Johannes Brahms: Sinfonie Nr 1 in c-moll op. 68

  • Danke für die Aufklärung!


    Mir geht es ähnlich. Wenn ich Brahms oder Wagner höre, dann halte ich die in diesen Momenten jeweils immer für die größten Komponisten überhaupt, was mir bei Bach dauernd so geht.
    Wer ist mir nun am nächsten? Bach ist ein darüber schwebender Sonderfall, den ich sozusagen ausklammern möchte.
    Brahms ist mir dann wohl noch etwas näher als Wagner, aber ich bin froh, dass ich beide auf ihre eigen Art sehr lieben kann, auch den Bruckner.
    Ist mir nun Schubert eigentlich auch so nahe? Vielleicht auch, aber wenn ich ihn höre, geht er mir nahe, manchmal sogar zu nahe....



    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Erst seit kurzem bin ich Besitzer dieser hier schon vor längerer Zeit vorgestellten Aufnahme. Bislang hatte ich nur die Sinfonien Nr 3 und 4 unter Karl Böhm. Aber vor einigen Tagen las ich einen Beitrag eines Tamino Mitglieds, der diese Box ausgesprochen lobte und auch mit der Tonqualität recht zufrieden war. Das ist an sich kein Wunder, denn die Aufnahmen stammen aus dem Jahre 1975, etwa dem Zenith der analogen Tonaufnahme überhaupt. Ich habe die erste Sinfonie aus dieser Box zuerst vergleichslos auf mir einwirken lassen und war mehr als angetan. Die Aufnahme ist vor allem eines: eindringlich. Ein etwas später auszugsweise duchgeführter Vergleich mit der Wiener Bernstein Aufnahme bestätigt das.
    Die Aufnahmen sind gut vergleichbar, da es sich in beidenFällen um Konzertmitschnitte aus dem goldenen Saal des Wiener Musikvereins handelt. Die hier gezeigte Aufnahme wurde von Tonmeister Günter Hermanns verantwortet, der auch für alle 3 Beethoven-Zyklen der Sinfonien unter Herbert von Karajan verantwortlich zeichnete....

    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die Aufnahme ist vor allem eines: eindringlich.


    Bei meinen zahlreichen ausgezeichenten Brahms - Sinfonien _GA (mind. so viele wie die Beethoven-GA) wäre es eigentlich unnötig mir noch eine Weitere zuzulegen.
    Die Brahms 1 mit Böhm kenne ich aber, weil ich mir vor Jahren mal die mitlesbare Partitur auf YT geladen hatte:


    Ich war ebenso angetan von Böhms eindringlicher Interpretation und kann wiedereinmal den Spruch vieler "Antiböhmianer" nicht verstehen, die ihm Langeweile nachsagen.
    Gleiches trifft auf das Brahms-KK Nr.1 mit Pollini (DG) und seine hochdramatische Tragische Ouvertüre zu.


    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Habe gerade durch Facebook einen Hinweis auf ein Japan-Video der Ersten von Brahms mit Böhm bekommen.



    Höre gerade hinein und finde es richtig gut. Ich mag es wohl lieber, als so manche neue Einspielung; nicht aber lieber als Karajan und seine beiden Nachfolger, die es sehr in seiner Tradition spielen.


    Der Vorteil dieser Böhm-Interpretation ist jedoch die Klarheit und Transparenz, die klassische Balance, der perfektionistische Anspruch uvm.
    Es gibt live-mäßig einige Kleinigkeiten, die es auf einer Böhm-Studioaufnahme nicht gegeben hätte. Desweiteren sind mir manche Temposachen aufgefallen, die ich ihm so nicht zugetraut hätte. An manchen Stellen ist es schon durchaus viel.


    Der zweite Satz hat herrliche Momente!


    Der "Nachteil" wenn man es überhaupt so nennen will, ist dass der Orchesterklang nicht so üppig und voll von unten her kommend klingt, wie eben bei Karajan plus BPO.


    Eine ziemlich emotionale Interpretation, die die bekannten Vorurteile gegenüber Böhm als lächerlich erscheinen lässt.


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • PS - mit wem könnt ihr mir die 1. empfehlen?


    Lieber LaRoche,


    ich bin immer dafür im richtigen Thread weiter zu schreiben (und nihct den falschen Thread zu "belasten"); des halb hier !


    Es gibt von der Sinfonie Nr.1 sehr viele TOP-Aufnahmen, die mir gefallen. Wenn DU diesen Thread durchschaust hast Du jede Menge Empfehlungen
    Ich würde jedem erst einmal den Zyklus empfeheln, der auch mir den sehr glücklichen Anfang bescherte:
    *** Das ist Otto Klemperer / Philharmonia Orchstra (EMI, 1957) - einen tieferen und autentischere Brahms 1 ist ... selten .
    *** Solti / Chicago SO (Decca) ist dann mein weiterer Favorit, denn bei dem ist nicht nur die Klangqualti erste Klasse, sondern auch die Int absolut packend ... und das nicht nur bei der Ersten.
    *** Szell / Cleveland Orchestra (SONY, 1960) ebenfalls ein ganz grosser Brahms.


    *** Ich schätze alle Karajan-Aufnahmen (DG) sehr und besitze sie alle 3 auf DG-CD. Aber die Sinfonie Nr.1 mit den Wiener PH (Decca, 1960) ist (bei mir auf CD) die Zupackenste ... Nicht zu vergessen die ganz grossen LIVE_Spätaufnahmen der Sinfonie Nr.1 von 1988 aus Tokyo und London. Die habe ich nicht auf CD aber auf HDD als YT-Download; die mir nach meinen zahlreichen weiteren CD-Aufnahmen erst einmal reichen sollten. Mehr Gefühl und Einfühlungsvermögen findet man selten.


    *** Auch wenn unter ganz anderen Vorzeichen, finde ich Bernstein / New Yorker PH auch ganz grosse Klasse, denn der Emotionsgehalt ist dort genau so stark ausgeprägt, wei in seinen besten Aufnahmen = Dvorak 9 und Berlioz Symphony Fantastique. Einfach hammermässig !
    Ich habe auch seine Aufnahmen mit den Wiener PH (DG) - sicher bemerkenswert, aber da kommt sein Spätstil, die Werke zu stark in die Länge zu ziehen, nicht loslassen zu wollen, zu stark zum Ausdruck - das liegt mir nicht.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Vielen Dank, lieber Wolfgang, da hab ich ja ne große Auswahl. Gehört hab ich die 1. auch schon 4-5 mal live, aber ich habe keine Aufnahme. Jetzt kann ich mich ja mal durchhören. So peu a peu.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Wer Emphase liebt, wird hier applaudieren. Und wenn jemals die Pauke in einer Einspielung erwähnenswert ist: dann hier. Erste Sinfonie, vierter Satz ... das ist Rhetorik vom Feinsten und Wirkungsvollsten. Selbstverständlich natürlich der nie schleppende Durchzug, den Wand und das DSO musizieren, der völlig unsentimentale Zugriff auf alle "schönen Stellen". Anders sollte Brahms nicht klingen.

    :jubel:

    Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie. Wem meine Musik sich verständlich macht, der muß frei werden von all dem Elend, womit sich die anderen schleppen.

    Ludwig van Beethoven


    Bruckner+Wand So und nicht anders :)

  • Brahms Sinfonie Nr.1 C-Moll Op.68

    Live: Festival Hall Osaka, 9.11.1994

    Takashi Asahina

    Osaka Philharmonic Orchestra

    1.19:14 Übertrifft sogar Bernstein

    2. 9:38

    3. 5:27

    4.17:57

    s-l300.jpg


    Die erste Sinfonie gilt gemeinhin als mysteriös, als dunkel. Vor allem die beängstigenden Paukenschläge zu Beginn und das verklärende, abgehackte Hauptthema des ersten Satzes leisten zu dieser Meinung ihren Beitrag. Ein Andante sostenuto, welches noch nicht mit Beethoven verglichen werden kann, macht Platz für ein wundervolles Allegretto. Nach einigen Minuten des Finals mit wild durcheinander fahrenden Themen wird ein neues, majestätisches Thema eingeführt, welches zu Brahms bekanntesten zählt.
    Asahina lässt sich für diese Sinfonie sehr viel Zeit, was ihr gut bekommt, vor allem dem ersten und dem vierten Satz.

    Liebe Grüße

    Patrik

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    Ludwig van Beethoven


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