Kaisers - alte Kleider

  • Achtung Stauballergiker!


    Im Auftrag der Administration wird dieser thread augenblicklich durch ein eingebautes Anti-Dust-Programm vom Staub zweieinhalbjährigen Lagerns in der Mottenkiste für ungeliebte Bits und Bytes befreit. In ihrem eigenen Interesse treten Sie einen Schritt vom Monitior zurück und warten bis das Terminierungs-Signal
    ertönt. Wir danken für Ihr Verständnis.


    ******pffffffffffffffffffffff*schkschkschkschk********pffffffffffff*schkschkding!****



    Ah, da seid ihr also! :P


    Nun, nicht ganz ungefährlich dieser Einsatz, aber eine News and Stories-Folge auf Sat1 drängte mir den Gedanken förmlich auf, Deutschlands wohl bekanntesten Musikkritiker erneut auf den Plan zu rufen. Dort gab Herr Kaiser seine gewonnenen Einsichten zur klassischen Epoche wieder. Er tituliert sich selbst als Verfechter des Klassischen , das er als ein Parralelogramm der Energien auffast (wäre es eins der Kräfte gewesen, so wäre es jedenfalls physikalisch sinnvoll :pfeif: ).


    Hat sonst noch jemand diese Sendung gesehen und wenn ja, was haltet ihr von den Ausführungen Kaisers?
    Wäre schön, wenn noch ein paar grundsätzliche Meinungen zu Kaiser geäußert werden.....


    :hello:
    Wulf

  • Der Entstaubungsversuch von 2007 ist anscheinen nicht voll geglückt, daher unternehme ich - 10 Jahre später - eine zweiten:


    Durch den soeben mitgeteilten Tod von Joachim Kaiser mag das Interesse an ihm - zumindest für einen gewissen Zeitraum - anwachsen. Ob er dann zu einer Legende wird oder zu jemandem, dessen "Ansichten von gestern" man nicht teilt und nicht verstehen kann, das wird die Zukunft zeigen. Wir müssen uns vor Augen halten, was Joachim Kaiser eigentlich wollte: Minuziös ausgearbeitete Beurteilungen und Beschreibungen von Pianisten, die er für würdig befand, immer bereit sein Urteil zu revidieren, bzw auf den neuesten Stand zu bringen. Er schreibt über seine Fehlbarkeit in einem seiner Vorworttexte, über das, daß er sich dessen bewusst ist, wichtige Pianisten übersehen zu haben, oder sie falsch eingeschätzt zu haben, trotz seines Bemühens um "Neutralität" oder zumindest doch Fairness. Die Zeit hinterlässt an uns allen Spuren, und niemand war sich dessen mehr bewusst als Joachim Kaiser. Entgegen seinem Ruf als "eitel, selbstgefällig und dogmatisch" erkannte er eines Tages, daß ihn neue Pianisten eigentlich kaum mehrt zu faszinieren vermochten, was er sogar schriftlich festhielt. Er räumte quasi noch zu Lebzeiten seinen Thron, damit sein Werk weiterbestünde. Der Kronprinz Klaus Bennert hatte aber IMO nicht das Format seines Vorgängers und ausserdem starb er nach relativ kurzer Mitarbeit an der letzten Auflage von Kaisers Buch. Es muß ein herber Schlag für Kaiser gewesen sein.
    Zu Bennerts Rehabilitation sei gesagt, er war von Kaiser ja selbst gewählt worden und hätte sich vermutlich nach einiger Zeit freigespielt (ähh -geschrieben). Denn hier rächt sich die Marketingstrategie, die Kaiser ja zu einem Kritikerpapst, wenn nicht -Gott hochstilisiert hat: Jeder Nachfolger wird an diesem Götzenbild gemessen - und kann natürlich nicht bestehen. So erging es auch Jürgen Otten mit seinem Nachfolgebuch, es wurde IMO ungerechtfertigterweise verrissen bevor es noch wirklich erschienen war. Wer immer heute solch ein Buch schreibt - er wird es mit eigenen Worten formulieren, seine eigenen Auswahl treffen und völlig anders sein als das große Vorbild. Desto schneller man dies akzeptiert, desto besser.
    Den der Bedarf an einem solchen Buch besteht.


    mfg aus Wien
    Alfred


    PS: Der beste Dienst an der Pianistenbibel von Joachim Kaiser wäre, sie unverändert aufzulegen, quasi als Dokument ihrer Zeit, und sie NICHT zu aktualisieren, das verwässert der Kern.....

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Und ich komme immer wieder auf Joachim Kaiser zurück, und zwar deshalb, weil wir in den nächsten Monaten - und wenn nicht "WIR", dann eben "ICH" an unserem Projetkt "60 Große Pianisten unserer Zeit" weiterarbeiten wollen oder sollen - mit Sicherheit aber werden.
    Fürs erste wirde der Titel fallen - die Beschränkung auf 60 Titel fällt, Kaiser hat sich auch nicht auf 60 Pianisten beschränkt. Der Mann hat mir - sogar nach seinem Tod - unglaublich viel bei der geplanten Fertigstellung unseres Projekts geholfen. Wir werden sein fachliches Niveau natürlich nicht annähernd erreichen - aber wir wollen unser bestes geben und hoffen , daß das genug ist. Aber darum geht es im Augenblick nur nebenbei. Ich frage mich, wer von den Taminos hat das berühmte Buch überhaupt gelesen - oder - da man in einem solchen Buch eher nachschlägt - als daß man es liest - Wer hat es je in der Hand gehabt und es als Hilfestellung zu Rate gezogen? Ich fürchte, daß sind weniger als man glaubt.
    Wenn man drinnen blättert, dan findet man einige Eigenheiten, die sich eigentlich nicht mit dem Ruf des Autors vertragen und einige Probleme mit denen er im Laufe der Jahre in Bezug auf sein Buch zu kämpfen hatte - und wie er sie gelöst hat. Ich werde aller Voraussicht nach (das wird sich erst zeigen) einige der Probleme anders lösen. Das liegt an der anderen Zeit, an der Art des Mediums, an der Freiheit keinem Verlag verpflichtet zu sein.
    Sogar an meinem Wunschtitiel hat Kaiser Indirekt mitgearbeitet, nämlich als ich heute einige seiner Beiträge etwas ausführlicher und kritischer las.
    Auch zu Bennert, seinem Wunschnachfolger ist mir einiges eingefallen.
    Joachim Kaiser hat offen eingestanden, daß er im Laufe der Jahre immer weniger Lust empfand sich mit neuen jungen Pianisten zu befassen. Und genau das sei die EIGENTLICHE Intention des Buches gewesen, als es 1965 erstmals erschien - übrigen war es nicht Kaisers Idee, sondern das Buch entstand auf Anregung eines Freundes.
    mir freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wenn du dieses meinst, lieber Alfred,



    so habe ich heute Abend noch hineingesehen, und zwar anlässlich meiner Besprechung der Hammerklavier-Sonate in der Interpretation Richard Goodes, und ich habe ihn (Kaiser) im letzten Abschnitt über das Fugenfinale auch noch erwähnt. Und ich glaube, ich habe ihn in meinen nunmehr 770 Rezensionen schon sehr, sehr oft erwähnt, was natürlich voherige Lektüre erforderlich gemacht hat.


    Wenn du jedoch dieses meinst,



    so ist es gerade unterwegs zu mir.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Genau dieses zweite Buch meine ich. Diesaes Buch, von dem erwartet wird, daß Kaiser die Pianisten bewertet. Jeder der nicht erwähnt wurde war beleidigt, es war sozusagen eine Ehre dort genannt zu werden. Kaier beschreibt genau als was das Buch URSPRÜNGLICH gedacht war und als was es NICHT gedacht war. Und wie ihm das Buch - bedingt durch Zeit und Umstände bedingt, "entglitten" ist. Damit soll nicht gemient sein,, da0 das Buch mit der Zeit "schlechter" geworden sein, aber daß es sich allmählich fast selständig von den ursprünglichen Intentionen seines Autors entfernte. Das Buch war allmählich zum "Standardwerke" des Reznsion des Klavierspiels des 20. Jahrhunderts geworden - wa laut Kaiser nie beabsichtigt war.
    Natürlich hätte er (und das schrieb er nicht) es ändern können, aber entweder verbot es ihm die Eitelkeit (was ich nicht glaube) oder der Verlag (möglich aber nicht unbedingt wahrscheinlich) am eheseten aber eine gewisse Affinität zur Vergangenheit bereits inaktive oder verstorbene Pianisten, die er in seiner ersten Auflage erwähnt hatte. aus weiteren Auflagen zu entfernen. Die Inkonsequenz begann allerdings schon zu Beginn, wo er meinte auf einige besonders wichtigen Pianisten der Vergangenheit nicht verzichten zu können, weil die gut als Referenz für das Kommende geeignet waren und das Buch leichter verkäuflich machten. Denn man darf nicht ausser Betracht lassen, daß das spätere "Standardwerk" vorerst ein gewisses Wagnis war, und mancher heute namentlich weltbkannte Pianist dessen Karriere schon hinter ihm liegt damals noch ein "aufblühendes Talent" mit ungewisser Zukunft war. Kaiser nennt hier ungeniert Namen von Pianisten, die er - wie er meint - überschätz hat, bzw deren weitere künstlerische Entwickllung nicht so verlief wie er es prognostiziert und erwartet hätte. Da waren Namen dabei,m wo ich mit dachte: "Wieso, die haben doch sowieso eine tolle Karriere hinter sich" - aber dann wurde mir klar, daß es andere Maßstäbe waren, mit denen er maß, und die vielleicht in letzter Konsequenz schwer nachvollzihbar seien. Diesen Anspruch wird man heute nicht stellen können und es mag sein, daß Kaiser aus dieser Erkenntnis heraus das Interesse am Nachwuchs verlor. Das muß allerdings um 1990 gewesen sein, und da war in der Tat eine gewisse Tendenz, daß die Pianisten dieser Epoche . von Ausnahmen abgesehen - zwar immer perfekter wurden, allerdings auch immer weniger risikfreudig und individuell.
    Ich möchte dann später noch ein paar Worte über das "Anhangkapitel" von Bennert schreiben - aber das muß nicht gerade heute sein.


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Ich lese gerade bei Amazon, lieber Alfred, dass mir der "Kaiser " morgen geliefert wird, und dann will ich mich mal darin vertiefen und gelegentlich kundtun, was mir daran gefällt und was nicht, und über welche Pianisten, die er dort bespricht, er schon was in dem Beethoven-Sonaten-Buch gesagt hat hat, denn in dem tauchen die Pianisten, die erst ab ungefähr 1990 en vogue waren, noch gar nicht auf. Ich denke da z. B. an Alfredo Perl, der die Beethoven-Sonaten in der letzten Dekade des 20. Jahrrhunderts aufgenommen hat und den Joachim Kaiser daraufhin, wie ich meine, völlig zu Recht zu den 10 größten lebenden Beethoven-Pianisten gezählt hat. Also zumindest den hat er dann ja doch wohl leiden mögen. :D


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich glaube nicht, daß Kaiser danach urteilte, wen er leiden konnte und wen nicht, sondern wen dere für "bemerkenswert" fand und wen nicht. Er kanzelt auch keine Pianisten ab und beweihräuchert andere, sondern er betont die EIGENHEITEN, setzr "Schwächen" und "Stärken" gleichermaßen gegeneinander. Das ist mir eigentlich erst sehr spät aufgefallen. Es bit also sehr oft keine generelle Wertung, sondern ein spezielles Werk wird herausgegridden, wo er erklärt welche Schwerpunktr der Pianiste setzt, welche tüpischn Charaktereifenschaften des Stückes besonders gut herausgearbeitet werden, welche er unterschlägt, welche neune Sichtweise er anbietet, und auch wenn das Werk (nach Kaisers Auffassung) "miverstanden! wird. Hier liegt IMO das große Verdienst des Buches. Diese analytisch - subjektive Sichtweise erfordert natürlich nicht nur ein gewisses "Wissen" uns einen klar definierten Eigengeschmack, sondern auch eine lebenslängliche intensive Befassung mit dem Therma, die durch einen weiteren Charakterzug des Rezensenten gezeichnet sein muß: Begeisterung. Und auch der Mut zu scheitern. Beides dürfte Kaiser in den letzen Jahrzehnten seines Lebens verloren haben. Deshalb hat er auch einen Nachfolger , Klaus Bennert ausgewählt.
    Der wurde von Kaiser voll anerkannt, aber er schreibt auch, da0 die Fortsetzung durch einen Autor einer jüngeren Generation eine gewisse Zäsur darstellt, andere Sichtweisen, Schwerpunkte von bereits Besprochenem, neue Namen werden folgen.
    Auch wenn sich Kaiser dessen voll bewusst war, so blieben doch ungelöste Probleme, Bennert schreibt einen relativ kurzen Ergänzungsteil des Buches, wo er Rückschau hält, aber bereits auch neue Namen nennt, manche überraschend früh. Aber über allem schwebt Kaisers Geist. Bennert wirkt - verständlicherweise - irgendwie befangen. Sein Nane wird als Coautor nicht mal genannt, wermutlich eher dem Verlag anzukreiden, als Kaiser, der Bennert ja im Vorwort Rosen streut.
    Bedauerlicherweise ist Bennert ja sehr füh gestorben, konnte sein Werk also nich weiterführen. Heut scheint er nicht mal mehr bei WIKIPEDIA auf. Ich hab nach einträgen im WEB gesucht - und gefunden: Bei Tamino-Klassikforum - verfasst von einem gewissen, mir unbekannten Allfred Schmidt.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Roger Willemsen befragte Joachim Kaiser (1928–2017) im Jahr 2004.


    Eine Stunde, in der man aus dem Leben des Zeitungsmannes, Kritikers und Enthusiasten der klassischen Musik, des Theaters und der Literatur, Fahrradfahrers und "Flintenschiessers" etwas erfährt.


    "Ich habe sicherlich manche Karrieren zerstört." ...


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • wenn ein Komponist ein Werk schuf, dann gibt das Werk zu denken. Das Werk ist vom Komponisten abgetrennt. Das Werk hat eine halboffene Struktur, diese: "Die Schrift - und das kommt noch hinzu: ...!" Was, das zeigt der Interpret, was das Werk auch noch ist. Wohin das Werk als Werk reicht, so weit reicht der Impuls des Komponisten nicht. Das Werk ist ein Kontinuum des Werdens. Das Kontinuum hat einen diskreten Abschnitt, das ursprüngliche Werk und die Werkgeschichte, und hat einen stetigen Teil, noch unteilbar, den die Interpreten schaffen. Große Werke gibt es nicht ohne große Interpreten.

    Auch wenn es in diesem Thread offtopic ist, möchte ich diese These hinterfragen: Was ist mit Werken, die so gut sind, dass sie auf jedem Instrument gut klingen und nicht durch eine schlechte Interpretation kaputt gemacht werden können (ich schlage vor: Die Kunst der Fuge), oder mit solchen, in deren Partitur kaum Spielraum für Interpretationen bleibt, weil sie bis aufs Kleinste alles festlegt?

  • Vielleicht haben es einige bereits bemerkt, aber ich versuche, einige Newcomer unter den Pianisten vorzustellen. Natürlich nicht auf dem Niveau einas Joachim Kaiser seinerziet.

    Aber genau er ist mir eingefallen, wenn ich rehcerchierte, neue namen, Biographie und Tonbeispiele, bzw bereits erschienen CD sichtete.

    Allmählich wird sein Buch obsolet, viele Aufnahmen der "legendären Pianisten" veschwinden aus den Katalogen, viel sind nachgerückt - aber sie erscheinen naturgmäß nicht in diesem Buch. Als Trost sei gesagt, daß Kaiser ja EIGENTLICH keine Enzyklopädie schreiben wollte, wie ja schon der Titel sagt: Grosse Pianisten un UNSERER Zeit. Damit war SEINE Zeit gemeint - und die war irgendawann - da lebte er noch - vorbei. Die Tragik dass sein designierter, von ihm selbst ausgewählter Nachfolger vor ihm starb hat ihn resignieren lassen. Ein anderer Autor, Jürgen Otten hat versucht ein ähnliches Werk:

    Die großen Pianisten der GEGENWART zu etablieren: Aus unerfindlichen Gründen ist es ihm nicht gelungen. Entweder mangelte es IHM am erforderlichen Durchhaltevermögen -oder seinem VERLAG.

    Schade - Aber vielleicht ist es eine Zeiterscheinung, wenn solch ein Buch keine Chance hat. Zum einen ist das allgemeine Interesse zwar vorhanden, aber nicht so ausgeprägt wie einst. Zum anderen kann man heute via Internet die heutigen UND gestrigen Interpreten nicht nur hören, sondern auch sehen. FONO FORUM ebenso das Handtuch geworfen.

    Wir wollen so gut es geht in die Bresche springen. Zwar können wir nicht mit so tiefschürfenden Alalysen aufwarten, wie einst Joachim Kaiser - aber auf Grund der zeitlichen Umstände ist das auch gar nicht so notwendig. Wir wollen uns begnügen aufmerksam zu machen. Wobei auch ein weiterer Unterschied nicht verschwiegen werden soll: WIR setzen den Focus nicht unbedingt aus GROSSE Pianisten sonden auch auf wenigewr beannte - aber unserer Meinung nach interessante. Das Angebot ist derzeit so riesig, daß leider auch auf manchen wichtigen vergessen wird. Aber hier ist schon ein weiteres interessantes Detail: Hier im Forum gibt es MEHR als einen Autor, Rezensenten - oder wie immer man das nennen mag. Damit wird eine allzu einseitige Auswahl unterbunden. Auch ein "Autorenkollektiv" bekommt mit der Zeit ein einseitiges Profil - aber nicht so krass wie eine Einzelperson....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • WIR setzen den Focus nicht unbedingt aus GROSSE Pianisten sonden auch auf wenigewr beannte - aber unserer Meinung nach interessante.

    So ein Ausgangspunkt ist im Jahr 2023 gewiss der bessere, der realistischere und gerechtere. Große Pianisten, große Dirigenten, große Sänger, große Schauspieler. Ich weiß zwar, was gemeint ist, kann aber inhaltlich mit diesen Begriffen nichts amnfangen. Sie sind hohl und leer, sagen nichts aus - heutzutage noch weniger als vor fünfzig Jahren. Ich überlege, wann diese Kategorie, die den Benutzer letztlich davon befreit, sich inhaltlich konkret und begründend äußern zu müssen, aufkam - und warum? Muss da gar bei Karl dem Großen angesetzt werden? ;)


    Mir ist auch aufgefallen, dass Alfred in jüngster Zeit Pianisen-Threads gestartet hat. Threads, die lediglich den Namen der Betreffenden als Titel haben. Ist das Absicht? Soll dadurch die Neugierde geweckt weren? In meinem Falle funktioniert das sogar, weil mir keiner der Namen etwas sagte. Also musste ich nachschauen, um zu erfahtren, worum es eigentlich geht. Prinzpiell sagen mir solche Überschriften aber nicht zu, und ich meine mich an einen Hinweis zu erinnern, im Forum davon Abstand zu nehmen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Große Pianisten, große Dirigenten, große Sänger, große Schauspieler. Ich weiß zwar, was gemeint ist, kann aber inhaltlich mit diesen Begriffen nichts amnfangen. Sie sind hohl und leer, sagen nichts aus - heutzutage noch weniger als vor fünfzig Jahren. I

    Du bringst es auf den Punkt. Sie sagen HEUTE nichts mehr aus.


    ch überlege, wann diese Kategorie, die den Benutzer letztlich davon befreit, sich inhaltlich konkret und begründend äußern zu müssen, aufkam - und warum?

    WANN ist schwieriger zu beantworten als WARUM


    WARUM:

    a) Es ist eine enorme Hilfestellung für Ahnungsose die nicht als ahnonslos erscheinen wollen

    Man vertraut quasi einer MARKE - und verlässt sich blind auf sie


    b) Für Konzertveranstalter und Plattenfirmen ist es ideal, "BERÜHMTHEITEN" zu kreiern, weil die Beschränkung auf einige wenige, das Angebot überschaubarer macht und man darauf fukussieren kann.

    Hier muss gesagt werden, daß der Personenkult mindetsens auf das 17. Jahrhundert zurückgeht, vorzugsweiseim Bereich der Violinvirtuosen und Sänger.:

    Später kamen dann auch die Klavierduelle odr Wettstreite (Mozart-Clementi) (Liszt-Thalberg)(Beethoven-Eberl)etc.

    Threads, die lediglich den Namen der Betreffenden als Titel haben. Ist das Absicht?

    JEIN -Es ist vor allem dem Tempo geschuldet in dem die Threads entstanden sind. Ich wollte davon agehen, den Interpeten belanglos irgendwelche Eigneschafen zu zuschreiben, die sie entweder gar nicht haben - oder aber die Selbstvertändlich sind, wir "z.B. "Karl Miguel MAYER - ein männlicher Pianist" (wobei heutzutage nicht mal DAS selbstverständlich wäre ;) und eigentlich nie war )


    Ich habe also den Platz für ein allfälliges Attribut lediglich FREIGEHALTEN - bis ich ein treffsicheres finde - oder angeboten bekomme.


    Agenturen behelfen sich gerne mit "Plattitüden, wie: bedeutendster Pianist seiner Generation, eine Phrase, die ich kaum, mehr ertragen kann. Genial verbindet sie exorbitante Lobhudelei mit einschränkendem "seiner Generation" - Tolle Idee - leider verwenden diese Bezeichung viel - und damit ist sie entwertet.

    Prinzpiell sagen mir solche Überschriften aber nicht zu

    Das liegt vermutlich daran, daß sie meist im Eilverfahren entwickelt wurden - (und wir haben vor , einige davon auszubessern bzw zu ersetzen,sobald unsere Zeit es zulässt)

    Ich habe astewes ins Moderatorenboot geholt - nicht in erster Linie als Moderator -sondern als "künstlerisches Korrektiv" meiner Person, der verhindern soll, daß die Prägung durch MEINE Themen zu Einseitig wird - hier soll übrigens auch moderato erwähnt werden, der im Bereich der Alten musik und der Musikihistorie hervorragendes leistet. Das sind keine "Moderatorenverpflichtungen" sondern soche der Erstellung neuer interessanter Themen un d Themenbereiche. Solche findenauch ausserhalb des Moderatorenteams statt - was ich mit Freude und Dankbarkeit registiriere, Dazu gehört ein gewisses Talent und eine gewisse persönlich Freude.


    Auch wenn wir hier fast vom Thema abgewischen sind -finde ich mit "Freude" wirder den Bogen zurück zu den neueren Pianisten. Mr ist aufgefallen, daß sich darunten etliche "Hochbegabte" (das Wort Genie ist heute ja teilweise entwertet) befinden - eine Spezies die mir persönlich sehr sympathisch ist und nahesteht. Und ich meine hiert nicht die "pianistisch Begabung, sondern das Interesse an diversen anderen Disziplinen, Fremdsprache etc...

    In der Tat - es gibt hier noch viel zu entdecken.....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Grosse Pianisten un UNSERER Zeit. Damit war SEINE Zeit gemeint - und die war irgendawann - da lebte er noch - vorbei. Die Tragik dass sein designierter, von ihm selbst ausgewählter Nachfolger vor ihm starb hat ihn resignieren lassen. Ein anderer Autor, Jürgen Otten hat versucht ein ähnliches Werk:

    Die großen Pianisten der GEGENWART zu etablieren: Aus unerfindlichen Gründen ist es ihm nicht gelungen. Entweder mangelte es IHM am erforderlichen Durchhaltevermögen -oder seinem VERLAG.

    Kaisers Buch war in meiner Jugend unerlässlich, um einen Überblick zu bekommen. Seine Beschreibungen konnten das Interesse anregen, sich Interpretationen von diversen Pianisten anzuhören. Diese Horizonterweiterung war für mich ein wichtiger Schritt.


    Wenn ich heute nun jüngere Kollegen betrachte (und damit meine ich schon 30 bis 40-jährige) dann lesen die spezialisierte Blogs zu ihren Themen. Bei den Zwanzigjährigen habe ich schon keine Ahnung mehr, was die so tun. Das Angebot ist heute ungeheuer im Vergleich zu damals und hier ist eher eine Verengung nötig. Ein Buch wie das von Kaiser würde wahrscheinlich aufgrund seiner Kriterien diese Aufgabe nicht erfüllen können.


    Ich bleibe irgendwie an einer Figur wie Hurwitz hängen. Sie ist auf der einen Seite sehr plakativ, hat aber auf jeden Fall auch immenses Wissen über die Einspielungen. Ich meine gelesen zu haben, dass seine Empfehlungen Einfluss auf Käuferverhalten haben. Hier gilt es dann vorsichtig zu sein. Aber in gewisser Weise sind das jetzt die neuen Kleider des Kaisers --- T-Shirt mit Logo ;)

  • Ich bleibe irgendwie an einer Figur wie Hurwitz hängen. Sie ist auf der einen Seite sehr plakativ, hat aber auf jeden Fall auch immenses Wissen über die Einspielungen. Ich meine gelesen zu haben, dass seine Empfehlungen Einfluss auf Käuferverhalten hat.

    Wir sind natürlich nicht so präsent wie Hurwitz. Technisch gesehen könnte ich schon über Video in Erscheinung treten, ich bin ausgerüstet wie eine kleine Filmproduktion - teilweise sogar besser, aber ich bin etwas kritisch was mein derzeitiges Aussehen ("ist die Schönherit erst perdu......") angeht.

    So bleibts bei Texten und Videoclips von youtube.

    Ein weiterer Unterschied ist die Reichweite, die durch die deutsche Sprache gegeben ist - vielleicht aber gar kein Fehler.

    International gesehen ist unsere Einschaltquote unbedeutend, im deutschen Sprachraum aber - unter Berücksichtigung des kaum vorhandenen allgemeinen Interesses an Klassischer Musik (auch hier: nicht unbedingt ein Nachteil ^^) doch repektabel bis beachtlich.

    Inwieweit unsere Seite auf das "Kaufverhalten" der Leser Einfluß hat weiß ich nicht - und es interessiert mich auch nicht: Ich bin kein bezahlter "Influencer"

    (Influencer = frei übersetzt: "Beeinflusser" - IMO eine behübschende Umschreibung für "Keiler" ("Edelkeiler", "Softie-Keiler". "Marionetten der Werbefirmen" etc...)

    Wir empfehlen als "Forenlinie" - keine Aufnahmen - sondern stellen sie lediglich vor.

    Dankk der meist vorhandenen Sample Clips kann sich jeder seine Meinung machen

    Vereinzelt - aber eher selten - empfehlen Mitglieder PERSÖNLICH die eine oder andere Aufnahme, was aber inoffiziell - und nicht Forenlinie ist. Das gilt auch für vereinzelt durch mich ausgesprochene Empfehlungen - sie sind stets persönlicher, privater Natur. Und sie sollen kritisch gelesen werden.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ein anderer Autor, Jürgen Otten hat versucht ein ähnliches Werk:

    Die großen Pianisten der GEGENWART zu etablieren: Aus unerfindlichen Gründen ist es ihm nicht gelungen. Entweder mangelte es IHM am erforderlichen Durchhaltevermögen -oder seinem VERLAG.

    Das Buch ist ja erschienen und man kann es heute noch kaufen. Die Gründe für den Misserfolg des Werkes sind für mich relativ eindeutig. Otten kann einem Vergleich mit J. Kaiser schlichtweg nicht standhalten: Ihm fehlt die prägnante Sprache, über die Kaiser wie nur wenige, die über Musik schreiben, verfügt hat. Kaiser ist in seinen Ausführungen treffend und fantasievoll zugleich, er liest sich gut. Und er hatte einen untrüglichen Sinn für das Wesen eines Werkes, über seine Beschreibungen hat man eben immer auch viel über die Musik erfahren, nicht nur über die Interpreten! Zudem war er sich nicht zu schade, falls nötig auch mal eine gute Pointe rauszuhauen, basierend auf seinem unglaublichen, persönlichen Erfahrungsschatz. Man lese nur mal das Kapitel über Arrau und die Aufführung des zweiten Brahms-Konzertes und die schwierige pp-Stelle im zweiten Satz! Da kommt hohes musikalisches Fachwissen zusammen mit einer großen gesellschaftlichen und sozialen Gewandtheit. Und da gelingt es ihm tatsächlich, sein präzises, von großer Bewunderung getragenes Arrau-Porträt in einer treffenden Pointe kulminieren zu lassen. Das muss man ihm erstmal nachmachen.


    Viele Grüße

    Christian

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  • Das Buch ist ja erschienen und man kann es heute noch kaufen

    Ja - aber nur noch antiquarisch.

    Er hat inzwischen auch schon 12 Jahre am Buckel - und ist damit obsolet. Zumindes von Titel her.

    Kritiker des Bches (Es gab auch Positive) fanden schon damals die Auswahl als unzureichend.

    Das musste Kaiser auch über sich ergehen lassen -aber der hat es ausgehalten.

    Wir wissen ja nicht was der Anreiz für den Autor war, es zuschreiben, sei es die günstige Gelegenkheit, die Nachfolge enes Klassikers anzutretem (sowas geht fast immer schief), sei es ein Wunsch des Verlags gewesen etc etc.

    Eine erweiterte Auflage wäre auf jeden Fall vonnöten gewesen - schon bald nach erscheinen der ersten. Die Größe der 1. Auflage - in früheren zeiten ein MUSS - ist dem Buch nicht zu entnehmen

    Otten kann einem Vergleich mit J. Kaiser schlichtweg nicht standhalten:

    Ohne das bewerten zu wollen - Das ist IMO ja auch nicht der Punkt -Das Buch war ja ncht als KONKURRENZ sondern Als Nachfolge gedacht. Ich schreib dereinst in einer "Rezension" Otten versuche sich an einer Sprache für ein jüngeres Publikum, was selten gelingt, wenn man dieser Altersgruppe nicht angehört. Aber eigentlich wäre das nicht so wichtig.Vielleicht war es schon zu spät für ein derartiges Buch. Unter diesem Aspekt ist vielleicht zu verstehen, daß der alte Fuchs Kaiser schrieb, sein Bedürfnis neue Pianisten vorzustellen sei erlahmt, er möcht die Verantwortung für das Buch übergeben. Er könnte vielleicht nachlassendes Interesse gespürt haben. Wir dürfen ja nicht vergessen, daß der "harte Kern" das Buch schon in zahlreichen Auflagen besaß, wo sich stets das meiste wiederholte und nur ein kleiner Teil davon neu war. Otten war gezwungen wenigsten über die wichtigsten Pianisten zu schreiben, die bereits Kaiser in seinem Buch durchgearbeitet hatte.

    Quasi eine "impossible Mission"

    Gegen Legenden kann man nicht anschreiben....


    mfg aus Wien

    Alfred


    PS: DU bist herzlich eingeladen ebenfalls Pianistenvorstellung - egal welches alnd - egal welches ALer - zu machen - in etwa dem "Format, wie wir es hier machen.

    Bei Interesse und Fragen kannst Du mich anrufen: 0043 (0) 699 108 15320


    mfg aus wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das Buch ist ja erschienen und man kann es heute noch kaufen. Die Gründe für den Misserfolg des Werkes sind für mich relativ eindeutig. Otten kann einem Vergleich mit J. Kaiser schlichtweg nicht standhalten: Ihm fehlt die prägnante Sprache, über die Kaiser wie nur wenige, die über Musik schreiben, verfügt hat. Kaiser ist in seinen Ausführungen treffend und fantasievoll zugleich, er liest sich gut.

    Ich stimme zwar in vielem überein, aber nicht in der Tatsache, dass heute einem im Stile von Kaiser geschriebenen Buch über die jüngere Pianistengeneration Erfolg beschieden wäre. Kriterien und Maßstäbe und vor allem auch die Weltsicht haben sich doch grundlegend geändert.


    Dieser poetisierende Stil interessiert heute wahrscheinlich nicht mehr viele. Er passt einfach nicht zu der heute gängigen sehr sachlichen Sicht auf die Dinge. Wenige kurze beschreibende Sätze und viele Beispiele wären doch eher ein Erfolgskonzept .... und da verlässt man auch die Möglichkeiten eines Buches! und landet bei ....Ta.... :)

  • Kaisers Buch war in meiner Jugend unerlässlich, um einen Überblick zu bekommen. Seine Beschreibungen konnten das Interesse anregen, sich Interpretationen von diversen Pianisten anzuhören. Diese Horizonterweiterung war für mich ein wichtiger Schritt.

    Ich kenne das Buch auch seit meiner Jugend, finde aber, dass es für einen Überblick gerade nicht taugt, weil zu viele zweifellos "große" Pianisten gar nicht erwähnt werden. Leon Fleisher, Jorge Bolet, György Cziffra, Samson Francois, Mieczysław Horszowski, Lazar Berman, Igor Schukow (um nur einige zu nennen) sind ihm keine Silbe wert, andere wie Shura Cherkassky fertigt er mit wenigen gehässigen Sätzen ab.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Ich kenne das Buch auch seit meiner Jugend, finde aber, dass es für einen Überblick gerade nicht taugt, weil zu viele zweifellos "große" Pianisten gar nicht erwähnt werden. Leon Fleisher, Jorge Bolet, György Cziffra, Samson Francois, Mieczysław Horszowski, Lazar Berman, Igor Schukow (um nur einige zu nennen) sind ihm keine Silbe wert, andere wie Shura Cherkassky fertigt er mit wenigen gehässigen Sätzen ab.

    Da hast Du recht. Damals war ich auf Beethovens Sonaten gebürstet, anderes interessierte mich noch nicht ... :). IMO gab es später Erweiterungen des Buches, die ich aber nicht mehr hatte. Klarerweise spielte der Geschmack von Kaiser rein. Das waren aber Erkenntnisse, die erst mit Erfahrung und dem unvermeidlichen Alter kamen ..

  • Ich kenne das Buch auch seit meiner Jugend, finde aber, dass es für einen Überblick gerade nicht taugt, weil zu viele zweifellos "große" Pianisten gar nicht erwähnt werden. Leon Fleisher, Jorge Bolet, György Cziffra, Samson Francois, Mieczysław Horszowski, Lazar Berman, Igor Schukow (um nur einige zu nennen) sind ihm keine Silbe wert, andere wie Shura Cherkassky fertigt er mit wenigen gehässigen Sätzen ab.

    Er hat nur über die geschrieben, die er auch live erlebt hat. Daher die Lücken. Das hat er im Vorwort auch offengelegt. Subjektivität, aber auch eine hohe fachliche Kompetenz waren die Grundlagen seiner Porträts. Ich habe das Buch seit über 20 Jahren nicht mehr gelesen, aber noch vieles in bester Erinnerung. Eben weil er in seinen Beschreibungen so orginell und anschaulich war. Ich bedauere, dass es diese Art der Betrachtungen heute nicht mehr gibt.

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  • Kaiser selbst hat sich aber nie für unfehlbar gehalten, vor allem in der Letzten Ausgabe des Buches von 1996, hat er bedeuert, daß ihm in der Vergangenheit einige Fehleinschätzungen unterlaufen sein:

    Es ist mit Kritikern ähnlich wie mit Interpreten: Die Umwelt, das Publikum, wenn man so will, die "Gesellschaft" machen ihn zur unfehlbaren Heilsgestalt. Auch wenn der Erkorene weiß, daß er das nicht ist, die ständige Bewunderung und alles was damit verbunden ist, schmeichelt einem - so lang bis man sich selbst als "Star" empfindet.

    Es sei ein Vergleich mit dem "Star" deutscher Lexika erlaubt, dem "Brockhaus" Ich wollte immer einen besitzen - einfach DAS perfekte Lexikon in deutscher Sprache. Mühsam habe ich mich seinerzeit Band um Band gekauft (Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden 19. Auflage _Redaktionsschluss 1994) . Im Laufe der Zeit wurde mir bewusst, daß dort auch nur mit Wasser gekocht wurde, etliches wurde zwar ausführlicher behandelt als in anderen Lexika, aber dennoch fehlten viele Berühmtheiten. 24 Bände sind eben einfach zuwenig - die letzte (20.) Auflage umfasste 30 Bände, aber das Lexikon war nicht mehr zu retten - Die Zeit war zu schnelllebig geworden, der Kundenkreis kleiner, die Konkurrenz (WIKIPEDIA) schneller und leistungsfähiger.

    Zurück zu Kaiser. Ein typischer Nachteile eines Nachschlagewerkes, das lediglich von EINER Person gestaltet wird, ist daß dessn persönlicher Geschmack einen wichtign Schwerpunkt bildet - und das ist es, was Christian Köhn beanstandet. Andrerseits war das Werk bei Erscheinen - und auch eigentlich bis heute - konkurrenzlos.

    In der letzten Ausgabe wird Jorge Bolet übrigens im Kapitel "Die großen Toten" - bereits von Klaus Bennert verfasst - erwähnt, als einen der seriösesten Kämpfer für Liszt, dessen Aufnahmen indes relativ spät kamen und deshalb eher einen "Altersstil" zeigten. Seine stilistische Haltung, die eines Grandseigneurs wird gelobt, ditto seine Lebensleistung in Verdiensten um Liszt, allerdings wird darauf hingewiesen, daß es -betrachtet man Einzelinterpretationen - immer wieder auch Besseres gab....


    Generell ist zu sagen, daß die Klavierszene der letzten 100 Jahre, oder wer will 75 (HIFI PHASE)

    zu groß ist um in angemessener Weise dokumentiert zu werden. Ob "Urteile" - angesichts des ohnedies vorhandenen Tonaufzeichnungsmaterials - noch nötig sind - wird eine Geschmacksfrage bleiben.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Er hat nur über die geschrieben, die er auch live erlebt hat. Daher die Lücken.

    Das mag ja sein, aber es macht das Buch dann eben nicht tauglich für einen "Überblick". Und was er über Cherkassky schreibt, ist nicht nur gehässig sondern als Beschreibung von dessen Klavierspiel grob verfälschend ("der fleißige Shura Cherkassky", der "harmlose Zuhörer gewiß zum Staunen und zu Ovationen bringen" kann, aber dessen "fixer Fleiß" "auf die Frage, wie hier und heute Klavier gespielt wird, oder wie die gegenwärtige Interpretationskultur sich zur großen Klavierliteratur verhält (...) kaum Antwort" gibt). Hinter dieser Hochnäsigkeit offenbart sich ein gutes Stück Ignoranz gegenüber einem Interpretationsstil, in dessen Mittelpunkt ganz in der Tradition des 19. Jahrhunderts das Zulassen, Probieren und Erkunden spontaner Eingebungen und die Freiheit der Gestaltung stand. Cherkassky hat sich sehr wohl zur "großen Klavierliteratur" verhalten, vor allem indem er keine gesicherten Wahrheiten verkündete sondern dasselbe Stück jedes Mal anders spielte und gerade dadurch dessen unerschöpfliche Größe zeigte. Das ist eine durchaus kluge Haltung und jedenfalls weit mehr als "fleißig".

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Bei Cherkassky lag er gewiss falsch, einigen anderen hat er meiner Erinnerung nach eine Entwicklung in Aussicht gestellt, die dann nicht eintrat (André Watts zum Beispiel, aber das müsste ich nachlesen), einige hat er übersehen und die meisten der heute geläufigen Namen fehlen.


    Natürlich ist es für einen Überblick vollständig ungeeignet. Aber das spielt doch keine Rolle, es gibt wenige Autoren, die so prägnant über klassische Musik schreiben konnten, diese Spezies ist so gut wie ausgestorben. Die Defizite schmälern die Bedeutung des Buchs für mich nicht im Geringsten. Gleiches gilt für sein dickes Buch über die Beethoven Sonaten - das ist, was die Pianisten betrifft, noch lückenhafter.


    Dabei fällt mir ein, dass er im Radio damals in mehreren Reihen ganze Werkzyklen vorgestellt hat. Darunter auch die Beethoven Streichquartette. Ich bedauere, dass der BR sein Archiv nicht öffnet und alles in die Mediathek stellt.

  • Natürlich ist es für einen Überblick vollständig ungeeignet. Aber das spielt doch keine Rolle

    Für meinen Gedankengang schon, denn der bezog sich ja auf diese Bemerkung von astewes:

    Kaisers Buch war in meiner Jugend unerlässlich, um einen Überblick zu bekommen.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Kaisers Buch war in meiner Jugend unerlässlich, um einen Überblick zu bekommen.


    Ich kenne das Buch auch seit meiner Jugend, finde aber, dass es für einen Überblick gerade nicht taugt, weil zu viele zweifellos "große" Pianisten gar nicht erwähnt werden.


    Da hast Du recht. Damals war ich auf Beethovens Sonaten gebürstet, anderes interessierte mich noch nicht ... :)

    Vielleicht noch einmal kurz zur Klarstellung. Selbstverständlich hat Kaiser alle die von ChKöhn erwähnten Schwächen. Ich empfinde nicht einmal mehr seinen Stil als so gelungen.

    Die Defizite schmälern die Bedeutung des Buchs für mich nicht im Geringsten. Gleiches gilt für sein dickes Buch über die Beethoven Sonaten - das ist, was die Pianisten betrifft, noch lückenhafter.

    Für mich war das damals die Entdeckung, dass es außer Gulda noch viele, viele andere gab, die sich mit Beethoven auseinandersetzten. Der einzige, der bei uns noch in der Schule aufkam, war Wilhelm Kempff. Insofern war das Buch zu seiner Zeit für mich unentbehrlich und gab mir schon Überblick, durchaus mit den deutlichen erwähnten Schwächen. Die Einspielungen von Gilels kamen später und wurden von mir Platte für Platte für sehr viel Geld erworben ...


    Mit dem Blick von heute für heute, halte ich das Buch für verhältnismäßig überkommen. Die Zeit der Päpste ist ziemlich vorbei :) Je mehr Erfahrung ich selbst im Hören bekomme, um so weniger interessiert mich doch, was Joachim Kaiser denkt ....


    .... und hören kann heute jeder, der einen Internetzugang hat

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  • Das Problem Kaisers war, daß sein Buch eben nur 370 Seiten (letzte Auflage) hatte - und ein zweibändiges Werk eben vermutlich damals - wie heute - nicht verkäuflich war.

    Er hätte - von Auflage zu Auflage - (und ob das ausgereicht hätte ist fraglich)konsequenterweise immer Streichungen der Verstorbenen und nicht mehr aktiven (letzteres ist schwer kontrollierbar) vornehmen müssen. Aber das hat er - nach eigener Aussage - nicht übers Herz gebracht.

    Wir sehen daraus: Auch SEIN Buch war Menschenwerk und deshalb nicht fehlerfrei: Aber es war KONKURRENZLOS - und deshalb über lange Zeit Standard.

    Nachschlagewerke, die von EINEM Autor geprägt sind sind immer problematisch. Ein geradezu typisches Beispiel ist der "WURZBACH"

    Ein Österreich-Lexikon mir über 24.000 Biographien österreichischer Persönlichkeiten zwische 1750 und 1850

    das zwischen 1856 und 1891 entstand und einen Unfang von 60 Bänden im Lexikonformat , wobei mzu bedenken ist, daß es sich ausschliesslich um Text handelte, also keine seitenfressenden Bilder.

    (https://de.wikipedia.org/wiki/…s_Kaiserthums_Oesterreich

    Das Lexikon ist einzigartig, dennoch gibt es Stellen, wo der Autor mit :"Ich weiß nicht", "ich glaube" etc argumentiert - etwas das für HEUTIGES Standardwerk undenkbar wäre....

    Eine überarbeitung fand nicht statt- weil viele der genannten Personen in unserer Zeit keine Bedeutung mehr haben und eine Nachfrage sich nicht vorhanden wäre.

    Es gibt aber eine digitalisierte Form im Internet.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !