Rheingold ist eine komische Oper - dank Herrn Hilsdorf wissen wir es nun endlich

  • Bist du sicher? Das hat bestimmt noch irgendwer. Zur Not müsste man ein wenig schmieren. Julie Andrews hatte für das britische Fernsehen damals Cinderella gespielt von Rodgers und Hammerstein. Da hieß es auch, alles sei gelöscht worden. Und vor ein paar Jahren tauchte ein Mitschnitt auf. Also, nicht aufgeben und dranbleiben.


    Zum Kupferring: Also, begeistert war ich nicht davon. Er gefiel mir nur besser als der von Chereau, den ich wirklich ätzend fand und finde.


    Am liebsten ist mir nach wie vor der Schenk-Ring von der Met.

  • Und wenn ich Dir jetzt noch sage, dass das ZDF mit Fernsehkameras in den Vorstellungen der Wieland_Inszenierungen sass... Alles gelöscht!


    Lieber m.joho, kennst Du die Dokumentaion über Wieland Wagner, die änlässlich seines 50. Todestages auf alpha wiederholt wurde? Sie enthält zumindest einige mir bislang unbekannte Film-Szenen aus seinen Produktionen und ein Interview mit Wolfgang Windgassen. Angekündigt ist auch ein großer Bildband über Wieland Wagner für die nächsten Tage, von dem Du gewiss auch schon gehört hast - auf dem Titel mein Bayreuther Lieblingsfoto des "Siegfried"-Schlusses auf völlig leerer Bühne. "Lechtende Liebe, lachender Tod!" Vor Spannung bin ich schon ganz aus dem Häuschen. :jubel:


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ist Tamino etwa eine Zeitmaschine? Oder ist die Zeit für manche Taminos einfach stehen geblieben? Der Chereau-Ring, das war vor 40 Jahren!!! So mancher Leser von heute könnte diese "Diskussionen" hier auch als Realsatire auffassen. :D

  • Lieber Rheingold,
    Zusätzlich zu dem von Dir genannten Buch wird übrigens am 1.11. eine fast 900 Seiten starke Biographie von Jens Neubert und Nike Wagner über Wieland erscheinen. Bin auch schon sehr gespannt! :jubel:

  • Da ich einen sehr guten Draht zur Rheinoper habe, habe ich Kontakt mit dem zuständigen Dramaturg aufgenommen, der sich beide Threads zur Premiere durchgelesen hat und hat mir gestern eine sehr nette Mail geschrieben. Die Inszenierung spielt in einem Salon bzw. Edelbordell Anfang des 19. Jahrhunders. Die Rheintöchter sollen Animierdamen darstellen. Loge ist auch kein Dompteur, sondern jemand der alle Fäden in der Hand hat. Der Varietebogen stellt den Regenbogen dar. Die Neonlichter leuchten zu den einzelnen Szenen unterschiedlich. Eine Anlehnung an den Chereau Ring ist durchaus gewollt, z.B. in der Kapitalismuskritk , die durch die beiden Riesen gezeigt wird, die in Handwerkskluft auftreten. Außerdem war er vom Forum begeistert, fand es aber nur schade, daß es bei dem Thema inszenierung keine wirkliche Diskusision zustandekommt. Er findet auch die Schenk bzw Zeffirelli Inszenierungen gut, meinte aber das es schr schnell langweilig werden würde, wenn alle Regisseure nur danach inszenieren würden, weil es dann immer nur eine Kopie sei.

  • Lieber Rodolfo,
    Es ist zwar nett, dass der Dramaturg Dir geantwortet hat, aber auf welch bescheidenem Niveau ist geradezu unglaublich.
    Die Idee mit der Kapitalismuskritik hatte schon Wieland Wagner, der das Stichwort "Wallstreet" für das Rheingold geprägt hat, und dass Loge der Strippenzieher ist, ist ebenfalls eine Binsenwahrheit.
    Wogegen wir uns wenden, ist aber in welcher Bebilderung das hier gemacht wird. Wieder einmal wurde der Mythos zerstört. Auch ich möchte keine Kopie des Schenk-Rings (Zeffirelli fällt schon deswegen aus, weil er bekanntlich nie Wagner inszeniert hat). Was ich hingegen langweilig finde, ist dass hier stattdessen (um in den Worten des Dramaturgen zu reden) bildmässig die xte Kopie des Chéreau-Rheingolds stattfindet. Und die Rheintöchter als Nutten hat man wahrlich auch zur Genüge gesehen....

  • Rodolfo hat ja nur eine wohl erheblich ausführlichere Mail stenogrammhaft kurz zusammengefasst. Wie will man da das Niveau beurteilen?


    Was meine Korrespondenz mit der Zunft der Opernregisseure angeht, kann ich nur sagen, dass deren Niveau für doch einige Taminos mit Abneigung gegen RT hier mindestens 2 Etagen zu hoch wäre, um da auch nur annähernd auf Augenhöhe mitdiskutieren zu können.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Was meine Korrespondenz mit der Zunft der Opernregisseure angeht, kann ich nur sagen, dass deren Niveau für doch einige Taminos mit Abneigung gegen RT hier mindestens 2 Etagen zu hoch wäre, um da auch nur annähernd auf Augenhöhe mitdiskutieren zu können.

    Autsch!!!!







    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.


  • Autsch!!!!



    Also arrogant ist die Äußerung schon, aber beileibe nicht ungerecht, wenn man den vielen Stuss gelesen hat, der hier in diesem und leider auch in Rodolfos Thread über die "Rheingold"-Produktion der Rheinoper geschrieben wurde!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Zitat

    Zitat von La Roche: gibt es einen Lehrstuhl für Arroganz?

    Lieber La Roche,



    es gibt ihn ganz offensichtlich, denn dort werden solche "hochintelligenten" Sprüche erfunden. Mir wäre das alles viel zu dumm, um darauf überhaupt einzugehen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Ich habe mich deshalb kurz gefasst, weil ich mit den negativen Reaktionen auf die Mail gerechnet habe.


    Eigentlich schade, aber durchaus verständlich ...

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Gegen Evaluationen ist ja nichts einzuwenden - wenn sie denn seriös sind. Aufgrund einer verkürzt wiedergegebenen Mail kann man jedoch einen Künstler und dessen geistige Fähigkeiten wohl kaum seriös evaluieren. Wenn man es trotzdem tut und ihm ein "unglaubliches" (!) "bescheidenes Niveau" konstatiert, dann muss man leider eben eventuell auch die Retourkutsche akzeptieren, dass das "Niveau" eines solchen Werturteils über das Niveau eines Künstlers seinerseits entsprechend evaluiert wird. Hier gilt: Gleiches Recht für Alle!


    Die polemische Tendenz in unzähligen Äußerungen hier über RT-Regisseure ist schließlich mehr als bekannt, wo ihnen ja immer wieder gerne auch nicht gerade wenig hochtrabend Niveau- und Ahnlosigkeit, Inkompetenz u. dgl. unterstellt wird. Wer jedoch wirklich mal einer solchen Person, die so gerne angefeindet wird, begegnet, wird eben einen ganz anderen Eindruck bekommen: nämlich den eines höchst gebildeten Menschen, der von seiner Materie wirklich etwas versteht. Ich habe ja nun bei mir dokumentiert, wie es aussieht, wenn so Jemand mal die Äußerungen von Taminos sachlich-fachlich in allen Einzelheiten "auf Herz und Nieren" prüft. Da bleibt dann schlicht nichts mehr übrig. Insofern haben die Betreffenden hier wirklich Glück, dass sie ruhig weiter ihre Vorurteile pflegen dürfen, ohne das Erdbeben fürchten müssten, dass ihnen die Grund- und Haltlosigkeit ihrer Behauptungen auch mal öffentlich vorgeführt werden könnte.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Da ich einen sehr guten Draht zur Rheinoper habe, habe ich Kontakt mit dem zuständigen Dramaturg aufgenommen, der sich beide Threads zur Premiere durchgelesen hat und hat mir gestern eine sehr nette Mail geschrieben. Die Inszenierung spielt in einem Salon bzw. Edelbordell Anfang des 19. Jahrhunders. Die Rheintöchter sollen Animierdamen darstellen. Loge ist auch kein Dompteur, sondern jemand der alle Fäden in der Hand hat. Der Varietebogen stellt den Regenbogen dar. Die Neonlichter leuchten zu den einzelnen Szenen unterschiedlich. Eine Anlehnung an den Chereau Ring ist durchaus gewollt, z.B. in der Kapitalismuskritk , die durch die beiden Riesen gezeigt wird, die in Handwerkskluft auftreten. Außerdem war er vom Forum begeistert, fand es aber nur schade, daß es bei dem Thema inszenierung keine wirkliche Diskusision zustandekommt. Er findet auch die Schenk bzw Zeffirelli Inszenierungen gut, meinte aber das es schr schnell langweilig werden würde, wenn alle Regisseure nur danach inszenieren würden, weil es dann immer nur eine Kopie sei.


    Ernst nehmen kann ich den Brief des Dramaturgen leider nicht. Was soll denn das heißen, es würde "sonst schnell langweilig werden"? Mich hat diese Produktion wahnsinnig gelangweilt. Und langweilig waren auch die Bezüge zu Chereau. Langweilig war das Lichtkonzept, unfreiwillig komisch waren die flackernden Birnchen am Proszenium. Und dass das Konzept nicht richtig verstanden wurde, das geht ja wohl auch aus den Rezensionen hervor: Offensichtlich haben mehrere Journalisten den Salon als Tingeltangel identifiziert. Witzig auch, dass man woanders liest, der Regisseur wollte sich ganz bewusst von bisherigen Deutungen abgrenzen und dann zitiert er so oft den sogenannten Jahrhundert-Ring.
    Ach, was soll's. Man muss sich eben dran gewöhnen, dass die Regiejünger am längeren Hebel sitzen und allen anderen die Lust am Theater nehmen. Ich werde jedenfalls demnächst wieder erst die Fotos abwarten, bevor ich mir ein Ticket kaufe.
    Es wundert mich übrigens, dass der Dramaturg so viel Zeit hat, hier mit zu lesen. Aber wenn er es schon tut, dann hätte ich eine große Bitte an ihn: bitte holen Sie den Freischütz wieder aus der Versenkung. Jawohl, den in den stimmungsvollen, romantischen Bühnenbildern von Günther Schneider-Siemssen. Es gibt nämlich auch viele Opernliebhaber, die so etwas überhaupt nicht langweilig sondern wunderschön und bereichernd finden.


    P.S.: Danke für die Buchempfehlungen. Da freue ich mich auch schon drauf.

  • Es ist ein Dilemma. In Düsseldorf sind die Verhältnisse wohl ähnlich wie in Münster. Man pflegt ein freundliches und aufgeschlossenes Verhältnis zum Publikum. Entsprechend ist diese Mail auch im Ton. Zu dieser Freundlichkeit gehört die unprätentiöse und unambitionierte Art der Antwort. Genau das wird ihr aber bei einem Teil des Publikums zum Verhängnis - das auf solche Freundlichkeit nur unfreundlich reagiert. Die Künstler stecken in der Zwickmühle. Reagieren sie ambitioniert, hält man ihnen Arroganz vor und "Gelehrsamkeit", die man so gerne mag wie der Teufel das Weihwasser. Reagieren sie wie hier ganz unverkrampft unambitioniert, heißt es dann: Die haben ja kein Niveau! Was bleibt ihnen also übrig? Nichts, als diesen Teil des Publikums schlicht zu ignorieren. Über solch eine mögliche Reaktion der Missachtung darf man sich also nicht beschweren. Man hat es nicht anders gewollt.


    Es ist in der Kunst über Oper hinaus durchaus ein verbreitetes Phänomen, dass es Interpretationen mit lang anhaltender Vorbildfunktion gibt. Ob die Vorbilder nun Karajan oder Rubinstein heißen - das heißt aber nun beileibe nicht, dass sie nur "kopiert" würden.


    Und: Wenn Chereau selbst nach 40 Jahren immer noch manche Gemüter so in helle Aufregung versetzen kann, dann kann er eigentlich sooo langweilig auch nicht sein, wie behauptet.


    Ich bekam übrigens den Hinweis (Behauptung: RT-Inszenierungen seien nur Eintagsfliegen), dass die Zauberflöten-Inszenierung von Laura Scozzi in Nürnberg (Premiere am 14. November 2009) immer noch auf dem Spielplan steht.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Zitat

    Zitat von Knusperhexe: Ernst nehmen kann ich den Brief des Dramaturgen leider nicht. Was soll denn das heißen, es würde "sonst schnell langweilig werden"?

    Lieber Knuspi,


    auch ich sehe eine solche Aussage als pure Ausrede ohne jeden Sinn und jeden Beweis an. Es ist reine Einbildung dieses Dramaturgen.
    Für mich und für viele Zuschauer war es immer interessant, einmal etwas anderes zu sehen, als die ständig wiedergekauten Probleme unseres Alltags, die uns täglich durch Presse und Fernsehen immer wieder aufgewärmt werden. Stinklangweilig ist es hingegen, dass jetzt auch die Bühnen das ständig wiederkauen und es uns mit ein paar billigen Versatzstücken auf der Bühne und den immer gleichen Klamotten aus der Altkleidersammlung präsentieren, die wir auf der Straße zur Genüge betrachten können. Wenn man nicht mehr über das Allgemeinwissen und die Fähigkeit verfügt, sich in eine frühere Zeit zu versetzen (siehe auch die Aussagen des Wuppertaler Regisseurs zu Rigoletto), dann verwandelt man eben die Handlung in irgendein unpassendes Geschehen unseres Alltags. Höchst einfallslos!!!


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber Gerhard,


    Deinem Statement möchte ich noch hinzufügen, dass ich viele Regisseure, Bühnen- und Kostümbildner für extrem unsensibel halte. Und es ist, so glaube ich, auch nicht vermessen, dass viele bei der Konzeptentwicklung schlichtweg faul sind. Davon nehme ich zwar einen Herrn Hilsdorf aus, weil ich weiß, wie konzentriert er arbeitet. Wenngleich seine Welt nicht die meine ist, zolle ich ihm noch Respekt und mache wieder einen Bogen um seine Produktionen. Beides wird ihm natürlich herzlich egal sein:-)


    Aber andere seiner Zunft, die mal gerade bei einem Glaserl Wein und ... ein paar abgelutschte Ideen hervorzaubern und die mit Trarara präsentieren, kann ich nicht mehr ernstnehmen. Ja, empfinde sie als schlichtes Ärgernis. Und wenn ich denke, dass in NRW der Kulturetat aufgestockt werden soll, dann frage ich mich: WOFÜR????????? Da können sich gewisse Damen und Herren dann noch mehr zurücklehnen, Kulissenteile bei OBI vom Assistenten und Kostüme vom Praktikanten auf dem Wühltisch aussuchen lassen, ihre Vitamin B-Positionen sichern und das selbstgefällige Leben auf dem Elfenbeinturm genießen.


    Freuen wir uns an den Meistern ihrer Zunft, lieber Gerhard und lassen wir wir o. g. fett werden und die Karre vor die Wand fahren. In diesem Sinne, noch was zum Freuen:


  • Ja, lieber Knuspi,


    wie schön waren doch die Zeiten, als jedermann noch die nach Libretto inszenierten Opern ohne Programmheft und ohne Einführung nachvollziehen und auch deuten konnte. Heute können viele die wirren Ideen der Regisseure nicht einmal mehr mit dem Programmheft in der Hand nachvollziehen. Und ich glaube nicht, dass ich zu alt dazu bin, denn du könntest vom Alter her mein Sohn sein und es gibt hier im Forum noch weit Jüngere (etwa Figarooo), die diesen Unsinn, der in die Inszenierungen hineingewürgt wird und die blöden Aussagen in den Programmheften und in den vielfach in den Trailern mündlich gegebenen Interviews nur als dummes Zeugs ansehen können.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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