Die Crux mit den Megaboxen

  • In den letzten Jahren hat es sich in der klassischen Tonträgerbranche eingebürgert, "Gesamtboxen" zu vermarkten - das oft genug "ausschliesslich". Wer also in einer gewissen Edition beispielsweise 20 der 27 Klavierkonzerte Mozarts in seiner Sammlung hat und diese um 2 weitere ergänzen möchte, der steht oft genug der Tatsache gegenüber, daß das nicht mehr möglich ist; "Alles oder Nichts" lautet die Parole. Manchmal ist es indes so, daß die Gesamtbox weniger kostet als 2 Einzelveröffentlichungen bislang gekostet haben - und so beisst man in den sauren Apfel.
    Schlimmer ist es schon , wenn ALLE Werke eines Komponisten in einer Box verpackt und vermarktet werden. Man hat den Eindruck hier soll Unrat entsorgt werden und deshalb verschenkt der Rechteinhabe den ganzen Krempel mehr oder weniger.


    Am schlimmsten aber empfinde ich "Interpretenboxen". Da werden aller Aufnahmen eines Interpreten, ob sie nun stilistisch und vom Komponisten her in eine Box gepackt, ein paar schwer verkäufliche Monoaufnahmen sind auch dabei und man bekommt ein Paket im Sonderangebot, von dem man ein Drittel schon besitzt, und ein weiteres Drittel einen nicht interessiert.


    Prinzipiell erwirbt man also jede Menge Doubletten und Tripletten (sagt man so?) weil der Inhalt dieser Boxen allzuoft redundant ist.


    Persönlich würde ich begrüßen, Serien , wie einst "The Originals", alledings ohne diese "diskriminierende " Schrägstellung des Originalcovers. Cpo stellt in dieser Hinsicht mein Idealbild dar.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Auch ich bin kein Freund dieser Megaboxen, denn es ergeht mir ebenso. Durch meine große Sammlung gibt es "jede Menge Doubletten und Tripletten". ... deshalb verschenkt der Rechteinhaber den ganzen Krempel mehr oder weniger. Eine Ausnahme wäre die: Es kämen in der Megabox Aufnahmen vor, die durch die Rechteinhaber jahrelang zurückgehalten wurden und nun in der Box zur Erstveröffentlichung freigegeben wurden. Dann könnte es für mich evtl. auch interessant werden.

    W.S.

  • Am schlimmsten aber empfinde ich "Interpretenboxen". Da werden aller Aufnahmen eines Interpreten, ob sie nun stilistisch und vom Komponisten her in eine Box gepackt, ein paar schwer verkäufliche Monoaufnahmen sind auch dabei und man bekommt ein Paket im Sonderangebot, von dem man ein Drittel schon besitzt, und ein weiteres Drittel einen nicht interessiert.


    Es mag ja Beispiele geben, auf die das Geschriebene genau zutrifft. So etwas kaufe ich dann eben nicht ...


    :!: Mir gefallen aber diese Interpreten-CD-Boxen oftmals sehr gut.
    Was ich daraus an CD-Material bereits besaß, habe ich eben weiter gegeben.


    Zum Beispiel sind die Ormandy-CD-Boxen grosse Klasse in jeder Hinsicht. Auch wenn man vieles aus dem Repertiore schon auf CD hatte, so sind gerade die Ormandy-Aufnahmen eine grosse Bereicherung gewesen, weil diese sich für mich "Erste Klasse-Aufnahmen" herausgestellt haben:
    :angel: Dabei die 20th-Century - Box, die mit Freude und durchschlagendem Erfolg durch die Komponisten-Boxen = Tschaikowsky-Orchesterwerke-Box (die ich zunächst nur gekauft habe um die 3 KK zu haben, die einzeln teurer waren), sowie die Sibelius-Sinfonien-Box (die alle gemachten Aufnahmen enthält) ergänzt wurde.



    :angel: Ganz wichtige Interpreten-Boxen, die ich nicht mehr missen möchte, sind die drei 10-CD-Boxen (Brillant) von Swetlanow, Roshdestwensky und Mrawinsky. Wobei beim Letzteren vom Inhalt her tatsächlich einiger Monoschrott vermarktet wurde ... , aber das was übrig bleibt (Bruckner 9, Tschaikowsky 5, Schostakowitsch 5, Tschaikowsky Francesca ..., Prokofieff Romeo und Julia -Suite 2 und ein paar weitere Sachen) rechtfertigen den Kauf allemal !


    :angel: Ganz exemplarisch auch die Emil Giles-9CD-Box (EMI) mit den Beethoven-KK unter Szell, die in den Einzelausgaben nicht über dieses TOP-Remastering verfügen und dann die Wahnsinnsaufnahmen der Tschaikowsky-KK unter Maazel.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Es kämen in der Megabox Aufnahmen vor, die durch die Rechteinhaber jahrelang zurückgehalten wurden und nun in der Box zur Erstveröffentlichung freigegeben wurden.


    Ich weiß, ich bin ein böser Mensch und Skeptiker. Aber immer wenn ich 20 oder 30 Jahre nach dem Tod eines Interpreten lese: "Erstveröffentlichung!", dann regt sich bei mir ein leises oder auch weniger leises Mißtrauen, welches fragt: "WARUM" hat man das seinerzeit nicht veröffentlicht, sonder zig Jahre in den Archiven vergammeln lassen? In den meisten Fällen wird es vermutlich so sein, daß die Aufnahme zum Zeitpunkt ihres Entstehens einfach als inakzeptabel, bzw. unbrauchbar bewertet wurde, und deshalb ins Archiv wanderte. HEUTE ist der Künstler so berühmt, dass sich mehr oder weniger jeder Schrott verkaufen lässt, den er je produziert hat. Oft ist der böse Bube aber der Tontechniker, der die Aufnahem versaut hat.....In so einer Megaboxh hat das alles Platz...


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Alle Mozart-Klavierkonzerte in einer Schachtel sind keine "MegaBox". Das gab es schon zu LP-Zeiten gar nicht selten und war im CD-Zeitalter auch relativ schnell üblich. Die 1991er Complete Mozart Edition ist weitgehend in solchen mittelgroßen Boxen organisiert. Bloß waren die im Verhältnis relativ teuer, typischerweise etwa midprice, d.h. eine 10-CD-Box mit allen Mozartkonzerten hätte vermutlich 150-200 DM gekostet.
    Sie wurden aber schon Mitte/Ende der 1990er günstiger im Falle von Wiederveröffentlichungen älterer Aufnahmen. Meine ersten Boxen mit Beethoven-Klaviersonaten habe ich ca. 1997 gekauft (davor hatte ich eine Reihe Einzel-CDs, aber nicht alle Werke) und sowohl die DG-Gilels-Box als auch Guldas Amadeo-Aufnahme kosteten meiner Erinnerung nach ca. 70-100 DM, d.h. 7-10 DM/CD. Sogar ein Prestigeprojekt wie der neu remasterte Solti-Ring kostet 1997 unter 200 DM für 14 CDs.


    In den frühen 2000ern nahm dann der Preisdruck zu. Man konnte niemandem mehr erzählen, dass für einen nunmehr 20 Jahre alte Technologie so hohe Preise, zumal bei Jahrzehnte alten Aufnahmen, die ihr Geld längst eingespielt hatten, notwendig waren.


    Die eigentlichen "Megaboxen" mit 30 oder gar >100 CDs kamen erst in den letzten ca. 10 Jahren. Das liegt zum einen ganz sicher daran, dass in den meisten Ländern Aufnahmen der 1950er und 60er nun zunehmend nicht mehr verwertungsrechtlich geschützt waren. Und eine erneute Auflage als einzelne midprice-CDs oder mittelgroße Boxen lohnt sich eben nur für wenige dieser älteren Aufnahmen. (Gibt es allerdings nach wie vor bei Labels wie Testament u.a.). Es ist für die großen Labels anscheinend die einzige Möglichkeit (oder die, die sie für die beste halten) mit dem alten Zeug wenigstens noch ein bißchen Geld zu verdienen.
    Ärgerlich ist das hauptsächlich, wenn manche Sachen NUR in solchen Boxen zu kriegen sind, weil vorher nie auf CD erschienen oder schon lange vergriffen.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Zitat

    Ärgerlich ist das hauptsächlich, wenn manche Sachen NUR in solchen Boxen zu kriegen sind, weil vorher nie auf CD erschienen oder schon lange vergriffen.


    DAS ist genau der springende Punkt, ich glaub ich habe das in Beitrag Nr 1 schon angesprochen.....


    Zitat

    Es ist für die großen Labels anscheinend die einzige Möglichkeit (oder die, die sie für die beste halten) mit dem alten Zeug wenigstens noch ein bißchen Geld zu verdienen.


    Das ist natürlich EIN Aspekt - Der andere ist, zu VERHINDERN, dass die anderen Geld damit verdienen. Denn der Besitzer der Mutterbänder hat IMMER die Nase vorn - gegenüber einer Kopie von einer Langspielplatte, denn die rauscht mehr und hat Einbußen beim Fequenzgang und Impulsverhalten. Ist der Preisunterschied gering oder gar nicht vorhanden, so greift man natürlich lieber zum Original. Die "Zweitverwerter" verlieren auf diese Weise Geld und mit etwas Gück treibt man sie in den Ruin.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • ich habe einige dieser Boxen und werde bestimmt auch noch ein paar kaufen. Oftmals ist der Preis sehr verlockend, manchmal sind es sehr liebevolle Zusammenstellungen (finde ich). Und sehr oft bin ich dann auch auf Dinge gestossen, die ich nicht kannte, mir einzeln nie gekauft hätte und die mir gut gefielen. Manchmal sind das so Lückenfüller, weil noch 10 Minuten Platz auf der Scheibe war. (So fand ich einmal die Stücke die Beethoven für Spieluhren (!) geschrieben hat. Hätte ich sonst nie kennengelernt. Bei Komponistenboxen sind oft auch Stücke dabei von Komponisten, denen sich dieser besonders gewidmet hat, das kann sehr interessant werden. - Gut, ich sortiere auch immer wieder viel davon aus, aber darüber freuen sich dann andere und wie gesagt,die Preise sind oft sehr moderat.

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.