Ludwig van Beethoven: Klavierkonzert Nr 5 op 73 "Kaiser-Konzert"

  • Genau diese von Joseph hervorgehobene Aufnahme hatte ich heute aufgelegt. Viele Vorzüge, die Joseph genannt hat, konnte auch ich feststellen.
    Aber zuerst etwas typisch Rubinsteinsches: Die Natürlichkeit des Tons, ein kristalliner bis sonorer Klang, das ist etwas, das Rubinstein bis in dieses hohe Alter erhalten hat, und die unendliche Erfahrung eines viele Jahrzehnte währendes Pianistenlebens auf allerhöchstem Niveau, verbunden mit einer immer noch vorhandenen immensen Technik, führen auch in dieser Aufnahme dazu, dass man vermeint, einem noch jungen, aber schon ungeheuer erfahrenen Pianisten zu lauschen, der in diesem, formal von vielen Konzerten abweichenden freien eröffnenden Klavierspiel schon das Organische seines Spiels zeigt, eines ständig in der Zeit fließenden, keinesfalls den Eindruck von Langsamkeit erweckenden Musizierens.
    Und es muss auch an dieser Stelle mal gesagt werden, wie perfekt sich Rubinstein und Barenboim mit seinem London Philharmonic zu einem faszinierenden Gesasmtbild fügen, der noch junge, 33jährige Dirigent/Pianist und der 88jährige Pianist. Ich glaube, das funktioniert nur, wenn man auf die gleiche Weise "tickt", und das schien mir hier bei allen fünf Konzerten der Fall zu sein.
    Die von Joseph angesprochene temporale "Breite" der Aufnahme scheint mit nur äußerlich, und ich will sie unten mit der Aufnahme eines Pianisten vergleichen, der zum Zeitpunkt der Aufnahme zwar nicht mehr so jung war wie Barenboim bei seiner Aufnahme mit Klemperer, aber immerhin erst 34 Jahre.
    So scheint mir, dass die "43" Minuten von Barenboim 1968 mehr dem Alter von Otto Klemperer geschuldet sind.
    Jedenfalls glaube ich, dass das Erklimmen dieses "Achttausenders" unter den Klavierkonzerten dem 88jährigen Rubinstein weniger Mühe bereitet hat, als das jüngste Erklimmen des Mount Everest es einen 80jährigen Japaner kostete.
    Hinzu kommt, dass Rubinstein die fünf Konzerte in ähnlich kurzer Zeit aufgenommen hat (Nr. 4 und 5 am 10. und 11. März 1975, sowie Nr. 1 - 3 am 9. bis 11. April), wie kanpp 20 jahre zuvor mit Joseph Krips und der Symphony of the Air. Nur ging Rubinstein damals mit mehr (jugendlichem) temporalen Ungestüm zu Werke.
    Diese Art des Musizierens von Pianist, Dirigent und Orchester zeitigen ein Konzert "aus einem Guss" auf höchstem Niveau.


    Und hier der Vergleich der Spielzeiten:


    Rubinstein 1975: 22:44-9:28-11:06 -- 43:18 min.;
    Gould 1966: 22:01-9:22-11:17 -- 42:40 min.;


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Beethoven, 5. Klavierkonzert Es-Dur op. 73 "Emperor"
    Arthur Rubinstein, Klavier
    Boston Symphony Orchestra,
    Ltg.: Erich Leinsdorf
    AD: 4. März 1963
    Spielzeiten: 20:06-7:42-9:53 -- 37:41 min.;


    Diese Aufnahme entstand als erste der mittleren Gesamtaufnahme, die sich insgesamt auf 5 Jahre erstreckte, was man ihr aber nicht anmerkt. Im Gegensatz zu dieser langen Dauer entstand die erste GA 1956 innerhalb von 10 Tagen an insgesamt nur 4 Tagen, und auch die letzte GA 1975 wurde innerhalb von 6 Wochen an nur wenigen Tagen eingespielt.
    Von allen dreien ist diese Aufnahme des 5. KK die kürzeste, was mir auch schon bei dem 4. KK aufgefallen war. Bei den anderen hatte ich noch nicht darauf geachtet.
    Von allen dreien hat mich aber dieses auch am meisten begeistert, und zwar nicht nur, was die Leistung des Pianisten betrifft, der hier, in der "mittleren Periode"
    nicht nur eine eine ungeheure Souveränität und gleichzeitig Gelassenheit ausstrahlt, sondern auch die in diesem Konzert reichlich gefragte Virtuosität stellt er hier nicht in den Vordergrund, sondern sie kommt ganz natürlich daher, quasi "von innen". Doch darüber hinaus spielt wiederum das Orchester unter der Leitung von Erich Leinsdorf ganz herausragend; es brodelt vor Kraft und gestaltet ebenso wie Rubinstein den Marschrhythmus dieses Stückes in den Ecksätzen ganz hinreißend. Obwohl die Satzbezeichnungen der Ecksätze nur "Allegro" lauten, platzen sie jedoch fast vor "Brio" und Lebhaftigkeit. Auch hier sei der Hinweis auf das Alter des Pianisten gestattet, der bei der Aufnahme "erst" 76 Jahre alt war.


    Rubinstein ist erst der zweite Pianist in meiner Sammlung, der drei "echte" Gesamtaufnahmen vorgelegt hat, mit Krips, Leinsdorf und Barenboim. Zahlenmäßig uneinholbar ist bei mir dennoch Alfred Brendel, der neben seinen drei echten GA's aus den 70ern (Haitink), 80ern (Levine) und 90ern (Rattle) auch in den 60ern eine Patchwork-GA vorgelegt hat mit Boettcher (Nr. 1, 1967), Wallberg (Nr. 2, 1966, Nr. 3 + 4, 1961) und Mehta (Nr. 5, 1961).
    Mit Emil Gilels habe ich einen dritten in meiner Sammlung, der zwei echte GA's mit Szell 1968, Masur 1976 und eine Patchwork-GA vorgelegt hat mit Vandernoot (Nr. 1 + 2, 1967), Cluytens (Nr. 3, 1954) und Ludwig (Nr. 4 + 5, 1967), jedenfalls nach meiner Kenntnis.


    Spielzeiten:
    Rubinstein 1956: 20:12-8:24-09:44 -- 38:20 min.;
    Rubinstein 1963: 20:06-7:42-09:53 -- 37:41 min.;
    Rubinstein 1975: 22:44-9:28-11:06 -- 43:18 min.;


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zum Jahresbeginn, Beethovens kapitales 5. Klavierkonzert in der 1962 entstandenen Aufnahme von Rudolf Serkin und Leonard Bernstein. Eine glückliche Paarung, die leider nicht zu einer GA geführt hat, was schade ist. Es gibt lediglich noch das 3. mit diesen beiden.

  • Angeregt durch Woka und Holger habe ich heute morgen auch Beethovens 5. Klavierkonzert gehört, sogar zweimal.
    Zuerst die Aufnahme mit Michelangeli und Giulini. "Rundblick vom Parnass" lautete die Überschrift über die Fonoforum-Kritik seinerzeit. Und dem ist wenig hinzu zu fügen. Dies war eine meiner ersten CDs überhaupt (die Aufnahme ist aber noch ADD) und sie ist nach wie vor eine meiner liebsten.
    10 Jahre später haben dann an gleichem Ort Krystian Zimerman und Leonard Bernstein eine vergleichbar faszinierende Einspielung gemacht. Wieder live, wieder DGG, diesmal aber digital. Das Orchester ist besser eingefangen und Bernstein der genialere Beethoven-Dirigent. Zwischen den beiden Pianisten kann ich mich in diesem Fall nicht entscheiden. Michelangeli spielt abgeklärter, Zimerman jugendlich-stürmischer. Den wunderbaren zweiten Satz spielen beide gar nicht so unterschiedlich. Beide sind Perfektionisten, besser geht es m.E. nicht mehr.


    Zwei Interpretationen für die einsame Insel.

  • Angeregt durch Woka und Holger habe ich heute morgen auch Beethovens 5. Klavierkonzert gehört, sogar zweimal.
    Zuerst die Aufnahme mit Michelangeli und Giulini. "Rundblick vom Parnass" lautete die Überschrift über die Fonoforum-Kritik seinerzeit. Und dem ist wenig hinzu zu fügen. Dies war eine meiner ersten CDs überhaupt (die Aufnahme ist aber noch ADD) und sie ist nach wie vor eine meiner liebsten.
    10 Jahre später haben dann an gleichem Ort Krystian Zimerman und Leonard Bernstein eine vergleichbar faszinierende Einspielung gemacht. Wieder live, wieder DGG, diesmal aber digital. Das Orchester ist besser eingefangen und Bernstein der genialere Beethoven-Dirigent. Zwischen den beiden Pianisten kann ich mich in diesem Fall nicht entscheiden. Michelangeli spielt abgeklärter, Zimerman jugendlich-stürmischer. Den wunderbaren zweiten Satz spielen beide gar nicht so unterschiedlich. Beide sind Perfektionisten, besser geht es m.E. nicht mehr.

    Lieber Lutz,


    ABM und der "Rundblick vom Parnaß" - das stimmt absolut, Referenz auch bei mir! Ich habe natürlich sämtliche ABM-Mitschnitte - 10 an der Zahl. Bei diesem Konzert hat sich seine Auffassung über die Jahre kaum verändert. Der älteste Mitschnitt ist mit Ansermet von 1942. Neben ABM mag ich noch Artur Rubinstein ganz besonders (ein ganz anderer Ansatz natürlich, aber einfach beglückend) - und die Paarung Emil Gilels/Günter Wand ist wirklich auch wunderschön (kenne ich Dank Willi :) ). Pollini spielt das etwas "weicher" - das gefällt mir auch. Ich habe die Aufnahme allerdings lange nicht gehört. Ich muß die CD bei Gelegenheit mal wieder einlegen! Bei Krystian Zimerman hatte ich immer den Eindruck, dass Beethoven einfach nicht seine Welt ist. Speziell das 5. Konzert habe ich aber nicht im Ohr. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Das Orchester ist besser eingefangen und Bernstein der genialere Beethoven-Dirigent.


    Da hattest Du zwei wunderbare Hörerlebnisse, lieber Lutgra.
    Für mich ist besonders der orchestrale Part mit Bernstein und den WPO unerreicht packend gelungen. Wie schade, dass Bernstein diesen wiener DG-Zyklus aller 5KK mit Zimerman nicht vollenden konnte, denn die KK Nr.1 und 2 hat Zimerman ohne Bernstein aufgenommen ... er fehlt dort deutlichst !
    :!: Mit Bernstein finde ich auch das Zimerman und Beethoven glänzend eine Einheit bilden.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Radio4.nl stellt in diesem Monat Beethovens 5.Klavierkonzert vor.

    Die Philips-Aufnahme mit Stephen Kovacevich and Sir Colin Davis steht an der Spitze,

    gefolgt von der CBS-Aufnahme mit Murray Perahia and Bernard Haitink.

    Den 3. Platz machen Claudio Arrau und Otto Klemperer auf Testament.


    Außerdem gibt es 4 Konzertmitschnitte als audio on demand:
    Kristian Bezuidenhout speelt Beethovens Keizerconcert op fortepiano
    Ronald Brautigam en Radio Filharmonisch Orkest
    Radio Filharmonisch Orkest en Arthur Rubinstein o.l.v. Willem van Otterloo
    Alexander Melnikov en Residentie Orkest o.l.v. Jan Willem de Vriend
    http://www.radio4.nl/thema/Top…eethovens%20Keizerconcert

    mfG
    Michael

  • Platz 2 wundert mich etwas, habe ich als etwas leichtgewichtig in Erinnerung. Muss ich noch mal hören, wollte ich eigentlich längst verkauft haben. Was Kristian Bezuidenhout mit dem Stück "anstellt", möchte ich ehrlich gesagt nicht hören, das geht für mich bei Beethoven gar nicht (aber eigentlich sonst auch nicht).

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  • Ich suche immer noch (allerdings nicht besonders aktiv...) nach einer Einspielung, die den ersten Satz so straff und "militärisch" nimmt wie zB Golschmann/Gould den Kopfsatz des 1. oder Solti/Ashkenazy den des 3. Konzerts. Relativ nahe kommt Szell mit Fleisher, aber die ist klanglich nicht so toll und Fleisher meiner Erinnerung nach etwas zu "brav".
    Kovacevich/Davis ist auch ziemlich gut, m.E. eine vergleichsweise unterschätzte, insgesamt sehr überzeugende GA.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hier aufgelistet alle derzeit oder in der Vergangenheit erhältlichen Mitschnitte (12 an der Zahl) von Arturo Benedetti Michelangeli. Die berühmtesten sind wohl die mit Celibidache, der originellste ist der Vatikan-Mitschnitt von 1960, wo vor der Coda im Finale der Blitz einschlägt! Göttlichen Beistand - auch noch im Vatikan - hatte ABM wahrlich nicht nötig! :D


    Ansermet (Fragment 1. Satz), Genf 11.11.1942
    Rossi, Mailänder Scala 24.11.1947
    Smetacek Prag 29.5.57
    Freccia Vatikan 28.4.1960
    Freccia Rom 14.5.1960 RAI
    Jindrich Rohan Tokyo 13.3.1965, Yomiuri Nippon SO
    Caracciolo Bergamo 1966
    Jan Krenz Danish NSO 1967 (Filmaufnahme, DVD)
    Celibidache, Schwed. RSO, 1969
    Celibidache, Paris SO (Jahr?)
    Jean Martinon Lausanne 1970
    Guilini DGG Konzert Wien 1979


    (ab 5.20):



    P.S.: Bei der Durchsicht stelle ich gerade fest, dass mir die Aufnahme mit William Steinberg fehlt (New York). Die Lücke muß natürlich gefüllt werden....


    Schöne Grüße
    Holger

  • Bisher waren diese beiden hier meine Lieblingsaufnahmen des Konzerts:


    und


    Jede von beiden hat ihre Meriten und ist in sich genommen stimmig und sehr referenzwürdig.
    Sehr gut gefällt mir auch Brendels wie immer geistig durchdrungenes Klavierspiel in der neueren Aufnahme mit Rattle, die ich noch als Philips-CDs besitze. Heute werden sie ja unter Decca verkauft. Aufnahmetechnisch fand ich diese gegenüber der älteren ADD-Aufnahme mit Haitink (1976) eher im Nachteil (hinsichtlich des Orchesters) aber das müßte ich noch einmal mit dem LCD-X nachprüfen.


    Neu hinzugekommen ist bei mir die Gesamteinspielung mit Uchida/Sanderling



    Zum Hören kam ich bisher nicht, aber ich werde dann ggf. berichten. Das Hineinhören jedoch machte auf mich seinerzeit einen sehr guten Eindruck, weshalb ich die CDs ja auch bestellte. Ich mag es, wenn in die Jahre gekommene Dirigenten ihre Lebenserfahrung ins Musizieren einbringen. Sie wollen nichts mehr, sondern nur noch eines: Musik.


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Hallo!


    Nachdem ich offenbar mit einem Beitrag bei den "Tastenlöwen" diesem Thread hier wieder zum Leben verholfen habe, darf meine Einlassung, die ich zu Maurizio Pollini gebracht habe nicht fehlen:



    Ich habe mittlerweile einige Einspielungen gehört, die allerdings alle neueren Datums waren. Darunter waren u.a. Mitsuko Uchida und Rudolf Buchbinder. Jede dieser Aufnahmen hat ihre Reize - dennoch komme ich immer wieder auf diese eine zurück. Hier stimmt für meinen Geschmack wirklich ALLES - was mit Sicherheit auch mit Böhm zu tun hat. Ältere Aufnahmen mit Wilhelm Kempff, Julius Katchen oder den vielen internationalen Pianisten, die hier schon genannt wurden, habe ich bisher nicht heran gezogen.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • ...verzeiht mir eine ganz blöde Frage: hat Beethoven in seinen Klavierkonzerten unterschieden zwischen Klavier-und Orchesterpart?
    Hörte ich doch gerade gestern erst Berezowski und Dausgaard und fand, dass da nicht Parts gespielt werden, sondern ein Gespräch stattfindet; und Klavier und Orchester eigentlich Hand in Hand gehen.
    Dass bei beiden die Konversation immer mal ins Stocken gerät, liegt wohl an Dausgaards Art, Phrasen zu bilden.


    Um mich weiter unbeliebt zu machen: meine Lieblingsaufnahme stammt von Kristian Bezuidenhout, das Orchester leitet Frans Brüggen.
    Oops, der Hammerflügel wieder....der sich so schön eingliedert in den Orchesterklang.
    Keiner den anderen "totdonnert", sondern auf ein Miteinander ausgerichtet ist, das so schön funktioniert.
    Besonders Holzbläser und Klavier mischen einen perfekten Klangeindruck und vom "aufgedrückten" Kaiser-Konzert bleibt nicht viel.
    Sondern mehr!
    Majestät und Würde. Respekt erhobenen Hauptes statt Niederdonnern des anderen.
    Und damit sehr viele leise Töne, farbliche Mischungen und erstaunlich viel Abschied in der Aussage.
    Wichtigster Part des Konzerts wohl die Holzbläser, die den Dialog eingehen mit Streichern und Klavier.


    Ich glaube, dass Beethoven diesen Dialog wünschte. Nicht das Auftrumpfen des jeweils anderen.
    Was natürlich auch mit "modernem" Instrumentarium geht, man höre Casadesus und Rosbaud.
    Es ist wohl eher ein schlichtes, stilles Konzert, das seitens der Instrumentiereng dazu einlädt, Krach zu machen.
    Was die meisten dann auch tun und nur ganz wenige nicht.
    Die die wahre, innere Schönheit hören und vermitteln.


    Herzliche Grüße,
    Mike

  • Melante schrieb:

    Zitat

    Oops, der Hammerflügel wieder....der sich so schön eingliedert in den Orchesterklang.


    Soweit ich informiert bin handelt es sich dabei um eine Illusion, welche nur durch die Tonaufzeichnung möglich ist. Auch ich liebe (neben vielen anderen auf modernem Flügel) eine Einspielung auf historischem Intrumentarium - nämlich jene von Arthur Schoonderwoerd (Siehe auch Beiträge 11-12-14-16-17-18-19-20 etc). Wie man unschwer nachlesen kann war diese Aufnahme einst beliebtes Diskussionsthema im Forum. In jener Zeit fand auch ein Konzert - wenn ich mich richtig erinnere in Innsbruck - statt, zu dem einige Tamino Mitglieder fuhren. Mir wurde berichtet, daß der Flügel derart zart klang, daß er fast unhörbar war, weil er vom Orchester zugedeckt wurde. Zudem musste er in der Pause nachgestimmt werden. So sehr ich Schoonderwords Aufnahmen liebe - sie sind ein Kunstprodukt für die CD-"Konserve"


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wie Melante schon erwähnt hat, haben Berezowski und Dausgaard mit dem schwedischen Kammerorchester Örebro nun endlich auch Beethovens 5. Klavierkonzert plus Chorfantasie eingespielt, womit Dausgaard seine GA des gesamten Orchesterwerkes von Beethoven abschließt.



    Dausgaard legt wie nicht anders zu erwarten eine frische, energische und unprätentiöse Interpretation hin, in der sich das Spiel von Berezovsky bestens einfügt. Der Dialog zwischen Orchester und Soloinstrument ist deutlich vernehmbar. Das Orchester verdeckt das Klavier nicht und das Klavier nicht das Orchester, was wohl daran liegt, dass trotz HIP mit modernen Instrumenten gespielt wird. Und dünn klingt es an keiner Stelle!


    Das einzig Betrübliche dieser Aufnahme ist nur, dass Dausgaard damit seine GA des gesamten Orchesterwerkes von Beethoven abgeschlossen hat ohne dabei das Violinkonzert einzuspielen. Die Klavierfassung dieses Konzertes hat er eingespielt, die Originalfassung leider nicht. :(

    In jener Zeit fand auch ein Konzert - wenn ich mich richtig erinnere in Innsbruck - statt, zu dem einige Tamino Mitglieder fuhren. Mir wurde berichtet, daß der Flügel derart zart klang, daß er fast unhörbar war, weil er vom Orchester zugedeckt wurde. Zudem musste er in der Pause nachgestimmt werden.

    Vielleicht war es ein historischer Flügel, der geschont werden hat müssen.


    John Doe
    :jubel:

  • John Doe schrieb:

    Zitat

    Vielleicht war es ein historischer Flügel, der geschont werden hat müssen.


    Ja - es war ein historischer Flügel. Gebaut hat ihn Johann Fritz, ein Schüler Anton Walters. (ca 1825)
    Fritz war nicht so berühmt wie Walter, deshalb finden wir bei Wikipedia auch keine Lebensdaten....



    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ja - es war ein historischer Flügel.


    Da wäre dann wohl ein Nachbau besser gewesen, denn wenn man sich das Klavierwerk von Beethoven anhört, dann hat man nicht den Eindruck, dass der besonders schonend fürs Instrument komponiert hat. Oder anders gesagt, ein zweihundert Jahre alter Flügel bringt auch in besterhaltenstem und -restaurietestem Zustand nicht mehr das, was er in jungen Jahren gebracht hat.


    John Doe
    :)

  • Zitat

    Das ist der beste Witz seit langem! Der arme Hammerflügel braucht Schonung, weil er Beethoven nicht gewachsen ist!


    Na ja, mit 200 braucht man schon ein wenig Schonung. Ich habe aus gegebenem Anlass den untenstehenden Thread wieder reanimiert. Er ist zwar noch keinen noch keine 200 Jahre alt, wirde aber die letzten 8 Jahre geschont.....


    Unterthema HIP: Originalinstrumente oder Nachbauten?


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Na ja, mit 200 braucht man schon ein wenig Schonung. Ich habe aus gegebenem Anlass den untenstehenden Thread wieder reanimiert. Er ist zwar noch keinen noch keine 200 Jahre alt, wurde aber die letzten 8 Jahre geschont.....


    ... na ja, eine Stradivari-Geige, die Jahrhunderte alt ist, braucht solche Schonung nicht! :D Ein Instrument ist letztlich ein Werkzeug (von instrumentum) - was soll ich mit einem alten Hammer, den ich schonend einsetzen muß? Entweder es ist brauchbar oder nicht. Dein Posting mit dem Vergleich CD-Live fand ich sehr treffend. Die CD kaschiert sehr schön das Problem. Wenn man bedenkt, dass das Gewandhausorchester mal mit 27 Musikern angefangen hat und Mendelssohn unglaublich stolz war, dass er es um 13 Musiker vergrößern konnte, dann kann man sich vorstellen, warum ein solches Instrument einer heutigen Orchesterbesetzung ohne solche zahlenmäßigen Beschränkungen nicht gewachsen ist. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Neben der späten Rubinstein-Aufnahme (mit Barenboim) würde ich noch eine weitere Aufnahme unbedingt ans Herz legen wollen:



    Elly Ney mit den Nürnberger Symphonikern unter der Leitung ihres Ex-Ehemannes Willem van Hoogstraten.


    Die Einspielung entstand 1960 für das Nürnberger Label Colosseum und ist m. E. ganz herausragend gelungen. Das ist wie eine Zeitreise ins späte 19. Jahrhundert. Die Spielzeiten sind wie folgt 21:15 - 8:42 - 10:41. Neys Pathos ist eine erfrischend andere Erfahrung. Sie war damals bereits knapp 80. Kongenial Hoogstratens sehr zupackendes Dirigat, das glanzvoll und wirklich kaiserlich herüberkommt (schön hervortretende Blechbläser, schmetternde Pauken). Überraschend erstklassig das eher unbekannte Orchester, das tadellos mitzieht. Sehr erfreulich auch der wirklich ungemein gute Stereoklang! Das lässt so manche DG-Aufnahme dieser Zeit völlig hinter sich zurück. Praktisch kein hörbares Rauschen, glasklar. Man könnte die Aufnahme locker für 20 Jahre jünger halten.



    Übrigens auch insgesamt eine sehr lohnende Box (leider derzeit vergriffen), in der sich auch das 3. und 4. Klavierkonzert in derselben Kombination finden und viele weitere späte Einspielungen von Klaviersonaten. Eine Neuauflage wäre wirklich an der Zeit.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Was du über die Box von Elly Ney gesagt hast, lieber Joseph, kann ich in vollem Umfang bestätigen. Ich habe diese Box auch in meinem Besitz und habe auch die fabelhafte Aufnahme des 5. KK. schon mehrfach gehört. Auch die Sonaten bespreche ich hier, wenn sie an der Reihe sind, Die Nr. 4, 8, 14, 21 (2x), 23 und 27 waren schon an der Reihe, die Nr. 29 hat sie leider nicht aufgenommen bzw. ist nicht habhaft. Dafür schlägt ihre große Stunde wieder am Ende des Projekts in einigen Jahren, denn die letzten drei Sonaten hat sie aufgenommen, die Nr. 32 sogar drei Mal, denn in Sachen Beethoven ist sie fürwahr eine Institution.


    Übrigens sehe ich gerade, dass auf dieser Doppel-CD, die ich auch in meinem Besitz habe, das 5. KK noch einmal vorhanden ist, in einer Aufnahme mit den Wiener Philharmonikern unter Karl Böhm, aus dem Jahre 1944:



    Diese Doppel-CD ist ein Schnäppchen, in Georgsmarienhütte z. Zt. zu haben für 7,99 €, zumal der Klang des KK 5 für 73 Jahre exzellent ist.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Eine Aufnahme, die m.E. zu Unrecht bisher hier nur am Rande erwähnt wurde, möchte ich hiermit ausdrücklich vorstellen:

    Clifford Curzon (Klavier), Wiener Philharmoniker, Dirigent: Hans Knappertsbusch (Aufnahme: Wien 1957, STEREO).
    Links ist sie mit dem Konzert Nr. 4 gekoppelt (eine Mono-Produktion von 1954), rechts mit den Eroica-Variationen op. 35 (AD: 1970).
    Es ist eine prachtvoll ausgewogene Aufnahme, die Übereinstimmung von Pianist und Dirigent ist kaum zu überbieten. Klanglich ist sie erstaunlich gut geraten.
    Der englische "Penguin Guide" lobt sie über den grünen Klee, vor allem die Kultiviertheit des Anschlags sowie die poetische Besinnlichkeit, vor allem im 2. Satz. Das vierte Konzert ist nicht weniger gelungen, aber leider nur in Mono vorhanden. Ganz großartig sind auch die Eroica-Varationen (rechte Abbildung), die auch klangtechnisch großartig gelungen ist.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Hallo


    Ich habe eben auf Instagram einen Auszug aus einem Konzert gesehen, in dem Vladimir Ashkenazy (blutjung) das Konzert spielt. Dirigent war offenbar Edo de Waart.

    Weiß jemand, ob es das auf CD gibt?


    Gruß

    Wolfgang

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo