Mit der Zeitmaschine in die Vergangenheit

  • Eine Zeitreise in die Vergangenheit, ja, das wäre schon interessant. Was die musikalischen Wünsche betrifft, da geht es mir wie La Roche - da gäbe es viele.
    Da man sich nur auf drei beschränken darf, dann diese:
    1. Ich gebe zu, ich weiß nicht ganz genau, ob er es je öffentlich gespielt hat, wenn ja, dann
    Ludwig van Beethoven spielt sein Es - Dur - Klavierkonzert Op. 73
    2. Ich bin zwar nicht der große "Wagner - Fan", aber hier wäre ich gern dabei gewesen:
    23. Juli 1958 Bayreuth - Lohengrin. Es muß eine legendäre Aufführung gewesen sein, die in die Musikgeschichte einging. Der Beginn der Weltkarriere von Sandor Konya.
    3. Für meinen dritten Wunsch ist die Reise zurück gar nicht so lang:
    Wiener Staatsoper (oder ein anderes großes Haus) irgendwann in den 1970er bis 80er Jahren La Boheme mit Mirella Freni und Luciano Pavarotti.
    CHRISSY


    PS.: Was ich noch fragen wollte - wo kann ich die Karten für die Reise kaufen???

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Zitat

    Das ist nun wirklich schwierig. Ich würde wohl eher Dinge hören wollen, von denen ich relativ wenig Vorstellung habe, wie sie damals geklungen haben. Nr.1: Einen Minnesänger. Ich glaube nämlich, dass unsere Mittelalter-Szene ziemlich weit daneben liegt.


    An derselben Idee knabbere ich schon 24 Stunden. Das heisst aber ein zusammentreffen mit Beethoven oder Haydn oder Kozeluch oder Verdi zu Verzichten, Ausserdem zweifle ich an der Güte der Verpflegung, bzw ob diese unserem Geschmack entspricht.
    Aber einen Minnesänger wollte ich auch mal live hören.
    Ich stimme mit Dir völlig überein, daß unsere "Mittelalter-Szene" daneben liegt, viel zu künstlich und teilweise unangenehm klingen, wogegen uralte Volslieder die etwa zur gleichen zeit oder aber etwas später entstanden sind, durchaus eingängig sind.
    Ich gehe davon aus, daß die Interpeteation mittelalterlicher Musik dem Originalklang in etwa so nahe ist, wie die ersten Opern der Spätrenaissance (?) und des Frühbarock dem antiken Drama, das man wiederzubeleben hoffte.
    Dennoch - Wir könnten zusammen reisen. Wähle einen Minnesänger deines Vertrauens - und los gehts.
    Ideal wäre einer, der berühmt war uns aber wenig überlassen hat...


    Wirkliche Sängerwettstreite wären für solch eine Reise natürlich ideal. Ich halte die vagen Überlieferungen in diesem Fall indes für falsch, denn belegbar ist IMO kein einziger. Das war dann eine Erfindung neuerer Zeiten, gut vergleichbar mit den Wikingerhelmen aus Richard Wagners Opern und sogenannten "altdeutschen" Wohnungseinrichtungen......
    Persönlich schätze ich den Historismus sehr - man sollte sich aber dessen bewusst sein, daß er nicht wirklich historisch korrekt ist - euphemistisch gesagt.


    Der langen Rede kurzer Sinn:
    mein Wunsch NR 2 - Reise ins Mittelalter um einen Minnesänger zu hören


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Jede gute Fee erlaubt einen Sonderwunsch. Bei mir wäre es der Vierte. Die Fee Bertarido wird mir verzeihen


    Ich möchte mich zurückversetzen lassen auf Sonnabend, den 07.12.1957. Im Geraer Theater könnte ich dann nochmals folgendes erleben:


    Bereits seit geraumer Zeit war eine Reihe von Gastspielen von Helge Rosvaenge im Geraer Theater mit dem Troubadour angekündigt worden, meinem damals wie heute besonders geliebten Tenors. Der Vorverkauf begann etwa 5 Tage vorher, ich war in der 9. Klasse und hatte keine Chance, Karten zu besorgen. Es gab noch kein Internet, telefonische Bestellungen unmöglich. Nur ein Weg führte zur Karte: Anstehen an der Theaterkasse. Der Vater meines Schwagers übernham das für mich. Er stellte sich bei Minustemperaturen in einer etwa 100 m langen Schlange an, bekam eine Karte für 3,- DDR-Mark für Platz Nr. 1 im 2. Rang in der 12. Reihe. Unser Theater hatte damals noch über 1200 Plätze, und alle waren an einem Vormittag ausverkauft. Es war nicht nur der billigste Platz, sondern akustisch und optisch auch der schlechteste. Trotzdem war ich überglücklich.


    Heute würde ich mir einen Platz im Parkett Mitte kaufen, der hätte damals 12,- DDR-Mark gekostet (Gastspielpreise!!). Ich erlebte traumhafte Bühnenbilder mit gewaltigen Umbauzeiten, und zusammen mit dem Applaus dauerte die Oper von 19.30 Uhr bis kurz vor Mitternacht. Erst- und bisher einmalig mußte der eiserne Vorhang zweimal herabgelassen werden, um den donnernden Applaus nach der Wiederholung der Stretta zu beenden und zum Schluß überhaupt das Publikum zum Verlassen des Hauses zu zwingen. Ich erinnere mich, den rechten kleinen Finger wenige Tage vorher beim Fußball gebrochen zu haben und hatte eine Gipshand angelegt bekommen. Darauf würde ich mit der Zeitmaschine verzichten. Über meine Erlebnisse während dieser Oper hatte ich bereits im Thread über Rosvaenge vor 3 Jahren geschrieben. Für Interessenten noch die Besetzung der Hauptrollen:


    Leonore Anneliese Schubert-Neuhaus
    Azucena Gertrud Magnus
    Manrico Helge Rosvaenge
    Luna Alexander (Sandor) Toth
    Ferrando KS Erhard Groß


    Es spielte das Orchester der Bühnen der Stadt Gera unter Ernst-Albrecht Reinhard.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Hallo WoKa,


    ich gehe natürlich von der Theorie der Multidimensionalität des Universums aus, wodurch Zeitreisen ja überhaupt erst möglich werden.
    Allerdings fällt es mir -wohl als deformation professionelle- sehr schwer, das Leiden eines Künstlers als notweniges Mittel zur Vertiefung der künstlerischen Aussage anzuerkennen; wo ich ein Leiden lindern kann, muß ich es versuchen.


    Viele Grüße


    Joachim

    "Die Musik steht hinter den Noten" (Gustav Mahler)

  • Alte Trekkis wie ich wissen natürlich, wie die oberste Diretive bei Zeitreisen lautet:


    Niemals das Raum-Zeit-Kontinuum (was immer das auch sein mag) verletzen!


    Genau, Veränderungen der Geschichte sind strikt verboten! Wir wollen keine Zeitparadoxien auslösen und schon gar keinen Ärger mit dem Department of Temporal Investigations bekommen (letzteres verstehen nur Trekkis :) ).

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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  • 1. Meine erste Zeitreise würde mich ins Jahr 1734 nach London führen, wo ich dem Theater in Lincoln's Inn Fields einen Besuch abstatten würde, in dem die Opera of the Nobility unter Leitung von Nicola Porpora gerade Händels Opernhaus Konkurrenz machte. Dort konnte man zu dieser Zeit gleich zwei der berühmtesten Kastraten hören: Senesino, der nach dem Zerwürfnis mit Händel zur Konkurrenz gewechselt war, und Porporas Schüler Farinelli. Ihren ersten gemeinsamen Auftritt hatten sie in der Pasticcio-Oper "Artaserse", deren Musik u.a. von Hasse stammt. Die Zeit der Kastraten ist unwiederbringlich verloren, wir müssen sie heute durch Frauen oder Countertenöre unvollkommen substituieren. Daher wäre es für mich als Liebhaber der Barock-Oper ein ganz besonderes Erlebnis, ein solches Werk so zu hören, wie es damals aufgeführt wurde.


    2. Im Anschluss würde die Zeitmaschine das Jahr 1827 in Wien ansteuern, wo ich moderato treffen würde, der wie ich dabei sein möchte, wenn Schubert seinen Freunden die "Winterreise" vorsingt. Ich würde versuchen, mit Schubert ins Gespräch zu kommen und ihm zu sagen, wie viel mir seine Musik und gerade seine Lieder bedeuten, eine wie starke Seelenverwandschaft ich da oft verspüre. Und ich würde ihm prophezeien, dass die Nachwelt ihn einst in einem Atemzug mit Haydn, Mozart und Beethoven als einen der allergrößten Komponisten nennen wird, was er wahrscheinlich mit ungläubigem Staunen quittieren würde.


    Für eine dritte Station habe ich mich noch nicht entschieden, die Auswahl ist allzu groß.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Meine erste Zeitreise würde mich ins Jahr 1734 nach London führen, wo ich dem Theater in Lincoln's Inn Fields einen Besuch abstatten würde, in dem die Opera of the Nobility unter Leitung von Nicola Porpora gerade Händels Opernhaus Konkurrenz machte. Dort konnte man zu dieser Zeit gleich zwei der berühmtesten Kastraten hören: Senesino, der nach dem Zerwürfnis mit Händel zur Konkurrenz gewechselt war, und Porporas Schüler Farinelli. Ihren ersten gemeinsamen Auftritt hatten sie in der Pasticcio-Oper "Artaserse", deren Musik u.a. von Hasse stammt. Die Zeit der Kastraten ist unwiederbringlich verloren, wir müssen sie heute durch Frauen oder Countertenöre unvollkommen substituieren. Daher wäre es für mich als Liebhaber der Barock-Oper ein ganz besonderes Erlebnis, ein solches Werk so zu hören, wie es damals aufgeführt wurde.


    Lieber Bertarido, das wäre auch meine erste Idee gewesen. Vielleicht können wir uns in London treffen und gemeinsam eine Loge mieten. Schön wäre es auch, wenn so viel Zeit bliebe, dass man auch noch Carestini und die beiden Primadonnen Cuzzoni und Bordoni erleben könnte.


    Meine zweite Zeitreise würde mich 1955 nach Mailand an die Scala führen, wo ich eine der legendären Traviata-Vorstellungen mit Maria Callas in der Regie von Luchino Visconti besuchen würde.


    Auf den dritten Reisewunsch hat mich die Idee mit den Minnesängern gebracht. Ich würde mich allerdings noch wesentlich weiter in die Vergangenheit zurückbeamen lassen, um im antiken Athen einer Aufführung eines Stücks von Sophokles oder Euripides beizuwohnen, um herauszufinden, wie denn nun die antiken Tragödien mit Musik tatsächlich geklungen haben.

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Mich wundert ja beinahe, dass ausgerechnet Knappertsbusch auch in der DDR auftrat (übrigens auch in Dresden), aber vor dem Mauerbau war das wohl noch etwas unkomplizierter.

    Mir hat mal jemand erzählt, dass Kna in Ost-Berlin nicht für Geld, sondern für Möbel dirigiert hätte! :D


    Elberfeld wäre ja sowjetische Besatzungszone und da hätten die Russen sein Haus und seine Möbel gepfändet. Und für jedes Dirigat an der Lindenoper hätte er ein paar Möbel zurückbekommen. ;)


    Ob's stimmt, weiß ich nicht, muss aber sagen: Se non e vero, e ben trovato! :thumbsup:


    Wenn man drei Zeiteisen frei hätte, würde meine erste die Uraufführung der "Zauberflöte" bleiben und meine zweite mich zu einem kuriosen Ereignis führen, über dessen Datum und Ort ich jetzt gar nicht genau infomiert bin (vielleicht Zürich um 1857): Richard Wagner spielt vor geleadenen Freunden den 1. Akt "Walküre" und singt dabei selbst den Siegmund und den Hunding. 8o Mathilde Wesendonck(?) singt die Sieglinde.


    Das dritte Ereignis hebe ich mir noch auf und verballere ies nicht damit, dass ich jetzt sage, ich wäre gerne beim originalen Sängerkrieg auf der Wartburg dabeigewesen... :hahahaha:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Als notorischer Gesetzesbrecher scheiße ich auf aufgestellte Regeln und kümmere mich einen Dreck um Zeit-Paradoxa und Raum-Zeit-Kontinuum. Alsooo :


    Es soll einmal ein einem Wiener (?) Gasthaus (zum roten Igel oder so) sich ergeben haben, dass Brahms und Bruckner sich an einem Tisch gegenüber saßen, aber kein Wort miteinander redeten.
    Zu dieser Szene nun trete ich (natürlich nicht zeitgemäß gekleidet, sondern mit Nike-Turnschuhen, Digital-Armbanduhr, Sonnenbrille und iPod mit Bose-Kopfhörern), sage ihnen, wo ich herkomme,
    und dass man ihre Musik auch 130 Jahre später immer noch hört. Und als Gipfel würde ich ihnen die Kopfhörer überstülpen und ihnen zeigen, wie sich das heute anhört. Vielleicht ergäbe sich ja dann
    doch ein Gespräch.


    Ok, vielleicht würde ich ihnen danach mit so einem Men-in-Black-Blitzdings wieder das Gedächtnis ausschalten, damit sie nicht vor lauter Erschütterung das Komponieren aufhören.

    Es wird immer weitergehn, Musik als Träger von Ideen.

    Kraftwerk

  • Es soll einmal ein einem Wiener (?) Gasthaus (zum roten Igel oder so) sich ergeben haben, dass Brahms und Bruckner sich an einem Tisch gegenüber saßen, aber kein Wort miteinander redeten.

    Ich kenne die Anekdote so, dass man sich schon miteinander unterhielt, aber bei vielen Themen nicht auf einen Nenner kam. Und als der Kellner das Essen brachte und beide das Gleiche bestellt hatten, sagte er eine zum anderen: "Sehen Sie: Wenigstens hier haben wir denselben Geschmack!" ^^

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Mein erster und größter Wunsch wäre es, Ende August 1966 in das schottische Edinburgh zu den dortigen Festspielen zu fliegen, um dieses Konzert zu hören und zu sehen:



    Insbesondere käme es mir auf das Lied Nr. 13 an:


    Ich hab' im Traum geweinet


    Ich hab' im Traum geweinet,
    Mir träumte, du lägest im Grab.
    Ich wachte auf, und die Träne
    Floß noch von der Wange herab.


    Ich hab' im Traum geweinet,
    Mir träumt', du verließest mich.
    Ich wachte auf, und ich weinte
    Noch lange bitterlich.


    Ich hab' im Traum geweinet,
    Mir träumte, du wär'st mir noch gut.
    Ich wachte auf, und noch immer
    Strömt meine Tränenflut.


    Ich würde mich dann auch meiner Tränen nicht schämen, die sicher überreichlich fließen würden, nixht nur ob dieses singulären Musikerlebnisses, sondern auch des Wissens wegen, dass dieser wunderbare Sänger und Mensch nur wenige Tage später sterben würde.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Elberfeld war ja sowjetische Besatzungszone und da hätten die Russen sein Haus und seine Möbel gepfändet. Und für jedes Dirigat an der Lindenoper hätte er ein paar Möbel zurückbekommen.


    Elberfeld und Barmen waren früher selbstständige Städte, heute sind es Stadtteile von Wuppertal. Diese Stadt wurde nach dem Krieg von den Engländern verwaltet. Die russische Zone kann man sich gut merken, weil sie später zur DDR wurde.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Lieber Bertarido, das wäre auch meine erste Idee gewesen. Vielleicht können wir uns in London treffen und gemeinsam eine Loge mieten. Schön wäre es auch, wenn so viel Zeit bliebe, dass man auch noch Carestini und die beiden Primadonnen Cuzzoni und Bordoni erleben könnte.


    Das wäre schön :hello:

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Wunsch 1: Das Erlebnis der Uraufführung des "Totenhauses" von Janacek (er starb schon 1928 und konnte den 3. Akt nicht mehr revidieren). Eigentlich war der Wunsch der Zeitreise, den "Schischkow" zu singen. Ist aber verboten.


    Wunsch 2: Aufführung der Missa Papae Marcelli von Palestrina; entstanden 1562, vor dem Papst Marcellus II. aufgeführt. Da ich weder Papst noch Palestrina noch Kapellsänger sein darf, höre ich nur zu.


    Wunsch 3: noch einmal Palestrina, und zwar von "Pfitzner". Die Uraufführung leitete am 12.6.1917 Bruno Walter. Am liebsten wäre ich der Papst Pius IV. als Sänger gewesen, ist aber auch verboten.


    Ein Klasse-Thema, aber mein Vorschlag: Verlängerung!

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

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  • Zitat

    Wikipedia:
    1743 finanzierten 16 Leipziger Kaufleute 16 Musiker, denen u. a. Stadtpfeifer angehörten, zur Gründung einer musikalischen Gesellschaft, dem Leipziger Concert, deren erstes Konzert am 11. März 1743 stattfand.


    Da würde ich gern mit 'nem Beutelchen Gold hinfahren und dafür sorgen, daß in der 2017er Wiki nicht mehr "16" sondern "17" steht.


    Unmittelbar danach würde ich zum 8. Oktober 1981 springen. Weniger um mir das Konzert im Neubau des Gewandhauses unter Kurt Masur anzuhören, als ihn vielmehr dazu zu überreden, mit mir das eine oder andere Bier auf Leipzig und das Gewandhaus zu trinken.


    Und dann würde ich ihn einladen, mit mir meinen dritten Zeitreisesprung zu teilen: Auf zum Abo-Konzert des Gewandhausorchesters am 21.03.2143 (Donnerstag muß sein, da gibt es Ermäßigung für Rentner). Mal horchen, was es da so gibt.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Ich habe schon vor Jahren einen anderen Wunsch geäußert: Ich wäre gerne eine Türklinke! Und zwar jene im großen Wiener Musikvereinssaal, durch die die Dirgenten von links aus dem Garderobengang das Podium betreten. Was hätte ich da in all den Jahren hören können und wer hätte mir aller die Hand gegeben!

  • Da ich weder Papst noch Palestrina noch Kapellsänger sein darf, höre ich nur zu.


    Kapellsänger würde ich noch durchgehen lassen, da ist die Gefahr einer Veränderung der Zeitlinie überschaubar :)

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich habe mich eigentlich schon am frühen Nachmittag entschieden, aber dann den Wunsch ins Mittelalter zu einem Minnersänger zu reisen fürs erte vorgezogen.
    Jetzt aber schließe ich mich jenen an, die bei jener Schubertiade dabei sein werden, wo erstmal die Winterreise gsungen wurde. Das ist bequem, weil ich wohl durch die Zeit, nicht aber durch den Raum reisen müsste
    Ich würde die Gelegenheit nutzen auch die Maler und Dichter in Schuberts Freundeskreis kennenzulernen. Schubert müsste man nicht sagen, daß er einer der bedeutendsten Komponisten seiner Zeit war - er wusste es. Lediglich in Bezug auf Ludwig van Beethoven hatte er Berührungsängste. Es ist hier ähnlich wie bei Mozart. Die Legende vom armen und unbedeutenden Schubert Franzl ist halt gar so schön. Man sehe sich nur die Liste seiner Freunde an: bekannte Maler, Dichter, Sänger und Adelige. Nein - Schubert war sich seines Wertes wohl bewusst - auch wenn seine Sinfonien zu Lebzeiten nicht aufgeführt wurden.


    Auch ich werde mich nicht um die Aufrechterhaltung der Zeit-Raum-Kontinuums kümmerm, wenn ich zurückkehre wird man mich auf dem Berühmten Bild von Moritz von Schwind sehen können.....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Bertarido!


    Es muss mal gesagt werden - für de Idee zu diesem schönen Thread gehört Dir eigentlich ein Preis :jubel:


    Gruß und schönen Feiertag wünscht
    WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

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  • Hallo!


    Vieolleicht ist es mir - wenn ich mich anständig benehme - erlaubt, eine vierte Zeitreise zu unternehmen.


    Die geht in den Juli 1812 nach Teplitz in Böhmen. Dort würde ich Harry Potters Tarnumhang überwerfen und neben den beiden Genies Johann Wolfgang von Goethe und Ludwig van Beethoven her spazieren und ihrem sicher nicht immer einfachen Gespräch lauschen, das sicher nicht ohne Kontroversen war.



    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Die dritte Zeitreise: Ich hätte sehr gerne in der Premiere der Felsenstein-Inszenierung der Janacek-Oper "Das schlaue Füchslein" 1956 in der Komischen Oper Berlin (oder in einer der 217 Folgeaufführungen bis Jahreseende 1964) gesessen. Die Faszination ud Magie, welche diese Aufführung nach vielen Augenzeugenberichten ausgestrahlt haben muss, gibt die Verfilmung (schwarz-weiß, viele Großaufnahmen) nicht wieder.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Auf zum Abo-Konzert des Gewandhausorchesters am 21.03.2143 (Donnerstag muß sein, da gibt es Ermäßigung für Rentner). Mal horchen, was es da so gibt.

    Ist das Tatsache? Ich war oft Do im Gewandhaus und habe den vollen Preis bezahlt. Wußte ich nicht.


    2143 käme ich dann mit. Ich wünschte mir veraltete Musik, z.B. von Stockhausen.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Natürlich würde ich auch gerne an einem musikalischen Ereignis meines Musikidols teilgenommen haben. Vielleicht bei der UA der Zauberflöte? Da gäbe es dann ein geheimes Tamino-Treffen! Könnte man sich erkennen oder sind wir für alle anderen (auch die Taminos) unsichtbar?


    Man vergesse die Fragen, sie lenken vom Thema ab.


    Vielleicht doch die UA von Don Giovanni in Prag? Oder die Figaro-UA? Oder Constanzes/Belmontes/Blondes/Osmins/Pedrillos und Bassas Erstauftritte? Oder Klavierkonzerte, von WAM selbst gespielt?


    Nichts von all' den genannten musikalischen Ereignissen, so toll es auch wäre, reizt mich so sehr, wie eine Zeitreise zum 29. Jänner 1781 in München: UA des IDOMENEO. Diese Mozart-Oper hat was für mich. Den altgewordenen Raaff (den Mozart nicht gerade freundlich charakterisiert) zu hören und zu sehen, die technischen Umsetzungen des Bühnengeschehens zu verfolgen, und eine fantastische Musik zu genießen - das wäre es (in diesem dritten und letzten Zeitreise-Wunsch) für mich gewesen.


    Bleibt aber ein Wunschtraum...


    Für alle anderen hier natürlich auch!


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Die dritte Zeitreise: Ich hätte sehr gerne in der Premiere der Felsenstein-Inszenierung der Janacek-Oper "Das schlaue Füchslein" 1956 in der Komischen Oper Berlin (oder in einer der 217 Folgeaufführungen bis Jahreseende 1964) gesessen. Die Faszination ud Magie, welche diese Aufführung nach vielen Augenzeugenberichten ausgestrahlt haben muss, gibt die Verfilmung (schwarz-weiß, viele Großaufnahmen) nicht wieder.


    Dem würde ich mich sofort anschließen. Übrigens: ein solches Füchslein hat es vor Jahrzehnten auch in Düsseldorf gegeben, mit den traumhaften Bühnenbildern von Heinrich Wendel. Da war ich auch mindestens 10x drin.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

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  • Da ich ja doch ab und zu auf Stimmenliebhaber hören sollte und mich auch um Beethoven kümmern sollte, würde ich mich in meiner zweiten Zeitreise gerne Wolfgang (WoKa) anschließen, um in Teplitz unter dem Tarnvorhang auf der anderen Seite von Beethoven und Goethe zu schreiten und ebenfalls dem sicher fesselnden Gespräch zu lauschen. Auf diese Weise wäre aiuch eine gewisse Symmetrie hergestellt.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Mein 2. Wunsch ist, eine Opernaufführung nochmals wiederholend erleben zu dürfen: Dieses Ereignis wäre die Aufführung aus dem Jahre 1976 an der Stuttgarter Staatsoper von Boris Godunow mit Martti Talvela in der Titelrolle und Gottlob Frick als Pimen. Was diese beiden großen Bassisten an diesem Abend boten war einfach grandios. Man hatte Eindruck, dass diese beiden Bassheroen sich gegenseitig in eine Art Spielrausch oder sollte man besser formulieren Singrausch hineinsteigerten. Zum Beispiel der Tod des Boris - als das riesige Mannsbild Talvela nach erschütterndem Gesangsschauspiel fast ungebremst auf den Boden fiel oder die Erzählung des Pimen von Frick mit glaubwürdig überzeugender Autorität unendlich balsamisch gesungen. Das war die Inkarnation der Gewissensstimme! Als dann in dem enthusiastischen Beifallssturm Talvela Frick noch auf offener Bühne umarmte und ins Publikum sprach, dass dies sein schönster Boris gewesen sei, weil er mit seinem Vorbild Frick gemeinsam auftreten durfte, kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Also viel anrührende Emotion! Nett bezeichnend war noch die Aussage des Logenschließers: "Heit kommt mer ja gar net hoam wenn die solang rumtoba".Der Kritiker Kurt Honolka würdigte das Aufeinandertreffen von Talvela und Frick als unvergessliches Ereignis in der Geschichte der Stuttgarter Staatsoper. Zur weiteren Information: Im Jahr 1965 war bei eurodisc ein großer Querschnitt des Boris produziert worden. Darin sang Frick den Boris und Talvela den Pimen. Wahrscheinlich wäre das Erlebnis der denkwürdigen Aufführung auch bei einer Wiederholung dank der Zeitmaschine niemals mehr so tief wie damals.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber la Roche, du hast noch Helge Rosvaenge live erleben dürfen? Da beneide ich dich aber wirklich sehr. Ich habe von ihm viele Fotos, wie er in seiner Anfangszeit Fest zum Kölner Ensemble gehört hat. Dementsprechend wäre meine Zeitreise völlig klar. 1880 bis 1914. Perfekt für mich. Gestern besuchte ich das rheinische Neuschwanstein, Schloss Drachenburg. Nach dem Vandalismus der Krieg Nachkriegszeit ist es jetzt weitgehend so wiederhergestellt worden wie es bei der Eröffnung war. Diese Epoche entspricht genau meinem Lebensgefühl. Ich liebe historismus. Dieses Verträumte und Märchenhafte. Eine Zeit, die nur schön und anmutig sein wollte. Und auf welchem hohen Niveau die Künste waren. Malerei, Literatur, Musik. Jeden Abend wäre ich in der Kölner Oper zu Gast. natürlich würde ich auch zur Uraufführung der Königskinder nach New York reisen.

  • Lieber Knusperhexe,


    wir scheinen auf einer Wellenlänge zu schwimmen. Auch ich liebe das Märchenhafte, Verspielte, Verträumte, und ich hasse diese Verunstaltungen unserer Opern.


    Deshalb bin ich auch glücklich darüber, Rosvaenge zwischen 1957 und 1960 als Jugendlicher mit Interesse für Oper noch im Vollbesitz seiner körperlichen und sängerischen Kräfte 4x in Gera erlebt haben zu dürfen (Manrico, Herzog, Canio und im Maskenball). Er wählte diesen Weg, da er unter Karajan in Wien auf einmal in Originalsprache singen sollte, das hat er abgelehnt. Ich hatte im Thread über Rosvaenge ausführlich über alle 4 Opernabende berichtet, finde es aber selbst nicht mehr. Es sind auch jetzt, nach fast 60 Jahren meine prägenden und geschmacksbildenden Opernerlebnisse gewesen.


    Übrigens kenne ich die Drachenburg auch. Von 1990 bis 1995 war ich fast jeden Monat einmal geschäftlich in Koblenz, mit Ausflugsprogramm. Daher kenne ich das Rheintal und natürlich auch das Moseltal ziemlich gut.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber La Roche,


    Dann komm doch noch mal ins Rheinland bitte. Es sind so schlechte Zeiten für Romantiker und Ästheten, da muss man zusammen halten und es sich schön machen. Beneide dich wirklich sehr um deine Opernerlebnisse und werde mir die Beiträge von dir unbedingt noch durchlesen. Ich höre ja auch mittlerweile Oper sehr gerne auf Deutsch und habe mir die meisten Einspielungen mit rosvaenge zugelegt Punkt ich wünsche dir einen gesegneten Karfreitag und schicke liebe Grüße, knuspi

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