Die Deutsche Grammophon Gesellschaft und ihre Neuaufnahmen seit 2000

  • Bei der großen Kartusche sieht es blöd aus, dass dieses kleine Feld unten jetzt leer ist. Früher stand da "Numerique" drin (warum eigentlich auf französisch?).


    Die Kartusche prägte natürlich schon die Cover der LP-Ära und da stand dann Stereo drin. Wenn rot, dann bei Sammler speziell begehrt, da frühe Pressung. Ob jemand auch für die Nachpressung von 2005 soviel Geld auszugeben bereit ist?


  • Die Kartusche prägte natürlich schon die Cover der LP-Ära und da stand dann Stereo drin.


    So weit zurück reichen natürlich meine Bestände nicht :)


    Ich habe also verstanden, dass dieses kleine untere Feld dazu diente, die zeittypisch verkaufsfördernden Eigenschaften der Platte aufzunehmen: erst Stereo, dann Digitalaufnahme. Heute gibt es scheinbar keine Besonderheiten mehr, die man dort hineinschreiben könnte, also lässt man es leer. Was, ich wiederhole mich, blöd aussieht. Als hätte man vergessen, da etwas hineinzusetzen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • "Früher" stand da (anfangs rot hinterlegt) "Stereo" drin.... und das blieb auch bei den ADD-CDs zuerst so. (Wenn nix drin stand, war es bei LPs mono.)


    Es gab seit je auch Cover mit kleiner Kartusche, besonders bei Wiederauflagen in günstigeren Reihen wie "Resonance" als auch bei Opern, Oratorien o.ä. Boxen mit mehreren LPs/CDs. Da war, soweit ich sehe, das Feld immer leer, ebenso wie bei der kleinen Kartusche auf dem Backcover.


    Die Kartusche gibt es überhaupt erst seit den späten 50ern oder so. Die erste Vinyl-Generation hatte entweder einen durchgehenden gelben Balken in der Mitte oder am oberen Rand mit dem Tulpenstrauß in der Mitte bzw. Ecke (s.u.).


    Und im DDD bzw. "4D"-Zeitalter gab es vereinzelt auch den Schriftzug "DIGITAL". Warum "Numerique" dominiert, kann man nur mutmaßen. Ich tippe, dass die Franzosen diejenigen wären, die sich beschwert (oder den verkaufsfördernden Hinweis auf die neueste Technik nicht verstanden) hätten, wenn es nicht französisch draufsteht, während es dem Rest der Welt egal war.


    51ANYEQ07KL.jpg



    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Die veielen Zwischenbemerkungen haben den Thread etwas unübersichtlich gestaltet - aber zugleich interessanter gemacht.
    Ich habe mir daher die Mühe gemacht, eine vorläufige Zwischenbilanz zu ziehen.


    Bis jetzt wurden 25 Neuaufnahmen der Deutschen Grammophon seit 2000 hier genannt
    Selbstverständlich gibt es noch mehr, wie wir in den nächsten Tagen sehen werden.
    Es scheint mir eine vorsichtige Hinwendung zur klassischen Moderne und Musik der Gegenwart zu bestehen.
    Damit lässt sich fürs erste vermutlich nicht allzuviel Geld verdienen, aber man kann sich als "zeitgmäß" positionieren,
    was man vom Marketing her nicht unterschätzen sollte.
    Es wäre aber auch möglich, dass die Tamino Mitglieder lediglich eine selektive Auswahl in eine bestimmte Richtung getroffen haben (?)
    Ferner ist zu bemerken, das man den Pool der Star behutsam auffüllt und erneuert.
    Das ist nowendig, denn ichzwischen hat der einst (es ist lange her) belächelte Konkurrent Naxos begonnen, Nachwuchskünstler mit Zukunftspotential an sich zu binden UND solche auch aufzubauen. Auch andere Nischenlabel sind - oft unbewusst - dieser Strategie gefolgt. DGG muß also Flagge zeigen - und das tut sie auch - um nicht in Bedeutungslosikeit zu versinken.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bis jetzt wurden 25 Neuaufnahmen der Deutschen Grammophon seit 2000 hier genannt
    Selbstverständlich gibt es noch mehr, wie wir in den nächsten Tagen sehen werden.
    Es scheint mir eine vorsichtige Hinwendung zur klassischen Moderne und Musik der Gegenwart zu bestehen.
    Damit lässt sich fürs erste vermutlich nicht allzuviel Geld verdienen, aber man kann sich als "zeitgmäß" positionieren,
    was man vom Marketing her nicht unterschätzen sollte.
    Es wäre aber auch möglich, dass die Tamino Mitglieder lediglich eine selektive Auswahl in eine bestimmte Richtung getroffen haben (?)

    Ich tippe auf letzteres.

    Zitat

    Ferner ist zu bemerken, das man den Pool der Star behutsam auffüllt und erneuert.

    Nachdem man ihn entleert hat? Oder gleichzeitig?

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  • Ich füge eine weitere Aufnahme hinzu, die bei ihrem Erscheinen 2012 Furore machte - und noch immer zum Vollpreis im Katalog ist (heutzutage keine Selbstverständlichkeit)Der kanadische Pianist mit polnischen Wurzeln, Jan Lieiecki spielt Mozarts Klavierkonzerte Nr 20 und 21, begleitet vom Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks unter Christian Zacharias.
    Jan Lisiecki scheint derzeit zum "VertragskünstlerPool" der Deutschen Grammophon zu gehören


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ein weiterer Pianist, den DGG im Portfolio hat, ist Yundi (Li). Verkauft sich vermutlich in Fernost besser als in Europa.

  • Meiner Ansicht nach hat die DG in früheren Zeiten im Verhältnis eher mehr Musik der klassischen Moderne und Moderne herausgebracht bzw. war die Musik damals natürlich noch neuer und noch nicht so etabliert. Es ist ein Unterschied, ob man in den 1960ern Henze- und Stockhausen-Platten herausbringt, wenn die Stücke ein paar Jahre alt sind, oder heute, wenn sie 50 Jahre alt sind.


    Stockhausen (bzw. die Erben) haben die Rechte zurückgekauft, aber die LPs, auf denen zahlreiche seiner Werke bei der DG erschienen, sind teils noch heute Sammlerobjekte.


    https://www.discogs.com/lists/…eutsche-Grammophon/121533


    Das LaSalle Quartett war sozusagen ein Spezialensemble für die Moderne und auch wenn das nicht so viele Aufnahmen sind, sind ebenfalls "Klassiker" und Ersteinspielungen dabei. Oder die Erstaufnahm der komplettierten "Lulu" unter Boulez, ebenfalls DG.


    Da muss man aus den letzten 20 Jahren lange suchen, um ähnlich umfangreiche Aufnahmeprojekte gewichtiger neuerer Musik bei einem Major zu finden (mag auch daran liegen, dass die entsprechenden Werke und Komponisten dünner gesät sind). Jedenfalls ist es keine neue Entwicklung, dass man sich auf einmal von einem konservativen Image befreien und auf neuere Musik setzen will.
    In der Moderne mit dabei zu sein, war schon in den 1950ern wichtig:


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  • Gibt es Aufnahmen der DG seit 2000, die so gut sind, dass ich sie 100%ig empfehlen kann und auch meine, sie besitzen zu müssen? Wie ich feststellte, gibt es da gar nicht allzu viele Einspielungen, aber ich habe von den Komponisten, die ich kenne und zu denen ich mich äußern kann, doch noch etwas gefunden, bzw. hier ist, was mir im Moment spontan einfällt. Vielleicht komme ich noch später auf weitere, mir wichtige Einspielungen:



    Brahms mit Mutter/Orkis, wobei ich finde, dass man dann auch die Blue-ray braucht, die es offenbar nicht mehr gibt, nur die DVD ( was für ein Glück ich habe...):



    Dann noch Mozart, witzigerweise wieder eine CD mit ASM. Ich poste es nicht, weil ich ein kritikloser Fanboy der Dame wäre (was bei ihrem persönlichem Charme durchaus möglich wäre), sondern weil ich diese Aufnahmen wirklich gut finde:



    Ganz grob meine ich jedoch behaupten zu können, dass die Mehrheit von mir speziell verehrten DG-Aufnahmen aus den 60er-bis 90er-Jahren stammen. Da spielen dann solche Namen wie Karajan oder Böhm eine große Rolle, auch Kempff , Gilels, Michelangeli, Giulini, Pollini, Argerich, Abbado.....



    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

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  • Zitat Alfred Schmidt

    Zitat

    Ferner ist zu bemerken, das man den Pool der Star behutsam auffüllt und erneuert.


    Zitat Kurzstückmeister

    Zitat

    Nachdem man ihn entleert hat? Oder gleichzeitig?


    Eine gute Beobachung - das ist mir so drastisch gar nicht aufgefallen.
    Aber natürlich stimmt es. Man trennt sich von dem, was man für verzichtbar hält
    und erwirbt erhofftes Zukunftspotential.


    Wir haben es in anderen Threads schon besprochen, es gibt keinen wirklich alles überstrahlenden Mozart - Dirgenten
    und eigenlich auch keinen in Sachen Schubert.
    An Haydns Sinfonien - es müssen ja immer Gesamtaufnahmen sein - haben sich schon zahlreiche Konkurrenten, auch solche im eignen Firmenverband (Ich zähle DECCA in diesem Zusammenhang als Konkurrenz der DGG - auch wenn beide zu UNIVERSAL gehören)
    die Zähne ausgebissen.
    Herbert von Karajan und KAelr Böhm verkaufen sich scheinbar noch immer gut - man kann also warten bis hier geeignete Nachfolger verfügbar sind.
    Im Falle der Beethoven Sinfonien gibt es zahlreiche Neuaufnahmen, da will man derzeit sicher nicht investieren, Mit Karajan, Karl Böhm und Claudio abbado im Talon. Sogar die alten Fricsay Aufnahmen haben teilweise noch einenlegendären Ruf.


    Man wird vermutlich also ausloten in welche Richtung die DGG in Zukunft gehen will oder muß - und dementsprechend seinen Pool aufbauen. Das ist sehr schwierig. Denn den Gewinner eines ersten Preises bei irgendeinem Wettbewerb, bietet Herr Heyman den Klassikhörern wesentlich preiswerter an, als die DGG. Dennoch sind den Herren dort ein paar interessante Einkäufe gelungen. Lang Lang gegen Hilary Hahn und Giuliano Carmigniola zu tauschen war zumindest von der Imagefrage her eine interessante - und auf lange Sicht vermutlich auch richtige Entscheidung. Wenn man DGG und DECCA aber - uim Gegensatz zu mir . NICHT als Konkurrenten sieht, dann sieht die Sache noch günstiger aus. Vielleicht mache ich mal einen Thread auf: Die UNIVERSAL Künstler der Gegenwart.


    Nischenrepertoire ist von DGG eher nicht zu erwarten - das wäre kaufnännisch bei der Größe des Unternehmens nicht vertretbar....


    in Kürze folgt eine weiterer Betrag mit einer DGG Neuerscheinung aus meiner Feder


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Irgendwie - so habe ich zumindest den Eindruck - ist die DGG derzeit auf die Suche nach sich selbst, nach ihrer eigenen Identität. Typisch dafür sind einige Neuerscheinungen, darunter die hier abgebildete CD, die (mich) dann doch sehr an "Beinahe-Crossover" erinnert.
    Geboten wird ein klassischen Programm mit Violinkonzerten von Vivaldi, egänzt durch "La biondina in gondola", ein traditionellen venezianisches Stück, gesungen von Juan Diego Florez und - imo ziemlich willkürlich gewählt RV 315 "Der Sommer" aus den 4 Jahreszeiten. Wo es notwendig erschien transkribierte der Solist Vai Avital - ich kannte ihn bislang nicht - das entsprechend Stück ganz einfach. Er spielt auf einer modernen Mandolinie aus dem Jahre 1998. Das begleitende Orchester, das "Venice Baroque Orchestra" begleitet ihn - so wie es sich miir darstellt ohne Dirigenten. (Er scheint übrigens - wenn ich richtig gelesen habe - auch auf der Homepage des Orchesters nicht auf. Das Cover Zeigt den noch jungen Interpreten (der auch Klezmer und Moderne interpretiert)
    In malerischer Pose mit seinem Instrument, im Hintergrund kann man Venedig erkennen. Der Titel der CD ist "AVI AVITAL VIVALDI" -in serifenfreien wissen Großbuchstaben prangt er, beied Namen in gleicher Größe um zu betonen, daß Komponist und Interpret sich auf Augenhöhe zueinander befinden - Nein nicht ganz, denn der Name "AVI AVITAL" wurde bezeichnenderweise noch VOR dem des Komponisten gesetzt.


    Im Booklettext ist über Avital zu lesen, daß er "ohne Scheu Genregrenzen übewindet" . Nichts Neues in Staate Dänemark - solche Interpreten gabe es zuhauf - lediglich die Hörer konnten meist ihre Scheu nicht ablegen....
    Im Werbetext finden wir folgenden Satz: "Herausgekommen ist ein Album, mit dem der Mandolinenspieler unser gemütliches Vivaldi-Bild gehörig auf den Kopf stellt. Auch deshalb, weil er dem unerschrockenen Slogan folgt: »Es darf in der Musik keine Tabus geben.«
    Das möchte ich kurz kommentieren: Wo bitte gibt es in den letzten 30 Jahren ein "gemütliches Vivaldi-Bild" ?????
    Und das mit dem Tabu für Tabus ist schon an sich erheiternd genug - das kommentiere ich NICHT


    Das "jugendlich-kecke Spiel"(Zitat "STEREO", Mai 2015) bestätige ich übrigens ohne Einschränkungen......


    Beste Grüße aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • »Es darf in der Musik keine Tabus geben.«


    "Ohne Tabus" als uralte Verkaufsmasche......meint die DG damit so eine Art Klassik-Musik-Porno? Sind wir schon soweit?
    "Tabuloser Mandolinenspieler treibt es hemmungslos mit Vivaldi". ..
    Die Mandolinen-Musik klingt beim Anspielen dann allerdings ziemlich harmlos, trotz der versprochenen Tabulosigkeit ;)


    Ich vermisse ohnehin ganz normale Werk-Einspielungen, wie es früher noch häufig war. Heute will man so gerne ein Marketing-Motto haben, eine Tendenz, die mich auch bei Festivals und Konzerten ständig nervt.
    Es reicht mir z.B. "Bach, Brandenburgisches Konzert Nr. 3", und nicht so ein (vielleicht gar trendy-englisches) Motto, bei dem vielleicht der Hof zu Köthen erwähnt wird ( Bach at the Court) .....oder was auch immer.
    Was die Cover der DG anbelangt, erinnert nur noch die gelbe Farbe an die goldenen Zeiten. Es wird für meinen Geschmack auch viel zu sehr der Interpret ( der doch die Musik gar nicht geschrieben hat!) in den Fokus gerückt.


    Naja, ich beende den Beitrag, um nicht zu sehr in eine Früher-war-alles-besser- Stimmung zu verfallen....


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Naja, allerdings war zu den Hochzeiten der DGG der Markt auch noch nicht so voll, sprich: es gab nicht so viele Produktionen, die um die Gunst des Käufers buhlten. Heutzutage gibt es von allem so viel - zu viel? -, dass man auf sich aufmerksam machen muss, will man die Scheiben auch an den Mann/die Frau bringen. Sowohl die Anzahl der Label/Mitbewerber ist gestiegen, als auch die Optionen des medialen Zugangs. Zudem steigt der Umfang der Historie, welche die Labels "mitschleppen", mit jeder neu entstehenden Aufnahme. Insofern sind "Vertriebler" und "Marketingmenschen", so verächtlich der Blick auf diese nicht selten ist, gerade aus der Sicht kulturell orientierter Menschen, wahrlich alles andere als zu beneiden. Wer wahrgenommen werden will, muss auffallen, denn Qualität allein gibt es in großer Auswahl.


    Viele Grüße
    Frank

  • Am 5.5. 2017 erscheint bei der Deutschen Grammophon eine Neuafnahmen von Bruckners Sinfonie Nr 3 mit dem Gewandhausorchester Leipzig unter Andris Nelsons, welche laut Herstellerinformation den Auftakt zu einer neuen Gesamtaufnahme aller Sinfonien Anton Bruckners darstellt. Wie wir der Info weiters entnehmen können ist Andris Nelsons Exklusivkünstler der Deutschen Grammophon. Damit lebt eine alte Tradition der Exklusivverträge wieder auf, die vor einigen Jahren verworfen wurde, sich aber anscheinend bewährt hat.


    (34. in diesem Thread genannte Veröffentlichung)


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Wie wir der Info weiters entnehmen können ist Andris Nelsons Exklusivkünstler der Deutschen Grammophon. Damit lebt eine alte Tradition der Exklusivverträge wieder auf, die vor einigen Jahren verworfen wurde, sich aber anscheinend bewährt hat.


    Wie verträgt sich diese Aussage denn hiermit?


  • Zitat

    Wie verträgt sich diese Aussage denn hiermit?


    Ich bin ein wenig ins Transpirieren gekommen (ein veritabler Gentleman "schwitzt" nicht) und habe verschiedene juristische Möglichkeiten durchdacht, beispielsweise daß der Exklusivvertrag erst ab einem bestimmten Zeipunkt gilt, oder aber , daß das hauseigene Label des BSO nicht gehindert werden kann , Mitschnitte von ihrem Chefdirigenten zu veröffenltichen --- Indes: reine Spekulation - und noch dazu falsch - die Quellen waren vernebelt - Aber wer suchet der findet- und ich habe gesucht UND gefunden: Am 3, April 20115 hat die Deutsche Grammophon mit dem BSO einen Kooperationsvertrag abgeschlossen, der besagt, daß in Zukunft alle Aufnahmen mit Andris Nelsons und dem BSO bei Deutsche Grammophon erschienen werden. - BINGO - Die haben was drauf die Burschen !!!


    Da stieg Weihrauch auf und der zuckersüße Honig floß in Strömen - mir sind fast die Tränen der Rührung gekommen - ein neues


    Goldenes Zeitalter der Tonträgergeschichte


    scheint anzubrechen:


    https://www.bso.org/brands/bso…g-label-announcement.aspx


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • 2012 veröffentlichte die Deutsche Grammophon eine Weltersteinspielung des Prologs zu Schostakowitschs Orango:



    Das Los Angeles Philharmonic spielt unter Esa-Pekka Salonen außerdem die bereits in vielen anderen Aufnahmen vorliegende Vierte Symphonie von Schostakowitsch.



    Liebe Grüße


    Portator

  • Ab und an hat die DG nach 2000 noch interessante Aufnahmen produziert. Bedenkt man ihre einstige Stellung, dann ist der Output im 21. Jahrhundert allerdings schon fast erbarmungswürdig. Wie wenig kam in den letzten 17 Jahren doch dabei heraus, was man als "essentiell" einstufen würde. Dieser Thread belegt das m. E. gut. Man muss schon ziemlich lange suchen, um überhaupt etwas zu finden. Und noch schwieriger wird es, wenn es etwas wirklich Gutes sein soll.


    Dennoch nominiere ich mal:



    Eine der letzten Aufnahmen von Sir Neville Marriner, einst ein Aushängeschild von Philips, das als Klassiklabel sang- und klanglos unterging. Am Ende dann nochmal bei der DG.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Ich hoffe, eine kurze Zwischendiskussion ist hier nicht störend:
    Die deutsche Grammophon kämpft hier an zahlreichen Fronten gegen zahlreiche Gegner. Einer der grössten ist das eigene Management der vergangenen Jahtzehnte, das sich auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausgeruht hat und auf Umsatzrückgänge falsch reagiert hat. Letzteres sollte man nicht zu streng beurteilen, denn Umsatzrückgänge sind immer eine Situation wo man gern in Panik gerät, vor allem wenn das Unternehmen groß ist, die laufenden Kosten auf die Schnelle nicht einzbremsen sind und einem die Aktionäre oder Shareholder mit ihrer Gier im Nacken sitzen.Zudem muß man sagen, daß viles, das heute als falsch bezechnet wird, vor einigen Jahren noch als Optimallösung geseghen wurde, beispielsweise das "gesundschrumpfen" Immerhin hat Universal mit dieser Strategie überlebt, die EMI und einige andere indes nicht.
    ZUsätzlich hat sich das, was man heute noch immer euphemistisch "Gesellschaft" nennt, gewandelt, wir wurden amerikanisiert, ohne aber das geeignet Umfeld oder eine entsprechende Infrastruktur zu haben.
    Der Kunde ist in gewisser Hinsicht anspruchsloser geworden. Er ist nicht mehr so auf Stars versessen. Und wenn doch, dann bekommt er sie heute recht günstig, denn die Majors haben es für richtig angesehen ihr "Familiensilber" zu verscherbeln. Neue Namen wurden kaum aufgebaut, und wenn das versucht wurde, hat man gemeint, das müsse Rucki-Zucki gehen und ausserdem dei die künstlerische Qualität und Charisma nicht entscheidend, Man brauche nur ein oaar Pressemeldungen und positive Kritiiken zu bekommen, alles weitere erledigt sich von selbst. Wer so dachte, der hat sich nie mit dem Strickmuster von Klassikhörern befasst, vielleicht wollte man dies gar nicht sondern hat auf den Massenmarkt gesetzt
    das hat ja auch teilweise funktioniert. Allerdings ist das natürlich nicht mehr der Nimbus und die damit verbundenen Profite von gestern. HEUTE ist es so, daß die alten Stars nur mehr wenigen ein Begriff sind - und die haben so gut wie alles, was er von denen am MArkt gibt. Die neuen Stars sind eigentlich nocht sooo bekannt - und ausserdem bei Naxos und Co billiger zu haben, denn Naxos hat sich im Laufe der Jahre einen eignen Pool an "prominenten" Künstlern herangezogen. Man wirdt den Majors stets vor, daß sie lediglich den Mainstream Markt bedienen. Das ist auch notwendig, denn mit Nischernrepertoire kan nur ein relativ kleines Unternehmen überleben.
    Die Zukunft schein so auszusehen, daß man wieder verstärkt bereits berühmte Künstler einkauft und mit ihnen Exklusivverträge schliesst, Die har Vor und Nachteile. Man bindet zwar einen Künsteler an sich, ist er indes erfolglos, dann ist man andrerseits an diesen Künstler gekettet, Das führ aber dazu, daß von beiden Seiten versucht werden wird erfolgreich zu sein- künstlerisch, immagemäßig und finanzilell.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Die Deutsche Grammophon entwickel sich allmählich wieder zu (fast) altem Glanz. Gleich zwei Neuerscheinungen sind mir seit dem letzten Beitrag aufgefallen. Wenn es nicht zum alten Glanz reicht, dann liegt das sicher nicht an der DGG oder deren Künstlern, sondern einerseits an der Veränderung dessen was man heute noch immer noch euphemistisch als "Gesellschaft" bezeichnet, zum anderen an einer gewissen Sättigung des Marktes, verursacht durch den Preisverfall der letzten Jahrzehnte.
    Der Stellenwert von klassischer Musik -speziell auf Tonträger ist drastisch gesungen. Da sich gesellschaftliche Entwicklungen oft in einer Pendelbewegung entwickeln, und das Pendel derzeit recht eindeutig in Richtung "konservative Werte und Weltanschauungen" bewegt, ist es nicht ausgeschlossen, daß klassische Musik allmählich wieder an Bedeutung gewinnt - wenngleich natürlich nie mehr soviel, als sie in den Zeiten hatte wo das Medium
    a) eingeführt wurde (ca 1910 -Edisonwalzen erheblich früher)
    b) "elektrifiziert" wurde ( ca 1925 -Mikrophon statt Trichter - Höherer Pegel, Frequenzgangerweiterung um ca 1 Oktave)
    c) durch einführung des Tonbands das Grundrauschen vermindert wurde
    d) auf Mikrorille, bzw Langspielplatte umgestellt wurde (frühe bis mittlere 50er Jahre - erneute Klangverbesserung bis hin zu HIFI)
    e)Stereo Aufnahmen eingeführt wurden (schon in den frühen 50er Jahren, die DGG war da eher rückständig)
    d Die CD eingeführt wurde. (ca 1983)


    All diese Neuerungen ware tatsächliche Verbesserungen, die für jedermann hörbar waren, bei STEREO und CD waren indes hohe Anstrengungen vonnöten um die Hörer vom Zugewinn zu überzeugen, der im Falle der CD bis heute nich nicht allgemein anerkannt ist (sihe die momentant Vinyl-Welle)


    Die DGG hat - ich sagte es schon im Eröffnungsbeitrag dieses Threads - die Zeichen der Zeit erkannt und korrigiert mit ziemlichem Aufwand die strategischen Fehler vergangener Manegements. Das ist natürlich schwierig, aber wie es scheint, weiß man was zu tun ist um sich den Namen "Majors" dereinst wieder zu verdienen,
    zumindest aber an Bedeutung zurückzugweinnen was in unseren Tagen noch möglich ist.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Auif keinen Fall darf ich vergessen auf diese Aufnahme hinzuweisen. Zimerman nicht erstmals seit einem Vierteljahrhundert wieder für DGG auf.
    Imerman ist ja sehr kantig und profiliert. Er zog frühe Aufnahmen zurück, weil sie seinen Ansprüchen an sich selbst nicht genügten, er unterbrach ein Konzert, weil dort jemand illegal mitfilmte, er legte sich mit den USA an. (Lassen Sie die Finger von meinem Land")
    Überall tauchen sie jetzt wieder auf, die eigenwilligen, genialen und unbequemen, da haben wir pflegeleichten,immer sonnigen und nachgiebigen Charaktäre, natürlich keine Chance....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Mein erster Beitrag in diesem Forum, das ich seit Jahren nur als Leser besuche. Für fundierte Beiträge fehlt mir schlicht die Kenntnis, daher an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Betreiber sowie alle Mitglieder, durch deren Beiträge ich so vieles gelernt und kennengelernt habe!


    Nichts Neues und an anderer Stelle hier schon diskutiert, aber dennoch auch hier erwähnt, da in meinen Augen eine grandiose Scheibe:



    (Sorry, ohne Bild -- und Sponsor-Link hoffentlich richtig gesetzt.)


    Die Orgelsonate Nr. 4, BWV 528, in der Transkription von August Stradal, gehört zum Schönsten, was ich je gehört habe. Die Deutsche Grammophon begleitet mich, seitdem ich vier bin, also seit 34 Jahren, und hat mein Leben unbeschreiblich bereichert.


    Lieben Gruß aus München

    Robert

  • Auch die Deutsche Grammophon hat sich an den Vinyl-Boom angehängt. Mit einer Aufnahme, die auch Jazz- und Pop-Publikum ansprechen könnte. Bisher nur als LP erhältlich, meine ist bestellt.


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  • Ich greife hier eine Anrgeung von "Joseph II" auf und bringe das holländische Pianistenduo Lukas und Arthur Jussen wieder in den Focus

    Der jugendliche Impetus ist unüberhörbar und macht die Aufnahmen MO besonders reizvoll





    https://arthurandlucasjussen.com/en/home

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  • Ich habe nun bei meinen digitalisierten Scheiben geschaut. Da ist die DGG mit über 300 Scheiben immer noch Spitzenreiter. Hyperion mit etwas über 250 und dann Naxos mit 240 liegen schon mit Abstand dahinter ....


    Mir gefällt, dass die DGG ihre alten Künstler immer wieder produziert. So finden sich Neuaufnahmen von Pollini, Barenboim, Buchbinder und Zimerman und Pinnock darunter. Von den jungen sind bei mir Liesicki, Trifonov und immer noch Ott vertreten. Es gibt den Koreaner Seong-Jin Cho und den Isländer Víkingur Ólafsson und den Sohnemann von Maurizio, Daniele Pollini.


    Man findet bei DGG das relativ junge Mivos Quartett mit einer wirklich überzeugenden Aufnahme der Streichquartette Steve Reichs




    Ich finde auch, dass die DGG mit vielen neuen Aufnahmen auf den Vinyl-Hype mit aufspringt. Interesanterweise scheint das etwas für ein jüngeres Publikum zu sein, soweit ich die Plattenveröffentlichungen des Labels wahrgenommen habe.


    Allerdings ist der oben schon erwähnte Yundi Li aus der Riege der DGG Künstler wieder verschwunden. Die an anderer Stelle schon mal formulierte Treue des Labels zu seinen Künstlern kann ich bei Ott zwar sehen, bei Yundi Li eben nicht. Vielleicht hat es einfach etwas mit den Verkaufszahlen zu tun?

  • Lucas & Arthur Jussen wurden in Beitrag 56 mit ihren Einspielungen bei der DGG gewürdigt. Das Label setzt auf die beiden Pianisten.


    Ein russisches Programm brachten die Brüder 2021 beim Label DGG heraus.



    Eine Doppel-CD mit Werken niederländischer Komponisten für zwei Klaviere ist 2022 erschienen.


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Trevor Pinnock wurde die Ehre zuteil, dass 2019 die erste Cembaloaufnahme seit 1983 beim Label DGG veröffentlicht wurde.


    Johann Sebastian Bach: Das Wohltemperierte Klavier Teil 1



    2021 folgte der 2. Teil des Wohltemperierten Klaviers


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928





  • Eine Scheibe, die hier in diesen Thread passt und gebührend erwähnt werden darf. Das ist so ziemlich die beste Einspielung der Symphonie von Hans Rott, die ich je gehört habe. Jakub Hrůša versteht es beispielsweise gekonnt, das allzu prominente Triangel besser in den Gesamtklang zu integrieren. Man kann mutmaßen, dass Rott selbst einfach die Zeit fehlte, diese Feinheiten der Partitur noch umzusetzen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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