Nach langer Zeit habe ich mir die Pollini/Kletzki-Aufnahme wieder angehört. Auch ich muss da sagen: Das ist berührend. Pollini spielt das Konzert wie aus einem Guss, ungemein klar und formbewusst (dagegen ist Gulda mit seinem quasi-improvisatorischen Dirty-Play fast schon ein Chaot ), dabei alles andere als kühl, sondern immer organisch und vor allem mit einer intimen Schlichtheit und Feinsinnigkeit, welche die Schönheit dieses Chopin-Spiels zu einem innerlich beseelten macht. Da sitzt jeder Ton, das Rubato-Spiel ist gekonnt, der Klavierton hat Fülle und Strahlkraft. Vor dieser Gestaltungskraft und diesem Einfühlungsvermögen eines 18jährigen kann ich nur den Hut ziehen! An Gulda, den ich zuvor gehört habe, will ich gar nicht mehr denken. In der Malersprache ausgedrückt: Wo Pollini mit dem Marderpinsel arbeitet, benutzt Gulda den Ölspachtel.
Pollini wird es freuen.
La Roche