei jpc finde ich sie nicht mehr. Sie wurde hier ja schon recht positiv erwähnt.
    Mir ist sofort aufgefallen, daß abgesehen von der Vorliebe Arnolds für bombastische, wirkungsvolle Instrumentierung die Sinfonie sehr eigenständig ist, also gut unterscheidbar von der gestern von mir gehörten Nr 3. Vielleicht ist als Gemeinsamkeit doch zu erwähnen, daß es sich - zumindest nach meinem Empfinden - stets um kürzere Klangstimmungen handelt - nicht aber wirklich um Themen, bzw Melodien. Das entspricht aber an sich der Zeit. Die Stimmungen wechseln andauernd - von melancholisch zu erruptiv, bedrohlich - auch vereinzelt feierlich - kaum je jedoch fröhlich oder entspannt, ein fatalistischer Grundzug ist nicht zu überhören, so wirkt etwa der 2. Teil des Adagio gelegentlich öde, ein zarter Hoffnungsschimmer aber bleibt - wie eine schwache Flamme die nahezu am Verlöschen ist, sich aber dennoch behauptet. Nahezu bruchlos setzt der dritte Satz die Stimmung des zweiten fort, wandelt sich dann jedoch zu einer eindringlichen schrillen durch Posaunen. Im zweiten drittel das dritten Satztes eindeutig Anspielungen auf Unterhaltungsmusik. Dissonanzen stören mehrfach dieses "Idyll" Ein Satzwechsel bedeutet bei Arnold scheinbar nicht unbedingt einen Wechsel der Stimmung. Paukenwirbel unterschiedlicher intensität untermalt von Glocken, ähnlich jenen einer Alten Schreibmaschine am Zeilenende prägen den 3 Satz. Dissonanzen wechseln erneut mit "Unterhaltungsmusik", bzw einer Parodie auf eine solche.In rasendem Tempo endet der 3. Satz. Ist das ein Spielmannszug der den 4. Satz einleitet ? Es scheint so. Im Hintergrund immer wieder ein Getöse diverser Blasinstrumente, durch Pauken und Beckenschläge verstärkt. Alles strebt unaufhaltsam einem negativen Ende zu wo es kein Entrinnen gibt. Letztlich dann aber doch das Erklingen von Glocken und ein sanftes Verlöschen.....


    soweit mein subjektiver "Erlebnisbericht" ohne jegliche Wertung...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo, Alfred!


    Schöne Beschreibung der fünften Sinfonie von Malcolm Arnold.


    Für mich steht im Mittelpunkt das Hollywood-Thema des zweiten Satzes - wenn das keine Melodie ist! -, das sich aber nicht wirklich durchsetzen kann, auch nicht am Ende des Finales - kraftloses Erlöschen, Zerstörung oder doch Friede?


    Den dritten Satz höre ich durchwegs als von Unterhaltungsmusik beherrscht, dabei zweifellos wiederum durch aggressivere oder ironische Passagen gebrochen.


    Den ersten Satz empfinde ich wie Du als von steten Stimmungswechseln geprägt, sehr individuell, aber sicherlich nicht im Sinne klassischer thematischer Verarbeitung griffigen Materials.


    Sicher eines der originellsten Werke der klassischen Moderne!


    Besten Gruß,


    Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Danke für das Kompliment. Ich gehe bei solchen laienhaften Beschreibungen in der Regel so vor, daß ich das Werk auf mich wirken lasse. Eventuell höre ich es zweimal. DANACH lese ich im Beiheft nach was andere geschrieben haben, wobei ich überprüfe ob meine Meinung auf Parallellen stösst. Das ist eigenartigerweise oft der Fall. Manchmal schreiben die Booklet Autoren, lediglich die Lebensdaten des Komponisten -ein Zeichen, daß sie mit dem Werk nichts anfangen konnten. In Konzertführern findet man in vielen Fällen sowieso keine Einträge. Oft - wie auch in diesem Falle - komme ich zu anderen Schlüssen als der Booklet Autor:


    Zitat

    kraftloses Erlöschen, Zerstörung oder doch Friede?

    Im Booklet wird ersteres behauptet. Ich hingegen hatte eher den Eindruck , daß hier der Frieden mir sich selbst gefunden wurde -dies mag aber durchaus auch von der jeweiligen Interpretation abhängen. Und es ist nicht auszuschliessen, daß der Komponist diesen Aspekt BEWUSST offen gelassen hat. Werke, seien es literarische Vorlagen oder andere Kunstwerke, welche den Ausgang nicht explizit vorschreiben, geniessen den Bonus, daß man über sie diskutieren kann ...


    Ich - der ich der Moderne mehr als kritisch gegenübersteht habe das Hören und das Verarbeiten von Eindrücken sehr genossen - allerdings anders als ich das bei Mozart oder anderen Klassikern geniesse....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred Schmidt
    Tamino Klassikforum

    clck 5730

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Malcolm Arnold: Sinfonie Nr 1


    Hier der Versuch einer kurzen Vorstellung der 1. Sinfonie von Malcolm Arnold.Sie wurde 1949 komponiert und 1951 uraufgeführt. Ich finde sie eigentlich klarer als die mir bis jetzt bekannten späteren Sinfonien. Das Eröffnungsthema mit den Paukenschlägen, die darauffolgende Sequenz eines unerbittlichen schnellen stampfenden Marschtempos, das zum Erliegen kommt und fast lyrischen Stellen Platz macht. Sind da Harfenklänge ? Ich glaube schon, aber sie sind verhalten, kaum hörbar - ebenso wie der Rest des Orchesters. Immer wieder wird die Ruhe durch Einsprengel diverser Instrumente unterbrochen. Etwa im letzten Viertel des Satzes folgen dann Bläserattacken - Aber schon ist da wieder die Idyllische Beinahe- Stille und die Harfentöne. Einer neuen Bläserattacke folgen Rhythmische Paukenschläge, Glocken und sonstige spektakuläre Instrumente. Eine Fanfare mit angeschlossenen Paukenschlag beendet den ersten Satz.
    Eine zarte Weise eröffnet den pausenlos anschließenden 2. Satz. Nichts wird dieses Idyll stören können. Wirklich nichts ?
    Allmählich wird einem klar, dass es sich hier nur um ein Intermezzo handelt, denn immer wieder kommen störende Fanfaren zum Einsatz, welche die Zerbrechlichkeit dieses scheinbaren Friedens erahnen lassen. Sie vermögen aber dennoch nicht den beschaulichen Grundcharakter des Satzes ernstlich in Frage zu stellen, der geradezu beharrlich bewahrt wird und auch in diesem Sinne verklingt.
    Der 3. Satz: Welch ein Kontrast: Stahlharte Bläser, ein unruhiges Stakkato-Thema, Pauken. Wenn nun ruhigere Sequenzen kommen, so weiß der geschulte Hörer bereits, daß es dabei nicht bleiben wird. Und richtig: Schon geht es los Arnold setzt hier zahlreiche Effekte ein. Der forsche verfremdete Marsch hat schon was - aber er wird jäh von einem ebenfalls marschierenden Teil abgelöst, der mich an einen Trauermarsch erinnert. Gegen Ende wird dieses Thema majestätisch und aggressiv. Effektvoll endet die Sinfonie

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred Schmidt

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die Arnold-Sinfonien - GA mit Penny (Naxos) - Abb in Beitrag 22, die es auch in Naxos - Einzelaufnahmen gibt und in diesem Thread oft genannt wurde (siehe auch Vorbeitrag), ist bisher sicher eine empfehlenswerte Option.


    *** Heute habe ich eine weitere GA der Sinfonien bestellt, die mit den Dirigenten Hickox und Gamba mit dem London Symphony Orchestra noch mehr versprechen. Besonders Gamba habe ich als äussert positiv für dieses Repertoire abgespeichert. Seine Ouvertüren - Einspielungen sind denen von Arnold himself eindeutig überlegen.


    Da ich diese Arnold-Sinfonien "mein Repertoire" des 20.Jhd sind, kommt mir diese weitere GA entgegen:



    Chandos, 1994 - 2001, DDD


    In Kürze mehr dazu, wenn die "Software" da ist ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Die Gamba Aufnahmen kenne ich nicht, die von Hickox habe ich aber wohl alle im Regal stehen. Dazu die von Vernon Handley, die auch sehr zu empfehlen sind, die 7. und 8. gibt es gerade gebraucht sehr günstig beim Werbepartner.

  • Die neue GA der Malcolm Arnold - Sinfonien mit Hickox und Gamba überzeugt auf ganzer Line. Die audiophiole Klangqualität mit allen orchestralen Details und damit einhergehender natürlicher Orchesterabbildung verursacht einfach :angel: Hörspass pur:



    Chandos, 1994 - 2001, DDD


    Wenn man den Vergleich mit der NAXOS-GA unter Penny nicht hätte, würde man gar nicht so krass wahrnehmen, was einem bisher entgangen ist. Nichts gegen diese GA mit Penny (Naxos, DDD), die auch gut ist ... aber eben nur gut. Erst der Vergleich zeigt, wie qualitativ unterschiedlich die 9 Sinfonien bei Naxos auch aufnahmetechnisch geraten sind. Die recht komplexen Sinfonien Nr.8 und 9 klingen bei NAXOS recht mulmig mit eingeschränktem Orchesterpanorama und in den Klang integrierten Pauken. Das "Paukenfest" ist bei den ersten 4 Sinfonien mit detailreichem Feuer viel angemessener (sogar sehr imposant) gelungen als bei den Letzten. Irgendwie kein Wunder, das auch bei Hintergrundwissen über die Neute der zündende Funke für diese gar nicht wirklich überspringen könnte !


    Man höre die eindeutig "schwierigeren" Sinfonien Nr. 7 - 9 in den kongenialen Einspielungen mit Rumon Gamba (gem.obiger Abb). Da wird kein Detail verschluckt oder verschleiert.
    Hickox ist bei den Sinfonien Nr.1 - 6 ebenfalls ein fabelhafter Sachwalter, der auch mit dem LSO den eindeutig besseren Orchesterapparat zur Verfügung hat, als Penny mit seinen Irändern. Unterstützt wird er von ebenso audiophiler Klagtechnik, wei Gamba mit dem BBC PO.
    :thumbup: Das ist Hörspass pur !



    *** Heute habe ich die tolle Sinfonie Nr.5 (1961) mit Hickox und dessen TOP-Aufnahme genossen; sowie die Sinfonie Nr.7 (1973) und Nr. 8 (1979), die bei Gamba eindeutig durch ihre Details nicht so eindimensional wirken.
    Bei der Sinfonie Nr.7 (mit Penny auf Naxos) kommt der Anfang einem undurchsichtigen Orchestergewusel gleich; bei Gamba werden dem Hörer gleich die Strukuren deutlich gemacht, das Interesse für das Werk geschärft, die Spannung entsprechend gesteigert.
    Alle habe ich noch nicht durch, aber überall mal reingeschnuppert.


    Fazit:
    Die Chandos-GA ist der Naxos-GA in allen Punkten vorzuziehen. Der qualitative Unterschied der Int macht sich aber ganz besonders bei den Sinfonien Nr.7 - 9 bemerkbar.
    Der Klang ist bei Chandos als audiophil zu betrachten.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Dieser Thread scheint mir schon eher geeignet, eine Erinnerung einzustellen. Sir Malcolm, der am 21. Oktober 1921 geboren wurde, starb am 23. September 2006. Daran möchte ich hiermit erinnern:





    Heute ist sein 9. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Malcolm Arnold: Sinfonie Nr 2


    Malcolm Arnolds Symphonien sind nach wie vor kaum bekannt. Wenn man - wie ich heute - z.B. die 2. Symphonie hört, ist das eigentlich wenig verständlich, das ist einfach tolle Musik. Wenn Sie dann auch noch so aufbereitet wird wie durch Vernon Handley, bleiben eigentlich keine Wünsche offen. Der Mann hatte einfach ein Händchen für die britische Musik. Ich habe mir jetzt die letzten fehlenden CDs (3+4 und 9) aus der Handley GA bestellt und werde alle 9 Symphonien in zeitnah wieder hören.


  • Hallo Lutgra,


    wie Du aus vergangenen Beiträgen weisst, bin ich von der Hickox/Gamba-GA (Chandos) = Beitrag 32; schwer begeistert. Das im Vergleich zu der Penny-GA (Naxos), die bereits nicht mehr in mienr Sammlung verweilt !


    Klar Handley (wer sonst ? ...) ist DER Dirigent für das britische Repertoire. Aber ob er gegenüber Hickox noch Vorteile verbuchen kann, wage ich angesichts der herausragenden Qualität bei Hickox / Gamba, die zudem durch audiophile Klangqualität glänzt, zu bezweifeln.


    Du hast ja die Hickox-Aufnahmen der Sinfonien Nr. 1 - 6; die Sinfonien Nr.7 - 9 mit Gamba fehlen bei Dir (die sind erste Klasse).
    :?: Wie würdest Du den Unterschied zu Handley beurteilen ?


    :untertauch: Muss man die auch noch haben ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Lieber Wolfgang
    das kann ich derzeit noch gar nicht sagen. Ich habe die CDs einzeln und über einen sehr langen Zeitraum (20 Jahre) erstanden und selten gehört, im direkten Vergleich noch gar nicht. Das werde ich aber nachholen und mich dann dazu äußern.
    Grüße
    lutgra

  • Na wenn ihr beiden sie empfiehlt, kann es ja so schlecht nicht sein. ;). Und auch die Orhörschnipsel klingen positiv interessant. Da gab es einige Stellen, wo ich gerne weitergehört hätte. Könnte mir auch gefallen, und ich überlege schon, ob ich die nicht gleich mit auf meinen Wunschzettel für nächsten Monat schreibe. Wobei ich nur in die Chandos Aufnahme reinhören konnte. Die von Handley scheint es nur noch gebraucht zu geben.


    Aber es ist mehr etwas, das man mal so alle paar Monate zwischendurch hört, oder? Sprich, so richtig alltagstauglich ist der Arnolds nicht, oder?

  • Die von Handley scheint es nur noch gebraucht zu geben.


    Nein, die gibt es sogar ziemlich günstig, wenn Dir eine Anschaffung von 11 CDs auf einmal nicht zu viel ist. Und Du müsstest Dich bis zu 12 Jahren hinter Deine gesetzte Zeitmarke zurückbewegen. :S


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  • Oh, ich hatte nur nach der CD von dir oben gesucht. Die Gesamtausgabe ist mir dabei wohl durchgerutscht. Allerdings wären mir elf CDs tatsächlich zu viel. Für mich sind ja schon die vier der Chandos viel. :pfeif: Ich stehe ja noch auf dem Standpunkt, dass ich die CDs, die ich kaufe, auch alle ein paar mal gehört haben möchte. Bei Elf CDs könnte ich ja die nächsten Wochen nichts anderes mehr hören. Vielleicht sehe ich das irgendwann anders, aber das spart natürlich Geld und früher als Pop und Rock Hörer habe ich das ja auch so gemacht.

  • Klar Handley (wer sonst ? ...) ist DER Dirigent für das britische Repertoire. Aber ob er gegenüber Hickox noch Vorteile verbuchen kann, wage ich angesichts der herausragenden Qualität bei Hickox / Gamba, die zudem durch audiophile Klangqualität glänzt, zu bezweifeln.


    Das sagt Gramophone dazu: Vernon Handley’s recordings from the 1990s, many of them made in the composer’s presence, are a touchstone for this repertoire. As Gramophone declared: “It’s Handley who best conveys the sinewy logic and thrusting cogency of Arnold’s symphonic odyssey.”

  • Malcolm Arnold: Sinfonie Nr 6


    Vor einigen Tagen habe ich die 6. Sinfonie in der Naxos Version unter Penny gehört. Der Eindruck ist zwiespältig. Arnold versteht es (wie eigentlich immer) ausgezeichnete Klangeffekte und Kontraste zu erzielen. Im ersten Satz kann er sich nicht entscheiden zwischen einem lyrischen Grundton und dramatischem Auftrumpfen, zwischen Ruhe und Nervosität- Der Satz beginnt mit geradzu monumentaler Ruhe, ein wenig unterschwellig unheimlich. Und so kommen die nun folgenden Fanfarenstöße nicht unerwartet. Irgendwie klingt alles nach Musik zu einem Film wo es sich um ein düsteres Geheimnis dreht, Die Musik ist nicht direkt schön, aber auch icht abstoßend. Eindrucksvoll und magisch, das trifft es wohl am besten. Dramatische Attacken im zweiten Teil des Satzes scheinen Urkräfte freizulegen. Schliesslich scheint der Satz zu verklingen, aber Arnold setzt noch einen Überraschungseffekt.
    Geradezu fröhlich feierliche Fanfaren kündigen den Beginn des Finalsatzes an. Die Stimmung wechselt andauernd und entzieht sich somit jeglicher Beschreibung.


    Zu den Schwächen des Komponisten zähle ich, daß er eigentlich keine prägnanten oder eingängigen Melodien erfindet, daß er kein geschlossenes Ganze zustandebringt (oder zustandebringen will) der Wiedererkennungswert ist gering, ich könnte mich einen Tag nach der Hörsitzung an kein einziges Thema erinnern . so es sowas hier überhaupt gibt (im dritten Satz gibt es das ansatzweise) Irgendwie erinnert mich der Kompositionsstil vieler englischer Zeigenossen jener Tage, an jemanden, der ein DTP Program bekommen hat und nun in einem Text alle Schriften und Grafikfunktionen die das Programm bietet, ausnützt. Nien , Beschränkung der Mittel ist sind nicht Arnolds Stärke......


    Ich war übrigens überrascht, daß die CD um 5.99 abverkauft und aus dem Programm genommen wurde.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ob Sir Malcolm Arnold CBE (1921-2006) ein Großer sei, fragt der Titel dieses Threads, der Anfang 2006 noch zu seinen Lebzeiten eröffnet wurde. Wenig später starb der Komponist im Alter von knapp 85 Jahren.


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    Das BBC Music Magazine beantwortete diese Frage in seiner Ausgabe von 4/2021 eindeutig: "England's forgotten great" und sieht in ihm eine Art englischen Schostakowitsch.

    Tatsächlich war Arnolds Leben turbulent, was mir bis vor kurzem auch so nicht bewusst war. Er war ein starker Trinker, was zeitweise krankhafte Züge annahm, und galt als promiskuitiv. Zwei Ehen scheiterten, zwei Selbstmordversuche folgten nach dem Aus der letzten. Er befand sich zeitweise 1978 in psychiatrischer Behandlung und hatte in den 80er Jahren einen Pfleger. Gleichwohl schaffte der bereits totgesagte Komponist mehrfach nicht mehr für möglich gehaltene Comebacks. 1993 wurde er von der Queen als Knight Bachelor zum Sir gemacht.


    Von besonderem Interesse sind die vom Komponisten selbst eingespielten Aufnahmen seiner eigenen Werke. Bereits 1955 nahm er für EMI seine zweite Symphonie auf (noch in Mono). Es folgten Einspielungen der dritten Symphonie (1958 für Everest), der ersten Symphonie (1972 für EMI), der fünften Symphonie (1979 für EMI) sowie der vierten Symphonie (1986 für Lyrita). Außerdem liegen die Englischen, Irischen, Schottischen und Kornischen Tänze unter seinem Dirigat vor (1977 und 1986 für Lyrita). 1991 spielte er noch fünf seiner Ouvertüren ein (Reference).



    Gestern Nacht hörte ich mir nach vielen Jahren wieder die besagte Einspielung der Vierten an. Für mein Dafürhalten ist das generell eines der stärksten Werke Arnolds. Sie trägt die Opuszahl 71 und datiert auf das Jahr 1960. Die Rassenunruhen in Notting Hill 1958 sollen sie beeinflusst haben, aber stellenweise hat es auch etwas von James Bond. Hört man sich eine der mittlerweile gar nicht so wenigen Alternativaufnahmen an, erkennt man den Sonderstatus der Eigensicht des Komponistendirigenten. Arnold schlägt deutlich gemessenere, aber niemals langweilige Tempi an. Das Ergebnis ist verblüffend.


    Dominy Clements schreibt in seiner Rezension für MusicWeb International (in eigener Übersetzung):


    "Das Engagement der Musiker [Anm.: London Philharmonic Orchestra] steht außer Frage und mit einer hörbaren, beinahe unglaublichen Liebe zum Detail im Spiel ist dies eine ganz besondere CD. [...] Der Gesamteindruck offenbar ein tieferes Verständnis und offeriert in meinen Ohren eine größere Bedeutung dieses Werkes. [...] Die Aufnahme ist superb."


    Und Colin Clarke meint, ebenfalls für MusicWeb International (wiederum übersetzt):


    "Trotz allem [Anm.: Handley und Hickox], Arnolds Version gebühren die Lorbeeren. [...] Ein Höhepunkt des Lyrita-Katalogs."




    Der fugenartige Finalsatz ist einer der absoluten Gipfelpunkte im Schaffen des Komponisten. Wo dieser in anderen Aufnahmen etwas oberflächlich daherkommt, zeigt Sir Malcolm, was sich herausholen lässt. Sein Gespür für die richtige Agogik ist unerreicht. Es gibt mehrere Gänsehautmomente, die auch aufnahmetechnisch brillant herüberkommen. Die letzten Minuten des Werkes stellen m. E. tatsächlich eines der packendsten Finali einer Symphonie des 20. Jahrhunderts dar. Eine gewisse Ähnlichkeit gibt es vielleicht zur ersten Symphonie von Walton.

    Das informative Booklet gibt leider kein genaues Aufnahmedatum an, aber Discogs liefert es: Walthamstow Assembly Hall, 27. Oktober 1986.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Alfred_Schmidt

    Hat den Titel des Themas von „Malcolm Arnold, der Trompetenspieler - ein großer?“ zu „Malcolm Arnold, der Trompetenspieler - ein Großer?“ geändert.
  • Malcolm Arnold: Sinfonie Nr 2 op 40


    Anlässlich der (verdienten !!) Wiederbelebung durch "Joseph II"habe ich den Thread restauriert,und alle Bilder wiederhergestellt. Bei dieser Gelegenheit habe ich mich entschlossen einen Beitrag hier zu verfassen. Die Wahl war ganz einfach, denn ich hatte schon einiges geschrieben, die Sinfonie Nr 2 fehlte (aus Meiner Feder) noch, und einige Sinfonien besitze ich noch gar nicht. Wer meine Berichte liest, der wird bemerkt haben, daß meine Einstellung ozu Arnold eine zwiespältige war - und deshalb habe ich irgendwann das Sammeln seiner Werke engestellt. Die heutige "Pflichtübung" stellte sich dann aber als beeindruckende und vergnügliche Überraschung heraus, die dazu führen wird, daß ich einige Sinfonien erneut hören werde und die Sammlung komplettieren. An dieser Stelle möchte ich eine Lanze für diese Naxos Aufnahme (S1+S2) brechen. Sie ist tontechnisch ganz vorne mit dabei (Chris Craker)und vermag auch musikalisch zu überzeugen.

    Das Werk selbst ist beeindruckend, voller Überraschungen, Liebliche Stellen wechseln mit düsteren Passagen, da gibt es eine Stelle wie ein Wald mit (verfälschten) Vogelstimmen und dann einem erschreckenden Condukt (Mahler 1 - aber viel düsterer) . Das sind lediglich subjektive Assoziationen. Dazu gibt es immer wieder dramatische Ausbrüche - wirkungsvoll placiert. Man merkt dem Komponisten die Erfahrung durch Filmmusik an.Und das sei hier positiv gemeint. Während das Booklet Ähnlichkeiten zu Sibelius erwähnt fühlte ich mich teilweise an Mahler ("Des Jägers Leichenbegängnis") erinnert, aber vielmehr in der Gesamtwirkung an das Plakativ-eingängig-aggressive bei Aaron Copland.


    Die Sätze:

    1) Allegretto

    2) Vivace

    3) Lento

    4 Allegro con brio


    mfg aus Wien

    Alfred



    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Die Symphonie Nr. 2 op. 40 von 1953 ist Sir Charles Groves, dem damaligen Chefdirigenten des Bournemouth Symphony Orchestra, gewidmet. Der Widmungsträger spielte das Werk 1976 mit eben diesem Orchester für EMI ein. Die Aufnahme erschien auf LP, später auf einer einzelnen CD und zuletzt in einer Groves gewidmeten 24-CD-Mammutbox. Zumindest bei jpc derzeit sämtlich vergriffen.


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    Es handelte sich um die erste Stereo-Einspielung der Zweiten; erst in den 1990er Jahren gesellten sich weitere Aufnahmen hinzu (Hickox, Handley, Penny). Klanglich kann diese EMI-Produktion auch heute noch sehr gut mithalten. Groves garantiert als Arnold-Kenner (er leitete auch die Uraufführung der 9. Symphonie) eine idealtypische Wiedergabe des relativ kompakten Werkes (keine halbe Stunde Spielzeit).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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    Ein atmosphärisches Werk von Sir Malcolm Arnold ist die Tam O'Shanter-Ouvertüre op. 51 aus dem Jahre 1955.


    Es handelt sich im Grunde um eine Tondichtung nach einem Gedicht von Robert Burns (1790). Erzählt wird die Geschichte des Bauern und Trunkenbolds Tam O'Shanter, der mit seinen Freunden eine Taverne in der schottischen Stadt Ayr besucht, während seine wütende Frau zu Hause auf ihn wartet. Die Trunkenheit wird zu Beginn des Stückes durch ein Fagottmotiv dargestellt. Auf dem nächtlichen Rückweg stolpert er stark alkoholisiert während eines Sturmes in die Ruinen der Kirk-Alloway (einer Kirche), in der Hexen und Kobolde herumtanzen und der Teufel selbst den Dudelsack spielt. Verängstigt eilt Tam mit seinem Pferd Meg davon, während er von den Geistern verfolgt wird. Ein markantes schottisches Thema tritt im weiteren Verlaufe des Werkes auf, wie auch das alkoholselige Motiv immer wieder vorkommt. Nach zahlreichen Schwierigkeiten kann er mit seinem Ross über die Brig O'Doon den Fluss Doon überqueren und sich damit in Sicherheit bringen, da die höllischen Kreaturen ein fließendes Gewässer nicht überschreiten können. Sie kommen den beiden aber so nahe, dass das Ross darüber seinen Schweif einbüßt, den ihm die Geister abreißen.


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    John Joseph Barker: Tam O'Shanter fleeing the witches (1866)


    Das etwa achtminütige Werk trägt auch autobiographische Züge, war Arnold doch ein notorischer Trinker und für seine außerehelichen Eskapaden berüchtigt. Er hat sich damit auch ein eigenes Denkmal voller Selbstironie gesetzt. Die Tam O'Shanter-Ouvertüre kann in eine Reihe mit dem Songe d'une nuit du sabbat aus Berlioz' Symphonie fantastique und Le Chasseur maudit von César Franck gestellt werden.


    Die erste Stereo-Einspielung legte Sir Alexander Gibson mit dem New Symphony Orchestra of London für RCA Victor vor (Aufnahme: Kingsway Hall, London, Dezember 1957). Es handelte sich um ein Studioorchester, das sich aus Spielern der wichtigsten Londoner Klangkörper zusammensetzte. Sowohl künstlerisch als auch klanglich gilt diese Aufnahme bis heute als maßstäblich. Bei Decca Eloquence (wo mittlerweile die Rechte liegen) erfuhr sie ihre späte CD-Premiere. Später spielte der Schotte Gibson das Werk nochmal für Chandos digital ein, doch erreicht diese Neuauflage nicht ganz die Intensität der Ersteinspielung.


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

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    – Luís de Camões

  • Im Thread Titel ist erwähnt, dass Malcolm Arnold die Trompete spielte. Er hat es mit diesem Instrument als Orchestermusiker bis ins London Philharmonic Orchestra (1941 bis 1948), zwischenzeitlich auch ins BBC Symphony Orchestra, geschafft.


    Ein Trompetenkonzert hat er komponiert. Es ist sein Opus 125.


    Ich habe nur eine Aufnahme gefunden, wo es mit anderen Konzerten vertreten ist. John Wallace ist der Solist. Die ist allerdings nicht mehr im Katalog. In den Hörschnipseln sind es die Tracks 16 bis 18.



    Die Liste der Werke, die er für Blas-Orchester komponiert hat, ist lang:


    1950 English Dances: Set I opus 27

    1951 English Dances: Set II opus 33

    1952 The Sound Barrier Rhapsody opus 38

    1953 Homage to the Queen Suite opus 42

    1953 Flourish for a 21st Birthday opus 44

    1955 Fanfare for a Festival

    1955 Tam O’Shanter Overture opus 51a

    1956 Sarabande and Polka aus dem Ballett Solitaire

    1957 Four Scottish Dances opus 59

    1957 H.R.H. The Duke of Cambridge March opus 60

    1960 March: Overseas opus 70

    1961 Two Symphonic Pieces opus 74a

    1963 Little Suite for Brass-Band No. 1 opus 80

    1963 Prelude, Siciliano und Rondo

    1964 Water Music opus 82

    1966 Four Cornish Dances opus 91

    1967 Little Suite for Brass-Band No. 2 opus 93

    1967 Coronation March (Thomas Merritt)

    1967 The Padstow Lifeboat March opus 94

    1967 Peterloo Overture opus 97

    1968 Anniversary Overture opus 99

    1972 Song of Freedom für Chor und Blasorchester

    1972 The Fair Field Overture opus 110

    1973 A Flourish opus 112

    1973 Fantasy for Brass-Band opus 114a

    1978 Symphony for Brass opus 123

    1987 Little Suite for Brass Band No. 3 opus 131

    1988 Robert Kett Overture opus 141

    1989 Flourish for a Battle opus 139

    1992 The Inn of the Sixth Happiness (Suite)

    Allegretto and Vivace for Concert Band opus 40a

    Attleborough opus 78a

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928