Sterben die Klassikhörer aus?

  • Auswertungsgrundlage sind 1000 Antworten, die das Institut, das die Studie betreibt, aus allen Antworten per Zufall ausgewählt und veröffentlicht hat.


    Klassische Musik hören
    sehr gern: 148
    gern: 376
    weder noch: 179
    ungern: 154
    sehr ungern: 142


    Bei bald 53% Zustimmung zu klassischer Musik in der Gesamtbevölkerung kann man wohl nicht behaupten, daß Klassikhörer aussterben.

  • Oper kommt auf folgende Zahlen:
    72, 176, 206, 282, 262 - also auch noch mit ganz guter Akzeptanz (ca. 25%).


    Interessanterweise liegen Klassik und Musical nicht weit auseinander: Die Zahlen für das Musical lauten:
    124, 378, 214, 144, 137 (also auch ca. 50% Akzeptanz).


    Popmusik und Rockmusik führen mit 62% bzw. 55% Akzeptanz (sehr gern + gern).


    Hinten liegen Heavy Metal und Elektronische U-Musik mit jeweils unter 20% Akzeptanz.

  • Die Aussagekraft einer solchen Antwort ist allerdings recht gering, da ein minimales Interesse reichen kann, um "gern" zu antworten.


    Ich würde vermutlich, wenn ich nach Jazz und "Volksmusik anderer Kulturen" gefragt würde, angesichts der 5 Antwortmöglichkeiten auch mit "höre ich gern" antworten, weil mich das interessiert und ich ein paar dutzend CDs von diesen Sparten im Regal stehen habe, so dass mir "weder noch" auch falsch schiene. Aber ich höre beides de facto sehr selten und der Höranteil verglichen mit Klassik ist höchstens im niedrigen einstelligen Prozentbereich.


    Das muss nicht stark mit Konzertbesuchen oder Tonträgerkäufen korrelieren. Gern hören kann schon heißen, dass man das Radio nicht umschaltet oder einmal im Jahr das Freiluftkonzert im Park genießt. (Das ist natürlich völlig o.k., bloß füllen diese Hörer keine Konzertsäle oder Opernhäuser.)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Bei einem Teil der Gernhörer wird das zutreffen, bei "sehr gern" aber wohl eher nicht - insgesamt sind die Zahlen zu deutlich, um daraus eine Klassikkrise abzuleiten. Es scheint eher das Gegenteil zu sein.


    Ich schaue mal, ob ich bei den älteren Allbussen was finde.

  • Bei einem Teil der Gernhörer wird das zutreffen, bei "sehr gern" aber wohl eher nicht - insgesamt sind die Zahlen zu deutlich, um daraus eine Klassikkrise abzuleiten.

    Volle Zustimmung.



    Zitat

    Es scheint eher das Gegenteil zu sein.

    Da bin ich halt nicht sicher. Man kann gewiss keine Krise ableiten, aber eben auch nicht viel anderes. Mit Längsschnittdaten bzw. Vergleich zu älteren Umfragen wäre man vermutlich klüger.

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  • Zum einen kann ich bei einer Umfrage so ziemlich jedes Ergebnis erreichen, welches ich möchte, dazu muß ich nicht mal die Fragestellung manipulieren (was ja auch möglich wäre). Es genügt, den Ort bzw. die Orte der Befragung gezielt auszuwählen.
    Dazu kommt, daß die Leute einem nicht wirklich die Wahrheit sagen, wir kennen dieses Phänomen erst seit einigen Jahren von den Wahlprognosen - Umfragen.
    Aber die Industrie interessiert ja nicht, wieviel Klassik gehört wird um der Statistik willen, sie will ihre Marktchancen ausrechnen. Und hier muß gesagt werden, daß zwischen Musik hören und Musik kaufen dann doch ein erheblicher Unterschied besteht.
    Der Anteil der klassischen Musik in den "wohlhabenden Kulturländern" (auch die USA werden hier als Kulturland mitgerechnet) liegt generell unter 2%, in vielen Gegenden noch weit darunter. In Wien - geht man indes von einer Quote von 5-6% (!!!) aus. Warum das so ist? Vermutlich eine selbsterfüllende Prophezeihung.
    Nimmt man die Jugend als Maßstab, dann sind die Prozentsätze niedriger, denn "Klassikfreunde", "Gourmets" und "Weinkenner" entwickeln sich erst im Laufe des Lebens (natürlich gibt es 16 jährige Klassik- und Opernfreaks - sie sind aber in der Minderheit....)


    Klassik stibt IMO nicht aus, aber - wie alle Hobby und Freizeitbeschäftigungen ist die Beschäftigung damit rückläufig. Ich denke hier an die Hobbyfotographen mit teurer Ausrüstung, an die Hobbyfilmer, Amateurfunker, Amateurzauberer, Briefmarkensammler, Amateurköchen und Modellbauer. Mit Sicherheit ist die Liste unkomplett. Auch das Internet ist anscheinend rückläufig, Was machen die Leute eigentlich in ihrer Freizeit? Vermutlich fernsehen und Videospiele spielen ......


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • (auch die USA werden hier als Kulturland mitgerechnet)


    Hallo,


    so viel "Lob" ist man (bin ich) von Dir eigentlich gar nicht gewöhnt. :hahahaha:


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Zum einen kann ich bei einer Umfrage so ziemlich jedes Ergebnis erreichen, welches ich möchte, dazu muß ich nicht mal die Fragestellung manipulieren (was ja auch möglich wäre). Es genügt, den Ort bzw. die Orte der Befragung gezielt auszuwählen.

    Das ist grundsätzlich wahr, vor allem dann, wenn man interessengeleitete Befragungen hat - die kann ich aber hier nicht erkennen, die Befragung hat mit der Musikindustrie wohl nicht viel zu tun. Zudem erscheint mir die Methode zur Erreichung von Repräsentativität geeignet (geschichtete Zufallsauswahl, keine Quotenvorgaben) und die Frage selbst ist unverzerrt.



    Zitat

    Dazu kommt, daß die Leute einem nicht wirklich die Wahrheit sagen, wir kennen dieses Phänomen erst seit einigen Jahren von den Wahlprognosen - Umfragen.

    Auch richtig, insbesondere, wenn man sich zu einem sozial verpönten Verhalten bekennen soll - Musik hören gehört da aber nicht zu, eine Verzerrung kann ich nicht erkennen.



    Zitat

    Aber die Industrie interessiert ja nicht, wieviel Klassik gehört wird um der Statistik willen, sie will ihre Marktchancen ausrechnen. Und hier muß gesagt werden, daß zwischen Musik hören und Musik kaufen dann doch ein erheblicher Unterschied besteht.

    Ebenfalls d´accord, sehr wahrscheinlich wurde nicht Komsumverhalten, sondern nur Image gemessen. Aber das ist wohl deutlich besser als noch vor wenigen Jahren, da hätten sich nicht 53% der Befragten zu einer grundsätzlichen Klassikaffinität bekannt. Und gutes Image führt dann langfristig zu entsprechender Nachfrage. Das ist so ähnlich wie mit dem Latein-Unterricht - er ist alles andere als nützlich, aber die Leute glauben, daß er so ein bißchen elitär wäre.


    Diese 53% sind noch lange keine wiederkehrenden Konsumenten, bei der Nachfrage sind die potentiellen Kunden noch nicht angekommen. Aber das Marktpotential hat sich vermutlich ausgeweitet.


    Mit Zahlen belegen kann ich das aber nicht, weil ich keinen alten Bus mit entsprechenden Fragen gefunden habe.

  • Wir können an Hand des Zustands der Tonträgerindustrie auf den Zustand der Klassikszene schliessen.
    Dieser ist eigentlich sehr stabil - trotz einiger Widrigkeiten.
    Lediglich einge Dinosaurier der Szene sind zugrundegegangen, wobei deren verwertbare Teile von etwas flexibleren Dinosauriern gefress.. - äh - einverleibt wurden -- wollte ich natürlich sagen.
    Zugleich entstanden zahlreiche kleinere und mittlere Label, die dank hörerorientierter Strategie (z.Nischenrepertoire) sich seit einigen Jahrzehnten recht gut in der Szene positionieren konnten. Der Fehler der "Majors" war ja, immer wieder dasselbe Repertoire einzuspielen und dieses hochpreisig anzubieten, dazu wurden oft bewährte Aufnahmen aus dem Programm genommen und duch neue, schlechtere, aber hochpreisige ersetzt. heute sind sie oft gezwungen ihren Back-Katalog billig zu verschleudern. und müssen oft damit leben, daß die Interpreten der Independent Labels bereits besser im kollektiven Bewusstsein der Klassiksammler positioniert sind, als so manche einstige Klassik-Ikone der Großen, deren Aufnahmen - warum auch immer - bewusst zurückgehalten wurden und in den Archiven vor sich hin schimmeln, so lange, bis die Zeit ihren Interpretationsansatz als obsolet erscheinen lässt.
    Dazu kam eine verkorkrste Gagenpolitik, die die Großlabels in die Bredouille brachte. Man zahlte "Ausnahmekünstlern" mehr Gagen für Aufnahmen, als diese je einspielen konnten. An sich schon ein Fehler - aber wenn man so etwas macht, dann muß man dafür Sorge tragen, daß der kalkulierte Verlust durch andere Produktionen aufgefangen wird. Hierfür eignen sich vorzüglich Aufnahmen von Klavier solo und Kammermusik, da hier der Personalaufwand ungleich kleiner ist, dennoch aber per CD der gleiche Verkaufspreis vom Kunden zu bezahlen ist. Generell ist der übliche Einzelpreis für CDs (und insbesonder für Opernboxen) gesunken. Soll heissen der Marktanteil an Midprice und Budgetprice ist überproportional hoch - gemessen an der Vergangenheit. Das alles muß durch höhere Stückzahlen aufgefangen werden - und allem Anschein nach gelingt das auch. Es muß also doch noch Klassikhörer (oder zumindest -käufer) in ausreichender Menge geben....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bei solchen Umfragen stellt sich natürlich auch die Frage, was als "Klassik" definiert wird. Das mag zwar jetzt wie ein schlechter Scherz klingen aber mir sind ernsthaft schon wirklich einige Leute im Laufe der Zeit untergekommen, die Andre Rieu, David Garrett (das Crossover-Zeug), Helmut Lotti, Ludovico Einaudi und dergleichen als Klassik bezeichnen.
    Von der "anderen" Klassik wollen die natürlich im Regelfall nicht mehr so viel wissen. Ich denke mir dann, wer weiss worauf sich dann diese Antworten zum. teilweise tatsächlich bezogen haben, möglicherweise verzerrt das doch ziemlich.
    Wenn jemand sagt "gern" ... inwiefern ... kennt man zumindest die wichtigsten Sinfonien Beethovens, wichtige Instrumentalkonzerte aus der Romantik und Klassik-Epoche, ... oder beschränkt sich das auf maximal 2 bis 3 Werke die man zufällig mal gehört hat (im Extremfall zB "hmmm...ja "für Elise", "Mondscheinsonate", "Freude schöner Götterfunken" höre ich ganz gern" darüber hinaus sind aber eventuell gewichtige Werke
    wie die Klavierkonzerte Beethovens, Brahms Violinkonzert/Sinfonien und dergleichen irgendwo im unentdeckten, vielleicht sogar bewußt gemiedenen Niemandsland). Ich denke somit ist dieses Resultat nicht so aussagekräftig.
    Andererseits glaube ich auch, dass die Klassik sicher nicht aussterben wird - sie war schon lange und wird auch nach wie vor eine Musik für eine Minderheit sein (was kurioserweise dann auch manchmal von gewissen Musikkonsumenten die damit wenig anfangen können noch als Vorwurf gegen Klassikhörer gerichtet wird ... die Elite im Elfenbeinturm ... als würde man das quasi nur als Mittel zum Zweck hören um sich von Anderen abgrenzen zu wollen :pinch: )
    Wie auch immer, ich denke jedenfalls nicht, dass diese "Minderheit" einmal ganz wegbröseln wird sondern eher nur gewissen Schwankungen im Laufe der Zeit unterliegt.


    gruß

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

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  • Alle sind sich wohl einig, dass das Resultat nicht allzu aussagekräftig ist. Aber es ist auch nicht wertlos, da es eine "neutrale" wissenschaftliche Erhebung ist, die keinerlei Interesse an bestimmten Ergebnissen hat und die Frage ist auch nicht so aufgeladen, dass man davon ausgehen sollte, dass Leute massenhaft lügen. Und obwohl Paul Potts, Garrett, Einaudi u.a. eine weitere Verzerrung sein mögen, zeigt das Ergebnis dennoch eine grundsätzlich eher positive Haltung. Das ist nicht unwichtig, wenn es z.B. um die weitere öffentliche Finanzierung von Oper, Orchestern usw. geht.


    Es ist aber auch fragwürdig, die Tonträgerindustrie als entscheidenden Maßstab zu nehmen. Die ist seit Jahren am Schrumpfen/Stagnieren, weniger in der Klassik als insgesamt. Daher lässt sich daraus auch nicht so einfach auf den Stellenwert der Klassik schließen und wie verbreitet sie gehört wird. Wenn in Zukunft ein Großteil der Hörer Musik über pauschale Streaming-Angebote hört, hat man einen mehr oder minder stationären Zustand und ein ähnlicher Zustand dürfte heute auch bei vielen, die noch viele Tonträger haben, erreicht sein. Ich kenne Leute mit gemessen an der Bevölkerung mittelgroßen Sammlungen (mehrere hundert, aber wohl unter 1000 Stück), die aber seit Jahren "gesättigt" sind und nur sehr wenige neue Scheiben anschaffen. Man kann begeisterter Klassikhörer sein ohne ein Interesse an Neuaufnahmen der immer wieder gleichen Werke zu haben und man muss auch kein Interesse an den "Ausgrabungen" haben.
    Und natürlich hätte man auch schon früher jemanden, der hauptsächlich Radio hört und kaum Tonträger kauft, als Klassikhörer werten müssen.
    Es ist für mich dabei jedoch auch klar, dass der Stellenwert der Klassik immer deutlich höher war als die 4-8% (oder wieviel) Tonträgermarktanteil vermuten lassen. (Dieser Anteil ist übrigens etwa in derselben Größenordung wie die "Sehr gern" Hörer der Umfrage von 7-15% für Oper und "Klassik" (diese wohl unschärfer, vielleicht auch daher deutlich mehr), was ebenfalls dafür spricht, dass die Umfrage nicht ganz daneben liegt.) Nicht nur, aber auch aufgrund so schwer greifbarer und kaum quantifizierbarer Aspekte wie Nimbus, Tradition, Bildungsgut usw.

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  • Ich vermute, daß die Hälfte der Konzertbesucher dies als gesellschaftliche Verpflichtung verstehen.


    Da wird sich gezeigt und geguckt, wer da war mit wem und was zur Zeit Mode ist.


    Auch Kontakte geschäftlicher und sozialer Natur werden dort alternativ zum Golfspiel geknüpft und vertieft.


    Ein bunter Reigen unterschiedlicher Interessen, unsichtbar mit der Musikaufführung verknüpft.


    Diese Art der Klassikhörer bleibt uns sicher erhalten.



    Der eigentliche Klassikhörer und -liebhaber ist in Westeuropa für mich auf dem Rückzug.


    Er ist in der Regel schon über die 50ig, der Nachwuchs rar.


    Klassik zu verstehen und zu begreifen, braucht Zeit und Anleitung.


    Bei uns ist aber keine Zeit für tiefere Beschäftigung mit Musik, die jungen Leute suchen ganz andere Schallereignisse, die mit Tanz und Stimulanzien recht ungesunder Art in eine oberflächliche Ekstase führen.


    Ein Magnet wird die Klassik kaum mehr werden, da ist die mediale Konkurrenz einfach zu groß und stark.


    Der vitale Kern und die darin enthaltene Schöpferkraft dieser Musik wird andererseits die Zeit überdauern und immer wieder neuentdeckt werden.


    Dessen bin ich mir sicher, denn es gibt immer wieder Nachwuchs, der den üblichen Klamauk und Zeitvertreib ablehnt und sich bewußt mit kulturellem Schaffen auseinandersetzt.

  • Der eigentliche Klassikhörer und -liebhaber ist in Westeuropa für mich auf dem Rückzug.


    Er ist in der Regel schon über die 50ig, der Nachwuchs rar.


    Ich bin aus eigener Erfahrung weniger pessimistisch. Erst einmal war ich früher auch jünger als jetzt. Meine Favoriten in der Jugend waren Elvis, Bill Haley, Peter Kraus, Ted Herold usw. Und mit dem Aufkommen der Beatles war mir diese Musik einfach zu laut, zu unharmonisch (mit etlichen Ausnahmen, etwa Lieder wie "Save by the bell" von den BeeGees u.a. balladenähnliche, melodiöse Titel), und zu sehr auf Rhythmus getrimmt. Allerdings hatte ich einen Vorteil - mein Vater brachte mir das Musizieren nahe, ich lernte selbst Instrumente zu spielen, und ich bin mit 14 Jahren und seitdem regelmäßig in die Oper und Operette gegangen.


    Mit dem Tod der klassischen Oper zu Beginn der 90-er mußte ich mir eine Alternative suchen, und das war das Konzert. Ich war zu diesem Zeitpunkt auch schon 50, wie Du geschrieben hast. Und da alle mal jung waren und dann 50 werden, bleibt doch die Hoffnung, daß neue Musikstile in der Rockmusik nicht von allen älter Gewordenen geliebt werden und diese evtl. auch nach Alternativen suchen. Im Interesse der herrlichen Musik im klassischen Bereich kann ich das nur hoffen und wünschen.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • In einer Zeit, in der sich der verabschiedete, weit über 70jährige Präsident "Über sieben Brücken musst Du gehen" als persönliches Stück im Zapfenstreich wünscht, braucht man, glaube ich, keine Angst zu haben, dass der Großteil der Klassikkonzertbesucher dies als bloße gesellschaftliche Verpflichtung sieht. Das sollte man m.E. positiv im Sinne einer Befreiung der Klassik werten, die nun eben tatsächlich von den Leuten gehört wird, denen sie gefällt, weil sie ihnen gefällt, nicht weil sie meinen, sich beim Konzert sehen lassen zu müssen.

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  • Die Präsenz von Klassikverächtern in unserer Gesellschaft rührt vermutlich daher, dass heute Personen zur "Gesellschaft" gerechnet werden, bei denen das früher undenkbar gewesen wäre. Sie sitzen in Fernseh-Talkshows und geben Banalitäten von sich vor einem ausgewählten Publikum, welches die ideale Zielgruppe für solche Banalitäten ist.


    Damit wurde m.E. ein wichtiger Aspekt in diesem Thread angesprochen.


    Einen anderen versuche ich einmal selbst zu formulieren:
    Es fragt sich aus meiner Sicht, was den überhaupt noch unter Klassik verstanden wird.
    Wenn ich z.B. mir beim Autofahren über das digitale Radio NRK Klassik anhöre, ertrage ich es häufig nur eine Viertelstunde oder kürzer. Man hört so eine Art Random-Populärklassik. In diesen Mischmasch aus verschiedensten Geschmacklosigkeiten verirrt sich dann ab und zu ein langsamer Satz aus einem bekannten Violinkonzert von Bach, dann kommt wieder irgendetwas völlig Unpassendes (die Kombination an sich ist dann geschmacklos) oder irgendetwas Anderes, was an sich schon geschmacklos ist, sich dann aber durch die Kombination zur doppelten Geschmacklosigkeit entwickelt.


    Für Nicht-Kenner wird es aus meiner Sicht immer schwieriger, überhaupt noch einen ersten richtigen Eindruck von dem zu bekommen, was denn Klassik überhaupt sei. Die Meisten stellen sich Frauenstimmen in der Oper mit detonierendem Vibrato vor und winken ab.


    Wissend, dass meine These ggf. auf Widerspruch stößt, schreibe ich folgendes:
    Nur über ein sich ständig weiterentwickelndes musikalisches Verstehen wird sich beim Einzelnen langfristig eine echte "Liebesbeziehung" zur klassischen Musik festigen können.
    Dazu gehört eben die Grundlagen: Gehörbildung in Threorie und Praxis ( z.B. Dur/Moll, das Fühlen von Leittönen, polyphones Hören/Singen, vierstimmiger Satz...uvm.), ein praktisch nachvollziehendes Verständnis rhythmischer Grundlagen, Erkennen von Strukturen bei Melodien und dann natürlich ein ausgiebiges Kennenlernen der Musikgeschichte:


    Gregorianik
    Mittelalter
    Renaissance
    Frühbarock
    Hochbarock
    Galante Zeit
    Wiener Klassik
    Kunstlied
    Romantik
    Spätromantik
    Impressionismus
    Moderne


    ....sowie Interpretationsvergleiche, von denen man auch sehr viel lernen kann.


    Das Erlernen eines Instruments schadet natürlich auch nie, aber viel wichtiger wäre es, wenn man lernt, sicher (intonationsrein und rhythmisch richtig) zu singen. Natürlich können Notenkenntnisse unglaublich praktisch sein, aber sie sind zunächst nicht das Wichtigste, wie ich finde. Ich kenne Leute, die können im Chor ihre Altstimme von ganze Großwerken wie der Matthäus-Passion auswendig und gut singen. Wer das kann, bei dem stehen die Chancen gut, dass er oder sie ein Interesse und eine Liebe zu dieser Musik entwickelt. Vor diesem Hintergrund meine ich, dass gute Laien-bzw. Kirchenchöre wesentlich dazu beitragen, dass es immer noch einige musikalische Menschen im Lande gibt, die auch klassische Musik sehr gerne hören.


    Nicht falsch verstehen: Viele Künstler und Hörer anderer Genres (etwa solcher Super-Gruppen wie Toto, Mezzoforte oder sehr Vieles der Jazz-Szene) sind natürlich ebenso auf ihre jeweilige Weise in irgendeiner Weise musikalisch verstehend. Das, was z.B. die Jungs von Mezzoforte können, werden die meisten der klassischen Musiker nicht einmal ansatzweise nachmachen können. Wer so etwas hört, und mit der Zeit immer mehr "Haken" im Klang erkennt, an denen er sich festhalten und mitempfinden kann, dem wird es an Musikalität ebenfalls nicht mangeln.
    Leute, die Musik hoher Qualität hören, mögen oftmals sowohl die Klassik als auch eben Funk, Jazz, Latin-Jazz, Blues, LA-Rock....und was es da alles gibt. Auch innerhalb der elektronischen Genres gibt es hin und wieder eine erstaunliche Qualität.


    Ein generelles Interesse an den kulturellen und auch kultur-geschichtlichen Hintergründen ( allein beim Kunstlied macht man da ein Fass auf, dessen Boden kaum zu sehen ist) und an den musikalischen Grundelementen ( siehe oben) ist aber aus meiner Sicht eine Grundvoraussetzung dafür, dass man langfristig ein Klassikhörer sein wird.


    Es sieht für mich aber so aus, dass eben genau dieses Interesse rapide abnimmt und die postmoderne Gesellschaft bei all den Angeboten und Zugängen zu auch guter Musik zunehmend entkultiviert und ent-musikalisiert wird.
    Wer sich in der wichtigen Präge-Phase seines Lebens z.B. nur Sachen anhört, bei dem jemand auf american english über einem sehr schlechten Beat/einer Loop ständig vor sich hinbabbelt und eines der wichtigsten Ausdrücke in etwa das Ficken der Mutter beschreibt, der wird eben in späteren Jahren nicht so leicht die Sprache wirklicher Musik erlernen können. Es hängt auch damit zusammen, dass die Masse der heutigen Kinder mit Eltern aufwachsen, denen die Welt der Klassik ebenso verschlossen ist, wie es bei deren Eltern (also den Großeltern) schon der Fall war.
    Neulich besuchte ich syrische Flüchtlinge (katholische Christen) und kam mit denen über deren sprachkundigem Sohn ins Gespräch. Mich erstaunte schon, dass sie über sehr wenige bis keine Geschichtskenntnisse verfügten. Ich erwähnte scherzhaft in einem Satz Winston Churchill ....... von dem sie ebenso wenig etwas gehört hatten, wie z.B. von Lenin oder Stalin. Ein älterer Mann meinte, dass er Hitler gut fände, wusste aber eigentlich nicht, warum. Immerhin hat er da schon einmal einen Namen aus dieser Zeit gehört...


    Wenn sich also die Gesellschaft weiter durchmischt, dann wird man auch zunehmend Leute dabei haben, die wirklich gefühlt aus einer anderen Welt kommen. Ich vermute diese Menschen auch nicht als zukünftige Klassikhörer, machen ihnen deshalb aber überhaupt keinen Vorwurf. Woher sollen sie es denn kennen?


    Wenn nun bei uns die "Topsendung" für klassische Musik im Fernsehen von Leuten wie Gottschalk oder Schöneberger moderiert wird (nichts gegen die an sich, denn sie sind ja sonst in ihrem Fach durchaus gut), dann gibt das schon einen gewissen Eindruck, wohin die Reise geht. Für Nicht-Kenner entsteht medial meinem Eindruck nach zunehmend ein Bild der Klassik, dass mit der eigentlichen Klassik immer weniger zu tun hat.


    Ich bin da also eher pessimistisch und beantworte die Threadfrage mit "langfristig ja", wobei ich annehme, dass es immer einen gewissen, sehr kleinen Bodensatz an wirklichen Klassikfreunden geben wird. Dieser Bodensatz wird jedoch bedeutend kleiner sein, als es etwa im 20. Jahrhundert noch der Fall war. Dass man über Spotify und Youtube eben auch viel klassische Musik hören kann, wird daran langfristig kaum etwas ändern können.


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

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  • Ich bin ncht der Meinung, daß man das alles braucht, was Glockenton da "fordert" - abwohls auch nicht schlecht ist, wenn mans draufhat.


    Ich möchte mich aber zwei anderen, oft gehörten Behauptungen in Bezug auf die Klassische Musik auseinandersetzten:


    "Da sind alle über 50" - das ist ein aussterbendes Genre. Mal abgesehen davon, dass die Lebenserwartung heute bei 85-90 Jahren liegt, ist es IMO so, daß 16 jährige nur in Ausnahmefällen für klassische Musik zu begeistern sind, die gehen ja auch nicht ins Spezialitätenrestaurant und tragen MAßkleidung, sondern leben von Fast-food und kleiden sich in Jeans von der Stande. Sie gehen nicht in Konzerte sondern in Discos, Fitnesscenters und sind mit der Organisation ihrer Erotikbeziehungen beschäftigt. Allmählich fallen viele dieser Freizeivergnügungen flach und machen andern Platz..... Klassische Musik hat hier gute Karten...
    Ich fühle mich auch nicht berufen an dieser Tatsache etwas zu ändern.



    "Klassische Musik wird von der Oberschicht nur des gesellschaftlichen Ereignisses wegen gehört - als Statussymbol".


    Das bestreite ich grundsätzlich. Der Eindruck kommt dadurch zustande, daß es die Oberschicht war - und noch ist, die sich den oftmaligen Besuch klassischer Konzerte und Opernkarten überhaupt leisten konnte. DESHALB findet man dort solche Leute auch heute noch überproportional vertreten.
    Umgekehrt gibt es eine andere Richtung, die da überspitzt formuliert ungefähr so fonktioniert:
    "Klassische Musik ist die Musik der "Reichen, der "Gestopften", der "Eliten", der "Alten und Uncoolen".
    Wir sind Leute von heute, brauchen keine elegante Kleidung, brauchen keine schönen Dinge, Eliten sind uns verhasst (in der Sicherheit, dort nie dazu zu gehören). Intellektuelle sowieso (schon im Rahmen der französischen Revolution wurden nicht nur Adelige, sondern auch Intellektuelle ermordet: "Die Revolution braucht keine Intellektuellen"!!!!
    Finden aber solche Leute dann doch irgendwie zur Klassik, dann entwickeln sie IMO eingeradezu zerstörerisches Potential:
    Sie wollen die (ungeschriebenen) Bekleidungsregeln an Opern- und Konzerthäusern außer Kraft setzen, sie veranstalten klassische Musik in Fabrikshallen und U-Bahnstationen, verfälschen Operninhalte und - neuerdings - nehmen Opernlibretti und machen Musicals draus. Über experimentelle "Musik" des 20. Jahrhunderts schweige ich mich aus.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • ...sie veranstalten klassische Musik in Fabrikshallen und U-Bahnstationen,


    Zunächst fand ich solche Youtube-Aktionen wie den "Bolero in der U-Bahn-Station" irgendwie gut, aber mittlerweile mag ich diese Kopplung von Social-Media-Event-Wellen mit der klassischen Musik nicht mehr, weil es mir - ich weiß nicht genau warum - dann doch zu blöd wird.
    Vielleicht erinnert es mich zu sehr an all diesen Unsinn wie Bucket-Challenge (Leute gossen sich freiwillig einen Eimer mit Eiswasser für einen vermeintlich guten Zweck über den Kopf und bestätigten sich gegenseitig auf diese Weise, wie prominent, toll und angesagt sie waren..... einfach nur furchtbar) und ähnliche Dinge, die durch das Netz wie Wellen durch den Ozean gehen.
    Ob "die Klassik" es nötig hat, diesen Dingen hinterherzuhecheln, ist eben die Frage. Manche meinen ja, ich finde eher nicht.


    Gerade für solche 2017-Aktionen (wenn eine Sache "so etwas von 2016" ist, dann ist sie ja schon vollkommen out, was 2018 auch für 2017 gelten wird....) ist dann auch wieder das Fernsehen zu haben. Ich kann mir schon vorstellen, wie irgend so eine meistens eher peinliche "am Puls der Zeit"-Idee vom Frühstücksfernsehen bis zur Late-Night-Talkshow von ahnungslosen Moderatoren/innen vorgestellt wird.


    Dabei ist die Klassik eben schon vom Namen her etwas aus der Zeit kommendes, dann aber zeitlos-Gewordenes, weil es eben so gut ist, dass es die Zeiten überdauern kann. Um also "Clair de lune" auf sich wirken zu lassen, muss man sich eben an einem Ort zu einer bestimmten Zeit versammeln und zuhören. Da steht dann noch ein Flügel, und jemand spielt dieses wunderbare Stück hoffentlich ebenso wunderbar. Wenn man es gut gefunden hat, dann kann man nach einer gewissen Nachwirkungszeit applaudieren oder sogar in besonderen Fällen ganz still bleiben. Es trifft sich gut, wenn es in einem Raum mit guter Akustik stattfindet (weil es einfach besser klingt) und die Leute im Sitzen zuhören können. Damit haben wir die klassische (!) Konzertsituation. Abgesehen von Audio- oder Video-Audio-Aufnahmen braucht es eigentlich nicht mehr. Ruhe und Zuhören-Können sind - so glaube ich - auch sehr wichtige Stichworte, die als Voraussetzungen für das Hören von klassischer Musik wichtig sind. Richtig im Trend scheinen mir diese altmodischen Dinge auch nicht gerade zu liegen, dennoch machen gerade sie das Leben lebenswerter.


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Die "Anforderungen" Glockentons mögen wünschenswert sein, aber sie haben sicher schon seit vielen Jahrzehnten (grob gesagt, seitdem man nicht mehr selbst musizieren muss, sondern Musik von der Platte und im Radio hören kann) nur sehr bedingt mit dem "Profil" von Klassikhörern oder dem Stellenwert der klassischen Musik zu tun.


    Ich kenne leidenschaftliche Klassikhörer, die Null Musizier/Singerfahrung und keine Ahnung von irgendwelcher Theorie oder Epochen der Musikgeschichte außerhalb ihres Interessengebiets haben. Ich kenne auch (semi-)professionelle Musiker und leidenschaftliche Laienmusiker, die wenig/kein Interesse an Musik außerhalb ihres eigentlichen Interessengebiets und noch weniger an "Interpretationsvergleichen" haben. Manche von denen haben große Plattensammlungen, manche eher nicht. Aber es gibt natürlich auch Leute, die an allen möglichen Dingen Interesse und tiefe und breite Kenntnisse haben. Das ist aber weder der Normalfall noch ein verbindliches Ideal.


    Und dann gibt es natürlich alle erdenklichen Zwischenstufen. Und sicher noch viele Stufen, mit denen ich kaum in Kontakt gewesen bin. Diejenigen, die bei der obigen Umfrage "gern" angekreuzt haben und damit in erster Linie Garrett meinen, sich aber dann eben auch eine klassische CD Garretts gekauft haben (vgl. Amazon-Rezensionen der verlinkten CD). Ich sehe Garrett (sowie die gesamte Schiene, Klassik durch Verpoppung populär zu machen) eher kritisch, aber ich habe Respekt vor einem Fan, der den Geiger über dessen "Pop/Crossover"-Scheiben kennengelernt hat, aber das Brahms-Konzert mit einem der längsten, schwierigsten und sperrigsten Kopfsätze der Literatur nicht nur durchhält, sondern sogar Gefallen daran findet.
    Sehr viel nachvollziehbarer aus der Sicht eines Hörers der üblichen Garrett-Kost: "Das ALbum hat meiner Meinung nach zu wenig Titel und leider hört sich sehr vieles sehr ähnlich an und dem Album fehlt ein wenig der gewohnte "Bumms".", aber auch der hat 4 Sterne vergeben.


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  • Ich sei, gewährt mir die Bitte, in eurem Bunde der Dritte!

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Hätte nie gedacht, wie einfach ich doch die rasend schnelle Selbstauflösung dieses Forums betreiben könnte - (Schweissperlen auf der Stirn) ... ;)


    Spaß beiseite....ich meine aber schon, dass jeder von Euch auf Anhieb einen Dur- von einem Moll-Akkord gehörmäßig unterscheiden könnte und die Arie des Vogelfängers ( "Ein Vogelfänger bin ich ja") oder die Melodie "Freude schöner Götterfunken" mehr oder weniger problemlos im langsamen Tempo anstimmen und dazu das Tongeschlecht (Dur oder Moll...) bestimmen könnte - vielleicht nicht gerade in Fischer-Dieskauscher Vollendung, aber doch so, dass man es immer noch als von der Sprache unterschiedene Melodie wiedererkennen könnte.....oder wie....oder was??
    Ein guter Anfang wäre es :)


    Nun ja, muss ja niemand darauf antworten 8-):D:pfeif:


    Gruß
    Glockenton


    Tip für unverdrossene Nachvollzieher: Sowohl die Vogelfänger-Arie als auch die Beethoven-Melodie stehen beide im gleichen Tongeschlecht (Dur oder Moll)....

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Spaß beiseite....ich meine aber schon, dass jeder von Euch auf Anhieb einen Dur- von einem Moll-Akkord gehörmäßig unterscheiden könnte

    Wahrscheinlich ja...



    und die Arie des Vogelfängers ( "Ein Vogelfänger bin ich ja") oder die Melodie "Freude schöner Götterfunken" mehr oder weniger problemlos im langsamen Tempo anstimmen und dazu das Tongeschlecht (Dur oder Moll...) bestimmen könnte - vielleicht nicht gerade in Fischer-Dieskauscher Vollendung, aber doch so, dass man es immer noch als von der Sprache unterschiedene Melodie wiedererkennen könnte..... oder wie.... oder was??

    Sicher nicht :) Mit viel gutem Willen würde man vielleicht noch die Melodie erkennen, wenn ich "singe", aber ob Dur oder Moll, das bestimmt nicht.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Auf diese Box haben vermutlich alle Taminos schon sehnsüchtig gewartet, aber wenn es der Sache dient.


    Dinner Classics


    Diese Edition enthält 10 CDs mit stimmungsvoller klassischer Musik für ein Festtags-Dinner, Candlelight Dinner, Relaxing Dinner, Italian Dinner und Asian Dinner, das Frühstück im Bett, den Nachmittagskaffee, Sonntagsbrunch sowie die Grillparty und Cocktail-Party.

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    Immerhin ermöglicht es diese Box, das Interesse für klassische Musik mit der "Organisation [von] Erotikbeziehungen" (Zitat Alfred) zusammenzuführen :thumbsup:

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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  • Lustig finde ich auch Glockentons Musikgeschichte-Kenntnisse der Klassikhörer.
    Wenn mit "Gregorianik" nur gemeint ist, dass man weiß, dass da ein paar Mönche eintimmig singen, dann d'accord.
    Dass es die Kirchentonleitern gibt, wissen dann noch ein paar für ältere Musik besonders Interessierte.
    Und wie man sie auseinanderhält, resp. welche Gestaltungsmöglichkeiten es gibt, wie das Repertoire sich zeitlich/regional aufteilt etc. wissen eventuell ein paar Musikwissenschaftler, aber nicht einmal Profimusiker geschweige Klassikliebhaber.


    Der Klassikliebhaber hört gerne klassische Musik - das war's auch schon.
    Er hat in der Regel weder musikgeschichtlichen Überblick, noch musiktheoretische Kenntnisse und kann auch nicht Musik machen.
    Garrett-Fans gehören natürlich dazu, wie die amazon-Rezensionen, auf die Johannes hingewiesen hat, belegen.

  • Die Garrett-Kritiken der Käufer auf Amazon zu lesen ist wirklich sehr lustig, weil viele sehr überraschend sind, wenn man nur innerhalb des engeren "Klassikliebhaberkreises" Umgang hat ...

    Zitat

    Der Respekt, den David der Musik zollt, indem er sich nicht in den Vordergrund drängt, sondern der Musik selbst und dem, der sie geschrieben hat, den ersten Platz einräumt, ist bemerkenswert.


    8o
    Am authetischsten kommt mir das vor:

    Zitat

    Ich schwelge in der Musik und wenn ich mir dann noch David Garrett dabei vorstelle, der so viel Freude an der Musik vermittelt, fühle ich mich gut.


    oder das:

    Zitat

    Wer die Musik nur als mp3 herunterlädt versäumt was. Wo Garrett zu hören ist, ist es auch immer schön ihn zu sehen. Er ist ja auch durchaus eine Augenweide. Genuss für alle Sinne, auch wenn es eigentlich nur um die Musik geht.

  • :D Wobei ich zugeben muss, dass auch für mich der Musikgenuß durch eine attraktive Geigerin, Cellistin oder ein ausschließlich weiblich besetztes Streichquartett durchaus gesteigert werden kann.


  • Dass es die Kirchentonleitern gibt, wissen dann noch ein paar für ältere Musik besonders Interessierte.
    Und wie man sie auseinanderhält, resp. welche Gestaltungsmöglichkeiten es gibt, wie das Repertoire sich zeitlich/regional aufteilt etc. wissen eventuell ein paar Musikwissenschaftler, aber nicht einmal Profimusiker geschweige Klassikliebhaber.


    Na, ich hoffe doch sehr, dass es zur Allgemeinbildung wenigstens des Profimusikers hinzugehört, wenigstens bei einigen. Jedenfalls gab es ein gutes praktisches und auch musikgeschichtliches Bildungsangebot diesbezüglich in Oslo, aber ich gebe zu, dass es bei vielen irgendwo im Kopf in der Abteilung "ist das Prüfungsrelevant?" abgelegt wurde.


    Ein Kurzes Stück ;) in einem Modus zu komponieren, war für mich an der Hochschule übrigens deshalb nichts Neues, weil ich eben durch mein Jazzinteresse (wer Chick Coreas spanische Seiten kennt, der weiß z.B. auch, was phrygisch ist...) vorbelastet war. Als ich dann im Fach "Satzlehre Moderne Musik" ein Stück in zwei Messianschen-Modi schreiben sollte (linke Hand Modus 3, rechte Hand Modus 2), habe ich mit meinem kleinen Funk-Stück sicherlich nicht die Erwartungen des schwedischen Professors erfüllt, aber es war ein Spaß und auch ein Ausdruck später Rebellion gegen so eine Art von konstruierter Musik, der keine innere Bewegung vorausging.
    Als Kirchenmusiker wird man übrigens schon durchaus weitergehend in die Welt der Gregorianik eingeführt. Sehr faszinierend, aber ich müsste mich in dieser Notenschrift viel mehr üben.


    Aber gut, ich sehe schon, dass ich in der Gefahr stehe, hier abzuschweifen.
    Als Musiker glaubt man fest daran, dass es im Publikum (bei mir: in der Gemeinde) immer wenigstens einen gibt, der versteht, was du da tust. Damit bin ich bisher gut gefahren, denn manchmal war es tatsächlich so. Gut, dass ich da gut vorbereitet war...


    Gruß
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Zitat

    Als Musiker glaubt man fest daran, dass es im Publikum ( bei mir: in der Gemeinde) immer wenigstens einen gibt, der versteht, was du da tust.


    Der ist echt gut, man weiß nicht, ob man lachen oder weinen sollte.

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