Lang Lang - Strohfeuer oder Dauerbrenner

  • "Werktreue"? Dieser in der Opernregiewelt mittlerweile so veröhnte Begriff? :D

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich freue mich jetzt schon auf seine Interpretation der Hammerklavier-Sonate, denn ich habe schon mehrere Meinungen gelesen, die sie für eine Referenz gehalten haben. Lang Lang sollte vielleicht mal solche Recitals besuchen wie die von Gerhard Oppitz, dann könnte er eine Menge über Werktreue lernen.


    Lieber Willi,


    dann darf ich Dich, wenn es Dir möglich ist, bereits heute zu folgendem Programm am 29. April 2018 mit Gerhard Oppitz nach Heilbronn einladen:


    Mozart: Ouvertüre "La Clemenzo di Tito"
    Mozart: Klavierkonzert Nr. 24, c moll, KV 491
    Richard Strauss: "Burleske", TrV 145
    Beethoven 8. Sinfonie


    Das Programm wurde übrigens von unserem Tamino-Freund Stimmenliebhaber konzipiert, nachdem ich im Forum anregte, um die beiden Klavierkonzerte herum passende Werke vorzuschlagen. Wahrscheinlich - nachdem das Experiment so ein attraktives Ergebnis brachte - werde ich eine solchen kleinen "Wettbewerb" im Forum bei Gelegenheit wiederholen.
    Lieber Willi, sollte Dein Besuch sich tatsächlich realisieren lassen würde, dann werde ich Dir auch einen ganz persönlichen Kontakt mit Gerhard Oppitz ermöglichen können.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Obwohl er von der Fachkritik in technischer Hinsicht häufig als weltweit
    konkurrenzlos eingestuft wurde, galten seine Interpretationen in der
    Zeit teilweise als zu glatt und spannungslos.


    Lieber Dr. Kaletha, dieser Satz steht so in Wikipedia, wobei natürlich nicht alles zu glauben ist, was da steht. Bezogen wird sich auf die Zeit Ende der 60-er Jahre. Ich glaube aber schon, daß derartige Artikel in Wikipedia nicht von Amateuren und Dilettanten geschrieben werden.

    Wenn man den Zusammenhang hinzunimmt, liest sich das so:


    So spielte er bereits 1957 die Chopin-Etüden in Mailand und erregte damit einiges Aufsehen. Ende der 60er Jahre konzentrierte er sich mehr auf Klarheit und klangliche Feinabstimmung. Obwohl er von der Fachkritik in technischer Hinsicht häufig als weltweit konkurrenzlos eingestuft wurde, galten seine Interpretationen in der Zeit teilweise als zu glatt und spannungslos. Spätere Interpretationen zeigten wieder ein höheres Maß an Impulsivität und Ausdruckskraft.


    Ich verteidige sonst immer Wikipedia, aber hier hat das Evaluationssystem von Wikipedia nicht seine richtige Wirkung entfaltet, um es mal vorsichtig auszudrücken. Da wird erst einmal keine Quelle angegeben und die Formulierung ist dubios und "Wischiwaschi": "teilweise". Was heißt das? War das nun die allgemeine Meinung oder nur eine Einzelmeinung, die nur immer wieder zitiert wurde? Wenn man Pollinis Tondokumente kennt, kann man das jedenfalls nicht nachvollziehen. Eher spricht viel dafür, dass es da einen Rezensenten gab, der mit dem bis dato ungewohnten neusachlichen Interpretationsstil, der sich in den 60igern etablierte und woran Pollini einen maßgeblichen Anteil hatte, nicht so recht klar kam (Stichwort "Klarheit"). Die verfügbaren Tondokumente geben dafür jedenfalls keinen Beleg für diese Behauptung. Wenn man die Aufnahmen selbst vom Chopin-Wettbewerb mit späteren vergleicht, dann zeigen sie, dass Pollini zu den erstaunlich frühreifen Musikern gehört, die schon mit 18 im Grunde eine "fertige" Persönlichkeit waren. Natürlich gibt es auch eine Entwicklung bei Pollini und einen ausgeprägten Spätstil, aber die Grundzüge seiner Interpretation sind immer die geblieben, die sie ganz zu Anfang waren.


    Bei Youtube gibt es dieses erstaunliche Dokument - eine Aufnahme von Prokofieffs Konzert Nr. 3 von 1968. Das finde ich sensationell und bin sehr traurig, dass man das nicht auf CD oder DVD bekommt. Wer das "glatt" und "spannungslos" findet, der sollte einen Ohrenarzt aufsuchen... :D Ich habe Pollini mit 34 etwa im Konzert gehört und mir ist das noch heute unvergessen. Er spielte mit einer schier unglaublichen Kraft und einem Stehvermögen, das seinesgleichen suchte. Keine der Studioaufnahmen gibt es so richtig wieder.


    Ironische Zusatzanmerkung: Bei Lang Lang klingt genau dieses Prokofieff-Konzert so (nämlich sentimental), als stamme es aus einer vergangenen Epoche, jedenfalls nicht nach umstürzlerischer "moderner" Klaviermusik des 20. Jhd.


    Schöne Grüße
    Holger


  • Lieber Hans,


    vielen Dank für diese Einladung, die ich sofort in meinen Terminkalender eingetragen habe. Welch ein schönes Programm, da die Clemenza Ouvertüre zu meinen Lieblingsouvertüren von Mozart zählt und KV 491 mein absolutes Mozartkonzert ist. Auch die Achte Beethoven gehört zu meien Lieblingen. Die Burleske habe ich zufällig dabei unter Reiner mit seiner Chikago Symphony mit Byron Janis und werde sie nachher gleich hören.
    Eine Bitte habe ich noch: Da du ja sicher Kontakt zu Gerhard Oppitz hast, den ich vor vielen Jahren an meinem damaligen Wohnort Coesfeld-Lette zum ersten Male live erlebt habe (Beethoven und Brahms). könntest du ihn frragen, ob es möglich wäre, ihm am 5. Februar nächsten Jahres telefonisch in meiner Eigewnschaft als Chronist des Forums zum 65. Geburtstag zu gratulieren? Falls du meine Nummer nicht hast, gib mir hier einen Tipp, dann rufe ich dich an. Deine Nummer habe ich ja.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Banner Trailer Gelbe Rose

  • Lieber Stimmenliebhaber,


    Wie du sicher weißt, ist Gerhard Oppitz ja Gottseidank kein Sänger, und auch Lang Lang nicht, und in der Klavierwelt sowie in der ganzen Instrumentalwelt gilt Werktreue ja noch etwas. Aber wie ich dich kenne, war das wieder einer deiner "orignellen Scherze". :D Du hast übrigens sehr passende Programmpunkte ausgesucht für das Konzert am 29. 4. 2018.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lang Lang sollte vielleicht mal solche Recitals besuchen wie die von Gerhard Oppitz, dann könnte er eine Menge über Werktreue lernen.

    Für mich, lieber Willi, liegt das Lang Lang-Problem eigentlich woanders, nämlich beim Vortragsstil. Es giebt ja nicht nur den Werkaspekt, sondern auch den Aspekt der Aufführung. Die Aufführung soll ein Werk wieder lebendig machen, d.h. es soll von ihr eine belebende Wirkung ausgehen. Das kommt zum Aspekt der Werktreue bzw. Werkgerechtigkeit noch hinzu. Wie das geschieht, da gibt es nun verschiedene Ansätze, die letztlich in der Kultur, der Erziehung und dem Naturell des Interpreten gründen. Die Rhetorik neigt zu einer gewissen Übertreibung, um dadurch den Eindruck von Leben und Ausdrucksleben zu erwecken. Bei Lang Lang kommt noch der Aspekt der Theatralisierung hinzu. Er spielt die Musik immer gewissermaßen mit erhobenem Zeigefinger wie vorgeführt von einem Conferencier: "Meine Damen und Herren, aufgepasst, hier sehen sie diese aufregende Wendung von Beethoven und dann gleich diese!" Das alles wäre noch in Ordnung, wenn der Interpret nur reflektieren würde. Wirklich überlegene Interpreten können sich zurücknehmen, wenn sie merken, dass ihr Vortragstil mal nicht so zu einem bestimmten Werk passt. In diesem Punkt scheint Lang Lang aber einfach zu naiv zu sein. Das alles wirkt ein bisschen kindlich-kindisch, wie Glockenton so schön geschrieben hat. Genauso wenig wie Schumanns Kinderszenen solch eine Theatralisierung vertragen, verträgt sie Chopins G-moll-Ballade, ohne dass es einfach komisch oder lächerlich wird.


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Bei Lang Lang kommt noch der Aspekt der Theatralisierung hinzu.

    Das bringt es auf den Punkt! Ich muss allerdings sagen, dass ich nicht wenige Menschen kenne, die ihn gerade deshalb toll finden und sonst gar keine Klaviermusik hören. Aber von seinem 'theatralischen' Stil sind sie begeistert. Und das finde ich auch völlig in Ordnung. Es gibt doch viel zu wenig Angebote, die ein neues Publikum erreichen. Und vielleicht beginnt der eine oder andere auch mal in andere Aufnahmen reinzuhören, weil Lang Lang ihn angezündet hat.


    Viele Grüße
    Christian

  • Ich glaube, lieber Holger,


    dass diese meine folgende Rezension vom 30. 11. 2014 ganz gut umschreibt, was du und auch ich meinen, was ich hier an vielen Stellen der Partitur deutlich gemacht habe:




    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Stimmenliebhaber,


    Wie du sicher weißt, ist Gerhard Oppitz ja Gottseidank kein Sänger, und auch Lang Lang nicht, und in der Klavierwelt sowie in der ganzen Instrumentalwelt gilt Werktreue ja noch etwas. Aber wie ich dich kenne, war das wieder einer deiner "orignellen Scherze". :D


    Lieber Willi,


    nein, das war gar kein Scherz, mich wundert es wirklich, dass einige (und damit meine ich nicht dich!) hier offenbar die "Werktreue" hochhalten und in der Oper drauf scheißen...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Lieber Willi,


    das hast Du trefflich beschrieben - und da sind wir uns völlig einig. Ich hatte das "Lang Langs Appassionata-Zirkus" genannt, hier im Thread Beitrag 195:


    Lang Lang - Strohfeuer oder Dauerbrenner


    Du hast nur einen kleinen Fehler gemacht: Rubinstein meinte natürlich nicht Barenboim, sondern den jungen Emil Gilels. :D :hello:


    Herzlich grüßend
    Holger

  • hier offenbar die "Werktreue" hochhalten und in der Oper drauf scheißen...


    ... hier scheißt einer einfach drauf, was ich schreibe. Erst einmal ist "Werktreue" nicht gleich "Librettotreue" oder "Partiturtreue". Da geht es schon los.


    Das ist hier aber nicht das Thema, sondern Lang Lang. Pointieren, zur Bildhaftigkeit verdichten, Theatralisieren sind Vortragsmittel, die an sich weder gut oder böse sind. Sie müssen nur richtig dosiert werden. Dazu bedarf es einer Analyse, die nicht nur einen notentreuen Vortrag meint, sondern eine, die nach dem Sinn fragt, danach, was mit dem Notentext ausgedrückt werden soll, was gewissermaßen "hinter" den Noten steht und nicht aufgeschrieben werden kann - philosophisch ausgedrückt: Es gilt, den Geist hinter den Buchstaben zu finden. Der Interpret sollte dann seinen Vortragsstil so wählen, dass die Aussage eines Werkes damit nicht völlig verdeckt und verstellt wird, sondern "besser" zum Ausdruck kommt. Auch Pollini hat sich mal so geäußert, dass man heute Beethoven nicht mehr so vortragen kann wie zur Zeit Beethovens, also die Mittel des Vortrags der heutigen Zeit anpassen muss. Aber dazu muss man sich erst einmal um ein angemessenes Sinnverständnis bemühen. Genau daran mangelt es aber einem Lang Lang. Ein Vortrag darf eine "Wirkung" erzielen wollen, nur darf der wirkungsästhetische Aspekt sich dabei nicht verselbständigen und zum Selbstzweck werden. Diese Grenze hat Lang Lang bei der Appassionata z.B. leider überschritten. Da kehrt sich dann die erzielte Wirkung gegen den Ausdruckssinn, wird im wahrsten Sinne des Wortes sinn-widrig. Und dann darf man so eine Interpretation als misslungen bezeichnen.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Zitat

    Du hast nur einen kleinen Fehler gemacht: Rubinstein meinte natürlich nicht Barenboim, sondern den jungen Emil Gilels. :D :hello:


    Lieber Holger,


    wenn, dann habe nicht ich den Fehler gemacht, sondern der Autor, der das Booklet der 1. Gesamtaufnahme der Beethoven-Sonaten Barenboims geschrieben hat. Denn da stand es drin. Das muss so kurz vor 1960 gewesen sein, als der junge Barenboim Rubinstein vorspielte. Ich kann mich nicht erinnern, dass der "junge Gilels", und das hätte so in den 30er Jahren sein müssen, Rubinstein vorgespielt hätte. Erst 1938 war Gilels im Ausland, in Brüssel beim Concours Musicale Reine Elisabeth, den er gewann, u. a. vor ABM. Erst 1955 debütierte er in Amerika. Da war er schon fast 40. Und als er so umjubelt wurde, hat er wohl sinngemäß gesagt: "Wartet erst, bis ihr Richter gehört habt."
    Wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich das noch mal nachlesen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Willi,


    es war eindeutig Gilels. Denn vor Barenboims Oktaven muss man nun wirklich keine Angst haben. Ich habe ja auch die Rubinstein-Autobiographien (beide) .. :D :D


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Jetzt (nach dem Fußballspiel) bin ich fast geneigt, dir zu glauben, denn ich habe inzwischen die ersten Teile der kurzen Gilels-Biografie auf der Homepage der Gilels-Foundation gelesen, und da steht Folgendes:

    Zitat

    Gilels-Biografie: Die Resultate ließen nicht lange auf sich warten. Anfang der 30er Jahre kamen viele berühmte Musiker nach Odessa. Gilels spielte für A. Borowskij und Artur Rubinstein. Ihren Eindruck beschrieben sie unabhängig voneinander mit dem Wort „erschütternd“. Rubinstein prophezeite, dass Gilels nach Amerika kommen und dort alle, ihn selbst mit eingeschlossen, in den Schatten stellen werde.


    Ich werde dennoch zu Hause auch das Barenboim-Booklet durchlesen, weil mir der Wortlaut, den ich dort verorte, anders in Erinnerung ist.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Erst 1938 war Gilels im Ausland, in Brüssel beim Concours Musicale Reine Elisabeth, den er gewann, u. a. vor ABM.

    Lieber Willi,


    ich habe gerade in die Rubinstein-Biographie geschaut: Rubinstein lernte Gilels 1937/38 kennen während einer Konzertreise durch Russland, wo der ganz junge Gilels ihm vorspielte. Rubinstein selbst saß 1938 in Brüssel in der Jury, die Gilels dann den 1. Preis verlieh. (Man darf nicht vergessen, dass Gilels 4 Jahre älter ist als ABM, was in sehr jungen Jahren viel ist. ABM war da 18, Gilels 22 Jahre alt. ABMs Durchbruch war der Gewinn des Wettbewerbs in Genf 1939.) Lustig: Manche Geschichten werden einfach immer wieder falsch erzählt. So wird immer gerne im Zusammenhang des Gilels-Vorspiels behauptet, durch Rubinstein sei Gilels überhaupt erst ermuntert worden, Konzertpianist zu werden. Rubinstein schreibt aber (und wertet das als Kuriosität), dass Svjatoslav Richter (!) später zu ihm kam und ihm sagte, er habe ihn 1938 mit "Petruschka" gehört und daraufhin beschlossen, Konzertpianist zu werden. :D


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Wenn man dem Thread - am Ende - ein wenig folgt, scheint es doch Schwierigkeiten zu bereiten, beim Thema zu bleiben. Ob das nun am Pianisten liegt?


    Ich möchte wieder auf den Star des Threads zurückkommen. Es gibt ja nun einige Scheiben, die in den letzten Jahren erschienen sind und hier nicht weiter diskutiert wurden.






    Hier schreibt der Werbepartner


    Zitat von jpc

    Lang Lang ist nicht nur der berühmteste Pianist unserer Zeit, sondern auch ein großer Kinofan. So spielte er selbst auf Soundtracks zu so unterschiedlichen Filmen wie dem Marilyn Monroe-Drama »My week with Marilyn« und dem Animationsblockbuster »Kung Fu Panda 3«. Auf dieser Zusammenstellung spielt Lang Lang aber auch berühmte Filmmusikklassiker wie »Moon River« von Henry Mancini (aus »Frühstück bei Tiffanys«), das »Gladiator«-Thema von Hans Zimmer oder die Titelmusik zu »Spider-Man«.



    wovon mich nur die Goldbergvariationen interessiert haben. Die waren für meine Begriffe deutlich über dem, was ich erwartet hatte .... Ein ernsthafter Vergleich mit den Einspielungen der letzten Zeit wie denen von Ólafsson, Fazil Say, Jean Rondeau, David Fray und Hannes Minaar hat bei mir nicht stattgefunden. Das wäre aber vielleicht ganz interessant.



    PS: Um eine Antwort auf den Threadtitel zu geben. Ganz klar Dauerbrenner! Die Grammophon tut was für ihren Star, aber tut der was für die Klassik?

  • Nun gibt es seit ein paar Tagen ein völlig neues Doppelalbum unseres Virtuosen. Er spielt Werke von Saint-Saëns ein. Ich schätze diesen Komponisten und bin leider durch eine Besprechung von David Hurwitz etwas abgeschreckt worden. Ich weiß, dass man Hurwitz mit etwas Vorsicht genießen muss, aber die Besprechung geht an manchen Stellen in die dann doch unerfreulichen Details.



  • Ich habe ihn lange Zeit gegen manche Kritiker verteidigt, die mir oft zu sehr an Äußerlichkeiten hängen blieben und von einer gewissen Grund-Gehässigkeit geprägt waren, aber inzwischen fällt mir das immer schwerer. Die folgende Peinlichkeit hat Steinway vor ein paar Jahren mit den Worten "may be the greatest live performance ever captured of this masterpiece. The feedback on this video has been overwhelming and it promises to be viewed by millions for generations" beworben. Anscheinend ist weder dem Steinway CEO Ron Losby noch sonst jemandem aufgefallen, dass der Pianist an zwei Stellen einen rhythmischen Anfänger-Fehler macht und sich bei der Zahl der Überleitungstöne verzählt, also sozusagen "Für Elise" in der Extra-Lang-Lang-Version... Das wäre schon schlimm genug, aber diese sentimentale Verkitschung, dieses schematisch wiederholte Rubato, als wäre es einfach immer wieder abgespielt worden, diese pornomäßig vorgetäuschte Ausdruckstiefe, das alles ist noch viel schlimmer. Dazu kommen ein schlecht gestimmter Flügel (damit hat wie gesagt Steinway geworben!) und eine miserable Bildregie (an einer Stelle blickt Lang Lang vor dem Kamerawechsel verzückt gen Himmel und sofort danach versunken in die Tasten).


    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Nun gibt es seit ein paar Tagen ein völlig neues Doppelalbum unseres Virtuosen. Er spielt Werke von Saint-Saëns ein. Ich schätze diesen Komponisten und bin leider durch eine Besprechung von David Hurwitz etwas abgeschreckt worden. Ich weiß, dass man Hurwitz mit etwas Vorsicht genießen muss, aber die Besprechung geht an manchen Stellen in die dann doch unerfreulichen Details.


    21 Minuten für diesen Verriss?! Also, dass Hurwitz nicht alle Latten am Zaun hat, ist mir klar. Seine Stimme kommt als Anstrengungsfaktor noch dazu. Und doch mag ich ihn, vor allem seine pointierte, klare Haltung bei Rants (Ränts) wie diesem hier. Ich wünschte mir Kürze, vielleicht ein bisschen G.B. Shaw.

    Warum wird die Pianistin nicht genannt? Immerhin seine Frau. In die NDR3-Talkshow hat sie es mit ihm geschafft, sonst habe ich noch nie zuvor etwas von ihr gehört oder gesehen.


    Die Goldberg-Variationen wurde durchaus gut bis sehr gut besprochen. Ich meine mich zu erinnern, dass ich bei asynchronen Händen schon am Anfang raus war. Doch das prüfe ich vielleicht gleich noch mal.

    Für mich in vielen Fällen ein Mann des Effekts - so wie diese affigen Jussen-Brüder, nur technisch wesentlich besser... 8o:untertauch:

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • ... noch sonst jemandem aufgefallen, dass der Pianist an zwei Stellen einen rhythmischen Anfänger-Fehler macht und sich bei der Zahl der Überleitungstöne verzählt, also sozusagen "Für Elise" in der Extra-Lang-Lang-Version... Das wäre schon schlimm genug, aber diese sentimentale Verkitschung, dieses schematisch wiederholte Rubato, als wäre es einfach immer wieder abgespielt worden, diese pornomäßig vorgetäuschte Ausdruckstiefe, das alles ist noch viel schlimmer. Dazu kommen ein schlecht gestimmter Flügel (damit hat wie gesagt Steinway geworben!) und eine miserable Bildregie (an einer Stelle blickt Lang Lang vor dem Kamerawechsel verzückt gen Himmel und sofort danach versunken in die Tasten). ...

    Wir bekommen zwei Achtel gratis mit dieser Extra-Lang-Lang-Version. Bei einer solchen rhythmischen Indifferenz fällt das gar nicht auf. Muss man auch so verpacken können.

    In den auf die Schnelle verfügbaren Noten von B&H im Internet konnte ich nur eine Dynamikanweisung erkennen: pp. Nur pp, und zwar von vorne bis hinten.

    Ein Highlight ist das Highlight im Notentext: das hohe "e", das LL da so souverän in die Taste knallt - es läutet glockenähnlich in den Raum. #wtf

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Ich habe ihn lange Zeit gegen manche Kritiker verteidigt, die mir oft zu sehr an Äußerlichkeiten hängen blieben und von einer gewissen Grund-Gehässigkeit geprägt waren, aber inzwischen fällt mir das immer schwerer. Die folgende Peinlichkeit hat Steinway vor ein paar Jahren mit den Worten "may be the greatest live performance ever captured of this masterpiece. The feedback on this video has been overwhelming and it promises to be viewed by millions for generations" beworben. Anscheinend ist weder dem Steinway CEO Ron Losby noch sonst jemandem aufgefallen, dass der Pianist an zwei Stellen einen rhythmischen Anfänger-Fehler macht und sich bei der Zahl der Überleitungstöne verzählt, also sozusagen "Für Elise" in der Extra-Lang-Lang-Version... Das wäre schon schlimm genug, aber diese sentimentale Verkitschung, dieses schematisch wiederholte Rubato, als wäre es einfach immer wieder abgespielt worden, diese pornomäßig vorgetäuschte Ausdruckstiefe, das alles ist noch viel schlimmer. Dazu kommen ein schlecht gestimmter Flügel (damit hat wie gesagt Steinway geworben!) und eine miserable Bildregie (an einer Stelle blickt Lang Lang vor dem Kamerawechsel verzückt gen Himmel und sofort danach versunken in die Tasten).


    Kann man das für Steinway nicht so zusammenfassen: Absatzmarkt China? Also der gleiche Grund, warum manche deutsche Automobilhersteller unvermittelt so hässliche Autos bauen?

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Kann man das für Steinway nicht so zusammenfassen: Absatzmarkt China?

    Sicher, aber das würde ja keine Sorgfalt beim Audio- und Videoschnitt oder bei der Klavierstimmung ausschließen. Es gibt auch in China Musikhörer, denen so etwas auffällt... Und umgekehrt hat sentimenale Verkitschung auch hierzulande ihre Anhänger. "Absatzmarkt" ist hier wie dort das richtige Stichwort.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Auch wenn ich es war, der dereinst diesen 'Thread gestartet hat, nämlich im August 2004 - um das noch ganz junge Forum in Schuss zu bringen, so finde ich für mich persönlich HEUTE, daß es im Lauf der Schallplattengeschichte - bis in die nahe Gegenwart, doch Pianisten gibt, die mich mehr interessieren.

    In China sieht man das wahrscheinlich anders. Und bei der DGG auch.

    Aber man soll nicht undankbar und ungerecht sein. Dieser thread bestätigt zumindest MEINE "redaktionellen" Fähigkeiten und daß Lang Lang zumindest eine "schillernde" Person ist. Siehe die ersten 50 (vielleicht auch mehr) Beiträge in diesem Thread - wie unterschiedlich er doch von dem Tamino-Mitgliedern der ersten Generation damals doch beurteilt wurde. Und dass sein Name heute noch bekannt ist und seine CDs noch vekauft werden, stellt der PR Abteilung der Deutschen Gramopon ein glänzendes Zeugnis in Sachen Weitsicht und Durchsetzungskraft aus.

    Jedenfalls ist er immer noch im Geschäft, wogegen die meisten (eigentlich fast alle) Mitglieder der damaligen Zeit "verblasst" sind.

    Interessant auch die Seitenhiebe auf andere Pianisten.....

    "Der beste Pianist der Gegenwart" - na ja. Klappern gehört zum Handwerk.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !