Bayreuther Festspiele 2017: Eröffnungspremiere "Die Meistersinger von Nürnberg"

  • Ein Tip für Leute, die eine DVD herstellen wollen: ARD alpha strahlt diese Aufzeichnung morgen 20.15h aus. Vielleicht ohne Tonaussetzer...


    Inzwischen ist das Ganze auch in der 3sat-Mediathek angekommen: http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=68031. - Keine Ahnung, ob mit oder ohne Tonaussetzer, aber ich lade es grad per MediathekView herunter.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Na, aber so ganz unrecht hat Weikl auch nicht: Tatsächlich ist eines der Probleme in der Rezeptionsgeschichte der Meistersinger ja gerade, inwieweit die Behauptung, Wagner hätte der Figur des Beckmesser bestimmte stereotype Züge eines Juden (welche wären dies überhaupt?) verliehen, anhand des Textes oder der Musik(*) belegbar ist.


    Das ist alles richtig, das kann und muss man diskutieren. Aber es wird doch nicht schon dadurch widerlegt, dass ein historischer Nürnberger Stadtschreiber kein Jude gewesen sein kann.



    Was wiederum Kosky - zumindest oberflächlich betrachtet - gemacht hat, ist, eine solche Sichtweise via Identifikation von Levi und Beckmesser zu implizieren. Und was wiederum Hermann Levi im Hause Wagners wiederfahren ist, wird mit dem adjektiv antisemitisch wohl nur unzureichend beschrieben.


    Auch dieser Ansatz bedarf einer Diskussion. Ich will ja gar nicht sagen, dass in dieser Inszenierung alles gut und überzeugend ist (zumal ich sie noch gar nicht ganz gesehen habe). Nur wird man ihr sicher nicht gerecht, indem man sie mit ein paar Worten verwirft (wie Weikl) oder sie nur mit dem ebenso altbekannten, wie m.E. völlig an der Sache vorbei gehenden Vorwurf konfrontiert, die Szene sei verändert und dadurch die Handlung verfälscht worden (wie Sixtus).

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich habe Ausschnitte aus der Bayreuther Inszenierung der "Meistersinger" gesehen, die reichen mir. Eins ist sicher, es gab schon viel schlimmere Entstellungen von Wagner-Opern in Bayreuth. Sängerisch gehe ich im Wesentlichen konform mit den hier geäußerten Einschätzungen, die Rolle des Beckmessers hätte ich mir noch etwas prononcierter gewünscht. Hier kreist die Diskussion um die Frage, soll Wagner mit Beckmesser einen Juden gemeint haben? Warum eigentlich? Beckmesser darf man nicht aus der ganzen Gesellschaft isolieren. Er ist Stadtschreiber und hat damit auch die oberste Polizeigewalt. Und - was für ein Witz - verursacht ausgerechnet Ende des 2. Aktes den nächtlichen Skandal auf der Straße. Er ist Intellektueller und vielleicht im Hinblick auf die Tabulatur-Regeln auch eine Kapazität. Aber er ist nicht produktiv und hat keine Phantasie. Ein mäßig begabter Mensch, der sich den ganzen Regelkram angelernt hat, gerät in eine Situation, in der er durchdreht. Was in seinem Werbelied auf der Festwiese passiert, ist ja beängstigend, eigentlich ein Fall für die Psychiatrie. Beckmesser ist spießig, pingelig, engstirnig, aber nicht ganz doof. Ich denke, dass sich Wagner in dieser Figur an dem Wiener Kritiker Hanslick gerächt hat. Und hat auch kompositorisch seine ganze Galle über ihn ausgegossen. Es gibt doch keinen Grund, warum mit Beckmesser ein Jude gemeint sein soll, der wie hier schon gesagt wurde, niemals hätte Stadtschreiber sein können. Wagner war zwar Antisemit, das entsprach z.T.auch dem Zeitgeist. Leider muss heutzutage alles ideologisch überfrachtet werden. Ich kenne Kosky als Intendant der Komischen Oper in Berlin. Das solte genug sagen.
    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Nur wird man ihr [Kosky Bayreuther Meistersinger-Inszenierung] sicher nicht gerecht, indem man sie mit ein paar Worten verwirft (wie Weikl) oder sie nur mit dem ebenso altbekannten, wie m.E. völlig an der Sache vorbei gehenden Vorwurf konfrontiert, die Szene sei verändert worden (wie Sixtus).

    Das ist sicher richtig. Tatsächlich unterscheiden sich beide Beiträge in ihrer "Fallhöhe" ja auch nicht wesentlich von denen, welche Karl hier und hier eingestellt hat. Und rein sachlich hat Weikl ja recht, wenn er sagt, bei Wagner sei Beckmesser kein Jude und er zumindest nicht offensichtlich ausgegrenzt.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Eine, wie ich finde, sehr kluge Rezension/Analyse der Koskyschen Inszenierung liefert Sebastian Solte: Hier killt's die Gunst (zuletzt aufgerufen am 29.07.2017).


    Lieber Michael, vielen Dank, das ist eine wirklich sehr kluge und differenzierte Rezension. Ich hoffe, sie wird auch von anderen hier im Forum gelesen. Zur Beckmesser-Figur und jüdischen Sterotypen schreibt Solte:


    Selbstverständlich ist die Figur des Stadtschreibers im Stück kein Jude, und dennoch: Als Antipode ist die Rolle, in der Ressentiments verschiedener Art mit der Darstellung des komödientypischen Pedanten verschmolzen sind, zu einer zwiespältigen Aggressionsableitung angelegt. Man denke dabei an Meyerbeer, Mendelssohn und vor allem den Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick (im Prosaentwurf von 1861 hieß die Figur des Merkers noch Veit Hanslich). Obwohl von Wagner selbst keine Kommentare bekannt sind, in denen Beckmesser als Figur mit vermeintlich jüdischen Eigenschaften bezeichnet wird, ist der Fall doch ziemlich klar. Bereits 1850 brachte er seinen Antisemitismus in dem unter Pseudonym (K. Freigedank) veröffentlichten Pamphlet Das Judentum in der Musik unverhohlen zum Ausdruck; nach der Uraufführung der Meistersinger wurde die Schrift 1869 nochmals unter eigenem Namen veröffentlicht. Die darin behaupteten jüdischen Eigenschaften und Klischees lassen sich auch in etlichen Details der Beckmesser-Rolle wiederfinden, die in diese hineinprojiziert werden. Dass diese karikaturhaften Anspielungen von Anfang an erkannt wurden, zeigten nicht zuletzt die Reaktionen und Proteste etlicher Zeitgenossen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Das ist alles richtig, das kann und muss man diskutieren. Aber es wird doch nicht schon dadurch widerlegt, dass ein historischer Nürnberger Stadtschreiber kein Jude gewesen sein kann.


    DARUM kann es nicht gewesen sein: (Ich habe mir die Mühe gemacht den Artilel "Die Juden in Nürnberg" etwas genauer zu lesen

    Zitat

    Nach einer Wiederansiedlung kam es 1499 zu einer 350 Jahre dauernden Vertreibung, was nicht mit einer vollständigen Abwesenheit von Juden in Nürnberg gleichzusetzen ist. [1][quote='Bertarido','index.php?page=Thread&postID=612203#post612203']


    Aber Statdtschreiber wird man deswegen noch lange nicht. Faktum ist: Se waren ZUMINDEST geächtet.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Aber Statdtschreiber wird man deswegen noch lange nicht. Faktum ist: Se waren ZUMINDEST geächtet.


    mfg aus Wien
    Alfred


    Du hast mich missverstanden. Es bestreite doch gar nicht Weikls Prämisse, dass ein Stadtschreiber im Nürnberg dieser Zeit kein Jude gewesen sein kann. Ich bestreite nur seine Schlussfolgerung, dass die Figur des Beckmesser in den "Meistersingern" deswegen keine stereotypischen jüdischen Eigenschaften aufweist und somit ein Hinweis auf "das Jüdische" in dieser Figur in einer Inszenierung nicht statthaft sei.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • @ Bertarido -
    Ich habe dazu im internen Teil etwas datzu geschrieben


    HIER indes möchte ich darauf hinweisen, daß Herr Weikl auch Regiearbeiten gemacht hat


    Figaros Hochzeit bei den Festspielen in Neustrelitz
    Salome am Pfalztheater in Kaiserslautern
    Die Meistersinger von Nürnberg an der Japanischen Nationaloper in Tokio
    Orpheus in der Unterwelt an der Deutschen Oper am Rhein in Köln
    Falstaff als Regisseur und Hauptdarsteller am Pfalztheater in Kaiserslautern


    Beste Grüße aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred,


    hoffentlich hat das kein Düsseldorfer gelesen:


    Orpheus in der Unterwelt an der Deutschen Oper am Rhein in Köln.


    Die Orpheus Inszenierung hat Herr Weikl an der Kölner Oper gemacht,

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  • Hier vermischt sich jetzt einiges. Es geht doch weder um die Geschichte der Stadt Nürnberg, noch um eine allgemeine Betrachtung der Oper von Wagner. Es geht einzig um eine Inszenierung, darum also, was der Regisseur Berry Kosky aus der Oper herausliest, was ihm wichtig ist, was er betont haben will. Ob einem das gefällt oder nicht. Dem Publikums hat es gefallen. Das ist mir wichtig. Niemand von uns ist selbst im Saal gesessen. Wir haben die Vorstellung im Fernsehen verfolgt. Das ist ein Unterschied. Die Kameras sind immer subjektiv. Sie wählen aus, lassen weg, bieten ein Zerrbild. Deshalb misstraue ich auch den meisten filmischen Wiedergaben.


    Selbst fand ich die Deutung höchst eindrucksvoll. Nach meinem Eindruck verlor sich aber die Spannung des rasanten Anfangs. Es wurde langweiliger. Manches ließ sich einfach nicht durchhalten. Diese Duplizität von Figuren ist ein gewagtes Spiel. So hat sich mir nicht erschlossen, warum die Beziehung von Wagner und Cosima auf Sachs und Eva übertragen wurde. Beckmesser wird faktisch zur Hauptfigur. Das ist interessant. Mit Koskys Lesart kann ich sehr gut leben. Beckmesser als jüdische Karikatur kommt ja immer wieder auf als Deutungsvariante. Ich traue Wagner zu, solche Gedanken gehabt zu haben. Daraus aber von nun an die einzig mögliche Version zu machen, halte ich nicht für sinnvoll. Beckmesser, diese genial erfundene Gestalt, würde dadurch zu eindimensional. Streiten könnte man auch darüber, dass Levi dafür herangezogen wurde. Er ist im Gegensatz zum fiktiven Beckmesser eine ganz konkrete historische Figur, und die Dinge liegen in Wahrheit nicht ganz so extrem wie dargestellt. Durchaus auch komödiantisch dargestellt wie in der Szene, als Wagner, der spätere Sachs und Pater Liszt, der spätere Pogner, den jüdischen Kapellmeister nötigen, beim Choral auf die Knie zu gehen. Oder wenn die Wagnerischen Hunde an ihm wie an etwas Fremden, was nicht hergehört, herumschnuppern. Ob es am Ende der Johannisnacht der Anleihen aus dem "Stürmer" bedurfte, sei auch dahingestellt. Mir war das zu platt, zu aufgesetzt, zu belehrend. Wen soll das erreichen und beeindrucken? So viele alte und neue Nazis können im Zuschauerraum doch nicht gewesen sein. Genau hingesehen, wandelt sich - mit dem zweiten Aufzug als Übergang - die Halle in Wahnfried zum Nürnberger Gerichtssaal für die Kriegsverbrecher. Das ist starker Tobak, den ich bereit bin, auszuhalten. Ich lehne aber ganz grundsätzlich die Hinzuziehung solcher Stätten auf eine Opernbühne ab. Das muss theatralisch anders gelöst sein.


    In den allgemeinen Jubel über die musikalische Qualität kann ich nicht einstimmen. Jordan und die meisten Sänger haben sich zu sehr dem Regiekonzept unterworfen. Ich fand es klanglich mau und ziemlich uninteressant. Mir schien, es sollte und durfte nicht schön und opulent klingen. Als Beispiel dafür möchte ich das Quintett erwähnen. Das sollte die Regie nicht kaputtmachen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich will mich ja eigentlich aus Diskussionen über Inszenierungen raushalten. Aber vielleicht darf ich mich doch mal kurz mit einer Frage einmischen.
    Warum werden in den ganzen bisherigen Betrachtungen eigentlich der Wahnmonolog, die Ansprache über die Kunst und die Schlussapotheose nicht in den Blick genommen?


    Für mich liegt jedenfalls hier ein Schlüssel für das Verständnis von Koskys Konzeption,


    Aber damit bin ich als Schreibender schon wieder raus aus dem Thread

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Mich haben viele dieser Äußerungen, vor allem das Gezerre um Bernd Weikl eines gelehrt, dass ich mir diese Inszenierung auf keinen Fall ansehen werde und habe stattdessen mir diese Aufnahme bestellt,


    vor allem auch anlässlich Bernd Weikls heutigem 75. Geburtstag, und wenn sie dann am kommenden Wochenende eintreffen sollte, werde ich sie mir sicherlich mit Hochgenuss zu Gemüte führen. Wie sagte doch der Kunde Rolf von Criegern in seiner Amazon-Besprechung so schön:

    Zitat

    Rolf von Criegern: Ein Märchen für Erwachsene! Allerdings nur, wenn zu Wagners wundervoller Musik auch der optisch passende Handlungsrahmen geboten wird, wie in dieser Inszenierung Wolfgang Wagners von 1984. Leider kann man solche klassischen Inszenierungen in Deutschland nicht mehr erleben. Also erspart man sich das Eintrittsgeld und kauft diese exzellente, begeisternde und anrührende Aufführung. Hervorragend.


    Wenn ich mich recht an diese Aufnahme entsinne, die ich mindestens schon zweimal gesehen habe, blieben mir vor allem Bernd Weikl als Sachs, Hermann Prey als Beckmesser und Siegfried Jerusalem als Stolzing mit ihren hervorragenden sanglichen, aber auch darstellerischen Leistungen im Gedächtnis. Vielleicht kommt Bernd Weikl ja wieder zum diesjährigen Künstlertreffen nach Ölbronn, dann ergibt sich ja möglicherweise die Gelegenheit, mit ihm über die damalige Aufführung zu sprechen.


    Jedenfalls auch von hier aus noch mal die herzlichsten Glückwünsche zum 75., lieber Bernd Weikl.




    Willi :jubel::jubel::jubel::jubel::jubel:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Wenn Du eine museale Inszenierung suchst, liegst Du damit sicher richtig.


    "Museal" ist nur ein Schimpfwort, wenn man es will. Es gibt aber auch tolle Museen.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • "Museal" ist nur ein Schimpfwort, wenn man es will. Es gibt aber auch tolle Museen.


    Wie ich schon des öfteren sagte: Ich habe nichts gegen Museen, ganz im Gegenteil. Man sollte nur Theater nicht mit ihnen verwechseln.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Lieber Willi,


    mit der von dir gezeigten DVD erwirbst du eine wunderbare und werkgerechte Inszenierung der Meistersinger. Ich habe sie schon seit langem und mir auch schon mehrfach angesehen. Über die Kosky-Inszenierung habe ich inzwischen soviel gelesen, sowie Bilder und klamaukhafte Ausschnitte gesehen, dass ich froh bin, sie - wie schon angekündigt - gar nicht erst eingeschaltet und die Zeit damit vergeudet zu haben. Die Zeit habe ich für eine weit bessere DVD genutzt.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ich abe immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich - nicht besser als alle anderen - vom eigentlichen Thema entferen, aber aud gewisser Statemenrts MUSS ich
    antworten-


    Wie ich schon des öfteren sagte: Ich habe nichts gegen Museen, ganz im Gegenteil. Man sollte nur Theater nicht mit ihnen verwechseln.


    Der Vergleich ist recht gut.

    Zeitgenössische Gemälde gehören - auf den Kunstmarkt und - so sie wer will - in private Hände
    Alte Meister gehören ins Museum (oder in Privatsammlungen von reichen Kunstsammlern)


    Zeitgenössische Theaterstücke gehören ähh - auf Bühnen modernern Theater (ich meine damit den Baustil_ Beton Stahl und Glas)


    Opern von Mozart, Versi und Wagner gehören in erste Häuser, die auch architektonisch den höchsten Ansprüchen genügen,
    wo ein anspruchsvolles Publikum sie so unverfälscht wie nur möglch bewundern kann.


    Alte Opern gehören durchaus ins "Museum"


    Beste GRüße aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wie ich schon des öfteren sagte: Ich habe nichts gegen Museen, ganz im Gegenteil. Man sollte nur Theater nicht mit ihnen verwechseln.


    Lieber Bertarido,



    vielleicht wäre so ein Opernmuseum gar keine schlechte Sache. Ich wüsste auch schon einen Intendanten. ;) Dort könnten dann die schönen werkgerechten und un-verunstalteten Vorstellungen stattfinden. Möglichst in den Kulissen der Uraufführungen - wie hier die "Meistersinger". Immer und immer wieder. Immer gleich. Jahr um Jahr. Es dürfte kein Stuhl verrückt werden, auf dem mal ein alter Sänger geruht hat. Es sollte nur lebenslange Abos geben. :)


    Solches verseuchtes Teufelszeug wie von diesem Wieland Wagner, wo nicht einmal das gemütliche Nürnberg drauf zu sehen ist, bliebe natürlich streng verboten:


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Zitat von »William B.A.«
    und habe stattdessen mir diese Aufnahme bestellt,



    Wenn Du eine museale Inszenierung suchst, liegst Du damit sicher richtig.

    Du kannst es eben nicht sein lassen. Dann schreib doch lieber gar nichts dazu und gönne es Willi, daß er an einer Inszenierung Freude hat, die Du nicht verstehst (verstehen willst). Deine Beitrag ist abwertend.
    Schlußbemerkung dazu: Du hast mit der Stänkerei angefangen, nicht Willi!!!!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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  • vielleicht wäre so ein Opernmuseum gar keine schlechte Sache. Ich wüsste auch schon einen Intendanten. ;) Dort könnten dann die schönen werkgerechten und un-verunstalteten Vorstellungen stattfinden. Möglichst in den Kulissen der Uraufführungen - wie hier die "Meistersinger". Immer und immer wieder. Immer gleich. Jahr um Jahr. Es dürfte kein Stuhl verrückt werden, auf dem mal ein alter Sänger geruht hat. Es sollte nur lebenslange Abos geben. :)


    Solches verseuchtes Teufelszeug wie von diesem Wieland Wagner, wo nicht einmal das gemütliche Nürnberg drauf zu sehen ist, bliebe natürlich streng verboten:

    :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown: :thumbdown:


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Falstaff als Regisseur und Hauptdarsteller am Pfalztheater in Kaiserslautern


    Beste Grüße aus Wien
    Alfred

    Über diese Aufführung habe ich damals eine Rezension geschrieben, die im "Neuen Merker Wien" und auszugsweise in verschiedenen Tageszeitungen veröffentlicht wurde. Ich habe diese Besprechung
    auch im Forum eingestellt. Weikl gelang in dieser Inszenierung der Spagat, dass er durchaus modern inszenierte aber äußerst exakt die philolophischen Züge der Weltenkomödie in traditioneller Sicht herausarbeitete. Besonders sein junges Sängerensemble trug der erfahrene Mime auf Händen und hielt sich als Falstaff wohltuend zurück, ohne der Figur etwas schuldig zu bleiben. Für meine Frau und mich eine modellhaft gelungene Inszenierung. Wer jahrzehnzerlang so singt wie Bernd Weikl, wer so inszeniert, wer so für die Werte der Oper, wie er sie sieht, kämpft hat wahrlich die Autorität und das Recht seine Meinung sehr dezidiert zu äußern. Übrigens hält Weikl in seinem Museum in Bodenmais mehrmals im Jahr Symposien und Wochendtagungen für alle interessierten Opernfreunde ab. Hier kann ganz offen und auch kontrovers mit einem Großen und Verdienten der Opernszene diskutiert werden. Veranstaltungstermine können über das Fremdenverkehrsamt und das Kulturhaus im Alten Rathaus Bodenmais erfragt werden.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Verstehe ich nicht, ich dachte, "museal" sei für Euch kein Schimpfwort, sondern ein Lob? :angel:

    Hättste ja schreiben können "tolle Inszenierung", aber nichts für mich. Aber Willi wird das schon richtig einordnen.


    Übrigens was heißt "Euch?"


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich habe mir auch die "Meistersinger" angesehen - allerdings, weil ich nicht der große Wagner-Fan bin und die Zeit mir am Ende doch das Gähnen ins Gesicht schob, nicht bis zum Schluss. Ich bin da so ein bissl hin und her gerissen: Einerseits fand ich das Bühnenbild erträglich, mit Koskys Hintergedanken konnte ich mich dennoch nicht anfreunden, andererseits hat mir der musikalische Eindruck, beispielsweise beim Schließen der Augen, durchaus behagt. Das Gähnen könnte natürlich auch damit zusammenhängen, dass die Inszenierung mir schließlich doch zu langweilig wurde.


    Jedenfalls macht mich auch diese Bayreuth-Aufzeichnung nicht zum unbedingten Wagner-Fan - aber dennoch "von Zeit zu Zeit hör' ich den Alten gern".
    Hören - ein Bild muss ich nicht dazu haben, ich bild' es mir im Kopf selber...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Über die Kosky-Inszenierung habe ich inzwischen soviel gelesen, sowie Bilder und klamaukhafte Ausschnitte gesehen, dass ich froh bin, sie - wie schon angekündigt - gar nicht erst eingeschaltet habe


    Es bleibt Dir natürlich unbenommen, Dich nach eigenen/m Kräften/Gutdünken zu blamieren (so gut Du es eben kannst).

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Zitat

    Zitat von Zweiterbass: Es bleibt Dir natürlich unbenommen, Dich nach eigenen/m Kräften/Gutdünken zu blamieren (so gut Du es eben kannst).

    Ich wüsste nicht, was daran blamabel sein sollte, wenn ich sage, dass ich froh bin, meine Zeit nicht mit dieser Inszenierung vergeudet zu haben.

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Zwar fände ich eine Debatte über die Musik lohnender, aber wenn Herr Kammersänger Bernd Weikl sich schon die Ehre gibt (und ich in einem anderen Thread den Beckmesser):



    "Wagner schreibt in seiner Partitur: Ort: Nürnberg. Zeit: 15. Jahrhundert, da gab es keine Juden, denen man die Position eines Stadtschreibers überantwortet hätte. Beckmesser kann also auf keinen Fall Jude sein."


    Im Lohengrin kennzeichnet Wagner Heinrich als deutschen König. Nun konnte ein rex des 10. Jahrhunderts ebensowenig deutscher König sein wie ein reichsstädtischer Schreiber des 16. [!] Jahrhunderts Jude.




    "Auch war Hanslick kein Jude, für den er die Oper auch gar nicht konzipiert hatte."


    Für Wagner war Hanslick ebensosehr Jude wie Mendelssohn, da für ihn nicht die konfessionelle Zugehörigkeit zählte, sondern die Abstammung (auch bei Hanslick genealogisch "korrekt"...).




    "Dann liest man in Wagners Regieanweisung: „Beckmesser verliert sich in der Menge“. "


    Bernd Weikl liest das Libretto mehrfach anders als es da steht. Dies gäbe besten Anlass für eine obsessive RT - Debatte - innerhalb - der - RT - Debatte, bitte nicht versäumen !!!

  • Diese Einlassungen verstehe ich nicht:
    1. Heinrich (der Vogler) der 1. war im 9. Jahrhundert König des deutschen Frankenreichs und kämpfte erfolgreich gegen die Ungarn.
    2. die Regieanmerkung bei den Meistersingern betreffend Beckmesser lautet: Er stürzt wütend fort und verliert sich unter dem Volke.


    Wo sind hier die Widersprüche?


    Selbstverständlich heisst das nicht, dass Wagner in der Figur des Beckmessers nicht Züge ausführte, die er in Verbindung mit dem Judentum sah.

  • 1. Heinrich (der Vogler) der 1. war im 9. Jahrhundert König des deutschen Frankenreichs und kämpfte erfolgreich gegen die Ungarn


    Gombert will wahrscheinlich darauf hinaus, dass ein deutsches Reich im 9. Jahrhundert streng genommen noch nicht existierte. Heinrich I. war König des ostfränkischen Reiches. Allerdings hat die Geschichtsschreibung im 19. Jahrhundert Heinrich durchweg als Gründer des deutschen Reiches gesehen, wovon dann auch Richard Wagner ausgegangen sein dürfte.


    Den Titel "Deutscher König" gab es sowieso nicht, der Titel der gewählten Könige lautete während der Ottonenzeit König der Franken (lat. Rex Francorum), seit der späten Salierzeit König der Römer (Rex Romanorum), um damit den Anspruch auf die Krönung zum Römischen Kaiser zu dokumentieren. Aber das ist dann tatsächlich Beckmesserei. :)

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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