Tamino Opernkanon

  • Einen Lortzing können wir WDR3-Hörer heute Abend überprüfen: Zar und Zimmermann. Hier die Besetzung: Hermann Prey, Peter Schreier, Erika Köth, Siegfried Vogel, Nicolai Gedda. Robert Heger dirigiert die Staatskapelle Dresden.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)



  • Alles großartige Werke, die sich aber für die Bühne nicht wirklich eignen. Ich denke es ist berechtigt Werke aufzunehmen, die mehr oder weniger vergessen sind, aber in ihrer Zeit das Publikum angezogen und begeistert haben. Also Meyerbeer und eben auch Spontini. Werke, die sich aber immer schwer auf der Bühne getan haben, sollten wir eher nicht berücksichtigen. Das sagt ja nichts gegen ihre Qualität.


    Das sehe ich komplett anders. Gerade hier bei dem Opernkanon sollte es eben nicht darum gehen, was in der Plattenindustrie und auf den Bühnen vorherrscht. Diese Vorlieben sind sowas von schnelllebig. Templer und Jüdin, Barbier von Bagdad, Glöckchen des Eremiten, Königin von Saba, Königskinder, Tiefland, der Ferne Klang, das alles waren Opern, die früher permanent zum Repertoire gehörten und sich auch als sehr gut für die Bühne bewiesen. Und wir hatten auch gesagt, das ist bei unserem Kanon nicht um persönliche Vorlieben gehen sollte. Wenn dem nämlich nicht so wäre, dann hätte ich mit Wonne Parsifal und Götterdämmerung gestrichen.

  • Lieber Bertarido, das Eintreten für die deutsche Spieloper sollte nicht so vorschnell als Begeisterung qualifiziert werden.


    Lieber Rheingold, Begeisterung ist ja nichts Schlechtes, und es lag mir fern, das Eintreten für die Spieloper abzuqualifizieren. Meine Bemerkung bezog sich übrigens auf den unmittelbar vorhergehenden Beitrag von dr.pingel, der gleich noch ein paar weitere Werke nannte, die unbedingt in den Kanon müssten. Da schien mir schon eine Begeisterung erkennbar zu sein.



    Was mich angeht, hege ich gar keine Begeisterung für die Spielopern. Ich habe mich nur mit dem Thema beschäftigt und dabei seine Wichtigkeit erkannt.


    Umso ehrenwerter, dass Du Dich dafür einsetzt. Ich bin ja prinzipiell auch dafür, dass die Spielpläne unserer Opernhäuser ein möglichst breites Repertoire abdecken. Aber ich gebe zu, dass ich mich nicht gerade für die Aufführung von Werken stark machen würde, die ich nicht vermisse :untertauch: .



    Zumindest hast Du eingeräumt, was mir nun wieder sehr gut gefiel, dass Du Dich auf dem Gebiet nicht sonderlich auskennst. Vielleicht wird das ja noch. ;)


    Unwahrscheinlich. Ich habe bei meinen Erkundungen der Opernwelt natürlich auch irgendwann einmal die bekanntesten Spielopern angehört, aber sofort gemerkt, dass sie mir nichts sagen. Und während ich beispielweise den italienischen Belcanto, der mir anfangs auch nicht viel bedeutet hat, inzwischen wertzuschätzen weiß, werde ich mich der Spieloper wohl nie annähern. Die Gründe könnte ich benennen, aber das ist hier nicht der richtige Ort. (Die Barockoper war hingegen eine Liebe "auf den ersten Blick", die im Laufe der Jahre eher noch glühender geworden ist.)


    Aber natürlich ist mir die Bedeutung dieser Phase der deutschen Operngeschichte bewusst, und deshalb - ich kann es nur nochmals wiederholen - stand für mich auch nie in Frage, dass dieses Genre in einem Kanon vertreten sein muss. Aber unter Wahrung des rechten Maßes! Nur mal als Beispiel: Der sehr ausführliche und tiefgehende Opernführer von Ulrich Schreiber widmet der Spieloper insgesamt 22 Seiten, ungefähr soviel wie der Revolutionsoper und dem Klassizismus in Frankeich einschließlich Cherubini (29 Seiten). Mozart hingegen beansprucht 97 Seiten, Rossini 45, Verdi 120, Wagner 110. Das ist zumindest ein Indikator, wie die Bedeutung dieser Komponisten bewertet wird. Und in der recht neuen "History of Opera" von Abbate und Parker, die mit einem Band natürlich erheblich kürzer ist, werden Lortzing, Nicolai und Flotow nicht einmal erwähnt. Was sicherlich ein Versäumnis ist, aber vielleicht auch zeigt, wie es um die Bekanntheit dieses spezifisch deutschen Genres im Ausland bestellt ist.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.


  • Das stimmt so nicht ganz. Flotows Martha war an der Met und in London sehr beliebt.

  • Lieber Bertarido,
    die nächsten 10 Tage werde ich unterwegs sein und deshalb kaum mal ins Internet schauen. Natürlich habe ich auch etliche Konzerte und Opernaufführungen eingeplant! Freue mich schon drauf.
    Ab Mittwoch den 28. März bin ich aber wieder zu Hause! Dann kannst Du mit meiner weiteren Mitarbeit am Kanon rechnen!


    Tschüß


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Bertarido,
    die nächsten 10 Tage werde ich unterwegs sein und deshalb kaum mal ins Internet schauen. Natürlich habe ich auch etliche Konzerte und Opernaufführungen eingeplant! Freue mich schon drauf.
    Ab Mittwoch den 28. März bin ich aber wieder zu Hause! Dann kannst Du mit meiner weiteren Mitarbeit am Kanon rechnen!


    Tschüß


    Caruso41


    Lieber Caruso, dann wünsche ich Dir schöne und erhebende Erlebnisse in Konzert- und Oper! Besonders bei der französischen Oper brauchen wir dann wieder Deine Expertise für den Kanon.

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  • Grétry kam interessanterweise gar nicht vor.


    Den habe ich wohl ein paar Tage zu spät für mich entdeckt, um ihn hier zu nennen.


    Wie sieht es eigentlich mit Boieldieu aus? Wurde offenbar auch nicht genannt. Kann man den wirklich übergehen trotz "La Dame blanche"? Auber geht mir auch ab, oder kommt der noch?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões


  • Wie sieht es eigentlich mit Boieldieu aus? Wurde offenbar auch nicht genannt. Kann man den wirklich übergehen trotz "La Dame blanche"? Auber geht mir auch ab, oder kommt der noch?


    Die kommen beide noch - sowohl die "Dame blanche" als auch "Fra diavolo" wurden natürlich genannt!

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich versuche wieder einmal, auf Grundlage der Diskussion einen Vorschlag zu formulieren. Fragezeichen heißt wie üblich, dass das Werk bei einer späteren erneuten Durchsicht der Gesamtliste noch einmal unter die Lupe genommen wird.


    Méhul - Joseph (et ses frères) - 1 (?)
    Cherubini - Médée - 6
    Spontini - La Vestale - 1


    Beethoven - Fidelio - 14
    (Den Kraus habe ich als Exoten gestrichen, Caruso hat ja selbst nicht darauf bestanden.)


    Weber C. M. v. - Der Freischütz - 15
    Marschner - Hans Heiling - 2


    Nicolai - Die lustigen Weiber von Windsor - 8
    Flotow - Martha oder Der Markt zu Richmond - 6
    Lortzing - Zar und Zimmermann - 6 (Ich lese aus den Beiträgen heraus, dass dieses Werk gegenüber dem Wildschütz bevorzugt wird.)


    Wenn wir uns darauf einigen können, dann stünde nun den Sprung über die Alpen an...

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  • Wenn wir uns darauf einigen können, dann stünde nun den Sprung über die Alpen an...


    Mit dieser Auswahl kann ich sehr gut leben. :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • 1951 brachte der Berliner Rundfunk eine Übertragung in der Urfassung (Sänger usw. unbekannt). Wilhelm Neef überarbeitete die Urfassung textlich und musikalisch für die Bühne, sie wurde 1954 fertiggestellt. Das war es bis zu diesem Zeitpunkt.


    Lieber La Roche, die Besetzung dieser REGINA des Berliner Rundfunks findest Du im Opernführer. Interessant ist, dass davon Anfang er 1970er Jahren in der Bundesrepublik - Label weiß ich nicht mehr - eine Langspielplatte erschienen ist.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


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  • Die kommen beide noch - sowohl die "Dame blanche" als auch "Fra diavolo" wurden natürlich genannt!


    Eins verstehe ich nicht: ihr verachtet Lortzing und Cornelius und liebt solche Schmonzetten wie "Fra Diavolo", den "Postilljohn von Longschümo" und "La Dame blanche"? Dann plädiere ich doch noch für den "Evangelimann"! Übrigens: ich finde, dass "Fidelio" hineingehört, aber nur aus historischen, nicht aus musikalischen Gründen.


    P.S. Hiermit drohe ich schon mal den Nachfolgethread zu diesem an: die 200 hassenswertesten Opern der Musikgeschichte. Ich glaube, da werden wir aus diesem Thema auch fündig. (Deswegen lassen wir´s! 8-) )

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Ich bin nach wie vor der Meinung, dass vor "Zar und Zimmermann" der "Wildschütz" hineingehört, aber wenn die anderen es anders wollen, auch gut.

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Ich zumindest verachte weder Lortzing noch Cornelius (habe beide nominiert). Und ich sehe sogar, genauso wie Du, lieber Doktor, den "Wildschütz" vorn. Wir sind aber in der Minderheit, so scheint es. Mir soll "Zar und Zimmermann" auch recht sein.

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    – Luís de Camões

  • Übrigens: ich finde, dass "Fidelio" hineingehört, aber nur aus historischen, nicht aus musikalischen Gründen.


    Kann ich in gewisser Weise verstehen. Beethoven und Oper, das war wirklich nicht seine größte Stärke (und ich bin nun wirklich Beethoven-Fan).

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    – Luís de Camões

  • Übrigens: ich finde, dass "Fidelio" hineingehört, aber nur aus historischen, nicht aus musikalischen Gründen.


    P.S. Hiermit drohe ich schon mal den Nachfolgethread zu diesem an: die 200 hassenswertesten Opern der Musikgeschichte. Ich glaube, da werden wir aus diesem Thema auch fündig.


    Die Fidelio-Debatte ist ja nicht so neu. Für mich gehört die Oper natürlich auch aus musikalischen Gründen in einen Kanon. Sie besteht vom ersten bis zum letzten Takt aus genialen Erfindungen. Dass die nicht immer zusammengehen, ist ein anderes. Wo, bitte, gibt es etwas vergleichbares mit der Leonoren-Arien, dem Quintett oder der Florestan-Arie? Mit Fidelio haben wir auch das nach meinem Dafürhalten glänzendste Bespiel dafür, wie ein Komponist mit der Form Oper gerungen hat. Formal und musikalisch. Der Stoff ist mehrfach vertont worden., Und plötzlich hebt sich so ein gigantischer Wurf heraus.


    Bei Dr. pingel weiß man nie, wie ernst er etwas meint. Das ist das Schicksal der Satiriker. Den Begriff "hassenswert" in einen Zusammenhang mit Oper zu bringen, hinterlässt bei mir schon eine gewisse Ratlosigkeit. ?( Auch wenn es ironisch oder satirisch gemeint gewesen sein sollte. Er muss in seinem Leben viele Opern gehört und gesehen haben, um aus diesem Bestand 200 Stücke herausgefunden zu haben, die in den angedrohten Nachfolgethread passen. Da bin ich schon jetzt sehr gespannt. :)


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


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  • Quintett

    In Beethovens "Fidelio" gibt es gleich zwei ganz bemerkenswerte Quartette, keine Frage, aber ein Quintett??? Ich glaube, du hast dich kurzzeitig in nach Nürnberg in die Schusterstube des Hans Sachs verirrt! ^^


    (Sicher, im Finale des 1. Aktes singen im "Fidelio" 5 Solisten, aber eben auch ein Chor, weshalb das eher als Ensemble denn als Quintett bezeichnet wird.)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber La Roche, die Besetzung dieser REGINA des Berliner Rundfunks findest Du im Opernführer. Interessant ist, dass davon Anfang er 1970er Jahren in der Bundesrepublik - Label weiß ich nicht mehr - eine Langspielplatte erschienen ist.

    Lieber Rheingold,


    Der Opernkanon bringt Sachen ans Licht, die ohne ihn vergessen würden. Ich kenne (wie sicherlich fast alle hier) die Regina nicht. Mich würde aber fürchterlich interessieren, wie die Musik klingt. Lortzing kann ja nicht die gleiche Art von Musik komponiert haben wie in den Spielopern. Kennst Du irgendeinen Zugang über Internet zu dieser Musik?


    Übrigens hat das Meininger Theater 2016 diese Oper in realistischen Bühnenbildern auf die Opernbühne gebracht. Bei youtube läuft sogar ein Trailer, aber nur 2 Minuten, die Ouvertüre wird auch gespielt, aber nichts weiter.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Kennst Du irgendeinen Zugang über Internet zu dieser Musik?


    Lieber La Roche, bei YouTube kannst Du einige Ausschnitt hören - zum Beispiel diesen:



    Die Musik lässt schon dramatische Anklänge hören. Es gibt auf Amazon auch einen kostenlosen Stream der alten Aufnahme. Dazu müsstest Du aber ein Konto dort haben, das kostenfrei ist. Auch Spotify biete die alte und die neue Einstellung von cpo zum freien Hören an. Dabei muss man allerdings Werbeblocks hinnehmen, die sich aber in Grenzen halten und nicht in die Musik hinein ragen. Ich gehe immer mit meinem Facebook-Account auf diese Seite.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • In Beethovens "Fidelio" gibt es gleich zwei ganz bemerkenswerte Quartette, keine Frage, aber ein Quintett???


    Ach! Wieder etwas gelernt. Ich dachte immer, es ist ein Quintett: Leonore, Fidelio, Rocco, Marzelline und Jaquino. Das sind doch fünf. :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Zu Fidelio wurde ja in anderen Threads schon genug Sinnvolles und weniger Sinnvolles geschrieben. Da die Oper seit den 1820ern oder so dauerhaft als Eckstein des Repertoires auf den Bühnen zu sehen ist, gibt es hier eigentlich nicht viel zu begründen. Genau wie bei der Zauberflöte (oder dem Finale der 9. Sinfonie oder...) ändert kein Unsinn, den jemand als Ausweis eines besonders verfeinerten Geschmacks zu äußern meint, etwas an den musikalischen Qualitäten und noch weniger am ungebrochenen und nie ernsthaft in Frage stehenden Bühnenerfolg dieser Stücke.


    Es gibt wirklich zig Stücke, über die man hier mit Recht kontrovers diskutieren könnte, entweder weil sie 100 oder gar 300 Jahre niemanden interessiert haben (z.B. die meiste Barockoper, die Opern Haydns, vieles aus dem frühen Belcanto oder sogar Mozarts Idomeneo, auch Oberon oder Genoveva usw.) oder eben weil sie nach 100 bis 150 Jahren Repertoirebestand in den letzten Jahrzehnten stark nachgelassen haben wie die deutsche Spieloper, das meiste aus der Opera comique, Meyerbeer, oder auch Verismo jenseits der unbestrittenen "Kracher" (z.B. "Die toten Augen" oder "Tiefland"). Aber Fidelio ist noch nichtmal von weitem ein Wackelkandidat oder einer der "aus historischen Gründen" (wie vielleicht Lully, Spontini oder Cherubini) auf der Liste wäre.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zu Fidelio wurde ja in anderen Threads schon genug Sinnvolles und weniger Sinnvolles geschrieben. Da die Oper seit den 1820ern oder so dauerhaft als Eckstein des Repertoires auf den Bühnen zu sehen ist, gibt es hier eigentlich nicht viel zu begründen. Genau wie bei der Zauberflöte (oder dem Finale der 9. Sinfonie oder...) ändert kein Unsinn, den jemand als Ausweis eines besonders verfeinerten Geschmacks zu äußern meint, etwas an den musikalischen Qualitäten und noch weniger am ungebrochenen und nie ernsthaft in Frage stehenden Bühnenerfolg dieser Stücke


    Mir scheint eher, dass der Ausweis eines besonders verfeinerten Geschmacks darin besteht, die Zauberflöte, Lucia di Lammermoor, das Finale der Neunten und Fidelio zu den kompositorischen Highlights der Musikgeschichte zu erklären, trotz der eklatanten Schwächen dieser Werke. Zum "Unsinn" sage ich nur: "Du setzt mich ins Unrecht, aber ich nehme nicht Platz!"

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • "Du setzt mich ins Unrecht, aber ich nehme nicht Platz!"

    Aber Du würdest wohl platzen, wenn jemand Janacek nicht so mag, oder?


    Herzlichts La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich verstehe die Aufregung nicht, es hat doch niemand die Aufnahme des "Fidelio" in den Kanon in Frage gestellt. Man sollte allerdings auf die Schwächen dieses Werks hinweisen dürfen, ohne dass es gleich zu persönlichen Angriffen kommt. Dass der "Fidelio" bei aller genialen Musik als Oper nicht vollends gelungen ist, das ist nun wahrlich ungezählte Male aus weitaus berufeneren Mündern geäußert und auch überzeugend begründet worden.

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  • Aber Du würdest wohl platzen, wenn jemand Janacek nicht so mag, oder?


    Herzlichts La Roche



    Warum sollte ich platzen? Ich bin doch eigentlich dran gewöhnt, dass die allermeisten Leute, auch hier im Forum, Janacek gar nicht kennen. Wenn ich hier manchmal die Tamino-Mainstream-Intoleranz beklage, muss ich zwangsläufig tolerant sein (jedenfalls versuche ich das :D ).

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  • Wenn ich hier manchmal die Tamino-Mainstream-Intoleranz beklage, muss ich zwangsläufig tolerant sein (jedenfalls versuche ich das ).


    Lieber dottore, im nächsten zu diskutierenden Abschnitt wird dann mit der "Regimentstochter" endlich Deine Lieblingsoper an die Reihe kommen :thumbsup:

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  • Warum sollte ich platzen? Ich bin doch eigentlich dran gewöhnt, dass die allermeisten Leute, auch hier im Forum, Janacek gar nicht kennen. Wenn ich hier manchmal die Tamino-Mainstream-Intoleranz beklage, muss ich zwangsläufig tolerant sein

    Lieber Dottore,


    nimm das mit dem Janacek mal nicht persönlich. Immerhin habe ich als Jugendlicher 2x die Felsenstein-Inszenierung vom Schlauen Füchslein mit Irmgard Arnold gesehen, als Film. War nicht begeistert, war sicher zu jung. Jenufa habe ich mal im Fernsehen erlebt, und das Finale ist eines der Berührendsten und Gewaltigsten der Opernliteratur. Und den Herrn Broucek habe ich in Gera in einer zauberhaften Inszenierung gesehen (mit Johannes Conrad in der Titelrolle), und in Erinnerung ist mir leider nur das Bühnenbild geblieben, wenigstens etwas. Es erinnerte mich an Frau Luna.


    Mehr beeindruckt hatte mich Janacek im Konzertsaal. Da war Taras Bulba und die Sinfonietta mal im Programm, und das war echt stark. Da haben die Bläser den Geigern mal so richtig gezeigt, wer das Sagen hat!


    Vielleicht war mein erstes Erlebnis mit Janacek zu früh. Ach, was solls, auch Strauss hat mir bis vor 15-20 Jahren nicht zugesagt, und jetzt ist er in Oper und Konzertsaal bei mir ganz vorn dabei. Manchmal klingen Janacek und Strauss gar nicht so unterschiedlich, nur daß Janacek nach Janacek und Strauss nach Strauss klingt. Vielleicht kommt mir der Leos näher, wenn ich mich mit ihm mehr befasse (in der Regel kommt bei mir der Zugang über die Biographie), und ich bin ja noch im lernfähigen Alter. Also, brauchst nicht tolerant zu sein, es gibt schlimmere Komponisten als Janacek!


    Herzlichst La Roche

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    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Auch ich mag Janacek, vor allem die Jenufa, sehr. Der einzige Wemutstropfen, der mir vor allem die Barockopern gänzlich ungeniessbar macht: Derselbe Satz wird, entgegen jeder dramatischen Glaubwürdigkeit, mehrfach wiederholt.

  • Ich möchte doch einen kleinen Rückzug machen. Ich platze nicht nur nicht, wenn jemand Janacek nicht mag, sondern bin eigentlich sehr beeindruckt, wie viele Kollegen hier diese Musik kennen und verstehen. Das ist in meinem normalen Umfeld, obwohl die Freunde alle sehr gebildet und auch musikalisch sind, nicht so.

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